18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Belletristik
Kurz: Zeitlos

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
dadadavid
Erklärbär
D

Alter: 37
Beiträge: 4



D
Beitrag16.11.2007 06:43
Kurz: Zeitlos
von dadadavid
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

ein eindruck der zeit; ist schon länger her, dass ich das geschrieben habe.


Das Fensterbrett lächelte mich an. Zunächst verging eine Stunde, dann eine zweite. Es war Abend geworden. Die Tür ging auf. Das Kondenswasser am Fensterglas, das durch meinen Atem entstanden war, verschwand. Ich war aufgestanden. Das elektrische Licht – aus. Eine Gestalt kam näher. Nur die Straßenbeleuchtung ließ mich die Konturen ihres Gesichtes erkennen.

Neumondnacht. Auf der Straße kaum ein Mensch. Zu dieser Jahreszeit war das auch kein Wunder. Der Abend verfloss zur Nacht und wir standen uns gegenüber. Sekunden nur, dann wieder Stunden. Wir sahen uns in die Augen. Die Augen... Schwarze Augen, tiefe Augen. Unsere Körper kamen sich näher. Eine Berührung oder nur ein Kribbeln. Die Luft war trocken, geladen. Zu nahe. Die einzige Distanz lag in der Spannung. Vorwürfe zeichneten die Linien meines Gesichtes. Ein Wort wäre zuviel. Die große Standuhr in der Ecke schlug Mitternacht, vielleicht war es auch schon Morgen. Es war Winter.

Wintermorgen beginnen mit der Nacht. Der klare Himmel brachte die Luft auf der Straße vor Kälte zum Klirren. Minusgrade beinahe jede Nacht, schon seit Wochen. Die Kälte spiegelte sich im Blick der Menschen zueinander, auf der Straße, in der Familie wieder. Auch zwischen uns. Es war die Kälte der Jahreszeit, die tief aus unseren Augen hervorquoll. Wir hatten uns gegenseitig darin gefangen genommen. Blasse, kalte Haut. Die Minuten, Stunden, Tage, die ich am Fensterbrett verbrachte, kühlten mich. Meine Haut war kalt, war gepresst an das Glas. Eiskristalle hatten sich gebildet. Wunderschöne, verzweigte Figuren. Die Schönheit der Kälte lag in den geometrischen Formen des Frosts. Manchmal klebte ich, war wie festgefroren an dem Fensterglas. Die Begeisterung, die Kälte, das Außen zog mich an. Die Jahreszeiten vergingen. Es wurde Sommer. Den Frost hatte ich in jenem gefühlskalten, hasserfüllten Blick konserviert, dem du nichts entgegensetzen konntest. Die Kälte zwischen unseren Körpern war mir unter die Haut gefahren. Die Sekunden wurden nicht zu Minuten, es gab keine Stunden, nur Sekunden, pochende Sekunden. Mein Körper war in Sekunden zerhackt. Unsere Körper standen sich gegenüber. Meine Gedanken stoppten. Der Takt verlor das Gleichgewicht, jedes Mal, jeden Tag, immer wieder, jetzt. Ich konnte keine Kontinuität mehr wahrnehmen. Jedes Ereignis schien mir singulär, für immer vorhanden in einer Sekunde. Jede Sekunde war allein. Mein Körper war allein. Ich war einsam. Wir standen uns gegenüber. Ein Jahr verging, dann noch eines, mehrere. Nach einem Jahrzehnt bemerkte man die Zeit. Tausende, Millionen von Sekunden, jede einzelne hinterließ eine Wunde. Jede Hautfalte hatte ihre Sekunde. Jedes Haar, das fehlte, fiel in einer Sekunde, war gefangen in einer Sekunde. Unter Glas konserviert für die Ewigkeit. Kleinste Einheiten der Zeit fingen Ereignisse ein,  umschlossen sie. Sie ließen sie nicht mehr los. Der Klammergriff der Vergänglichkeit. Die Straßenbeleuchtung fiel aus. Eine gewisse Zeit lang störte mich das nicht. Die Konturen verschwammen zu einem Schatten. Nach ein paar Minuten gewöhnten sich meine Augen daran. Die Augen... Schwarze Augen... Meine Augen waren stumpf und leer. Graue Blicke zuckten zwischen unseren Augen hin und her. Dein Blick penetrierte mich.

