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Merope Klammeraffe
Beiträge: 716 Wohnort: Am Ende des Tals
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20.11.2015 16:41 Zu schnell von Merope
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Ein halbes Jahr ist’s her,
da feierten wir
zusammen.
Ein Vierteljahr ist’s her,
da hieß die Diagnose:
Krebs
Wenige Stunden ist’s her,
da ich von
deinem Tod erfuhr.
So schnell, das alles ging zu schnell,
für dich und deine Lieben.
Denn wir dachten, dass für uns
noch zwanzig, dreißig Jahre blieben.
Leben und Tod
so eng beieinander
Nichts ist sicher
Nur das Leben im Jetzt
Weitere Werke von Merope:
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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21.11.2015 07:16
von BlueNote
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Über so etwas kann man nicht ein so einfaches Gedicht schreiben. Es klingt wie eines jener Gedichtvorträge, die man gerne auf "runden" Geburtstagsfeiern zum Besten gibt (für dich und deine Lieben, dann das joviale "ist's her"). Die Form ist viel zu banal, um dem schwierigen Thema gerecht zu werden.
Die Schlusserkenntnis dagegen gefällt mir (zu welcher Erkenntnis sollte man auch sonst kommen). Wobei es das Wort "sicher" auch nicht wirklich trifft.
Für mich ist der Text alles andere als ein "Feedback"-Beitrag. Über die (zu hohe) Selbsteinschätzung der meisten Schreiber hier kann ich mich nur noch wundern.
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 716 Wohnort: Am Ende des Tals
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21.11.2015 17:28
von Merope
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BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Über so etwas kann man nicht ein so einfaches Gedicht schreiben...
Die Form ist viel zu banal, um dem schwierigen Thema gerecht zu werden.
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Gibt es tatsächlich jemanden, der entscheidet, wie man über den Tod schreibt - oder etwa zu schreiben hat? Etwa Du? Bist Du eigentlich Lehrer?
Ich zitiere mal Theodor Storm:
Zitat: | Die eigentliche Aufgabe des lyrischen Dichters besteht aber unserer Ansicht nach darin, eine Seelenstimmung derart im Gedichte festzuhalten, daß sie durch dasselbe bei dem empfänglichen Leser reproducirt wird, wobei freilich der Werth und die Wirkung des Gedichtes davon abhängen wird, daß sich die individuellste Darstellung mit dem allgemeingültigsten Inhalt zusammenfinde. Die besten lyrischen Gedichte sind daher auch immer unmittelbar aus der vom Leben gegebenen Situation herausgeschrieben worden ...
... denn bei einem lyrischen Gedichte muß nicht allein, wie im Uebrigen in der Poesie, das Leben, nein es muß geradezu das Erlebniß das Fundament desselben bilden. | Quelle: https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1854_storm.html
Mag sein, dass ich meine Seelenstimmung - denn exakt um diese ging es, um diese Ereignis, nicht um etwas Ausgedachtes, Konstruiertes, dem Leben Fernes! -, so eingefangen habe, dass sie nur auf sehr wenige empfängliche Leser trifft. Da bisher kein weiteres Feedback kam, kann ich dazu nichts sagen.
Was die Banalität betrifft: Nur wegen der Verwendung von geläufigen Wörtern und Bildern, die jedem vertraut und verständlich sind? Warum nicht Vertrautes mischen in das Bild, um die Überraschung über den plötzlichen Tod greifbar zu machen?
Die Erwartungen, die Du an Texte hast, decken sich meist nicht mit den meinen. Für das, was ich sende, bist Du nicht empfänglich, wie wir schon oft festgestellt haben.
Meine Zeilen, so kurz und einfach sie auch sind, waren dennoch wohlüberdacht.
Und der Feedback-Bereich ist sicher nicht nur für Texte und Gedichte gedacht, die nobelpreiswürdig sind. Denn dann wäre er ziemlich leer.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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21.11.2015 18:07
von BlueNote
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Ein Epitaph auf Büttenredeniveau finde ich schon arg daneben.
Zitat: |
Und der Feedback-Bereich ist sicher nicht nur für Texte und Gedichte gedacht, die nobelpreiswürdig sind.
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Ja, aber das hier
Zitat: |
Euer Text ist formvollendet, ihr seid ans Äußerste gegangen. Hier geht es nicht mehr um Details, hier geht es um das große Ganze. Was will der Text, wo führt er hin, funktioniert er? Was ihr hier präsentiert, stellt eure persönliche Bestleistung dar. Doch Vorsicht! Hier wird das Gewicht der Schläge in Karat gemessen. Das Lob aber auch.
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erfüllt der Text ganz sicher nicht.
Manche (persönliche) Texte sollte man besser für sich behalten und nicht in einem Literaturforum kritisieren lassen.
