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Anthropozän


 
 
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Mann wie ein Turm
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 44
Beiträge: 47



M
Beitrag19.03.2022 07:12
Anthropozän
von Mann wie ein Turm
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Neue Version »

Die Katze rostet starr wie eines Wracks Zerfall.
Und wie der harten Hand sich anschmiegt eine Zange,
So warte ich auf das, was schon geschehen, lange.
Vergangenheit jedoch bringt Zukunft nicht zu Fall.

Vielmehr betrachtet Altes die Zukunft mehr als bange.
Eigennutz nämlich, kommt er morgen, stinkt.
Ein Zahnrad dreht der Pilz nicht rund; es hinkt
Natur, wie ich, der Menschen Allgewalt, verlange.

Der liebe Hammer, der trotz seines Ruderns sinkt,
Verschwindet im Kompost, der stählern unverlangt
Zusammenscheppert ihm, der ohne Hoffnung bangt.
Gebeugt' Vergangenheit der jungen Zukunft winkt
wie Sichel, Säge einem Katzenfellkristall.

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Mann wie ein Turm
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M

Alter: 44
Beiträge: 47



M
Beitrag21.03.2022 17:27

von Mann wie ein Turm
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Fällt da echt keinem was ein? Ich will eigentlich nichts dazu schreiben, weil ich gern wüsste, ob sich vor allem eine gewisse Stimmung transportiert.
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag21.03.2022 18:26

von Abari
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Hey,

die Bildwelt ist sehr stark, Reim und Metrum gut durchgehalten (endlich mal jemand, der den Alexandriner kennt) und insgesamt ein solides Gedicht.

Mit der Stimmung weiß ich nicht recht. Wie gesagt, die Bilder sind stark, aber nicht leichthin zu entschlüsseln. Und sie wirken auf mich, als wären sie zu sehr dem Gedankenstrom entsprungen und etwas - wenig zusammenhängend. Deswegen: einem solchen hermetischen Text eine Stimmung abringen zu wollen, halte ich für schwierig.

Ich würde an Deiner Stelle entweder die Bilder etwas entschärfen, was aber als Ergebnis nicht denselben Text machte, sondern etwas völlig anderes darstellte; oder sie belassen und nicht auf eine bestimmte Wirkung zielen. Hermetische Texte sind eben abgeriegelt, dazu muss man sich/ich mir Zeit nehmen und sie wirken lassen. Hab also bitte etwas Geduld. Was Du geschrieben hast, ist schon speziell und nicht jedermanns Sache; und die, deren Sache es ist, müssen ihn erst für sich entschlüsseln. Mal abgesehen davon, dass jede(r) hier noch ein ganz gewöhnliches Leben mit ganz gewöhnlichen Problemen hat.


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag24.03.2022 13:00

von Babella
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Es tut mir leid, aber ich verstehe das nicht. Crying or Very sad

Vielleicht bin ich damit nicht die Einzige?
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag25.03.2022 10:24
Re: Anthropozän
von Abari
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Hey nochmal,

na, denn woll mer mal. Ich habe lange Dein Gedicht bewegt und biete mal einen Interpretations- und an gegebener Stelle Verweiterungsvorschlag an.

Mann wie ein Turm hat Folgendes geschrieben:

Anthropozän Hier blieb ich schon das erste mal fragend zurück. Wiki offerierte mir sinngemäß die Zeit seit der Menschwerdung, die unabänderliche Folgen für Welt und Natur hat. Hmm. Ein Schlüssel? Der vielleicht sogar? Wir werden sehen.



Die Katze rostet starr wie eines Wracks Zerfall. Wow. Submariner Verfall wird mit dem Rosten einer Katze gleichgesetzt. Nein, das Tier rostet. Die Sprache wird ausgehebelt und mir eine absolute Metapher um die Ohren geleddert. Das Rosten könnte auf die Farbe des Tieres verweisen oder seinen Zerfallsprozess. Dennoch stört mich das "wie", weil Vergleiche nur zu oft hinken in ihrer Gleichschenkligkeit, besonders, wenn es eine Metapher diesen Kalibers ist. Darüber würde ich noch einmal nachdenken.

Und wie der harten Hand sich anschmiegt eine Zange, Etwas Händisches/Handwerkliches wird angesprochen. Aber wieder in einem vermaledeiten Vergleich. Ich mag die Haptik, auch wenn ich es nicht mit dem ersten Vers zusammenbringe, aber der Vergleich schwächt das an sich starke Bild. Der Satzbau ist "lyrisch umgebrochen" das mag ich auch nicht so, weil ich nach Natürlichkeit strebe und den guten Satzbau vor den Reim stelle. Humm

So warte ich auf das, was schon geschehen, lange. Hier wird der Vergleich aufgelöst, aber nicht verständlich und leicht, nein, eine Retrospektive, ein unerfülltes Warten kollidiert mit der Zeitschiene, auf der etwas Geschehenes erwartet wird. Es ist also da, nur das LI kann es nicht sehen/erkennen.