Tagsüber lächelte mich das Fensterbrett an. Es verging immer wieder – Zeit, bis wir uns abermals gegenüberstehen sollten. Derweil genoss ich dieses Lächeln. Es erstickte mein Denken. Nach einigen Tagen oder Wochen, Monaten kam ich aus dem Takt. Der Morgen wurde Abend. Manchmal nach Stunden, oft schon nach Sekunden. Ab und zu hörte die Nacht nicht mehr auf. Die Welt war untergegangen. Die Jahreszeiten erinnerten mich an das Gefühl des Vergehens. Das kalte Fensterglas machte aus der Veränderung ein Vergehen. Im Zeitraffer sah ich Blumen blühen, welken, sterben. Menschen auf der Straße gingen, liefen, schienen stillzustehen.Wir standen uns gegenüber. Die Zeit hielt an. Ich verlor die Sekunden, jedes Mal, wenn wir uns gegenüberstanden. Die einzige Zeit, die mir noch blieb, verschwand. Die Ewigkeit ist nichts gegen das Fehlen der Sekunde. Unter den Augen erkannte ich das verzogene Lächeln eines Mundes. Es war kalt. Aus dem Rhythmus geworfen. Das Lächeln war eine Projektion. Stundenlang sah ich es vor mir. Meistens standen wir uns nur kurz gegenüber. Das Dunkel der Nacht verschlang unsere Körper. Es sog mich auf. Die Berührungen waren Sekunden. Jedes Gefühl eine Sekunde, eine einzelne Sekunde. Sie summierten sich. Jahrzehnte vergingen, während wir uns im Dunkeln gegenüberstanden. Es waren meine Jahrzehnte. Ich spürte die Schmerzen, die Kälte in unseren Körpern. Ich hätte sterben sollen. Soviel Zeit verträgt kein Mensch. Tod in der letzten Sekunde. Jede letzte Sekunde unseres Gegenüberstehens war ein Tod. Jedes Mal starb ich. Wie eine Leiche lag ich da. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich hatte keine Zeit mehr. Die Todessekunde dauerte Stunden, ganze Tage oft.

Dann lächelte mich das Fensterbrett an und durch das Kondeswasser, das sich auf dem alten, unregelmäßigen Glas bildetete, erschien die Realität wie in tiefstem Nebel. Und die ganze Welt, alles, verschwand.

Weitere Werke von dadadavid:


_________________
hat er gesagt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Probber
Geschlecht:männlichBlütenprinzessin


Beiträge: 6717
Wohnort: zz9 plural z alpha
DSFo-Sponsor


Beitrag20.11.2007 17:45
Re: Kurz: Zeitlos
von Probber
Antworten mit Zitat

Zitat:

Das Fensterbrett lächelte mich an.

Das machen Fensterbretter gewöhnlich nicht. Irgendwelche Muster des Fensterbrettes können aber durchaus deinen Blick auf sich ziehen.

Zitat:
Ich war aufgestanden.

Das hört sich seltsam an. Entweder fehlt dort ein 'mittlerweile' oder ich würde eine andere Zeitform empfehlen.

Zitat:
Wir sahen uns in die Augen. Die Augen... Schwarze Augen, tiefe Augen.


Das würde ich stilistisch anders ausdrücken:
Zitat:
Wir sahen uns in die Augen. Diese Augen... Schwarze, tiefe Augen.

Allerdings würde ich dann noch näher darauf eingehen. Haben sie etwas Hypnotisches? Verraten sie was über einen Teil der Seele? Warum sind sie so wichtig für dich, daß du dich darin verlierst?

Zitat:
Eine Berührung oder nur ein Kribbeln. Die Luft war trocken, geladen. Zu nahe. Die einzige Distanz lag in der Spannung. Vorwürfe zeichneten die Linien meines Gesichtes. Ein Wort wäre zuviel. Die große Standuhr in der Ecke schlug Mitternacht, vielleicht war es auch schon Morgen. Es war Winter.

Allgemein finde ich diesen abgehackten Stil mit kurzen Sätzen etwas störend, aber das kann Geschmacksache sein. Aber dann solltest du auch zwischen 'Mitternacht' und 'vielleicht' einen Punkt setzen, das hebt die Trennung hervor und fügt sich besser in den Stil ein.

