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[KGe]Mimas Teil 2 "Er"


 
 
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princess of night
Geschlecht:weiblichCaitiff

Alter: 60
Beiträge: 855
Wohnort: Planet Erde


Beitrag22.10.2007 08:21
[KGe]Mimas Teil 2 "Er"
von princess of night
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Verdammter Nebel“

Sam wickelte sich dichter in die alte Decke, die seinem verkrüppelten Körper etwas Wärme geben sollte. Der verdammte Nebel hatte schon wieder alles durchnässt. Immerhin schien er aber auch dem Müllberg, der sich nur weniger Meter weiter befand, etwas von seinem Gestank zu nehmen.

Er hasste die Menschen schon lange nicht mehr. Nein, er verachtete sie einfach nur noch.

Obwohl ihn im Moment wesentlich mehr störte das alles nach Blei zu stinken schien.

Sein Blick glitt wieder in Richtung Hauptstrasse. Auf die gut vier Meter davon die er sehen konnte, wenn er aus seiner Gasse blickte. Oft verlies er die Gasse nicht mehr.

Die Menschen da draußen wollten nichts mit einem entstellten Krüppel wie ihm zu tun haben. Und er wollte nichts mit diesem Seelenkrüppeln dort draußen zu tun haben.

Sie dachten alle nur an Profit, Geld, Macht, Erfolg. Es gab auch noch mehr im Leben als das.
Freie Entfaltung. Einfach das Leben genießen, einen Sonnenuntergang beobachten oder das Meer sehen.

Wieder blickte er zur Hauptstrasse. Früher war er selbst dort vorbeigeeilt. Hatte selbst die Penner in den Gassen nicht beachtet. Bis auf dieses eine mal. Da hatte er aus einer Gasse ein Jaulen gehört. Warum, zum Teufel hatte er nur darauf geachtet. Er hatte in das Halbdunkel der Gasse gespäht, gelauscht. Was war da?Neugier hatte ihn getrieben nachzusehen.

Verdammt auch. War das damals das Dümmste gewesen, das er je in seinem Leben getan hatte? Oder war es, wie er heute manchmal dachte, einfach eine Art Gerechtigkeit, die ihn ereilt hatte?

Er hustete und spuckte aus. Erneut ging sein Blick in Richtung Hauptstrasse.

Irgendwann hatte er dann die Gasse betreten, das Jaulen war ein wenig lauter geworden. Aus einem Müllhaufen. Ein Berg von Wohlstandsmüll. Wohlstandsmüll wie auch er ihn produzierte. Angeekelt hatte er sich schon abwenden wollen. Aber das Jaulen war lauter, klagender geworden. Ein kurzer Blick auf seine italienischen Designerschuhe. Die waren sowieso schon versaut. Ein prüfender Blick auf den Müllhaufen. Hatte sich da nicht etwas bewegt?

Wie wohl sein Leben verlaufen wäre, wenn er in diesem Moment die Gasse wieder verlassen hätte? Schon oft hatte er darüber spekuliert. Aber er war nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen.

Es hatte ausgesehen als ob sich ein kleines Tier versuchte aus dem Müll zu befreien. Eine Ratte? Nein, wohl kaum. Zum einen wurden diese Straßenratten so groß wie junge Hunde und zum anderen jaulten die auch nicht.

Am Eingang seiner Gasse blieb eine Frau stehen. Ausgebleichte Jeans und eine alte Strickjacke. Gehörte nicht gerade zur Upper-Class dachte Sam. Sie schien zu lauschen.

So wie er damals gelauscht hatte. Dann hatte er sich entschieden und trat auf den Müllhaufen zu. Er schob, immer noch angeekelt eine Tüte, in der etwas Matschiges war mit dem Fuß zur Seite. Ein alte Zeitung. „ Touchdown Rekord für Joe Montana „ lautete die Schlagzeile. Schien schon länger hier zu liegen dachte er. Die Zeitung bewegte sich.

Die Frau trat in die Gasse. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Kein Wunder. Sam gehörte zu den Menschen die es schaffen mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Vielleicht lag es auch daran das die Menschen jemanden wie ihn nicht sehen wollten. Die Frau betrachtete eingehend einen Müllhaufen.

Mit einem Mal rutschte die Zeitung zur Seite. Darunter saß eine Katze. Oder zumindest so etwas Ähnliches. Sie war wohl krank. Mitleid regte sich in Sam. Das Wesen sah ihn mit großen Augen an und jaulte erneut. Er streckte die Hand aus…..

Mrs. Jeans und Strickjacke wühlte tatsächlich im Müll. „Na? Wer oder was bist Du denn ?“ hörte Sam sie sagen. Sie sagte noch mehr, aber das ging im Verkehrslärm unter.

…als er sich nach unten beugte um die Katze zu streicheln schien diese sich zu verwandeln. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wurde aus ängstlich und mitleiderregend etwas das nur aus Krallen und Zähnen zu bestehen schien.

