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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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31.10.2013 15:13 Ich sagte ihm, von Merope
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Ich sagte ihm,
...dass ich jede Nacht von sechs bis sieben an diesem Tische säße,
...dass ich mit Kerzenruß seinen Namen auf die hölzerne Tischplatte schriebe,
...dass das heimlich eingeritzte Herz mit unseren Initialen noch sichtbar wäre,
...dass der Fliederstrauch bald blühen würde, von dem er mir den Strauß geschnitten hatte,
...dass mein Herz schmerzte, wenn ich die stumme Tür aufschloss.
All das und noch mehr
sagte ich ihm
und
legte die weiße Rose
auf den kalten, schwarzen Marmor.
Weitere Werke von Merope:
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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31.10.2013 15:32 aw:Ichsagteihm von lilli.vostry
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Hallo Merope,
die Zeilen gehen mir nahe, lesen sich wie ein Zwiegespräch mit einem geliebten Menschen, den LI verloren hat. Sie erinnert sich an die gemeinsame Zeit mit ihm, sieht die Dinge die geblieben sind wie der mit Kerzenruß geschriebene Name und die eingeritzten Herzen...
Diese gefühlvollen Bilder gefallen mir, doch durch die Häufung solch großer klischeehaft wirkende Worte (wie Fliederstrauß, stummer Schmerz in der Tür...) verlieren die Zeilen auch an Kraft und Intensität, wirken ungewollt beliebig. Da würde ich ansetzen, evt. straffen oder andere greifbarere Bilder wählen.
Der Zeilenaufbau in dieser Form, erst lang ausgeschrieben, und dann mit Zeilenumbruch, erschließt sich mir auch nicht recht.
Es wirkt so mehr wie ein lyrischer Prosatext als ein Gedicht.
Würde mich interessieren, warum Du gerade diese Form gewählt hast.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Vincent Vice. Eselsohr
Alter: 33 Beiträge: 428 Wohnort: Heute
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31.10.2013 15:43
von Vincent Vice.
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Hallo Merope,
eine schöne/ traurige Idee steckt hinter deinem Text.
Dies ist auch die Art von Lyrik, welche mir thematisch gefällt.
Aber der gewollte Effekt tritt bei mir am Schluss nicht so richtig ein.
Ich fühle nicht die Trauer und den Verlust des LI nach.
Ich kann sie zwar verstehen, aber nicht nachvollziehen.
Woran liegt das?
Ich habe deinen Text ein paar Mal gelesen und mir überlegt, wie ich das begründen kann.
Ich weiß nicht, ob ich den Kern treffe, aber ich versuchs mal :
Der erste Teil beschäftigt sich mit Tätigkeiten. Oder Fakten. Aber mir fehlen die Gefühle. Es ist kalr, dass es eine starke Bindung gegeben haben musste, wenn sich das LI so verhält, doch ich persönlich hätte das lieber auf direkter Gefühlsebene gelesen.
Die Zeile mit dem Fliederstrauch stört mich ein Wenig im Lesefluss.
Die letzte Zeile des ersten Teils finde ich übrigens großartig.
Aber ich hätte mich für "stummen Raum" anstatt "stummer Tür" entschieden. Denn die Geräusche kamen früher ja aus dem Zimmer, nicht aus der Tür. Oder alternativ "das stumme Haus".
Dann am Schluss: Der schwarze Mamor. Schön, finde ich.
Direkt ausgesprochen, ohne es zu sagen.
Aber leider kein Twist.
Der erste Teil lässt schon den Ausgang des Textes vermuten.
Vielleicht wäre es eine Idee zu Beginn einfach nur schöne Erinnerungen aufzuzählen und eine fröhliche Stimmung zu erzeugen.
Dann rechnet man nicht wirklich mit dem Ausgang des zweiten Teils und es trifft den Leser (zumindest mich) härter, weil eben niemand mit dieser Wendung gerechnet hätte.
Wenn du keinen Twist haben willst, würde ich mir evtl. überlegen, den zweiten Teil wegzulassen, da er den Text für mich zu einfach macht und dem Leser die Möglichkeit nimmt darüber nachzudenken.
Das waren einfach mal ein paar Gedanken zu deinem tollen Text, der in meinen Augen aber noch mehr Potenzial versteckt, als er bisher zeigt.
LG W
_________________ Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer. |
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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01.11.2013 11:05 Re: aw:Ichsagteihm von Merope
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Dank für Eure konstruktive Resonanz.
Das Wort 'Resonanz' deswegen, weil ich überlegt hatte, ob ich diese (vor vielen Jahren geschriebene) Zeilen hier einstellen soll:
- weil es irgendwo zwischen Lyrik und Prosa steht
- weil wahrscheinlich einige es als zu pathetisch erachten.
Daher freut es mich, dass es Euch beide auf irgendeine Weise bewegt bzw. angesprochen hat.
lilli.vostry hat Folgendes geschrieben: | die Zeilen gehen mir nahe, lesen sich wie ein Zwiegespräch mit einem geliebten Menschen, den LI verloren hat. ...
