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Das organische Supergleitmittel


 
 
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Ronsen
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 22
Wohnort: Hamburg


Beitrag11.11.2015 21:14
Das organische Supergleitmittel
von Ronsen
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Vorweg: Schön, dass dich der Titel nicht abgeschreckt hat. Ich habe eine Weile überlegt, ob diese Geschichte der richtige Einstand ist, aber die Resonanz meines persönlichen Umfeldes ist recht gut, daher dachte ich mir, ich versuche es einfach mal.
Achtung: Es handelt sich hier um eine Fanfiktion zu einem Computerspiel, darum bin ich innerhalb der Geschichte nicht auf alle Hintergrundinformationen eingegangen. Das Spiel heißt Alpha Centauri, es geht um eine futuristische Welt in einem anderen Sternensystem. Die Menschen siedeln dabei in sieben Kolonien, die auf verschiedenen Idealen aufbauen. auf dem Planeten und kämpfen um die militärische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Vorherrschaft gegen die anderen Gruppierungen. Der in der Geschichte namhafte Direktor Morgan ist dabei einer der Anführer der Gruppierungen. Mehr muss man denke ich nicht wissen.

Viel Spaß beim Lesen und ich bin gespannt auf eure Anregungen smile

Das organische Supergleitmittel

Ich besitze eine schöne Gänsefeder. Mein Großvater hat sie mir vermacht, ein Überbleibsel von der Erde. Klar, sie hat schon längst an Glanz verloren, ist ausgefranst und an der Spitze zweigeteilt. Aber wenn ich abends an meinem Schreibtisch sitze und darauf warte, dass die Reaktoren abkühlen, dann nutze ich die Zeit gerne und schreibe damit in mein Tagebuch.
„Lebst du noch im zweiten Jahrtausend?“, hat mein Chef, der Laborleiter Doktor Klink, mich neulich gefragt, „Du kannst deine Daten sicher auf deinem Rechner speichern. Papier und Tinte sind doch viel zu teuer. Oder vertraust du dem planetaren Netzwerk etwa nicht?“
Es hat nichts mit dem Datenschutz zu tun, denn dieser, so betont der IT der Abteilung NetChem immer wieder, sei im gesamten Netzwerk sicher gestellt. Niemand, nicht einmal Direktor Morgan persönlich, könnte sich Zugriff auf die vertraulichen Daten der einzelnen Rechner verschaffen. Denn jede noch so geringe Datenübertragung zwischen den Computern wird strengstens überwacht.
„Das ist ihr Versprechen für die Sicherheit der Kolonisten", so der Doktor, „Aber wenn du ohnehin schon so eine Feder hast, kannst du auch das hier mal ausprobieren."
Man gab mir ein kleines Gläschen mit Tinte. Sie hatte eine grünlich-bräunliche Farbe und war äußerst dünnflüssig. Die Worte, die ich mit meiner alten Feder und dieser scheinbar billigen Tinte in mein Tagebuch schrieb, konnte man nur schwerlich lesen. Aber es war Tinte, künstlich erzeugt.
„Das ist der umweltfreundlichste Naturfarbstoff, der bekannt ist", hat der Leiter der Abteilung für organische Mehrzweckchemie gesagt und sich dabei heimlich ins Fäustchen gelacht, „Warts ab, wir haben gerade etwas ganz Großes am Laufen!"

