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Verbrecher wider Willen


 
 
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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag02.04.2022 20:31

von pentz
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danke für Deine Verbesserungsvorschläge,

bei etepetete assoziiere ich Sauberkeit, Reinlichkeit, nicht Genauigkeit,
das wäre dann vielleicht akkurat oder so etwas

gruß

werner

P.S.: die "Kritiker", äh "Verbesserer" schweigen mittlerweile, die Anklickungszahl hat sich mehr als verdoppelt, ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg - Freude, wenn das noch erlaubt ist - lach
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Calvin Hobbs
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Beitrag03.04.2022 12:33

von Calvin Hobbs
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pentz hat Folgendes geschrieben:


P.S.: die "Kritiker", äh "Verbesserer" schweigen mittlerweile, die Anklickungszahl hat sich mehr als verdoppelt, ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg - Freude, wenn das noch erlaubt ist - lach


Lach - Man geht auf diese Seite und klickt links oben im Browser "Diese Seite neu laden" ... Immer und immer wieder ...


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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag03.04.2022 14:50

von Abari
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pentz hat Folgendes geschrieben:
P.S.: die "Kritiker", äh "Verbesserer" schweigen mittlerweile, die Anklickungszahl hat sich mehr als verdoppelt, ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg - Freude, wenn das noch erlaubt ist - lach


Warum wohl, wenn sie allesamt vergrault werden? Ich kann nur für mich sprechen, aber ich komme gelegentlich her, um mich kopfschüttelnd zu wundern, mit welcher Starrsinnigkeit man nicht auf Ratschläge hören kann. Ich mache mir bestimmt nicht die Mühe, diese Textwand mit ihren ganzen Fehlern zu rezensieren und zu kommentieren?!?

Richtig wäre mE gewesen, die Wand in eine Tür zu verwandeln und von der Moderation auf maximal die Textteile eindampfen zu lassen, die bereits kommentiert und diskutiert wurden.

Stattdessen postest Du lustig weiter und glaubst, dass das Beifall bedeute, wenn sich niemand [mehr] äußert. Ich bleibe fassungslos stehen und wünsche dem Zug, auf dem Du sitzt, allzeit gute Fahrt. Dampf ohne Ende hat er ja schon.

Edit: Hier geht es nicht darum, jemanden zum Schweigen zu bringen, sondern sich über die eignen Texte und die anderer zu unterhalten und davon zu profitieren. Du könntest mit etwas Beteiligung soooo viel lernen ...


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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F.J.G.
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Beitrag03.04.2022 16:52

von F.J.G.
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Hallo Pentz,

du hältst deine Texte also für close to perfect, weil niemand darauf reagiert.

Dann würde ich vorschlagen: Warum veröffentlichst du sie nicht einfach in Buchform?

Wenn du hier im Forum so einen Erfolg verortest, hast du bestimmt das Zeug zum Bestseller.

(/Sarkasmus aus)

Ernsthaft: Wir sind hier keine Veröffentlichungsplattform. Als solche betrachtest du das DSFo aber offensichtlich. Mit deinem „Binge Writing“ ist es klar wie Kloßbrühe, dass sich diese Textmarathons niemand antut. Nicht bei der bescheidenen Qualität, die deine Texte aus handwerklicher Sicht haben. Sorry, ist so.


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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag03.04.2022 17:37

von pentz
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achso, jetzt verstehe ich, "binge writing" ist dauerndes Klicken auf den oberen, linken Kreis, was ich permanent machen würde.
nein, ich glaube, im durchschnitt mache ich das nur zweimal am tag, morgens und abends.
kommen da so viele klicks zustande?


nun, einmal habe ich ja einen vorschlag verändert, da habe ich ausführlicher die sache beschrieben. Was war die folge? "Verwirrend". Nun, ich glaube, ich kann mich gar nicht verbessern, weil ich ein diesem forum gesetztem niveau immanent schlechter schreiber  bin oder durchs dauernde verbessern werde ich verwirrt gemacht, oder, degustibus non est dispuntanum!

außerdem bin ich schon seit jahrzehnten in schriftstellerforen zugegen und habe einige lehrjahre absolviert, so daß ich mich nicht mehr so leicht an der nase herumführen lasse.

für mich ist einfach erst mal wichtig, daß ich eine logische, einigermaßen nachvollziehbare geschichte hinkriege, nicht zu verwirrend, nicht zu verwickelt geschrieben und diese sollte sehr, sehr lange werden, also gute 150 bis 200 seiten, wovon ich noch weit entfernt bin.

in diesem sinne: keep on writing, pentz!

gruß

pentz
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Calvin Hobbs
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Beiträge: 564
Wohnort: Deutschland


Beitrag03.04.2022 18:08

von Calvin Hobbs
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pentz hat Folgendes geschrieben:

für mich ist einfach erst mal wichtig, daß ich eine logische, einigermaßen nachvollziehbare geschichte hinkriege, nicht zu verwirrend, nicht zu verwickelt geschrieben


Aus heutiger Sicht: Thema verfehlt.
MfG


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pentz
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Beitrag04.04.2022 15:45

von pentz
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"binge writing"

ich glaube, daß funktioniert nur, wie mir unterstellt wird, wenn ich den tread selbst öffne, was ich nicht mache, nur, wenn ich sehe, daß jemand geantwortet hat. also, die anklickrate ich nicht selbstverschuldet Smile

