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Verbrecher wider Willen


 
 
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Gast







Beitrag16.03.2022 14:42

von Gast
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Hallo pentz,

<Vorsicht Metadiskussionsbeitrag>

was ich an deinen Beiträgen hier faszinierend (in Spock's Sinne) finde, ist deine Unfähigkeit, das Wohlwollen und die Bereitschaft (insbesonders von Kojote) anzuerkennnen, auf Dich einzugehen.

Versuch Dich doch einfach mal in die Position eines LESERs hineinzuversetzen (sehr wichtig für eineN AutorIn, die andere Seite des Schaffens zu sehen):

Du gehst in einen Buchladen. Dort steht eine Menge Zeugs, das Dich keinster Weise anspricht. Das guckst Du noch nicht mal an. Beim Rest blätterst Du vielleicht mal hier und da rein, testest, ob es irgendwelche Saiten in Dir zupft - und legst davon typischerweiser mindestens die Hälfte wieder weg. Dem Rest gibst Du eine Chance, wobei es aber sein kann, dass die Chance vertan war und Du das Buch kaufst, aber nach x Seiten in die Ecke legst. Von dem was Du in der Tat zu Ende liest landet wiederum ein guter Teil über die Zeit in Vergessenheit. Also bleibt von dem, was veröffentlicht wird, nur ein winziger Bruchteil bei Dir haften.

Das ist m.M. nach das meistverbreitetste Muster. Es gibt Leute, die Alles lesen, was Ihnen unter die Finger kommt (manche weil sie beruflichen müssen, andere weil sie nicht anders können), aber das sind Wenige.

Im Umkehrschluß heisst das, dass es ein PRIVILEG ist, gelesen zu werden. LeserInnen sind eine sehr knappe und kostbare Resource, rezensierende LeserInnen eine noch viel knappere! Ich selber bin in erster Linie dankbar dafür, wenn Leute sich (auch und gerade im Forum hier) die Mühe machen, meine (oft unfertigen) Ergüsse zu lesen und sich dann auch noch dazu zu äußern. Ich würde auch Niemals auf die Idee kommen, kritschen LeserInnen verständlich machen zu wollen, dass sie meinen Text falsch verstehen. Ein Text lebt gleichwertig im Kopf von AutorIn und LeserIn, und wenn LeserIn etwas anders versteht als ich es rüberbringen wollte, ist das mein Fehler, nicht der Fehler von LeserIn.

Wenn ich mir als "Rezensent" also tatsächlich die Mühe mache, AutorIn meine Lesart zu vermitteln und kriege dann so etwas zurück wie "das liest Du nicht richtig, Du willst nur an mir irgendwas ablassen bla bla," dann setze ich die Person sofort auf die Ignorierliste und verbringe meine Zeit mit etwas Konstruktiverem. Wie schon hier geschrieben wurde: Es gibt keine Bringschuld von LeserIn gegenüber AutorIn. Falls es so etwas gibt, dann umgekehrt. Außerdem: Wenn AutorIn sowieso schon der Überzeugung ist, dass er/sie etwas nicht mehr verbesserungswürdiges produziert hat, gibt es ja eh nichts mehr zu diskutieren.

DASS sich Kojote trotz deinem wirklich manchmal in Richtung Größenwahn mutierenden Rechtfertigungsdrang und deiner scheinbaren Unfähigkeit zur Annahme von Kritik (verbunden mit der durcxhaus vorhandenen Verbesserungswürdigkeit deiner Texte) trotzdem immer wieder auf Dich einläßt, finde ich sehr bemerkenswert. Du solltest verstehen, dass das auf einer gewissen Ebene ein sehr wertvolles Geschenk und eine Wertschätzung seinerseits Dir gegenüber bedeutet. Die Alternative wäre eisiges oder intersseloses Schweigen. Das ist der "Defaultwert."
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
H

Alter: 65
Beiträge: 614
Wohnort: Bayern


H
Beitrag16.03.2022 15:15

von HansGlogger
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@RAc

dann doch noch ein einziger Satz zur Meta-Diskussion von mir.

Ich erwarte von einem Autor, der hier schreibt, nicht nur, dass er Kritik annimmt, und zwar nicht in der Form "Du verstehst den Text nicht!", sondern ich erwarte auch, dass er die Texte anderer kommentiert, im Regelwerk steht eine Quote von eins zu fünf, welche zwar wenige hier erreichen, ich auch nicht, was aber nicht dazu berechtigt, ganz davon abzusehen, sich um sie, die Quote, zu bemühen, fehlt wiederum dieses Bemühen gänzlich und anhaltend, führt dies dazu, dass ich die Texte solcher Autoren grundsätzlich nicht mehr kommentiere, wissend, dass einerseits dieses Kommentar-Verhalten meinerseits nicht uneingeschränkt weiterzuempfehlen ist, weil jeder eine Chance zur Besserung verdient, die durch eisiges Schweigen nicht gegeben ist, welches aber andererseits meiner knappen Zeit geschuldet ist.

Uff, das war jetzt ein Satz. Ich hoffe, alle Kommas sitzen an der richtigen Stelle.
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag16.03.2022 18:05

von pentz
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stimmt, kojote hat mir schon einiges konstruktives herübergebracht, schätze ich durchaus.

warum ich nicht auch so viel kommentiere. ich habe mal einen einsteigerbeitrag gelesen, der sich vorstellte und dann zum ausdruck brachte, er hoffe mit seiner literatur accord zu sein, ich glaubte er sagte, daß er hoffe, hier "reinzupassen". mit verlaub, das hat mich erschreckt.

ich bin eingebranntes kind: https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=1358441&highlight=deutscher+soldat#1358441
dieser artikel hat bis über 2000 anklickungen gehabt, selbst am schluß ist noch eine Kritikerin hergegangen und hat diesen kleinen text literaturwissenschaftlich nach strich und faden dekonstruiert oder besser verrissen und herabgesetzt - das hat mir zu denken gegeben: wie sehr darfst du auf kritiker/innen achten!? - nachdem ein rege diskussion zustande gekommen ist...

jeder kritik eines textes ist eine narzißtische verletzung des autors - besonders, wenn er so wie ich, gerade in diesen text so viel herzblut gepumpt hat.
kritik kommt an: zu langer text, zu schnell veröffentlicht, zu ballastartig formuliert (in der kürze steckt die würze oder was), zu schemenhafte personen mit wenig charakter - war's das?

okay, etwas kommt rüber, aber nicht so gut wie es sein s o l l t e.

wirklich, da könnte man verzweifeln...

erwarten die kritiker, daß ich den text jetzt einstelle; gibt es einen rahmen, mit zeilen fixiert, den ein text nicht überschreiten darf?

wo ist mein exerzitienplatz, wo ich mich "reinigen" kann (lach-wein)!?
na, in wenigen tagen fahr ich für ein paar tage in urlaub und gehe in mich...

in nomine patris et filii et spritus sancti, amen
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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag16.03.2022 18:20

von F.J.G.
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Ich geb's auf.

_________________
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag16.03.2022 19:27

von pentz
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Endlich habe ich wieder Zeit gefunden
- Stress gehabt, Autokauf und -ummeldung -
am Text zu arbeiten und ich nehme mir die Kritik des geschätzten Kojoten eingehend vor
und
finde seine Kritik in keinem Punkt (hundertprozentig) gerechtfertigt.
-------------------------------------------------------------------------------------

Der Arzt wurde ins Büro des Untersuchungsbeamten von einer Polizistin geführt.
--> What? Das Büro des Untersuchungsbeamten gehört einer Polizistin?
Oder wie oder was?
= Wie kommt der Kojote darauf, daß das Büro des Untersuchungsbeamten einer Polizistin gehört? Okay, man könnte den Satz klarer umstellen: Der Arzt wurde von einer Polizistin ins Büro des Untersuchungsbeamten geführt.


