[Mini-Drama] Bahnreise

[AchWiesoNicht]

"Entschuldigung, meinem Gedächtnis entgleisen in letzter Zeit so viele Gedanken." Ängstlich lugten die wachen Augen des Mannes hinter den faltigen Lidern hervor, während draußen der Frühling Richtung Ferne zog, Wiesen und Rapsfelder, auf denen Mohn blühte.

"Ich muss Sie trotzdem darum bitten, den Zug an der nächsten Haltestelle zu verlassen", beharrte der Schaffner, "sowie davor die Strafe von 60€ zu zahlen." Knochige Finger öffneten zitternd ein Portemonnaie, zwischen kleinen, kupfernen Münzen strahlte das zerknitterte Lächeln einer alten Dame. Immer wieder fing ihr Blick den Schaffner ein, während der Fahrgast folgsam seinen Zoll abzählte.

"Das ist viele Abteile her, nicht wahr?", murmelte der Kontrolleur schließlich. "Vergeben Sie mir, aber keiner hatte jemals eine Karte dabei, und ich bin nun mal Schaffner. Wir halten in Kürze, ich helfe Ihnen dann raus."

[Kaja_Fantasy]

Dafür, dass es eine Übung zur Handlung sein soll, ist hier erstaunlich wenig Handlung.
(Und wo ist der Schreibstil aus dem Einstellungstext? )
Den Anfang fand ich noch ziemlich gut, die Spielerei mit dem Bahnthema hat mir gefallen (entgleisende Gedanken, der Frühling zieht in die Ferne).
Dann aber kommt die Stelle mit dem Lächeln der alten Dame. Erstens habe ich da irgendwie die Vorstellung, dass zwischen den Münzen plötzlich ein Gesicht herumliegt und zweitens verstehe ich nicht, wozu du die alte Dame überhaupt erwähnst.
Und bei dem Teil kapiere ich dann gar nichts mehr:

[Anoa]

Guten Morgen,

ich schließe mich Kaja an. Dieser Text ist so sonderbar... Ausarbeiten bitte, auch das mit dem Gesicht der alten Dame. Und dann wieder hier veröffentlichen, ich verspreche, ich schau es mir an, wenns den selben Titel hat.

Anoa

[Klemens_Fitte]

Sonderbar – ja, schon. Ich find das aber gar nicht so schlecht. Klar, man kann darüber diskutieren, ob ängstlich lugende wache Augen hinter faltigen Lidern und knochige Finger, die zitternd ein Portemonnaie öffnen, nicht des Guten zu viel sind – mir: ja – aber ansonsten mag ich das.

Wären wir jetzt im Deutschunterricht, würde ich die Zugfahrt als Allegorie auf das Leben deuten, und das zerknitterte Lächeln der alten Dame ist eben die zerknitterte Fotografie, die er im Portemonnaie mit sich trägt¹ und die (also die Dame selbst, das gemeinsame Leben) schon viele Abteile (Jahre) zurückliegt.
Aber: wir sind ja zum Glück nicht im Deutschunterricht.

Liest sich nach viel Gemecker, daher noch mal: so verkehrt find ich das nicht. Auch wenn es vielleicht nicht im richtigen Bereich gepostet wurde?



¹ Aber doch sicher nicht im Münzfach, oder? Falls nicht, steht es mir zu nah zwischen den kleinen, kupfernen Münzen – und jetzt störe ich mich auch an der Bezeichnung kupfern, die mW nicht ganz korrekt ist, sollte reguläres Münzgeld gemeint sein.