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Romanbeginn


 
 
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Kika10
Gänsefüßchen
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Beiträge: 21



K
Beitrag02.03.2023 15:25
Romanbeginn
von Kika10
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Ihr Lieben!  Dies soll ein "Psycho" werden (kein Psychothriller - nur ein milder Psycho).  Vorläufiger Titel "Frauke" .  Über Eindrücke und Vorschläge würde ich mich sehr freuen. Vielen lieben Dank schonmal vorweg!

 

Während Frauke den Koffer packte, in emsig-geschäftigem Treiben herumraschelte, Schranktüren öffnete und Schubladen aufzog, telefonierte ihre Mitbewohnerin Hilde nebenan leise mit ihrem Geliebten, Herrn Jorberg, Fraukes Violinprofessor, der die Sommerferien auch heuer mit seiner Familie würde verbringen müssen. Hilde standen  drei  einsame Monate bevor.

   Im letzten Jahr hatte sie sich in den Sommerferien gar nicht recht auf die angestrebte Vervollkommnung ihres Klavierspiels konzentrieren können und sich stattdessen die ganze Zeit  gefühlt, wie  die in einen Spind gesperrte Hälfte eines „Etwas“ , das es womöglich nur in ihrer Fantasie gab. Eine Hälfte, die der Professor im Oktober wie selbstverständlich wieder zur Hand genommen hatte, als sei nichts gewesen.  

 Interessiert schmiegte Frauke das Ohr ans Schlüsselloch.

    Hinter der Tür tönte ein Ausschnitt einer Ballade, von der Frauke lediglich die Oberstimme zu hören bekam, solcherart, als lausche man einem schmerzerfüllten Klavierstück von Brahms, das vorerst  zu Übungszwecken nur mit der rechten Hand zusammengefingert wird.  

    Dies war beileibe nicht das erste mal, daß sich Fraukes Ohr wie ein Saugnapf ans Schlüsselloch sog, bevor es mit einem leisen, eher fühl- denn hörbaren Plopp wieder abgezogen wurde, um auch das Auge zum Zuge kommen zu lassen. Die belauschten Telefonate wurden meist in Rondoform abgehalten und das leidige Thema drehte sich im Kreise: „Du hast gesagt, daß du mit Erdmute vernünftig reden wirst! Vernümbfdich – hast du gesagt. Ich hab´s doch noch im Ohr!“

   Dem Rondothema folgten Worte in zweierlei Gefühlsschattierungen: Beschwichtigend, wie anzunehmen, und bockig-jeremiadelig.

Es war immer das Gleiche.

  Hilde war in einem Schraubstock der Gefühle eingeklemmt, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.

   Nun hatte sie wieder ihre so sorgsam vorgeprobten Worte angebracht:  Ewig mache sie dieses Spielchen nicht mehr mit. Sie sei ihr Leben als Konkubine leid - und wie lange soll sich dieses „vernümbfdje Gespräch“ von dem doch immer wieder die Rede ist, denn noch hinziehen?  Hilde saß im Schneidersitz auf dem Boden, das Gesicht tränenüberströmt. Die vom Quell des Schmerz´ benetzten Lippen bebten leicht.

   Frauke rieb sich innerlich die Hände, während sie an den Professor dachte.

   Die Lippen einer Dame schienen Professor Jorberg eher dazu gedacht, mit einem  Kuß  verschlossen zu werden, auf daß ihnen nicht allzu viele törichte Worte entweichen. Und auch wenn er dererlei mit einem leisen Augenzwinkern zu denken pflegte, so dachte er es  eben doch.

        Unabhängig voneinander erschien Hilde und Frauke das Semesterende als warmes Wannenbad, das zu verlassen man nun genötigt war.

  Die verbliebene Zeit schrumpft.

Der Knöchel eines gebogenen Zeigefingers klopft hart an die Türe:

„Mach mal!“ bellt eine unfreundliche Stimme.

