Wertes Publikum

[Antonymus]

Am Pult, stehe ich, lege die Brille beiseite und schaue sie an. Geräusche verebben, bis auf einzelne Klang-Kleckse, im Saal wird es ruhig und alle starren mich an. Bleibe gelassen, rede ich mir zu. Die da, sie, kochen auch nur mit Wasser, sie werden verstehen, wenn die Sätze holprig durch den Saal stolpern. Nur zu, hab Mut. Die Audienz, der Applaus ist kein Beweis nur ein Hinweis. Du wirst schon sehen. Alles wird gut.

Ich lege das Manuskript beiseite, denn die Blätter sind leer. Eine Täuschung, denn mit Verlaub, wer braucht schon Prosa. Ein Test? Nein, ein Fest und allmählich spüre ich, wie die Hemmung weicht. Darf man hier auf offener Bühne rauchen?

So viele Menschen und hier nur ich. Je länger ich schweigend mit den Augen durch die Menge taste, je durchsichtiger wird mein Verstand. Mein Verlangen schwindet, und ich fühle endlich die mir so vertraute Stille, wie das knistern eines trockenen Blattes im Laub.

Hört, rufe ich plötzlich, mit einer Wucht in den großen hinter Köpfen verstaubten Raum. Ich lasse den Befehl lange im Saal schwingen, und um die Spannung zu steigern füge ich nichts an, sondern lache. Laut und ungeniert.

Hört, sage ich nochmals. Hört, hört, liebe Freunde, heute war ein guter Tag und damit dies so bleibt, gehe ich nun heim. Nach Hause. Schlafen. Auf eine gute Nacht!

Der Vorhang fällt und hinter der Bühne verspüre ich eine zarte Stimme. Sie ist es, die mich packt, die mich ergreift und manchmal in den Abgrund reist. Dies tiefe Verlangen nach Wahrheit und Licht, ein Spiel, mit Witz. Hinter mir schließt die Tür und ich gehe Hand in Hand ins Abenteuerland mit meiner Prosa.

Aber ja doch. Klar. Wir unterhalten uns prächtig, während uns die Dunkelheit begleitet und Stimmung verbreitet. Bei nächster Gelegenheit werde ich wieder berichten, wie es ist und immer war.

[Nina]

Hallo Anton,

ich freue mich, dass Du Dich nun doch entschieden hast, etwas von Deinem literarischen Schaffen hier im Forum zu veröffentlichen.

Mir gefällt Dein kleiner Ausflug sehr. Ich mag die Sprache, meint hier: den Stil, die Art und Weise, wie Du die Szenerie aufbaust und innere Monologe / Dialoge führst. Mich erreicht eine angenehme Ruhe, ein Stück Frieden sozusagen, beim Lesen, das, was der Ich-Erzähler empfindet, vermittelt, tritt in einen Dialog mit mir als Leserin. Ich würde gern mehr davon lesen, teilhaben an der "Reise". Gefällt mir sehr. Vielen Dank für diese Kostprobe!

LG
Nina

[Antonymus]

Danke

[Haruki Okada]

Hallo Antonymus,

ist originell. Gefällt mir. Du verfügst offensichtlich über einen etwas schrägen Humor und einen ganz eigenen Stil. Lässt sich gut lesen.


Gruß

Haruki

[kskreativ]

[Jack Burns]

Hallo Antonymus

Dein eigenwilliger Stil, diese dezente Ironie, gefallen mir außerordentlich.
Es gelang mir sogar, über das PUR Zitat hinweg zu sehen. (Oder hab ich die Ironie nicht verstanden?)
Ich hoffe, noch mehr von Dir lesen zu können.

Grüße
Martin

[Merope]

Gefällt mir - von der Stimmung und dem Erleben.

Ein paar Korrekturvorschläge:

[Sun Wukong]

[Antonymus]

Danke für das tolle Feedback.
Pur Zitat? 'Abenteuerland', habe ich irgend woher, die Buchstaben, die ich davor und danach aneinander reihte, spuckte meine Hirnrinde aus. Werde sie später zum Rapport zitieren.

Bleibt unanständig.

[Antonymus]

[blacklabel]

Moin,

Ich finde es gut! Nur die ersten Sätze lesen sich aufgrund der seltsamen Satzstruktur etwas holprig. Da aber genau diese Sätze zum weiterlesen anregen sollten, würde ich vllcht eine etwas gängigere Satzkonstruktion wählen.

Also statt: "Am Pult, stehe ich, lege die Brille beiseite und schaue sie an. Geräusche verebben, bis auf einzelne Klang-Kleckse, im Saal wird es ruhig und alle starren mich an."

Eher (nur ein Vorschlag):
"Ich stehe am Pult, lege die Brille beiseite und schaue sie an. Geräusche verebben bis auf einzelne Klang-Kleckse ("Klangkleckse" würde ich ersetzen), im Saal wird es ruhig und alle starren mich an."

Ansonsten aber gut zu lesen.

lg

[Antonymus]

@blacklabel

Vielen Dank für das Feedback