Zitat:
Wintermorgen beginnen mit der Nacht. Der klare Himmel brachte die Luft auf der Straße vor Kälte zum Klirren. Minusgrade beinahe jede Nacht, schon seit Wochen.

Zunächst schreibst du allgemein, dann spezifisch, dann wieder allgemein. Vor allem in unterschiedlichen Zeitformen.
'Vor Kälte klirren' ist mittlerweile ein ziemlich abgegriffener Begriff, da würde ich dir empfehlen, nach einer anderen, vielleicht eigenen Metapher zu suchen.

Zitat:
Die Kälte spiegelte sich im Blick der Menschen zueinander, auf der Straße, in der Familie wieder.

Was die Kommasetzung angeht, bin ich mir gerade unsicher, ob das so richtig ist oder nicht. Auf jeden Fall liest es sich seltsam. Ich glaube, zwischen 'zueinander' und 'auf' sollte keines hin, das zweite ist wohl formell richtig, würde ich aber durch ein 'und' ersetzen.

Zitat:
Manchmal klebte ich, war wie festgefroren an dem Fensterglas.

Das 'war' stört den Lesefluß, zumal du durch das Komma dem ersten Satabschnitt das Objekt raubst.

... Der Klammergriff der Vergänglichkeit. Die Straßenbeleuchtung fiel aus...
Hier gehört ein Absatz hin.

Zitat:
Tagsüber lächelte mich das Fensterbrett an. Es verging immer wieder – Zeit, bis wir uns abermals gegenüberstehen sollten.

Ich würde den Gedankenstrich weglassen.



Ich muß zugeben, daß ich den Rest nur überflogen habe. Der Text liest sich für mich sehr monoton. Der eigenwilligen Satzbau verhindert einen Lesefluß. Die Gedanken scheinen sich ständig im Kreis zu drehen.
Das Thema an sich, also Gedanken zur Vergänglichkeit, ist doch eigentlich recht interessant. Vielleicht solltest du nochmal auf deine wesentlichen Punkte zusammenstreichen und diese ein bißchen auschmücken und durch lebhaftere Bilder aufpeppen. Etwas Spannung reinbringen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18339

Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor



Beitrag21.11.2007 22:01

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo!

Den Text finde ich eigentlich gar nicht schlecht. Dass das Fensterbrett lächelt, finde ich hier absolut legitim. Was Probber angemerkt hat, kann ich auch nur bedingt nachvollziehen – in einem Punkt stimme ich aber ganz und gar mit ihm überein: Der Kurzsatzstil stößt mit der Zeit an seine Grenzen. Irgend wann wirkt der Text nur noch monoton. Das ist schade, weil dadurch die Atmosphäre flöten geht, die du mit den ersten Sätzen aufgebaut hast. Irgend wann habe ich den Eindruck gehabt, als würdest du nur noch schreiben, ohne dabei etwas auszudrücken. Es wird viel geredet, aber wenig gesagt. Vieles wiederholt sich – und damit meine ich nicht nur identische Eindrücke und die kurzen Sätze, sondern leider auch Wörter. Besonders das Wort „kalt“ hat sich enervierend in deiner Geschichte breitgemacht. Hier und dort ist die Wiederholung mit Sicherheit stilistisch bedingt, aber nicht in dieser Vielzahl:

dadadavid hat Folgendes geschrieben:
Wintermorgen beginnen mit der Nacht. Der klare Himmel brachte die Luft auf der Straße vor Kälte zum Klirren. Minusgrade beinahe jede Nacht, schon seit Wochen. Die Kälte spiegelte sich im Blick der Menschen zueinander, auf der Straße, in der Familie wieder. Auch zwischen uns. Es war die Kälte der Jahreszeit, die tief aus unseren Augen hervorquoll. Wir hatten uns gegenseitig darin gefangen genommen. Blasse, kalte Haut. Die Minuten, Stunden, Tage, die ich am Fensterbrett verbrachte, kühlten mich. Meine Haut war kalt, war gepresst an das Glas. Eiskristalle hatten sich gebildet. Wunderschöne, verzweigte Figuren. Die Schönheit der Kälte lag in den geometrischen Formen des Frosts. Manchmal klebte ich, war wie festgefroren an dem Fensterglas. Die Begeisterung, die Kälte, das Außen zog mich an. Die Jahreszeiten vergingen. Es wurde Sommer. Den Frost hatte ich in jenem gefühlskalten, hasserfüllten Blick konserviert, dem du nichts entgegensetzen konntest. Die Kälte zwischen unseren Körpern war mir unter die Haut gefahren.


