Seitenwechsel

[Enfant Terrible]

Die überarbeitete Fassung eines älteren ironischen Gedichts, das mir persönlich sehr am Herzen liegt...

Meine durchsichtigen Flügel
aus Wut und Sehnsucht
haben sich aufgelöst,
gerade als ich, aufgestiegen,
in dämmrige Höhe, glaubte,
die Wahrheit zu finden.

Zusammen mit meiner
filigranen Hülle, der Hoffnung,
zerbrach ich, um von euch
wieder gekittet zu werden.
Alles habt ihr gerichtet,
bis auf meine rosarote Brille,
mein Herz, und ein paar andere
überflüssige Teile.

Ihr habt mich
auf die Beine gestellt,
und – noch wichtiger! –
auf den rechten Pfad:
den euren,
auf dass ich niemals stolpere.
Damit ich ihn beschreiten kann
zu eurer Zufriedenheit,
schenktet ihr mir auch
ein perfektes Navigationssystem:
vorgeschriebene Schritte
statt sinnlosen Fragen.

Ich danke euch!
Ihr habt mir gezeigt,
dass es nicht nur
einen Himmel gibt.
Ihr habt für mich
eine Tür aufgemacht,
und wieder geschlossen.

Und nun lehrt mich,
zu töten - auf allen Ebenen,
so bauen wir gemeinsam
eine bessere Welt auf!
Und schaffen wir es nicht,
das Firmament zu überdachen,
zu schützen vor solchen,
die meine früheren Träume denken,
sind wir geborgen
in unserer Festung,
deren Mauerwerk aufgebaut ist
aus implodierten Träumen,
von blutigem Mörtel
zusammengehalten

[Arby]

Sehr böse und doppeldeutig, vor allem der Schluss. Auf mich wirkt es ein bisschen wie die bittere Fortsetzung von "Verlorener Engel".
Schockierend bringst du rüber, was passiert, wenn man von der falschen Seite Hilfe erwartet. Es liest sich, als hätte das LI sich einer Gehirnwäsche unterzogen, als wäre es verbittert und doch völlig von den neuen Ideen beflügelt - was nicht unbedingt gut ist, wenn man bedenkt, welche das sind.
Gut geschrieben, eine Warnung an die Gesellschaft und an jeden Einzelnen!

[Brynhilda]

Jetzt habe ich es begriffen!
Der Schlüssel sind die Bilder.

Vielleicht solltest du wirklich versuchen, die malenderweise aus deinem Kopf herauszuholen.
Deine inneren Bilder scheinen sehr klar zu sein, und dir ist daran gelegen, sie so authentisch wie möglich wiederzugeben. Und genau daher rührt diese Überdeutlichkeit deiner Texte. Daher rührt deren Prosa-Charakter.

Sorry, wenn dir das jetzt nicht weiter hilft.
Aber ich freue mich darüber, mehr verstanden zu haben und mehr zu begreifen.

Ilka

[Seeadler]

Hallo Terrorkrümel
Wow, Wahnsinn wie du deine Gedanken in Worte fasst.
Musste es aber, erst mehrmals lesen, um zu verstehen.
Kompliment "kleine, GROSSE"
Lieben Gruß Seeadler

[Tayfun]

Ich verstehe es nicht wirklich. Eltern, Familie, Erziehung, Zwang, Abnabelung? Liege ich damit in etwa in der Richtung?
Liebe Grüße, Tayfun

[Enfant Terrible]

Ich weiß nicht warum, aber es ist für mich eine Art Kompliment, wenn Leser sagen "Ich versteh das nicht". Ich weiß, das ist ein Fehler, aber trotzdem zeigt mir diese Reaktion, dass ich meinen Fluch, die Geradlinigkeit, in einem Text halbwegs überwunden habe.
Eine Spur heftiger als die von dir aufgelisteten "Alltagsprobleme" ist der Inhalt schon, ich hatte eher politische Themen im Sinn. Aber ich kann schon verstehen, dass diese sehr tief in den Metaphern vergraben sind...

[Wurm]

Dein Gedicht is lang...he he! Aber gut! Einzig ein paar Satzeichen finde ich unpassend, aber das tut dem ganzen hier ja keinen Abbruch!
Zum Gedicht selbst: Tja wenn man hilfe von der falschen Seite bekommt und sie dir ihre Sachen verkaufen, ins hirn pflanzen..das ist net so doll find ich! Weil jeder mensch ist anders und denkt anders aber immer wieder gibt es Menschen, die andere von ihrer Meinung mit allen mitteln ueberzeugen wollen und bei manchen menschen auch erflg haben! willkommen im wahren leben kann man da nur sagen!
Dein gedicht fine ich wirklich gut, die worte sind perfekt gewaehlt, ehrlich! du drueckst dich hier sehr gut aus!

[Enfant Terrible]

Danke dir für dein Lob!
Was mir beim Schreiben vorschwebte, das mit dem "Ideen verkaufen", ging in die Richtung von diesen Religionsfanatikern - daher auch der Wink mit dem Himmel.

[Angel's Kiss]

[Ghostwriter55]

Ein wirklich beeindruckendes beinahe Episches Gedicht über das Schicksal eines verzweifelten Menschen. Mich hats beim lesen geschaudert, so authentisch ist das was du beschreibst. Geht unter Die Haut!

[Tayfun]

Hach, nu bin ich endlich erleuchtet,   !
Sekten, Religionsfanatiker. Der Tip mit der Politik hat mich nämlich auch nicht weiter gebracht. Glaube /Religion  ordne ich im engeren Sinne  als unpolitisch ein, bin Vertreterin der strikten Trennung von Religion und Staat  .

Jetzt stimmt der blutige Mörtel, der mich zuvor sehr irritiert hat bei meinen möglichen Interpretationen.

Denn ich finde dieses Gedicht ist eines deiner ganz starken mit teils genial ausgedrückten Passagen. Es hat mich schwer gefuchst, daß ich zu blöd war, es zu verstehen. Nur mit diesem Stichwort "Sekte"  wird es für mich stimmig und gut.

Hm, könntest du nicht für so literarische Dummies wie mich    nicht noch einen klitzekleinen Sinnschlüssel einbauen,  im Titel vielleicht oder beim Himmel mal so en passent ein bißchen Gott o.ä. Religionszugehöriges  fallen lassen?
Ich bin mittlerweile so atheistisch, daß ich den Himmel mit Wolken und Natur verbinde und nicht mit dem christlichem Glauben an einen großen, alten, weissen Mann da oben. (Wenn schon, dann sowieso Frau und vielleicht in schwarz-weiss-bunt getupft?) Und die anderen großen und kleinen Religionen haben es auch nicht so unbedingt mit dem Himmel. Für mich also keine allein ausreichende Metapher.

Liebe Grüße, Tayfun

[Enfant Terrible]

Das freut mich aber, dass du es jetzt verstanden hast! Ich werds nie leid, es zu wiederholen, doch das ist eins meiner persönlichen Lieblingsgedichte, und da bedeutet mir besonders viel, wie es ankommt/verstanden/interpretiert wird usw. Über deinen Tipp muss ich noch nachdenken und mein Gedicht dementsprechend umgestalten, denn du könntest Recht haben!