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Grease is the Word


 
 
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BerndHH
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 60
Beiträge: 971
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Beitrag08.12.2023 10:24
Grease is the Word
von BerndHH
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Grease is the Word

     Der letzte Schultag vor den Sommerferien 1978.
      Lateinschule Alfeld.
      Alfeld/Leine im südlichen Niedersachsen.

School is out forever!, schrie Alice Cooper.
Nein, leider nicht für immer aber zumindest für die Zeit der Sommerferien in Niedersachsen. Und das war ein extrem wichtiges Datum, welches sich alle Kinder und Jugendliche ganz dick im Kalender angestrichen hatten. Mindestens doppelt und dreifach gemoppelt: den legendären Montag, den 26. Juli 1978, als letzter Schultag für lange lange sechs Wochen des süßen Nichtstuns, einem nie endenden Orgasmus der Endomorphine und des prallen, oberaffentittengeilen Lebens in seiner allerhöchsten Vollendung.
Yeah, c’mon, fuckin‘ school is fuckin‘ out forever! School might kiss my fuckin‘ ass!
Für eine bestimmte Altersgruppe war die prickelnde Vorfreude überall zu spüren.
Die allerdings konnte der hässliche Rocksänger Alice Cooper und seine verzerrten Gitarren noch nicht vollständig ausdrücken. Da brauchte es ein fesches Frauenduo, welches gestern von Ilja Richter in der Freitagsabendsendung „Disco ‘78“ präsentiert wurde. Bühne auf für die zartbitterbraunen Hotties Janice Marie und Perry von der kalifornischen Band „A Taste of Honey“ mit ihren flotten Afrofrisuren und ihren langen Gitarren und die ganze Zeit „Boogie Oogie Woogie“ in Dauerschleife sangen. Henning hatte auf der Stelle Stielaugen und eine verdammt enge Hose bekommen. I’m in the mood for … Briefmarkenalbumzeigen … Die Sinne lösten sich und dazu brauchte es dann auch keinen mit Daumen und Handballen locker angezupften Slapping Bass mehr, um mächtig in Stimmung zu kommen.

C’mon boy wer muss dennn da noch künstlich in Stimmung gebracht werden?
 
If you're thinkin' you're too cool to boogie. Zu cool für Boogie?
Boy oh boy have I got news for you.
Everybody here tonight must boogie.

Let me tell ya, you are no exception to the rule. Ich geh auf Party, Alter!
Get on up, on the floor. Und auf die Alte!
'Cause we're gonna boogie oogie oogie.
 
Für diesen Freudentag schien selbst das Wetter einen Jubelsprung zu machen.
Es wurde der erste schöne sonnige Tag an einem an sonsten verregneten Sommer. Wenn das man kein höheres Zeichen war! Für all diejenigen, die nicht vor dem Fernseher versauern wollten. Es lief am Freitagabend schließlich nicht nur „Disco ‘78“ sondern auch Oberinspektor Stephan Derrick. Gestern sogar gar nicht mal so schlecht und dröge wie normalerweise. Die Folge 44 konnte sogar Henning begeistern. „Steins Tochter“ – Münchner Discobraut knutscht und tanzt zu Santa Esmeralda „Don’t let me be misunderstood“ auf dem Sportautos ihres Freundes und der wird dann vor dem Haus seiner Braut abgeknallt.
Fernsehen war für Heranwachsende allerdings absolut keine Option. Henning Hauschild war das genaue Gegenteil eines Stubenhockers. Beziehungsweise nicht mehr, denn die Zeiten, die er nach Feierabend – den es auf dem Gut normalerweise nie gab, denn Kühe kannten keine Stechuhr – mit seinen Eltern vor dem TV-Gerät oder noch schlimmer mit seinen Großeltern verbringen musste, die waren zum Glück für immer vorbei.
Henning hatte sich optimal vorbereitet und gleich mehrere Szenarien entwickelt, die sich alle um das Alfelder Ferienprogramm drehten. Und das war so gut ausgearbeitet, so dass sich von den kleinen Rackern niemand langweilen musste.
Außerdem gab es noch entsprechende Aktivitäten des Niedersächsischen Landvolkes mit ordentlich „Bummsfallera“ und entsprechenden Möglichkeiten, damit sich Gleichaltige gegenseitig das Briefmarkenalbum zeigen konnten, den legendären und allseits beliebten Ferienpass – sprich ermäßigter Eintritt fürs Freibad und viel Ringelpietz mit Anfassen und zu guter Letzt in der Gemeinde Delligsen ein internationales Ferienlager. Dieses Jahr mit einer Delegation aus Frankreich. „Andere Länder, andere Ti …“ – aber das kannte Henning zu seinem großen Bedauern nur vom Hörensagen.

