Ursula

[Ralphie]

Jetzt ist mir ein neues Problem in dem Roman aufgefallen. Darf ich das hier posten?

[wohe]

[Ralphie]

An einem Sonntag im Juli 1910 offerierte der Dechant Hese den ersten Heiratskandidaten, einen ledigen, fünfundvierzigjährigen Eisenbahner, der mit seiner Mutter in Calveslage zur Miete wohnte. Dieser Mann hatte schon mit neunzehn eine Glatze bekommen. Er besaß ein hässliches Affengesicht mit engstehenden Augen und einem lückenhaften braunen Gebiss. Fast alle Zähne seines Oberkiefers waren durch eine wacklige Prothese ersetzt worden, die sich bei ihrem Treffen in einem Café am Vechtaer Kaponier ständig löste. Während Hese ein Stück Käsesahnekuchen aß, sprach er über seine vielen Steckenpferde, die ihn in seinem bisherigen Leben vom Heiraten abgehalten hätten – über Musik, Malerei, Literatur, Reisen und Geschichte. Sein hohes Wissen überraschte sie. Er war bei den Pyramiden gewesen, in Venedig und auf der Akropolis. Er hatte Schliemann in Orchomenos besucht und Evans bei den Ausgrabungen von Knossos. Den Balkan und besonders Griechenland kannte er wie seine Westentasche.
Leider trank er einen Schnaps nach dem anderen und da er nicht viel vertragen konnte, war er bald viehisch betrunken. In einem Anfall von übersteigertem Selbst-mitleid jammerte er zuerst über seinen Bahnhofsvorsteher, der seine fachlichen Qualitäten missachtete und ständig die falschen Leute, aber nicht ihn beförderte. Dann war seine Mutter an der Reihe. Sie beutete ihn aus und hatte ihn mit ihrer falschen Mutterliebe zu einem lebensunfähigen, unbeholfenen, weltfremden Volltrottel gemacht. Die Tränen rannen ihm, als er von seiner verlorenen Liebe erzählte, einer schönen kretischen Andenkenverkäuferin, die er eines Abends in einem Weinlokal im Venezianischen Viertel von Chania kennengelernt hatte. Ihren Namen hatte er verges-sen, aber er fuhr seit zwölf Jahren jeden Sommer nach Griechenland, um diese Frau wiederzufinden. Zum Schluss kippte er vom Stuhl und schlief neben seinem Klapper-gebiss, das ihm beim Sturz aus dem Mund gefallen war, auf dem Fußboden ein. Hese schämte sich brennend vor den anderen Gästen. Sie hatte das Gefühl, dass jeder im Café sie anstarrte. Mit hochrotem Kopf bezahlte sie die Rechnung und beschloss, für den Rest ihres Lebens Witwe zu bleiben. Dieser Mann brauchte keine Frau, sondern einen Psychiater.

Frage: Sind die Absätze zu lang?

[wohe]

"Er besaß ein hässliches Affengesicht" - Meine persönliche Meinung: "Er hatte ein hässliches Affengesicht" klingt besser.
Selbst-mitleid, Klapper-gebiss, verges-sen - die Bindestriche müssen raus (ist das Schreibprogramm schuld?).
"Frage: Sind die Absätze zu lang?" - Nö. Sind ok so.

[Ralphie]

Die Bindestriche habe ich übersehen, sorry, ich bin ein alter Mann und sehe nicht mehr gut.

[Arminius]

[Ralphie]

Um noch mal auf die Ursula zurückzukommen: Ich habe noch einmal recherchiert. Es gibt in dem ganzen verdammten Internet keinen Hinweis darauf, dass es vor dem I. Weltkrieg Waisenhaus-Direktorinnen gab. Ich bin ganz verzweifelt.

[anuphti]

https://www.nifbe.de/fachbeitraege/zuletzt-erstellt?view=item&id=823:das-pestalozzi-froebel-haus&catid=37

https://de.wikipedia.org/wiki/Henriette_Schrader-Breymann

Schau doch mal hier bei Henriette Schrader-Breymann

[Ralphie]

Danke, Nuff! Das hat mir sehr geholfen.

[anuphti]

https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Fey

Und dann wäre da noch die Ordensschwester Clara Fey gewesen.

[Ralphie]

Warum hab ich das nicht gefunden?

 

[anuphti]

[Ralphie]

[Uoni]

Lieber Ralphie
Du schreibst Groschenromane, stimmt's?
Es ist immer dasselbe, wie aus einem Handbuch oder Lehrbuch, eins zu eins hingeschrieben... Keine Tiefe, nur eine Strategie, dem geneigtem Leser hingeworfen als Fraß, und doch mit einer Überzeugung, die dein Können unschuldig in dir schlummern lässt ... Schade, dass du dein Talent so vergeudest ...
Liebe Grüße
Uoni

[F.J.G.]

[Calvin Hobbs]

[HansGlogger]

[Thomas74]

Man muss ja nicht unbedingt auf Biegen und Brechen epische Tiefen schreiben, um erfolgreich zu sein. Ralphie hat aber durchaus seine Nische und seinen Leserkreis gefunden, das können viele andere (noch) nicht von sich behaupten. Und von einem Textschnipsel aufs Gesamtschaffenswerk zu schließen, finde ich, gelinde gesagt, sportlich.

[Arminius]

Könnte auch ein Troll sein. Wenn nicht wäre eine Entschuldigung das Mindeste.

[Ralphie]

Ich habe das Problem gelöst. Im Kaiserreich gab es zwar einen Lehrerinnenzölibat, aber er wurde gelockert, wenn Lehrermangel bestand.

 

[Ralphie]

Mein Gott, war das eine Geburt!