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"Status quo" (Diskrimminierungen etc.) darstellen oder Idealbild beschreiben?

 
 
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A.F. Daring
Gänsefüßchen


Beiträge: 20
Wohnort: Deutschland


Beitrag31.07.2017 10:55

von A.F. Daring
Antworten mit Zitat

Gleich mal eine Entschuldigung für die Textwand, unten gibt es ein TLDR.

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Ist es besser, die Protagonisten auch Diskrimminierungen erfahren zu lassen und somit nah an der Realität zu bleiben oder wäre es nicht viel besser, wenn eine Idealwelt dargestellt würde?


Das ist eine interessante Frage und ich bin froh, dass Du sie gestellt hast, denn sie regt zum Nachdenken an.

Ich denke, man könnte sie auf zwei Ebenen beantworten:

1) Erst einmal generell: Welches Bild sollte sie Gesamtheit der Künstler vermitteln. Diese Ebene klingt in diesem Zitat an:

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Würde jede/r SchriftstellerIn (auch DrehbuchautorInnen etc.) konsequent keine Diskrimminierung mehr darstellen, würde das einerseits an der momentanen Wirklichkeit vorbeigehen, aber anderseits eine bessere Möglichkeit als 'normal' darstellen und damit auch normal machen. Denn Bücher und Filme haben einen enormen Einfluss darauf, wie die Welt gesehen wird.


2) Und man kann die Frage für sich ganz persönlich beantworten, was Du hier gut angesprichst:

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Wie macht ihr das? Eher die Wirklichkeit beschreiben und damit "leben", dass wir diese Wirklichkeit dadurch quasi noch mehr einzementieren oder lieber das zwischenmenschliche Leben so beschreiben, wie es für euch ideal ist?
Oder: Ein leicht besseres, aber noch an die Wirklichkeit angelehntes Bild zeichnen, was den Weg in die - von euch jeweils - präferierte Richtung lenkt, aber noch nicht angekommen ist?


Ich finde es, wie gesagt, wichtig sich darüber Gedanken zu machen.

Zur ersten Frage: Ich würde mir wünschen, dass die Gesamtheit der Künstler sich nicht auf ein Bild einigt, das sie vermitteln will. Wenn ich die Frage so beantworte, dann kann ich mich logischerweise auch nicht auf eines der beiden (Status quo vs. Idealzustand) festlegen.

Mir ist Freiheit, Abwechslung, Vielfalt in der Literatur, oder generell in der Kunst, wichtig. Das bedeutet, dass ich es nicht gut fände wenn "jede/r SchriftstellerIn (auch DrehbuchautorInnen etc.) konsequent" A oder B oder C machen würde. Mir ist schon klar, dass Du das nur als ein Gedankenspiel so geschrieben hast, um Deinen Punkt zu machen und das ist Dir auch gelungen.

Es erinnert mich allerdings stark an gewisse "Political Correctness"-Diskussionen, die es in letzter Zeit gibt. Und da wird ein gewisser Wiederstand in mir hervorgerufen, denn einen Einheitsbrei oder gar eine strenge Zensur wollen wir, nehme ich an, alle nicht.

Deshalb hoffe ich, dass für beide Herangehensweisen (Status quo und Idealbild) Platz ist und bleibt. Idealerweise wäre es ausgeglichen. Eventuell passt es sich an den Geschmack des Publikums an? Vielleicht könnte man sogar argumentieren, dass es Szenarien gibt, die noch schlimmer als der Status quo sind. Grimdark zum Beispiel.

Ich lese gerne Fantasy und mir gefallen die Bücher von Steven Erikson. Wenn ich mich recht erinnere, thematisiert er Sexismus nicht wirklich. Frauen erscheinen mir als gleichberechtigt neben den Männern (also Idealzustand), ohne dass das explizit ausgesprochen wird. Es ist einfach so. Und das liest sich -- für mich -- äußerst angenehm. Ich bin froh, dass es diese erfunde Welt von Erikson, mit diesem "Idealzustand" (ja, das ist jetzt echt sehr hoch gegriffen) gibt.

Ich habe zum Beispiel keine Lust über Vergewaltigungen in Fantasy (oder generell) zu lesen, oder noch schlimmer: darüber zu schreiben. Es stößt mich einfach ab. Das ist momentan mein Geschmack und der könnte sich natürlich im Laufe meines Lebens ändern. Vielleicht finde ich es irgend wann einmal wichtig dieses Thema anzugehen. Dann werde ich froh sein, wenn es Bücher gibt, die das sensibel hinbekommen.


So geht es mir als Leser und ganz ähnlich geht es mir als Schreiberling:

Irgendwo sehe ich das Schreiben doch als einen kreativen Ausdruck meiner selbst an. Ich schreibe über das, was mich bewegt. Das was mich bewegt ändert sich im Laufe der Zeit. Und wahrscheinlich werden wir alle mehr als nur ein Werk in unserem Leben verfassen.

