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Der Gedankenvermesser


 
 
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Kien
Wortedrechsler
K


Beiträge: 53



K
Beitrag06.10.2020 10:47
Der Gedankenvermesser
von Kien
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Unsicher, ob und was daraus werden soll. Ist mir gestern als kurze Geschichte eingefallen, würde mich über Kommentare und Anmerkungen sehr freuen.
----------------
„Was ist mit diesem hier, Sosimov?“
Erneut setzte er den breitkrempigen, schwarzen Hut auf und betrachtete ihn und sich selbst zum wiederholten Mal im Spiegel.
„Ganz ausgezeichnet, der steht Ihnen deutlich besser als der andere und wäre ich Sie, ich würde ihn sofort kaufen“, versicherte ihm der Vermesser abermals und brachte nur noch mit Mühe ein glaubwürdiges Lächeln hervor. Sein Gesicht schmerzte. Die anerkennenden Worte, die er jedem neuen Hut hatte zukommen lassen, um eine schnelle Entscheidung zu forcieren, verfehlten ihre Wirkung nicht; allerdings in antiproportionaler Weise. Jedes Lob aus seinem Mund schien seinem Kunden eine weitere Rechtfertigung zu sein, die Kopfbedeckung rasch wieder abzusetzen und eine neue aus der Auslage zu nehmen. Sooft, bis er wieder bei der ersten angelangt war. Nervös schaute er auf seine Taschenuhr.
„Herr Greve, ich möchte Sie nicht drängen, das wäre das Letzte was ich wollte, es ist nur so, dass…“
„Sosimov, ich glaube, den nehm’ ich.“
Die Antwort überraschte den Inhaber des Geschäfts, dem ein kaum vernehmbarer Seufzer entfuhr. Was Freude hätte sein sollen, war ein gehauchtes Überbleibsel eines Arbeitstages, der völlig und endgültig ausgeschöpft und aus dem nichts mehr herauszupressen war. Vor seinem geistigen Auge hatte er das Geld bereits gezählt, die Ladentür schon abgeschlossen und sich auf den Weg nach Hause gemacht, als sein Kunde ihn aus allen Träumen riss.
„Es gibt da nur eine Sache… Er ist mir ein bisschen zu klein.“
Der Vermesser starrte ihn ungläubig an. „Zu klein? Also dann…wollen Sie ihn doch nicht kaufen?“ Aus ihm sprach die Hoffnung, denn die Alternative wäre für ihn noch grausamer gewesen als der ohnehin schon späte Feierabend.
„Doch, natürlich, er gefällt mir, keine Frage. Er erinnert mich an den, den ich erst letzte Woche bei dir gekauft habe, du erinnerst dich sicher. Aber er sitzt ein wenig zu eng am Kopf. Er schnürt mich zu sehr ein. Ich habe Angst, dass meine Gedanken…du weißt…“
Sosimov wusste. Die Kraft für ein Lächeln war ihm längst vergangen, also schnappte er sich wortlos den zu engen Hut und ging mit ihm nach hinten; dort, wo die Werkstatt war.
„Die Maße, Sosimov, die Maße!“, schrie Herr Greve hastig hinterher, als wäre er nicht schon das dritte Mal innerhalb der letzten zwei Tage hier gewesen, um seine Gedanken zu vermessen.
Ein Brummen und ein Knurren ertönte aus dem Arbeitszimmer und Herr Greve deutete dies als Zeichen konzentrierter Betriebsamkeit, sodass er sich zufrieden auf den Stuhl vor der mit unzähligen Hüten bestückten Auslage setzte und wartete.
