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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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15.08.2018 09:19 Die Sache mit den Paarungsversuchen auf Hinterhöfen von Cholyrika
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Die Sache mit den Paarungsversuchen auf Hinterhöfen
Nichts ist so unsagbar identifizierend wie Armut. Sie stinkt sozusagen gegen den Wind. Man hat nicht die Chance eines Deichmann-Verkäufers ne nette Lady kennenzulernen, kann seine antrainierten Floskeln nicht an die Frau bringen. Schönes Kleid haben sie an, oder all den anderen Schmalz, der die Gesellschaft in diese Rubriken einordnet wie sie eben sind.
Was bleibt sind die stillen Begegnungen auf nassen Straßen, bei denen man die Tränen im Regen nicht erkennen kann.
Und die Berührungen in den Hinterhöfen der Trabantenstädte. Eine Form der Zweisamkeit, die eher den Charakter des Fremdschämens hat. Aber sie ist real, die einzige Möglichkeit sich als Mensch zu fühlen.
Und dann kommt es eben manchmal dazu. Zwischen Mülltonnen und alten Pappkartons gibt man sich dem Rest der evolutionären Bestimmung hin. Und ich schwöre euch, es ist nicht schön. Man riecht nicht wie ein Adonis aus der Hilfiger-Werbung. Nein man stinkt genau so, wie man aussieht, genau so, wie die netten Frauen aus den Nagelstudios es beschreiben würden. Eine Mischung aus Ekel und Mitleid.
Aber es passiert doch, es ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, sagt man. Liebe, Gefühle, Zweisamkeit und der ganze Scheiß, den man so sucht.
Letztendlich zieht man die Hose wieder hoch und verschwindet in die Nacht.
Kein Gute-Nacht-Kuss, kein Bad, keine Illusion. Eine Zigarette danach, die kriegt man vielleicht hin, wenn man eine schnorren konnte.
Ansonsten bleibt die Einsamkeit und der Geruch des Versagens.
Man läuft vorbei an den ganzen Fenstern, deren Gardinen mit Hoffmanns Gardinenweiß auf sozialadäquates Gutmensch-Leben getrimmt wurden und erstickt an seiner eigenen Befindlichkeit.
Keine Ahnung warum ich das aufschreibe, aber irgendwie scheint mich das Leben darum gebeten zu haben.
Weitere Werke von Cholyrika:
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gold Papiertiger
Beiträge: 4944 Wohnort: unter Wasser
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16.08.2018 18:08 Re: Die Sache mit den Paarungsversuchen auf Hinterhöfen von gold
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Die Sache mit den Paarungsversuchen auf Hinterhöfen
Nichts ist so unsagbar identifizierend wie Armut. Sie stinkt sozusagen gegen den Wind. Man hat nicht die Chance eines Deichmann-Verkäufers , Komma, ne nette Lady kennenzulernen, kann seine antrainierten Floskeln nicht an die Frau bringen. Schönes Kleid haben sie an, oder all den anderen Schmalz, der die Gesellschaft in diese Rubriken einordnet wie sie eben sind.
Was bleibt sind die stillen Begegnungen auf nassen Straßen, bei denen man die Tränen im Regen nicht erkennen kann.
Und die Berührungen in den Hinterhöfen der Trabantenstädte. Eine Form der Zweisamkeit, die eher den Charakter des Fremdschämens hat. Aber sie ist real, die einzige Möglichkeit sich als Mensch zu fühlen.
Und dann kommt es eben manchmal dazu. Zwischen Mülltonnen und alten Pappkartons gibt man sich dem Rest der evolutionären Bestimmung hin. Und ich schwöre euch, es ist nicht schön. Man riecht nicht wie ein Adonis aus der Hilfiger-Werbung. Nein man stinkt genau so, wie man aussieht, genau so, wie die netten Frauen aus den Nagelstudios es beschreiben würden. Eine Mischung aus Ekel und Mitleid.
Aber es passiert doch, es ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, sagt man. Liebe, Gefühle, Zweisamkeit und der ganze Scheiß, den man so sucht.
Letztendlich zieht man die Hose wieder hoch und verschwindet in die Nacht.
Kein Gute-Nacht-Kuss, kein Bad, keine Illusion. Eine Zigarette danach, die kriegt man vielleicht hin, wenn man eine schnorren konnte.
Ansonsten bleibt die Einsamkeit und der Geruch des Versagens.
Man läuft vorbei an den ganzen Fenstern, deren Gardinen mit Hoffmanns Gardinenweiß auf sozialadäquates Gutmensch-Leben getrimmt wurden ???und erstickt an seiner eigenen Befindlichkeit.
Keine Ahnung Komma warum ich das aufschreibe, aber irgendwie scheint mich das Leben darum gebeten zu haben. |
Hallo Cholyrika,
gefällt mir ausnehmend gut. Hast nur zweimal das Komma vergessen.
Nur das Wort "sozialadäquat" passt für mich nicht. Es fällt aus dem Sprachduktus heraus. Daher schlage ich den Ausdruck "sozialangepasstes" vor. Den Ausdruck "an den ganzen Fenstern", finde ich gut, da er die Umgangssprache darstellt.
Sehr gern gelesen
Liebe Grüße
gold
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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16.08.2018 22:49
von firstoffertio
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Hmm. Die evolutionäre Bestimmung. Ist das nicht ein Euphemismus hier?
Dein Text kommt mit einem durchaus ueberlegenswerten Hinweis auf arme Männer. Aber ist das überzeugend? Geschildert werden sie eher wie Käfer, die nach dem Paarungsvorgang in die Nacht verschwinden.
Zitat: | es ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, sagt man. Liebe, Gefühle, Zweisamkeit und der ganze Scheiß, den man so sucht. |
Hmm.
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gold Papiertiger
Beiträge: 4944 Wohnort: unter Wasser
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17.08.2018 08:51
von gold
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Hallo Cholyrika,
ich habe noch einmal über deinen Text nachgedacht. Was ich nicht überzeugend finde, ist das Beispiel des Deichmann Schuhverkäufers. Ich kann mir vorstellen, dass dieser nicht viel verdient, insofern stellt er nicht wirklich einen Gegensatz zur von der Armut gebeutelten Population, dar. Außerdem denke ich, könntest du die Armut und das Abgewracktsein des Prota noch ein bisschen herausstellen, es ist m.E. nicht deutlich genug.
Liebe Grüße
gold
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 471
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22.08.2018 15:17
von Cholyrika
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Danke für das Feedback.
Der Deichmann Verkäufer sollte nicht für die Bessermenschen stehen,
sondern für das gedacht Erstrebenswerte, so wie ein Anker,
an dem der Protagonist sein in Seenot gekommenes Leben befestigt.
Liebe Grüße
ML
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