Momentan ist Diskriminierung nicht wirklich ein Thema, das für mich im Vordergrund steht. Deshalb spielt es in meinem aktuellen Projekt kaum eine Rolle. Damit fühle ich mich wohl.

Wenn mich Diskriminierung bewegen sollte -- egal in welcher Richtung -- und ich gerne darüber schreiben möchte, dann möchte ich es tun dürfen. Vielleicht einmal so, dass ich den Status quo zeige. Und im nächsten Werk vielleicht so, dass ich den Idealzustand beschreibe.

TLDR:
Also lange (viel zu lange) Rede, kurzer Sinn:

Ich denke nicht, dass alle Schriftsteller das selbe Bild (ob nun Status quo oder Idealzustand) vermitteln sollten.

Ich denke, es sollte Platz für Vielfalt geben, sowohl für Leser, als auch für Autoren. Geschmäcker verändern sich und verschiedene Menschen haben verschiedene Bedürfnisse an verschiedenen Stationen in ihrem Leben. Es ist gut, wenn für jeden etwas dabei ist.

Deshalb mein Rat: In sich selbst hineinhören und sich fragen: Womit fühle ich mich jetzt gerade wohl? Dann in die Tasten hauen und sich erlauben, morgen anders zu fühlen.
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Jenny
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Beitrag31.07.2017 11:02

von Jenny
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Hallo A. F.!

Du sprichst meiner Meinung nach auch interessante Punkte an: Zum Beispiel die Freiheit der Kunst, die mir ebenfalls wichtig ist.

Außerdem hast du absolut recht damit, dass die persönlichen Themen sich wandeln können. Ich hoffe, niemand möchte sich für immer auf ein Thema festlegen Wink

Spannend finde ich, dass du offensichtlich eine "Idealwelt" beim Lesen ebenfalls als entspannend findest, wie ja einige andere (ich ebenfalls) auch.

Vielen Dank für deinen durchaus nicht zu langen Beitrag!
Jenny

Ps: Jetzt habe ich eine neue Abkürzung gelernt Laughing TLDR kannte ich vorher noch nicht, Google hat mich aber aufgeklärt.


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holg
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Beitrag05.08.2017 16:56
Re: "Status quo" (Diskrimminierungen etc.) darstellen oder Idealbild beschreiben?
von holg
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:


Ist es besser, die Protagonisten auch Diskrimminierungen erfahren zu lassen und somit nah an der Realität zu bleiben oder wäre es nicht viel besser, wenn eine Idealwelt dargestellt würde?


Hallo Jenny.
Das ist mMn eine Frage, die nur du dir beantworten kannst. Ein besser oder schlechter kann es nur in Bezug zu deiner ganz eigenen Intention geben. Deshalb denke ich, es hängt sehr stark vom Thema deiner Geschichte ab und wie du sie erzählen willst.

Wieviel erlebte Realität ist nötig, um die Geschichte zu erzählen?
Wieviel davon brauchst du, um einen Charakter zu beschreiben, oder seine Entwicklung?

Alles andere ist Beiwerk, das natürlich Farbe ins Bild bringt oder Stimmungen herauf beschwört. Dabei ist das Maß entscheidend.

Literatur ist immer auch Fiktion. Und damit Projektion.
Du allein bist verantwortlich, wieviel Realität du nimmst und in welche Richtung du sie verfremdest.
Natürlich kannst du die heutige Realität so genau wie möglich abbilden. Natürlich kannst du Entwicklungen der letzte Jahre hin zu (d)einem Idealbild der Gesellschaft projizieren.
Oder dem Gegenteil.

Es kommt darauf an, was du dem Leser zeigen möchtest.


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Jenny
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Beitrag05.08.2017 17:02

von Jenny
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Nein, holg, da hast du die Fragestellung nicht verstanden.

Die Überlegung war in dem Fall nicht: Wird das Buch dadurch besser/schlechter?

Sondern: Wie sieht es mit der Verantwortung für die Gesellschaft aus, wenn ich ein Buch schreibe, in dem der Status quo durchblickt?

Schriftsteller/innen haben ebenso wie Filmemacher/innen einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft. Ob wir die Verantwortung die mit diesem Einfluss einhergeht als Schreibende annehmen oder nicht, sie ist vorhanden.

Ich wollte in diesem Thread zu einer Auseinandersetzung mit dieser Verantwortung und der Frage: Wie damit umgehen? anregen.