beste grüße
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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag04.04.2022 15:51
19. Der perfide Plan...
von pentz
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Dem Arzt wurde von hinten ins Ohr geflüstert: „An Deiner Stelle wäre ich gerne gewesen!“
Er befand sich sonntags vormittags in der Kirche. Neben ihn saß seine Frau, daneben die beiden Kinder. Bevor er der Gottesdienstzeremonie gemäß sich zu erheben musste, wandte er automatisch den Kopf nach hinten, sah einen alten Bekannten, einen Einheimischen, sozusagen Spielkameraden, einem der wie er in dieser Stadt geboren worden war und sagte erstaunt: „Wobei?“
„Na, Du weißt schon!“, kam es prompt mit übertriebenen Augengeklimpere und einem übermäßig süffisanten Lächeln, das nahezu verschämt wirkte, denn das Gesicht zog, wie wenn es einen Drall hätte, dabei  nach links hinten in die Halsbeuge.
Nun musste er sich zum Gotteslob erheben, was ihm gerade recht war, denn er wusste im Moment gar nicht, was er mit dieser Aussage anfangen sollte. Im Chor betete man das Vaterunser und je länger es dauerte, desto mulmiger wurde es ihm.
'Kann das sein, dass der Porno allmählich die Runde machte?“ Die rufschädigenden Machenschaften der Krankenschwester zeigten mittlerweile ihre Wirkung. Gut, andererseits war er, er konnte es nicht leugnen, auch sehr geschmeichelt. Es war schon ein Ding, das seinesgleichen suchte, einen Porno zu drehen, der so viel Furore machte. Sein Bekanntheitsgrad erweiterte sich damit und das schmeichelte ihn nun einmal.
Er schaute um sich. Dort sah er einen Bekannten. Er sah zu ihm her. Schaute er nicht etwas scheel, den Kopf schräg haltend, denkend, von dieser perversen Seite her kenne ich ihn gar nicht, den ich mein Leben lang schon kenne; hätte ihm gar nicht zugetraut, aber...
War es Bewunderung, ein gewisser Respekt? Aber Mann, was denkst Du Dir, sagte er sich. Bist Du verrückt, darüber Dich zu freuen und zu denken, andere beneideten Dich. Vielleicht der Idiot hinter dir tut es, aber er wird entschieden in der Minderzahl sein. Die meisten werden nur eins meinen: von wegen, selbst in dem Ehrbarsten wie du schlummern die schlimmsten Dinge, die man nicht vermutet hätte.
Das wurde gedacht, Mann, wach endlich auf! Unendliche Gefahr droht!
Plötzlich wandelte sich der Grund der Schmeichelei urplötzlich in das gerade Gegenteil, war Grund zur Schande und zur Schmach.
„Hoppla, da inszeniert sich einer auf schamlose Art und Weise?“
Mochte es dieser Idiot zwar noch von der heiteren, hinnehmbaren Seite nehmen, aber andere mochten denken: Unser Chefarzt vom Ort ist jetzt größenwahnsinnig geworden, schert sich einen Dreck um seinen Ruf, fühlt sich wohl unangreifbar und hochgehoben über alle, dass für ihn die schicklichen Grenzen gar nicht mehr gelten.
Dies konnte überhaupt nicht angehen!
Das war jetzt die höchste Alarmstufe!
Gewissheit breitete sich in ihm aus, die meinte, das eins hinfällig geworden ist, wovon er bislang ausgegangen war, dass sich vielleicht nur jeder Zehnte die Mühe machte, den verbreiteten Link aufzurufen und sowie der Pornostar überhaupt zu erkennen und zuzuordnen war, war nicht gesagt, ob sich derjenige welche weiter darum scherte und stattdessen dachte. „Wer so etwas verbreitet, ist ein Schwein!“, ein böser Scherz, dieses ganze Unterfangen, jemanden auf diese Weise so zu kompromittieren – vergiß es!
Die Reaktion des Kirchganggängers hindessen bewies das Gegenteil. Es zeigte sich, dass sein Verhalten allmählich ruchbar wurde, die Kunde davon wie ein Buschfeuer von einem zum anderen sprang. Wen wundert es, war er doch Mitglied in jedem Klickerleins-Verein vor Ort. Auch seine Frau.
Hätte er doch nur eine Auswärtige geheiratet, die Auswahl hatte er gehabt!
Es musste etwas unternommen werden, nur was, nur wie?
Wie?
Natürlich Ernst!
Ernst könnte da, wie immer, als der Mann fürs Grobe, der Spezialist für Beseitigung von Unrat und Sperrigem jeglicher Form, Abhilfe leisten. Der wird bestimmt auch mit der Krankenschwester fertig.
Nur wie?
Perfide Gedanken gingen ihm ins Gehirn. Oder auch nicht so perfide. Jedenfalls für einen Arzt naheliegende.
Es würde schwierig werden.
Ernst war vielleicht gaga, sprich hörte hin und wieder Stimmen, aber deswegen war er noch lange nicht schwachsinnig. Im Gegenteil. Er wusste immer sehr wohl, was Sache war.
Aber er war beeinflußbar.
Unter normalen Umständen wenigstens.
Der Arzt hatte jedenfalls Hoffnung und nahm mit ihm Kontakt auf.
„Du weißt, was für Bilder im Internet kursieren?“
„Wie?“
„Du weißt schon, was ich meine!“
Ernst wusste zwar im ersten Moment nicht, worauf sein Bruder anspielte, aber blöd dastehen wollte er auch nicht und nickte ergeben.
„Nun, damit dies ein für allemal ein Ende hat, müssen wir der Verbreiterin dieses Video ihr Handwerk legen, findest Du nicht auch?“
„Aber natürlich!“ Immer noch nicht genau wusste er, worum's ging.
„Also, dieses Video können wir nicht mehr löschen, aber derjenigen an den Kraken gehen.“
„Ja!“
„Und wenn ein schlechtes Licht auf Deinen Bruder fällt, Ernst, dann fällt auch ein schlechtes Licht auf unsere Familie und auf Dich und Deine Karriere, das weißt Du doch!“
„Ja, schon!“ Er verstand in Wahrheit immer noch nichts anderes als Bahnhof.
„Okay, da müssen wir handeln!“
„Ja, klar!“
„Also, ich habe mit dieser Person schon gesprochen, sie lässt sich unmöglich von ihren perfiden Handlungen abbringen – wir müssen ihr deswegen das Maul stopfen!“ Der letzte Halbsatz war im Crescendo ausgesprochen worden und Ernst, der bei der Bundeswehr war, schlug instinktiv unterm Tisch die Hacken zusammen.
„Jawohl! Das Maul stopfen!“
„Zudem ist Gefahr im Verzug!“
„Da müssen wir uns aber beeilen!“
„Du sagst es!“
Klar, Ernst verstand, zumal da sein Bundespräsidenten-Amt in Gefahr war. In spätestens einem halben Jahr stand dieses zur Disposition, worauf er sich gut vorbereiten und bestens positionieren musste. Die Presse würde natürlich alle Kandidaten abchecken, schmutzige Wäsche waschen, in den familiären Hintergrund rumstochern und sollte ein Bruder darin auftauchen, dem was auch immer Schlechtes nachgesagt wurde, warf es einen Schatten auf den Kandidaten.
Ernst atmete schwer durch.
dass das gleich so schnell ging, wenn man hoch hinaus will in der Politik, dass man hart durchgreifen, zuschlagen, sich verbittert wehren musste - damit hatte er nicht gerechnet, vermutet, dass dies eher irgend einmal dann der Fall sein wird, wenn er mittendrin im Politsumpf steckte, also frühestens mit seiner Ära Berlin. Die auf dem Spiel stand.
So ist es! Also, keine Zeit für Kopfschütteln, Sich-Wundern und Zögern und Zaudern. Zuschlagen! Zurückschlagen!
Nur was wurde von ihm verlangt?
„Soll ich mit dieser Person ein ernstes Wort wechseln!“
Der Chefarzt schaute diesen Naivling von Bruder mitleidig an. In welcher Welt musste man leben, um so naiv zu sein?
„Da braucht es ein bißchen mehr, Brüderchen!“
„Hm! Was sollte das sein, das Bißchen-Mehr?“
Steckte da Widerspruch drinnen? dass es gar so nuschelig kam, ist schon Zeichen dafür.
„Lall nicht rum, Ernst! Gib klare Antwort. Deutliche Worte, Kleiner.“
Ernst war der Ältere, aber so hatte ihn sein jüngerer Bruder immer behandelt, von oben herab.
Ernst kam ins Stottern. Er machte einen neuen halblauten Anlauf. Wieder äußerte er sich vage und nuschelig. Das brachte den Arztbruder völlig auf die Palme. Leider musste man seinem Bruder manchmal mit einem gehörigen Dämpfer zur Minna machen, bevor er ansprang.
„Verstehst, diese Person will und will unter keinen Umständen mit ihrer Schmutzkampagne aufhören,  auf Teufel komm raus nicht. Ich habe es auch schon versucht, mehrmals. Vergeblich! Die braucht härtere Bandagen, knallharte. Da müssen wir leider sehr brutal zuschlagen.“
Das klang richtig gefährlich. Als Jugendliche war das kein Problem gewesen, wenn es darum ging, einen aus einer verfeindeten Gang mal zu zeigen, wo der Bartel den Most holte, was eine Harke war und null problema etwas physische Gewalt anzuwenden, wenngleich es Ernst sehr verhaßt war. Aber heute, in ihrem Alter - sie waren ja schließlich Familienväter, Gesellschaftsmenschen – das war denn doch nicht so einfach.
Der Arzt merkte, dies würde so nicht hinhauen, Ernst hatte immer noch nicht kapiert. Brüderchen musste eindringlich rübergebracht werden, was auf dem Spiel stand.
„Weißt, Karl, mein Freund, Dein Chef, er sieht sich nicht mehr länger in der Lage, einen aus unserer Familie bei sich zu beschäftigen, wenn das herauskommt, was unseren Familienruf ruiniert.“
Was nur war der Gegenstand dessen, was ihren Familienruf so sehr zusetzte, aber wenn es der Bruder sagte, wird es schon seine Wahrheit haben. Dieser weiß, wenn die Alarmglocken erschallen.
Ernst hatte bei Karl, den Besitzer einer mittelständischen Firma und Jugendfreund des Arztes, einen Mädchen-für-alles-Job bekommen. Ein Minimum an Zugeständnissen für den Arbeitsmarkt, den Ernst bewältigen konnte bei dessen labiler psychischer Konstitution. Schwer genug war es gewesen, Ernst hier unterzubringen, bei jemanden, der hin und wieder fünf gerade lassen konnte. Und noch einmal auf der Straße zu stehen, hätte für Ernst das Ende bedeutet. Das Ende seiner bürgerlichen Existenz. Die Aussicht, noch einmal etwas zu finden, war gleich Null. Ihm drohte, dass er erneut Gast der Psychiatrie, Dauergast der Straße, permanente Zielschiebe der Behörden werden würde!  
Dies kam unter keinen Umständen mehr in Frage!
Wenn notwendig, folgte er blind, damit dies nicht mehr eintrat. Mochte da kommen, was da wollte. Endgültiger Absturz? Egal, er war wütig und aufgestiert wie von der Tarantel gestochen, kurzum bereit, alles dafür zu tun, um nicht wieder in der Gosse zu landen.
„Du bist mit der Krankenschwester mittlerweile vertraut?“
„Ja, wir sind uns nach dem Unfall nähergekommen. Sie hat mich notdürftig behandelt, bis die Sanitäter gekommen sind. Dann habe ich sie im Krankenhaus getroffen, äh, sie hat mich ein paar Mal in meinem Zimmer besucht!“
Der Arzt wird ungeduldig, es interessiert ihn sonst nicht weiter, ob die sich nun näher gekommen sind oder nicht, aber eins war sicher, es sprach für seinen Plan.
„Gut, dann kannst Du Dich mit ihr ohne weiteres in Verbindung setzen, wenn Du willst!“
„Klar!“
„Wir machen hiermit Nägel mit Köpfen!“
Er legte vor Ernst auf den Tisch: eine Tinktur, eine Flüssigkeit, nämlich Gift in einem Fläschchen und eine Spritze.
„Weißt Du, wie Du damit umgehen musst?“
„Ich glaube schon!“
„Schau her, ich zeig's Dir.“
„Saug aus der geöffneten Flasche Flüssigkeit mit der Spritze. Dann halte die Spritze senkrecht und drück so lange auf diese, bis Bläschen herauskommen. Sobald Flüssigkeit kommt, ist es genug. Dann spritzen.“
„Aber ich hab das noch nicht gemacht. In die Vene spritzen, ist das nicht schwierig, eine richtige, dicke Vene zu erwischen?“
„Hier ist das egal. Spritz es irgendwohin unter die Haut, ganz einfach, in den Bauch, in den Rücken, in den Hintern, egal. Die wirkt so auch. Okay?“
„Okay!“
„Na, dann nicht daneben kleckern!“
„Ja, ich tu mein Bestes!“
„Hoffentlich ist es genug.“
„Ja, hoffen wir mal!“
„Also, ran an den Speck!“
„An welchen Speck?“ Ernst stand mal wieder auf dem Schlauch.
Der Bruder verdrehte die Augen, so dass Ernst Bescheid wusste, dass er sich dumm anstellte und den Mund hielt, in der Hoffnung, dass ihm später noch ein Licht aufgehen möge.
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F.J.G.
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Beitrag04.04.2022 15:53