Diese gefühlvollen Bilder gefallen mir, doch durch die Häufung solch großer klischeehaft wirkende Worte (wie Fliederstrauß, stummer Schmerz in der Tür...) verlieren die Zeilen auch an Kraft und Intensität, wirken ungewollt beliebig. Da würde ich ansetzen, evt. straffen oder andere greifbarere Bilder wählen.
Der Zeilenaufbau in dieser Form...
Würde mich interessieren, warum Du gerade diese Form gewählt hast. |
Die Form: die fühlte sich damals richtig an. Würde ich sie heute noch einmal so schreiben? Ich werde darüber nachdenken.
Auch der Hinweis etwas zu straffen ist nicht unberechtigt.
Vincent Vice. hat Folgendes geschrieben: | Dies ist auch die Art von Lyrik, welche mir thematisch gefällt.
Aber der gewollte Effekt tritt bei mir am Schluss nicht so richtig ein.
Ich fühle nicht die Trauer und den Verlust des LI nach.
Ich kann sie zwar verstehen, aber nicht nachvollziehen.
...Aber mir fehlen die Gefühle....
Die Zeile mit dem Fliederstrauch stört mich ein Wenig im Lesefluss.
Die letzte Zeile des ersten Teils finde ich übrigens großartig.
...Dann am Schluss: Der schwarze Mamor. Schön, finde ich.
...Aber leider kein Twist. Der erste Teil lässt schon den Ausgang des Textes vermuten...
Wenn du keinen Twist haben willst, würde ich mir evtl. überlegen, den zweiten Teil wegzulassen, da er den Text für mich zu einfach macht und dem Leser die Möglichkeit nimmt darüber nachzudenken. |
Die Gefühle, die Dir fehlen...vielleicht ist das Teil der Versteinerung, die der Verlust mit sich brachte?
Was Twist oder weglassen angeht: durch ihre Bewegung (sie legt die Rose) bricht sie die Statik. Vielleicht kann sie danach anfangen zu weinen.
Aber ich danke Euch für Eure Ideen. Ich mag diesen Text. Mal sehen, ob ich eine aktuelle Version davon schreiben möchte.
Merope
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Alaris Gänsefüßchen
A
Beiträge: 20 Wohnort: Ruhrgebiet
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A 09.11.2013 16:34
von Alaris
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Das Gedicht hat mich berührt.
Gerade der Anfang, wo der LI noch mit dem geliebten Menschen spricht und das Ende, wo dessen Tod aufgezeigt wird, läßt es mich so auffassen, dass zwar der Mensch, nicht aber die Liebe des LI gestorben ist. Der LI lebt seine Liebe weiter und nährt diese von den Erinnerungen, u.a. auch an den Fliederbusch, den ich deshalb nicht als störend empfinde.
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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10.11.2013 07:52
von Merope
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Danke, Alaris, für Dein Feedback.
Schöne Grüße,
Merope
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Gast
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11.11.2013 11:40
von Gast
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Das Gedicht hat MICH nicht berührt.
Es erstickt den Gedanken an den geliebten Menschen in einer Form von Überzeichnung, dass diese Gedanken unwirklich und nicht ernst wirken.
Einem Menschen etwas zu hinterlassen, oder ihm etwas zu sagen ist ein Vorgang höchster Intimität, wenn es um diese Art der Thematik geht.
Es muss vermieden werden pathetisch zu schreiben.
MISTER
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Eulenbaum Klammeraffe
E
Beiträge: 867
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E 11.11.2013 17:15 Re: Ich sagte ihm, von Eulenbaum
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Hallo Merope,
den Anfang finde ich stimmig, der Schluß gefällt mir allerdings nicht, der paßt nicht dazu, dann wird es lapidar.
Das Schwebende würde ich beibehalten und einen offeneren Schluß wählen.
Und die Zeile mit dem "Herzen" würde ich ändern- das Herz müßte m.E. da raus.
Zitat: | Ich sagte ihm,
...dass ich jede Nacht von sechs bis sieben an diesem Tische säße,
...dass ich mit Kerzenruß seinen Namen auf die hölzerne Tischplatte schriebe,
[...]
...dass der Fliederstrauch bald blühen würde, von dem er mir den Strauß geschnitten hatte,
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Ich sagte es ihm-
und jetzt könnte "er" irgendwas machen. Als Antwort, Gegengewicht- aber ich würde keine Symbole wählen.
Es fehlt jetzt etwas Leichtes, das das andere trägt.
Gruß,
Eulenbaum
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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13.11.2013 12:37
von Merope
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@Eulenbaum:
Danke für die Beurteilung.
@Mister:
Was die höchste Intimität angeht, stimme ich Dir zu.
Was das Pathos angeht: das Wort kommt ja von Leiden, Leidenschaft - eine Situation auch starker Emotionen.
Für mich ist das mit der Situation stimmig.
Danke!
Merope
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