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[KuGe] "Das Messer"


 
 
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Laranjinha
Gänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 41
Wohnort: Sesamstr. (bei Tiffy)


Beitrag06.10.2007 22:29
[KuGe] "Das Messer"
von Laranjinha
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mit einem Sprung in einen Bombenkrater entkomme ich den Schüssen des russischen Scharfschützen. Ich lande auf dem toten Körper eines deutschen Soldaten. Seine Augen sind geöffnet, sie scheinen mich an zu starren.
Ich rolle von ihm runter, wische mir mit der Hand Dreck und Staub aus dem Gesicht, als ob das was bringen würde, und schätze meine Lage ein. Ich habe mein Gewehr und meine Pistole verloren und die Granaten sind mir schon vorgestern ausgegangen. Das einzige mit dem ich mich verteidigen könnte wäre ein Messer. Ich hab es damals in der Hitlerjugend von Fähnrich Majowski geschenkt bekommen, kurz bevor ich von der Wehrmacht gezogen wurde.
Jetzt liege ich hier im Dreck, umzingelt vom Ivan der mir den Kopf vom Hals schießen will, mit nichts weiter als einem Messer. Ich blicke zu dem toten Soldaten. Ein Gewehr oder eine Pistole kann ich nicht sehen. Ich habe aber zu viel Angst vor dem Scharfschützen, also bleibe ich einfach auf dem Rücken liegen, das Messer in der linken Hand haltend.
Was tue ich hier? Mir kommt das alles so falsch vor. Ich bin sechzehn Jahre, liege im Dreck und warte auf den Tod anstatt zur Schule zu gehen, Mädchen hinterher zu schauen und Geschichten zu schreiben. Das schreiben ist meine große Leidenschaft. Naja, das war es bevor ich gezogen wurde. Jetzt gibt es keine Zeit mehr. Nur kurze Bemerkungen in meinem Tagebuch. Jetzt denke ich nur daran den nächsten Tag zu erreichen. Aber wofür? Und für wen?
Für das Vaterland und seine Führer? Deren Interessen liegen nur noch darin das Ende des Krieges hinaus zu zögern um ihre eigene Haut zu retten. Für meine Familie? Meine Eltern haben wahrscheinlich die Russen verschleppt, vielleicht sogar umgebracht, sicher bin ich mir nicht. Jedenfalls ist das kleine Dorf wo ich gelebt habe zerstört wurden. Und von meinem Bruder habe ich vor drei Jahren das letzte mal einen Brief bekommen. Er wurde damals an die Ostfront nach Russland geschickt. Vielleicht ist er auch schon tot.
Eine Granate explodiert vor meinem Loch, Dreck wird in die Höhe geschleudert und fällt auf mich herab. Ich höre wie ein Kettenfahrzeug, vielleicht ein Panzer, sich mir nähert. Mehrere Stimmen die etwas auf russisch sagen.
Das Messer immer noch in der linken Hand haltend, lege meinem Helm ab und betrachte es. Der Stahl der Klinge schimmert leicht; es ist erstaunlich sauber. Ich habe es noch nie benutzt. Vielleicht ist es jetzt an Zeit?
„Für die Freiheit!“ Ich fange wie wild an zu lachen als ich in mehrere Gewehrmündungen schaue. Sie schreien mich an, doch ich verstehe sie nicht. Ich führe das Messer an meinen Hals. Ich atme ruhig und fange an.