„Wie geht's der Familie?“
--> Wer sagt das?
= wenn man den ganzen Text liest, den Kontext sich vergegenwärtigt, ist es klar, wer das sagt.

-->Die Angesprochene Ist die Angesprochene die Polizistin?
= natürlich, sie ist die einzige Frau im Raum.

-->Wenn ja, warum beginnt er den Smalltalk wenn ihr Aufeinandertreffen gerade dem Ende zugeht?
= warum nicht? außerdem, wie kommt Kojote darauf, daß der Smalltalk dem Ende zugeht. Das ist der Smalltalk überhaupt, der Anfang und das Ende.

 hat ihren Ehefinger mit Goldring nach vorne gestreckt Zeitfehler, als wollte sie jemanden verhexen oder abwehren.
= die Zeitsprünge drücken die Eindringlichkeit der Handlung aus. wenn Präsens kommt, dann ist das quasi eine emotionale Steigerung oder eine Verdeutlichung

„Gut, gut, wie immer. Und selber? Die Gemahlin schon übern Berg?“
„Ja, mittlerweile schon. Bei der exzellenten Betreuung!"
-->Damit meinte sich der Kriminaler selbst. Ich blick nicht mehr durch. Wer sagt jetzt was?
= ich finde da keine Unklarheit, pardon.

Die Polizistin zeigte ein aasiges Lächeln, bevor sie schnell verschwand.
Der Arzt ist daraufhin noch deprimierter als sonst
-->Mamma mia, dieser Zeitfehler ist ein kapitaler Bock!
= das hat obige beschriebene funktion: eindringlichkeit.

Er musste an seine eigene Ehe denken. Seine Gemahlin würde so schnell nicht über den Berg sein, egal, wie sehr er anschob, was er in den letzten Tagen unermüdlich getan hatte. Die verkorktesten Entschuldigungen brandeten an einer schweigenden Mauer oder einem aufschreiendem Schwall von Gezeter ab.
Der Kollege
-->Welcher Kollege? Ich dachte es gibt im Zimmer nur einen "Kriminalen" und einen Arzt?
begann damit: „Wir stehen vor einem Rätsel. Es sind so viele Fragen offen, dass wir gar nicht wissen, wo anfangen? Wüßten wir nur das Motiv?“
=dieser Einwand ist glaubwürdig, wenngleich man auch hier vielleicht anders denken kann und durch den Zusammenhang dies akzeptieren, denn vorhin eine Polizistin im Raum. aber gut, dieser Einwand ist mir noch am Plausibelsten.

nun, diese Einwände Kojotos sind unzureichend, man muß dem Leser auch nicht alles aufs goldene  Tablett servieren, ein bißchen darf er sich schon seinen Grips aktivieren, sofern er einen hat.

P.S.: übrigens: ich finde das Layout dieses Forums nicht besonders ansprechend - zumindest gibt es weit bessere - daß man geneigt ist, längere Texte zu lesen.
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag16.03.2022 19:27

von pentz
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...
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F.J.G.
Geschlecht:männlichBitte keinen Weichspüler verwenden

Alter: 33
Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag16.03.2022 19:39

von F.J.G.
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pentz hat Folgendes geschrieben:
nun, diese Einwände Kojotos sind unzureichend, man muß dem Leser auch nicht alles aufs goldene  Tablett servieren, ein bißchen darf er sich schon seinen Grips aktivieren, sofern er einen hat.


Aumei, Murks lass nach!

Ich sage es noch ein letztes Mal:

Wir. sind. hier. keine. Claqueur-Agentur!

Da du offenbar alle gut gemeinten Ratschläge in den Wind schlägst, bist du naheliegenderweise nur hier, um Leser für deine Texte zu finden, welche dir bitte auch applaudieren mögen. Damit bist du hier falsch.

Deine Texte müssen besser werden, um Erfolg beim Publikum zu haben.
Aber offensichtlich lebst du in deiner Blase, ein großartiger Schriftsteller zu sein, der es nicht nötig hat, Ratschläge anzunehmen.

Insofern mögest du bitte verstehen, wenn ich in diesem Forum für weitere Hilfestellungen an dich nicht verfügbar bin.

Genieße den Frühling.

Der Kojote


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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag16.03.2022 19:56

von pentz
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lieber kojote,

wer will perfekt sein? ich nicht.

danke, ich werde den frühling genießen, das vögelgezwitscher, ohne daß ich es in theoretische schablonen einordnen werde gemäß dem gedicht von rainer maria rilke:

quellen

quellen,
sie münden herauf,
heiter und heilig;
wir,
was erwidern wir
dieser geste?
ach, wie zergliedern
wir wasser und erde!
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Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
DSFo-Sponsor


Beitrag16.03.2022 20:12

von Minerva
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Hallo Pentz,
pentz hat Folgendes geschrieben:

Der Arzt wurde ins Büro des Untersuchungsbeamten von einer Polizistin geführt.
--> What? Das Büro des Untersuchungsbeamten gehört einer Polizistin?
Oder wie oder was?
= Wie kommt der Kojote darauf, daß das Büro des Untersuchungsbeamten einer Polizistin gehört? Okay, man könnte den Satz klarer umstellen: Der Arzt wurde von einer Polizistin ins Büro des Untersuchungsbeamten geführt.

So klingt es besser, man stolpert nicht so.


„Wie geht's der Familie?“
--> Wer sagt das?
= wenn man den ganzen Text liest, den Kontext sich vergegenwärtigt, ist es klar, wer das sagt.

Es ist aber die Aufgabe des Autoren, dass sich der Leser orientieren kann. Bei der Menge an Informationen, die man während des Lesens aufnimmt, ist das nicht immer klar. Am besten du siehst es aus dieser Sicht.



 hat ihren Ehefinger mit Goldring nach vorne gestreckt Zeitfehler, als wollte sie jemanden verhexen oder abwehren.
= die Zeitsprünge drücken die Eindringlichkeit der Handlung aus. wenn Präsens kommt, dann ist das quasi eine emotionale Steigerung oder eine Verdeutlichung

„Gut, gut, wie immer. Und selber? Die Gemahlin schon übern Berg?“
„Ja, mittlerweile schon. Bei der exzellenten Betreuung!"
-->Damit meinte sich der Kriminaler selbst. Ich blick nicht mehr durch. Wer sagt jetzt was?
= ich finde da keine Unklarheit, pardon.

Die Leser aber, Pentz, deswegen ist es gut, einen Text nach solchen Hinweise zu überarbeiten. Die Leser sollen ja die Geschichte erfahren, nicht rumrätseln.


Die Polizistin zeigte ein aasiges Lächeln, bevor sie schnell verschwand.
Der Arzt ist daraufhin noch deprimierter als sonst
-->Mamma mia, dieser Zeitfehler ist ein kapitaler Bock!
= das hat obige beschriebene funktion: eindringlichkeit.

Nein, so geht das nicht! Du musst dich für eine Zeitform entscheiden, die Grundlage deines Textes ist. Wenn du während des Schreibens ins Präsens rutschst, kann das ein Zeichen sein, dass die Geschichte vielleicht besser in dieser Form geschrieben wird.