   Man könnte etliche Beispiele heranziehen, um die Gefühle der beiden Musikstudentinnen in Form äquivalenter Szenen zu beschreiben, sollte sich jedoch zügeln. Ein letztes Bild, um dem Leser das Empfinden von Frauke und Hilde zu vermitteln, kann ich mir dennoch nicht verkneifen:

   Das vergangene Semester darf man sich als Spinnweb vorstellen, das - kaum zuende gesponnen - bereits von einem Staubsaugerrohr hinweggesaugt zu werden droht. Aus Erfahrung klug wußte man, daß man im Oktober Mühe haben würde, dort anzuknüpfen, wovon man sich nun notgedrungen entfernen musste. Nach diesen neunzig Tagen wäre die Welt eine andere: Man selber fülliger und hässlicher, ER, dem man entgegengeschmachtet hat, von der Sonne unvorteilhaft gebräunt, ebenfalls hässlicher und fülliger, und die alte Vertrautheit, wenn überhaupt, wird sich nur zögerlich einstellen.

I

Frauke

Montag, 2. Juli 1990

 Soeben hatte Frauke Geigenkasten und Rucksack auf der Gepäckschiene über dem Kopf eines Senioren verstaut und gedachte nun den schlanken Kriminalroman zur Hand zu nehmen, den sie zehn Minuten zuvor in der Bahnhofsbuchhandlung geklaut hatte.

  „Ist das eine Gitarre?“ interessierte sich eine alte Dame.

   Wie der Schnabel eines Vögleins war ein mit feinem Aderngeflecht durchsetztes violettes Näschen fragend auf Frauke gerichtet.

   „Nein - eine Geige!“ antwortete Frauke scheinbar  artig.

   „Da gibt es ja gewiss Unterformen?“

   Das Schnäblein, umrahmt von einem welken, mit törichtem Ausdruck überzogenen Gesicht, bohrte sich in aufdringlichem Interesse in Fraukes Blickfeld und Privatleben.      

   „Natürlich!“ lachte Frauke, „Unterformen gibt es doch von so quasi allem, oder? Eine Unterform des Menschen ist beispielsweise der Affe, und eine Unterform des Affen wiederum der Zwergaffe - beispielsweise in Form eines Schlüsselanhängers, den man als Treueprämie erhalten hat.“

   Sie zog ihren Schlüsselbund hervor an dem ein lächelnder kleiner Zwergaffe befestigt war, und klapperte in leicht gönnerhafter Belustigung damit herum.

   Mit einem solch ausufernd üppigen Schwall an Worten und Wortesworten auf eine kleine Frage hin hatte die alte Dame gar nicht gerechnet. Sie war es gewohnt angeschwiegen zu werden (von Ehemann Walter), oder aber einsilbige (von Enkel Torben) oder gar patzige Antworten zu bekommen (von Sohn Klaus und Schwiegertochter Karen).

   Dies, was hier kursiv zu lesen steht, zog Frauke durchs Hirn. Frauke hatte die Gewohnheit, blitzschnell allerlei über ihre Mitmenschen zusammenzumutmaßen und sich hernach nur höchst ungern von diesem Zusammengemutmaßten zu trennen.  

  Die Geige in Fraukes Kasten war in vieler Hinsicht tatsächlich eine Unterform. Als Frauke vier Jahre zuvor in die entgegengesetzte Richtung gereist war, befand sich im selben Kasten eine gänzlich andere Violine. Ein sündhaft teures italienisches Instrument,    das der mittlerweile verstorbene Onkel Helmut seiner Nichte als Leihgabe für die Dauer ihres Studiums zur Verfügung gestellt hatte.

  Die Eisenbahn, in ihrem Vorwärtsdrall zunächst alt, eingerostet und schnaufend wirkend, schien sich zu straffen und nahm an Fahrt auf. Die Reise führte in die Vergangenheit, und auch die Eisenbahn schien sich selber durch einen Jungbrunnen zu jagen.

   „Spielen Sie schon lange?“

   Frauke bog und knetete den gestohlenen schlanken Roman unschlüssig in Händen. Wieder stand sie an einer Weggabelung und war gezwungen, sich zu entscheiden, welcher Weg wohl einzuschlagen sei?  Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl:

   Möglichkeit A: Nach einer einsilbigen Antwort („Ja“) das Buch zu öffnen und loszulesen, oder aber B dies simple Frage-Antwortspiel in eine Bekanntschaft münden zu lassen, die vielleicht nicht ohne Reiz wäre. Worte vom verstorbenen Onkel Helmut traten ihr in den Sinn: „Ob Glück oder Unglück – das wird die Zukunft zeigen.“

  An dieser Stelle muß leider so allmählich eingeflochten werden, daß Frauke an zwei äußerst befremdlichen charakterlichen Eigenschaften krankte.

