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Schreiberlein78 Schneckenpost
S Alter: 46 Beiträge: 13
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S 11.01.2016 17:03 Das Handy von Schreiberlein78
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Neue Version »
Hallo, hier nun nach einiger Pause mein zweiter Text.
Viele Grüße
Schreiberlein78
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Ein kalter Luftzug schlich durch die offene Balkontüre, fuhr um die grünen Zimmerpflanzen neben dem Esstisch und erreichte schließlich Sebastians Gesicht. Noch halb im Schlaf öffnete er die Augen. Gegenüber am Esstisch erinnerte ihn ein nervöses, rotes Blinken an seinem Mobiltelefon an die Arbeit. Das funktionierte besser als sein Wecker, denn das rote Licht sagte ihm, dass er etwas zu erledigen hatte. Und solange er seinen Chef noch nicht von dessen Stuhl verdrängt hatte wollte er weiterhin alles tun, um in dessen Gunst vorne zu stehen. Nach einer weiteren harten Woche, seine Wochenarbeitsstunden waren wie so oft gefährlich nahe am dreistelligen Bereich, war er wohl kurz auf dem Sofa eingenickt.
Träge versuchte er nach seiner Brille zu greifen, konnte aber nicht. Er glaubte seine Hand genau spüren zu können, doch er war ebenso unfähig sie zu bewegen als würde sie in Beton stecken. Er war erstarrt.
blink pause blink
Und das verdammte Licht blinkte weiter. Immer im gleichen Rhythmus. Ich muss auf dem Arm eingeschlafen sein, dachte er. Wenn er wieder einmal völlig übermüdet auf der Couch schlief, anstatt sich noch ins Bett zu schleppen, wachte er manchmal auf und lag auf einer Hand und fühlte die Welt dann nur noch durch wie durch dicke Handschuhe. Aber diesmal waren beide Hände nicht zu gebrauchen. Etwas war anders.
blink pause blink
Scheiße, dachte er sich. Er spürte Panik in sich hochsteigen. Er konnte seinen Körper nicht mehr bewegen. Schweißtropfen rannen ihm die Stirn hinab.
blink pause blink
Zumindest das spüre ich. Und ich atme noch. Alles nicht so schlimm. Und dann wurde ihm alles klar. Eine Welle der Erleichterung durchfuhr ihn.
Ich schlafe noch und träume das hier. Das kannte, Albträume hatte er fürher schon. Und da er sich dessen jetzt bewusst war, würde er sicherlich auch gleich aufwachen.
blink pause blink
Er wartete darauf aufzuwachen und nahm sich vor in Zukunft etwas mehr auf seine Gesundheit zu achten. Vielleicht hatten seine Eltern ja doch recht. Er arbeitete wirklich viel. Und ich weiß, dass ich fett bin. Betablocker, Magensäurehemmer, manchmal auch eine Tavor zur Beruhigung, wenn er gar nicht mehr runterkam.
blink pause blink
Auch nach einer ganzen Reihe weiterer blinks geschah nichts.
Ihm war speiübel. Sein Magen zog sich zusammen. Er witterete eine Möglichkeit. Wenn er sich nur ein kleines bisschen bewegen konnte, so wäre er auch sicherlich in der Lage die Starre durchbrechen.
blink pause blink
Er wollte dieses verdammte Blinken los werden. Aber er konnte seine Augen nicht abwenden. Auch Schließen war nicht mehr möglich.
blink pause blink
Sein Herz schlug im Gleichklang mit dem Blinken. Viel zu schnell. Und am Rande seines Bewusstseins wartete noch eine Wahrheit auf ihn. Aber er konnte sie noch nicht greifen.
blink pause blink
Er musste wieder etwas Kontrolle gewinnen, oder etwas noch Schlimmeres würde passieren. Er hatte das Gefühl noch nie zuvor etwas mit derartiger Gewissheit gewusst zu haben.
blink pause blink
Langsam spannte er die Bauchmuskeln an. Dann spürte er es. Sein Körper krümmte sich und der dünne Stoff mit dem er sich zugedeckt hatte, glitt auf das Sofa.