Er musste an seine eigene Ehe denken. Seine Gemahlin würde so schnell nicht über den Berg sein, egal, wie sehr er anschob, was er in den letzten Tagen unermüdlich getan hatte. Die verkorktesten Entschuldigungen brandeten an einer schweigenden Mauer oder einem aufschreiendem Schwall von Gezeter ab.
Der Kollege
-->Welcher Kollege? Ich dachte es gibt im Zimmer nur einen "Kriminalen" und einen Arzt?
begann damit: „Wir stehen vor einem Rätsel. Es sind so viele Fragen offen, dass wir gar nicht wissen, wo anfangen? Wüßten wir nur das Motiv?“
=dieser Einwand ist glaubwürdig, wenngleich man auch hier vielleicht anders denken kann und durch den Zusammenhang dies akzeptieren, denn vorhin eine Polizistin im Raum. aber gut, dieser Einwand ist mir noch am Plausibelsten.

nun, diese Einwände Kojotos sind unzureichend, man muß dem Leser auch nicht alles aufs goldene  Tablett servieren, ein bißchen darf er sich schon seinen Grips aktivieren, sofern er einen hat.

Kommt darauf an. Man muss nicht alles haarklein erklären, aber wenn die Leser sich nicht orientieren können, ist das deine Aufgabe als Autor, das abzuändern. deswegen ja die Hinweise. Am besten denkst du während des Schreibens schon daran oder spätestens beim Überarbeiten.



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Murnockerl
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Beiträge: 340



M
Beitrag16.03.2022 20:41

von Murnockerl
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Ich verabschiede mich aus der Diskussion, weil es offensichtlich nicht mehr wirklich zu etwas führt. Ich möchte allerdings noch in den Raum werfen, dass es durchaus ok ist, keine Kritik zu wollen. Wenn du den Text für dich selbst schreibst, ihn so gut findest und damit einverstanden bist, dass er eben vielen nicht gefallen oder gängigen Standards der Literatur entsprechen wird, dann ist das völlig legitim. Du solltest dann nur so fair sein, von vornherein zu kommunizieren, dass eben keine Textarbeit gewünscht ist. Wenn Leute sich die Mühe zu machen zu kritisieren und das dann von deiner Seite nicht gut aufgenommen wird, ist das nur für alle frustrierend.
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Abari
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Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag16.03.2022 21:31

von Abari
Antworten mit Zitat

pentz hat Folgendes geschrieben:
nun, diese Einwände Kojotos sind unzureichend, man muß dem Leser auch nicht alles aufs goldene  Tablett servieren, ein bißchen darf er sich schon seinen Grips aktivieren, sofern er einen hat.


Dieses wild herausgegriffene Zitat ist nicht nur frech, beleidigend, dreist und zynisch der Leserschaft gegenüber, sondern negiert jegliche Form der Nettiquette. Deine Texte - und dass ich derart vom Leder zu ziehen gewogen bin, hast Du dem obigen Zitat zu verdanken - Deine Texte strotzen vor Logik- und Rechtschreibfehlern, sind mittelmäßig und von einer Verlagsreife so weit entfernt wie das Zentrum unserer Galaxie von dem der nächsten. Zudem sind sie langweilig, mühselig zu lesen und wirken aufgeblasen.

Entschuldige, dass ich Dir das so unverblümt sage, aber diese arrogant-überhebliche Art geht mir sowas von auf den Keks! S o wirst Du weder hier noch sonst irgendwo Leserschaft gewinnen, von einem Verlag ganz zu schweigen. Ich war bereit, Dir zu helfen und habe mit gutem Willen heute morgen auf dem weg zur Arbeit einen meiner Meinung nach hilfreichen Kommentar verfasst, der leider aus technischen Gründen im All verpuffte. Ich hoffte ehrlich, dass Du nun endlich begriffen hättest, dass weder dieses dauerhafte Geposte noch Arroganz weiterhelfen. Offensichtlich habe ich geirrt, was nur zu menschlich ist. Aber das? Hier bewegen sich Leute, ohne Kommentare abzufangen, die dreihundertdrölfzig Mal weiter sind als Du.

Genau, gehe in Dich und pass auf, dass Du wieder herausfindest.

Leb wohl!

Edit: kojote hat genau das Richtige geschrieben. D u als Autor solltest ihm dankbar sein, statt ihn öffentlich zu diffamieren. Hoffentlich ergeht es den anderen Beteiligten nicht ebenso.


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag17.03.2022 00:49

von Selanna
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pentz hat Folgendes geschrieben:
ich bin eingebranntes kind: https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=1358441&highlight=deutscher+soldat#1358441
dieser artikel hat bis über 2000 anklickungen gehabt, selbst am schluß ist noch eine Kritikerin hergegangen und hat diesen kleinen text literaturwissenschaftlich nach strich und faden dekonstruiert oder besser verrissen und herabgesetzt - das hat mir zu denken gegeben: wie sehr darfst du auf kritiker/innen achten!? - nachdem ein rege diskussion zustande gekommen ist...

Das ist dann wohl auf mich bezogen. Ich habe Dich also mit meinem Kommentar damals dazu gebracht, dass Du nicht mehr auf Kritiker achtest? - Wenn Du meinen Kommentar zu Deinem früheren Text so schlimm fandest (obwohl ich Deinen Text mMn nicht "herabgesetzt" habe), dann hör schlicht nicht mehr auf meine Kommentare, aber generalisiere das doch nicht, indem Du auf niemandes Kommentare mehr hörst. Und wenn Du trotzdem beschließen solltest, auf niemandes Kritik mehr zu hören, warum solltest Du dann noch etwas hier ins Forum stellen?
Du wirst hier keine Leser im eigentlichen Sinne finden, denn die Menschen, die hier im Forum sind, kommen nicht ins Forum, um einfach nur zu lesen. Sie suchen Kritik und geben Kritik - Romanleser sind eine ganz andere Kategorie, die tummeln sich nicht in Schriftstellerforen, sondern in Buchläden und Bibliotheken.

Also, nichts für Ungut. Und nochmal: Wenn Du mit meinem Kommentar damals nicht zurecht kamst, ignorier ihn einfach und vergiss ihn. Leite davon nicht Dein künftiges Verhalten gegenüber allen anderen Kommentaren ab.
Liebe Grüße
Selanna


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Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Abari
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Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag18.03.2022 09:25

von Abari
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Doch noch zwei Sachen: Das Forenlayout mag vielleicht nicht überall ideal sein, aber schlicht genug, um vom Text nicht abzulenken. Insofern bin  i c h zumindest Boro und MosesBob dankbar für das, was sie hier geleistet haben und leisten. Denn bei einem guten Text ist das Papier und die Schrift eh egal.

Zum anderen habe ich hier in acht Jahren noch keinen einzigen "Kritiker", wie Du immer zu sagen pflegst, getroffen, nur Kommentator:innen. Wir sind hier gleich unter Gleichen und tauschen uns über Texte aus. Kritiker findest Du auf Buchhandelsplattformen und im Feuilleton der Zeitung. H i e r findest Du bestenfalls Freunde, die Dir weiterhelfen und Dir kritisch und ehrlich sagen, was sie von Deinem Text halten, wohl wissend um die Mängel und Schwierigkeiten der Schriftstellerei.