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Abari
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Beitrag05.08.2017 18:26

von Abari
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Hey,

für mich stellt sich die Frage nach Realtität vs. Utopie auch. Ich frage mich, wieviel "Utopie" wirklich trägt ohne dem Vorwurf, an der Realität, also was menschenmöglich ist, vollständig vorbeizuschlittern. Leider gibt es genug Menschen, die jene mit anderen sexuellen Vorstellungen herabsetzen, einfach, weil sie es lustig finden oder gelernt haben, dass es so richtig und akzeptabel wäre. Was manche für legitimen Spaß halten, ist für andere bitterer Ernst. Ich kann über sowas auch nicht lachen; ich lache lieber über menschliche Schwächen, besonders wenn sie in mir auch angelegt sind.
Die Grenzen zur Diskriminierung sind im Witz knapp. Möchte ich das, wenn mir einer erzählt wird, fühlen? Möchte ich die Bitterkeit, die aus ihm spricht, teilen? Möchte ich in einer Geschichte an die Bosheit erinnert werden, die die Menschheitsgeschichte in unterschiedlicher Coleur durchzieht? Und wenn ja, wie stark?

Deine Figuren gehören ja leider zu einer "Randgruppe" (mir fällt grade kein besseres Wort ein), die in der Realität mit allen negativen Erfahrungen einer solchen konfrontiert werden. Das ist bedauerlich, ist aber eben so. Es gibt dann mehrere Möglichkeiten, um damit klar zu kommen:
- Du thematisierst es direkt (würde ich nicht machen, weil das tatsächlich ein kleines Publikum hat, weil die meisten Menschen solche "Spiegelbücher" scheuen).
- Du verarbeitest es als Nebenstrang, aber nicht Hauptkonflikt (was Du, wenn ich Dich recht verstehe, gemacht hast).
- Du schließt es aus (was ich als irreal verwerfen würde, wenn mir dieser Aspekt wichtig erscheint, was ich Deinen Worten entnehme).

Es kommt halt ganz darauf an, was Dir wichtig ist. Das kann Dir so niemand sagen, selbst ein Gott nicht. Du wirst immer jemanden finden, der dagegen spricht, je nach Standpunkt. Natürlich werben seit ewigen Zeiten Schriftsteller für eine bessere Welt. Ich weiß bloß nicht, ob die angesichts des Menschen je erreicht werden kann. Ich hoffe es, aber beweisen kann ich es angesichts Weimarer Klassik vs. Buchenwald nicht.

Ich befürchte ja vielmehr, dass es immer die "Lacher" geben wird, die meinen, besser dazustehen, wenn sie andere verbal erniedrigen. Das ist mMn so ein Egoding. Dabei geht es mir nicht um "political correctness"; lediglich um das, was da transportiert wird.

Lange Rede, kurzer Sinn: Lass es einfach wieder drin (wenn es Dir wichtig ist). Vom Deiner künstlerischen Intention her kann ich das nur verstehen.


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watsi
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Beitrag05.08.2017 21:46
Gleichgewicht
von watsi
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Ich gehe einfach mal von mir aus und finde es auch entspannend, wenn ich mich richtig aufregen kann über in einem Buch geäußerte Wertungen, die den meinigen ganz und gar widersprechen. Schön ist es natürlich auch, wenn es Gegencharaktere gibt, die eine andere Sichtweise vertreten und so vielleicht auch mit Spannung aufbauen an der Story, in geschilderten Beziehungen, im sogenannten Konsens der im Buch gezeichneten Gemeinschaft.

Richtig klasse finde ich es, wenn ich dann aus der damit vielleicht erstmal zwangsläufigen Schwarzweißmalerei heraus überrascht werde, also meine FavoritIn aus verständlichem Grund irrt und die oder der Gehasste differenzierter dargestellt und damit auch Sympathiepunkte einfährt.

Sicher mag ich klare Positionen der/des Autorin/Autors, aber ich mag es auch, wenn ich beim Denken und Entwickeln mitdenken darf und beide oder noch mehr Seiten relativ gerecht behandelt werden.
Die Welt ist nunmal sehr sehr selten schwarz-weiß, öfters schwierig hell- bis dunkelgrau.

Wenn ich eine Wertung gerne immer wieder lesen möchte, eine Verantwortung von AutorInnen sehe, dann die, fürs Selberdenken, fürs kritische Hinterfragen von allem zu werben.


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Grüße
watsi

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Slaavik
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Beitrag05.08.2017 23:02

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Schriftsteller/innen haben ebenso wie Filmemacher/innen einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft.


Du hältst doch nicht wirklich das Gros der Menscheit für so leicht beeinflussbar, dass sie ihr Verhalten danach ausrichten, wie sich Menschen in Geschichten verhalten?


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Akiragirl
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Beitrag05.08.2017 23:07

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Jenny hat Folgendes geschrieben:
Schriftsteller/innen haben ebenso wie Filmemacher/innen einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft.