  Doch wo viel Schatten, da viel Licht, und  von Letzterem sei zunächst berichtet: Da war zum einen Fraukes liebenswertes, gewinnendes Wesen. Ihre Freundlichkeit und Zugewandtheit. Eine besondere Fürsorglichkeit gegenüber Alten, Schwachen und Gebeugten. Hervorzuheben wäre auch ihre Gemütlichkeit, die sie wohltuend von den hektischen Vorwärtsstreblingen und Ehrgeizlingen der Musikhochschule abhob, auch wenn sich böse Zungen über Fraukes Neigung herumzusitzen, Kaffee zu trinken und „es sich gut gehen zu lassen“ zuweilen spöttische Bemerkungen erlaubten.  

   Um Fraukes Schattenseiten angemessen zu beschreiben, müsste man jedoch ein wenig ausholen:

   Der berühmte Hit „Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund!“ schien ihr Leitmotto,  hochtrabende Pläne und Ziele der Kommilitonen mit giftgefüllten Pfeilen in Form ironisierter Höflichkeiten, unter deren Oberfläche blanker Hohn brodelte, zum Zerplatzen zu bringen. Nicht anders, als ein boshafter Mensch, der seine glühende Zigarette kurz an einen wunderschönen Luftballon drückt, der von einem frohen Kind stolz an der Leine in die Höhe gehalten wird.

   Frauke fügte anderen gern kleine Bosheiten zu und redete sich ein, dies geschähe zu deren Besten, wenn es mal als „gute Tat“ deklariert werden darf, andere davor zu bewahren „abzuheben“, und vor einem tiefen Fall zu schützen.  

   Andererseits könnten begütigende Zungen die nun folgenden weiteren Eigenschaften zu Fraukes Gunsten auslegen:

    Frauke verharrte nicht gerne in Sackgassen oberflächlichen Schmalspurgeplappers. Ihr war es von je her ein nicht niederzuknüppelndes Bedürfnis, Gesprächen schon bald eine scharfe Wendung zu verpassen und ihr Gegenüber zu einem Wortduell herauszufordern, wobei sie sich gelegentlich gar als Anwältin einer Meinung versuchte, die der ihrigen diametral entgegenlief.

   Meinungsgleichklang, von anderen als wohltuend und verbindend empfunden, tönte in Fraukes Sinnen hohl wie Quintparallelen.

   Sicherlich frägt sich der Leser auch bereits, warum Frauke den Roman in der Bahnhofsbuchhandlung  gestohlen hat, statt ihn ordnungsgemäß zu bezahlen? Wobei wir nun schon bei der zweiten ihrer zweifelhaften Charaktereigenheiten wären: Der dreiste Diebstahl geschah weniger aus Bosheit - das auch - aber hauptsächlich, weil sich in ihrem Inneren eine fest einge1rastete  Geldausgabensperre befand. Vergleichbar mit der Nahrungsaufnahmssperre eines magersüchtigen Frauenzimmers.  Geizig war Frauke jedoch keinesfalls - und schon gar nicht mit ihrer Zeit. Es handelte sich ganz einfach um eine Blockade. Eine Unfähigkeit. Und aus dieser ratlos stimmenden Erklärung erwächst sich alsbald die nächste Frage: Wie kann es angehen, daß Frauke hier in dieser Geschichte in der Eisenbahn sitzt? Handelt es sich bei ihr womöglich um eine Schwarzfahrerin, die seelenruhig ihrem Unglück entgegenfährt? Nein, und ob oder wie sie ihrem Unglück entgegenfuhr wird sich zeigen.

   Im zusammengequetschten roten Rucksack über dem Haupt des Senioren, von dem zu Buchbeginn schon einmal kurz die Rede war, befand sich die Fahrkarte, die Fraukes Mutter, verbunden mit ein paar dürrwörtigen Zeilen geschickt hatte.