Ha! Ich habe es geschafft! Ich wusste es doch. Sein Ehrgeiz war gepackt. Er hatte einen Sieg errungen. Es wäre doch gelacht, wenn er nicht noch mehr schaffen würde. In dem Moment spürte er etwas feuchtes an seinem Bein. Er hatte gerade die Blase entleert, ohne es zu merken. Erst der nasse Urin auf seiner Haut und der beissende Geruch offenbarten ihm das Geschehene.
blink pause blink
Tränen liefen über sein Gesicht. Die entsätzliche Nässe holte ihn in die Realität zurück, eben jene Realität, in der er sich nicht mehr bewegen konnte. Hilflos und besudelt lag er in seinem Loft. In seinen Gedanken war jedoch kein Platz mehr für Ekel.
blink pause blink
Er hatte Geld, viel Geld. Das half ihm jetzt freilich nichts. Was würde er stattdessen nicht dafür geben nur seinen Kopf bewegen zu können.
blink pause blink
Geld! Natürlich. Die Putzfrau. Jeden Montag und Donnerstag vormittag kam seine Haushälterin. Heute war Mittwoch. Er musste nur auf den nächsten Morgen warten, dann würde man ihm helfen. Die Aussicht auf Rettung beruhigte ihn etwas. Er konnte nicht viel anderes tun und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag.
blink pause blink
blink pause blink
blink blink blink
Wieder hatte sich etwas verändert. Er merkte wie ihm schwindlig wurde. Das Klopfen seines Herzens, vorher rasend wie ein Uhrwerk auf Extasy, wurde ungleichmäßig. Da waren Aussetzer. Ihm wurde schwarz vor Augen.
Pause
Endlich fiel ihm ein, was nicht stimmte.
Ich hatte das Handy doch ausgeschaltet als ich heimkam. Dann gewann der Schlaganfall endgültig.
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Oktoberkatze Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 314
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11.01.2016 21:59 Re: Das Handy von Oktoberkatze
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Hallo Schreiberlein78,
heftig, dein Text geht unter die Haut! Hab ihn gern gelesen. Ich bin allerding am Ende nicht mehr sicher, ob dein Prota tatsächlich noch auf dem Sofa liegt oder schon in der Klinik ist und nur denkt, er sei auf dem Sofa eingeschlafen.
Schreiberlein78 hat Folgendes geschrieben: |
Ein kalter Luftzug schlich durch die offene Balkontüre, fuhr um die grünen Zimmerpflanzen neben dem Esstisch und erreichte schließlich Sebastians Gesicht. Noch halb im Schlaf öffnete er der Luftzug? Im letzten Satz ist der Luftzug das Subjekt, da würde sich streng genommen dieses "er" auf ihn beziehen die Augen. Gegenüber am Esstisch erinnerte ihn ein nervöses, rotes Blinken an seinem Mobiltelefon ist es tatsächlich das Mobiltelefon oder versuchst du hier eine falsche Fährte zu legen? Dann würde ich es hier streichen und im nächsten Satz erklären, was es mit dem Blinken auf dem Handy auf sich hat. Wenn es nämlich nicht das Mobiltelefon sein sollte, würde ich mich als Leser sonst verraten fühlen. Das funktionierte besser als sein Wecker, denn das rote Licht sagte ihm, dass er etwas zu erledigen hatte. Und solange er seinen Chef noch nicht von dessen Stuhl verdrängt hatte, wollte er weiterhin alles tun, um in dessen Gunst vorne zu stehen. Nach einer weiteren harten Woche, seine Wochenarbeitsstunden waren summierten sich wie so oft gefährlich nahe am dreistelligen Bereich, war er wohl kurz auf dem Sofa eingenickt.