Ähnlich verhält es sich mit den Sekunden:

dadadavid hat Folgendes geschrieben:
Die Sekunden wurden nicht zu Minuten, es gab keine Stunden, nur Sekunden, pochende Sekunden. Mein Körper war in Sekunden zerhackt. Unsere Körper standen sich gegenüber. Meine Gedanken stoppten. Der Takt verlor das Gleichgewicht, jedes Mal, jeden Tag, immer wieder, jetzt. Ich konnte keine Kontinuität mehr wahrnehmen. Jedes Ereignis schien mir singulär, für immer vorhanden in einer Sekunde. Jede Sekundewar allein. Mein Körper war allein. Ich war einsam. Wir standen uns gegenüber. Ein Jahr verging, dann noch eines, mehrere. Nach einem Jahrzehnt bemerkte man die Zeit. Tausende, Millionen von Sekunden, jede einzelne hinterließ eine Wunde. Jede Hautfalte hatte ihre Sekunde. Jedes Haar, das fehlte, fiel in einer Sekunde, war gefangen in einer Sekunde. Unter Glas konserviert für die Ewigkeit. Kleinste Einheiten der Zeit fingen Ereignisse ein, umschlossen sie. Sie ließen sie nicht mehr los. Der Klammergriff der Vergänglichkeit. Die Straßenbeleuchtung fiel aus. Eine gewisse Zeit lang störte mich das nicht. Die Konturen verschwammen zu einem Schatten. Nach ein paar Minuten gewöhnten sich meine Augen daran. Die Augen... Schwarze Augen... Meine Augen waren stumpf und leer. Graue Blicke zuckten zwischen unseren Augen hin und her. Dein Blick penetrierte mich.

Tagsüber lächelte mich das Fensterbrett an. Es verging immer wieder – Zeit, bis wir uns abermals gegenüberstehen sollten. Derweil genoss ich dieses Lächeln. Es erstickte mein Denken. Nach einigen Tagen oder Wochen, Monaten kam ich aus dem Takt. Der Morgen wurde Abend. Manchmal nach Stunden, oft schon nach Sekunden. Ab und zu hörte die Nacht nicht mehr auf. Die Welt war untergegangen. Die Jahreszeiten erinnerten mich an das Gefühl des Vergehens. Das kalte Fensterglas machte aus der Veränderung ein Vergehen. Im Zeitraffer sah ich Blumen blühen, welken, sterben. Menschen auf der Straße gingen, liefen, schienen stillzustehen.Wir standen uns gegenüber. Die Zeit hielt an. Ich verlor die Sekunden, jedes Mal, wenn wir uns gegenüberstanden. Die einzige Zeit, die mir noch blieb, verschwand. Die Ewigkeit ist nichts gegen das Fehlen der Sekunde. Unter den Augen erkannte ich das verzogene Lächeln eines Mundes. Es war kalt. Aus dem Rhythmus geworfen. Das Lächeln war eine Projektion. Stundenlang sah ich es vor mir. Meistens standen wir uns nur kurz gegenüber. Das Dunkel der Nacht verschlang unsere Körper. Es sog mich auf. Die Berührungen waren Sekunden. Jedes Gefühl eine Sekunde, eine einzelne Sekunde. Sie summierten sich. Jahrzehnte vergingen, während wir uns im Dunkeln gegenüberstanden. Es waren meine Jahrzehnte. Ich spürte die Schmerzen, die Kälte in unseren Körpern. Ich hätte sterben sollen. Soviel Zeit verträgt kein Mensch. Tod in der letzten Sekunde. Jede letzte Sekundeunseres Gegenüberstehens war ein Tod. Jedes Mal starb ich. Wie eine Leiche lag ich da. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich hatte keine Zeit mehr. Die Todessekunden dauerte Stunden, ganze Tage oft.


Woran es deinem Text meiner Meinung nach mangelt, ist Abwechslung. Öfter mal was Neues.