Es fehlte nur noch der große Knall, die Initialzündung, so wie auf dem Münchner Oktoberfest, wenn der Oberbürgermeister Erich Kiel sein „O’zopft is!“ in die durstige Menge tönte.
Das was jetzt stattfand war ein gnadenloses Geduldspiel, denn noch immer war die Party nicht eröffnet. Irgendwie musste noch der letzte verdammte Schultag schleppend mit Ach und Krach, mit Durchfall und drei Klozigaretten hintereinander über die Bühne gebracht werden.
„Romani bellum amabant“ – Die Römer liebten den Krieg.
Das war der erste gewichtige Satz aus einer antiken Sprache, die heutzutage nur noch von irgendwelchen verschrobenen Kirchengelehrten gesprochen wurde, den sich der Bauernsohn tief in seinem Langzeitgedächtnis einprägte.
Als Henning mit dreizehn Jahren in die Quarta der Alfelder Lateinschule kam, da konnte er vom ersten Tag an deutlich in jeder Faser spüren, daß Großvaters schädlicher Einfluß an diesem Ort erheblich nachließ. Seine Weltanschauung, seine zwanghafte Neigungen mit dem Enkel tagelang durch die Alfelder Wälder zu stapfen … all das hatte deutlich nachgelassen und der Heranwachsende konnte endlich an seine Emanzipation denken.
Yeah, c’mon, fuckin‘ school is fuckin‘ out forever!
Mein Gott Walter und oh Gott Opa – Du bist genauso ein verdammtes Arschloch wie dieser Alice Cooper, dieser abgefuckte Wichser und Kleinkinderschreck!

Henning schwang sich wie jeden Morgen rechtzeitig um 07:00 Uhr auf sein himmelblaues Hercules-Rennrad, welches Onkel Hermut ihn zum zwölften Geburtstag geschenkt hatte. Auf dem Sattel konnte er alles hinter sich lassen. Wenn er mit einem Affenzahn losfuhr und die Pforten des elterlichen Landgutes verließ, dann wurde alles andere auf einmal ganz klein und unbedeutend. All die Dinge, die ihn belasteten, verloren sich im Fahrtwind. Opas Schrullen, Vaters ausbeuterische Sklavenhalterart – ach verdammt, wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er nie zur Schule gegangen, sondern würde permanent auf dem Schlepper oder im Kuhstall leben – und als Dreingabe nich Mutters ewig verängstigte wie auch belehrende Fürsorge, die ihn allerdings nur einengte und ihm die Luft abwürgte.

Auf dem Drahtesel, den er topmäßig in Schuß hielt, wozu auch das regelmäßige Einölen der Kette gehörte, verlief alles mit Rekordgeschwindigkeit, wozu man sonst einen längeren Fußmarsch brauchte und was außer seinem Großvater niemanden in der Familie Spaß machte.
Mit dem Rennrad glitt der Junge einfach nur die schmale Sandpiste an der Leine entlang. Ein mit Schlaglöchern und Pfützen bewehrter Feldweg, der sonst nur von Schleppern benutzt wurde. Auch von denjenigen, die seiner Familie gehörten. Mal war es ein Angestellter, mal Vater und manchmal auch der Junior, der für seinen Geschmack viel zu viel Zeit mit landwirtschaftlicher Arbeit vergeuden musste. Zur Erntezeit gab es nun mal keine Ausreden.
Aber es war auch sein regelmäßiger Schulweg.
Vier Kilometer, mit dem Fahrrad nicht länger als fünfzehn Minuten. Aber Henning raste nicht immer, er liebte es auch zu trödeln. Sich die Zeit zu nehmen, die er für das Sortieren seiner Gedanken benötigte. Die Strecke verlief mehr oder weniger parallel zum Bahndamm. Nach Norden ging es ins fünfzig Kilometer entfernte Hannover und nach hundertzwanzig Kilometern nach Kassel.
Der Schulweg war natürlich bedeutend kürzer.
Provinziell und ländlich einfacher gehalten wie so manches hier. Henning passierte den Flecken Föhrste mit seinen hübschen rostroten Dächern, gleich dahinter die Leinebrücke rüber und schon erreichte er die mittelalterliche Fachwerkstadt Alfeld, wo er die Lateinschule aus Eichenfachwerk auf rotem Sandsteinsockel am Kirchhof ansteuerte.