Träge versuchte er nach seiner Brille zu greifen, konnte aber nicht. Er glaubte seine Hand genau spüren zu können, doch er war ebenso unfähig sie zu bewegen - als würde sie in Beton stecken. Er war erstarrt. den Satz verstehe ich nicht. Wenn er erstarrt war, ist ihm jetzt schon klar, dass er nichts mehr bewegen kann, dann brauchst du den Rest des Textes nicht mehr.
blink pause blink
Und das verdammte Licht blinkte weiter. Immer im gleichen Rhythmus. Ich muss auf dem Mein Arm muss eingeschlafen sein, dachte er. Das kam öfter mal vor, wenn er wieder einmal völlig übermüdet auf der Couch einschlief. , anstatt sich noch ins Bett zu schleppen, wachte er manchmal auf und lag auf einer Hand und fühlte die Welt dann nur noch durch wie durch dicke Handschuhe. Aber diesmal waren beide Hände nicht zu gebrauchen. Etwas war anders.
blink pause blink
Scheiße, warum jetzt nicht mehr kursiv? dachte er sich. Er spürte Panik in sich hochsteigen. warum so direkt? Zeig doch erstmal, wie sich das für ihn anfühlt. Er konnte seinen Körper nicht mehr bewegen. Schweißtropfen rannen ihm die Stirn hinab.
blink pause blink
Zumindest das spüre ich. Und ich atme noch. Alles nicht so schlimm. Und dann wurde ihm alles klar. Eine Welle der Erleichterung durchfuhr ihn.
Ich schlafe noch und träume das hier. Das kannte er, Albträume hatte er früher schon gehabt. Und da er sich dessen jetzt bewusst war, würde er sicherlich auch gleich aufwachen.
blink pause blink
Er wartete darauf aufzuwachen und nahm sich vor, in Zukunft etwas mehr auf seine Gesundheit zu achten. Vielleicht hatten seine Eltern ja doch recht. Er arbeitete wirklich viel. Und ich weiß, dass ich fett bin. Betablocker, Magensäurehemmer, manchmal auch eine Tavor zur Beruhigung, wenn er gar nicht mehr runterkam. was ist mit den Medikamenten? Da fehlt mir der Grund, weshalb du sie hier so in den Raum stellst.
blink pause blink
Auch nach einer ganzen Reihe weiterer blinks geschah nichts.
Ihm war speiübel. Sein Magen zog sich zusammen. Er witterete eine Möglichkeit. Wenn er sich nur ein kleines bisschen bewegen konnte, so wäre er auch sicherlich in der Lage die Starre zu durchbrechen.
blink pause blink
Er wollte dieses verdammte Blinken los werden. Aber er konnte seinen Blick Augen nicht davon abwenden. Auch ein Schließen der Augen war ihm nicht mehr möglich.
blink pause blink
Sein Herz schlug im Gleichklang mit dem Blinken. Viel zu schnell. Und am Rande seines Bewusstseins wartete noch eine Wahrheit auf ihn. Aber er konnte sie noch nicht greifen.
blink pause blink
Er musste wieder etwas Kontrolle gewinnen, oder etwas noch Schlimmeres würde passieren. Er hatte das Gefühl, noch nie zuvor etwas mit derartiger Gewissheit gewusst zu haben.
blink pause blink
Langsam spannte er die Bauchmuskeln an. Dann spürte er es. Sein Körper krümmte sich und der dünne Stoff mit dem er sich zugedeckt hatte, glitt auf das Sofa.
Ha! Ich habe es geschafft! Ich wusste es doch. Sein Ehrgeiz war gepackt geweckt würde für mich besser passen. Er hatte einen Sieg errungen. Es wäre doch gelacht, wenn er nicht noch mehr schaffen würde. In dem Moment spürte er etwas Feuchtes an seinem Bein. Er hatte gerade die seine Blase entleert, ohne es zu merken. Erst der nasse Urin auf seiner Haut und der beißende Geruch offenbarten ihm das Geschehene Malheur.
blink pause blink
Tränen liefen über sein Gesicht. Die entsätzliche Nässe holte ihn in die Realität zurück, eben jene Realität, in der er sich nicht mehr bewegen konnte. Hilflos und besudelt lag er in seinem Loft. In seinen Gedanken war jedoch kein Platz mehr für Ekel.
blink pause blink
Er hatte Geld, viel Geld. Das half ihm jetzt freilich nichts. Was würde er stattdessen nicht dafür geben, nur seinen Kopf bewegen zu können.