von F.J.G.
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Du glaubst immer noch, deine Texte seien erfolgreich, weil der Klick-Zähler nach jeder eingestellten Fortsetzung nach oben wandert?

Nach der gleichen Logik ist eine Bühnenaufführung bei ihrer Premiere ein Welterfolg, wenn zwei Wochen vorher jeden Tag zweieinhalbtausend Leute am Theater vorbeigegangen sind.

Nun gut. Ich will mal nicht zu bissig sein. Daher mein Aufruf:

Ist da draußen irgendjemand, dem pentz' Texte gefallen, der jede Folge fleißig durchgelesen hat und sich auf jede Fortsetzung freut? Freiwillige vor!

PS: Das mit dem "selbst Anklicken" kam von einem anderen User. Mein Ausdruck "binge writing" hat damit nix zu tun. Weder inhaltlich noch absichtlich.


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Stoffel
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Beitrag04.04.2022 16:15

von Stoffel
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Ich habe nur einen kleinen Abschnitt des 1. Kapitels gelesen. Mich hat es leider nicht angesprochen. Ist aber meine persönliche Empfindung. Ich lese hier nur mit wenn sich etwas ändert. Dann aber auch nicht die Geschichte, sondern es ist eher als wenn man sich eine "Trump-Rede" anhört und denkt: "Was lässt er sich heute wieder einfallen." Ich möchte nicht auf den Text selber eingehen, da ich ihn nicht gelesen habe. Es ist aber deutlich, dass Beiträge mit gut gemeinten Ratschlägen ignoriert und als Angriff aufgefasst werden. Kritik kann positiv oder negativ sein. Die positive Kritik hilft nur bedingt weiter. Wenn dann aber die negative Kritik nicht gewünscht ist, sollte man hier auch keinen Text einsetzen..