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LG
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Christof Lais Sperl
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Beiträge: 943
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag18.03.2022 11:07
Kritik, Rezeption und Reaktion
von Christof Lais Sperl
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Pentz, warum machst du nicht einen Blog? Darin könntest Du schreiben, was Du willst. Viele bekannte Blogger sind diesen Weg gegangen.

_________________
Lais
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag19.03.2022 12:36

von pentz
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hallo leser und würdiger

wer den roman ganz und zuende lesen will, kann dies nun unter folgendem link tun:

https://www.bod.de/buchshop/verbrechen-wider-willen-werner-pentz-9783754330357

muß erst mal das hier verkraften, um weiterzusehen.

gruß
werner
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag23.03.2022 15:23

von pentz
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noch mal neu überarbeitet, die besagte Stelle, bin gespannt, ob es jetz passt.
---------------------------------------------------------------------------------
Der Arzt wurde ins Büro des Untersuchungsbeamten geführt, begleitet von einer jungen Polizistin, die obwohl stramm und strukturiert auftrat, sehr feminin wirkte. Ihre Backen leuteten rot vor Gesundheit und Morgenfrische, an diesem Montag in der Früh.
„Wie geht's der Familie?“, fragte der Beamte wie aus der Pistole geschossen, merkwürdig grinsend, als erwartete er von seiner stereotypen Allerweltsfrage eine besondere Antwort. Die Polizistin streckt automatisch ihren Ehefinger mit Goldring nach vorne, als wollte sie jemanden oder etwas verhexen und abwehren. Diese Geste erweckt zunächst den Eindruck, als müsse sich eine jüngere Kollegin, die noch Grün hinter den Ohren ist, gegen einen alten Hasen erwehren, der sie aufs Glatteis führen will. Und sie tut es schlagkräftig.
„Gut, gut, wie immer. Und selber? Die Gemahlin schon übern Berg?“
„Ja, mittlerweile schon. Bei der exzellenten Betreuung!" Damit meinte sich der Kriminaler selbst.
Die Polizistin zeigt befriedigt ein aasiges Lächeln, bevor sie schnell verschwindet.
Der Arzt denkt neidisch, ach, wie schön, so ein harmonisches Eheleben! Seines war down-under und würde so schnell nicht wieder übern Berg sein, egal, wie sehr er sich bemühte. Seine unermüdlich verkorktesten Entschuldigungen brandeten bei seiner Gemahlin wie an einer schweigenden Mauer ab oder wurden von einem aufschreiendem Schwall von Gezeter verschluckt. Sie war heute aus dem trauten Ehehaus gezogen samt Kindern und hat sich bei ihrer Herkunftsfamilie verschanzt.
Was das noch geben würde?

Zum Glück hielt sich der Kriminaler nicht länger auf und begann mit Folgendem:  „Wir stehen vor einem Rätsel. Es sind so viele Fragen offen, dass wir gar nicht wissen, wo anfangen? Wüßten wir nur das Motiv?“
Der Arzt schaut verschämt in eine Ecke, kein Wunder, bei ihm kamen fast alle Motive dieses Verbrechens zusammen. Aber er hatte vor wie ein Grab zu schweigen. Anderseits, klar, die Suche nach dem Motiv der Entführung – nur zu gerne würde er helfen, das Rätsel zu lösen.
Ohne sich allerdings selbst zu belasten!
„Es befanden sich zum Zeitpunkt der Entführung 1000 Euro (Schwarzgeld) in meiner Tasche. Diese entdeckten die Ganoven. Daraufhin wurden sie zur Erpressung verführt. Sie gingen davon aus, dass bei mir mehr herauszuholen war, mehr, viel mehr. .- Wie bitte, woher die 1000 Euro kommen? Das ist unversteuertes Mietgeld unseres vierten Hauses. Darin wohnt ein Grieche. Der hat durch sein Restaurant immer schön Schwarzgeld. Vor Monatsende steckt er mir das jedesmal zu.“
Nein, das ging nicht!
Er saß ganz schön in der Zwickmühle!
Wovon der Arzt ausging: die Behörden wusste nur vom Videoclip der sexuellen Handlung zwischen ihm und der Krankenschwester, die auf eine Internetseite geladen worden ist. Dies war insofern richtig, als weder er noch der Hauptkommissar wussten, dass Blondy nicht nur dieses Szenario, sondern, weil der Camcorder weitergelaufen ist, das anschließende Gespräch zudem aufgezeichnet hatte, das offenbarte, dass 1000 Euro Schwarzgeld im Spiel waren.
Zum Glück des Arzt, war der Computer bislang noch nicht ausgewertet worden.
Des Kommissars Tappen im Dunkeln war regelrecht rührig.
'Stecken Arzt, Polizist und dieser Ernst unter einer Decke? Ein Familienkomplott sozusagen. - Oder wollte der Arzt allein seine Familie erpressen, indem er sich entführen ließ von zwei gedungenen Gaunern? Diese haben ja die Dienstpistole von des Polizisten-Neffe gehabt, die ihnen in diesem Fall der Arzt hat zukommen lassen, weil der Polizist sie ihn entweder geliehen hat oder vom Arzt beklaut worden ist? Wo? Bei ihm Zuhause? Der Arzt ist davon ausgegangen, dass er die Pistole nach der Entführung wieder klammheimlich zurücklegen kann.
Hm...
Oder steckt auch der Verkehrspolizist dahinter?'

