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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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28.12.2015 12:54 Gesang über den Wassern von Fridolin
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In mir ist Island: die Geysire fauchen,
die Adern blau wie Meer, das mich durchscheint.
Vulkane, die aus Schattenhöhlen rauchen,
bis ihre Asche aus den Himmeln weint.
Die Insel schluchzt, den Gletschern droht Verlandung,
es schmilzt das Eis, das Wasser höhlt den Stein.
Um Lavafelsen tost die Meeresbrandung
und schäumt mit Gischt sie zottelbärtig ein.
Am Himmel gilben Wolken wie Zitronen,
von dumpfen Schlägen hallt die Sonnenuhr,
erzählt aus längst vergangenen Äonen,
was einst der grünen Insel widerfuhr:
Da brach die kalte Flut mit Urgewalten
aus fernen Welten wilde Rosen aus.
Das Licht der Sterne glänzt noch auf Basalten
und leitet mich auf meinem Weg nach Haus.
Weitere Werke von Fridolin:
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Quadratschädel Leseratte
Q Alter: 70 Beiträge: 159 Wohnort: Berlin-Ost
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Q 29.12.2015 08:48
von Quadratschädel
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Fridolin, der Titel hat mich gereizt, in dein Gedicht reinzusehen, ich weiß jetzt nicht, woher ich ihn kenne, aber es ist ein sehr berühmter, mit den Jahren lässt das Gedächtnis nach.
Dieses Gedicht kann man nur schreiben, wenn man Irland mit eigenen Augen gesehen hat. Ich kenne Irland nur aus dem Fernsehen und bestätige dir, genauso sieht Irland im Fernsehen aus, wie du es im Gedicht verklärst.
Irland wird auch in den meisten Gedichten als d i e grüne Insel beschrieben, nach der sich die Menschheit einfach nur sehnt. Wobei ich glaube, dass es nicht nur die Wunder der irischen Natur sind, sondern es vor allem die Menschenleere nach dem großen Auswandern wegen der Hungerkatastrophe im 19. Jahrhundert ist, die uns nach Irland zieht. Und ich denke, wenn man in solch einer Landschaft steht, fragt man sich: Warum wohnt hier niemand? Kunststück, wirst du sagen, neben einem Geysir wohnen?
Es ist ein beinahe überschwengliches Naturgedicht, wobei mir das Raue dieser Insel etwas fehlt, mit dem du das Widersprüchliche der Landschaft zeigen könntest. Dein Meer ist zum Beispiel blau (erinnert an die Adria), ob ich mich da irre, weiß ich nicht, mir hat das Fernsehen ein Bild von Irland vermittelt, das mich eher an ein graues, stürmisches Nordmeer denken lässt.
Das Gedicht ist handwerklich wieder sehr gut gemacht. Kreuzreim, fünf Hebungen zu je vier Versen. Wer Naturgedichte liebt und Irland kennt, wird dieses Gedicht sehr gern lesen und in Erinnerungen schwelgen.
Quadratschädel
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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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29.12.2015 09:26
von Fridolin
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Hallo Quadratschädel,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, aber mein Gedicht beschreibt nicht Irland, sondern Island. Ich denke, das ist auch gemeint.
Bei dem Titel denkst du bestimmt an Goethe.
Gesang der Geister über den Wassern:
Des Menschen Seele gleicht dem Wasser ..
LG Fridolin
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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30.12.2015 00:29
von firstoffertio
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Damit man nicht an Irland denkt, könntest du vielleicht an Stelle der "grünen Insel" (als die tatsächlich Irland bekannt ist) etwas anderes einsetzen? War leider noch nie in Island, aber bin sicher, dass die beiden Inseln ziemlich verschieden sind.
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5451 Wohnort: OWL
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30.12.2015 00:52
von Willebroer
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Die "Grüne Insel" schreibt man groß, wenn Irland gemeint ist. Irgendeine "grüne Insel" schreibt man klein, dann kann natürlich auch Island gemeint sein.
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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30.12.2015 00:58
von firstoffertio
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Danke, Willebroer. Mit der Groß- und Kleinschreibung kenne ich mich nicht mehr so gut aus.
Fridolin: Ist Island wirklich so grün? Wie gesagt, ich war leider noch nie dort.
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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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30.12.2015 13:22
von Fridolin
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Hi!
Mit kaum einem anderen Gedicht habe ich mich über Jahre hinweg so intensiv beschäftigt wie mit diesem. Beruflich jahrzehntelang im Umweltschutz tätig, befasse ich mich vor allem mit den Folgen des Klimawandels und stehe mit vielen Fachleuten in Kontakt. Dazu die Info eines Glaziologen, mit dem ich mich kürzlich speziell über Islands Gletscher unterhalten konnte. Er sagte mir, dass Islands Gletscher seit 1890 mehr als 300 Kubikkilometer Eis verloren haben. Er rechnet deshalb mit einer Zunahme der Vulkantätigkeit auf Island.
Die Insel fasziniert mich und nicht nur mich, wie mir ein Leser auf mein Gedicht mal schrieb:
„Zwar war ich leider selber noch nicht dort, doch alle Islandfahrer die ich kenne, haben die Insel in sich. Sie macht etwas mit einem, gegen das man wehrlos zu sein scheint.“
Island ist mit einem Alter von ca. 17 bis 20 Millionen Jahren vergleichsweise jung. Über tausende von Jahren haben sich mehrere Eiszeiten ereignet, die dann wieder von langen Wärmeperioden abgelöst wurden. Zu diesen Zeiten war die Insel also zeitweise grün, bevor sie in einer neuen Eiszeit versank. Darauf spielen S2 und S3 an:
erzählt aus längst vergangenen Äonen,
was einst der grünen Insel widerfuhr:
Da brach die kalte Flut mit Urgewalten
aus fernen Welten wilde Rosen aus.
Island war bis in das 20. Jahrhundert ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Bei einer Volkszählung im Jahr 1703 waren 69% der Bevölkerung ausschließlich in der Landwirtschaft tätig, 30% betrieben neben der Landwirtschaft noch Fischerei. Zu dieser Zeit waren also rund 99% der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte dann der Übergang zur Hochseefischerei. Die Landbevölkerung fand hier neue Arbeitsplätze und so waren 1901 nur noch 50% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Der Trend hat bis heute angehalten und zur Zeit sind etwa 2,2% der isländischen Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig (Stand 2014).
LG Fridolin
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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01.01.2016 23:25
von firstoffertio
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Danke, das ist informative und hilfreich.
Habe das "einst" tatsächlich überlesen.
Vielleicht könntest du das hervorheben so:
Was der einst grünen Insel widerfuhr?
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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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02.01.2016 21:08
von Fridolin
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben: | Danke, das ist informative und hilfreich.
Habe das "einst" tatsächlich überlesen.
Vielleicht könntest du das hervorheben so:
Was der einst grünen Insel widerfuhr? |
Hallo firsoffertio,
so hatte ich es anfangs auch vorgesehen, aber ein Leser meinte, ich sollte den Artikel "der" besser in eine Senkung stellen. Aber vom Verständnis ist deine Anregung sicher die bessere Lösung. Hier kann ich es nun nachträglich nicht mehr ändern.
LG Fridolin
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