Wie oft saß er schon auf diesem Stuhl und musste warten! Jede Woche aufs Neue. Mittlerweile war er fast öfter hier als daheim. Aber es war ja nicht seine Schuld. Sein Geist wuchs einfach zu schnell. Die Gedanken hatten kaum Zeit, sich an ihr neues Zuhause zu gewöhnen, als es ihnen schon wieder zu eng wurde. Ein Hut lässt sich nur so oft umnähen, bis ihm der Stoff ausgeht. Dann wird es Zeit für einen neuen. Und davon brauchte er viele in letzter Zeit. Die alten, schmalen und für seinen Geist viel zu kleinen schenkte er dann den Hilfsbedürftigen, die mit nicht so umfassenden Gedanken gesegnet waren wie er selbst. Wobei gesegnet nicht der richtige Ausdruck war, denn schließlich war es sein eigener Verdienst, seine eigene harte Arbeit, mit der er sich jeden Hut verdiente. Den einzigen Hut, den er je behalten hatte, war sein erster. Und wenn er einmal unsicher war ob seines Verdienstes, an seinem Geist zweifelte oder seine Gedanken für zu klein hielt, holte er seinen ersten Hut hervor und versuchte ihn sich aufzusetzen; vergebens! Nicht einmal der Haaransatz passte drunter, so viel Geist hatte er in der Zwischenzeit dazugewonnen. Vergnügt ob seines eigenen Scharfsinns lächelte er und hätte sich gerne weiteren, behaglichen Gedanken hingegeben, um die Zeit ein wenig totzuschlagen. Doch als plötzlich die Ladentür aufging und Herr Greve den selbstsicher Hineinspazierenden von Fuß bis Kopf betrachtete, verzog sein Lachen sich zu einer hässlichen Grimasse.
„Guten Tag der Herr, Alfons mein Name. Ich bin hier, um einen neuen Hut zu erwerben. Passend muss er sein. Groß genug, damit viele Gedanken darin Platz haben, aber auch klein genug, um das Maß an Güte und Bescheidenheit einzuschließen, das ich besitze. Sind Sie der Inhaber dieses fabelhaften Etablissements?“
Zwei riesige Zylinder, aufeinander gestapelt, türmten auf dem Kopf dieses Mannes, der mit Monokel, Schnurrbart und Spazierstock an einen Zeitreisenden aus dem 19. Jahrhundert gemahnte. So auffällig der Rest seines Outfits auch war, die beiden Hüte zogen die gesamte Aufmerksamkeit Herrn Greves auf sich, der sowohl von Hass als auch von Bewunderung erfüllt war; das Zugeständnis an diese Bewunderung war für ihn eine noch viel ärgerlichere Tatsache. Was für Gedanken kann ein Mensch besitzen, dass sie nicht bloß horizontal, sondern sogar vertikal wuchsen, sich in die Höhe ausbreiteten? So etwas gab es einfach nicht, so etwas konnte es nicht geben, doch dieser Mann war der Gegenbeweis. Herr Greve versuchte seinen Groll zu verbergen und biss sich auf die Zähne. Seine Emotionen waren Alfons nicht entgangen und als er auch noch sah, dass Herr Greve ohne Hut dasaß, wie ein Mensch, dem kein einziger origineller Gedanke innewohnte, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Nein, Sie sehen nicht aus wie jemand, der Inhaber eines solchen Geschäftes sein könnte. Sie sind wohl gerade dabei, sich Ihren ersten Hut zuzulegen, ja? Nur keine Eile. Ich bekam meinen im Alter von acht Jahren und erwarte nicht, dass jeder Mensch so früh reif ist wie ich. Wo ist der Besitzer? Ich verlange nach ihm.“ Er klopfte einige Male mit seinem Spazierstock auf den wurmstichigen Holzfußboden.
Herr Greve rang nach Worten, doch ohne Hut war es ihm nicht möglich, welche zu finden. Er versank immer tiefer in seinem Stuhl, als Sosimov aus seiner Werkstatt hervorkam, den umgenähten Hut in der Hand. Alfons war der festen Überzeugung, sein Aufstampfen habe das schnelle Erscheinen des Vermessers erst ermöglicht und schaute mit noch selbstgefälligerer Miene auf den mittlerweile fast am Boden liegenden Herrn Greve.
„Mehr geht nicht, Herr Greve, mehr ist nicht herauszuholen, hier ist Ihr…“, fing er an, doch beim Anblick der zwei neu eingetretenen Hüte blieb Sosimov - selbst er, der wer weiß wie viele Hüte in seinem Leben schon gesehen hatte - ehrfürchtig stehen wie vor einer Götterstatue.
Alfons, der die andächtige Stille sichtlich genoss, sagte mit nachdrücklicher Stimme:
„Sie, mein Herr, sehen aus wie jemand, der Ahnung von Hüten hat.“

