18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2014
Ein Haus fällt

 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag16.11.2014 19:28

von Mardii
Antworten mit Zitat

An dieser Stelle möchte ich mich für eure Kommentare und Punktierungen bedanken. Very Happy Es hat mich sehr gefreut an dem Wettbewerb teilnehmen zu können, was ich vor allem dem Wettbewerbsteam BaFi und Sleepless lives verdanke und natürlich Boro.

Zu meinem Text möchte ich bemerken, dass in ihm eine Frau spricht, deren Mann ihr den Hinweis mit dem Haus gegeben hat. Der Hintergrund: Die Familie lebte in dem Haus, nachdem Thekla gestorben war, weil es in der Stadt eine Wohnungsknappheit gegeben hatte. Die Freundschaft zu ihrer Freundin Thekla ging tiefer, als es ihre heutige Stellung vermuten lässt.
Es wird einerseits eine Ahnung der Protagonistin für die Krankheit angedeutet, die zu Schuldgefühlen führt. Andererseits hatte sie in ihrer Rolle als Pflegerin das Wissen und die Möglichkeit Beihilfe zu Theklas Tod zu leisten.
Sie ist sich selbst nicht im Klaren darüber, ob die Überdosierung des Medikaments zum Tod der Freundin geführt hat. Sie vermutete das und geriet in Panik, als Thekla tot war. Deshalb unternahm sie Erste Hilfe-Massnahmen.


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag01.12.2014 13:48

von Malaga
Antworten mit Zitat

Hallo Mardii,

der Text lässt teilnehmen an der Erinnerung der Prota an Thekla, ausgelöst durch den Hausabbruch. Ein ruhiger und stimmiger Erzählton. (Die beiden Grammatikfehler - trotzdem/obwohl  und als/wie habe ich nicht Dir, sondern der Prota zugeschrieben. Menschen reden dauernd so.) Eine sehr sympathische Prota, als Charakter fast schon etwas zu schön, um wahr sein zu können. (liebevoll mit Ölen die Hände der alten Menschen massierend).

Was für mich gefehlt hatte für E und damit für die Platzierung, war etwas, das hinter dieser Art von Abschiednahme hätte liegen müssen. Oder ich habe es nicht gesehen. Embarassed

Viele Grüße
Malaga
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag07.12.2014 20:54

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Malaga,

es freut mich, dass du dem Text noch etwas abgewinnen kannst.

Wenn ichs mir überlege, hätte ich mich für vernünftiger gehalten, als dieses Machwerk so kurzfristig abzuschicken.

Malaga hat Folgendes geschrieben:
Was für mich gefehlt hatte für E und damit für die Platzierung, war etwas, das hinter dieser Art von Abschiednahme hätte liegen müssen.


Besonders beim Punkt Loyalität in Bezug auf die Beziehung zu Thekla, gibt es noch einiges herauszuarbeiten.

Wenn ich mehr Zeit habe, mache ich eine Überarbeitung und stelle sie hier ein. Für dich.

LG Mardii Smile


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag07.12.2014 21:33

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Mardii hat Folgendes geschrieben:
Wenn ichs mir überlege, hätte ich mich für vernünftiger gehalten, als dieses Machwerk so kurzfristig abzuschicken.


Dann entschuldige ich mich ganz formell für meine in deinen Augen offenbar zu gute Bewertung.

Obwohl, nee, mir gefällt der Text E-mäßig immer noch. Man sollte doch keine Autoren über ihre eigenen Texte urteilen lassen. Smile


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag08.12.2014 20:38

von Mardii
Antworten mit Zitat

Einar, deine gute Bewertung ehrt dich.

Ich dachte bei der Antwort an Malaga an die Fehler und Unzulänglicheiten, die ich nicht fähig war, auszumerzen.


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag29.01.2015 17:47

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Ihr Lieben,

nach so langer Zeit habe ich es endlich geschafft meinen Text zu überarbeiten. Vielleicht kann sich der ein oder andere wieder herein finden und ich hoffe ihr mögt auch dazu etwas schreiben.
Voila:

Ein Haus fällt

Tobi hatte mir vom Abriss des Hauses Brüdergasse erzählt. Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. Deshalb bat ich meinen Mann Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach.
Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
„Dort staubt es so. Das Haus wird gerade abgerissen.“
„Welches Haus?“ Die Neugier ließ Maja kräftiger an mir ziehen. Ich wurde ärgerlich, versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.
„Na, unser Haus, wo wir so lange gewohnt haben.“
Wir gingen den Umweg durch die Schäfergasse. Maja begann mir unzählige Fragen zu stellen. Sogar hier war das Rumoren des Abrissbaggers zu hören. Ich merkte, dass meine Erinnerungen, trotzdem wir jeden Tag an dem Haus vorbei gegangen waren, sich eingeebnet hatten. Die Fragen von Maja bröckelten mehr an meiner tauben Oberfläche, als das knarzende Beißen der Maschine es vermochte. Ich war froh, dass ich das Kind beim Schultor verlassen konnte, machte ein paar Einkäufe, bevor ich zum Spätdienst ging.

Die Menschen auf der Station lagen träumend in ihren Betten. Manche weinten, manche lächelten. Ich hielt ihre Hände und massierte ihnen aromatische Öle in die Haut. Dadurch schliefen sie weiter und ich ging meinen Gedanken nach.
„Ich kann mich nicht daran erinnern.“ hatte Maja gesagt. So wenig, wie ich mich erinnern konnte. Mein Gedächtnis war zuunterst gekehrt. Das Kind verstand noch nicht. Ich wusste, dass meine Erinnerung sich diesen Abschnitt meiner Geschichte versagte. Sie legte andere Fragmente meines Erlebens darüber, solche, die mit meinem Selbstbild übereinstimmten. Aber jetzt war diese Schicht aufgebrochen, ich sah das Innere des alten Hauses in dem ich an die fünfzehn Jahre gelebt hatte, als hätte der Abrissbagger gerade die vordere Fassade aufgerissen und ich gewann einen Blick in den Dachstuhl und die oberen Zimmer, wo Thekla gewohnt hatte. Ein paar Jahre hatten wir schon zu zweit in dem Haus gewohnt, bevor Toby kam und meine Aufmerksamkeit für sich einnahm.
Meine Thekla, die Vanille heranziehen wollte und die mir zeigte, wie sie die Blüten aufbrach und mit ihrem Zeigefinger den Stempel bestäubte, weil keine Biene heran geflogen kam, um das zu übernehmen, unterrichtete mich.
„Es ist ganz einfach, du nimmst die Blüte vorsichtig zwischen beide Finger, drückst sie leicht zusammen und schon klappt sie auseinander.“ Die Blüte blieb an der herangereiften Vanilleschote hängen und vertrocknete. Ging die Befruchtung schief, fiel sie einfach ab. Thekla zeigte mir die abgefallenen Blüten. „Siehst du, ich bin nicht perfekt.“ Als ob ich das glaubte.
Ihre Wohnung war immer offen für mich. Manchmal fand ich das nicht geheuer und ich stand mit einem beklommenen Gefühl vor ihrer Tür. Wenn ich zu ihr hinein ging, sah sie überrascht auf, von dem, was sie gerade tat. Dabei war ich sicher gewesen, das Knarren der Diele vor ihrer Wohnungstür sei nicht zu überhören.