Allen einen schönen Montag smile
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag04.04.2022 17:54

von Abari
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Mir geht es wie Stoffel. Mir ist, als wehre sich der Text gegen mich, aber meine Analyse dessen, worin ich die Gründe zu suchen glaube, wird weder von Dir, pentz, wertgeschätzt noch fair diskutiert werden. Daher spare ich mir den Hirnschmalz und frage mich stattdessen, warum Du mit Deiner Machart von Texten überhaupt so viel Aufmerksamkeit erheischen kannst, zumal Du auf mich weder sonderlich freundlich noch sonderlich einsichtig wirkst. Meine Geduld ist längst überstrapaziert, was wohlwollende und angemessene Kommentare betrifft. Es wäre mir ein Leichtes, Deine für mich nicht ernstnehmbaren Äußerungen mit Sarkasmus zu torpedieren, aber das mach ich nicht. Mich jedenfalls hast Du schon lange als Leser verloren. Dennoch muss ich mich bei Dir bedanken: Du hast mir gelehrt, was das Wort "Fremdschämen" bedeutet.

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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
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pentz
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Beitrag06.04.2022 11:31

von pentz
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Hallo, liebe Freunde der neusten Literatur!

wie ein Beispiel mit der Polizistin oben gezeigt hat, das eine Verbesserung auch wieder "Verwirrung" stiften kann, macht es einfach schwer, sich ständig auf Verbesserung einzulassen, macht zweifelt an sich und das tue ich schon bestimmt genug, so oft wie ich meine Texte überarbeite.
natürlich kann man sich total verhauen, was mir schon einmal mit einem Buch mit ner Auflage von 500 Stück passiert ist, "Der Nymphomanenmord", siehe pentzw.homepage.t-online
Und dann habe ich die ganze Auflage auf den Müll  geworfen,

aber bei dieser Geschichte und diesem Text kann ich noch dazu stehen Smile

Und mein erstes Buch, "Liebesspiele", hat sich mit 900 Stück verkauft und ist zudem ins Englische übersetzt worden, was zeigen mag, das ich wohl nicht ein totaler Blindgänger sein dürfte, mit Verlaub.

schönen Tag an alle and keep on  reading and writing!
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F.J.G.
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Beitrag06.04.2022 12:21

von F.J.G.
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Moinsen, Pentz.

pentz hat Folgendes geschrieben:
wie ein Beispiel mit der Polizistin oben gezeigt hat, das eine Verbesserung auch wieder "Verwirrung" stiften kann,


Jawoll. Natürlich kann eine Verbesserung Verwirrung stiften, bzw. tut das mit schöner Regelmäßigkeit. Das geht allen Schriftstellern so. Wäre ja auch zu schön, wenn du nur Command-V drücken brauchst und alle Korrekturen sind übernommen. Nein, so geht das nicht. Schriftstellerei ist und bleibt ein schlecht bezahlter Knochenjob. Du bist nicht der erste und nicht der letzte Autor, der voll Entsetzen feststellt, dass eine Überarbeitung manchmal aufwändiger ist als ein Neuschreiben. Immerhin arbeiten wir mit Computern. Stell dir vor was ein Alfred Hitchcock mit seiner Schreibmaschine für einen Aufwand hatte. Oder die alten Meister mit ihren Handschriften.

pentz hat Folgendes geschrieben:
macht es einfach schwer, sich ständig auf Verbesserung einzulassen


Musst du aber. Wenn du den Anspruch an dich stellst, ein ernstzunehmender, professioneller Schriftsteller zu sein, kommst du um Verbesserungen nicht herum.

pentz hat Folgendes geschrieben:
macht zweifelt an sich und das tue ich schon bestimmt genug, so oft wie ich meine Texte überarbeite.


Es genügt nicht, blind drauflos zu überarbeiten und deine eigenen Vorstellungen als Maßstab zu nehmen. Die richtige Vorgehensweise: ZUERST die Kritiken lesen, DANN die Kritiken verdauen, DANN überlegen, wie du die Kritiken umsetzt und DANN an die Tastatur klemmen. Schließlich nach der Umsetzung: Text für mindestens 10 Tage liegen lassen und mit selbstkritischen Augen nochmals lesen, und dann: --> Go to 1.

Dass du deine Texte "so oft" überarbeitest, dass du es "bestimmt für genug" hältst, merkt man deinen Texten leider nicht an.

Nochmal:

1. Wahre Schriftsteller überarbeiten.
2. Überarbeitende Schriftsteller betrachten Kritiken niemals aus gekränkter Eitelkeit als Affront oder Unverbindlichkeit, die man arbiträr ignorieren kann, weil man eh schon gut genug sei.
3. Dass du dich selbst als "gut genug" einstufst, schlussfolgere ich mal ganz plump aus deinen Argumenten hier.