blink pause blink
Geld! Natürlich. Die Putzfrau. Jeden Montag und Donnerstag vormittag kam vormittags seine Haushälterin. sonst müsste es zusammengeschrieben werden. Heute war Mittwoch. Er musste nur auf den nächsten Morgen warten, dann würde man ihm helfen. Die Aussicht auf Rettung beruhigte ihn etwas. Er konnte nicht viel anderes tun und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag.
blink pause blink
blink pause blink
blink blink blink
Wieder hatte sich etwas verändert. Er merkte, wie ihm schwindlig wurde. Das Klopfen seines Herzens, vorher rasend wie ein Uhrwerk auf Extasy, wurde ungleichmäßig. Da waren Aussetzer. Ihm wurde schwarz vor Augen. den Satz würde ich ans Ende stellen und dafür deinen letzten Satz weglassen
Pause
Endlich fiel ihm ein, was nicht stimmte.
Ich hatte das Handy doch ausgeschaltet, als ich heimkam. Dann gewann der Schlaganfall endgültig. |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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12.01.2016 04:23
von V.K.B.
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Wow, richtig finstere Vorstellung, gut rübergebracht!
Ich geb Oktoberkatze recht, lass den Satz mit dem Schlaganfall weg und pack das "Ihm wurde schwarz vor Augen" ans Ende, es ist nicht mehr notwendig, das Problem explizit zu benennen, es kommt auch so klar rüber.
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Padraig Schneckenpost
Alter: 33 Beiträge: 11
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12.01.2016 19:46
von Padraig
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Liest sich echt gut und spannend, vor allem das "blink pause blink" immer bringt einen guten Effekt hinein
Ich gebe meinem Vorschreiber Recht, die Erwähnung des Schlaganfalls würde ich weglassen und das Ende somit offen.
Auch die langen Sätze am Anfang, die das langsame Aufwachen und das Ziehen der Zeit prima wiederspiegeln wirken sehr gut. Das könnte sich auch noch etwas länger hinziehen, die Phase des Aufwachens und der Orientierungslos noch intensiver dastehen lassen. Dann mit der Panik die kurzen Sätze und am Ende wieder lange Sätze -- Ist nur so eine Idee, um mit dem Text etwas zu spielen, ist ja schon stellenweise gut eingesetzt
_________________ Einmal die Welt, bitte.. |
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DieGunkel Leseratte
Alter: 64 Beiträge: 146 Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz
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13.01.2016 14:54
von DieGunkel
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Hallo Schreiberlein78,
ich habe deinen Text in einem Rutsch durchgelesen. Ging unter die Haut. Denke gerade auch darüber nach weniger zu arbeiten....
Das mit dem Schlaganfall zum Schluss würde ich auch nicht so direkt sagen. Wie wäre es auch hier mit einer Andeutung, dass der Leser errät, dass er im Krankenhaus ist. Da blinkt ja auch so einiges an Geräten.
LG
Gunkel
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Schreiberlein78 Schneckenpost
S Alter: 46 Beiträge: 13
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S 16.01.2016 14:26
von Schreiberlein78
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Vielen Dank für die Antworten.
Ein paar der Vorschläge habe ich direkt umgesetzt.
@Oktoberkatze Das "Scheiße" war eigentlich kursiv in Word, das habe ich beim Posten übersehen.
@V.K.B. @Padraig @DieGunkel Ich habe den Schlaganfall rausgenommen, gefällt mir gut!
Die Verbindung zu Geräten im Krankenhaus hatte ich beim Schreiben nicht, in meinem Kopf liegt er wirklich in seiner Wohnung und beobachtet sich beim sterben, wobei das Licht seinen Herzschlag visualisiert. Aber danke für die Idee, ein Freudin hatte mich gestern geanu danach gefragt, ob das Geräte im Krankenhaus seien!
Hier also die überarbeitete Version. Vieleicht versuche ich mich ja an der Krankenhaus Alternative.