Du hältst doch nicht wirklich das Gros der Menscheit für so leicht beeinflussbar, dass sie ihr Verhalten danach ausrichten, wie sich Menschen in Geschichten verhalten?

Ich finde nicht, dass Jennys Aussage in irgendeiner Weise das impliziert, was du mit deiner Frage unterstellst.
Sicherlich richtet niemand bewusst sein Verhalten danach aus, wie sich eine Figur in irgendeinem Buch verhält. Aber man kann definitiv nicht abstreiten, dass in der Masse die Bilder, Rollen und Erzählmuster von Filmen und Büchern unsere Sicht auf die Welt, wenn auch vielleicht unbewusst, mit beeinflussen.


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Abari
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Beitrag05.08.2017 23:25

von Abari
Antworten mit Zitat

Akiragirl hat Folgendes geschrieben:

Ich finde nicht, dass Jennys Aussage in irgendeiner Weise das impliziert, was du mit deiner Frage unterstellst.
Sicherlich richtet niemand bewusst sein Verhalten danach aus, wie sich eine Figur in irgendeinem Buch verhält. Aber man kann definitiv nicht abstreiten, dass in der Masse die Bilder, Rollen und Erzählmuster von Filmen und Büchern unsere Sicht auf die Welt, wenn auch vielleicht unbewusst, mit beeinflussen.

Ich finde, da hast Du recht. Die Werke, die politisch nicht tragbar waren (wie zB Nathan der Weise im 3. Reich) wurden nicht umsonst nicht gedruckt oder verboten. Die Gefahr, die implizit davon ausging, war einfach zu groß. Natürlich lassen sich Deutungslinien umschreiben, aber ein feststehendes Werk nicht. Und wenn das absolut nicht ins Konzept passt... Kann man es nur mit brachialer Gewalt ummodeln; wirken wird es sonst trotzdem. Ich weiß nicht, wie viele Menschen so reflektiert sind, dass sie den Subtext herausfiltern und sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden (können). Für die meisten dürfte es ein Gift oder eine Medizin sein, die erst nach einiger Zeit (aus-)wirkt. Umso besser, wenn der Subtext ein guter iSv frei und reflektiert ist.


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Jenny
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Beitrag06.08.2017 00:55

von Jenny
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@ Slaavik:

Natürlich sind wir Menschen durch Geschichten beeinflussbar. In hohem Maße sogar. Was meinst du, warum Schleichwerbung so begehrt ist? Oder Werbung generell? Und warum die gern in kleine (Mini-)Geschichten gepackt wird?

Frau kommt nach Hause, geschafft von der Arbeit, wirft die Einkäufe auf den Tisch und schnappt sich erstmal Produkt xy, um damit zu entspannen. Wirkungslos? Sicher?

Bei einigen vielleicht - bewusst. Unbewusst tappen wir doch alle in die "Falle".


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Slaavik
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Beitrag06.08.2017 03:20

von Slaavik
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Jenny hat Folgendes geschrieben:

Natürlich sind wir Menschen durch Geschichten beeinflussbar.


Wenn du es so nehmen willst, sind wir Menschen durch absolut alles beeinflussbar. Aber das sind meist höchstens kurzfristige Beeinflussungen, die nichts an unserem langfristigem Verhaltensmustern ändern.

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Was meinst du, warum Schleichwerbung so begehrt ist? Oder Werbung generell?


Weil sich damit Geld verdienen lässt. Werbung ist ein sich selbst erhaltendes Konstrukt, mit dem nun einmal viele Dinge finanziert werden -die Links zu Amazon, aduble, Jokers und Fressnapf stehen sicher auch nicht nur zur Zierde links unten auf meinem Bildschirm-. Deren tatsächlichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Menschen, ich jedoch für maßlos überschätzt halte.

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Und warum die gern in kleine (Mini-)Geschichten gepackt wird?


Wenn du damit zB Fernsehwerbung meinst, damit die Leute nicht so genervt von der Werbung sind und einfach umschalten.

Jenny hat Folgendes geschrieben:

Frau kommt nach Hause, geschafft von der Arbeit, wirft die Einkäufe auf den Tisch und schnappt sich erstmal Produkt xy, um damit zu entspannen.


Gemachte Erfahrungen, Angebot, Geldbeutel, Gewohnheit und Zufriedenheit mit Produkt xy, besitzt also keinerlei Einfluss? Alles wonach die Leute entscheiden ist die bunte lustige Werbung?