Der Gong läutete zur ersten Stunde.
Die Schüler drückten ihre Zigaretten aus, warfen angebissene Pausenstullen in den Mülleimer und schlurften hinein. Nicht alle hatten die Ruhe weg, einige und zu denen zählte auch Henning Hauschild drängten zur Eile.
„Kommt schon Jungs, lasst uns die Scheiße hier möglichst schnell hinter uns bringen!“, rief er und glich die kichernde Mädchengruppe mit den scharfen Bräuten von „A Taste of Honey“ ab. Eine blasser als die andere und ihre einfallslose Kleidung verhüllte jeden Ansatz einer weiblichen Figur. Deutsche Frauen haben leider nicht den Sex Appeal von Afroamerikanerinnen, war seine traurige Erkenntnis. Wohl aber die äußerst realistische Aussicht auf noch mehr selbstgedrehte Zigaretten, Whisky-Cola, Bacardi-Cola on the Rocks, natürlich der gute Berendsen-Apfelkorn aus Haselünne und all die wunderschönen Sachen, die das Leben erst lebenswert machten. All das mussten leider noch warten – der Countdown war allerdings schon in der Mache.

THREE – TWO – ONE – ZERO! IGNITION!

Henning stellte sich vor, wie er in Janice Marie Johnson, der Bassistin von A Taste of Honey“ kam.   

Die Zeit lief nicht schneller, nur weil man das so wollte.
Sie verlief sogar so hartnäckig wie ein Haufen Hundescheiße, den man nicht mehr aus dem Schuhprofil bekam. Den Lehrern schien der letzte Schultag vor den Ferien scheißegal zu sein, denn sie zogen den Lehrplan gnandenlos mit urpreußischer Akribie durch.
Der Gipfel der Qual wurde die fünfte Stunde mit Oberstudienrat Wilhelm Klitterberg. Heute wieder mit Fliege sowie Stock im Arsch.
Klitterberg, Du kleine Ratte. Du hast doch in Deinem ganzen Leben noch nie eine Frau gebumst, ging es durch Hennings Gedanken, um sich selbst zu unterhalten.  
Heutiges Thema wie schon die gesamte Woche zuvor war die unsägliche „Verschwörung des Catilina“ von Sallust. Klitterberg predigte mit nasaler Stimme monumental einschläfernde Sätze wie „Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra? Wie lange noch, Catilina, wirst Du unsere Geduld missbrauchen?“
Ja, Klitterberg, nun komm  schon und pfeif doch endlich ab wie der Schiri ein 90-Minuten-Bundesligaspiel. Wir sind verdammt nochmal jung und wollen jetzt endlich wieder saufen!

„Ad mortem te, Catilina, duci iussu consulis iam pridem oportebat! Schon längst hättest Du, Catilina, auf Befehl des Konsuls abgeführt werden sollen, um umgebracht zu werden!“
Pass auf, dass wir Dich nicht gleich umbringen, Klitterberg!

„Tum denique interficiere, cum iam nemo tam inprobus, tam perditus, tam tui similis inveniri poterit, qui id non iure factum esse fateatur. Quamdiu quisquam erit, qui te defendere audeat, vives. Dann endlich wirst Du umgebracht werden, wenn keiner mehr dermaßen böse, dermaßen verderbt, dermaßen dir ähnlich gefunden werden kann, der nicht bekennt, dass das dann zu Recht geschah. Solange es irgendjemanden gibt, der wagt, dich zu verteidigen, wirst Du leben.“

Ja, Du mich auch Klitterberg. Und jetzt pfeif verdamnmt nochmal die Scheiße ab!