Das Abendbrot wurde gereicht. Das nahm einige Zeit in Anspruch. Es vertrieb meine Gedanken an früher, ich ging ganz auf in den Bedürfnissen meiner Patienten.
Eine der Frauen fürchtete sich ständig. Ihre einzige Äußerung bestand in dem Wort Angst. Ich saß an ihrem Bett und führte den Löffel mit Pudding an ihre Lippen. Manchmal war ich froh, wenn sie ihn öffnete und verzeichnete das in meinem Gehirn für die Dokumentation, die ich nachher führen musste.
Erst später, ich stand an meinem Spind und wechselte die Kleider, beschlich mich wieder die Beklemmung. Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin.
Das Haus war nicht vollständig abgerissen. Dabei hatte ich geglaubt einen Berg Schutt vorzufinden, mit einem thronenden Bagger darauf. Aber nur die eine Hälfte war gefallen. Es standen noch Teile des Treppenhauses und die Seite, auf der ich gewohnt hatte, war teilweise frei gelegt. Theklas Seite war fort, die Umrisse der Stufen, die hinauf geführt hatten, lagen wie ein Schema auf der Wand.
Das Gefühl hinauf gehen zu müssen war sehr stark in mir. Ich beugte mich unter dem rotweißen Absperrband hindurch. Das Abbruchgeröll unter meinen Füßen war nicht so unsicher, wie es ausgesehen hatte und schnell war ich bei der Treppe, stieg hinauf.
Meine Wohnung schien ganz unberührt. Ich ging hinein, blieb vor dem Spiegel hinter der Tür in der Diele stehen.

Thekla würde sterben müssen, sagte ihr Arzt zu mir, als ich aus ihrem Zimmer gekommen war. Sie hatte bis zuletzt gewartet und alle Zeichen ignoriert.
Ich setzte mich auf mein Sofa und lauschte, lauschte hinauf in die Richtung, wo ich ihr Bett vermutete. So mochte ich nicht an sie denken. Sie hatte mich gefragt, was es bedeutete. Ich hatte eine vage Antwort gegeben und das Thema wurde zwischen uns nicht mehr angeschnitten. Mit meiner Ignoranz verlor sich ein Stück meiner Loyalität für Thekla, gleichzeitig zwang sie mich in ein Pflichtbewusstsein, dass erst durch meine Weigerung zu verstehen entstand.
In ihrem Zimmer befand sich die Blumenbank mit ihren Versuchen. Ein Zweisitzer stand davor, wo wir saßen und die Pflanzen anschauten. Theklas Arm lag um meine Schultern, ich fühlte mich geborgen. Anders war es wenn ich vor ihrer Tür stand.

Ich übernahm die Aufgabe sie bis zum Schluss zu pflegen. Ich wusste, etwas von der Schuld, dass es so weit gekommen war, lag bei mir. Ihre Blicke seien fiebrig, redete ich mir ein. Dabei war sie voll gepumpt mit Schmerzmitteln, sie war nicht mehr ganz bei sich. Aber das war mir gerade recht.
In meiner Wohnung wartete ich darauf, wann es Zeit war, hinauf zu gehen, um ihr die Injektion zu geben. Sie sah mich durch die Tür kommen und ihr Blick folgte mir zu dem Tisch, wo das Besteck und die Flasche waren. Ich schwieg, so lange bis ich damit fertig war und blieb noch eine halbe Stunde, bis sie einschlief.
Unten horchte ich, ob sie wach wurde. Manchmal kam es mir vor, als wären Schritte zu hören. Das konnte nicht sein. Trotzdem lief ich die Treppe hinauf, blieb auf der Schwelle stehen. Erst nach einer geraumen Zeit sagte ich mir, dass nur die Diele knarrte, auf der ich stand. Ich zögerte, hinein zu gehen. Meine Hand lag auf dem Türknauf, ich brauchte nur zu drehen. Endlich ging ich hinein.
Es sah aus, als schliefe sie. Erst als ich am Bett stand und ihre Hand hielt, merkte ich nach einer Weile, dass kein Puls da war. Ich fühlte an ihrem Hals. Legte meinen Kopf auf ihre Brust, die mir warm vorkam. Ich hörte ihr Herz nicht schlagen. Mit einem Sprung war ich über ihr, begann Wiederbelebungsmaßnahmen. Verzweifeltes Zählen verdrängte vernünftige Gedanken. Mein Mund legte sich auf ihren im Versuch sie zu beatmen. Schließlich sank mein Kopf neben ihren auf das Kissen, ich rang nach Luft. Womöglich hatte ich nicht genug gepumpt, überlegte ich. Wie sollte ich sie zum Leben erwecken, meine Mittel waren erschöpft.

Ich rief den Arzt.
Bis er kam, saß ich auf der Treppe.  Vielleicht sollte ich noch einmal nachsehen, was passiert war. Ich stemmte mich auf den Knien ab, kam mir schwer vor. Das hinderte mich daran aufzustehen und mich davon zu überzeugen, dass sie tot war.
Ich sah einen Mann auf der Straße stehen, dachte es wäre Tobi. Wahrscheinlich hatte er sich nach meiner Szene heute früh Gedanken und auf den Weg zu unserem Haus gemacht. Ich stand auf und ging zu ihm. Im ersten Moment hatte der Mann wie Tobi ausgesehen. Er reckte genauso den Kopf nach vorne, wie Tobi es tat.
Dieser Mann war mir fremd.
Ich sprach ihn an. Es stellte sich heraus, dass er Arzt war. Er hatte die Vertretung für Theklas Arzt übernommen. Gemeinsam stiegen wir die Treppen bis hinauf.
Er nahm seine Untersuchungen vor, hörte in das Stethoskop, das er auf ihre Brust gesetzt hatte. Den Kopf schüttelnd sah er mich an.
„Sie ist tot.“, stellte er fest und zog die Decke bis an ihr Kinn.
Thekla lag wie aufgebahrt.


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag29.01.2015 23:45

von Nina
Antworten mit Zitat

Liebe Mardii,

vorab: Ich weiß nicht, worum es in diesem Wettbewerb ging, was Vorgabe war, was gefragt war - all das, weiß ich nicht. Ich lese diese Geschichte hier so, wie sie ist. Ich gehe mal durch den Text. Ich habe rot verwendet, weil das am besten zu sehen ist. Die von mir formulierten Sätze sind nur Beispiel-bzw. Orientierungssätze / Möglichkeiten. Vielleicht ist was dabei.

Eine wilde und verstörende Geschichte, die ich nicht in Gänze verstanden habe. Du findest diverse Anmerkungen im Text. Ich hoffe, ich Du kommst damit zurecht. An einer Stelle schrieb ich, dass ich am liebsten nicht weiter lesen würde - da war die Verwirrung arg groß. Siehst Du ja im Text.
Bei Fragen, einfach melden.

LG
Nina


Mardii hat Folgendes geschrieben:


Ein Haus fällt

Tobi hatte mir vom Abriss des Hauses [in der -> ich finde, dass es diese kleine Ergänzung braucht. Vielleicht soll das Weglassen eine Vertrautheit suggerieren? Ich würde das "in der" ergänzen. Der direkte Einstieg in die Szenerie gefällt mir gut] Brüdergasse erzählt. Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. [da würde ich evtl. ergänzen wie klein oder groß die Familie war, hilft beim Einfinden und Vorstellen, worum es geht] Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. [zwei Dinge hierzu: Dieser Satz ist wie ein Sprung irgendwie. Vielleicht wäre eine Art Übergangssatz gut, á la: 15 Jahre war das nun her oder Die Nachricht beschäftigte mich o.ä. Und dann den: Ich wollte nicht dort vorbei gehen. "Unter Ächzen zu Bruch ginge" könntest Du durch "ächzend zu Bruch ginge.] Deshalb bat ich meinen Mann Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach. [Das ist auch merkwürdig - soll es das sein? Jedenfalls. Deshalb bat die Erzählerin ihren Mann, Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte? Ist das ein Nein? Hat er sie also nicht weggebracht, weil er keine Zeit hatte? Und schließlich gab ich den Tränen nach, heißt es da. Weil er das Mädchen nicht in die Schule gebracht hat? Oder weil sie allein war und nun ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnte? Vielleicht noch mal die Stelle ansehen.]




Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
„Dort staubt es so. Das Haus wird gerade abgerissen.“ [Das kommt mir nicht kindentsprechend vor. Das ist so steif. Ich habe ja keine Ahnung, wie alt die Tochter ist. Ich würde vermuten, dass wenn sie noch klein ist etwa sagen würde: (Der erste Satz ist okay) "Die reißen doch da das Haus ab." So vielleicht. Also mehr umgangssprachlich.)
„Welches Haus?“ (Das sagt doch die Mutter, oder?) Die Neugier ließ Maja kräftiger an mir ziehen. (Welche Neugier? Sie weiß doch, dass ein Haus abgerissen wird, oder? Oder weiß es die Mutter? Ich bin verwirrt. )
Ich wurde ärgerlich, versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. [Erklärsatz, der mich rausreißt].
„Na, unser Haus, wo wir so lange gewohnt haben.“ (Okay, hier weiß ich: Die Mutter weiß es und die Tochter wüßte es gern)
Ach, und da reagiert das Kind überhaupt nicht, obwohl sie es vorher nicht abwarten konnte?


Wir gingen den Umweg durch die Schäfergasse. Maja begann mir unzählige Fragen zu stellen. (Hier möchte ich UNBEDINGT die Fragen lesen. Das belebt die Szene! Maja begann Fragen zu stellen ... ist distanziert]. Sogar hier war das Rumoren des Abrissbaggers zu hören. (ich habe keine Ahnung, wo Du bist. Zwar weiß ich, dass es die Schäfergasse ist, aber ich habe keine Ahnung, wie weit ihr vom Haus weg seid). Ich merkte, dass meine Erinnerungen, trotzdem wir jeden Tag an dem Haus vorbei gegangen waren, sich eingeebnet hatten. (Wie merkt man denn, dass sich Erinnerungen eingeebnet haben? Und ist eingeebnet nicht eher ein passives Geschehen? Es wurde etwas "befriedet"?] Die Fragen von Maja bröckelten mehr an meiner tauben Oberfläche, als das knarzende Beißen der Maschine es vermochte. [Also bei dem Satz denke ich: Jetzt spricht das Haus. Das ist nicht menschlich und nicht lebendig, das, was hier spricht.) Ich war froh, dass ich das Kind beim Schultor verlassen konnte, machte ein paar Einkäufe, bevor ich zum Spätdienst ging. (Warum hat das Kind plötzlich keinen Namen mehr? Ist es tot?)

Die Menschen auf der Station lagen träumend in ihren Betten. Manche weinten, manche lächelten. Ich hielt ihre Hände und massierte ihnen aromatische Öle in die Haut. [Vielleicht: Das beruhigte sie - ] Dadurch schliefen sie weiter und ich ging meinen Gedanken nach. (Verstehe ich das richtig, dass diese Erzählerin mehrere Menschen gleichzeitig ansehen kann, gleichzeitig die Hände halten kann und alle gleichzeitig lächeln oder weinen? Falls nicht müßte die Stelle noch mal neu bearbeitet werden )

„Ich kann mich nicht daran erinnern.“ hatte Maja gesagt. So wenig, wie ich mich erinnern konnte. Mein Gedächtnis war zuunterst gekehrt. Das Kind verstand noch nicht. [Ich gehe mal davon aus, dass Du an dieser Stelle Verwirrung beim Leser erzeugen möchtest].  Ich wusste, dass meine Erinnerung sich diesen [dieseM würde ich sagen] Abschnitt meiner Geschichte versagte. Sie legte andere Fragmente meines Erlebens darüber [die Erinnerung legt Fragmente des Erlebens darüber?] , solche, die mit meinem Selbstbild übereinstimmten. Aber jetzt war diese Schicht aufgebrochen, ich sah das Innere des alten Hauses in dem ich an die [fast / für / beinahe "an die ist keine schöne Formulierung)] fünfzehn Jahre gelebt hatte, als hätte der Abrissbagger gerade die vordere Fassade aufgerissen und ich gewann einen Blick in den Dachstuhl und die oberen Zimmer, wo Thekla gewohnt hatte. [Was für ein verquerer Satz. Also wenn das gewollt ist, mein Kompliment. Ich finde ihn nicht klar, vielleicht soll er das nicht sein? Jedenfalls mein Vorschlag: " Jetzt war diese Schicht aufgebrochen. Ich sah in das Innere des Hauses, in dem ich fast 15 Jahre gelebt hatte. Als hätte der Abrissbagger die vordere Fassade aufgebrochen / aufgerissen / entfernt - ich konnte direkt in den Dachstuhl sehen und in das obere / die oberen Zimmer, in denen Thekla gewohnt hatte. Ein paar Punkte wirken Wunder. Smile] Ein paar Jahre hatten wir schon zu zweit in dem Haus gewohnt, bevor Toby kam und meine Aufmerksamkeit für sich einnahm. (Wie was wer? Was? Wer jetzt? Thekla und die Ich-Erzählerin? Und Toby kam meint vermutlich, dass er geboren wurde?)

Meine Thekla, die Vanille heranziehen wollte und die mir zeigte, wie sie die Blüten aufbrach und mit ihrem Zeigefinger den Stempel bestäubte, weil keine Biene heran geflogen kam, um das zu übernehmen, unterrichtete mich. (Ein Monstersatz. Smile Meine Thekla, die immer Vanille zog und mir zeigte, wie sie Blüten aufbrach, um mit ihrem Zeigefinger den Stempel zu bestäuben, wenn keine Biene geflogen kam. Theka unterrichtete mich.)

„Es ist ganz einfach, [erklärte sie - ] du nimmst die Blüte vorsichtig zwischen beide Finger, drückst sie leicht zusammen und schon klappt sie auseinander.“ Die Blüte blieb an der herangereiften [reifen?] Vanilleschote hängen und vertrocknete. Ging die Befruchtung schief, fiel sie einfach ab. Thekla zeigte mir die abgefallenen Blüten. „Siehst du, ich bin nicht perfekt.“ Als ob ich das glaubte. [glaubte ... vielleicht eher: angenommen hätte / vermutet hätte / annahm /]

Ihre Wohnung war immer offen für mich [gewesen]. Manchmal fand ich das nicht geheuer und ich stand mit einem beklommenen  Gefühl vor ihrer Tür. Wenn ich zu ihr hinein ging, sah sie überrascht auf [ich würde da den Satz enden lassen] , von dem, was sie gerade tat. Dabei war ich sicher gewesen, das Knarren der Diele vor ihrer Wohnungstür sei nicht zu überhören.

Das Abendbrot wurde gereicht. Das nahm einige Zeit in Anspruch. [Die beiden Sätze klingen sehr förmlich und distanziert. Ist das gewollt?] Es vertrieb meine Gedanken an früher, ich ging ganz auf in den Bedürfnissen meiner Patienten. (wie geht man in den Bedürfnissen anderer Menschen auf? Das ist schief. Ich ging auf in meiner Arbeit und kümmerte mich um ... so vielleicht?)
Eine der Frauen fürchtete sich ständig. Ihre einzige Äußerung bestand in dem Wort Angst. [Wieder so distanziert. "Eine der Patientinnen sagte immerzu: Angst, Angst, Angst.) Ich saß an ihrem Bett und führte den Löffel mit Pudding an ihre Lippen. Manchmal war ich froh, wenn sie ihn öffnete und verzeichnete das in meinem Gehirn für die Dokumentation, die ich nachher führen musste. (Schon wieder sehr steif und ungelenk. Ist sicher gewollt?).