Ich arbeite hier als Testperson und protokolliere die verschiedensten neuen Verbindungen, die Doktor Klink und die anderen Mitarbeiter entwickeln. Da wir aus bislang unbekannten Gründen auf dem Planeten noch keine fossilen Brennstoffe diesseits der Mohorovicic-Diskontinuität entdecken konnten, müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was diese Welt uns an pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen zur Verfügung stellt und mit den noch überlieferten Geräten der Erde versuchen, eine funktionierende Energiewirtschaft aufrecht zu erhalten. Dafür kommt der Laborleiter fast täglich mit einem neuen Fläschchen und irgendeiner fremden Substanz, die ich auf Herz und Nieren prüfen soll. Nach seinem berühmten Alpecol, welches Haarausfall fördert, ohne die Kopfhaut zu beschädigen und den revolutionären synthetischen fossilen Brennstoffen, die eine nahezu identische Zusammensetzung wie Erdöl hatten, jedoch wie Guano riechen, hat er heute ein revolutionäres Mittel erfunden, das die technische Entwicklung der Kolonie gegenüber den Rivalen um hundert Jahre voraus katapultieren wird.
"Was ist es denn?", frage ich atemlos, während ich ihm eiligen Schrittes durch den meterlangen, in sterilem Weiß gehaltenen Korridor zum Labor der organischen Chemie folge.
"Erinnerst du dich noch an das Grubenunglück auf dem Mount Mesa?"
Wie kann man das nicht? Es war erst drei Wochen her, da sind einige der Bergarbeiter in einer der Stollen mit ihrem Versorgungsport stecken geblieben und konnten nicht rechtzeitig vor Anbruch der Nacht gerettet werden.
"Acht Stunden. So lange hat hier noch kein bemanntes Gefährt unter Tage verbracht. Die Umweltbedingungen, Hitze und Druck sind völlig andere. Die Motoren hatten rapide an Leistung verloren. Der Verschleiß der Maschinenteile war viel zu hoch. Wie könnte man das wohl in Zukunft beheben?"
Ehe ich antworten kann, werden wir von einem Mitarbeiter unterbrochen. Er berichtet, dass sich der Direktor persönlich diese Weltneuheit begutachten wolle.
"Das wird mein Durchbruch!", ruft der Doktor aufgeregt, "Ich werde es patentieren lassen. Und ich werde es Vaselinol(TM) nennen!"
Ich lege den Kopf schief und folge ihm ins Labor, vor dessen Türen sich bereits einige Leibwächter mitsamt dem wichtigsten Mann der Kolonie versammelt hatten.
"Direkter Morgan! Ich hätte sie nicht so früh erwartet", heuchelt der Doktor.
"Kommen wir schnell zur Sache, ich habe in einer Erdenstunde noch ein Meeting", erwidert der groß gewachsene Anführer und wirft dabei einen raschen Blick auf seine goldene Rollux-Uhr.
Wir drängeln uns zu acht in das kleine Labor und ich reiche den Gästen Schutzmasken und Handschuhe. Dann führt uns Doktor Klink an einen voll abgedichteten Glasschrank, in welchem eine große Chemikalienflasche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit steht.
"Das", verkündet der Doktor stolz, "Ist mein organisches Supergleitmittel! Durch die außergewöhnliche Anordnung der Kohlenstoffdoppelbrücken in Kombination mit den Mikroorganismen des Planeten ist es in der Lage,..."
"Ersparen sie uns den Fachjargon und kommen sie zur Sache", bittet der Direktor ungeduldig, "Was kann es und wie teuer können wir es verkaufen?"
"Mein Assistent wird es ihnen zeigen."
Ich werde aufgerufen und solle die Flasche vorsichtig herausholen.
"Diese Flüssigkeit ist ein Schmiermittel, das alle bisher bekannten Öle und Fette alt aussehen lässt. Es mindert den Reibungsverlust eines Scharniers auf Null und sammelt sich in jeder noch so kleinen Ritze an. Man kann es nicht anfassen, es bewegt sich von allen polaren Verbindungen extrem stark fort."
Der Doktor strahlt: "Damit gehören alle Rechnungen zu Reibungsverlusten der Vergangenheit an. Die Haltbarkeit unserer Maschinen wird um ein Vielfaches steigen."
Ich öffne die Flasche, schnuppere kurz daran und reiche sie dem Doktor. Ohne dass es jemand bemerkt hatte, war sie plötzlich leer.
"Wohin ist ihr Wundergleitmittel denn auf einmal verschwunden?", fragt der Direktor verdutzt.
Herr Klink stottert entsetzt: "Es... es ist entglitten!“

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Rodion
Wortedrechsler

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Beitrag12.11.2015 01:40

von Rodion
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Hallo Ronsen,

ich habe deine Geschichte soeben gelesen und weiß so im ersten Moment gar nicht recht, was ich davon halten soll.
Das Ende kam sehr überraschend. Ja, zwar auch lustig ... aber ich weiß nicht recht...
Dein Schreibstil liest sich jedenfalls sehr gut und flüssig. Was mich dagegen stört sind diese Vermischungen aus Erden-heute und anderer-Planet- Zukunft. zum Beispiel die Rollux Uhr, die kommt mir da irgendwie deplatziert vor. Und wenn diese Menschen also noch vor einigen Genrationen offenbar Kontakt zur Erde hielten ( siehe Gänsefeder), dann frage ich mich, wie sie es geschafft haben können, auf diesem anderen Planeten zu siedeln. Und das mit so schlechter technischer Ausrüstung. Das erscheint mir alles sehr unglaubwürdig.
warum hebst du die Sache mit der Feder so sehr hervor, wenn sie doch für die Geschichte selbst nur am Rande hätte erwähnt sein müssen?
Ich habe zwar kaum Ahnung von Chemie, aber ein mittel herzustellen, mit dem man per Feder schreiben kann, kann doch nicht so schwer sein, denke ich.
Ich wundere mich auch, weshalb ein Haarausfallmittel so große Bedeutung haben soll.

Na gut, ich kenne das Spiel nicht, aber du sagst ja, mehr als das oben genannte muss man nicht wissen. Vielleicht gehe ich auch zu sehr mit Logik an die Sache ran, kann ja sein. Aber dies sind so meine ersten Gedanken dazu. Ob du damit was anfangen willst, musst du sehen. Für mich wäre der Text glaubhafter, wenn die Erde nur noch eine alte Legende wäre oder so ähnlich, und nicht mit den veralteten Erdenmaschinen gearbeitet werden würde.
Ich wünsche dir noch viele Kommentare und viel Spaß weiterhin, eventuell beim Überarbeiten.