Liebe Grüße
der Kojote


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pentz
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Beitrag08.04.2022 13:11
20. Liebe ist ein Problem. Gift die Lösung.
von pentz
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Der Vollmond stand wieder überm Hügel. Das bleiche, goldene Licht fiel ins Schwesternzimmer, eine kleine Suite im Schwesternheim des Krankenhaus. Im Bett, ein Konfektionsbett, schlicht, einfach, funktional, an der Wand mit einem Regal abschließend und für zwei Personen zu schmal, liegen Ernst und die Krankenschwester, beide halb ausgezogen, sie im Schlüpfer und BH, er in Unterhosen und Unterhemd.
Weiter kamen sie nicht. Einer war blockiert. Und das war Ernst.
Zunächst hatte es gut getan, das Streicheln von ihr. Sie hatte sich dabei ausgezogen, ihm befohlen, es auch zu tun, was er gehorsam befolgte. Welch ein erregendes Gefühl, als sie mit ihrer breiten Hand über seinen Rücken strich, seine Achseln streichelte und mit dem Finger von der Halsbeuge die Brust herunterfuhr, plötzlich aber schien ihn der Blitzschlag getroffen zu haben. Sie merkte es und zog Sich sofort zurück.
Wie war ihm geschehen, vorhin noch Wohlbefinden, jetzt einfach bloß reine Angst, die er daran spürte, dass sein Puls bis in seinen Ohren wie ein Presslufthammer hämmerte.
Ja, und jetzt blickte er auf seine Zehe, auf die große links und rechts; er schaute auch auf ihre. Es war beschämend, was er sah und fühlte. Er schmeckte auf seinen Lippen einen beißenden, salzigen Schweiß, der ihn in Strähnen über Stirn, Augen und Backen hinunter auf die Lippen floß. Zudem roch er auch ihren penetranten, widerlichen und abstoßenden Schweißgeruch.
Brechreiz erschütterte ihn. Er versuchte den Magen gewaltsam zusammen zu ziehen.
Er hatte es noch nicht mit einer Frau gemacht. Von daher war er ängstlich, verschüchtert und gehemmt wie eine Jungfrau. Kann man dies so sagen? Nein! Es war mehr, es war wie ein Kartenhaus, das wankte und drohte auseinander und ineinander zu stürzen. Wie ein Haus am Rand einer Uferklippe. Sogleich würde es die Balance verlieren und in den düsteren Abgrund poltern. Denn er war im Bewußtsein großgeworden, ein Solitär zu bleiben, im Zölibat zu leben, als katholischer Pfarrer eben, keusch und unbefleckt.
Aber hier nun drohte sein Lebensentwurf zu Ende zu gehen.
Die Krankenschwester andererseits zögerte und überlegte, ob sie einen Mann gegen seinen „Willen“ oder was immer ihn hemmte, entjungfern sollte? Ein schwerwiegender Entschluß. Ein identitätserschütternder. Schließlich hatte sie sich entschieden, es wenigstens zu versuchen. Sie ging davon aus, dass sie damit Ernst einen Gefallen tun würde und an sich zu binden. Damit konnte sie ihn willfähriger machen und leichter gegen den verhassten Bruderarzt positionieren.
Hier nun aber, kurz davor, merkte sie, dass sie es einfach nicht konnte.
Aber Ernst war gleich dreigespalten.
Teils wünschte er, es einmal getan zu haben, teils empfand er dies als Sünde. Sicher, von einer Frau, im Puff hatte er sich schon ein paarmal einen blasen lassen, was er als triumphierender Akt der Männlichkeit empfand, schließlich ging die Frau vor ihm in die Knie. Nur die Aussicht bei dieser Art von Vereinigung zwischen den Geschlechtern wurde ihn schwach zumute. Mann, man begegnete sich auf gleicher Höhe, von Angesicht zu Angesicht und zudem war man sich so verdammt nahe, wenn man sich in die Auge schauen müßte. Das war eine ganz andere Sache als mit einer Hure im Puff.
Und dann der Druck seines Bruders.
Eigentlich wusste er gar nicht, weswegen er der Krankenschwester, die er eigentlich mochte und die er sehr sympathisch fand, ein Leid antun sollte, aber es war nun einmal der Bruder. Blut war dicker als Wasser.
Das Zünglein schlug zunächst mal in diese, mal in jene Richtung aus. Meist war sie in der Waage. Je mehr er aber zwangsläufig darüber nachdenken musste, was er hier machte und wozu er von der Krankenschwester gedrängt wurde, welches in die Kategorie Böse einzuordnen ist, desto mehr schlug es in die andere Richtung aus, die da sagte: Nägel mit Köpfen machen! So schmerzhaft es auch sei. Und so blutig wie auch immer!

Sie lagen nebeneinander, atmeten beide schwer und Ernst schaute sie von der Seite an. Wie eine heruntergekommene Hure sah er sie, die personifizierte Sünde, Verdammnis und Klarheit mit dem Kainszeichen auf der Stirn, das sagte, was sie vorhatte: dieses schmutzige Hin- und Hergevögle, wie er es von Pornos her kannte.
Dabei wusste er gar nicht, dass sie es auch schon mit seinem Bruder getrieben hatte. Er war nur getrieben worden von seinem Bruder ohne Ursache und Weil und Weshalb und nun von seinen Schuldgefühlen.
Sollte er das?
Nein!
Die Krankenschwester ging mittlerweile davon aus, dass es mit der Entjungferung nicht klappen würde. Also war es Zeit, mit der Wahrheit ans Tageslicht zu kommen. Sie hatte sich vorbereitet, für den Fall der Fälle, der jetzt eintrat, hatte ihren fahrbaren Schreibtisch nahe ans Bett gefahren, auf dem der Computer stand, der bereits eingeschaltet war, als Ernst kam. Die entsprechende Web-Seite war auch online. Sie brauchte nur auf ihre Fernbedienung drücken und der Computer fing an zu laufen, die Seite sich aufzubauen und es lief ab, was sie eingestellt hatte und was sie jetzt tat.
„Schau mal!“
Ein Schädel, der sich in Ekstase hin- und herbewegte über den Fahrersitz eines Autos, darunter ein dickhaarige Frau, deren Kopf sich auch bewegte, aber anstatt von links nach rechts, von oben nach unten. Dann bewegte sich die Frau weg, bis sie vollends aus dem Video-Blickwinkel ist und man nur noch einen aufrecht dastehenden, stark vibrierenden Penis gewahrt. Der Kopf des Mannes dreht sich um direkt in den Blick des Zuschauers und erstarkt. Sein Bruder.
Ernst ist entsetzt. Noch mehr verwirrt.
Aber als die Krankenschwester sagte: „Ja, das ist Dein Bruder. Und rate Mal, wer die Frau ist?“
„Hm!“
„Schwer zu erkennen. Schau es Dir noch einmal an. Schau auf die Haare. Kommen die Dir nicht bekannt vor?“ Und sie zupfte an ihren und zog sie immer wieder in Locken lang und kurz, kraus und gerade.
Ernst bekam allmählich einen Verdacht, wer die Frau war. Aber nein, das glaubte er nicht. Das war zu viel.
Zunächst war er in einem heftigen Impuls eifersüchtig auf seinen Bruder, dass er es mit seiner Liebe trieb, dann wütend auf die Geliebte neben sich, wollte es nicht zulassen, es verdrängen und in einer Kurzschlußhandlung stand er auf und sagte: „Moment mal!“, kramte aber geistesgegenwärtig in seinem Rucksack nach der Kulturtasche. Eigentlich wollte er sie im Schlaf überraschen, was er nun vorhatte, mit ihr zu tun.
„Mußt Du duschen?!“, fragte die Krankenschwester.
„Ja!“, stieß er dazu aus, erleichtert, dass sich eine Ausrede anbot.
Rasch flüchtete er ins Bad, schlug die Tür hinter sich zu und ließ sich vor der Kloschüssel auf den Kachelboden fallen, ungeachtet der zu erwartenden Knieschmerzen. Er beugte sich über die Wanne und würgte dahinein.
Mit der linken Hand erwischte er ein herunterhängendes Handtuch, um sich Bröckchen, Schleim und den ganzen Brei vom Gesicht abzuwischen. Er atmete heftig, ließ wieder locker, übergab sich noch einmal, fühlte sich erleichtert und konnte sich erheben.
Im Täschchen befanden sich das kleine Serums-Fläschchen, das er öffnete; die Spritze, die er aus dem Einwickelpapier fummelte, zog er so auf wie sein Bruder gezeigt und geheißen.
Hinterm Rücken in der Hand hatte er sie, als er die Badtür öffnete.
Sie lag in günstiger Stellung mit dem Bauch auf dem Bett und blätterte in ihrem Smart Phone. Er näherte sich ihr. „Bleib ruhig liegen, ich habe meine Medikamente genommen. Ich kann jetzt nicht gleich. Es dauert eine halbe Stunde, bis sie wirken.“ Es ergab in diesem Zusammenhang keinen Sinn. Trotzdem sagte sie „Gut!“, weil es schon seine Richtigkeit sein würde, ohne sich umzuwenden.  
Sowie er sich aufs Bett gekniet hatte, spritze er ihr mit der Kanüle in die offene Bauchflanke.
„Was hast Du gemacht?“
In ihrer daraufhin erfolgenden Umdrehung warf er sich mit seinem Körper einfach auf sie und drückte sie samt Gesicht aufs Bett, so dass sie sich nicht mehr rühren konnte, um zu entfliehen, aber auch nicht um Hilfe zu schreien. Benötigten Hilfe und Notärzte waren in der Tat gerade nur um die Ecke.
„Du hast meinem Bruder schwer beleidigt, was Böses angetan, ich weiß zwar nicht, was, aber von ihm habe ich diese Spritze bekommen und die verdienst Du.
Die unter seiner Last schrie gepresst und atemlos: „Dein Bruder, dein Bruder hat mich jahrelang gefickt, kapierst Du das nicht?“
„Was sagst Du da? Das stimmt doch nicht. Er ist verheiratet!“
Er lockerte den Schraubstock ein bißchen, unwillkürlich auch vor Entsetzen.
„Aber ja, warum sollte ich lügen? Er ist ein Lügner, Betrüger, Ehebrecher. Jetzt hat er Angst mit den Ermittlungen zu der Erpressung, dass alles ans Tageslicht kommt. Deswegen hat er Dich dazu angestiftet, mich aus dem Weg zu räumen, damit er nicht in schlechtes Licht gerät und seine Ehe und Ehre einen Kratzer bekommt.“
„Was?“
Ernst ließ weiter etwas nach mit der Umklammerung, so dass sie mit dem Zeigfinger auf die Pinwand zeigen konnte.
„Siehst Du dort den rosa Zettel an der Pin-Wand?“
„Ja!“
„Darauf steht der Internetlink, die Portaladresse, das Video, das ich Dir gerade gezeigt habe. Schau es Dir genau an. Da siehst Du mich und Deinen Bruder, dann weißt Du, dass alles wahr ist, was ich gesagt habe.“
Freilich hat er auf dem Video eindeutig den Bruder erkannt, nicht aber diese Frau, mit der er es treiben sollte. Nur Evi, die Ehefrau, konnte man ausschließen, denn die hatte dunkle Haare, war breiter und voluminöser, sie hätte er bestimmt erkannt.
War es dann die Krankenschwester hier?
Ernst wurde es mulmig. Vielleicht hatte er falsch gehandelt? Aber es wurde mit jeder Sekunde weniger wichtig, weil die Krankenschwester sich bereits in heftigen Schmerzen krümmte.
„Was habe ich getan? Was habe ich getan? Was habe ich getan!?“
Er ging ans Fenster, schaute in die weite Schlucht des sechsten Stockwerks hinunter, blickte in den Himmel, es war Abend, der Mond, obwohl noch heller Tag war, zeigte sich bereits, der Mond in seiner verschwommenen, silbernen Gestalt vorerst.
Als er sich umwendete, lag der Körper der Krankenschwester bereits tot auf dem Bett.
Hatte er recht getan?
Sie lag da auf dem Bett verbogen und verkrümmt wie ein Embryo und, wie es sich gehörte und wie man es machen musste, spannte er nun ein Betttuch über sie. Er riss sich noch den Zettel mit dem Link von der Pinnwand herunter und warf einen letzter Blick auf die Frau, die er eigentlich sehr gemocht hatte, niemals nicht jemals eine Frau mehr „geliebt“ hatte – vielleicht Liebe? Was immer das sein mag.
Dann verließ er fluchtartig unter dem unbedingten Drang das Zimmer, eine Antwort von seinem Bruder zu erhalten, ob er recht getan hatte, diese Frau, diese Liebe zu töten - denn er wusste überhaupt nichts mehr, aber sein Bruder musste es wissen, er hatte ihn ja dazu gedrängt, er war ihm eine Antwort darauf schuldig, ob er recht getan oder sich schuldig gemacht hatte, weil, irgendetwas, er fühlte es, stimmte da nicht.
Er hatte einen Anspruch auf Rechenschaft, Aufklärung, Klarheit.
Und nur sein jüngerer Bruder konnte sie ihm geben. Das wusste er, wenn, dann nur dieser...