  Frauke fuhr zur Beerdigung ihres Vaters, der betrunken Auto gefahren und dabei verunfallt war, und zu diesem traurigen Anlass wünschte die Mutter eine musikalische Einlage in der Kirche. Zu Ehren des Verblichenen sollte Frauke Onkel Helmuts Violine erklingen lassen.     

 „Wie meinen Sie das jetzt?“

   Über den Sonnenschein in Fraukes Gesicht glitt ein graues Wölkchen. Mit leicht vibrierendem Haupt  wandte sie sich ihrem Gegenüber zu – solcherart als habe die alte Dame etwas höchst Irritierendes von sich gegeben.

   „Na, ich meine - haben Sie schon sehr früh mit dem Geigenspiel begonnen?“

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Ralphie
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Beitrag02.03.2023 16:23

von Ralphie
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Fang einen Roman nicht mit "während" an.
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Arminius
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Beitrag02.03.2023 17:07

von Arminius
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Flott geschrieben, aber ich vermisse auch nach dem zweiten Lesen etwas den inneren Zusammenhang.
Was hat es z.B. mit dem an zwei Stellen erwähnten, aber nicht näher beschriebenen Senioren auf sich Question ? Es gibt etliche hektische, für mich unmotivierte Sprünge, z.B. der unerwartete Einschub über die Eisenbahn, dazwischen Geige, dann wieder Psychogramme und der Dialog mit der alten Dame muss auch noch abgehandelt werden.
Einzelne Textbeispiele sind sicher immer aus dem Gesamtzusammenhang gerissen. Dennoch habe ich nicht den Eindruck, einen "Psycho" zu lesen, auch keinen milden. Den Satzbau könnte man hier und da auch noch etwas glätten.
Ist das nun der Romananfang oder ein Zitat aus der Mitte der Geschichte?


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Kika10
Gänsefüßchen
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Beitrag02.03.2023 17:30

von Kika10
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Lieber Arminius!

Vielen Dank für Deine Worte! Leider ist das Schriftbild etwas verrupft - große Abstände, die ich nicht gemacht habe - Kursivschrift wurde nicht richtig dargestellt, so daß man tatsächlich den inneren Zusammenhang ein wenig vermisst. Welche Sätze sollten geglättet werden? Dies würde mich sehr interessieren.
Liebe Grüße von Franziska
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Berthold
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Beitrag02.03.2023 17:34

von Berthold
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Hallo Kika 10,

ich habe deinen Romanbeginn gelesen und schildere dir im Folgenden meinen subjektiven ersten Eindruck.

*Ich meine, du hast eine sehr gepflegte Schreibe: Dein Einstieg liest sich gut und flüssig; die geschäftigen Protas wirken auf mich lebendig.
*Du scheinst auktorial zu erzählen und wechselst relativ häufig die Perspektive, was mE zu einer gewissen Unruhe beim Lesen führt.
*Dein Erzähltempo scheint mir recht hoch für einen Roman. Ein bisschen mehr 'show', ein bisschen weniger 'tell' würden das Erzähltempo mE drosseln. Auch bei der - ungeliebten - Zeichnung der Örtlichkeiten sehe ich noch Luft nach oben - und die Möglichkeit ein bisschen Tempo rauszunehmen.

Formales:

***„Mach mal!“ bellt eine unfreundliche Stimme.***
Zwischen wörtlicher Rede und Inquit-Formel steht regelmäßig ein Komma.

***„Ist das eine Gitarre?“ interessierte sich eine alte Dame.
Wie der Schnabel eines Vögleins war ein mit feinem Aderngeflecht durchsetztes violettes Näschen fragend auf Frauke gerichtet.***
Soweit ich weiß, könntest du zum Beispiel diese beiden Absätze zusammenziehen. - Ein paar Absätze weniger im Text täten dem leicht unruhigen optischen Eindruck mE gut.

Mein Fazit:
Wenn du weitere Teile deines Romans hier einstellst und ich Zeit zum Lesen finde, werde ich den Weg der beiden Protas auch weiter verfolgen.

Wie schon gesagt: Ich habe dir hier meine Meinung geschildert; nichts ist böse gemeint.
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Schreiben deines Romans.

LG, Berthold
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Arminius
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Beitrag02.03.2023 18:35

von Arminius
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Kika10 hat Folgendes geschrieben:
Welche Sätze sollten geglättet werden?