LG
Rodion
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag12.11.2015 07:33

von BlueNote
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Dein Schreibstil behagt mir auch sehr. Im letzten Drittel kippte die Geschichte aber plötzlich hin zum Albernen (vor allem die Schlusssequenz). Der "Gag" mit der Vaseline ist zu flach und trägt die Geschichte nicht. Angefangen hat es bereits mit der Rollux-Uhr und dem "Direkter" Morgan, dass mir die Geschichte nicht mehr so recht gefiel. Vorher war das aber alles sehr gut gemacht! Warum man ein eigenes literarisches Werk auf ein Computerspiel aufbaut, erschließt sich mir allerdings nicht. Mehr als eine Scheibübung kann das dann doch gar nicht mehr sein (wegen Ideenklau).
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Alter: 66
Beiträge: 1270
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Beitrag12.11.2015 07:47

von Rainer Prem
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Hallo,

BlueNote hat Folgendes geschrieben:


...

Warum man ein eigenes literarisches Werk auf ein Computerspiel aufbaut, erschließt sich mir allerdings nicht. Mehr als eine Scheibübung kann das dann doch gar nicht mehr sein (wegen Ideenklau).


Die deutsche Einstellung gegenüber Fan-Fiction ist wohl sehr viel anders als die in anglo-amerikanischen Welt. Dort ist es gang und gäbe, dass Ideen aus Filmen, Fernsehserien, Büchern oder Spielen zu Geschichten werde, und diese Geschichten in Foren veröffentlicht und diskutiert.

Nur sehr wenige Autoren (z.B. J.K. Rowlins und David Weber) verbieten Fac-Fiction komplett. Die meisten anderen sehen sie als Schmeichelei.

Bei einigen Beispielen, von denen ich weiß (z.B. Star Wars) wird Fan-Fiction sogar von den Original-Schreibern unterstützt, gefördert und ggf in den Kanon aufgenommen.

Wusstest du, dass das berühmt/berüchtigte "Fifty Shades" als Fan-Fiction zur "Twilight (Biss)"-Serie begonnen hat?

@Ronsen: Ganz gleich, ob die Geschichte hier positiv oder negativ aufgenommen wird, schreib weiter!

Grüße
Rainer
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag12.11.2015 07:57

von BlueNote
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Zitat:

Wusstest du, dass das berühmt/berüchtigte "Fifty Shades" als Fan-Fiction zur "Twilight (Biss)"-Serie begonnen hat?

Nö! Ich wusste bis grade eben gar nicht, was "Fan Fiction" überhaupt ist. Wieder was gelernt! So gesehen war mein erster "Roman", den ich mit 9 geschrieben habe, Fan Fiction, in dem ich "Insel der Abenteuer" von Enid Blyton mehr oder weniger abgeschrieben bzw. leicht variiert habe. Allerdings spielte der nicht in der Zukunft - dann vielleicht doch keine Fiction. Aber spielt Harry Potter in der Zukunft, oder Twilight? Letzteres doch eher im nicht literarischen Raum und jenseits von Gut und Böse.
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Rübenach
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Beiträge: 2832



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Beitrag12.11.2015 08:52

von Rübenach
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Allerdings spielte der nicht in der Zukunft - dann vielleicht doch keine Fiction. Aber spielt Harry Potter in der Zukunft, oder Twilight? Letzteres doch eher im nicht literarischen Raum und jenseits von Gut und Böse.


Und was hat der Begriff "Fiction" jetzt mit Zukunft zu tun?

Edit sagt:
Als fiktional (von lat. fingere: bilden, erdichten, vortäuschen) werden Texte bezeichnet, die keinen Anspruch darauf erheben, an der außersprachlichen Wirklichkeit überprüfbar zu sein. Somit gilt 'Fiktionalität' als eines der wichtigsten Kriterien für literarische Texte und zur Unterscheidung vom 'Wirklichkeitsbericht' bzw. faktualen Texten (von lat. factum: Geschehen, Tatsache). Erstmals hat Aristoteles in seiner Poetik (4. Jh. v. Chr.) auf diesen Unterschied hingewiesen. Nicht an der sprachlichen Form könne man die Erzählung von 'erfundenen' und 'tatsächlichen' Begebenheiten unterscheiden, sondern daran, was erzählt werde: "Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht dadurch voneinander, daß sich der eine in Versen und der andere in Prosa mitteilt [...]; sie unterscheiden sich vielmehr dadurch, dass der eine das wirklich Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte." (Aristoteles, S. 29)
https://www.uni-due.de/einladung/index.php?option=com_content&view=article&id=266:5-1-fiktionale-und-faktuale-texte&catid=40:kapitel-5


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"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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Ronsen
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Beiträge: 22
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Beitrag12.11.2015 09:31

von Ronsen
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Hallo Leute, Mensch hier ist ja was los^^

Zitat:
Was mich dagegen stört sind diese Vermischungen aus Erden-heute und anderer-Planet- Zukunft.