_________________
Das war aber frech von dir!!!
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caro_lilli
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
C

Alter: 37
Beiträge: 9



C
Beitrag07.10.2007 21:05

von caro_lilli
Antworten mit Zitat

Erst einmal möchte ich ein Kompliment aussprechen, dass du dich an ein so schweres und zum Teil schon „ausgelutschtes“ Thema heran gewagt hast.
Dennoch gibt es, meiner Meinung nach, noch eine Dinge – ob sprachlich oder inhaltlich-, die kritikwürdig sind:
Der Anfang gefällt mir gut. Typisch für eine modere Kurzgeschichte ist der plötzliche, unvermittelte Einstieg, der den Leser ins Geschehen schleudert. Mit dem Sprung in den Bombenkrater gelingt dir das. Auch die Nüchternheit, mit der das Ich seine Situation analysiert (Waffen etc.), zeigt seine ausweglose Lage und verdeutlicht, dass es sich hier um einen entscheidenden Lebensausschnitt handelt.  Auch der erste Hinweis auf das Messer ist wichtig, das ja sowohl den Ausgang der KG prophezeit, als auch dem Motto „Subjekt und Objekt nähern sich an“ treu bleibt.
Schön fände ich es allerdings, wenn du es genauer beschreiben würdest. Das betont den Augenblick noch einmal, Unwichtiges wird wichtig und das Wichtige, Weltpolitische, erscheint für diesen persönlichen Moment nichtig. In diesem Zusammenhang muss ich auch die Stelle, wo es im inneren Monolog über Hitler, seine Motive und den Ausgang des Krieges geht, kritisieren. Nicht nur, dass ein 16jähriger, der ausschließlich im Naziregime aufgewachsen ist und Teil der Hitlerjugend war, wohl kaum die politische Lage erfassen konnte, darüber hinaus kann man beim Leser diese Information voraussetzen, und stattdessen sein Augenmerk auf die Verzweiflung des jungen Soldaten richten. Wie gesagt, das Objekt, das Kleine, scheinbar Unwichtige soll an Bedeutung gewinnen und die Situation widerspiegeln und reflektieren, hier das Messer. Dadurch, dass der Leser auch reflektieren muss, ist die Pointe, die Verzweiflung und Ausweglosigkeit, die eindeutig im Suizid des Soldaten liegen, noch deutlicher. (Ich steh nicht so auf die Holzhammer-Methode…) Er wird Opfer des grausamen Krieges und du zeigst das Schicksal eines Individuums auf. Jeden könnte es treffen.
So, die gröbsten „Fehler“ inhaltlicher Art sind hiermit abgehakt. Noch eine Kleinigkeit: Wie kann eine einzelne Person jemanden umzingeln? (Siehe Iwan)
Jetzt zur Sprache: Dein Stil gefällt mir. Er ist klar, strukturiert und bringt ohne Geschwafel die Dinge auf den Punkt. Aber deine Zeichensetzung tut weh! wink Deshalb hier einmal ein kleiner Crash-Kurs:
Nebensätze werden mit Kommata vom Hauptsatz abgetrennt. Das gilt für Relativsätze (der/die/das, welche), temporal (als…), lokal (wo…), kausal (weil…), dass-Sätze etc
Einschübe/Appositionen können als Parenthese oder in Kommata eingefasst in den Satz eingebunden werden.
Aufzählungen und Reihungen von Sätzen werden mit Kommata angeschlossen. Bsp.: Ich laufe nach Hause, und der Hund rennt neben mir. Der erweiterte Infinitiv wird mit Komma angeschlossen Bsp.: Ich laufe nach Hause, um den Hund zu füttern.
Viel Spaß noch beim Schreiben!!! (Hier eine Substantivierung eines Verbs, das logischerweise groß geschrieben wird wink)
Sonnige Grüße, ich hoffe, du konntest was mit meiner Kritik anfangen!
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Laranjinha
Gänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 41
Wohnort: Sesamstr. (bei Tiffy)