Ich denke da gibt es einfach sehr viele andere Einflüsse die deutlich stärker in das Verhalten hineinspielen, als Werbung. Ebenso mit Geschichten, das Verhalten wird am Ende sehr viel eher von Genetischen Faktoren, der Erziehung, der Umwelt und den gemachten Erfahrungen bestimmt. Der kleine Anteil der da dann noch für Geschichten übrig ist, halte ich nicht für groß genug, um davon zu sprechen, dass Leute die Geschichten, in welchem Medium auch immer, erzählen einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft besitzen. Außerdem lesen die meisten Leute doch sowieso Geschichten, die mehr oder weniger zu ihrem Weltbild passen und meiden andere. Wenn du also einem Rassisten beständig mit Geschichten kommst in denen alle gleichwertig sind, wird ihn das wohl eher nerven als umstimmen und umgekehrt genauso. Und ich bin ehrlich gesagt auch froh darüber, dass die Gesinnung der Menschen sich nicht einfach mit ein paar dafür ausgelegten Geschichten beeinflussen lässt. Eine wirklich furchterregende Welt wäre das, die falsche Geschichte und schon hätten wir ein Pogrom nach dem anderem.


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Akiragirl
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Beitrag06.08.2017 08:51

von Akiragirl
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Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Und ich bin ehrlich gesagt auch froh darüber, dass die Gesinnung der Menschen sich nicht einfach mit ein paar dafür ausgelegten Geschichten beeinflussen lässt.


Vielleicht solltest du dich mal ein bisschen mit der Filmpolitik im dritten Reich beschäftigen. Natürlich wurde die Gesinnung der Menschen damals massiv durch sämtliche Massenkultur mitbeeinflusst. Dass es funktioniert hat, kann man wohl kaum infrage stellen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Filmpolitik


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag06.08.2017 09:28

von Uwe Helmut Grave
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Ist gar nicht so leicht, einen Beitrag zu einer Diskussion zu verfassen, die bereits ein paar Tage läuft und teils auf Nebenkriegsschauplätzen vom Thema abweicht (ich habe den Faden erst heute Morgen entdeckt und alles gelesen). Die diversen Gedankengänge sind überaus interessant, besonders die Sache mit der Leser-Beeinflussung, ein Aspekt, über den ich mir - ich gestehe - beim Schreiben meiner Sciencefiction-Bücher und SF-Serienbeiträge nie wirklich den Kopf zerbrochen habe.
Das lief ähnlich ab wie in den gängigen Filmen (Enterprise & Co): Die überwiegend aus Menschen bestehende Mannschaft landet mit dem Raumschiff (in diesem Fall die Point of) auf einem fremden Planeten zwecks Erledigung eines Auftrags oder Beobachtung der Bevölkerung. Grundsätzlich wurde nie versucht, Einfluss auf bestehende Strukturen zu nehmen, es sei denn, das Volk wurde von fiesen Tyrannen geknechtet und benötigte Unterstützung bei Befreiungskämpfen.
Wenn auf einem Planeten bzw. in bestimmten Regionen des Planeten Männer dominierten, versuchten selbst die Feministinnen an Bord nicht, dies zu ändern, und umgekehrt ordneten sich die Männer auf von Frauen beherrschten Planeten den Gegebenheiten unter (das sind jetzt nur zwei Beispiele von vielen). Natürlich bietet das jede Menge Konflikt-Material; moralisch aufgeregt wurde sich stets erst an Bord. ("Noch eine Sekunde länger in Gegenwart dieses Chauvinisten, und ich hätte ihm eine verpasst!")
In fiktiven Welten - zu denen ja auch Fantasywelten zählen - kann man als Autor halt lockerer mit Diskriminierungen bzw. vermeintlichen Diskriminierungen umgehen. In Romanen/Geschichten, die in der realen Welt spielen, sollte man hingegen nicht zurückschrecken, Missstände drastisch darzustellen, wenn es sich aus der Story heraus ergibt - sprich: Es ist wenig sinnvoll, in einem seichten Pipapo-Liebesroman völlig unvermittelt über die Verhaftungen von Amnesty-International-Mitgliedern in der Türkei zu sinnieren. Das Zielpublikum dürfte dadurch kaum seine Gesinnung ändern, sondern lässt die betreffenden Romane künftig in den Regalen liegen. (Damit käme man schon beim Redakteur/Lektor nicht durch.)


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Akiragirl
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Beitrag06.08.2017 09:50

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Es ist wenig sinnvoll, in einem seichten Pipapo-Liebesroman völlig unvermittelt über die Verhaftungen von Amnesty-International-Mitgliedern in der Türkei zu sinnieren. Das Zielpublikum dürfte dadurch kaum seine Gesinnung ändern, sondern lässt die betreffenden Romane künftig in den Regalen liegen. (Damit käme man schon beim Redakteur/Lektor nicht durch.)