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Westmonster
Wortedrechsler


Beiträge: 94



Beitrag07.10.2020 17:43

von Westmonster
Antworten mit Zitat

Für eine ausführlichere Rezension habe ich im Augenblick leider nicht die geistigen Kapazitäten - bei mir liegen nur Cowboyhüte auf der Hutablage, und die sind mir auch noch zu groß - daher nur so viel: schön schräg!

Ich habe erst ein bisschen gerätselt, wer nun Kunde und wer Verkäufer ist, und wie genau der Herr Sosimov (ah, Verkäufer) nun Gedanken vermisst und ob die sich nun im Hut oder in der Größe des Kopfes manifestieren, aber ich habe den Eindruck, zum Ende hin hat sich das alles geklärt.

Und jetzt bin ich einfach gespannt, ob und was daraus wird. Ich würde da gerne mehr lesen.


Sidenote: der allwissende Erzähler soll out sein, habe ich gelesen.


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yoshii
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 61



Beitrag08.10.2020 10:59

von yoshii
Antworten mit Zitat

Die Geschichte mag ich. Was ich noch mehr mag, ist das Sprachgefühl, das Du in dem Text zeigst. Da sind einige richtig schöne Sätze drin. Umso mehr fallen die auf, die dann im Vergleich etwas schwach / überlang sind. Du nutzt viele Wiederholungen, was oft genug gelingt, an einigen Stellen für den Lesefluss aber zu viele sind. Insgesamt gerne gelesen, gerne auch etwas länger als Kurzgeschichte. Längere Texte in diesem Schreibstil wären für mich nichts. smile

Ansonsten war ich mal so frei und hab im Text das gemarkert/geändert, was mich gestört hat. smile Nur als Anregung, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder auch Richtigkeit.
Blau sind Auslassungen / Kommentare, gelb die Stellen, die ich schwächer fand. Rot Änderungen.

