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Ekkehart Mittelberg Gänsefüßchen
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Beiträge: 21 Wohnort: 35315 Homberg(Ohm)
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E 01.10.2023 19:51 Morgenlicht auf deinen Wangen von Ekkehart Mittelberg
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Umfangend hält mich Morpheus fest im Schlummer
Und schickt mir einen süßen Jugendtraum,
im Ballkleid schwebst du zierlich durch den Raum,
es strahlen Anmut, Freude, fort der Kummer.
Wir tanzen zeitentrückt im Kerzenschimmer,
Sind unbelastet uns nur zugewandt,
umschlungen von dem zarten Liebesband,
das Glück erscheint uns makellos für immer.
Der Vöglein Sang weckt mich aus der Romanze.
Erschrocken denk ich, jedes Glück versiegt.
Das Ende, Schatz, gilt selbst dem schönsten Tanze.
Doch lieblich wirkt dein Zauber, unvergänglich.
Wenn Morgenglanz auf deinen Wangen liegt,
sind zuversichtlich wir und niemals bänglich.
123Wie es weitergeht »
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1002
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01.10.2023 21:02
von Soleatus
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Hallo Ekkehart!
Der Forumsbereich hier heißt "Schreibübungen"; wenn du dein Sonett hier absichtlich eingestellt hast, macht es vielleicht Sinn, noch kurz zu erwähnen, was du denn gerade übst, und was du in dieser Hinsicht gerne angemerkt hättest – geht es um die Form allgemein, oder um bestimmte Eigenschaften des Sonetts?
Wenn du den Text nicht als Übungstext betrachtest, solltest du ihn von einem Moderator in den "Lyrik Einstand" verschieben lassen; schon, weil hier in den "Schreibübungen" recht wenig los ist ...
Gruß,
Soleatus
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Ekkehart Mittelberg Gänsefüßchen
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Beiträge: 21 Wohnort: 35315 Homberg(Ohm)
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1002
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02.10.2023 13:39
von Soleatus
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Hallo nochmal!
Du verwendest im zweiten Quartett neue Reime. Das kann man natürlich machen, aber es heißt auch, dass das Sonett an Geschlossenheit verliert, weswegen man sich dann bei den anderen "Stellschrauben" nicht mehr viel erlauben kann.
Auch aus diesem Grund finde ich V1 / V2 bedenklich: Da rufst du "Morpheus" auf, der aber im Weiteren keine Rolle mehr spielt; was einmal den Leser auf eine falsche Fährte lockt, dann aber auch wieder der Einheitlichkeit, der formalen Schärfe schadet.
Allgemein scheint mir der Satzbau sehr hölzern in V1, das kann man, denke ich, am den Vers eröffnenden Partizip festmachen.
V2 schlösse ich eher mit einem Doppelpunkt.
V3 geht dann zu der Szene über, für deren etwas ausführlichere Schilderung der in V1, V2 gewonnene Raum sicher zupass käme. Dann ließen sich wahrscheinlich auch solche Griffe in die arg angestaubte lyrische Requistenkiste vermeiden wie das "zierliche Schweben".
"Kummer": Schwer einzuordnen - der des "Du", der des "Traum-Ichs", der des schlafenden "Ichs"?!
"Vöglein": Verkleinerungsformen gehören ins Volkslied, nicht ins Sonett.
Nach "denk ich" setzte ich wieder einen Doppelpunkt.
"Das Ende gilt dem Tanze" ist eine arg schräge Formulierung, hier wirkt die Sprache wirklich gezwungen!