Okay, da fehlt vielleicht noch eine Hintergrundinformation... Die Geschichte spielt gerade mal im Jahre 2100 herum und die Erde wurde 2060 evakuiert. Die Menschen haben die 40 Jahre im All in einem Frostschlaf verbracht. Wie realistisch das alles ist, kann ich selbst nicht sagen, aber da hab ich mich einfach an die Spielvorlage gehalten.

Zitat:
warum hebst du die Sache mit der Feder so sehr hervor, wenn sie doch für die Geschichte selbst nur am Rande hätte erwähnt sein müssen?

Eigentlich nur, um etwas Atmosphäre aufzubauen und den Leser ungefähr in die Situation einzuführen.

Zitat:
Ich habe zwar kaum Ahnung von Chemie, aber ein mittel herzustellen, mit dem man per Feder schreiben kann, kann doch nicht so schwer sein, denke ich.

Weiß nicht... ich habe das jetzt mal auf die neuen Lebensumstände geschoben, dass denen jeder kleine Fortschritt wie ein großer Gewinn vorkommt.

Zitat:
Ich wundere mich auch, weshalb ein Haarausfallmittel so große Bedeutung haben soll.

Okay, ich hätte vermutlich noch hinzufügen sollen, dass die Geschichte auch recht comedylastig ist. Das bezieht sich hierbei auf die extrem lächerliche Alpecin-Werbung.

Zitat:
Der "Gag" mit der Vaseline ist zu flach und trägt die Geschichte nicht. Angefangen hat es bereits mit der Rollux-Uhr und dem "Direkter" Morgan, dass mir die Geschichte nicht mehr so recht gefiel.

Das ist ein guter Grund, seine Storys auch mal Leuten vorzustellen, die nicht so die Insider des Freundeskreises kennen. Ein bisschen lustig mag ich es auch halten, aber die Begriffe Rollux und Vaselinol könnten tatsächlich anderen, subtileren Anspielungen weichen. Da muss mir aber auch erstmal was einfallen.
Direktor Morgan hingegen ist genau so vom Spiel vorgegeben, darum werde ich das nicht ändern.

Die Unklarheiten bezüglich Fanfiktion wurden ja schon geklärt oder braucht es da noch eine Stellungnahme von mir? Mir fällt es selbst einfach viel leichter, wenn ich schon eine gewisse Weltenvorlage besitze und mir nicht alles selbst ausdenken muss.
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Flotte Schreibefeder
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Beitrag12.11.2015 10:05

von Flotte Schreibefeder
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Hallo Ronson,
Ich habe selbst schon einige Fanfictions gelesen (vor allem viele sehr schlechte). Deine hat mir sehr gut gefallen.

Trotzdem kamen mir auch einige der Witze zu „platt“ vor. In so einem Bereich finde ich es besser, wenn die lustige Wendung erst am Ende kommt und davor eine ganz normale, bierernste Geschichte erzählt wird. Das ist wahrscheinlich aber Geschmackssache.

Ich selbst kenne das Spiel nicht. Vielleicht war ich deshalb an einigen Stellen auch etwas verwirrt.

Zum Beispiel schreibst du, dass die Erde evakuiert wurde und gleichzeitig müssen die Menschen davon leben,
Zitat:
was die Erde uns an pflanzlichen und mineralischen Stoffen zur Verfügung stellt.

Da frage ich mich: Wie kommen sie dahin? Haben sie die Sachen mitgebracht? Und wie können diese so lange transportiert werden?

Insgesamt fand ich den Text auch noch sehr technisch und erklärend. Für so ein kurzes Stück hat das gepasst. Mehr szenische Beschreibungen hätten mir aber (auch wenn ich es schon aus dem Spiel kennen sollte smile ) besser gefallen.
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Ronsen
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Alter: 33
Beiträge: 22
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Beitrag12.11.2015 10:46

von Ronsen
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Hallo Flotte Schreibefeder,

Flotte Schreibefeder hat Folgendes geschrieben:

Ich habe selbst schon einige Fanfictions gelesen (vor allem viele sehr schlechte). Deine hat mir sehr gut gefallen.

Erstmal vielen Dank^^

Zitat:
Trotzdem kamen mir auch einige der Witze zu „platt“ vor. In so einem Bereich finde ich es besser, wenn die lustige Wendung erst am Ende kommt und davor eine ganz normale, bierernste Geschichte erzählt wird. Das ist wahrscheinlich aber Geschmackssache.

Für mich kann es schon durchweg lustig sein, aber ja, hier und da war es womöglich zu platt.

Zitat:
Zum Beispiel schreibst du, dass die Erde evakuiert wurde und gleichzeitig müssen die Menschen davon leben,
Zitat:
was die Erde uns an pflanzlichen und mineralischen Stoffen zur Verfügung stellt.

Da frage ich mich: Wie kommen sie dahin? Haben sie die Sachen mitgebracht? Und wie können diese so lange transportiert werden?

Da hast du etwas missverstanden. Die Pflanzen und Mineralien stammen schon von dem neuen Planeten, nur die Gerätschaften stammen von der Erde.