Grüße,

Martin


_________________
Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)

Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Eireena
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 360



Beitrag22.11.2007 19:21
Re: Kurz: Zeitlos
von Eireena
Antworten mit Zitat

Hallo,

mir gefällt sehr gut, wie Du die Stimmung und Deine Gedanken zur Zeit ausdrückst - allerdings ist es für mich keine Geschichte. Es passiert nichts und Deine Gedanken haben keinen Halt. Die Sätze fließen nicht auf etwas bestimmtes hin, sondern Du drehst Dich mit der Kälte und der Zeit im Kreis.

Der Schreibstil mit den kurzen Sätzen gefällt mir im Gegensatz zu meinen Vorrednern. Du hast bereits Auflockerungen mit längeren Sätzen drin und den Stakkato-Stil finde ich z.B. bei der Begnung, dem Blick in die Augen, sehr gut eingesetzt.

Deine Bilder und Deine philosophischen Gedanken zur Zeit gefallen mir:
Zitat:

Es war die Kälte der Jahreszeit, die tief aus unseren Augen hervorquoll.



Das ist für mich der eindrucksvollste Teil, jede Falte hat ihre Sekunde, ist einfach stark!
Zitat:
Die Sekunden wurden nicht zu Minuten, es gab keine Stunden, nur Sekunden, pochende Sekunden. Mein Körper war in Sekunden zerhackt. Unsere Körper standen sich gegenüber. Meine Gedanken stoppten. Der Takt verlor das Gleichgewicht, jedes Mal, jeden Tag, immer wieder, jetzt. Ich konnte keine Kontinuität mehr wahrnehmen. Jedes Ereignis schien mir singulär, für immer vorhanden in einer Sekunde. Jede Sekunde war allein. Mein Körper war allein. Ich war einsam. Wir standen uns gegenüber. Ein Jahr verging, dann noch eines, mehrere. Nach einem Jahrzehnt bemerkte man die Zeit. Tausende, Millionen von Sekunden, jede einzelne hinterließ eine Wunde. Jede Hautfalte hatte ihre Sekunde. Jedes Haar, das fehlte, fiel in einer Sekunde, war gefangen in einer Sekunde. Unter Glas konserviert für die Ewigkeit. Kleinste Einheiten der Zeit fingen Ereignisse ein,  umschlossen sie. Sie ließen sie nicht mehr los. Der Klammergriff der Vergänglichkeit.


Zitat:
Die Begeisterung, die Kälte, das Außen zog mich an. Die Jahreszeiten vergingen. Es wurde Sommer.

Das ist zu abrupt mit dem Sommer. Hätte da zumindest einen Absatz und auch eine Überleitung erwartet.

Fazit: Ich finde es nicht gelungen, diese Betrachtung der Zeit nur auf eine unklare Beziehung zu verwenden. Hier wird mir absolut nicht deutlich, was das genau für eine Beziehung ist, was dem Protagonisten daran liegt und wie dort genau die Konstellation ist. Meine Empfehlung wäre, diese schöne philosophische Sprache in ein anderes Handlungsgerüst zu packen, damit eine richtige Geschichte draus wird, oder aus dem Ganzen ein Essay über die Zeit zu machen.

LG
Eireena


_________________
Wer A sagt, beherrscht noch lange nicht das ganze Alphabet. © Andreas Marti
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Belletristik
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Rechtschreibung, Grammatik & Co
Noch mal kurz die Auslassungspunkte ...
von Golovin
Golovin Rechtschreibung, Grammatik & Co 7 25.09.2023 12:55 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Evolution: eine Kurz-Allegorie
von Eris Ado
Eris Ado Trash 2 30.08.2023 16:54 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Inhalt
[Reizwortgeschichte] Kurz vor Weihnac...
von AlluringFox
AlluringFox Inhalt 2 24.08.2023 12:51 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Kurz zu mir...und was so anliegt
von Split Tongue
Split Tongue Roter Teppich & Check-In 7 29.06.2023 12:13 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Kurz vor der Vollendung
von Kate65
Kate65 Roter Teppich & Check-In 6 21.02.2023 13:20 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlung

von Kristin B. Sword

von Tanja Küsters

von anuphti

von last-virgin

von BiancaW.

von Versuchskaninchen

von Enfant Terrible

von silke-k-weiler

von MoL

von MT

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!