als ebook lesbar:

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F.J.G.
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Beitrag08.04.2022 15:56

von F.J.G.
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Ignoranz ist auch eine Methode, mit Kritik umzugehen …

Werter Pentz, du hast also schon ein eigenes Buch über BoD verlegt. Schön für dich. Und warum kopierst du deine Texte dann zusätzlich noch einmal hier ins DSFo?

Ich sage es noch ein letztes Mal. Wir sind hier alle da, um uns im Schreiben zu üben. Wenn du deine Texte parallel zum Kauf anbietest, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder, deine Texte sind wirklich so toll, dass sie die Qualität haben, gegen Geld verkauft zu werden. Dann müsstest du aber auch unsere Dienste hier nicht in Anspruch nehmen.

Oder aber, du hast den Zweck des Forums erkannt und bist hier, um zu lernen. Dann verstehe aber wer wolle, warum du einen gelinde gesagt ausbaufähigen Text zum Kauf anbietest.

Nichtsdestotrotz lebst du in deiner Blase, alle würden deine Texte lieben, was du auf einen simplen Zugriffszähler zurückführst. Vielleicht bist du ja wirklich ein Bestseller — ich kenne deine BoD-Verkaufszahlen nicht.

Sicher ist für mich nur: Mein Mitleid dir als Schriftsteller-Hobbyist gegenüber schlägt immer mehr in Frust um. Langsam bin ich es leid, dir Anhaltspunkte und Kritiken darzureichen nur um hinterher die kalte Schulter gezeigt zu bekommen, da du eine Verbesserung deines Schreibstils ja nicht für nötig hältst.

Um es mit einem Filmtitel zu sagen: It‘s a mad mad mad mad world.


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pentz
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Beitrag08.04.2022 20:11

von pentz
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lieber Kojote!

Dass diese Story als eBook veröffentlicht ist, ist keine große Sache. Ein paar Klicks und fertig. Wenn's Dich beruhigt: keiner hat bislang die paar Euro wertbefunden, dafür zu berappen. Ich wollt mal sehen, was geht, hätte auch "wirklich" beendete Romane von mir ins Angebot stellen können, aber die klingen nicht so ansprechend und sind keine Krimis.

warum so verbissen? Ich mach mir keinen Kopf mehr von wegen professioneller Autor werden zu wollen (klingt zudem antinomisch). Dieser Roman ist ausbaufähig, aber auch so schon ganz gut lesbar, aber ich sehne mich auch nach konstruktiver Kritik.

Welche Parameter für einen guten Roman gibt es noch als die Anzahl von Klicks? Zumindest dies ist mir ein wichtiger. Für die Kunst schreibe ich nicht (mehr).

Gruß
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F.J.G.
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Beitrag08.04.2022 20:55

von F.J.G.
Antworten mit Zitat

pentz hat Folgendes geschrieben:
Welche Parameter für einen guten Roman gibt es noch als die Anzahl von Klicks?