Zitat:
Insgesamt fand ich den Text auch noch sehr technisch und erklärend. Für so ein kurzes Stück hat das gepasst. Mehr szenische Beschreibungen hätten mir aber (auch wenn ich es schon aus dem Spiel kennen sollte smile ) besser gefallen.


Werde ich mir merken. Die technischen Ausdrücke werden zwar bleiben, weil das das Bild dieser "verrückten" Wissenschaftler mMn ganz gut unterstreicht, andererseits gebe ich dir recht, dass viel Information relativ wenig Handlung gegenüber steht. Da könnte sich was dran machen lassen.
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Rainer Prem
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Beitrag12.11.2015 14:40

von Rainer Prem
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Hallo,

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Zitat:

Wusstest du, dass das berühmt/berüchtigte "Fifty Shades" als Fan-Fiction zur "Twilight (Biss)"-Serie begonnen hat?

Nö! Ich wusste bis grade eben gar nicht, was "Fan Fiction" überhaupt ist. Wieder was gelernt! So gesehen war mein erster "Roman", den ich mit 9 geschrieben habe, Fan Fiction, in dem ich "Insel der Abenteuer" von Enid Blyton mehr oder weniger abgeschrieben bzw. leicht variiert habe. Allerdings spielte der nicht in der Zukunft - dann vielleicht doch keine Fiction. Aber spielt Harry Potter in der Zukunft, oder Twilight? Letzteres doch eher im nicht literarischen Raum und jenseits von Gut und Böse.


Zusätzlich zu dem, was Rübenach schon geschrieben hat:

Natürlich ist uns deutschen das Wort "Fiction" hauptsächlich im Zusammenhang mit "Science" bekannt. Wobei auch die nicht zwangsläufig in der Zukunft spielen muss, sondern primär durch wissenschaftliche Extrapolation irgendeines Themas gekennzeichnet ist.

Und andersherum bildet sich Fan Fiction oft im Dunstkreis von SF und Fantasy, weil dort die *Welt* einen weit größeren Stellenwert hat als in der Mainstream-Literatur. Der typische Liebesroman oder Krimi weckt selten die Lust, ein bestimmtes Merkmal aufzugreifen und weiterzuspinnen. Wahrscheinlich, weil die Personen hierbei im Vordergrund stehen, und die Welt außen herum eigentlich banal (alltäglich) ist.

Eine andere Welt, oder eine Variante unserer Welt, in der andere Gesetze herrschen animiert da schon mehr. Der "was wäre, wenn"-Gedanke führt da zu Ideen...

Es geht typischerweise darum eine andere Geschichte (Prequel oder Sequel) mit denselben Darstellern oder eine parallel laufende Geschichte mit anderen Darstellern zu erzählen, nicht eine bereits erzählte zu variieren.

Grüße
Rainer
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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag12.11.2015 16:22

von Slaavik
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

Natürlich ist uns deutschen das Wort "Fiction" hauptsächlich im Zusammenhang mit "Science" bekannt.


Was ist mit der Fiktion, als Wort für etwas Erdachtes, dass nur in der Vorstellung existiert?


_________________
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Jack Burns
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Beiträge: 1443



Beitrag13.11.2015 00:02

von Jack Burns
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Hallo Ronsen,
Nun hatte ich endlich mal Zeit, den text gründlich zu lesen und zu kommentieren, dann erkenne ich in letzter Sekunde, dass es sich um Fan-Fiktion handelt. Dadurch erübrigen sich meine Anmerkungen, die sich hauptsächlich auf mangelhafte Hintergrunddarstellung bezogen. Wenn ich es also als Fragment oder Schreibübung betrachte, finde ich da eine flotte Handschrift und gelungene Darstellung einer mäßig amüsanten Situation. Wenn es sich um seriöse SF handeln würde, solltest Du die Aussage "vermindert Reibungsverlust auf Null" etwas relativieren, (So wie: gegen Null) da sie in dieser Form der bekannten Physik widerspricht. Aber für F.F.-Foren ist das wahrscheinlich nicht relevant.
Vielleicht hast Du ja mal Lust in Zukunft richtige Geschichten zu schreiben. Kriegst Du sicher hin.

Gruß
Jack


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Ronsen
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Beitrag13.11.2015 00:25

von Ronsen
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Jack Burns hat Folgendes geschrieben:
Wenn es sich um seriöse SF handeln würde, solltest Du die Aussage "vermindert Reibungsverlust auf Null" etwas relativieren, (So wie: gegen Null) da sie in dieser Form der bekannten Physik widerspricht. Aber für F.F.-Foren ist das wahrscheinlich nicht relevant.
Vielleicht hast Du ja mal Lust in Zukunft richtige Geschichten zu schreiben. Kriegst Du sicher hin.

Gruß
Jack


Hi Jack, danke für's Lesen!
Ich überlege, die Geschichte mit den meisten Tipps, die hier gegeben wurden, noch mal umzuschreiben. Das wäre dann auch keine Fanfiktion mehr. Den Satz würde ich trotzdem so lassen. Auch Geschichten, die nicht den Gesetzen der Physik folgen, können doch seriös sein.