Die Eisenbahn, in ihrem Vorwärtsdrall zunächst alt, eingerostet und schnaufend wirkend,
Die in ihrem Vorwärtsdrall alt, eingerostet und schnaufend wirkende/anmutende Eisenbahn...

Hinter der Tür ertönte ein Ausschnitt einer Ballade, von der Frauke lediglich die Oberstimme zu hören bekam, solcherart, als lausche sie einem schmerzerfüllten Klavierstück von Brahms, das vorerst zu Übungszwecken nur mit der rechten Hand zusammengefingert wird.

Ihr war es von jeher ein nicht niederzuknüppelndes Bedürfnis (eine sehr ungewöhnliche Wortpaarung!), Gesprächen schon bald eine scharfe Wendung zu verpassen und ihren Gegenüber zu einem Wortduell herauszufordern.
 wobei sie sich gelegentlich gar als Anwältin einer Meinung versuchte, die der ihrigen diametral entgegenlief.
Gelegentlich vertrat sie gar eine Auffassung/Überzeugung, die ihrem eigenen Standpunkt diametral widersprach/zuwiderlief.

Worauf ich hinaus will: es liest sich ein wenig sperrig oder ist umständlich formuliert.
Nur so als Vorschlag...


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Miné
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Beitrag03.03.2023 10:17
Re: Romanbeginn
von Miné
Antworten mit Zitat

Kika10 hat Folgendes geschrieben:
Vorläufiger Titel "Frauke"
Ich persönlich würde kein Buch kaufen wollen, das Frauke heißt.  

Während Frauke den Koffer packte, in emsig-geschäftigem Treiben herumraschelte, Schranktüren öffnete und Schubladen aufzog, telefonierte ihre Mitbewohnerin Hilde nebenan leise mit ihrem Geliebten, Herrn Jorberg, Fraukes Violinprofessor Hier bin ich bereits raus. Wer ist jetzt noch mal wer? Ähm ... Äh .... Nein, danke! Das ist mir jetzt schon zu kompliziert und unübersichtlich.
Besser wäre es so:
Frauke packte den Koffer. Sie raschelte in emsig-geschäftigem Treiben, öffnete Schranktüren und zog Schubladen auf. Ihre Mitbewohnerin Hilde telefoniere derweil nebenan mit ihrem Geliebten ... Ist zwar alles andere als spannend und unterhaltsam, aber vom Stil zumindest besser zu verstehen.


Während Frauke den Koffer packte, in emsig-geschäftigem Treiben herumraschelte, Schranktüren öffnete und Schubladen aufzog, telefonierte ihre Mitbewohnerin Hilde nebenan (Ist es wirklich wichtig, dass Hilde nebenan telefoniert? Oder könnte man das weglassen? , der die Sommerferien auch heuer mit seiner Familie würde verbringen müssen (Warum muss ich das jetzt wissen?)Hilde standen  drei  einsame Monate bevor. Wieso?

Im letzten Jahr (Wieso denn jetzt eine Rückblende?)hatte sie sich in den Sommerferien (Schon wieder Sommerferien!)gar nicht recht auf die angestrebte Vervollkommnung ihres Klavierspiels konzentrieren (Was denn für ein Klavierspiel? Das wurde bis jetzt mit keinem Wort erwähnt) können und sich stattdessen die ganze Zeit  gefühlt (Wie lang soll denn der Satz noch werden?), wie  die in einen Spind gesperrte Hälfte eines „Etwas“ , das es womöglich nur in ihrer Fantasie gab (Geht es vielleicht noch umständlicher?)Der Satz ist viel zu lang und wieder total umständlich. Außerdem verstehe ich die Rückblende nicht? Du fällst dir mit allem selber über die Füße.

Eine Hälfte, die der Professor (Wer war noch mal der Professor?) im Oktober wie selbstverständlich wieder zur Hand genommen hatte, als sei nichts gewesen. Also, das mag vielleicht dein Stil sein, aber für mich ließt sich das, als hättest du das betrunken geschrieben. Als hättest du den Kopf nicht frei gehabt.
Interessiert schmiegte Frauke das Ohr ans Schlüsselloch. Wieso Schlüsseloch? Die ist doch am Kofferpacken?