Die Frage hast du schon selbst beantwortet:

pentz hat Folgendes geschrieben:
keiner hat bislang die paar Euro wertbefunden, dafür zu berappen.


Ich erkläre dir kurz den mathematischen Spießrutenlauf, den du da gerade unternimmst.

Die hohen Klickzahlen dieses Fadens gehen in erster Linie auf dich selbst zurück. Und nein, ich gehe nicht mit Calvin Hobbs d'accord, dass du absichtlich mehrmals auf "Refresh" drückst. Es reicht schon die Tatsache, dass 80% der Postings in diesem Faden von dir selbst kommen, indem du uns mit immer und immer neuen Folgen beglückst. Man muss kein Informatiker sein, um zu bemerken:

1. Du klickst deinen Faden an, um eine neue Folge einzustellen. Der Zähler wandert damit eins nach oben.
2. Du schickst die nächste Folge ab. Die letzte Seite des Fadens wird neu geladen. Der Zähler wandert eins nach oben.
3. Go to 1.

Je höher der Anteil der selbstverfassten Beiträge des Threaderstellers in einem Faden, desto höher die Klickzahlen. Jeder LESER ruft die Seite einmal auf. Du als AUTOR rufst die Seite mit jeder neuen Folge zweimal auf. Bei dem Füllhorn an Fortsetzungen summiert sich das schnell auf. Auf Qualität der Beiträge lässt es hingegen nicht schließen.

pentz hat Folgendes geschrieben:
warum so verbissen?


Weil du Dinge schreibst wie:

pentz hat Folgendes geschrieben:
ich sehne mich auch nach konstruktiver Kritik.


und gleichzeitig alle Kritiken in den Wind schreibst.

pentz hat Folgendes geschrieben:
Dieser Roman ist ausbaufähig,


Warum zum Kuckuck veröffentlichst du unter deinem Klarnamen einen Roman, und das gegen Geld, den du selbst für "ausbaufähig" hältst? Mir bleibt die Sprache weg. Ich selbst würde an mich den Anspruch stellen, die perfektestmögliche Arbeit, die ich irgendwie im Schweiße meines Angesichts leisten kann, den Lesern zur Verfügung zu stellen. Sonst verkaufe ich mich ja völlig unter Wert. Sonst bleibe ich mit meinem Namen auf ewig ein gebranntes Kind – wenn ich ein Buch verkaufen will und selbst weiß, dass ich nicht alles gegeben habe.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag08.04.2022 21:09
Fortsetzungsschmonzette
von Christof Lais Sperl
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Liebe Leute,
entsteht in diesem Thread nicht unfreiwillig eine kleine Komödie?
VlG Cls


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Calvin Hobbs
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Beitrag09.04.2022 05:18

von Calvin Hobbs
Antworten mit Zitat

Kojote hat Folgendes geschrieben:


Die hohen Klickzahlen dieses Fadens gehen in erster Linie auf dich selbst zurück. Und nein, ich gehe nicht mit Calvin Hobbs d'accord, dass du absichtlich mehrmals auf "Refresh" drückst.


Richtig, das las sich so.
Während ich an meinem Genesenstatus arbeitete, hatte ich viiiiel Langeweile wink


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Abari
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Beitrag09.04.2022 09:42
Re: Fortsetzungsschmonzette
von Abari
Antworten mit Zitat

Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
entsteht in diesem Thread nicht unfreiwillig eine kleine Komödie?


Dann bleibt ja Hoffnung für ein HappyEnd.


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Christof Lais Sperl
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Beitrag09.04.2022 10:02
Re: Fortsetzungsschmonzette
von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

Abari hat Folgendes geschrieben:
Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
entsteht in diesem Thread nicht unfreiwillig eine kleine Komödie?


Dann bleibt ja Hoffnung für ein HappyEnd.


Lass’ mal laufen. Alles eine Frage von (Ein)hegung und Pflege.
 Very Happy


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Beitrag12.04.2022 12:41
21. Rastlose Phantasie...
von pentz
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Nach dem Krankenschwester-Mord war Ernst in die Krankenhaus-Suite seines Bruders gestürzt, die jener manchmal unter der Woche nutzte, wenn er nicht nach Hause fahren wollte. Vergebens.
Ernst war sehr erregt, ging nach Hause mit einem immer schlechteren Gefühl. Was hatte er nur getan? Er musste sich sogar etliche mal umdrehen, damit er sah, ob ihn jemand verfolgte. Das schloss er jetzt nicht mehr aus. Denn er hatte einen Mord begangen!
Dieses Bewußtsein wurde immer realer.
Ernst verschloss die Tür hinter sich und lehnte sich von innen dagegen, die Augen geschlossen. Sein Herz raste. Er hob die Hände an sein Gesicht und atmete den säuerlichen Duft der Haut ein, wahrscheinlich Restbestand vom Gift. Er wünschte, dieser würde ihn auch töten.
Lange Zeit öffnete er nicht mehr die Augen und stand nur einfach da. Es war im Raum dunkel, aber das Fenster hatte keine Vorhänge und stand eigentlich immer auf Durchzug, selbst im kältesten Winter und der Vollmond schien direkt herein. Schreckliche Bilder von der sich verkrampfenden Krankenschwester auf dem Bett suchten ihn heim - seltsam, er hatte ihr doch beim qualvollen Sich-Verkrampfen und Sterben den Rücken zugekehrt gehabt – er hielt es nicht mehr aus, zählte bis zehn, was ihm schwer fiel, öffnete schließlich die Augen, ging schweißgebadet am ganzen Körper zitternd ins Bad und hielt den Kopf unter das kalte Wasser des Wasserhahns.
Endlich allein.
Die Tür war zu und Gottlob hier herein konnte auch der Mond nicht scheinen, da es kein Fenster, nur einen Ventilator für frische Luft gab. Er sank auf den Boden und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ihm war übel, speiübel.
Was hatte er nur getan?
Wieder quälten ihn die Bilder der Sterbenden, der Gestorbenen, der geliebten Krankenschwester und in seiner Panik kramte er aus dem Badeschränkchen Bedarfstabletten heraus, Beruhigungspillen und schluckte drei Stück. Dann ließ er sich an der Wand zum Kachelboden hinunter und saß Füße von sich gestreckt eine Zeitlang da. Die Müdigkeit schloss immer wieder seine Lider und er wusste, würde er sich nicht ins Bett werfen, würde er hier in dem unbequemen Raum einschlafen. Das zöge nur mehr vermeidbare körperliche Qualen nach sich. Gewaltsam richtete er sich auf, öffnete die Badtür mit einem Schwung, so dass sie gegen die Wand knallte und ließ sich wie ein nasser Sack auf seine Coach fallen, auf der er sofort einschlief.