Erst später, ich stand an meinem Spind und wechselte die Kleider, beschlich mich wieder die Beklemmung. Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. [Ab jetzt möchte ich am liebsten nicht mehr weiter lesen. Verzeihung.) Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin.
Das Haus war nicht vollständig abgerissen. Dabei hatte ich geglaubt einen Berg Schutt vorzufinden, mit einem thronenden Bagger darauf. Aber nur die eine Hälfte war gefallen. Es standen noch Teile des Treppenhauses und die Seite, auf der ich gewohnt hatte, war teilweise frei gelegt. Theklas Seite war fort, die Umrisse der Stufen, die hinauf geführt hatten, lagen wie ein Schema auf der Wand.
Das Gefühl hinauf gehen zu müssen war sehr stark in mir. Ich beugte mich unter dem rotweißen Absperrband hindurch. Das Abbruchgeröll unter meinen Füßen war nicht so unsicher, wie es ausgesehen hatte und schnell war ich bei der Treppe, stieg hinauf.
Meine Wohnung schien ganz unberührt. Ich ging hinein, blieb vor dem Spiegel hinter der Tür in der Diele stehen.

Thekla würde sterben müssen, sagte ihr Arzt zu mir, als ich aus ihrem Zimmer gekommen war. Sie hatte bis zuletzt gewartet und alle Zeichen ignoriert. (Ach, man kann den Tod verhindern? Wie?)
Ich setzte mich auf mein Sofa und lauschte, lauschte hinauf in die Richtung, wo ich ihr Bett vermutete. So mochte ich nicht an sie denken. ??? Die Ich-Erzählerin weiß es doch nicht. Wie kann sie dann nicht "so" an sie denken wollen? Sie hatte mich gefragt, was es bedeutete. (Das tu ich auch grad.) Ich hatte eine vage Antwort gegeben und das Thema wurde zwischen uns nicht mehr angeschnitten. Mit meiner Ignoranz verlor sich ein Stück meiner Loyalität für Thekla, gleichzeitig zwang sie mich in ein Pflichtbewusstsein, dass erst durch meine Weigerung zu verstehen entstand.
In ihrem Zimmer befand sich die Blumenbank mit ihren Versuchen. Ein Zweisitzer stand davor, wo wir saßen und die Pflanzen anschauten. Theklas Arm lag um meine Schultern, ich fühlte mich geborgen. Anders war es wenn ich vor ihrer Tür stand.

Ich übernahm die Aufgabe sie bis zum Schluss zu pflegen. Ich wusste, etwas von der Schuld, dass es so weit gekommen war, lag bei mir. Ihre Blicke seien fiebrig, redete ich mir ein. Dabei war sie voll gepumpt mit Schmerzmitteln, sie war nicht mehr ganz bei sich. Aber das war mir gerade recht.
In meiner Wohnung wartete ich darauf, wann es Zeit war, hinauf zu gehen, um ihr die Injektion zu geben. Sie sah mich durch die Tür kommen und ihr Blick folgte mir zu dem Tisch, wo das Besteck und die Flasche waren. Ich schwieg, so lange bis ich damit fertig war und blieb noch eine halbe Stunde, bis sie einschlief.
Unten horchte ich, ob sie wach wurde. Manchmal kam es mir vor, als wären Schritte zu hören. Das konnte nicht sein. Trotzdem lief ich die Treppe hinauf, blieb auf der Schwelle stehen. Erst nach einer geraumen Zeit sagte ich mir, dass nur die Diele knarrte, auf der ich stand. Ich zögerte, hinein zu gehen. Meine Hand lag auf dem Türknauf, ich brauchte nur zu drehen. Endlich ging ich hinein.
Es sah aus, als schliefe sie. Erst als ich am Bett stand und ihre Hand hielt, merkte ich nach einer Weile, dass kein Puls da war. Ich fühlte an ihrem Hals. Legte meinen Kopf auf ihre Brust, die mir warm vorkam. Ich hörte ihr Herz nicht schlagen. Mit einem Sprung war ich über ihr, begann Wiederbelebungsmaßnahmen. Verzweifeltes Zählen verdrängte vernünftige Gedanken. Mein Mund legte sich auf ihren im Versuch sie zu beatmen. Schließlich sank mein Kopf neben ihren auf das Kissen, ich rang nach Luft. Womöglich hatte ich nicht genug gepumpt, überlegte ich. Wie sollte ich sie zum Leben erwecken, meine Mittel waren erschöpft.

Ich rief den Arzt.
Bis er kam, saß ich auf der Treppe.  Vielleicht sollte ich noch einmal nachsehen, was passiert war. Ich stemmte mich auf den Knien ab, kam mir schwer vor. Das hinderte mich daran aufzustehen und mich davon zu überzeugen, dass sie tot war.
Ich sah einen Mann auf der Straße stehen, dachte es wäre Tobi. Wahrscheinlich hatte er sich nach meiner Szene heute früh Gedanken und auf den Weg zu unserem Haus gemacht. Ich stand auf und ging zu ihm. Im ersten Moment hatte der Mann wie Tobi ausgesehen. Er reckte genauso den Kopf nach vorne, wie Tobi es tat.
Dieser Mann war mir fremd.
Ich sprach ihn an. Es stellte sich heraus, dass er Arzt war. Er hatte die Vertretung für Theklas Arzt übernommen. Gemeinsam stiegen wir die Treppen bis hinauf.
Er nahm seine Untersuchungen vor, hörte in das Stethoskop, das er auf ihre Brust gesetzt hatte. Den Kopf schüttelnd sah er mich an.
„Sie ist tot.“, stellte er fest und zog die Decke bis an ihr Kinn.
Thekla lag wie aufgebahrt.


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag31.01.2015 19:19

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Nina,

ich danke dir herzlich für deine Beschäftigung mit meinem Text. Deine Anmerkungen sind zum Teil ganz brauchbar, der andere sagt mir nicht so zu.
Im Einzelnen sehe ich es so (blaue Markierung):

Zitat:

Ein Haus fällt

Tobi hatte mir vom Abriss des Hauses [in der -> ich finde, dass es diese kleine Ergänzung braucht. Vielleicht soll das Weglassen eine Vertrautheit suggerieren? Ich würde das "in der" ergänzen. Der direkte Einstieg in die Szenerie gefällt mir gut]Die Ausdrucksweise imitiert sachsprachliche Ausdrucksweise und soll auf Tobis Charakter verweisen. Brüdergasse erzählt. Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. [da würde ich evtl. ergänzen wie klein oder groß die Familie war, hilft beim Einfinden und Vorstellen, worum es geht] Die Größe der Familie ergibt sich aus dem KOntext: Vater, Mutter, Kind. Das sollte sich der Leser selbst erschließen. Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. [zwei Dinge hierzu: Dieser Satz ist wie ein Sprung irgendwie. Vielleicht wäre eine Art Übergangssatz gut, á la: 15 Jahre war das nun her oder Die Nachricht beschäftigte mich o.ä. Und dann den: Ich wollte nicht dort vorbei gehen. "Unter Ächzen zu Bruch ginge" könntest Du durch "ächzend zu Bruch ginge.]Nicht so gerne. Dein Vorschlag würde eine Wiederholung zu der Beschreibung in Satz Zwei bedeuten. Den Änderungsvorschlag in "ächsen" übernehme ich. Deshalb bat ich meinen Mann Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach. [Das ist auch merkwürdig - soll es das sein? Jedenfalls. Deshalb bat die Erzählerin ihren Mann, Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte? Ist das ein Nein? Hat er sie also nicht weggebracht, weil er keine Zeit hatte?So ist es gemeint, indirekt ausgedrückt. Und schließlich gab ich den Tränen nach, heißt es da. Weil er das Mädchen nicht in die Schule gebracht hat? Oder weil sie allein war und nun ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnte? Vielleicht noch mal die Stelle ansehen.]Ganz genau, eine richtige Leserinterpretation.




Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
„Dort staubt es so. Das Haus wird gerade abgerissen.“ [Das kommt mir nicht kindentsprechend vor. Das ist so steif. Ich habe ja keine Ahnung, wie alt die Tochter ist. Ich würde vermuten, dass wenn sie noch klein ist etwa sagen würde: (Der erste Satz ist okay) "Die reißen doch da das Haus ab." So vielleicht. Also mehr umgangssprachlich.) Aber das kommt doch vor, dass mütter nicht kindgerecht sprechen, wenn sie keine Babysprach-Roboter sind.
„Welches Haus?“ (Das sagt doch die Mutter, oder?) Das sagt Maja, wie der folgende Satz klarmacht: Die Neugier ließ Maja kräftiger an mir ziehen. (Welche Neugier? Sie weiß doch, dass ein Haus abgerissen wird, oder? Oder weiß es die Mutter? Ich bin verwirrt. )Majas Neugier.
Ich wurde ärgerlich, versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. [Erklärsatz, der mich rausreißt].
„Na, unser Haus, wo wir so lange gewohnt haben.“ (Okay, hier weiß ich: Die Mutter weiß es und die Tochter wüßte es gern)
Ach, und da reagiert das Kind überhaupt nicht, obwohl sie es vorher nicht abwarten konnte?Hier denke ich, der Leser kann sich das denken. Smile


Wir gingen den Umweg durch die Schäfergasse. Maja begann mir unzählige Fragen zu stellen. (Hier möchte ich UNBEDINGT die Fragen lesen. Das belebt die Szene! Maja begann Fragen zu stellen ... ist distanziert]. Könnte man machen. Sogar hier war das Rumoren des Abrissbaggers zu hören. (ich habe keine Ahnung, wo Du bist. Zwar weiß ich, dass es die Schäfergasse ist, aber ich habe keine Ahnung, wie weit ihr vom Haus weg seid).Die Bezeichnung "Gasse" verweist auf eine Straße im selben Zug. Ich merkte, dass meine Erinnerungen, trotzdem wir jeden Tag an dem Haus vorbei gegangen waren, sich eingeebnet hatten. (Wie merkt man denn, dass sich Erinnerungen eingeebnet haben? Und ist eingeebnet nicht eher ein passives Geschehen? Es wurde etwas "befriedet"?] Die Gedanken sind gleichförmig geworden. Machen kein Furore mehr. Die Fragen von Maja bröckelten mehr an meiner tauben Oberfläche, als das knarzende Beißen der Maschine es vermochte. [Also bei dem Satz denke ich: Jetzt spricht das Haus. Das ist nicht menschlich und nicht lebendig, das, was hier spricht.) Ich war froh, dass ich das Kind beim Schultor verlassen konnte, machte ein paar Einkäufe, bevor ich zum Spätdienst ging. (Warum hat das Kind plötzlich keinen Namen mehr? Ist es tot?)Sprache wird durch den Gebrauch von Synonymen lebendig.

Die Menschen auf der Station lagen träumend in ihren Betten. Manche weinten, manche lächelten. Ich hielt ihre Hände und massierte ihnen aromatische Öle in die Haut. [Vielleicht: Das beruhigte sie - ] So geht es weiter: Dadurch schliefen sie weiter und ich ging meinen Gedanken nach. (Verstehe ich das richtig, dass diese Erzählerin mehrere Menschen gleichzeitig ansehen kann, gleichzeitig die Hände halten kann und alle gleichzeitig lächeln oder weinen? Falls nicht müßte die Stelle noch mal neu bearbeitet werden )Grammatisch ist das richtig, wenn es auch komisch klingt. mUss mal drüber nachdenken.

„Ich kann mich nicht daran erinnern.“ hatte Maja gesagt. So wenig, wie ich mich erinnern konnte. Mein Gedächtnis war zuunterst gekehrt. Das Kind verstand noch nicht. [Ich gehe mal davon aus, dass Du an dieser Stelle Verwirrung beim Leser erzeugen möchtest]. Das Kind verstand noch nicht, was gemeint war. Ich wusste, dass meine Erinnerung sich diesen [dieseM würde ich sagen] Nein, Der bestimmte Teil, der über diesen Teilder Erinnerung gelegt wurde. Abschnitt meiner Geschichte versagte. Sie legte andere Fragmente meines Erlebens darüber [die Erinnerung legt Fragmente des Erlebens darüber?] , solche, die mit meinem Selbstbild übereinstimmten. Aber jetzt war diese Schicht aufgebrochen, ich sah das Innere des alten Hauses in dem ich an die [fast / für / beinahe "an die ist keine schöne Formulierung)] fünfzehn Jahre gelebt hatte, als hätte der Abrissbagger gerade die vordere Fassade aufgerissen und ich gewann einen Blick in den Dachstuhl und die oberen Zimmer, wo Thekla gewohnt hatte. [Was für ein verquerer Satz. Also wenn das gewollt ist, mein Kompliment. Ich finde ihn nicht klar, vielleicht soll er das nicht sein? Jedenfalls mein Vorschlag: " Jetzt war diese Schicht aufgebrochen. Ich sah in das Innere des Hauses, in dem ich fast 15 Jahre gelebt hatte. Als hätte der Abrissbagger die vordere Fassade aufgebrochen / aufgerissen / entfernt - ich konnte direkt in den Dachstuhl sehen und in das obere / die oberen Zimmer, in denen Thekla gewohnt hatte. Ein paar Punkte wirken Wunder. Smile]Die genaue Zeit spielt für die Geschichte keine Rolle. Ja, der Satz ist lang. Deine Version klingt mir aber zu laienpsychologisch. Ein paar Jahre hatten wir schon zu zweit in dem Haus gewohnt, bevor Toby kam und meine Aufmerksamkeit für sich einnahm. (Wie was wer? Was? Wer jetzt? Thekla und die Ich-Erzählerin? Und Toby kam meint vermutlich, dass er geboren wurde?)Tobi kam dazu.

Meine Thekla, die Vanille heranziehen wollte und die mir zeigte, wie sie die Blüten aufbrach und mit ihrem Zeigefinger den Stempel bestäubte, weil keine Biene heran geflogen kam, um das zu übernehmen, unterrichtete mich. (Ein Monstersatz. Smile Smile Meine Thekla, die immer Vanille zog und mir zeigte, wie sie Blüten aufbrach, um mit ihrem Zeigefinger den Stempel zu bestäuben, wenn keine Biene geflogen kam. Theka unterrichtete mich.)

„Es ist ganz einfach, [erklärte sie - ] du nimmst die Blüte vorsichtig zwischen beide Finger, drückst sie leicht zusammen und schon klappt sie auseinander.“ Die Blüte blieb an der herangereiften [reifen?] Laughing Vanilleschote hängen und vertrocknete. Ging die Befruchtung schief, fiel sie einfach ab. Thekla zeigte mir die abgefallenen Blüten. „Siehst du, ich bin nicht perfekt.“ Als ob ich das glaubte. [glaubte ... vielleicht eher: angenommen hätte / vermutet hätte / annahm /]Annehmen klingt mir zu sachlich. Im Glauben steckt so ein Zug von Aberglauben.