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BerndHH
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beitrag08.12.2023 10:52

von BerndHH
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Hallo liebe Leute, also was mir wichtig ist.
Abgesehen von vielen Adjektiven, zu langen Songtexten und stilistischen Unzulänglichkeiten, die sicherlich nicht jeder mag – ist der Text geeignet, um den Leser in das Leben eines Jugendlichen Ende der 1970er Jahre hineinzubeamen oder ist das gründlich misslungen?
Da würde mich Eure Meinung sehr interessieren.
Na ja, was soll es sein? Coming of Ages. Ein Blick in das provinzielle südliche Niedersachsen, eher schon Mitteldeutschland als Norddeutschland. Einer ganz phantastischen Landschaft – Leinetal, Leinebergland mit viel Wald und exzellenten Weizenerträgen. Also die Landschaft soll gut rüberkommen.
Alice Cooper und A Taste of Honey passen natürlich nicht gut zusammen aber vielleicht war es ja die „Mische“, die in Iljas Discoshow „Light aus – Spot an“ gebracht wurde. Also „Dschingis Khan“ und dann als nächster Live Act gleich Kiss oder Suzie Quatro.

Alfeld bietet übrigens einen phantastischen Mikrokosmos.
15.000 Einwohner, Fachwerkhäuser, etwas Industrie, eine „altsprachliche“ Lateinschule, eine Disco „Number One“, das Kino „Central Theater“ und seine ganz eigenen provinziellen Skandälchen und Intrigen. Man raucht Ernte 23 oder die Schüler ihren selbst gekurbelten van Nelle- oder Bison-Tabak. In meinen Augen ein idealer Ort für eine typische Stephen King „Small Town“-Erzählung oder wo ein John Cougar Mellenkamp mit seinem „I was born in a [fuckin‘] small town“ John Mellencamp - Small Town - YouTube https://www.youtube.com/watch?v=0CVLVaBECuc herumspringt. - aber halt nicht in den USA, sondern in Niedersachsen, BRD.
Leider kann ich kein OSTFÄLISCH. Diese niederdeutsche Mundart wird wahrscheinlich überhaupt nicht mehr gesprochen. Es ist also leichter etwas über Bremer oder ostfriesische Mundarten zu finden, weil diese Regionen sich ihre lokalen Eigenheiten wohl noch erfolgreicher gehalten haben als der heutige LK Hildesheim.

Warum ständig „fuck“ und zotige Wörter?!? Nun, ganz einfach weil Henning Hauschild ein Jugendlicher ist, den die Erwachsenen mal kräftig am Arsch lecken können.

Warum ist Stephen King so gut?
Wahrscheinlich, weil es ihm gelingt, besonders eingängige singuläre Charaktere zu schaffen.
Und da könnten sich in den 1970er einige in Niedersachsen tummeln. Der einbeinige Stalingrad-Veteran, die scharfe Französischlehrerin, der reiche Zuckerrübenbauer, der schlitzohrige Kopfschlachter – heute endlich wieder Pferdewurst.
Auf welche Figuren hättet Ihr Bock?


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Arminius
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Beitrag08.12.2023 11:34

von Arminius
Antworten mit Zitat

BerndHH hat Folgendes geschrieben:
ist der Text geeignet, um den Leser in das Leben eines Jugendlichen Ende der 1970er Jahre hineinzubeamen...?

Ja, wenn man die Zeit als Jugendlicher selbst mit- und durchlebt hat. So, wie mir damals die Jugenderfahrungen der Väter- und Großvätergeneration am A... vorbeiging, dürfte es die heutige Jugend kaum interessieren, was in den 70ern abgegangen ist. Vor allem die ausführlichen Lateinzitate dürften heutzutage zum sofortigen Wegzappen animieren.

