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Irrgarten der Gefühle


 
 
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Strafraumbewohner
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 35
Beiträge: 14
Wohnort: Hamburg


Beitrag27.04.2008 01:55
Irrgarten der Gefühle
von Strafraumbewohner
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Tiefste Trauer durchläuft mein Herz
wie sonst nur das rote Blut.
Es pocht der tiefe Schmerz
Mitsamt der schweren Wut.

Ich suchte die Schnelle Flucht
doch ich traf nur Sehnsucht.
Ich war in einem Loch gefangen
und musste um die Hoffnung bangen.

Nicht mehr, hatte ich die Macht
da die Welt, über mich nur lacht.
Mich erheben war nicht mehr
denn ich stürzte diesmal schwer.

Ich lief durch dunkle Gassen
bis zum aller letzten Gemäuer.
Gefühle hatten mich nicht verlassen
doch die Welt war mir nicht geheuer.



_________________
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag27.04.2008 09:09

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Der Titel deines Gedichts hat mich hierher gelockt. Das darin enthaltene Bild ist gar nicht mal so übel, ich hätte mir gewünscht, du würdest mehr davon in deinem Gedicht einsetzen! Ein Gang durch ein Labyrinth, in dem Gefühle spuken... während du nur einen "Leidensweg" beschreibst, und das leider recht klischeehaft.
Die Wortwahl ebenso wie die Struktur kommt nur allzu häufig vor und gibt dem Gedicht einen unangenehm selbstmitleidigen Touch, was eigentlich nicht sein müsste - es lässt sich hier noch so viel rausholen! Im Gedicht werden zwar düstere Gefühle beschworen, aber durch das "Gewöhnliche" der Zeilen kommen sie beim Leser nicht an. Mehr Originalität würde dem Gedicht sicherlich gut tun!
Stellenweise holpert das Versmaß sehr.

Zitat:
Tiefste Trauer durchläuft mein Herz
wie sonst nur das rote Blut.

Schon hier bin ich ins Stolpern gekommen: Einmal wegen dem leicht pathetischen Auftakt, dann auch, weil der Versmaß überhaupt nicht stimmt. Ich fände es z.B. schöner, wenn das Gedicht leise anfängt, oder wenn das LI metaphorisch den Irrgarten betrifft. Wie gesagt: Mit diesem Bild arbeiten würde dem Gedicht sehr gut tun!

Zitat:
Es pocht der tiefe Schmerz
Mitsamt der schweren Wut.

Wo kommen die Trauer, die Wut und der Schmerz denn her? Was ist passiert, was hat diese Gefühle ausgelöst, was empfindet das LI? Wenn du mehr in die Hintergründe gehen und eine Atmosphäre schaffen könntest, würden die Gefühlsbeschreibungen auch nicht so klischeehaft und beliebig wirken.

Zitat:
Ich suchte die Schnelle Flucht
doch ich traf nur Sehnsucht.

Hier gerät das Versmaß vollends ins Wanken. Im ersten Vers liegt die Betonung auf "Flucht", aber "Sehnsucht" wird auf der ersten Silbe betont, sodass der Reim kaum in Erscheinung tritt. Auch würde mich interessieren: Warum flüchtet das LI? Wie manifestiert sich die Sehnsucht? Das Beantworten solcher Fragen macht Gedichte einzigartig und nachvollziehbar.

Zitat:
Ich war in einem Loch gefangen
und musste um die Hoffnung bangen.

Wieder stellt sich mir die Frage: Warum? Wo kommt das Loch her? Das Bild wäre vielleicht spannend, wenn das LI auf der Flucht durch den Irrweg buchstäblich in das Loch stolpert, dann wäre die Metapher etwas lebendiger.

Zitat:
Nicht mehr, hatte ich die Macht
da die Welt, über mich nur lacht.

Diese Zeilen wirken besonders lamentierend, auch sie werden nur zu oft geschrieben. Und wo ist der Zusammenhang? Das LI ist machtlos, weil es von der Welt ausgelacht wird? Warum? Was hat es getan, warum fühlt es sich ausgelacht? Hier fehlt mir überall die Substanz, die Geschichte hinter den Zeilen.
Noch etwas Formelles: Die beiden Kommas haben mich im Lesefluss gebremst, sie gehören da nicht hin.

Zitat:
Mich erheben war nicht mehr
denn ich stürzte diesmal schwer.

Der Reim "mehr-schwer" wirkt auf mich eher gezwungen, und hat wenig Originalität. Nun wieder die Lieblingsfragen: Was hat das LI zum Stürzen gebracht, und warum kann es sich nicht aufrichten?

Zitat:
Ich lief durch dunkle Gassen
bis zum aller letzten Gemäuer.
Gefühle hatten mich nicht verlassen
doch die Welt war mir nicht geheuer.

Das Ende finde ich gar nicht so schlecht, vor allem das mit dunklen Gassen - es passt zur Überschrift, zu diesem Bild vom Irrgarten. Aber der Versmaß holpert sehr. Der Reim "Gemäuer"-"geheuer" passt nicht hinein, er zerbricht das Metrum, außerdem ist der Satz doch die Welt war mir nicht geheuer. wieder sehr allgemein, ohne echtes Gefühl oder Hintergrund. Er wirkt ein wenig unbeholfen, außerdem verstehe ich das "doch" in dem Zusammenhang nicht ganz. Was verbindet denn die Sätze, wo ist der Gegensatz, der eines "doch"s bedarf?

Verzeih mir, falls sich meine Rezension allzu sehr nach einem Verriss liest, dies ist nicht bös gemeint. Das Gedicht hat Potential und ich kann mir vorstellen, dass es noch richtig gut wird, wenn du mehr in die Tiefe gehst und z.B. die Labyrinth-Metapher aus dem Titel besser ausarbeitest, statt in Allgemeinplätze und Klischees abzudriften.
Denn hier ist der große Minuspunkt deines Textes: Alle Gefühlsbeschreibungen sind klischeehaft, weil sie unbegründet wirken - es fehlt das Warum, die Geschichte, das Leben. Das LI ist deprimiert und hetzt durch dunkle Gassen, fertig aus. Aber weshalb?
Versteh mich nicht falsch, damit meine ich nicht, dass du alles erklären sollst, jedes Gefühl. Aber es muss doch etwas hinter den Gefühlen stehen, wenigstens in Andeutungen die Katastrophe beschreiben, die das LI in sein Tief gestoßen hat! Dann wird das Gedicht um einiges persönlicher und lebendiger.


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Strafraumbewohner
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 35
Beiträge: 14
Wohnort: Hamburg


Beitrag29.04.2008 21:35

von Strafraumbewohner
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank Terrorkrümel für diese äußerst ausführliche Antwort.
Werde mich damit in den nächsten Tagen nochmal genauer auseinandersetzen und das Gedicht dann auch ändern.


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