Ihre Wohnung war immer offen für mich [gewesen]. Manchmal fand ich das nicht geheuer und ich stand mit einem beklommenen Gefühl vor ihrer Tür. Wenn ich zu ihr hinein ging, sah sie überrascht auf [ich würde da den Satz enden lassen]Ja. , von dem, was sie gerade tat. Dabei war ich sicher gewesen, das Knarren der Diele vor ihrer Wohnungstür sei nicht zu überhören.

Das Abendbrot wurde gereicht. Das nahm einige Zeit in Anspruch. [Die beiden Sätze klingen sehr förmlich und distanziert. Ist das gewollt?]Das klingt förmlich, werde ich ändern. Es vertrieb meine Gedanken an früher, ich ging ganz auf in den Bedürfnissen meiner Patienten. (wie geht man in den Bedürfnissen anderer Menschen auf? Das ist schief. Ich ging auf in meiner Arbeit und kümmerte mich um ... so vielleicht?)
Eine der Frauen fürchtete sich ständig. Ihre einzige Äußerung bestand in dem Wort Angst. [Wieder so distanziert. "Eine der Patientinnen sagte immerzu: Angst, Angst, Angst.) Ich saß an ihrem Bett und führte den Löffel mit Pudding an ihre Lippen. Manchmal war ich froh, wenn sie ihn öffnete und verzeichnete das in meinem Gehirn für die Dokumentation, die ich nachher führen musste. (Schon wieder sehr steif und ungelenk. Ist sicher gewollt?). In diesem Fall schon.

Erst später, ich stand an meinem Spind und wechselte die Kleider, beschlich mich wieder die Beklemmung. Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. [Ab jetzt möchte ich am liebsten nicht mehr weiter lesen. Verzeihung.)Dieser Satz war vorgegeben. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin.
Das Haus war nicht vollständig abgerissen. Dabei hatte ich geglaubt einen Berg Schutt vorzufinden, mit einem thronenden Bagger darauf. Aber nur die eine Hälfte war gefallen. Es standen noch Teile des Treppenhauses und die Seite, auf der ich gewohnt hatte, war teilweise frei gelegt. Theklas Seite war fort, die Umrisse der Stufen, die hinauf geführt hatten, lagen wie ein Schema auf der Wand.
Das Gefühl hinauf gehen zu müssen war sehr stark in mir. Ich beugte mich unter dem rotweißen Absperrband hindurch. Das Abbruchgeröll unter meinen Füßen war nicht so unsicher, wie es ausgesehen hatte und schnell war ich bei der Treppe, stieg hinauf.
Meine Wohnung schien ganz unberührt. Ich ging hinein, blieb vor dem Spiegel hinter der Tür in der Diele stehen.

Thekla würde sterben müssen, sagte ihr Arzt zu mir, als ich aus ihrem Zimmer gekommen war. Sie hatte bis zuletzt gewartet und alle Zeichen ignoriert. (Ach, man kann den Tod verhindern? Wie?)Sie hatte so lange gewartet, bis sie zum Arzt ging.
Ich setzte mich auf mein Sofa und lauschte, lauschte hinauf in die Richtung, wo ich ihr Bett vermutete. So mochte ich nicht an sie denken. ??? Die Ich-Erzählerin weiß es doch nicht. Wie kann sie dann nicht "so" an sie denken wollen? Hier gebrauche ich denken im Sinne von sich vorstellen, sich etwas ausdenken. Sie hatte mich gefragt, was es bedeutete. (Das tu ich auch grad.) Ich hatte eine vage Antwort gegeben und das Thema wurde zwischen uns nicht mehr angeschnitten. Mit meiner Ignoranz verlor sich ein Stück meiner Loyalität für Thekla, gleichzeitig zwang sie mich in ein Pflichtbewusstsein, dass erst durch meine Weigerung zu verstehen entstand.
In ihrem Zimmer befand sich die Blumenbank mit ihren Versuchen. Ein Zweisitzer stand davor, wo wir saßen und die Pflanzen anschauten. Theklas Arm lag um meine Schultern, ich fühlte mich geborgen. Anders war es wenn ich vor ihrer Tür stand.

Ich übernahm die Aufgabe sie bis zum Schluss zu pflegen. Ich wusste, etwas von der Schuld, dass es so weit gekommen war, lag bei mir. Ihre Blicke seien fiebrig, redete ich mir ein. Dabei war sie voll gepumpt mit Schmerzmitteln, sie war nicht mehr ganz bei sich. Aber das war mir gerade recht.
In meiner Wohnung wartete ich darauf, wann es Zeit war, hinauf zu gehen, um ihr die Injektion zu geben. Sie sah mich durch die Tür kommen und ihr Blick folgte mir zu dem Tisch, wo das Besteck und die Flasche waren. Ich schwieg, so lange bis ich damit fertig war und blieb noch eine halbe Stunde, bis sie einschlief.
Unten horchte ich, ob sie wach wurde. Manchmal kam es mir vor, als wären Schritte zu hören. Das konnte nicht sein. Trotzdem lief ich die Treppe hinauf, blieb auf der Schwelle stehen. Erst nach einer geraumen Zeit sagte ich mir, dass nur die Diele knarrte, auf der ich stand. Ich zögerte, hinein zu gehen. Meine Hand lag auf dem Türknauf, ich brauchte nur zu drehen. Endlich ging ich hinein.
Es sah aus, als schliefe sie. Erst als ich am Bett stand und ihre Hand hielt, merkte ich nach einer Weile, dass kein Puls da war. Ich fühlte an ihrem Hals. Legte meinen Kopf auf ihre Brust, die mir warm vorkam. Ich hörte ihr Herz nicht schlagen. Mit einem Sprung war ich über ihr, begann Wiederbelebungsmaßnahmen. Verzweifeltes Zählen verdrängte vernünftige Gedanken. Mein Mund legte sich auf ihren im Versuch sie zu beatmen. Schließlich sank mein Kopf neben ihren auf das Kissen, ich rang nach Luft. Womöglich hatte ich nicht genug gepumpt, überlegte ich. Wie sollte ich sie zum Leben erwecken, meine Mittel waren erschöpft.

Ich rief den Arzt.
Bis er kam, saß ich auf der Treppe. Vielleicht sollte ich noch einmal nachsehen, was passiert war. Ich stemmte mich auf den Knien ab, kam mir schwer vor. Das hinderte mich daran aufzustehen und mich davon zu überzeugen, dass sie tot war.
Ich sah einen Mann auf der Straße stehen, dachte es wäre Tobi. Wahrscheinlich hatte er sich nach meiner Szene heute früh Gedanken und auf den Weg zu unserem Haus gemacht. Ich stand auf und ging zu ihm. Im ersten Moment hatte der Mann wie Tobi ausgesehen. Er reckte genauso den Kopf nach vorne, wie Tobi es tat.
Dieser Mann war mir fremd.
Ich sprach ihn an. Es stellte sich heraus, dass er Arzt war. Er hatte die Vertretung für Theklas Arzt übernommen. Gemeinsam stiegen wir die Treppen bis hinauf.
Er nahm seine Untersuchungen vor, hörte in das Stethoskop, das er auf ihre Brust gesetzt hatte. Den Kopf schüttelnd sah er mich an.
„Sie ist tot.“, stellte er fest und zog die Decke bis an ihr Kinn.
Thekla lag wie aufgebahrt.


Nina, wenn ich darüber nachdenke, was ich gerade gelesen habe, kommen mir deine Kritkpunkte zum Teil herbeigezogen vor. So weit meine fünf Cent. Voilá.

LG Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag31.01.2015 22:43

von Nina
Antworten mit Zitat

Hallo Mardii,

nee, da war nichts herbeigezogen, sondern ist die Wiedergabe meines Leseeindrucks. Wenn ein paar brauchbare Hinweise dabei waren, ist es prima. Bin gespannt, auf weitere Feedbacks hier.