Hallo Uwe,
dazu mal noch ein Gedanke von mir: Ich glaube, solche "direkte" Botschaftsvermittlung taugt sowieso sehr wenig, weil sie eben aus der Geschichte fällt und die Leser außerdem auf einer kognitiven Ebene anspricht. Ich glaube vielmehr, dass die Art und Weise wie die Geschichte erzählt wird, meistens eine darunterliegende Einstellung/Philosophie transportiert und zwar unabhängig davon, ob der Autor oder Regisseur das überhaupt intendiert hatte.
Auf YouTube gibt es einen sehr schönen Kanal, die "Filmanalyse" (https://www.youtube.com/channel/UCN29LJGZ8FY30ysxdTnDsaw), wo ein studierter Filmwissenschaftler populäre Mainstream-Filme daraufhin analysiert, was für ein Welt- und Menschenbild sie eigentlich vermitteln. Das ist sehr interessant, denn es sind genau die Dinge, die man beim konsumieren der Filme eben gerade nicht bewusst wahrnimmt, die sich aber, zumindest wenn man sowas über einen längeren Zeitraum immer wieder konsumiert, doch irgendwann im Unterbewusstsein festsetzen.
So unterscheidet sich ein Film wie "Arrival" doch sehr eindeutig von ScienceFiction-Filmen wie "Independence Day", nicht nur durch szenische Mittel und Story, sondern eben auch durch die Botschaft: Während in "Independence Day" die Außerirdischen (immer ein Symbol für das Fremde) von Anfang an nur als Feinde betrachtet und militärisch bekämpft werden müssen, setzt "Arrival" stark auf das Verstehen des Andersartigen, die Macht der Kommunikation und weist darauf hin, wie sehr jeder von uns in seinen eigenen Kontexten gefangen ist und diese erst einmal relativieren lernen muss, um sich auf das Fremde wirklich einlassen zu können.
Keiner dieser Filme trägt dir diese Botschaft auf einem Silbertablett zu. Aber die Botschaften sind da und sie beeinflussen unser Bild genauso wie RTL2-Trash-Assi-TV nachweisbar das Bild von Arbeitslosen in der Gesellschaft (negativ) geprägt hat.


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag06.08.2017 11:59

von Uwe Helmut Grave
Antworten mit Zitat

Grundsätzlich gebe ich dir ja recht, Anne, was unterschwellige Botschaften betrifft, die mit Sicherheit eine höhere Wirksamkeit erzielen als plumpe Hinweise auf Missstände. Aber SF-Filme im Stil von "Arrival" sind in meinen Augen nicht beispielgebend dafür, denn im Grunde genommen bedienen sie sich derselben Klischees: Hier die Guten, die kapiert haben, dass Außerirdische nicht zwangsläufig Feinde der Menschheit sind, dort die Bösen, die das nicht einsehen und den Aliens den Garaus machen wollen - und letztendlich erweist sich, dass die Guten richtig lagen. Und wenn dann, o Graus!, die Bösen nunmehr ihr Fehlverhalten einsehen und ihrerseits gut werden ... dann wird mir als Zuschauer/Leser übel. Cool
In einem simplen Gespenstergeschichten-Comic (nein, keiner von meinen) wurde das einmal herrlich auf die Schippe genommen. Wir Autoren verfassten damals häufig Storys in eben jenem Antidiskriminierungsstil: Äußerlich hässliche Ungeheuer müssen innerlich nicht ebenfalls hässlich sein. Vermeintlich böse Untiere hatten gute Seelen und retteten den in Bedrängnis geratenen Protagonisten oftmals das Leben.
In dem betreffenden Comic liest ein kleines Mädchen viele solcher Geschichten/Bücher und reift allmählich zu einem offenherzigen, toleranten Teenager heran. Eines Tages entdeckt die Jugendliche in einer abgeschiedenen Gegend ein unheimliches altes Haus, in welchem sich Monster verstecken, die wegen ihres Aussehens von den Menschen verfolgt werden. Vertrauensvoll freundet sie sich mit ihnen an - und wird letztlich von ihnen gefressen, wobei eins der Monster auf dem Schlussbild grinsend zu ihr sagt (sinngemäß, den genauen Wortlaut kenne ich nicht mehr): "Pech für dich, wir sehen nämlich nicht nur scheiße aus, wir sind auch scheiße."


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Beitrag06.08.2017 12:04

von Jenny
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@ Slaavik: Okay, wenn du meinst, dass Menschen unbeeinflussbar sind, dann gibt es die Werbeindustrie ganz umsonst, dann hungern sich nicht junge Mädchen zu Tode, weil sie den Supermodels gleichen wollen und und und.

Sorry, aber dass und wie stark Menschen beeinflussbar sind, wurde doch in diversen Studien untersucht. Und nein, ich such da jetzt keine raus - Google macht das gerne für dich Wink Nur, falls jetzt die Frage käme.


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Beitrag06.08.2017 12:11

von Uwe Helmut Grave
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:
... dass Menschen unbeeinflussbar sind, dann gibt es die Werbeindustrie ganz umsonst ...