Viele Grüße
Schreiberlein78
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Ein kalter Luftzug schlich durch die offene Balkontüre, fuhr um die grünen Zimmerpflanzen neben dem Esstisch und erreichte schließlich Sebastian's Gesicht. Noch halb im Schlaf öffnete Sebastian die Augen. Gegenüber am Esstisch erinnerte ihn ein nervöses, rotes Blinken an seinem Mobiltelefon an die Arbeit. Das funktionierte besser als sein Wecker, denn das rote Licht sagte ihm, dass er etwas zu erledigen hatte. Und solange er seinen Chef noch nicht von dessen Stuhl verdrängt hatte wollte er weiterhin alles tun, um in dessen Gunst vorne zu stehen. Nach einer weiteren harten Woche, seine Wochenarbeitsstunden waren wie so oft gefährlich nahe am dreistelligen Bereich, war er wohl kurz auf dem Sofa eingenickt.
Träge versuchte er nach seiner Brille zu greifen, konnte aber nicht. Er glaubte seine Hand genau spüren zu können, doch er war ebenso unfähig sie zu bewegen als würde sie in Beton stecken.
blink pause blink
Und das verdammte Licht blinkte weiter. Immer im gleichen Rhythmus. Mein Arm muss eingeschlafen, dachte er. Das kam öfter vor, wenn er wieder einmal völlig übermüdet auf der Couch einschlief. Aber diesmal waren beide Hände nicht zu gebrauchen. Etwas war anders.
blink pause blink
Scheiße, dachte er sich. Schweißtropfen rannen ihm die Stirn hinab. Das kann doch gar nicht wahr sein. Er konnte seinen Körper nicht mehr bewegen.
blink pause blink
Zumindest das spüre ich. Und ich atme noch. Alles nicht so schlimm. Und dann wurde ihm alles klar. Eine Welle der Erleichterung durchfuhr ihn.
Ich schlafe noch und träume das hier. Das kannte er, Albträume hatte er früher schon gehabt. Und da er sich dessen jetzt bewusst war, würde er sicherlich auch gleich aufwachen.
blink pause blink
Er wartete darauf aufzuwachen und nahm sich vor, in Zukunft etwas mehr auf seine Gesundheit zu achten. Vielleicht hatten seine Eltern ja doch recht. Er arbeitete wirklich viel. Und ich weiß, dass ich fett bin. Er nahm schon seit einigen Jahren Betablocker, Magensäurehemmer, manchmal auch eine Tavor zur Beruhigung, wenn er gar nicht mehr runterkam. Aber richtig krank bin ich doch auch nicht. Nimmt nicht jeder irgemndwas? Zweifel stieg auf und mit ihm eine Panik, die nicht weichen mochte.
blink pause blink
Auch nach einer ganzen Reihe weiterer blinks geschah nichts.
Ihm war speiübel. Sein Magen zog sich zusammen. Er witterete eine Möglichkeit. Wenn er sich nur ein kleines bisschen bewegen konnte, so wäre er auch sicherlich in der Lage die Starre zu durchbrechen.
blink pause blink
Er wollte dieses verdammte Blinken los werden. Aber er konnte sich nicht abwenden. Auch ein Schließen der Augen war nicht mehr möglich.
blink pause blink
Sein Herz schlug im Gleichklang mit dem Blinken. Viel zu schnell. Und am Rande seines Bewusstseins wartete noch eine Wahrheit auf ihn. Aber er konnte sie noch nicht greifen.
blink pause blink
Er musste wieder etwas Kontrolle gewinnen, oder etwas noch Schlimmeres würde passieren. Er hatte das Gefühl noch nie zuvor etwas mit derartiger Gewissheit gewusst zu haben.
blink pause blink
Langsam spannte er die Bauchmuskeln an. Dann spürte er es. Sein Körper krümmte sich und der dünne Stoff mit dem er sich zugedeckt hatte, glitt auf das Sofa.