Tatsächlich schreibe ich schon an einer "richtigen" Geschichte, wenn du damit eine ohne Fandom-Hintergrund meinst. Diese hier würde ich nichts desto trotz auch als richtige Geschichte bezeichnen.
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Vachyn
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Alter: 34
Beiträge: 9



Beitrag13.11.2015 02:46

von Vachyn
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Mich hat der Humor sehr zum schmunzeln gebracht. Musst du meiner Meinung nach also nicht "weniger flach" machen.

Ich fand es allerdings schwer alles in einen Kontext zu bringen und war auch über die Zeiten verwirrt. Präsenz, Perfekt, dann Präteritum, dann wieder Präsenz. Wann ist was passiert und wie genau steht es im Zusammenhang? Naja, ganz so schlimm ist es nicht, aber es hat mir einen bitteren Geschmack verpasst. Vielleicht bin ich gerade auch einfach nur zu müde.
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Dave
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
D

Alter: 36
Beiträge: 29



D
Beitrag13.11.2015 08:05

von Dave
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Hallo Ronsen!

Zunächst einmal finde ich deinen Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Man sieht, dass du grundlegende Kenntnisse über das Handwerk des kreativen Schreibens hast.

Zur Geschichte:

Es liegt in der Natur von Science Fiction, das man auf eine erhöhte Portion an Infodump zurückgreifen muss, damit man die Zusammenhänge erklären kann. Das ist mir jedoch manchmal recht mühselig und dann gleitet meine Aufmerksamkeit fort.

Zum Humor kann ich nur sagen, der ist Geschmackssache. Mir sagt er nicht so zu, aber es gibt wohl nichts, wo die Meinungen so weit auseinander gehen, wie bei Humor. Daher würde ich das nicht ändern.

Ansonsten fehlt mir so ein richtiger, grundlegender Konflikt, der die Geschichte trägt. Die Charaktere bleiben flach; auch wenn das eine "sehr kurze" Kurzgeschichte ist, so sollte ich doch zumindest für den Protagonisten etwas anderes als Gleichgültigkeit empfinden. Das ist nicht geschehen.

Das klingt jetzt alles ziemlich hart, dabei gefällt mir die Idee an sich ganz gut.

Mit freundlichen Grüßen,

Dave


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“Write the book the way it should be written, then give it to somebody to put in the commas and shit.”
Elmore Leonard
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Ronsen
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 33
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Wohnort: Hamburg


Beitrag13.11.2015 10:06

von Ronsen
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Vachyn hat Folgendes geschrieben:
Mich hat der Humor sehr zum schmunzeln gebracht.

Hi Vachyn, du bist mir sympathisch^^

Zitat:
Ich fand es allerdings schwer alles in einen Kontext zu bringen und war auch über die Zeiten verwirrt. Präsenz, Perfekt, dann Präteritum, dann wieder Präsenz. Wann ist was passiert und wie genau steht es im Zusammenhang? Naja, ganz so schlimm ist es nicht, aber es hat mir einen bitteren Geschmack verpasst. Vielleicht bin ich gerade auch einfach nur zu müde.


Zeitliche Abfolge... alles klar, kommt auf meine Checkliste!

Zitat:
Hallo Ronsen!
Zunächst einmal finde ich deinen Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Man sieht, dass du grundlegende Kenntnisse über das Handwerk des kreativen Schreibens hast.

Wenigstens etwas, das ich nach 10 Jahren Geschichten schreiben mitgenommen habe lol2


Zitat:
Ansonsten fehlt mir so ein richtiger, grundlegender Konflikt, der die Geschichte trägt. Die Charaktere bleiben flach; auch wenn das eine "sehr kurze" Kurzgeschichte ist, so sollte ich doch zumindest für den Protagonisten etwas anderes als Gleichgültigkeit empfinden. Das ist nicht geschehen.


Hmhm... okay. Muss jede Geschichte einen Konflikt haben? Einen roten Faden und einen Höhepunkt versuchte ich ja schon zu vermitteln. Vielleicht kann ich die "Spannungskurve" noch etwas besser gestalten. Oder ich gehe etwas genauer darauf ein, warum es dem Protagonisten so gleichgültig ist. Mal sehen.

Zitat:
Das klingt jetzt alles ziemlich hart, dabei gefällt mir die Idee an sich ganz gut.


Alles klar^^ Danke dir für's Lesen und die Anregungen, Dave!
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Ronsen
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Wohnort: Hamburg


Beitrag14.11.2015 22:02

von Ronsen
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Hallo!
Ich habe versucht, einige der Verbesserungsvorschläge umzusetzen und bis auf ein paar Schlüsselsätze den Text noch mal neu geschrieben. Es ist jetzt unter anderem keine Fanfiktion mehr, der Humor ist hoffentlich nicht mehr ganz so flach (auch wenn das natürlich Geschmackssache ist) und der Protagonist zeigt nun meiner Meinung nach etwas mehr Tiefe.
Bin auf eure Meinungen gespannt.