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„Was ist mit diesem hier, Sosimov?“
Erneut setzte er den breitkrempigen, schwarzen Hut auf und betrachtete ihn und sich selbst zum wiederholten Mal im Spiegel.
„Ganz ausgezeichnet, der steht Ihnen deutlich besser als der andere und wäre ich Sie, ich würde ihn sofort kaufen“, versicherte ihm der Vermesser abermals und brachte nur noch mit Mühe ein glaubwürdiges Lächeln hervor. Sein Gesicht schmerzte. Die anerkennenden Worte, die er jedem neuen Hut hatte zukommen lassen, um eine schnelle Entscheidung zu forcieren, verfehlten ihre Wirkung nicht; allerdings in entgegengesetzter  Weise: Jedes Lob aus seinem Mund schien seinem Kunden eine weitere Rechtfertigung zu sein, die Kopfbedeckung rasch wieder abzusetzen und eine neue aus der Auslage zu nehmen. Sooft, bis er wieder bei der ersten angelangt war. Nervös schaute er auf seine Taschenuhr.
„Herr Greve, ich möchte Sie nicht drängen, das wäre das Letzte was ich wollte, es ist nur so, dass…“
„Sosimov, ich glaube, den nehm’ ich.“
Die Antwort überraschte den Inhaber des Geschäfts derart, dass ihm ein kaum vernehmbarer Seufzer entfuhr. Was Freude hätte sein sollen, war ein gehauchtes Überbleibsel eines Arbeitstages, der völlig und endgültig ausgeschöpft und aus dem nichts mehr herauszupressen war. Vor seinem geistigen Auge hatte er das Geld bereits gezählt, die Ladentür schon abgeschlossen und sich auf den Weg nach Hause gemacht, als sein Kunde ihn aus allen Träumen riss.
„Es gibt da nur eine Sache… Er ist mir ein bisschen zu klein.“
Der Vermesser starrte ihn ungläubig an. „Zu klein? Also dann…wollen Sie ihn doch nicht kaufen?“ Noch überwog die Hoffnung, denn die Alternative wäre für ihn noch grausamer gewesen als der ohnehin schon späte Feierabend.
„Doch, natürlich, er gefällt mir, keine Frage. Er erinnert mich an den, den ich erst letzte Woche bei dir gekauft habe, du erinnerst dich sicher. Aber er sitzt ein wenig zu eng am Kopf. Er schnürt mich zu sehr ein. Ich habe Angst, dass meine Gedanken…du weißt…“  [Sind die unterschiedlichen Anreden absichtlich, um ein Hierarchie-Gefälle darzustellen?]
Sosimov wusste. Die Kraft für ein Lächeln war ihm längst vergangen, also schnappte er sich wortlos den zu engen Hut und ging mit ihm nach hinten; dorthin, wo die Werkstatt war.
„Die Maße, Sosimov, die Maße!“, schrie Greve hastig hinterher, als wäre er nicht schon das dritte Mal innerhalb der letzten zwei Tage hier gewesen, um seine Gedanken vermessen zu lassen.
Ein Brummen und ein Knurren ertönte aus dem Arbeitszimmer. Herr Greve deutete dies als Zeichen konzentrierter Betriebsamkeit, sodass er sich zufrieden auf den Stuhl vor der mit unzähligen Hüten bestückten Auslage setzte und wartete.
Wie oft hatte er schon auf diesem Stuhl sitzen und warten müssen! Jede Woche aufs Neue. Mittlerweile war er fast öfter hier als daheim. Aber es war ja nicht seine Schuld. Sein Geist wuchs einfach zu schnell. Die Gedanken hatten kaum Zeit, sich an ihr neues Zuhause zu gewöhnen, als es ihnen schon wieder zu eng wurde. Ein Hut lässt sich nur so oft umnähen, bis ihm der Stoff ausgeht. Dann wird es Zeit für einen neuen. Und davon brauchte er viele in letzter Zeit. Die alten, schmalen und für seinen Geist viel zu kleinen Hüte schenkte er dann den Hilfsbedürftigen, die mit nicht so umfassenden Gedanken gesegnet waren wie er selbst. Wobei gesegnet nicht der richtige Ausdruck war, denn schließlich