Der Polizist schaut verschämt in eine Ecke – nachdem ihn der Ermittler noch kollegial begrüßt hat. Zwar ist jener von der Verkehrspolizei und er bei der Kripo und persönlich kennen tun sie sich auch nicht, aber es verbindet sie der Umstand, dass sie in der gleichen Gesellschaft, beim Staat und zudem privilegierte Beamte sind, die aber besondere Pflichten besitzen.
Das befeuert eben das Problem. Der Polizisten kriegt das Gefühl nicht los, er habe die Berechtigung zum Kollegiatentum verspielt, was ihn um so mehr schmerzt, als er sich bislang immer als mit Haut und Haaren ehrbarer Polizist gesehen hat.
„Du weißt Kollege, ich muss Dir unangenehme Fragen stellen!“, kommt es zunächst im vertraulichen Tonfall. Er nickt schweigend dazu. Als ob er nicht wusste, was auf ihn zukäme. Aber er weiß nur zu gut und hält es sich stets vor Augen: Familie ist das eine, Beruf das andere.
Ein lächerliches Licht würde auf ihn fallen zu berichten, er habe sich den Cabrio einen Tag vor der Geldübergabe auf eigene Faust angeschaut und so unvorsichtig dämlich verhalten, dass er eine über die Birne gekriegt und ein Niemand von Kleinkrimineller ihm mir nichts dir nichts die Dienstpolizei entwendet hat.
Schlimmer aber noch war eben diese Verheimlichung. So fühlte er es immer mehr. Er schaute verloren in des Hauptkommissar Gesicht, wandte wieder den Blick schnell woandershin, zum Fenster hinaus.
Durch diesen sieht er eine Taubenschar auf dem Dach des gegenüberliegenden Haus. Sie verschissen dort die Balkone, dass es zur wahren Landplage geworden war. Der Hygiene wegen hatten die Mieter ihre Balkone mit Eisendraht vernetzen müssen, was zwar die Kacke abhielt, aber die Sicht mit einem Gitternetz verunzierte. Von daher mussten sich die Mieter wie eingesperrt vorkommen – wie im Gefängnis.
Seine Brust fühlte sich an wie ein Zentner Betonsack. Wer weiß, was die Ermittler nicht alles im Hintergrund hatten oder noch herausfinden würden? Aber noch wichtiger war ihm die Aussicht, ob er sich wie im Gefängnis vorkommen will, verwoben und verstrickt in Lügen, Halbwahrheiten und Vertuschen.
„Wie kommt es nur, dass die Gauner Deine Dienstpistole hatten, als man sie aus dem Autoblech zerren musste?“
Er zuckt die Schultern. Noch kann er Widerstand leisten, ein Trotz gegen die Preisgabe der Lächerlichkeit. Andererseits denkt er aber, wenn ich nicht das Übel an der Wurzel packe, packt es mich.
„Kann es vielleicht sein, dass...“
Es war doch idiotisch, sich Gitternetze vor das Fenster zu hängen, um sich selbst einzusperren. In solch einem Fall hilft nur eins, meint der Polizist-mit-Haut-und-Haaren: Reduktion der Überzahl, sprich Tauben vom Dach schießen oder seinethalben auf eine andere, etwas humanere Weise, jedenfalls gab's nur eins: Eliminierung einiger Tauben.
So beisst er schließlich in den sauren Apfel.
„Am Sonntag, vor dem Tag der Geldübernahme, die war ja am Montag...“
Der Kriminaler schwieg, um den Polizisten Zeit zu lassen, reinen Wein einzuschenken.
„Als ich also am Sonntag zu dem Fahrzeug gefahren bin, um die Umstände der Geldübergabe noch einmal abzuchecken...“
„Natürlich!“ Das ist aber eine schwere Geburt.
„Na, da hat mich einer der Ganoven hinterrücks...., also, solch ein Schmalspurganove, meine Dienstpistole entwendet.“
"Entwendet, so, so!"
Schlimm, schlimm das erzählen zu müssen. Der Kriminaler konnte beim besten Willen aber nicht ernst, verständnisvoll und jovial reagieren, dazu war der Hammer zu groß.
„Warum aber hast Du nicht alles der zuständigen Stelle gemeldet?“
„Die Familie...“
Der Kriminaler zuckt nervös mit den Augenbrauen.
Was glaubt denn der Kriminaler überhaupt, Mensch. So einfach ist die Sache auch wieder nicht gewesen!
Der Polizisten-Neffe sitzt da mit dem Gefühl, nicht Ernst genommen zu werden.

Ernst schaute hier nicht verschämt in die Ecke, denn er war in seinem Element, wie ein Politiker, der voll im Rampenlicht der Gesellschaft steht. Er blickte dem Kriminaler direkt, unverwandt und  auf Augenhöhe an.
Und der Kriminaler ist zunächst von Ernst geblendet. Von dem, was jener sehr gut konnte im ersten Augenblick einer frischen Begegnung, nämlich sonor, solide und strait aufzutreten, als ein Macher, Einer-der-die-Dinge-anpackt, ein Strippenzieher, dem nichts entgeht. Voll kompetent! Mochten die Tabletten ihren Anteil daran haben, dass sie ihn ao aufrecht erscheinen ließen, aufbauten und geradezu stählern erscheinen ließen.
Nun, etwas Merkwürdiges, Irritierenden trübte sein blendendes Auftreten. Seine Augen.
Diese fielen zwar wegen der dichten, buschigen, ungepepflegten Brauen deshalb nicht sofort auf, weil Ernst ein blonder Typ war und diese Haare weiß, wenn nicht schon grau waren. Aber dennoch, allmählich ist es irritierend, wird einem der Blick in die Augen des Gegenüber verwehrt. Unsicherheit macht sich breit. Der Verdacht, der andere verberge etwas – bewußt nämlich.
Und beim Kriminaler wirkt sich Irritation durch Hektik aus, denn er macht einen taktischen Fehler, indem er sofort mit seinem Verhör beginnt, anstatt erst einmal, die Dinge sich entwickeln lassen.
„Wie kommen eigentlich die Verbrecher in den Unfallwagen? Den Sie dienstlich gefahren haben? Stecken Sie mit Ihnen unter einer Decke? War am Strandparkplatz die Übergabestelle, wo sie das Fahrzeug den Fliehenden zur Verfügung gestellt haben? Sie haben mit diesen kooperiert, da sie sich im Transporter befanden, als sie nach dem Verkehrsunfall aus dem verbeulten Fahrzeug gezogen worden sind?“
Ein kühner, aber immerhin plausibler Zusammenhang. Aber total daneben. Ernst konnte dem Polizisten nicht erzählen, was wirklich hinter all dem steckte. dass er den Helden spielen wollte und gescheitert war, sonst wäre seine politische Karriere frühzeitig, noch vor seinem Einzug in Berlin, gestoppt. Übrigens hatte Ernst noch nicht die Zeitung gelesen heute.
„Wenn ich nur erst in Berlin wäre...“, murmelte er dabei. Sein Gegenüber schaut auf.
Was hatte der da gesagt und was hatte es zu bedeuten, wenn er erst in Berlin war?
Zufällig liegt die örtliche Presse aufgeschlagen auf dem Tisch: Ernst, ein Held. Seine Partei konnte auf einen solch couragierten, jungen Mann stolz sein. Berlin wartet auf Dich, Ernst!
Aha, jetzt, wo er in aller Munde als Held dastand, würde er nach Berlin kommen... und?
Das bestätigte hinwiederum des Kriminaler Vermutung der Entführung als familiäre Verschwörung!
„Was würde dann sein, wenn Sie erst in Berlin sind?“
Ernst zögert, vermutet eine Falle und schweigt.
Killerinstinkt! Politikerroutine: sagen, ohne etwas auszusagen. Aber das heißt nicht nichts zu sagen!
Leichter gesagt als getan.
'Mensch, was sag ich jetzt?'
Er überlegte krampfhaft, wie aus dieser Sackgasse herauskommen? Banales, Plausibles, etwas Halbwahres zu sagen, entging ihm. Aber das war's doch, was Politiker so sehr konnten.
Er merkte, das hier war seine Taufprobe, Feuerprobe als Politiker, jetzt und hier nahm seine Politikerkarriere den Anfang oder das Ende.
Inzwischen rotierte der Polizistenschädel.
Mensch, von woher wehte der Wind?
Dem Kriminaler war gesteckt worden, dass Ernst das schwarze Schaf der Familie sei und jahrelang arbeitslos gewesen war und mit einem Schmunzeln hatte der Informant noch angedeutet, dass er bei der Firma des Freundes seines Bruders als Mädchen-für-Alles untergekommen wäre, sonst stünde er heute noch auf der Straße. Die Familie empfände Ernst insgesamt schlicht als Klotz am Bein.
Ging man von einem abgekartetem Spiel aus, Bruder und Polizistenneffe wussten Bescheid, dann war alles inszeniert, um Ernst in die Schlagzeilen zu bringen und ihn somit nach Berlin zu katapultieren. Der Bruder der Lockvogel, der Polizistenneffe der Steigbügelhalter und Ernst der Held. Klang logisch.
Aber das war auch wieder irritierend.
Betrachtet man nur mal die Entführer.
Was, wenn die Entführer nicht eingeweiht gewesen waren?
Wenn es sich um einen Zufall handelte, dass die Entführer an dem Abend, während sich Arzt und Krankenschwester im Cabrio liebten, vorbeikamen und sie filmten? Und daraus dann die Erpressung sich ergab?  
Nein, das war zu unwahrscheinlich.
Dann waren vielleicht alle eingeweiht? Entführer, Krankenschwester, Arzt, Polizist und Ernst – zum Zweck? Um Ernst einen Aufwind für seine politische Karriere und berlinerische Kandidatur zu vermitteln? Dafür sprach auch, dass nur sie involviert waren und die Polizei außen vorgelassen worden ist; sie waren unter sich und konnten es so hinstellen, dass alles so aussah, als ob die zwei jetzt toten Drogenabhängigen zur Entführung verleitet worden sind.
Der Polizist rümpfte die Nase.
Da blieb nur die Krankenschwester übrig. Sie konnte doch keinen Vorteil aus dem Komplott ziehen. Ihr konnte es außerdem egal sein, ob Ernst nach Berlin verschwand oder weiterhin so herumwurschtelte wie bisher.
„Schaun ma mal, was sie zu sagen hat!“
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Ralphie
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Beitrag23.03.2022 17:30