Frage: Kann ich die im Einstiegspost gewählten Kategorien noch ändern? Es ist ja nun keine Fanfiktion und kein Science Fiction mehr.

Das organische Supergleitmittel

„Nummer Sieben bitte ins Labor 101.“
Die metallisch verzerrte Stimme des Laborleiters hallt durch die Fernsprecheinrichtung direkt an meinen Arbeitsplatz. Meine Nackenhaare richten sich immer auf, wenn meine Nummer genannt wird. Sie wird oft genannt. Die Sieben ist die Glückszahl von Doktor Klink.
Ich träufele die Reste einer graubraunen, beißend riechenden Substanz aus meiner Pipette zurück in den zugehörigen Versuchsbecher. Guano, vermischt mit allerlei gesundheitsschädlicher Chemikalien. Der Doc nennt es einen alternativen Brennstoff. Ich nenne es Vogelkacke.
„Nummer Sieben bitte sofort ins große Labor!“, kratzt es aus dem Lautsprecher.
„Jaja, du alte Nervensäge“, grummele ich, stecke die Pipette ein und hieve mich von meinem breit gesessenen Laborstuhl. Mein Rücken gibt dabei ein beängstigend lautes Knacken von sich. Zehn Stunden Sitzen ist einfach zu viel. Ich gönne mir noch einen Schluck kalten Kaffee und schlurfe dann schwermütig zum Ausgang des Gruppenlabors. Nummer Vier begegnet mir auf dem Weg ins große Labor und klopft mir mitleidig auf die Schulter.
„Nur Mut, heute wird es kein Selbstversuch sein.“
„Juhu“, gebe ich trocken von mir und schwinge den Arm in einer freudigen Bewegung, die wohl eher verzweifelt aussieht.
„Beeil dich lieber“, rät mir Nummer Vier, „Ich glaube, der Direktor ist heute zu Besuch und Klink will ihm etwas vorführen.“
„Wenn ich schneller machen soll, muss mir Klink noch eine Ladung von seinem Tontrum-Ultra vorbei schicken.“

Ich arbeite als Testperson in einem halbseriösen Chemikalienkonzern. Wie die meisten anderen Nummern bin ich von dem guten Gehalt und den geringen Vorkenntnissen gelockt worden. Hier eine Pille schlucken, da einen Eiermeierkolben schütteln, das war’s im Prinzip. Hätte nur nie gedacht, dass die Drogen mich so runter ziehen. Als Jugendlicher gab es wenigstens zeitweise einen positiven Schub, aber heute? Der Doc drückt mir fast täglich ein Fläschchen mit irgendeiner neuartigen  Substanz in die Hand, die ich auf Herz und Nieren prüfen soll. Anfangs war das ja noch aufregend. Doch nach der ersten „KO-in-der-Dose“ gehe ich sehr skeptisch an die Medikamente heran, die er mir gibt.

Als ich das Labor erreiche, erwartet mich Doktor Klink bereits, umringt von einer Gruppe geschniegelter Anzugträger aus der Finanzabteilung.
„Was dauert das denn so lange?“, fragt der Laborleiter ungeduldig, packt mich grob am Arm und zerrt mich in einen Korridor außerhalb der Hörweite der Besuchergruppe. Das muss lustig aussehen, immerhin ist er einen guten Kopf kleiner als ich.
„Hör zu, du sollst mir assistieren, wenn ich mein neustes Produkt vorstelle.“
„Was isses denn diesmal?“, frage ich und verschränke die Arme vor meiner Hühnerbrust.

„Ich nenne es: organisches Supergleitmittel!“, antwortet er stolz. In seinen Augen spiegelt sich das flackernde Licht der Neonröhren, die den schlicht gehaltenen Korridor beleuchten.
„Gleitmittel, hm? Sie sind mir ja einer, Herr Doktor.“
„Papperlapapp!“, grunzt er brüskiert, „Doch nicht so ein Gleitmittel!“
Sein kahler Schädel läuft rot an. Das fällt bei seinem Eierkopf natürlich besonders auf. Aber er ist nicht der einzige Mitarbeiter  mit Glatze. Er patentierte sogar ein Mittel namens Alpecol, welches Haarausfall fördert, ohne die Kopfhaut zu beschädigen. Es war ein Flopp und nur ein Scherzartikelvertreiber hat sich dafür interessiert. Ich denke, es entstand aus Haarneid.
„Es ist eine wissenschaftliche Sensation, deswegen habe ich den Finanzdirektor höchst persönlich eingeladen.“
„Hui“, ich versuche einen ehrfürchtigen Pfiff auszustoßen, doch das geben meine ausgetrockneten Lippen nicht mehr her.
„Ich will dir nur noch einmal vor Augen führen, wie wichtig es ist, dass der Direktor eine Großproduktion anordnet. Davon können wir hier alle profitieren, also vermassele es nicht, wenn du mir gleich hilfst.“
Ich nicke überrascht und folge ihm in gebückter Haltung zurück zu den Finanzleuten, die sich in der Zwischenzeit sterile Kittel über ihre Bughatti-Anzüge gestülpt hatten.
"Kommen wir schnell zur Sache“, meldet sich direkt einer der Besucher zu Wort, „ Ich habe in einer Stunde noch ein Meeting mit der Physikabteilung."
Ich gucke amüsiert zum Doktor herüber, dessen Mundwinkel beim Wort „Physik“ direkt Falten schlugen. Hier versucht eben jeder, etwas vom Kuchen abzubekommen. Mein Blick wandert weiter zu dem, der direkt die Stimme erhoben hatte. Keine Frage, das ist der Finanzdirektor persönlich. Ein groß gewachsener Südafrikaner mit Augen, die wie Diamanten funkeln und einem prächtigen, silbergrauen Bart.
Der Doc klimpert schon mit seinem Schlüssel an der Labortür.
„Gewiss doch. Kommen Sie, kommen Sie.“