LG
Nina


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag08.02.2015 15:10
Re: Ein Haus fällt
von Malaga
Antworten mit Zitat

Hallo Mardii,

hier meinen sonntäglichen Senf dazu:

Ich lese hier über eine Frau, für die der Abbruch des Hauses, in dem sie früher wohnte, zugleich ein Aufbrch der Erinnerung an eine Frau, Thekla, bedeutet, damit die Erinnerung an eine emotionale Bindung, die nicht genau benannt wird, zeitweilig tauchen Assoziationen an eine wenigstens anstzweise lesbische Beziehung auf (dies wird unterstützt durch die Bestäubungsmetaphorik, falls es metaphorisch gemeint war, sowie durch das Auftauchen Toby(i)s als Beender der Nähe zwischen den beiden Frauen.)
Andererseits ist da auch die Assoziation: Thekla als alte vereinsamende Frau mit nicht näher bestimmter, auf jden Fall aber intensiver Beziehung zur Prota.
Thekla wurde krank, eine schleichende Erkrankung, um die die Prota wusste, sie aber nicht wahrhaben wollte.
Hier liegt ihre Schuld, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie hätte früher reagieren, eingreifen müssen. Und hier liegt nach meiner Lesart der Fokus der Geschichte.
Ihr Handeln in der letzten Lebensphase zeigt ihre Ambivalenzen. Sich kümmern, aber doch nicht genug. Ihr Schmerzmittel geben (Überdosis, sagtest Du, stand aber so nicht im Text???), sie aber doch nicht sterben lassen wollen (Wiederbelebungsversuche).
Ambivalenz auch angesichts des Abriss des Hauses(Ua, was für ein Genitivmonster): Prota will sich dem nicht nähern, (Umweg zur Schule), kann dann aber doch nicht der Anziehung widerstehen und geht hin.

Zur Neufassung (habe nicht detailgenau verglichen):
Der Mittelteil, da sie im Pflegeheim arbeitet, zeigt das Hin-und Hergerissensein Protas gut.
Der letzte Teil, Erinnerung an das Sterben; Arzt: Hier finde ich die Verwenung der grammatischen Zeiten verwirrend. Man kriegt das als Leser zwar auf die Reihe, Du könntest es ihm aber einfacher machen.
Zum Anfang: Ich denk, mit einigen wenigen sprachlichen Änderungen wäre da Setting hier klarer.
Insgesmt würde ich, das, was ich hier ls Fokus lese, nämlich die Beziehung und die Schuldgefühle, stärker herausrbeiten.
(Aber gut, das sind immer diese Grundsstzdinger: der eine Leser will es deutlicher haben, der andere nur angedeutet. Und letztlich kann man es nicht allen recht machen).
Nebensache: Das Bild eines Pflegeheims, da die Bewohner träumend herum liegen, ist nicht ganz realitätsgetreu, möchte ich mal behaupten.

So, ich krieg die Ztate nicht an die richtige Stelle, deshslb kommen sie extra.
Und die Tippfehler hier sind meinem Labtop, diesem widerlichen Buchstabenschlucker geschuldet!

Viele Grüße
Malaga
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag08.02.2015 15:25

von Malaga
Antworten mit Zitat

Zitat:
Tobi hier würde ich mein Mann sagen und später deb Namen nennen hatte mir vom Abriss des Hauses Brüdergasse erzählt. Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. Deshalb bat ich meinen Mann Tobi Maja ebenso: zuerst: unsere Tochterspäter den Namen Maja zur Schule zu bringen, da der Schulweg daran vorbeiführte . Doch Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach. nahm aber einen Umweg
Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
„Dort staubt es so. sagte ich Das Haus wird gerade abgerissen.“

Das kann man bestimmt eleganter ändern, als ich es hier gemacht habe, nur, damit Du weißt, worum es mir geht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag08.02.2015 15:32

von Malaga
Antworten mit Zitat

Zitat:
Das Abbruchgeröll unter meinen Füßen war nicht so unsicher, wie es ausgesehen hatte und schnell war ich bei der Treppe, stieg hinauf.
Meine Wohnung schien ganz unberührt. Ich ging hinein, blieb vor dem Spiegel hinter der Tür in der Diele stehen.

Thekla würde sterben müssen, sagte ihr Arzt zu mir, als ich aus ihrem Zimmer gekommen war. Sie hatte bis zuletzt gewartet und alle Zeichen ignoriert.
Ich setzte mich auf mein Sofa und lauschte trotz des Absatzes war ich hier verwirrt, ob sie sich jetzt im abrisshaus auf das Sofa setzt oder ob wir uns im Früher befinden. Dasurde dann zwar klar, ließ mich aber doch stolpern., lauschte hinauf in die Richtung, wo ich ihr Bett vermutete. So mochte ich nicht an sie denken
.

Soviel für heute!
Schönen Sonntag!
Malaga
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag08.02.2015 16:45

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Malaga,

danke dir sehr für deine aussagekräftige Rückmeldung, ich denke, wenn ich nochmal ans Überarbeiten gehe, wird davon eine Menge einfließen.

Zuerst zu deiner Interpretation:

Malaga hat Folgendes geschrieben:
Ich lese hier über eine Frau, für die der Abbruch des Hauses, in dem sie früher wohnte, zugleich ein Aufbrch der Erinnerung an eine Frau, Thekla, bedeutet, damit die Erinnerung an eine emotionale Bindung, die nicht genau benannt wird, zeitweilig tauchen Assoziationen an eine wenigstens anstzweise lesbische Beziehung auf (dies wird unterstützt durch die Bestäubungsmetaphorik, falls es metaphorisch gemeint war, sowie durch das Auftauchen Toby(i)s als Beender der Nähe zwischen den beiden Frauen.)
Andererseits ist da auch die Assoziation: Thekla als alte vereinsamende Frau mit nicht näher bestimmter, auf jden Fall aber intensiver Beziehung zur Prota.


Die emotionale Bindung besteht in der Annäherung Theklas und die verhaltene Reaktion der Prota darauf. In ihrer Erinnerung hatte sie versucht zu verdrängen, was sie mit dem Haus verband. Ich dachte an einen fließenden Übergang der Gegenseitigkeit der Beziehung, die durch das Auftauchen Tobis beendet wurde. Das Haus steht für zwei Lebensphasen, die ineinander übergehen und mit denen die Prota nicht ins Reine kommt. Da sind Kapitel, die noch nicht abgeschlossen und sie hat das Gefühl, etwas verbergen zu müssen. So ist sie gegenüber ihrer Tochter stellvertretend für ihren Mann, gehemmt sich dazu zu äußern.
Malaga hat Folgendes geschrieben:

Thekla wurde krank, eine schleichende Erkrankung, um die die Prota wusste, sie aber nicht wahrhaben wollte.
Hier liegt ihre Schuld, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie hätte früher reagieren, eingreifen müssen. Und hier liegt nach meiner Lesart der Fokus der Geschichte.
Ihr Handeln in der letzten Lebensphase zeigt ihre Ambivalenzen. Sich kümmern, aber doch nicht genug. Ihr Schmerzmittel geben (Überdosis, sagtest Du, stand aber so nicht im Text???), sie aber doch nicht sterben lassen wollen (Wiederbelebungsversuche).
Ambivalenz auch angesichts des Abriss des Hauses(Ua, was für ein Genitivmonster): Prota will sich dem nicht nähern, (Umweg zur Schule), kann dann aber doch nicht der Anziehung widerstehen und geht hin.