Vergangenheit jedoch bringt Zukunft nicht zu Fall. Aha. Das LI scheint auf die Unabänderlichkeit des Gewesenen abzuheben, die entweder keine Relevanz für die Zukunft hat oder diese in ihrer Folgerichtigkeit nicht vom Vergangenen beeinflusst wird.




Vielmehr betrachtet Altes die Zukunft mehr als bange. Oh. Ein Schlüssel für den vorherigen Vers. Das LI nimmt die Position des Vergangenen/Alten ein, das bange in die Zukunft schaut, womöglich, weil es ahnt, dass seine Zeit abgelaufen sein wird.

Eigennutz nämlich, kommt er morgen, stinkt. Humm, hier strauchle ich. Das Sprichwörtliche (Eigenlob stinkt) wird aufgebrochen und dem Egoismus zugeordet. Dazu in der textimmanenten eigenwilligen Tempusbenutzung. Der Einschub greift vor. Der Hauptsatz ist ganz im Hier und Heute verortet.

Ein Zahnrad dreht der Pilz nicht rund; es hinkt Hier ist das Bild wieder stark; ist der Pilz als solches gemeint, der nicht auf die Technisierung zugreifen kann oder handelt es sich gar um einen Atompilz (och nö!), der unbeherrscht in die gleich folgende Natur greift?

Natur, wie ich, der Menschen Allgewalt, verlange. Hier wird "des Menschen Allgewalt" der kränkelnden Natur gegenübergestellt, die entweder durch das Verlangen des Menschen nach 'Mehr' leidet oder unter seiner Machtanmaßung. Bisschen polemisch aber gut. Den Vergleich liebst Du irgendwie?!? Mensch es gibt soooo viele Stilmittel, die besser sind und eher zu dem Text passen würden ...



Der liebe Hammer, der trotz seines Ruderns sinkt, Etwas Zartes ("lieb") und etwas Hartes ("Hammer") sind zusammengefasst zu einem Bild. Ungewöhnlich, denke ich, mal sehen, was dem folgt: Das Menschgemachte, Liebgewordene ist zum einen bedroht, zum andern möglicherweise herabgelassen worden, gesenkt, und ...

Verschwindet im Kompost, der stählern unverlangt ... wird weggeworfen, landet auf dem Kompost, wird wieder Natur. wo ...

Zusammenscheppert ihm, der ohne Hoffnung bangt. ... Oh. nix "wo". Das bleibt mir fremd. Dieses joviale Wort ("Zusammenscheppert"), vor allem in Verbindung mit dem Dativ, und dann der Relativsatz ... Hmm.

Gebeugt' Vergangenheit der jungen Zukunft winkt Hier wird noch einmal der Zeitfaden aufgenommen, was meine Konfusion steigert. Warum? Und warum das Apostroph? Es würde doch viel mehr Sinn ergeben, wenn es nicht da stünde, wenn man schon so einen Klammersatz setzt. Die Zukunft wird von der Vergangenheit gegrüßt - etwas Versöhnliches, Hoffnungstiftendes, dass es vielleicht doch noch eine Umkehr (siehe Titel) gibt?

wie Sichel, Säge einem Katzenfellkristall. Arrrgh. Habe ich gesagt, dass Vergleiche unlyrisch sind und seit Benn in die Prosa gehören? Zumal er an dieser Stelle mit diesem Wort auch noch ein bisschen konstruiert wirkt? Was meint das? Den Sozialismus von DDR-Färbung? Hast Du ihn denn erlebt, und wenn ja, wie? Ich denke noch einmal an den Hammer und schließe: Hammer, Sichel, ... DDR. Aber das wissen wir doch. Und dann falle ich auf den Katzenfellkristall, der um des Stabreims willen (?!?) mit einer Säge verknüpft ist. Hmmm. Was soll das sein? Ich weiß es nicht und bleibe ratlos zurück. Das meinte ich mit "dem Gedankenstrom entsprungen". Der Text ist bei genauerer Betrachtung etwas unausgegoren (Ja, er steht in der Werkstatt, weiß ich). Zudem könnte es ein Sonett sein, wenn Du Dich etwas disziplinierst.