Der Schlussvers macht noch einmal einen Eindruck deutlich, den ich das ganze Sonett hindurch hatte: Der Reimdruck macht sich stark bemerkbar und führt zu sprachlichen Entscheidungen, die etwas ungelenk wirken. Hier erkennbar an dem "niemals bänglich", was einfach nur nachgeschoben wirkt, um auf das "unvergänglich" antworten zu können?! Wobei auch das ja nachgeschoben ist und das ganze wie eine selbst zugefügte, völlig unnötige Schwachstelle wirkt gerade da, wo das Sonett den Leser mit einem eindruckslvollen Bild, einer kräftigen, ihn packenden Vorstellung entlassen sollte. Und das ist mit Wörtern wie "unverfänglich", "zuversichtlich", "bänglich" nicht wirklich möglich, glaube ich.
Wenn Morgenglanz auf deinen Wangen liegt,
Das ist ein vielleicht auch ein wenig altertümlicher, aber trotzdem wirksamer und blidhafter Vers, der mir sehr gut gefällt; mit zwei Begleitern dieser Güteklasse hättest du ein wirklich überzeugendes zweites Terzett!
Gruß,
Soleatus
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Ekkehart Mittelberg Gänsefüßchen
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Beiträge: 21 Wohnort: 35315 Homberg(Ohm)
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E 02.10.2023 20:24
von Ekkehart Mittelberg
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Vielen Dank für deine ausführliche Besprechung, Soleatus.
Hallo nochmal!
Du verwendest im zweiten Quartett neue Reime. Das kann man natürlich machen, aber es heißt auch, dass das Sonett an Geschlossenheit verliert, weswegen man sich dann bei den anderen "Stellschrauben" nicht mehr viel erlauben kann. - Dass die neuen Reime die Geschlossenheit beeinträchtigen können, ist mir neu. Darüber muss ich nachdenken.
Auch aus diesem Grund finde ich V1 / V2 bedenklich: Da rufst du "Morpheus" auf, der aber im Weiteren keine Rolle mehr spielt; was einmal den Leser auf eine falsche Fährte lockt, dann aber auch wieder der Einheitlichkeit, der formalen Schärfe schadet. - Warum sollte Morpheus im Weiteren noch eine Rolle spielen?
Allgemein scheint mir der Satzbau sehr hölzern in V1, das kann man, denke ich, am den Vers eröffnenden Partizip festmachen. Stimmt, das eröffnende Partizip ist nicht glücklich.
V2 schlösse ich eher mit einem Doppelpunkt. - Doppelpunkte in Gedichten finde ich hässlich, wichtigtuerisch.
V3 geht dann zu der Szene über, für deren etwas ausführlichere Schilderung der in V1, V2 gewonnene Raum sicher zupass käme. Dann ließen sich wahrscheinlich auch solche Griffe in die arg angestaubte lyrische Requistenkiste vermeiden wie das "zierliche Schweben". - Ja, das zierliche schweben ist ein bisschen angestaubt, aber das wollte ich ausdrücken und mir fällt keine Alternative ein.
"Kummer": Schwer einzuordnen - der des "Du", der des "Traum-Ichs", der des schlafenden "Ichs"?! - Ein Possessivpronomen könnte hier hilfreich sein.
"Vöglein": Verkleinerungsformen gehören ins Volkslied, nicht ins Sonett . - Da geht mir die normative Poetik zu weit.
Nach "denk ich" setzte ich wieder einen Doppelpunkt. - siehe oben
"Das Ende gilt dem Tanze" ist eine arg schräge Formulierung, hier wirkt die Sprache wirklich gezwungen! - Ich hatte hier an das Leben gedacht. Ist die Formulierung unter diesem Gesichtspunkt auch schräg?
Der Schlussvers macht noch einmal einen Eindruck deutlich, den ich das ganze Sonett hindurch hatte: Der Reimdruck macht sich stark bemerkbar und führt zu sprachlichen Entscheidungen, die etwas ungelenk wirken. Hier erkennbar an dem "niemals bänglich", was einfach nur nachgeschoben wirkt, um auf das "unvergänglich" antworten zu können?! Wobei auch das ja nachgeschoben ist und das ganze wie eine selbst zugefügte, völlig unnötige Schwachstelle wirkt gerade da, wo das Sonett den Leser mit einem eindruckslvollen Bild, einer kräftigen, ihn packenden Vorstellung entlassen sollte. Und das ist mit Wörtern wie "unverfänglich", "zuversichtlich", "bänglich" nicht wirklich möglich, glaube ich. - Ich weiß nicht, aber hier kommen wir wohl auf die Ebene des persönlichen Geschmacks.