Hinter der Tür tönte ein Ausschnitt einer Ballade, von der Frauke lediglich die Oberstimme zu hören bekam, solcherart, als lausche man einem schmerzerfüllten Klavierstück von Brahms, das vorerst  zu Übungszwecken nur mit der rechten Hand zusammengefingert wird. Also, ich stoppe schon nach der Hälfe des Satzes, weil mir das einfach zu viel ist. Das ist so hochgradig anstregend zu lesen!

Hinter der Tür (Wieso hinter der Tür? Steht die davor, oder was? Ich kann mir das echt nicht vorstellen? Wo genau ist denn jetzt eigentlich diese Frauke?) tönte ein Ausschnitt einer Ballade, von der Frauke lediglich die Oberstimme zu hören bekam (Wieso?) solcherart, als lausche man einem schmerzerfüllten Klavierstück von Brahms, das vorerst zu Übungszwecken nur mit der rechten Hand zusammengefingert wird.Der Rest überladet den Satz nur!

Dies war beileibe nicht das erste mal, daß sich Fraukes Ohr wie ein Saugnapf ans Schlüsselloch sog (Völlig übertrieben! Wie soll das gehen? Also, wenn dein Ohr sich wie ein Saugnapf an einem Schlüsselloch festsaugen kann, dann kannst du damit im Zirkus auftreten) , bevor es mit einem leisen, eher fühl- denn hörbaren Plopp wieder abgezogen wurde (Das interessiert niemanden! Du verstrickst dich in Nichtigkeiten), um auch das Auge zum Zuge kommen zu lassen (Was für ein Zug? Kann dir wie so oft nicht folgen!)

Dein Text! Dein Stil!

Ich kann nur sagen, dass mir die Sätze viel zu lang und mega umständlich sind. Anstatt zwei draus zu machen, würde ich sie allerdings auf das Wesentliche straffen, anstatt so extrem mit jeder Kleinigkeit auszuschweifen.

Die Handlung bleibt relativ auf der Strecke, der man sowieso nicht folgen kann. Ich habe vom allerersten Satz an weder verstanden, was du eigentlich erzählst, ob Drama oder Liebesroman und wo du hin willst.

Das klingt alles nicht gerade nach einem ausgearbeiteten Konzept, sondern einfach darauf losgeschrieben. Trotzdem alles Gute und viel Erfolg!

Kleiner Tipp: Konzentriere dich auf die Emotionen von Frauke. Stell die in den Vordergrund und alles andere dahinter. Vergiss ansaugende Ohren am Schlüsselloch und schreibe über das, was dich bewegt! Bzw, was Frauke bewegt!
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Arminius
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Alter: 65
Beiträge: 1244
Wohnort: An der Elbe


Beitrag03.03.2023 10:29
Re: Romanbeginn
von Arminius
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Kika10 hat Folgendes geschrieben:
um auch das Auge zum Zuge kommen zu lassen


@Miné
Soll heißen: an die Reihe kommen (aus dem Schachspiel übernommene Redewendung).


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Pickman
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Beitrag03.03.2023 18:28

von Pickman
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Nicht mein Genre, nicht mein Setting, aber der zweite Satz hat mir gefallen. Der würde mich neugierig machen und sollte der erste sein.

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Tempus fugit.
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K.J.
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Beiträge: 17
Wohnort: NRW


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Beitrag07.03.2023 14:20

von K.J.
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Hallöchen Kika10 Smile

Es wurde bereits sehr viel zu deinem Text gesagt, weshalb ich nicht auch noch ins Detail gehen werde. Allerdings sind mir doch drei Punkte wichtig.

1.) Du kannst die Formatierung im Textfenster anpassen, sobald du deine Arbeit dort hinein kopiert hast. Das vereinfacht wirklich das Lesen im Forum.
2.) Hat man den (für mich, arg holprigen, ersten Satz überstanden, wird es flüssiger.) Da ist Einiges los mit Kommata und ein chaotisches Bild ergibt sich.
3.) Ich finde du malst teilweise sehr schöne Bilder mit deinen Formulierungen! Das solltest du nutzen.

Viel Spaß beim Weiterschreiben!