blink pause blink
Ha! Ich habe es geschafft! Ich wusste es doch. Sein Ehrgeiz war geweckt. Er hatte einen Sieg errungen. Es wäre doch gelacht, wenn er nicht noch mehr schaffen würde. In dem Moment spürte er etwas feuchtes an seinem Bein. Er hatte gerade seine Blase entleert, ohne es zu merken. Erst der nasse Urin auf seiner Haut und der beissende Geruch offenbarten ihm das Malheur.
blink pause blink
Tränen liefen über sein Gesicht. Die entsätzliche Nässe holte ihn in die Realität zurück, eben jene Realität, in der er sich nicht mehr bewegen konnte. Hilflos und besudelt lag er in seinem Loft. In seinen Gedanken war jedoch kein Platz mehr für Ekel.
blink pause blink
Er hatte Geld, viel Geld. Das half ihm jetzt freilich nichts. Was würde er stattdessen nicht dafür geben nur seinen Kopf bewegen zu können.
blink pause blink
Geld! Natürlich. Die Putzfrau. Jeden Montag und Donnerstag vormittags kam seine Haushälterin. Heute war Mittwoch. Er musste nur auf den nächsten Morgen warten, dann würde man ihm helfen. Die Aussicht auf Rettung beruhigte ihn etwas. Er konnte nicht viel anderes tun und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag.
blink pause blink
blink pause blink
blink blink blink
Wieder hatte sich etwas verändert. Er merkte wie ihm schwindlig wurde. Das Klopfen seines Herzens, vorher rasend wie ein Uhrwerk auf Extasy, wurde ungleichmäßig. Da waren Aussetzer.
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Endlich fiel ihm ein, was nicht stimmte.
Ich hatte das Handy doch ausgeschaltet als ich heimkam. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
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Oktoberkatze Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 314
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16.01.2016 17:42
von Oktoberkatze
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Hallo Schreiberlein78,
jetzt verwirrst du mich. Wenn dein Prota tatsächlich auf seinem Sofa liegt und das Handy ausgeschaltet hat, was sieht er dann blinken?
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Schreiberlein78 Schneckenpost
S Alter: 46 Beiträge: 13
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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16.01.2016 18:15
von V.K.B.
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Dass das Handy seinen Herzschlag visualisiert, darauf bin ich nicht gekommen. Aber für mich war er auch nicht im Krankenhaus, ich hab gedacht, er halluziniert im Sterben, dass sein Handy wieder blinkt, weil es das war, das immer sein Leben bestimmt hat. Seine Essenz sozusagen. Dass er sich im Sterben eben irgendwie darauf reduziert. Während andere vielleicht Szenen aus ihrer Kindheit und andere wichtige Erinnerungen sehen, sieht er nur sein Handy blinken. Bitter! Dann ist das mit dem Herzschlag natürlich naheliegend, aber die Verbindung hab ich trotzdem nicht gezogen.
Als dann jemand schrieb, das Blinken könnten Geräte im Krankenhaus sein (und er halluziniert nur, noch zuhause zu sein) erschien mir diese Interpretation aber genauso schlüssig. Wobei mir meine besser gefiel, denn dann kann man die Message rauslesen: Was nützt dir all dein Geld und Erfolg, wenn du gar nicht richtig gelebt hast und am Ende nur das Blinken einer Leuchtdiode bleibt?
Lass es doch einfach so und nimm den Satz nicht raus, es ist doch nichts schlechtes, wenn man eine Geschichte in verschiedene Richtungen interpretieren kann.
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Oktoberkatze Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 314
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16.01.2016 20:22
von Oktoberkatze
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Schreiberlein78 hat Folgendes geschrieben: | Also wird das doch nicht so klar. Ich hatte eigentlich angenommen, dass man erkennt, dass das Blinken nur vor seinem inneren Auge abläuft. Er versteht es nur erst spät, dass er eigentlich schon fast tot ist. Aber wenn ich mir den Text ansehe, könnte ich den Satz auch rauslassen. Würde das mehr Sinn ergeben für dich? |
Oh, dann hab ich es wohl noch später verstanden als dein Prota
Deswegen brauchst du den Satz aber nicht rausnehmen, ich war noch so in meiner Interpretation von der ersten Version drin, dass ich andere Möglichkeiten ausgeblendet habe.
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