Zu den Vergleichen: Auch wenn Du sie lieben solltest, machen sie den Text lau. Überlege bitte genau, was Du an den angemerkten Stellen gemeint hast und verbirg den Textsinn nicht hinter hehren Bildern. Um Celan zu sein, muss man Celan sein, vergiss das bitte nicht. Lyrik dieses Kalibers zu schreiben ist wirklich schwer und fordert absolute Sicherheit, vor allem, wenn man auch noch reimen will und den natürlichen Fluss der Sprache (Wortstellung) stören will|kann|muss. Mach das nicht. Das ist lächerlich, ehrlich gesagt.

Soweit mein Ansatz. Mehr ist es nicht.


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LG
Abari
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Mann wie ein Turm
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Beitrag25.03.2022 23:03

von Mann wie ein Turm
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Hallo mal wieder!
Zunächst mal herzlichen Dank für die Antworten, insbesondere Dir, Abari, der Du Dir solche Mühe gemacht hast. In vielen Punkten muss ich Dir recht geben, in anderen weniger: Ich schätze beispielsweise, auf Reim und Metrum sollte ich tatsächlich zunächst verzichten, um eine größere Dichte zu erzeugen. Zudem sind einige Bilder offenbar in dieser Kombination nicht günstig: Pilz bezieht sich nicht auf Atompilz, kann aber nachvollziehen, dass er irgendwie im Hintergrund mitschwingt (der muss unbedingt raus!) und auch Hammer und Sichel: Es sind Werkzeuge und wenn man sie gebraucht, denkt man nicht zwangsläufig an DDR, aber auch das kann ich verstehen und muss die ungewollte Assoziation vermeiden. Womit ich nicht so einig bin, ist Deine Ansicht zu Vergleichen: Inwiefern kann denn überhaupt etwas „unlyrisch“ sein? Das erschließt sich mir nicht. Ich schreibe meine Gedichte ja nicht im Sinne einer gewissen Epoche und kann mich daher auch problemlos quasi vor Benn einordnen lassen. Das tut mir ja nicht weh.
Dennoch: Offenbar stimmt einiges noch nicht und ich werde an einer zweiten Version arbeiten. Herzlichen Dank nochmal und Schöne Grüße, Turm.
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag25.03.2022 23:56

von Abari
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Mann wie ein Turm hat Folgendes geschrieben:
Ich schätze beispielsweise, auf Reim und Metrum sollte ich tatsächlich zunächst verzichten, um eine größere Dichte zu erzeugen.


Metrum darfst Du gerne nehmen. Reim ist nicht zwingend zu tilgen, wenn Du Dir seiner Mechanik bewusst bist, Dinge gleichzusetzen und zusammenzuzerren. Ein Reimpaar ist eben ein Paar. Das macht sich bei dem, was Du anzustreben scheinst, eher nicht so gut.  

Mann wie ein Turm hat Folgendes geschrieben:
Womit ich nicht so einig bin, ist Deine Ansicht zu Vergleichen: Inwiefern kann denn überhaupt etwas „unlyrisch“ sein? Das erschließt sich mir nicht. Ich schreibe meine Gedichte ja nicht im Sinne einer gewissen Epoche und kann mich daher auch problemlos quasi vor Benn einordnen lassen. Das tut mir ja nicht weh.


Gut, da muss ich etwas ausholen. Rilke hat den Vergleich ja bekanntlich geliebt und es bis zu seinem Tode zu einer großen Meisterschaft in seiner - wohlgemerkt sparsamen - Verwendung gebracht. Allerdings hat sich Rilke in eine große Tradition gestellt und das seinerzeit in Mode gewesene Dinggedicht zu höchster Kultur geführt (ich denke zB an die unsterblichen Werke "Der Panther" und "Das Karussell").

Benn hingegen - und darauf hebe ich ab - hat in seiner Frankfurter Poetikvorlesung entschieden dem Vergleich die Parade versagt. Gut, Adorno hat auch gesagt, dass es nach Auschwitz unmöglich wäre, ein Gedicht zu schreiben. Trotzdem gibt es Lyrik, zB Deine.

Zu meiner großen Schande kann ich nicht mehr genau Benns Argumente rekonstruieren, dass ich die las, ist allerdings auch schon zehn Jahre her. Darum diene ich Dir gerne mit dem, was ich denke:

Erstens: Vergleiche hinken immer, weil dadurch ein Argument höher steht als das andere. Sonst hieße er Gleichsatz.

Zweitens: Das Bild ist schwach. Wer zur Krücke des Vergleiches greift, (und das nun Folgende ist Bennisch:) beweist nur seine Trägheit zu denken und seine Kreativität voll auszufahren.