LG, Kathi Smile
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Kika10
Gänsefüßchen
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Beiträge: 21



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Beitrag17.03.2023 17:47

von Kika10
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Vielen lieben Dank, Euch allen! Demnächst mehr...
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Kika10
Gänsefüßchen
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Beiträge: 21



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Beitrag17.03.2023 17:51

von Kika10
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Den Anfang habe ich nun (angeregt durch Euch) ein wenig umgeschrieben:


Während Frauke den Koffer packte, telefonierte ihre Mitbewohnerin Hilde nebenan leise mit ihrem Geliebten, der die Semesterferien auch heuer mit seiner Familie würde verbringen müssen.
Hilde standen drei quälend einsame Monate bevor.
     Interessiert reckte Frauke das Ohr dem Schlüsselloch entgegen, um die Ballade zu genießen, die sich dahinter abspielte. Schad war natürlich, daß man nur die Oberstimme zu hören bekam, solcherart, als lausche man einem schmerzerfüllten Klavierwerk von Chopin, das zu Übungszwecken nur mit der rechten Hand zusammengefingert wird. Aber Frauke konnte sich ja denken, was der Professor am anderen Ende der Leitung wohl so von sich gab.  
    Dies war beileibe nicht das erstemal, dass sich ihr Ohr selbständig gemacht und so quasi am Schlüsselloch festgesogen hat, so gut es eben ging.
   Die belauschten Telefonate wurden meist in Rondoform abgehalten, und das leidige Thema drehte sich im Kreise:
   „Du hast gesagt, dass du mit Erdmute vernünftig reden wirst! Vernümbfdich – hast du gesagt. Ich hab´s doch noch im Ohr!“
   Dem Rondothema folgten Worte in zweierlei Gefühlsschattierungen: Beschwichtigend auf der einen Seite und bockig-jeremiadelig auf der anderen.
  Es war immer das Gleiche.
  Hilde war in einem Schraubstock der Gefühle eingeklemmt, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
  Frauke zog das fortgesogene Ohr mit einem gefühlten “Plopp“ wieder  ab, um auch das Auge zum Zuge kommen zu lassen.    (Hier muß eine Zeichnung hin)
  Hilde saß im Schneidersitz auf dem Bett, das Gesicht tränenüberströmt. Die benetzten Lippen bebten leicht.
   Frauke rieb sich innerlich die Hände.
   Sie wußte genau, wie sehr sich diese Lippen danach sehnten von jenen des Professors so quasi in die Ewigkeit eingesogen zu werden, doch – „da muß ich dich leider enttäuschen, liebste Hilde!“ jubilierte sie  innerlich freudentrunken: „Die Küsse des Professors dienen lediglich dem Zweck, die Lippen einer Dame zu verschließen, auf dass ihnen nicht allzuviele Torhaftigkeiten entweichen! Er hält dich doch für ein dummes Ding und spielt nur mit deinen Gefühlen!“
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Ralphie
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Beiträge: 6422
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Beitrag17.03.2023 17:59

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht, was du geändert hast, aber der Text gefällt mir. Den ersten Satz solltest du noch mal überdenken. Vielleicht machst du zwei Sätze draus. Etwa so:

Frauke packte die Koffer. Nebenan telefonierte ihre Mitbewohnerin ...
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J.-E. Biedermann
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Beitrag28.03.2023 11:27

von J.-E. Biedermann
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Hallo Kika10,

es ist an sich nicht mein Genre, dennoch finde ich beide Texte nicht schlecht.

Hier und da würde ich sicher eine andere Formulierung wählen, z.B.

Zitat:
Dies war beileibe nicht das erstemal, dass sich ihr Ohr selbständig gemacht und so quasi am Schlüsselloch festgesogen hat, so gut es eben ging.


Dies war nicht das erste Mal, dass sie mit Ihrem Ohr regelrecht an der Tür klebte

Aber es ist in meinen Augen eher eine Frage des Stils, der eben bei jedem anders ist.
Als Psycho liest es sich aber tatsächlich nicht. Natürlich kann dies noch im Verlauf kommen, es wäre aber sicher gut, wenn man schon am Anfang etwas davon merkt.
Mit Satzlängen kämpfe ich selbst, so dass ich dir da nicht wirklich einen Rat geben kann, außer, versuche sie etwas zu kürzen bzw. zu teilen.

Liebe Grüße,
Mandy


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