Was mir aufgefallen ist: der Münchner OB hieß Erich Kiesl.
Ob man mit einem Rennrad eine schmale Sandpiste ... ein[en] mit Schlaglöchern und Pfützen bewehrte[n] Feldweg befahren kann - und das tagtäglich -, wage ich zu bezweifeln.
Dennoch gern gelesen und in die damalige Zeit zurückversetzen lassen.

P.S. Ich war mal in Alfeld. Wirklich schönes Städtchen.


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BerndHH
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Beitrag08.12.2023 11:55

von BerndHH
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Das ist doch fein. Ich danke Dir ganz herzlich für Deinen Kommentar, Arminius!
Danke auch für die kleine Korrektur.
Ja natürlich gibt es einige handwerkliche Schnitzer in dem Text, Logikbrüche leider auch und
gut ist der Text noch lange nicht.

Vielleicht bin ich auch noch nicht nah genug an der Geschichte dran.
Henning lebt auf einem landwirtschaftlichen Gutshof, etwa 5 km südlich von Alfeld in Wispenstein. Sein Vater würde ihn am liebsten komplett versklaven. Er ist eine billige Arbeitskraft, den man zumindest in den Erntemonaten ordentlich knechten kann. Andererseits muss der Bengel ja auch was lernen, um mit Abi dann Agrarwissenschaften an der Uni Göttingen studieren zu können und dann endlich den elterlichen Vollerwerbsbetrieb übernehmen zu können.

Henning nicht. Er hat vollkommen andere Pläne. Alfeld ist für ihn ein kleines Stück Freiheit. War er schon mal in Hannover oder Bremen? Gibt es dort nicht vielleicht viel aufregendere Dinge als in der Kleinstadt? Henning will wie fast alle Jugendlichen tüchtig saufen – er freut sich immer, wenn es Einbecker Maibock gibt – rauchen, Mucke hören und unbedingt ganz bestimmten Mädchen das „Briefmarkenalbum zeigen“ – als Codebegriff für die überall spürbare Sexualität, die beide Geschlechter schon ordentlich unter Druck setzt. Er kommt schlecht damit klar, daß Mädels immer nur knutschen und fummeln wollen und wenn es dann richtig spannend wird, ziehen sie leider die Notbremse.
Sein großer Schwarm ist Olivia Newton-John alias Sandy Olsson. Na ja, vielleicht sind die BRAVO mit Doktor Sommer oder die neueste Ausgabe der Praline ja interessanter.


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Arminius
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Beitrag08.12.2023 12:38

von Arminius
Antworten mit Zitat

Deine Geschichte spricht mich an, weil ich einen ähnlichen Hintergrund habe: auf dem Land aufgewachsen und im weltoffenen Heidelberg zur Schule gegangen (Großes Latinum Mr. Green).
Praktisch in jeder Zeile springt mich ein vertrautes Stichwort an, das Erinnerungen in Gang setzt.
Die sexuelle Revolution der frühen 70er habe ich im Prosa-Trash (Zoo der Pubertiere Vol. III) selbst mal angerissen, weil sie in einem meiner Bücher eine wichtige Rolle spielt.
Heutige Jugendliche lassen sich damit wohl kaum noch hinter dem Ofen hervorlocken. Tempora mutantur nos et mutamur in illis...


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BerndHH
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Beitrag08.12.2023 12:53

von BerndHH
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Da sprichst Du etwas Wahres an, Arminius. Also ich finde es wichtig und richtig, an diese Zeit zu erinnern, natürlich auch dramatisch überhöht und überzeichnet, das ist doch klar.

So sehr ich mich versuche zu konzentrieren, doch ich bekomme die gewaltige Wirkung von Filmen wie EIS AM STIEL oder GREASE einfach nicht mehr auf die Kette.
Wenn man ihn heute sieht, ist es wirklich nur noch ein albernes kitschiges bonbonbuntes Musical zum Abwinken und ganz schwer vorstellbar, daß deswegen auch nur ein einziger Verpeilter ins Kino gegangen wäre.
Die Erklärung ist wahrscheinlich, daß die Mädels John Travolta wohl so klasse fanden, daß sie in Massen in die Kinos strömten und die Jungen mussten wohl oder übel hinterher.


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