Die Frau richtete sich wieder auf. Sie hatte irgend etwas in der Hand und schob es in Ihre Jacke. Dann verließ sie die Gasse.

Die Krallen und Zähne hatten ihn ein Auge und das halbe Gesicht gekostet. Eine Hand war nur noch ein Stumpf und die Sehnen und Bänder in seinen Beinen waren so kaputt das er nicht mehr richtig gehen konnte. Als er Monate später aus dem Krankenhaus entlassen wurde war sein Leben ein anderes gewesen… er hatte nie wieder Fuß gefasst.

Er wickelte sich die alte Decke enger um den Körper. Verdammter Nebel.



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Locard
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 36
Beiträge: 696
Wohnort: Münster


Beitrag22.10.2007 21:30

von Locard
Antworten mit Zitat

Einen wunderschönen guten Abend wink

Liebe Pon,

als ich das Ende deiner geschichte gelesen hab, kam mir sofort eine Aossoziation in den Sinn: die Struktur eines Dramas nach Gustav Freytag. Ich weiß nicht, wie alt du bist, oder ob du jemals schon etwas von diesem Model gehört hast. Trotzdem - oder gerade deshalb - werde ich damit meinen Kommentar fortsetzen wink
Der Aufbau deines Textes weist wirklich Ähnlichkeiten mit dem Pyramidenmodel nach Freytag auf. Du hast eine Exposition, also eine Einleitung. Du stellst dort den Protagonisten vor und gibst Hinweise auf seine Situation, den beginnenden Konflikt. Im zweiten Schritt, der steigenden Handlung, wächst auch die Spannung in deiner Geschichte. Du verwebst geschickt die Gefühle des Mannes mit seinem Hintergrund. Jede Unterbrechung des Flashbacks zerreißt den Leser innerlich! Was passiert denn jetzt weiter?! Na los! Sag's uns! Das hast du wirklich gut gemacht. Schließlich endet der Spannungsbogen in einem Höhepunkt und es kommt die grauenvolle Wahrheit ans Licht. Jetzt geht es nur weiter bergab und die Spannung verebbt so langsam - bis hin zur Katastrophe. Hier bringst du die - meiner Meinung nach - übertriebenen Verletzungen. Sie wirken zu skuril, zu extrem, als dass sie wahr sein könnten. Das nimmt etwas authenzität des Charakters. Es wirkt absurd und unrealistisch. Ich war mit dem Ende nicht sonderlich zu frieden.
Zu deinem Stil kann ich folgendes sagen: manchmal wirkt er ein wenig abgehackt und holprig. Teilweise kommen auch unglückliche Formulierungen hinzu. Darf ich fragen, wie oft du dir den Text angeschaut und überarbeitet hast? In wie weit triebt dich der Zwang zur Perfektion zur Ausbesserung? Oder überwältigte dich das Verlangen nach Kommentaren?
Für mich liegt der Sinn in der Kurzgeschichte darin, dass du auf die Oberflächlichkeit der Gesellschaft aufmerkasam machen willst. Wir als Gemeinschaft, als Gesellschaft, kümmern uns mehr ums Aussehen als um die inneren Werte. Liege ich damit richtig? Ich kann auch noch nicht so den Titel auf die Geschichte beziehen. Normalerweise sollten Titel und Punchline (meist der letzte Satz, durch dem die Schuppen von den Augen des Lesers fallen sollen) einher gehen. Sie sollen eine Symbiose eingehen, sich ergänzen und den Leser die Augen für den Sinn eröffnen. Zumindest in der Theorie wink
Nichtsdestotrotz fande ich die Geschichte ansprechend und ganz gut - zwar noch überarbeitungsfähig, aber trotzdem bietet sie einen Ansatz auf den man aufbauen kann, auf den du aufbauen kannst.


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princess of night
Geschlecht:weiblichCaitiff

Alter: 60
Beiträge: 855
Wohnort: Planet Erde


Beitrag22.10.2007 21:54

von princess of night
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo locard.
vielen dank für deinen kommentar:-)irgendwie komme ich mir ja schon ein wenig ertappt vor.
ja ich habe den text einige male überarbeitet..
in der hoffnung das er das optimum wird
dennoch muss ich noch anmerken dass ja unbedingt der erste teil der story,nämlich Mimas Teil 1.."sie" dazugehört um vielleicht diesen teil besser zu verstehen.
der sinn dieser geschichte ist das was du auch draus erlesen hast, die oberflächlichkeit. aber auch der umgang mit dingen die kein wissenschaftler erklären kann oder auch die menschen an sich nicht glauben können.
und auch sich nicht vorstellen können.
mein geholpere war ja schon des öfteren mein problem aber ich werde weiterhin dran arbeiten:-)
ich hoffe nicht zu verbissen..
LG
Princess


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