war es sein eigener Verdienst, seine eigene harte Arbeit, mit der er sich jeden Hut verdiente. Den einzigen Hut, den er je behalten hatte, war sein erster. Und wenn er einmal unsicher war ob seines Verdienstes, an seinem Geist zweifelte oder seine Gedanken für zu klein hielt, holte er seinen ersten Hut hervor und versuchte ihn sich aufzusetzen; vergebens! Nicht einmal der Haaransatz passte drunter, so viel Geist hatte er in der Zwischenzeit dazugewonnen. Vergnügt ob seines eigenen Scharfsinns lächelte er und hätte sich gerne weiteren, behaglichen Gedanken hingegeben, um die Zeit ein wenig totzuschlagen. Doch als plötzlich die Ladentür aufging den Blick auf einen selbstsicher hereinspazierenden Herrn freigab, verzog sein Lachen sich zu einer hässlichen Grimasse.
„Guten Tag der Herr, Alfons mein Name. Ich bin hier, um einen neuen Hut zu erwerben. Passend muss er sein. Groß genug, damit viele Gedanken darin Platz haben, aber auch klein genug, um das Maß an Güte und Bescheidenheit einzuschließen, das ich besitze. Sind Sie der Inhaber dieses fabelhaften Etablissements?“
Zwei riesige Zylinder, aufeinander gestapelt, türmten auf dem Kopf dieses Mannes, der mit Monokel, Schnurrbart und Spazierstock an einen Zeitreisenden aus dem 19. Jahrhundert gemahnte. So auffällig der Rest seiner Aufmachung auch war, es waren die beiden Hüte, die die gesamte Aufmerksamkeit Greves auf sich zogen, der sowohl von Hass als auch von Bewunderung erfüllt war; das Zugeständnis an diese Bewunderung [Nicht eher „Eingeständnis dieser Bewunderung“?] war für ihn eine noch viel ärgerlichere Tatsache. Was für Gedanken kann ein Mensch besitzen, dass sie nicht bloß horizontal, sondern sogar vertikal wuchsen, sich in die Höhe ausbreiteten? So etwas gab es einfach nicht, konnte es nicht geben, doch dieser Mann war der Gegenbeweis. Greve versuchte seinen Groll zu verbergen und biss sich auf die Zähne. Diese Emotionen waren Alfons nicht entgangen und als er auch noch sah, dass Herr Greve ohne Hut dasaß, wie ein Mensch, dem kein einziger origineller Gedanke innewohnte, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Nein, Sie sehen nicht aus wie jemand, der Inhaber eines solchen Geschäftes sein könnte. Sie sind wohl gerade dabei, sich Ihren ersten Hut zuzulegen, ja? Nur keine Eile. Nicht jeder Mensch kann so früh reif sein wie ich - Ich bekam meinen ersten Hut bereits im Alter von acht Jahren, das kann man nicht von jedem erwarten! Nein, nein.Wo ist der Besitzer? Ich verlange nach ihm.“ Er klopfte einige Male mit seinem Spazierstock auf den wurmstichigen Holzfußboden.
Herr Greve rang nach Worten, doch ohne Hut war es ihm nicht möglich, welche zu finden. Er versank immer tiefer in seinem Stuhl, als Sosimov aus seiner Werkstatt hervorkam, den umgenähten Hut in der Hand. Alfons war der festen Überzeugung, sein Aufstampfen habe das schnelle Erscheinen des Vermessers erst ermöglicht und schaute mit noch selbstgefälligerer Miene auf den mittlerweile fast am Boden liegenden Herrn Greve.
„Mehr geht nicht, Herr Greve, mehr ist nicht herauszuholen, hier ist Ihr…“, fing er an, doch beim Anblick der zwei neu eingetretenen Hüte blieb selbst Sosimov, der schon wer weiß wie viele Hüte in seinem Leben gesehen hatte - ehrfürchtig stehen wie vor einer Götterstatue.
Alfons, der die andächtige Stille sichtlich genoss, sagte mit nachdrücklicher Stimme:
„Sie, mein Herr, sehen aus wie jemand, der Ahnung von Hüten hat.“