Die Prota sieht ihre Schuld darin, dass sie die Krankheit aufgrund ihrer fachlichen Vorbildung erkannt, aber nicht zugegeben hat. Vielleicht war ein Motiv dafür mangelndes Vertrauen zu Thekla und Angst vor der Wahrheit. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten: Thekla hat selbst gewusst woran sie erkrankte und wollte von der Freundin eine Bestätigung. Eine andere: sie wusste es nicht und wurde um die Antwort betrogen.

 
Malaga hat Folgendes geschrieben:

Zur Neufassung (habe nicht detailgenau verglichen):
Der Mittelteil, da sie im Pflegeheim arbeitet, zeigt das Hin-und Hergerissensein Protas gut.
Der letzte Teil, Erinnerung an das Sterben; Arzt: Hier finde ich die Verwenung der grammatischen Zeiten verwirrend. Man kriegt das als Leser zwar auf die Reihe, Du könntest es ihm aber einfacher machen.
Zum Anfang: Ich denk, mit einigen wenigen sprachlichen Änderungen wäre da Setting hier klarer.
Insgesmt würde ich, das, was ich hier ls Fokus lese, nämlich die Beziehung und die Schuldgefühle, stärker herausrbeiten.
(Aber gut, das sind immer diese Grundsstzdinger: der eine Leser will es deutlicher haben, der andere nur angedeutet. Und letztlich kann man es nicht allen recht machen).
Nebensache: Das Bild eines Pflegeheims, da die Bewohner träumend herum liegen, ist nicht ganz realitätsgetreu, möchte ich mal behaupten.


In der Neufassung habe ich versucht, das was vorher knapp angedeutet wird, mehr zu beleuchten. So kommt auch ihr Konflikt zwischen ihrem beruflichen Gewissen und dem freundschaftlichen Gewissen gegenüber der Freundin mehr zum Ausdruck. Vielleicht hätte ich hier auch mehr die Anwesenheit Tobis ausspielen sollen. Was im Hintergrund eine Rolle spielt und den Konflikt noch drastischer macht.
Die Zeiten sind ziemlich unklar, das stimmt. Muss mehr PQP zum Einsatz kommen.

Malaga hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Tobi hier würde ich mein Mann sagen und später deb Namen nennen hatte mir vom Abriss des Hauses Brüdergasse erzählt. Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. Deshalb bat ich meinen Mann Tobi Maja ebenso: zuerst: unsere Tochterspäter den Namen Maja zur Schule zu bringen, da der Schulweg daran vorbeiführte . Doch Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach. nahm aber einen Umweg
Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
„Dort staubt es so. sagte ich Das Haus wird gerade abgerissen.“


Mit der Frage, was zuerst, der Name oder die Funktion in der Beziehung zur Prota tue ich mich schwer. Ich neige dazu, die Namen zuerst zu nennen, um zu zeigen, wie wichtig die Person für die Prota ist. Kann man so oder so sehen.
Malaga hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Das Abbruchgeröll unter meinen Füßen war nicht so unsicher, wie es ausgesehen hatte und schnell war ich bei der Treppe, stieg hinauf.
Meine Wohnung schien ganz unberührt. Ich ging hinein, blieb vor dem Spiegel hinter der Tür in der Diele stehen.

Thekla würde sterben müssen, sagte ihr Arzt zu mir, als ich aus ihrem Zimmer gekommen war. Sie hatte bis zuletzt gewartet und alle Zeichen ignoriert.
Ich setzte mich auf mein Sofa und lauschte trotz des Absatzes war ich hier verwirrt, ob sie sich jetzt im abrisshaus auf das Sofa setzt oder ob wir uns im Früher befinden. Dasurde dann zwar klar, ließ mich aber doch stolpern., lauschte hinauf in die Richtung, wo ich ihr Bett vermutete. So mochte ich nicht an sie denken


Die zeitliche Verwirrung war hier Absicht. Einmal wollte ich das Wiedererleben der Situation darstellen, zum Zweiten ging es mir um die Überlagerung von der Wirklichkeit der Erinnerung mit dem was die Phantasie dazu tut. Darum habe ich das Erkennen des Arztes und die Verwechslung mit Tobi an den Schluss gesetzt. Und auch aus dem Grund, weil Tobi da schon eine Rolle spielte.

Kompliziert, hm. Ich hoffe trotzdem, ich konnte einige Fragen beantworten. Vielen Dank dir und ebenfalls einen schönen Sonntag.

LG Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag08.02.2015 23:01

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Hallo Mardii,

ich mochte ja deinen Text in der Erstfassung sehr.
Und mag diese immer noch mehr als die Neufassung, weil sie unvermittelter auf mich wirkt, authentischer.

In der Neufassung erklärst du mehr, wenn auch nicht alles. Aber du hast irgendwie halt nun eine eher konventionelle Geschichte daraus gemacht.

Ganz am Anfang zum Beispiel hast du das hinzugefügt.

"Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. Deshalb bat ich meinen Mann Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach."

Ich hätte mir vorstellen können, das du eher so anfängst (mit etwas weglassen) also:

"Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
Ich sagte: „Dort staubt es so. Das Haus wird heute abgerissen.“ "
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag09.02.2015 18:15

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo first,

danke dir sehr für deine Rückmeldung.

ich mochte ja deinen Text in der Erstfassung sehr.
Und mag diese immer noch mehr als die Neufassung, weil sie unvermittelter auf mich wirkt, authentischer.

In der Neufassung erklärst du mehr, wenn auch nicht alles. Aber du hast irgendwie halt nun eine eher konventionelle Geschichte daraus gemacht.


Ja, die erste Fassung ist das unmittelbar Geschriebene, mit Ausnahme des ersten Abschnitts. Den Rest schrieb ich nach ein paar Tagen. Das Authentische daran liegt auf der Hand und wenn du es lieber magst, dann ist es gut.

Ganz am Anfang zum Beispiel hast du das hinzugefügt.

"Lange hatten wir dort gewohnt, waren als kleine Familie zusammengewachsen. Ich wollte nicht vorbeigehen, während es unter Ächzen zu Bruch ginge. Deshalb bat ich meinen Mann Maja zur Schule zu bringen. Er bestand darauf, dass er nur noch wenig Zeit hätte und schließlich gab ich den Tränen nahe nach."

Ich hätte mir vorstellen können, das du eher so anfängst (mit etwas weglassen) also:

"Meine Tochter zog mich am Arm, fragte: „Warum müssen wir heute hier `langgehen?“
Ich sagte: „Dort staubt es so. Das Haus wird heute abgerissen.“


Das kann man so machen, die Information über Tobi später einfließen lassen. Würde den Text um einiges kürzer machen, aber noch im erträglichen Maße.

LG Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 2 von 2 Gehe zu Seite Zurück  1, 2

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 11/2014
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Ein freundliches "Hallo" ...
von Mademoiselle_Mel
Mademoiselle_Mel Roter Teppich & Check-In 2 26.04.2024 11:58 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Ein freundliches Hallo einer Hufflepuff!
von Elli.Evans
Elli.Evans Roter Teppich & Check-In 5 25.04.2024 20:24 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Stricken ist so ein schönes Hobby
von Inkognito
Inkognito Trash 1 24.04.2024 19:11 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Eine Frau wie ich hat immer ein Gehei...
von Hera Klit
Hera Klit Feedback 0 23.04.2024 09:26 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Nach Vertragsabschluss wird der Verla...
von Mion
Mion Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 34 22.04.2024 12:05 Letzten Beitrag anzeigen

BuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchBuchBuch

von fancy

von Valerie J. Long

von JGuy

von Enfant Terrible

von Enfant Terrible

von Ralphie

von Nordlicht

von Nayeli Irkalla

von BiancaW.

von Leveret Pale

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!