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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23.11.2015 00:01 aw:Zu schnell von lilli.vostry
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Hallo Merope,
passend zum Gedichttitel der knappe Zeitraffer-Ton der ersten drei Verse, der das Unfassbare, das plötzliche Nichtmehr Dasein einer nahestehenden Person und Hilflosigkeit mit der Situation umschreibt.
Die Worte sind schlicht ergreifend, bleiben mir aber insgesamt zu allgemein, sagen mir wenig, wie LI selbst zu der Person stand, wie es sich jetzt fühlt außer dem Hinweis, dass man noch zwanzig, dreißig Jahre zusammen gehabt hätte.
Der Schlussvers wirkt aufgesetzt ; eine persönlichere Erkenntnis von LI was das Leben jetzt für sie bedeutet, würde dem Gedicht mehr Aussagekraft verleihen.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Gast
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23.11.2015 08:49
von Gast
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Hallo Merope!
Auch ein Gedicht über den Tod und die eigene Betroffenheit ist zuallererst einmal ein Gedicht. Und ein Gedicht leidet unter Allgemeinplätzen wie "Nichts ist sicher / Nur das Leben im Jetzt" - jeder schwächt es, zu viele richten es zugrunde. Du hast zu sogar viel zu viele; eigentlich gehören die beiden letzten Absätze vollständig gestrichen und durch, zum Beispiel, etwas ersetzt, das die Beziehung des "Ich" zum / zur Verstorbenen erfahrbar macht.
Zitat: | ..., nicht um etwas Ausgedachtes, Konstruiertes, dem Leben Fernes! -, ... |
Das wolltest du sehr zu Recht vermeiden, und bist doch dort gelandet.
Gruß,
Ferdi
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 716 Wohnort: Am Ende des Tals
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23.11.2015 10:43 Re: aw:Zu schnell von Merope
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Danke Lilli, für Dein aufmerksames Lesen.
lilli.vostry hat Folgendes geschrieben: | passend zum Gedichttitel der knappe Zeitraffer-Ton der ersten drei Verse, der das Unfassbare, das plötzliche Nichtmehr Dasein einer nahestehenden Person und Hilflosigkeit mit der Situation umschreibt. |
Du empfängst diese ersten Zeilen so, wie ich sie "senden" wollte.
Zitat: | Die Worte sind schlicht ergreifend, bleiben mir aber insgesamt zu allgemein, sagen mir wenig, wie LI selbst zu der Person stand, wie es sich jetzt fühlt außer dem Hinweis, dass man noch zwanzig, dreißig Jahre zusammen gehabt hätte. |
Du hast recht, das kann ich jetzt, aus der Entfernung von einigen Tagen, besser nachvollziehen.
Zitat: | Der Schlussvers wirkt aufgesetzt ; eine persönlichere Erkenntnis von LI was das Leben jetzt für sie bedeutet, würde dem Gedicht mehr Aussagekraft verleihen. | Auch hier kann ich Deine Lesart gut nachvollziehen. Es wirkt/ist distanziert, bildet hier einen Kontrast zu dem ich/wir zuvor.
Lieber ferdi, auch Dir ein Dankeschön für Dein Feedback.
Zitat: | Auch ein Gedicht über den Tod und die eigene Betroffenheit ist zuallererst einmal ein Gedicht. Und ein Gedicht leidet unter Allgemeinplätzen wie "Nichts ist sicher / Nur das Leben im Jetzt" - jeder schwächt es, zu viele richten es zugrunde. Du hast zu sogar viel zu viele; eigentlich gehören die beiden letzten Absätze vollständig gestrichen und durch, zum Beispiel, etwas ersetzt, das die Beziehung des "Ich" zum / zur Verstorbenen erfahrbar macht.
Zitat:
..., nicht um etwas Ausgedachtes, Konstruiertes, dem Leben Fernes! -, ...
Das wolltest du sehr zu Recht vermeiden, und bist doch dort gelandet. |
Durch zu viele Allgemeinplätze zugrunde gerichtet - mag sein. Der Spagat zwischen dem LI und dem Allgemeinen scheint wohl für den Leser nicht wirklich gelungen zu sein.
Interessant ist dennoch, dass BN ausschließlich die letzten Sätze schätzte, während Du sie vollständig gestrichen hättest.
Für mich war beides wichtig, das direkte Fokussieren, das Zurücktreten ins Wir, um dann mit einem noch weiteren Schritt zurück das Allgemeine zu umfassen. Die Stilbrüche waren bewusst gesetzt.
Sicher würde ich das Thema nach einer langen Ruhepause von mehreren Monaten mit viel Abstand anders aufgreifen.
Danke Euch beiden für Eure konstruktive Kritik. Es lässt mich nun besser einschätzen, was wie gelesen werden kann.
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