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Deine beiden anderen Geschichten sprechen mich sprachlich übrigens gar nicht an, da die Sätze deutlich verbastelter sind. Ich weiß nicht, ob das Zufall ist, dass es hier anders ist oder Du Dir die Kritik dort schon zu Herzen genommen hast - in jedem Fall scheinst Du auf dem richtigen Weg zu sein.
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Kien
Wortedrechsler
K


Beiträge: 53



K
Beitrag08.10.2020 11:55

von Kien
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für euer Feedback, insbesondere an yoshii, dass du dir die Zeit für so ausführliche Anmerkungen genommen hast. Ein wenig unsicher bin ich mir bei deiner Aussage über zu viele Wiederholungen. Könntest du das an einem Beispiel festmachen? Und was meinst du mit längere Texte "in diesem Schreibstil" wären nichts für dich? Laughing
yoshii hat Folgendes geschrieben:
Sind die unterschiedlichen Anreden absichtlich, um ein Hierarchie-Gefälle darzustellen?

So in etwa war es gedacht, ja. Ich hatte mir erst einen noch autoritäreren Umgangston überlegt, finde es so aber ein bisschen subtiler und passender.
Zitat:
„Die Maße, Sosimov, die Maße!“, schrie Greve hastig hinterher [...]

Gefällt mir besser ohne das "Herr". :daumenhoch:

Die weiteren Anmerkungen schau ich mir in Ruhe an, wenn ich weiter an dem Text arbeite(n sollte).
Zitat:
Deine beiden anderen Geschichten sprechen mich sprachlich übrigens gar nicht an, da die Sätze deutlich verbastelter sind. Ich weiß nicht, ob das Zufall ist, dass es hier anders ist oder Du Dir die Kritik dort schon zu Herzen genommen hast - in jedem Fall scheinst Du auf dem richtigen Weg zu sein.

Möglich, dass die Kritik an den letzten Texten Auswirkungen hatte. Insgesamt hatte ich beim Schreiben dieser Geschichte aber nicht das Gefühl, dass ich mich irgendwie "mäßigen" und viele Sätze kürzen müsste; dafür hat das Sprachgefühl gesorgt. Wink
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CIPO86
Geschlecht:weiblichLeseratte
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Alter: 37
Beiträge: 183



C
Beitrag08.10.2020 16:39

von CIPO86
Antworten mit Zitat

Mir gefällt die Geschichte auch gut.
Und den auktorialen Erzählstil halte ich hier für absolut passend, ja notwendig.
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marinaheartsnyc
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 31
Beiträge: 137



Beitrag09.10.2020 12:46

von marinaheartsnyc
Antworten mit Zitat

Hi Kien,

hattest du nicht mal in einem Thread deine Angst geäußert, nicht originell genug zu sein? Ich würde sagen, mit der Geschichte hast du das Gegenteil bewiesen Cool Finds echt cool und eben richtig - originell.

Deinen Schreibstil mag ich generell auch, das hatte ich glaube ich an anderer Stelle schon mal geschrieben. Allerdings ist mir speziell hier aufgefallen, dass du tendenziell schon wirklich viele lange Sätze aneinanderreihst. Ich glaube, wenn du ab und an noch ein, zwei simple Hauptsätze dazwischen streuen würdest, würde dein Stil davon richtig profitieren und die langen Sätze würden dadurch nochmal umso besser zur Geltung kommen.

Liebe Grüße
Marina


_________________
Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself.

- Rumi
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wohe
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Alter: 71
Beiträge: 641
Wohnort: Berlin


W
Beitrag09.10.2020 20:58

von wohe
Antworten mit Zitat

Hallo Kien,

Da ist Dir etwas Gutes gelungen. Habe ich gern gelesen
Falls überhaupt, würde ich das Folgende anders schreiben:


Zitat:
Erneut setzte er den breitkrempigen, schwarzen Hut auf und betrachtete ihn und sich selbst zum wiederholten Mal im Spiegel

zum wiederholten Mal ist nicht falsch, stört mich aber irgendwie

Zitat:
wollen Sie ihn doch nicht kaufen?“ Aus ihm sprach die Hoffnung

Die Frage klingt eher nach Hoffnungslosigkeit

Zitat:
ging mit ihm nach hinten; dort, wo die Werkstatt war

dorthin wäre besser

Zitat:
um seine Gedanken zu vermessen

vermessen zu lassen

Zitat:
Wie oft saß er schon auf diesem Stuhl und musste warten

Rückblick --> hatte gesessen

Zitat:
wurmstichigen Holzfußboden

wurmstichig ist überflüssig --> stört

Der Schlusssatz könnte ein bisschen mehr Pfeff vertragen. Sosimov müsste etwas derartig Gewaltiges mit bringen, dass Alfons vor Ehrfurcht erstarrt (was auch immer).

Hast Du ev. eine Fortsetzung? Wäre fein.

MfG Wohe
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