von Ralphie
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Verwirrend
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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag23.03.2022 22:29

von pentz
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Lieber Duke,

Hold Ur Head Up!
I'm afraid: weniger wäre mehr gewesen!
Wir reiten auf dem Verschlimmbesserungs-Pferd gen Abgrund.

See U later!

Ur sincerly German Edgar Allen Poe
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pentz
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Beitrag27.03.2022 20:24
17. Lieber rächen als klagen...
von pentz
Antworten mit Zitat

Vor dem Kriminaler sitzt ein Häufchen Elend.
Sie hat ein paar Kratzer an der rechten Stirnseite, die wohl von dem Autounfall herrühren mögen. Die Hände, die gefesselt waren, sind an den Pulsadern stark aufgeschürft, so dass das Fleisch rosa-rot schimmert. Die Haare stehen ihr zu Berg, sie wirkt ungepflegt und verwirrt, da sie nicht weiß, wohin mit den Händen. Violette Krähenfüße leuchten unter ihren Augen. Stirnrunzelnd verschränkt sie ihre Finger zu einer einzigen Hand wie zum Gebet und legt die Hände auf den Tisch.
Sie ist diejenige Person von den Beteiligten, die am stärksten von der Entführung mitgenommen worden ist. Das sprach für seine Theorie der Familienverschwörung, denn die eigentlich Betroffenen, nämlich diese Familienmitglieder, Arzt, Polizist und Bruder zeigten kaum, dass die letzten Tagen an ihnen genagt hätten. Nein, wirklich, dass sie dies alles wirklich bis ins Mark und Bein hinein getroffen hätte, wirkten die nicht.
Aber bei dieser Frau schon. Zeichen der totalen Erschöpfung zeigte sie, wie Menschen nach einer schweren Anspannung, die von einer depressiven Leistungshemmung und Antriebslosigkeit gekennzeichnet sind.
Er fragt zuerst, ob sie einen Kaffee wolle, um zu vermeiden, mit der Tür ins Haus zu fallen.
Nach dem ersten Schluck hat der Kriminaler den Eindruck, dass er jetzt die Katze aus dem Sack ziehen müsse, sonst würde das Hinauszögern das hervorrufen, was er gerade vermeiden wollte.
„ Ich komme jetzt nicht umhin, ihnen einige Fragen zur Entführung zu stellen.“ Vorsichtiger geht's kaum.
Sie reagiert nicht. Als ob sie eine Mauer umgeben würde. Sind diese Fragen überhaupt bis zu ihr vorgedrungen? Ihre Finger umklammern krampfhaft den Tassenhenkel und sind schweißnass. Ihr Kopf wankt leicht? Gleichgewichtsstörung? Wahrscheinlich von den Tabletten her, Beruhigungs- oder Schmerzmitteln.
Der Polizist überlegt, wie seine vorher schon angedachte Redewendung ändern, um damit ihre Trance  zu durchbrechen. Aber das geht offensichtlich nicht.
„Ich kann ja verstehen, dass sie bestimmt noch nicht in der Verfassung sind, auf meine Fragen zu antworten, nachdem, was sie durchgemacht haben, aber leider muss ich, um die Ermittlungen fortzusetzen, sie verstehen schon...“ Der Kriminaler aber wusste fast überhaupt nichts, geschweige denn, in welche Richtung seine Fragen gehen sollten.
Er wird von einer schüchternen Stimme unterbrochen, die ihn piepsend leise nach dem Stand fragt: „Wovon geht die Polizei aus?“
„Wir tappen noch ziemlich im Dunkeln, muss ich gestehen.“
Was nur genau sagen? Immerhin deutete er aber die Vermutungen einer Verschwörung an, eine geplante Tat, ein ausgeheckter Komplott der Brüder und Verwandten des Chefarztes.
Zweifel bleiben zurück, ob dies richtig gewesen ist, zu sagen. Zu spät.
Die Krankenschwester schaut starr aus dem Fenster. Als ob sie nicht anwesend wäre. Man konnte aus dem Blick kaum etwas herauslesen, nicht, ob sie nachdachte, ob etwas hängenblieb von dem Gesagten und was überhaupt in ihr vorging. Man spürte nur daran, dass sie angestrengt nachdachte, zumal ihre Augen nur aus schmalen Lidern blickten.

Nachdenken tat sie in der Tat: 'Kann ich mich rächen?' - darum drehten sich diese ihr Gedanken. Nur darum.
Es fällt schließlich ihr Blick auf ihren Gegenüber.
„Ja!“, sagt sie. „Dies könnte durchaus ein abgekartetes Spiel gewesen sein. Dieser, dieser Ernst hat sich so merkwürdig benommen.“
Der Polizist lehnt sich nach vorne.
„Wie?“
Zunächst kommt nichts. Er muss sie noch einmal anstoßen, indem er aufmunternd mit dem Kopf nickt, will heißen: wie, wie, wie!
„Als wäre er ein Held, ein Erlöser, Lebensretter, wenn Sie wissen, was ich...“
Etwas verzögert, obwohl's ihm längst auf der Zunge lag, antwortet er: „Aber das könne unter den gegebenen Umständen durchaus normal gewesen sein.“
Wieder verzögert kommt die langsam ausgesprochene Antwort, die aber sehr bestimmt klingt: „Nein wirklich nicht. - Der ist nicht ganz normal! Größenwahnsinnig, wenn sie wissen, wie ich das meine...“
Sie hat dies gesagt, obwohl sie sich nach dem Umfall um Ernst krankenpflegerisch gekümmert hat, der durch Aufprall auf Blech, Kanten und Ecken von starken Schürfwunden schwer angeschlagen und gezeichnet gewesen war. Man kann durchaus sagen, sie haben sich danach auch sehr gut verstanden und es ist sogar so etwas wie eine kleine Verbundenheit entstanden. Er hat nach dem Unfall aus dem Krankenhausbett heraus ein paar Mal nach ihr gefragt und sie ist gekommen. Warum sie es getan hat, weiß sie eigentlich gar nicht. Bestimmt wieder ihr Helfersyndrom. Denn schlecht ging es ihr ja auch. - Trotzdem, egal wie, er gehört zu dieser Familie des Mannes, der ihr so übel mitgespielt hatte, zu diesem Chefarzt, der sich gleichgültig, gefühllos und indolent verhalten hat gegenüber den bestialischen Vergewaltigern, Entführern und Erpressern, denen sie so dermaßen hilflos ausgeliefert gewesen war, dass es ihr ihm nachhinein noch die Sprache verschlägt. - Und für all das musste er büßen – und traf es seinen Bruder, diesen Ernst, dann traf es auch ihn, diesen Arzt.
Der Polizist lehnt sich zurück.
Er denkt, das passt gut zu meiner Variante: alles geplant. Ernst ist euphorisiert, weil er weiß, dass er bald nach Berlin kommen wird, so dass alles deswegen aus dem Ruder gelaufen ist am Schluß?
Hm?