Wir drängeln uns zu acht in das Labor und ich reiche den Gästen Schutzbrillen. Dann führt uns Doktor Klink an einen voll abgedichteten Glasschrank, in welchem eine große Chemikalienflasche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit steht.
"Das", verkündet der Doktor stolz, "Ist mein organisches Supergleitmittel! Aus den Ausscheidungsprodukten einer neu entdeckten Art von  extremophilen Archaea  ist es in der Lage,..."
"Ersparen sie uns den Fachjargon und kommen sie zur Sache", bittet der Direktor ungeduldig, "Was kann es und wie teuer können wir es verkaufen?"
 "Mein Assistent wird es ihnen zeigen."
Ich werde aufgefordert die Flasche aus dem Glasschrank zu nehmen.
"Diese Flüssigkeit ist ein Schmiermittel, das alle bisher bekannten Öle und Fette alt aussehen lässt“, prahlt der Doc, „Es mindert den Reibungsverlust eines Scharniers quasi auf Null und sammelt sich in jeder noch so kleinen Ritze an. Man kann es nicht anfassen, es bewegt sich von allen polaren Verbindungen extrem stark fort."
Der Direktor begutachtet das Fläschchen neugierig. Als er sich ihm mit dem Finger nähert, weicht der gallertartige Stoff in die andere Ecke des Kolbens zurück.
Doktor Klink strahlt: "Damit gehören alle Rechnungen zu Reibungsverlusten der Vergangenheit an. Die Haltbarkeit unserer Maschinen wird um ein Vielfaches steigen. Mein Assistent wird es Ihnen an dieser Mikrozentrifuge demonstrieren."
Ich zücke meine Pipette, öffne die Flasche und will ihren Inhalt in das Gewinde einer alten, schon längst nicht mehr genutzten Zentrifuge träufeln. Doch aus irgendeinem Grund landet nichts von der Substanz in meiner Pipette. Im Gegenteil, sogar die Probeflasche ist plötzlich leer.
"Wohin ist ihr Wundergleitmittel denn auf einmal verschwunden?", fragt der Direktor verdutzt.
Herr Klink stottert entsetzt: "Es... es ist entglitten!“[/u]
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
R

Alter: 66
Beiträge: 1270
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag16.11.2015 07:19

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

definitiv um einiges besser in Bezug auf "beim Thema bleiben".

Das Einzige, was mir direkt negativ aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass ich bis zum Schluss nicht weiß, ob deine Hauptfigur männlich oder weiblich, alt oder jung ist. Auch "Hühnerbrust" hilft da nicht wirklich weiter. Und "Mein Assistent" auch nicht. Woher kommt eigentlich die Beförderung von "Testperson" zu "Assistent"?

Es scheint ja so zu sein, dass du das bewusst machst, da du ja zumindest das Geschlecht gleich im ersten Satz klären könntest, indem du einen Namen statt der Nummer benutzt, aber ich konnte nicht erkennen wieso.

Grüße
Rainer
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Ronsen
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 22
Wohnort: Hamburg


Beitrag16.11.2015 16:59

von Ronsen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Rainer!

Vielen Dank für deinen Kommentar.
Die Frage um das Geschlecht: Ist es denn wichtig, welches Geschlecht der Protagonist hat? Er ist einfach eine Nummer, eine von vielen. Für mich persönlich ist er männlich, aber das kann hier eigentlich jeder für sich selbst entscheiden. Das soll nur unterstreichen, dass sich der höher gestellte Wissenschaftler nur für seinen Erfolg interessiert und nicht für die Menschen, die dafür den Kopf hinhalten, was letztlich dazu führt, dass die Vorführung schief geht.
Aus der "Testperson" wurde der "Assistent", weil der Laborleiter sich damit vor dem noch höher stehenden Finanzleiter ins rechte Licht rücken will. Es kommt hier womöglich nicht gut an, wenn er zugibt, dass er indirekt Versuche an Menschen vornimmt.
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