Drittens: Auch wenn man das "wie" oder "als" wegließe|tilgte ("Ich liebe deiner Schönheit kraftspendende Labsal, [wie] der Morgenröte Glanz"), bleibt dem Vergleich etwas Mechanisches, Unkünstlerisches anhaften, weil er eben zwei völlig unterschiedliche Dinge korrelieren lässt, die an sich nichts miteinander zu tun haben. Ne Krücke halt, um dem Unaussprechlichen irgendeine Maske zu verpassen, die die Leserschaft erkennt. Bald wie eine nachgerückte Entschuldigung (Sorry, ich komme auf nix besseres, deswegen bediene ich mich etwas Bekanntem), die aber - und darin muss ich Benn einfach Recht geben - nur auf Trägheit beruht. ("Ich liebe deiner Schönheit Morgenröte, labt sie doch mit Kraft meine trüben Augen." - war vielleicht nicht optimal, aber es geht ja nur um Beispielhaftigkeit.)

Rilke hat es verstanden, den Vergleich so einzubetten, dass er eben nicht lasch und blutleer wirkte. Das ehre ich an ihm, fühle mich aber weit entfernt von dieser Fertigkeit, alsdass ich sie pauschal empfehlen könnte. Rilke schwingt sich nachvollziehbar ein, bis er "wie" sagt, weil seine Sprache bis an die Grenze zum Zerreißen gespannt wird und er die Schallgrenze zum Unsäglichen nicht zu durchbrechen schafft. Das gelingt erst Celan - allerdings nicht mit dem Vergleich, sondern der absoluten Metapher, deren Kraft der Vergleich nie erreichen wird. Ich hingegen kann das einfach nicht. Vielleicht irgendwann einmal, wenn ich alt und weise bin. Aber jetzt bin ich bestenfalls Student und halte mich an Benn.

Edit: Selbst wenn Du Dich auf den Kopf stellst, kommst Du nicht vor die 1950er Jahre. Du lebst und schreibst 2022ff. Du kannst also das Wissen nicht negieren und wenn, dann musst Du seeeeeeeeeeeeehr schlau sein und darfst nichts vermischen. Absolute Metapher: Vom Speiseplan gestrichen.


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Abari
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Beitrag31.03.2022 22:03

von Mann wie ein Turm
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Herzlichen Dank noch einmal für die Anmerkungen zu dem Gedicht. Ich habe versucht, sie mir zu Herzen zu nehmen und habe eine neue Fassung aufgesetzt, die ich im Folgenden hochlade. Ich glaube, sie ist etwas weniger abstrakt.
Schöne Grüße, Turm
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Beitrag31.03.2022 22:03
Anthropozän
von Mann wie ein Turm
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Verändert sehe ich im Jetzt die Welt um mich herum.
Die Katze rostet starr, die sonst lebendig koste,
Die Zange schmiegt sich weich in meine harte Faust
Do warte ich auf das, was schon geschehen, lange.

Und doch betrachtet Altes die Zukunft mehr als bange
Denn Fortschritt dreht die Zeit im Sinn der Uhr voran.
Nicht Baum noch Blume tanzt den Reigen der Maschinen
Es hinkt Natur zum Trotz der Menschen Allgewalt.

Die Axt, trotzdem der Arm sie voller Liebe schwingt,
Entfremdet haut entzwei, bevor das Werden wird.
Und was ich heut ersehne, ist morgen Schnee von gestern.

Ich weiß, doch will ich anders, denn winkt Vergangenheit
Voll Gram schon jetzt dem Morgen, das nicht sie selbst soll sein.
So sehe ich darin kein Ziel, vielmehr den fremden Tod.
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag02.04.2022 14:25

von Abari
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Hey,

das Gedicht ist deutlich gewachsen. Das sage ich nicht, weil Du offenbar über meine Anmerkungen nachgedacht und sogar vieles verwendbar gefunden hast, sondern weil es tatsächlich eine (für meine Begriffe jedenfalls) geklärter und bewusster daherkommt.

Hardliner des Sonetts würden natürlich sagen, ohne abba|abba||cde|cde oder wie auch immer ist es kein Sonett, aber ich sehe in der Tiefenstruktur die wichtigen Begriffe des Sonetts verwirklicht, was mir im Grunde schon reicht. Und es sind irgendwie 14 Zeilen in wechselnden Endecasillabi. Hierin ging es ja nicht ums saubre Reimen, sondern gerade die Loslösung davon, weil, naja, siehe oben ...

Es kommt jetzt auch eine Stimmung bei mir an, nämlich die Traurigkeit [über die Unumkehrbarkeit des menschlichen Tuns].

Soweit erst einmal dazu. Ich komme bestimmt noch einmal wieder. Ich mag den Text.


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Abari
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