Es kommt ein Telefongespräch ins Büro des Kriminaler.
„Entschuldigen Sie!“, und er hebt ab. Während er spricht, blickt er direkt in die Augen der Krankenschwester, die diesem Blick begegnet. Wahrscheinlich geht es um sie, sie glaubt zu wissen, worüber die Telefonierer sprechen. Sie ist empört, sehr, sehr empört jetzt. Der Kriminaler schaut ein paarmal recht scheu in die ein oder andere Ecke, was ihre Vermutung bestärkt. Ihre Wut, ihr Haß, ihr Rachedurst wächst damit ins Unermessliche.
Der Kriminaler legt auf, die Krankenschwester sagt: „Ich glaube zu wissen, worüber Sie gesprochen haben.“
Er schaut sie einen Moment fragend an, antwortet jedoch nicht. Nun hat sie Sicherheit.
„Liege ich richtig?“
„Wie meinen?“
Noch verärgerter ist sie, dass der Kriminaler, obwohl er genau weiß, was sie andeutet, so tut und spielt Mein-Name-ist-Hase-ich-weiß-von-nichts.
„Sie haben sich über ein Video unterhalten.“
Zögerlich stimmt er zu. Es ist ihm hochnotpeinlich einerseits, andererseits weiß er an dieser Stelle noch nicht, wie er dies einschätzen soll, dass er dieses sein Wissen der Krankenschwester gegenüber so freimütig einräumt.
„Ja, leider!“
„Ich verstehe!“
Damit ist es sicher. Sie barst vor Ärger und Wut. Die Finger ihrer Hand pressen sich in das Fleisch der Handinnenfläche und ihre Handknochen sind leichenblaß weiß. "Ich muss mich rächen, rächen..."
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pentz
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Beitrag31.03.2022 11:34
18. Angepißt werden, wenn alle zuschauen
von pentz
Antworten mit Zitat

Sie erinnerte sich, dass der Blonde das Video auf eine Website hochgeladen hatte, ließ sich dessen Namen vom Kriminaler geben  und suchte im Internet nach dieser. Sie war pass erstaunt, dass ihr Gesicht nicht auf diesem Video erkennbar war. Rechtzeitig hatte sie sich schnell zurückgezogen und war aus dem Kameraausschnitt gewichen, ohne dass ihr Gesicht erkennbar gewesen wäre.
Das war gut.
Ihr Plan war klar.
In der Folgezeit heftete sie innerhalb des Krankenhaus auf schwarze Bretter Flyer mit dem Link dieser Seite. Desgleichen schickte sie Briefe an die zwei Zeitungsredaktionen vor Ort. Einen anderen an den Pfarrer der Gemeinde, war der Arzt und seine Familie doch tief verwurzelt in der dortigen religiösen Gemeinde. An die örtlichen Wohlfahrtsverbände, deshalb, weil sie vermutete, einige seiner Verwandten dürften dort in einem Seniorenheim untergebracht sein und der Klatsch und Tratsch war der beste Brandbeschleuniger. Sie bedachte auch die Pinwand des ein oder anderen Geschäftes der Kleinstadt des Arztes.
Natürlich fürchtete sich vor der Reaktion des Arztes.
Sich ihm zu entziehen, war leicht gewesen zum Beispiel Mittags in der Kantine, wo stets viele Menschen zugegen waren. Sie musste nur darauf achten, nicht allein an einen Tisch zu sitzen, mochten die Nachbarn auch Fremde sein und stets so tun, als ob man zu ihnen gehörte; höchstens zwei Stühle Abstand halten, Hauptsache von fern als zu einer Gruppe gehörig erscheinend; das hieß auch stets lächeln, nicken und den Kopf und Rumpf zu anderen geneigt halten.
Bislang konnte sie sich ihm auch anderwärtig entziehen, sowie sie ihn kommen sah, machte sie sich dünn oder wich ihm aus, indem sie sich schnell zu anderen gesellte, oder sich bewußt ins Gespräch mit den Umstehenden stürzte, nickte, gestikulierte und bejahte, auch wo es unnötig erscheinen mochte, egal, nur um nach außen zu signalisieren, ich habe zu tun, ich bin umringt, es gibt Zeugen.
Er erwischte sie jedoch just in einer Ruheecke.
Sie wurde von hinten schmerzhaft an ihrem Arm gefaßt : „Hör auf damit!“ „Womit?“ Sie entriss sich dem Klammergriff, indem sie sich schnell herumdrehte.
„Du weißt ganz genau womit! Du bist es doch, die diese Schmutzkampagne macht. Mensch – ich hab schon genug mir allem anderen zu tun und als ob ich nicht genug Ärger hätte, kommst Du daher.“
„Oh, so ein Pech! Deine Frau lässt Dich wohl gar nicht mehr drüber, war sie sonst schon so etetepete im Bett gewesen!“
Ein Moment fürchtet sie seine Reaktion, aber gleichzeitig spürt sie Erleichterung, es endlich geschafft zu haben, ihn anzufahren.
„Das ist geringste Problem, aber schon schlimm genug, kann ich Dir sagen. Aber die Behörden, Steuer...“
Typisch, Er ist so dermaßen von sich eingenommen, dass er nicht einmal ihre ironische Bemerkung erfasst; Mittelpunkt der Welt, kreist um sich selbst, sieht nur seine eigenen Wunden, während andere vor seinen Augen verbluten. Und sie mußte deshalb darauf bedacht sein, kein Verständnis aufzubringen, kein Mitgefühl für Sorgen zu entwickeln, kein Mitleiden für Wehwechen des kleinen Jungen zu spüren - endlich Schluß damit.
Jetzt stand sie im Mittelpunkt, allein ihre Rache im Fokus, ja R a c h e!
Warum?
Ausgeliefert worden diesen Brutalos, gedemütigt worden bis Mark und Bein hinein, geschändet und mißbraucht und er schaut weg, dieses Aas!
Ein langer Blick in ihr Gesicht, bis sich seine Miene plötzlich aufhellt, erfasste er doch plötzlich ihre Lage: „Du bist sauer! Du fühlst Dich angepisst – das ist es!“
Das war nicht alles, typisch, er erfasste es nicht.
Und doch!
Dieses Wort „angepisst“ schlug ihr ins Gesicht, weil es so wahr war dadurch, dass es ausgesprochen worden ist, noch wahrer und brutaler als alles gewesen war.
Ja, man hatte sie angepisst und er sie obendrein auch, das ist es letztlich!
Das Wort „angepißt!“ stand jetzt im Raum, schwebte über sie, ein Damoklesschwert, dass jetzt auf ihre Häupter heruntergesaust kam.
In diesem Moment war die Trennung und Entfremdung perfekt!
„Wie würdest Du das sonst bezeichnen?“ Keine Sekunde gab sie ihm Zeit zu antworten, geistesgegenwärtig redete sie weiter: „Aber Dir war und ist das gleichgültig, scheißegal, wurscht – ach, vergiß es!“
Er lange demonstrativ an seinen Hals. Als ob seine Abschürfungen, die von der Keller-Stahlkrause herrührten, ihrem Martyrium gleichstellen könnte. War aber nichts, nichts war am Hals zu sehen mittlerweile. Offensichtlicher konnte es zudem nicht sein – diese seine kindliche Wehleidigkeit, überhaupt sein Narzißmus.
„Du weißt, mir wurde auch ganz schön übel mitgespielt!“, untermalte er obendrein seine wirkungslose Geste.
„Da sieht man aber nichts!“
Das war's auch schon, es war jetzt ganz klar geworden: sein Lamentieren stand ihm nicht zu. Zudem auch, weil er der Mann war, der Gebieter, ihr Chefarzt, war diese seine wirkungslose, mitleidserheischende Geste so jämmerlich erschienen, dass es nur noch hochnotpeinlich ankam.
Alles passte einfach nicht mehr zusammen.
Hilflos wütend und ziellos empört stand er da.