Mein Großvater sagte stets: "Menschen sind wie Wölfe. Mit einzelnen Personen kommt man ganz gut zurecht, aber sobald sie im Rudel auftreten ..."
Die Beeinflussung der Werbeindustrie richtet sich zuvorderst ans Rudel. Einen einzelnen Konsumenten zu bequatschen ist weitaus schwieriger, weil er sich nicht an der Gruppe orientiert, sondern selbstständig denkt. (Behaupte ich jetzt einfach mal.)


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Beitrag06.08.2017 13:50

von holg
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Jenny hat Folgendes geschrieben:
Nein, holg, da hast du die Fragestellung nicht verstanden.

Doch, Jenny, hab ich, und wenn dir meine Antwort nicht schmeckt, dann aus anderen Gründen. [OT: ganz davon abgesehen, dass diese deine Art der Diskussion und des alleinigen Anspruchs der Deutungshoheit ein wenig übergriffig wirkt.]

Auch mit deinen Erläuterungen bleibt die Antwort die gleiche:
Alles, was in das Buch gehört, gehört alleine wegen der beabsichtigten Wirkung hinein. Und über die entscheidet der Autor (oder für den Autor der Verlag).

Die Verantwortung für die Gesellschaft ist zunächst nur ein leerer Begriff.
Wie du den mit Bedeutung füllst, ist wiederum eine Frage der Interpretation und der Intention.

Es ist äußerst selten und meiner Erinnerung nach immer erst im Nachhinein, dass sich ein einzelnes Werk als für eine Epoche bildend und wirkend herausstellt. Mit der Intention, die Gesellschaft ändern zu wollen, in ein Buchprojekt einzusteigen, einen Jahrhundertroman schreiben zu wollen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern.
Viel eher sind es Strömungen, immer wieder auftauchende, sich wiederholende Motive, Stilmittel, Geschichten, die Einfluss nehmen.
[OT: genau so funktioniert Werbung. Es ist nicht der einzelne, einmal gesendete Spot, das eine Plakat, das dein Leben ohne Produkt X unglücklich macht. Es ist die ständige Wiederholung, Dauerberieselung, die Nutzung bekannter Motive - Musik, Situationen, Schauspieler - die die Konsumenten über eine längere Zeit mürbe machen sollen. Ebenso wenig werden, wie früher zuweilen,  fassbare Informationen übermittelt, sondern Emotionen wie Glück, Freude, Geborgenheit, Spaß, die die Konsumenten verführen sollen.]

Ein Beispiel: Anne Lecki hat in "Die Maschinen" einen Roman geschrieben, der konsequent weiblich gendert. Alle. Immer. Außer in der wörtlichen Rede einzelner Figuren, die Kulturen entstammen, in denen das nicht üblich ist.
Das ist so betrachtet ein epochales Werk, zumal es meines Wissens das erste dieser Art ist, das in nennenswerter Auflage erscheint. Wird es Einfluß auf die Gesellschaft haben?
Vielleicht, wenn andere dieses Stilmittel aufgreifen. Auf gar keinen Fall, wenn es das einzige bleibt und in zwei Jahren niemand mehr darüber redet.

Nochmal kurz, oder

TLDR:
Die (erzieherische) gesellschaftliche Wirkung eines einzelnen Werkes ist meiner Meinung nach zu gering und zu zufällig, um sich darüber groß Gedanken zu machen. Insofern sollte meiner Meinung nach genau soviel Realität oder Extrapolation hinein, wie die erzählte Geschichte benötigt.
Ich glaube, der erzählte Subtext (analog der Werbung: die transportierte Emotion) ist ohnehin prägender und wichtiger.


_________________
Why so testerical?
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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag06.08.2017 13:56

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Akiragirl hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht solltest du dich mal ein bisschen mit der Filmpolitik im dritten Reich beschäftigen. Natürlich wurde die Gesinnung der Menschen damals massiv durch sämtliche Massenkultur mitbeeinflusst. Dass es funktioniert hat, kann man wohl kaum infrage stellen.


Weil DJ/JM und HJ/BDM, von den Kaderschmieden Napola ganz abgesehen, natürlich keinerlei Einfluss auf die Menschen hatte, ebenso wenig die Dauerberieselung durch Propaganda, die Atmosphäre der Angst welche von der Gestapo und dem SD erzeugt wurde hatte ebenso keinen Effekt, oder dass das Deutsche Volk damals immer noch von Geist der Wilhelminischen Ära durchzogen war. Ja, du hast recht, es ist tatsächlich nicht infrage zustellen, dass einzig und alleine die richtigen Filme das Verhalten der Menschen im dritten Reich gesteuert hatten. Rolling Eyes

Jenny hat Folgendes geschrieben:
@ Slaavik: Okay, wenn du meinst, dass Menschen unbeeinflussbar sind,


Und du bist sicher, dass du gelesen hast was ich geschrieben habe? Ich heiße nicht licet iovi.

