Gedichtform

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Klassische Gedichtformen wurden oft aus den Strophen generiert, indem mehrere Strophen zum Text geschichtet wurden, so z. B. in der Volks- und Balladendichtung. Daneben entstanden weitere Gedichtformen, die über Jahrhunderte hinweg von Dichtern tradiert worden sind.

Formen

Elfchen: Eine Form aus elf Wörtern, die so angeordnet werden: 1 - 2 - 3 - 4 - 1.

Figurengedicht: Sie sind Abweichungen von der Drucknorm für Gedichte (z. B. heute linksbündiger Flattersatz); sie bilden in den Möglichkeiten der Schrift Personen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände usw. ab. Durch die modernen Druckverfahren ist man nicht an eine lineare Textführung gebunden, d. h. es sind z. B. in Bögen gedruckte Buchstabenketten möglich.

Glosse: besteht aus einem Motto mit meistens vier Zeilen und je Mottozeile einer Dezime, die mit dem entsprechenden Mottovers endet.

Haiku: Diese japanische Form unterscheidet sich von unseren Gewohnheiten dadurch, dass sie statt Silben Moren zählt, also Schriftzeichen des Hirakana, was nicht mit unseren Buchstaben oder Silben übereinstimmt. Dennoch wird im europäischen Raum üblicherweise eine Mora mit einer Silbe gleichgesetzt; damit ergibt sich die Aufteilung 5 - 7 - 5 Silben im Deutschen. Inzwischen werden auch, um der japanischen Tradition gerecht zu werden, Haikus mit 10 - 14 Silben verfasst. Reime und Wortwiederholungen sind verpönt.

Kanzone (deutsch): Sie hat klassischerweise dreizehn Zeilen (es können aber auch bedeutend weniger oder mehr sein), ist jambisch und oft mit wechselnder Kadenz anzutreffen. Ebenso wechselt die Hebungszahl zwischen drei und fünf. Sie besteht aus zwei Teilen, dem Aufgesang, der sich wiederum aus zwei gleich langen Stollen (oder Füßen) zusammensetzt, und dem Abgesang (Schweif), der in der Regel länger als ein Stollen, aber kürzer als beide Stollen zusammen ist. Eine mögliche Reimfolge wäre: abcd abcd deede

Kanzone (italienisch): Sie besteht aus drei Teilen, der Fronte, der Chiave (oder Verso di collegamento) und der Sirima (Coda). Die Fronte wiederum setzt sich aus 1° und 2° Piede mit je drei Versen zusammen, die Sirima aus 1a und 2a Volta zu ebenfalls je drei Versen. Die Chiave ist ein Einzelvers, der auf Verse der Fronte reimt. Das Reimschema ist frei, eine mögliche Reimfolge wäre: abc abc c def def. Üblicherweise wechseln sich Endecasillabi und Settenari ab (Siehe Versform).

Limerick: Er hat die Reimfolge aabba. Am Ende des ersten Verses steht eine Ortsangabe, worauf sich immerhin noch zwei Worte reimen müssen.

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Pantun: Das Metrum ist frei, drei- und vierhebig mit freier Kadenz. Wenn gereimt wird, dann im Kreuzreim; es müssen daher mindestens zwei Strophen sein, Anzahl beliebig. Das Besondere ist, dass die Verse im Wortlaut genau übernommen werden müssen, beispielsweise bei einer vierstrophigen Variante sähe das so aus: ABCD BEDF EGFH IAKB

Rondell: ABa baAB ababa AB; vierhebig alternierend mit Auftakt, ein Wechsel männlich - weibliche Kadenz ist möglich. Ihm sehr nahe steht das Rondeau.

Rondeau: aabba aabR aabbaR; vierhebig alternierend mit Auftakt, ein Wechsel männlich - weibliche Kadenz ist möglich. Der Refrain R ist der erste Halbvers des ersten Verses, was obligat ist.

Sestine: Bei ihr sind die Reimworte identisch und z.B. nach der Reimfolge abcdef bcdefa cdefab defabc efabcd fabcde und einem abschließenden Dreizeiler der die Hälfte der Reimworte als Binnenreim weiterführt a/b,c/d,e/f. Andere Varianten sind möglich.

Schweifsonett: Bei ihm wird dem klassischen Sonett ein Schweif angehängt, der aus einem oder mehreren Terzetten besteht. Der erste Vers des Schweifes reimt auf den letzten des Sonetts, dann folgen zwei neue Verse. Beim nächsten Terzett reimt dann der erste Vers auf die vorangegangenen beiden und zwei neue folgen usw. Das Reimschema lautet also: abba abba cdc dcd dee (eff...).

Sonett (dt.: "Klinggedicht"): Es hat 14 Verse, die sich auf je zwei Quartette (vierzeilige "Strophen") und Terzette (dreizeilige "Strophen") aufteilen. Die Quartette reimen abab abab oder abba abba (klassisch), inzwischen gibt es auch die Reimformen abab cdcd oder abba cddc. Bei den Terzetten ist die Anordnung freier, beim strengen Sonett cdc dcd, darüber hinaus cde cde, ccd eed, ccd ede usw. Das italienische Sonett besteht aus Endecasillabi, das französische Sonett hat den Alexandriner als Versform. Im Deutschen ist beides möglich, die Endecasillabi dürfen hier auch mit männlicher Kadenz enden und haben dann 10 Silben.

Sonett (englisch): Das englische Sonett unterscheidet sich durch den Aufbau aus drei Quartetten im Kreuzreim und einem abschließendem paargereimten Couplet. Die Reimform ist also abab cdcd efef gg. Es wird der Blankvers benutzt.