Außerdem und wenn schon. Ha, alle hatten Federn lassen müssen, zweifelslos. Der Punkt war nur der, wie man mit diesem Leiden umging. Und da hatte er in seiner feigen Art, Du gehst mich nichts an, von mir aus können sie Dich Tag und Nacht mißbrauchen und notzüchtigen, alles zerstört und zerbrochen zwischen ihnen...
Dafür forderte sie Genugtuung, Widergutmachung, Bezahlung, aber nur in ihrer Währung. Mit Blut würde er bezahlen müssen, ihretwegen auch bis in den gesellschaftlichen, existentiellen Ruin und Zerstörung hinein, dieser Egoist. Nicht mehr war sie dessen dumme, kleine Krankenschwester mit Aufblick zum großen Gott Chefarzt, die sich Hoffnungen machte wie diese dummen Gören in diesen Groschenromanen.  
„Du hast mir längst nichts mehr zu sagen,“, schrie sie ihn ins Gesicht. „Die Zeiten sind vorbei, dass ich Dich respektierte!“
„Was, was sagst Du da Dummes!“, und er stieß sie hinter ihr auf das Möbelstück in der Nische, auf dieses quaterförmige Sitzpolster, auf dem sie mit dem Rücken aufschlug. Die Nische hier war von Vorbeigehenden wegen großer exotischer Topfpflanzen davor nicht einsehbar, zumindest nicht, wenn man nicht unmittelbar davor stand. Ein ideales kleines Versteck, um sehr privat und intim zu werden oder wie jetzt, Tacheles zu reden und so setzte er sofort seine Knie auf ihren Bauch, die quer über das Polster lag, seine Arme in die Taille gestemmt und schaute von oben herab auf sie hinunter: „Wie, was welche Zeiten? Als ob Du nichts davon gehabt hättest vom Bumsen, Du!“
Er merkte, er war zu laut geworden, senkte die Stimme und setzte damit fort, was es nur noch dringlich zu sagen gab, aber eindringlich und leise. „Wenn Du nicht Ruhe gibst, wirst Du mich kennenlernen!“
Plötzlich hörte man ein Quietschen. Es war die sich öffnende Tür der Sakristei anbei, der kleinen Kapelle des Krankenhauses. Wie von Geisterhand kamen ein Sarg herausgeschoben, hinterher ein zweiter und die wurden in den sich verflüchtigenden, schallenden Korridor zur Pathologie hin geschoben. Aus dem Hohlraum des Korridors kamen Fahrgeräusche echogleich und zweiversetzt zurück.
Sie warteten und lauschten diesem Geräusch, bis, was sie kaum sehen konnten, die Särge hinter braunen Schiebetüren verschwanden, die zusammengeschlagen wurden, als das schaurige Schauspiel beendet war. Mit diesem sehr dunklen Schlag, als wär es ein Startsignal, wandten sich beide wieder einander zu, wie zwei Ochsen, die den Kopf zum Kampf senkten.
„Du hast doch Deine Rache gehabt. Die Gauner sind tot. Was willst Du noch?“
„Dich! Dich will ich treffen!“, raunte sie ihm, keine Sekunde zögernd und mit einer eiskalten Stimme, zu.
Dieses eiskalte Miststück!
Erschrocken darüber hatte der Arzt seine Knie heruntergetan, was sie dazu nutzte, aufzuspringen und davonzulaufen, um die Flucht zu ergreifen. Inzwischen hatte er sich wieder gefangen und brüllte ihr nach: „Du wirst ja sehen. Ich habe Dich gewarnt!“
Sofort machte sie eine Kehrtwendung und erwiderte im gleichen Tonfall: „Ja, das werden wir ja sehen!“
Der Arzt stand allein gelassen da und schäumte, fauchte und dampfte sprichwörtlich vor Wut, wobei seine Arme an seinem Körper als Zeichen der Hilflosigkeit herunterhingen, aber seine Hand, als Zeichen seiner Entschlossenheit, zu einer Faust geballt.
„Damit wirst Du nicht durchkommen!“, schrie er sich selbst zu. Sie war schon um die nächste Ecke verschwunden. Das Echo seiner Worte hallte in den langen, hohlen Räumen des Krankenhaustraktes wider, so dass sich der Arzt dabei auf einmal sehr einsam vorkam.
Doch einen Zeugen hatte er, wenn auch widerwillig und unvorhergesehen, den Priester, der aus der Kapelle mit seinem großen schwarzen Talar heraustrat und nun den Schreihals mit einem entgeisterten Blick anstierte.  
Der Arzte drehte sich rasch um und starrte ostentativ aus dem Panoramafenster. Zum Glück vernahm er nach wenigen Sekunden das sich verflüchtende Rauschen eines Stoffes auf blankem Boden, begleitet mit einem leichten Hüsteln.
Ein großer, hutförmige Hügel. Auf dem Plateau lugten verdeckt hinter Bäumen Burgmauern hervor. Auf den Abhängen sah man große, dürre, kahlgeschorene Bäume des Herbstes, die ihre große Schatten auf den sie begleitenden Schotterweg warfen. Obwohl noch hell, stand der goldene Vollmond über allem in einer seltenen Schärfe, glasklar und funkelnd wie ein Diamant.
Der Arzt schaute lange in ihn hinein, hypnotisiert, fühle sich sehr allein, mit einem Mal wurde ihm klipp und klar, was zu tun war.
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Christof Lais Sperl
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Der silberne Roboter


Beitrag31.03.2022 16:32
pass?
von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

1. Sie war bass erstaunt, nicht pass!
2. Innerhalb des KrankenhausES.
3. Die Bedeutung des Wortes etepetete scheint mir auch schräg erfasst. Dieses Eigenschaftswort steht doch für übersteigerte Genauigkeit. In diesem Text aber bekommt es die Bedeutung von wollüstig zugeschustert, wenn ich mich nicht irre.
4. Zwei mal hintereinander „eiskalt“.
5. Der Arzt hatte seine Knie „heruntergetan“? Gebeugt? Klingt nach Werkraum. Nach „in den Keller bringen“.
Grüße von CLS


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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag02.04.2022 20:31

von pentz
Antworten mit Zitat

danke für Deine Verbesserungsvorschläge,

bei etepetete assoziiere ich Sauberkeit, Reinlichkeit, nicht Genauigkeit,
das wäre dann vielleicht akkurat oder so etwas

gruß

werner

P.S.: die "Kritiker", äh "Verbesserer" schweigen mittlerweile, die Anklickungszahl hat sich mehr als verdoppelt, ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg - Freude, wenn das noch erlaubt ist - lach
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