Beitrag12.10.2007 21:50

von Laranjinha
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Erst einmal möchte ich ein Kompliment aussprechen, dass du dich an ein so schweres und zum Teil schon „ausgelutschtes“ Thema heran gewagt hast.
Danke smile
Zitat:
In diesem Zusammenhang muss ich auch die Stelle, wo es im inneren Monolog über Hitler, seine Motive und den Ausgang des Krieges geht, kritisieren. Nicht nur, dass ein 16jähriger, der ausschließlich im Naziregime aufgewachsen ist und Teil der Hitlerjugend war, wohl kaum die politische Lage erfassen konnte, darüber hinaus kann man beim Leser diese Information voraussetzen, und stattdessen sein Augenmerk auf die Verzweiflung des jungen Soldaten richten.
Stimmt, diese Stelle werde ich noch mal überarbeiten.
Zitat:
Noch eine Kleinigkeit: Wie kann eine einzelne Person jemanden umzingeln? (Siehe Iwan)
Iwan- Umgangsprache, Allgemeinbezeichnung für den Russen.
Zitat:
Jetzt zur Sprache: Dein Stil gefällt mir. Er ist klar, strukturiert und bringt ohne Geschwafel die Dinge auf den Punkt.
Nochmals danke smile extra  
Zitat:
Aber deine Zeichensetzung tut weh!
Sorry, versuch mich zu bessern Buch  
Zitat:
Sonnige Grüße, ich hoffe, du konntest was mit meiner Kritik anfangen!
Kann ich, danke danke

_________________
Das war aber frech von dir!!!
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Gast







Beitrag13.10.2007 11:47

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
an zu starren
anzustarren.

Zitat:
Ich rolle von ihm runter
vielleicht besser "herunter"

Zitat:
Das einzige mit dem ich mich verteidigen könnte wäre ein Messer
könnte, wäre

Zitat:
Das schreiben ist meine große Leidenschaft
Das Schreiben

Zitat:
Jetzt denke ich nur daran den nächsten Tag zu erreichen.
daran, den

Zitat:
Jedenfalls ist das kleine Dorf wo ich gelebt habe zerstört wurden.
Dorf, wo ich gelebt habe, zerstört worden.

Zitat:
das letzte mal
Mal

Zitat:
Stimmen die etwas auf russisch sagen.
Stimmen, die

Zitat:
Vielleicht ist es jetzt an Zeit?
an der Zeit

Zitat:
Ich fange wie wild an zu lachen als
lachen, als

Viele Kommafehler. Nächstes Mal nochmal Probe lesen.  Wink  Inhaltlich top, eine gute Antikriegsgeschichte. Besonders diese Stelle gefällt mir:
Zitat:
Was tue ich hier? Mir kommt das alles so falsch vor. Ich bin sechzehn Jahre, liege im Dreck und warte auf den Tod anstatt zur Schule zu gehen, Mädchen hinterher zu schauen und Geschichten zu schreiben. Das schreiben ist meine große Leidenschaft. Naja, das war es bevor ich gezogen wurde. Jetzt gibt es keine Zeit mehr. Nur kurze Bemerkungen in meinem Tagebuch. Jetzt denke ich nur daran den nächsten Tag zu erreichen. Aber wofür? Und für wen?


Lg,
Krevin

PS: Alles gute zum Geburtstag!!  Wink
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Laranjinha
Gänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 41
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Beitrag14.10.2007 14:06

von Laranjinha
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Ich danke dem Schicksal das es mir dich, Krevin, geschickt hat. wink
Ist zwar ein ein bisschen spät von mir, aber danke fürs gratulieren.  smile extra


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Gast







Beitrag14.10.2007 16:29

von Gast
Antworten mit Zitat

Och ja, np.  Wink
Ich hoffe, wir lesen noch mehr von deinen Geschichten hier.
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Laranjinha
Gänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 41
Wohnort: Sesamstr. (bei Tiffy)


Beitrag14.10.2007 18:48

von Laranjinha
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Türlich, Türlich
Leider fehlt mir etwas die Zeit, da ich die Woche über nicht zu Hause bin.
Aber ich bemühe mich.


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Das war aber frech von dir!!!
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Gast







Beitrag14.10.2007 20:26

von Gast
Antworten mit Zitat

Was schreibst du denn so? Mehr Belletristik oder Lyrik? Wenn alle deine KuGe's so sind, dann...auf eine lange Zusammenarbeit.  Wink
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