Weckerschrillen schreckte ihn auf.
Er wachte auf, nass geschwitzt, zerknitterte Bettkissen unter seinem Kopf. Sein Blick fiel aus dem Fenster direkt auf den Vollmond. Darin verlor er sich. Er verguckte sich in ihm, bis er sich so kalt, einsam und verloren wie dieser fühlte. Das war stets der Moment, dass er Panik verspürte und irgendetwas tun musste, sich bewegen, hin- und hergehen, so sinnlos leer und verloren wie eben der Mond auf seiner Bahn.  
Das Klingeln verstummte.
Er schlief wieder ein.

Wieder Weckerklingeln weckte ihn auf.
Am diesem nächsten Tag konnte er wenigstens wieder aufstehen. Aber er fühlte sich hilflos, schwach und schwermütig, den ganzen Tag über. Abends dachte er, wie sollte er damit nur klarkommen? Schon ein einziger Tag hatte ihn so viel Kraft gekostet, also, wie sollte er das Ende der Woche erreichen? Die kommende Woche, den nächsten Monat, die restlichen Jahre seines Lebens überstehen? Er wusste es nicht.
Er wusste nur, dass ihn darauf nur sein Bruder eine Antwort geben konnte. Mehr wusste er einfach nicht.

Zum Glück war Wochenende gewesen und am Montag meldete sich bei seinem Arbeitgeber krank. Er hätte unmöglich seine Wohnung verlassen können. Er hatte so vieles zu bedenken. Ihm war noch so wirr im Kopf. Vor allem plagte ihn die Frage, ob er richtig getan hatte, die Krankenschwester für seinen Bruder zu töten, die, wie sich während ihrer Agonie während des gleichzeitigen Ablaufs des Videofilms herausgestellt hat, jahrelang seine Mätresse gewesen war? So unschuldig kam da sein Bruder nicht davon, fand er immer mehr. Was, wenn er sich zum Ochsen-Knecht, zum Haß-Werkzeug, Vergeltungs-Instrument seines Bruders gemacht hatte?
Mittlerweile dachte Ernst gar nicht mehr an sein Lebenswerk, dass er sich doch für seinen Weg nach Berlin für seine politische Karriere einsetzen, fittmachen und vorbereiten musste. Ihm erschien angesichts der unbeantworteten Frage, ob er recht getan hatte, einen Menschen zu töten, dieses Ansinnen mittlerweile unwichtig. Dieser sein Drang wurde gänzlich von dieser anderen Sache verdrängt.
Was war passiert, was war passiert, was?
Er musste seinen Bruder zur Rede stellen.
Nur wo? Wie? Einen geeigneten Ort finden.

Morgen war Feiertag, dann würde er ihn wiedersehen.
Seine Phantasie spulte einen Film durch seinen Kopf, außer seiner Kontrolle. Dabei fühlte er sich derartig mißerabel, dass nichteingestandene Tötungsabsichten seinen jüngeren Bruder gegenüber auftauchten.
In der Kirche. Beim Gottesdienst. Während sie beide, was sie jedes Mal taten, zur Kommunion gingen, Bruder voran, er hinterher; dann, während jener sich niederkniete, er hinter ihm stehend, tat so, als stolperte er und fiel auf ihn, wobei er ihm die Spritze in den Rücken schlug oder wohin sonst?
Die ganze Symbolik gefiel ihm: tot während er das Lamm Gottes zu sich nahm, dieser Judas.
Aber von zu viel Zufälligkeiten war der Erfolg abhängig.
Wie sollte er durch das Hemd des Bruders die Spritze jagen? Ging das überhaupt?
Dafür hatte er zu wenig Informationen, Erfahrungen. Nein, er musste sich ihn wohl oder übel richtig vornehmen, ihm das Hemd vom Leib reißen oder befehlen, es herunterzutun, aufzutun und dann würde er ihm die Spritze reinjagen, aber ohne von Augenzeugen beobachtet zu werden. Wie konnte er das bewerkstelligen?
Ihm kam eine Idee. An diesem Feiertag war gleichzeitig doch Herbstmarkt.
Auf diesem präsentierte sich sein Bruder all zu gerne, das hieß, er liebte es, durch die  dichtbevölkerte Menschenansammlungen und den Markt zu gehen, wo von fern und nah die Besucher herangekommen sein würden und den ein oder anderen Bekannten zu begrüßen, dieser Leuteschmeichler.
Er liebte es, beliebt zu sein, sein Bruder, ja das war schon immer so bei ihm.
Und wenn es etwas dunkler wurde auf diesem Kunstgewerbemarkt - das war Ernst Chance - oder auch so, wenn sein Bruder in irgend ein Haus hineinging, den Kunstgewerbler stellten ihre Sache gerne in ihren Häusern oder vermeintliche Künstler in ihren Ateliers aus und nicht nur in den außen an den Häuserwänden aufgestellten Buden, dann konnte er zuschlagen. So ein Kunstatelier war oft genug nur ein ausgebauter Wein-, Kartoffel-, Hopfen- oder was auch immer für Keller, die in den alten, rustikalen Häusern ebenerdig hinein- und hinunterführten. Es führten dort verwinkelte Wege hinunter, vielleicht konnte er ihn da in eine Nische drängen und ihn stellen, packen, töten...
Mal überlegen, er würde bestimmt etwas finden, ein Haus finden, wo so ein Kellergang war, er kannte schließlich alle Häuser in ihrer Heimatstadt... Und so ließ er sich die bekannten Gebäude, die die Kulisse seiner Kindheit dargestellt hatten, Revue passieren.
Viele boten die Möglichkeit, aber eines wäre perfekt gewesen. Dorthinein musste er sein Opfer lotsen oder notfalls drängen. Er überlegte, welche Argumente für diesen Besuch herhalten konnten, so dass sein Bruder schließlich anzog und mitging.
Nach einiger Zeit kam ihn auch schon eine Perspektive. Das konnte heiter werden. Er war so gespannt, was sein Bruder zu seiner Rechtfertigung, seiner Verteidigung, seines Anlaß sagen würde. Er konnte sich kaum einen Entschuldigungsgrund vorstellen. Und er ging in sich, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, noch einen Mord zu vollführen. Allerdings einen, der ihm sehr schwer fiel, nämlich an seinem Bruder. War er denn Kain?
Beinahe war er versucht, sich so zu sehen, verflixt.
Plötzlich überkamen ihn Magenkrämpfe und er krümmte sich wie die Schwester auf dem Bett. Was war das? Er kapierte aber doch, dass er vor langem Schlafen, Nachdenken und Tagträumen zu essen vergessen hatte. Es befand sich seit drei Tagen kein Krümel in seinem Magen. Es wurde höchste Zeit, wieder normal zu leben.
Er öffnete den Kühlschrank.
Er hatte keinen Appetit, nicht lief ihm das Wasser im Munde zusammen, wenn er auf dies oder jenes Essenstück schaute. Keinen Hunger verspürte er zudem, was er hätte tun sollen. Doch seine Vernunft befahl ihm, etwas zu sich zu nehmen. Das war das einzige, dass ihm zum Essen bewegte. Er tat dies unter Zwang, es schmeckte kein bißchen, ihm war der Geschmackssinn vollends vergangen.

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