Gruß,
Ekki
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Ekkehart Mittelberg Gänsefüßchen
E
Beiträge: 21 Wohnort: 35315 Homberg(Ohm)
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E 02.10.2023 20:24
von Ekkehart Mittelberg
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Vielen Dank für deine ausführliche Besprechung, Soleatus.
Hallo nochmal!
Du verwendest im zweiten Quartett neue Reime. Das kann man natürlich machen, aber es heißt auch, dass das Sonett an Geschlossenheit verliert, weswegen man sich dann bei den anderen "Stellschrauben" nicht mehr viel erlauben kann. - Dass die neuen Reime die Geschlossenheit beeinträchtigen können, ist mir neu. Darüber muss ich nachdenken.
Auch aus diesem Grund finde ich V1 / V2 bedenklich: Da rufst du "Morpheus" auf, der aber im Weiteren keine Rolle mehr spielt; was einmal den Leser auf eine falsche Fährte lockt, dann aber auch wieder der Einheitlichkeit, der formalen Schärfe schadet. - Warum sollte Morpheus im Weiteren noch eine Rolle spielen?
Allgemein scheint mir der Satzbau sehr hölzern in V1, das kann man, denke ich, am den Vers eröffnenden Partizip festmachen. Stimmt, das eröffnende Partizip ist nicht glücklich.
V2 schlösse ich eher mit einem Doppelpunkt. - Doppelpunkte in Gedichten finde ich hässlich, wichtigtuerisch.
V3 geht dann zu der Szene über, für deren etwas ausführlichere Schilderung der in V1, V2 gewonnene Raum sicher zupass käme. Dann ließen sich wahrscheinlich auch solche Griffe in die arg angestaubte lyrische Requistenkiste vermeiden wie das "zierliche Schweben". - Ja, das zierliche schweben ist ein bisschen angestaubt, aber das wollte ich ausdrücken und mir fällt keine Alternative ein.
"Kummer": Schwer einzuordnen - der des "Du", der des "Traum-Ichs", der des schlafenden "Ichs"?! - Ein Possessivpronomen könnte hier hilfreich sein.
"Vöglein": Verkleinerungsformen gehören ins Volkslied, nicht ins Sonett . - Da geht mir die normative Poetik zu weit.
Nach "denk ich" setzte ich wieder einen Doppelpunkt. - siehe oben
"Das Ende gilt dem Tanze" ist eine arg schräge Formulierung, hier wirkt die Sprache wirklich gezwungen! - Ich hatte hier an das Leben gedacht. Ist die Formulierung unter diesem Gesichtspunkt auch schräg?
Der Schlussvers macht noch einmal einen Eindruck deutlich, den ich das ganze Sonett hindurch hatte: Der Reimdruck macht sich stark bemerkbar und führt zu sprachlichen Entscheidungen, die etwas ungelenk wirken. Hier erkennbar an dem "niemals bänglich", was einfach nur nachgeschoben wirkt, um auf das "unvergänglich" antworten zu können?! Wobei auch das ja nachgeschoben ist und das ganze wie eine selbst zugefügte, völlig unnötige Schwachstelle wirkt gerade da, wo das Sonett den Leser mit einem eindruckslvollen Bild, einer kräftigen, ihn packenden Vorstellung entlassen sollte. Und das ist mit Wörtern wie "unverfänglich", "zuversichtlich", "bänglich" nicht wirklich möglich, glaube ich. - Ich weiß nicht, aber hier kommen wir wohl auf die Ebene des persönlichen Geschmacks.
Gruß,
Ekki
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