Jenny hat Folgendes geschrieben:
dann gibt es die Werbeindustrie ganz umsonst,


Mehr oder weniger schon. Ich gebe mal ein paar Beispiele und du sagst mir wie schlüssig sie dir vorkommen.
-Maike Mustermann hat bereits mehrere Male schlechte Erfahrungen mit Elektrogeräten der Firma Mustermaier gemacht, wird sie diese nun durch bunte Werbung vergessen?
-Michael Mustermüller hat kein Auto und wohnt auf dem Land, kann also zum großteil nur einkaufen was die örtlichen Läden hergeben, wird eine lustige Werbung ihn nun dazu bringen etwas in der Stadt zu kaufen, was diese nicht im Angebot haben?
-Gerd Musterdorf muss auf das Geld achten, ist also sehr davon abhängig zu kaufen, was gerade oder allgemein günstig ist, wird nun Werbung alleine ihn dazu bringen teurere Produkte zu kaufen, nur weil sie so gut beworben werden?
-Inga Musterski hat bereits seit ihrer Kindheit immer nur Süßigkeiten der Firma Zitrone gekauft, wird nun Werbung sie dazu bringen zur Firma Orange zu wechseln, mit der sie absolut keinerlei Kindheitserinnerungen verbindet?
-Alfons Buntmuster war immer sehr zufrieden mit seinen Autos der Marke Schnellfuß, wird Werbung alleine ihn nun tatsächlich dazubringen zur Marke Lahmschnecke zu wechseln?

Meiner Meinung nach lautet die Antwort auf alle fünf Fragen nein. Wie sieht deine Meinung dazu aus?

Jenny hat Folgendes geschrieben:
dann hungern sich nicht junge Mädchen zu Tode, weil sie den Supermodels gleichen wollen und und und.

Du willst jetzt nicht wirklich Werbung als einzig und alleinige Ursache der Magersucht darstellen oder womöglich sogar sämtlicher Körperschemastörungen?

Abgesehen davon halte ich es für sehr kurz gedacht, dass solche Models das Schönheitsideal einer Gesellschaft definieren. Ich denke sie geben es einfach nur wieder.

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Sorry, aber dass und wie stark Menschen beeinflussbar sind, wurde doch in diversen Studien untersucht. Und nein, ich such da jetzt keine raus - Google macht das gerne für dich Wink Nur, falls jetzt die Frage käme.


Aha, verstehe, ich soll also entweder Gedanken lesen oder raten welche Studien du nun meinen könntest. Da es Studien zu absolut allem wie Sand am mehr gibt und die meisten die sich davon mit der Beeinflussung von Menschen befassen, keine Ergebnisse liefern, sie sich auf das Lesen eines einzelnen Buches, oder das Ansehen eines einzelnen Filmes -ja darum ging es mal ursprünglich in diesem Ableger der Diskussion- übertragen lassen, sage ich einfach, dass ich mir da nichts raussuchen lassen werde, weder von Google, noch von irgendeiner anderen der unzähligen Suchmachinen.


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Jenny
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Beitrag06.08.2017 13:58

von Jenny
Antworten mit Zitat

@ Slaavik: Okay, wenn du mich nicht verstehen möchtest, kein Problem. Und wenn du meinst, dass Menschen unbeeinflussbar von Werbung etc sind, auch kein Problem für mich. Sorry, aber ich habe keine Lust auf Diskussionen, wenn die Meinungen eh so weit auseinander klaffen, dass ein Zusammenkommen unmöglich erscheint. Das artet dann nur wieder aus und bringt uns doch beiden nichts, oder?

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Akiragirl
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Beitrag06.08.2017 14:11

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Akiragirl hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht solltest du dich mal ein bisschen mit der Filmpolitik im dritten Reich beschäftigen. Natürlich wurde die Gesinnung der Menschen damals massiv durch sämtliche Massenkultur mitbeeinflusst. Dass es funktioniert hat, kann man wohl kaum infrage stellen.


(...)
Ja, du hast recht, es ist tatsächlich nicht infrage zustellen, dass einzig und alleine die richtigen Filme das Verhalten der Menschen im dritten Reich gesteuert hatten. Rolling Eyes

(Hervorhebungen durch mich)

Deine Strohmann-Argumente zeigen mir, dass du nicht an einem wirklichen Meinungsaustausch auf Augenhöhe interessiert bist, deshalb steige ich hier aus der Diskussion aus.


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Willebroer
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Beitrag06.08.2017 14:32

von Willebroer
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Endlich Ruhe.  hmm
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