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Garagenschlüssel


 
 
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Stift
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 65
Beiträge: 29
Wohnort: An der Saale hellem Strande


S
Beitrag06.02.2013 17:07
Garagenschlüssel
von Stift
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Leute,

ich stelle euch hier ein Stück Text vor, dass später in einer längeren Geschichte Verwendung finden soll. Es ist nicht der Anfang dieser Geschichte, aber es gehört zu den ersten Szenen, in denen Udo als eine der Hauptfiguren in seinem Umfeld vorgestellt werden soll.

Wie gesagt, es ist ein Versuch. Ich bin gespannt auf eure Reaktionen.

Liebe Grüße


Der Garagenschlüssel

"Mein Vater hat vier Söhne großgezogen ..."
Und eine Tochter, dachte Udo.
"... und eine Tochter. In den schweren Zeiten ..."
In den schweren Zeiten war der Vater gar nicht zu Hause. Die Mutter war allein mit den Söhnen. Der Vater kam spät aus dem Krieg. Danach erst wurde die Tochter geboren.
"Nie hat er etwas vergessen ..."
Irgend eine Unregelmäßigkeit musste den alten Mann aus der Monotonie gerissen haben.
"Ich habe nie verstanden, warum er zum Schluss alles verdreht hat ..."
Der Großvater war hoch betagt und dement vor fast zwanzig Jahren verstorben. An einer Lungenentzündung. Er war in einer Winternacht nur mit einem Schlafanzug bekleidet durch das Küchenfenster geklettert, um zum Bahnhof zu laufen. Er wollte dort seine Rente abholen. Am Schalter, bei dem netten Beamten, der dann doch nicht an seinem Platz saß.
"Reiß dich doch mal zusammen, habe ich immer gedacht ..."
Man hatte den Großvater schlafend im Schnee gefunden. Im Krankenhaus hat er noch eine ganze Woche gelebt. Ein Herz wie ein Pferd, hat der Doktor gesagt.
"Alt werden ist nicht schön ..."
Albrecht sprach langsam. Nach jedem Satz machte er eine Pause, als würde er immer wieder nach neuen Worten suchen müssen. Aber es waren immer dieselben, seit Monaten. Oder seit Jahren? Am Anfang hatte Udo widersprochen.
"Wie geht es dir denn heute?"
"Gut geht es. Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich Bier gekauft ..."
Es war Donnerstag Abend. Udo besucht seinen Vater jeden Donnerstag Abend. In Socken durchquerte er den Flur. Auf dem schmalen Regal vor dem Spiegel lagen unzählige Zettel, bedeckt mit der krakeligen Schrift des Vaters. Und Schlüssel, überall Schlüssel, auch im Wohnzimmer, auf dem Esstisch, auf der Anrichte, neben dem Fernsehsessel.
"Was willst du mit den Schlüsseln?"
Die Hausmeisterin hat angerufen, gestern schon. Zu Albrechts Wohnung gehört ein Stellplatz in der Tiefgarage. Albrecht besaß schon lange kein Auto mehr. Den Platz in der Garage haben sie seitdem vermietet. Jetzt sucht Albrecht den Zettel, auf dem er den Namen des neuen Mieters notiert hat. Und den Schlüssel.
"Ich zeige dir gleich mal, wo der Schlüssel zu der Kassette liegt. Dann brauchst du nicht zu suchen, wenn es so weit ist. Da sind alle Papiere drin, hörst du, alle. Und Geld. Sterben ist teuer heutzutage ..."
Der Schlüssel hatte seinen Platz im Schubkasten des Nachtschränkchens auf der Seite des breiten Bettes, die der Mutter gehört hatte. Sie hatten ihn suchen müssen nach dem Unfall der Mutter. Und sie hatten nach ihrem Tod beschlossen, ihn genau an dieser Stelle zu lassen. Albrecht bedeutete Udo, ihm zu folgen, wie ein Tagedieb schlich er in sein eigenes Schlafzimmer, öffnete das Schubfach. Der Schlüssel war nicht an seinem Platz.
"Wo hab ich denn ..."
Nun war auch Udo beunruhigt. Die Bedeutung der Kassette und ihres Schlüssels war ihm bewusst. Dass es dazu aber auch keinen Ersatzschlüssel gab. Jedenfalls weiß er nichts von einem zweiten Schlüssel. Er hätte sich längst darum kümmern müssen. Albrechts Blick irrte suchend durch das Zimmer. Seine Hände tasteten zitternd über die Glasplatte des Nachttisches.
"Laß mal, Papa. Wir finden den Schlüssel. Ich brauche erst mal einen Tee."
Albrecht schlurfte gehorsam in die Küche, gefolgt von Udo, der zuvor einen kurzen Blick unter das Bett geworfen hat. Kein Schlüssel, auch kein Staub. Die Pflegerin kommt immer Donnerstags in aller Frühe.
"Nie hat mein Vater etwas vergessen ..."
Udo füllte den Wasserkocher. Auch auf dem Küchentisch lagen Schlüssel, dazwischen Vorhängeschlösser mit und ohne Schlüssel, einzelne Schlüsselringe. Der Schlüssel für die Kassette war nicht dabei.
"Leid getan hat er mir. Wo er doch immer das Familienoberhaupt gewesen ist ..."
Udo fand Kräutertee im Küchenschrank, die Teekanne, Tassen. Er goß den Tee auf, räumte alles auf ein Tablett, trug es ins Wohnzimmer. Albrecht folgte ihm. Im Flur fand er einen Zettel. Er trug ihn vor sich her wie eine Trophäe.
"Siehst du, gut dass ich alles aufschreibe ..."
Albrecht zog die Furchen auf seiner Stirn noch enger zusammen. Mit weit ausgestrecktem Arm versuchte er, die Schrift zu entziffern. Schließlich schüttelte er den Kopf, setzte die Brille, die ihm an einer Schnur um den Hals baumelte, auf die Nase.
"Alt werden ist nicht schön ..."
Udo wartete bis der Vater die Information auf dem Zettel gedeutet hat.
"Die Hausmeisterin hat nämlich angerufen. Du weißt schon, die Frau Haberland aus der dreizehn. Ein Herr Kruse will die Garage mieten ..."
Herr Kruse also, Udo kannte den Namen. Herr Kruse wohnt ebenfalls im Haus Nummer dreizehn. Die Sache mit der Vermietung war wohl dieses Mal keine fixe Idee seines Vaters. Udo bemerkte die Mietverträge auf dem Wohnzimmertisch.
"Ich kenne ja den Herrn Kruse gar nicht ..."
Der Vater mag keine neuen Gesichter. Es hat Wochen gedauert bis er eine Pflegekraft in seiner Wohnung geduldet hat. Erst die Dritte hat endlich genügend Durchhaltevermögen besessen.
"Man weiß nie, mit wem man es zu tun bekommt. Die von der Polizei warnen auch immer. Die glauben, dass sie alles machen können mit uns alten Leuten ..."
Udo nickte verständnisvoll. Jetzt nur keinen Fehler machen. Wenn sich Albrecht einmal in Rage geredet hat, kann er die Suche nach den Schlüsseln für Kassette und Garage für heute vergessen.
Frau Haberland kann Herrn Kruse auszurichten, dass er mich anrufen soll. Ich kläre dann alles mit Herrn Kruse."
"Bist du denn zu Hause ..."
"Gib ihr meine Handynummer."
Albrecht legte den Kopf schief und sah Udo streng an. Der kannte diesen Blick. Gewöhnlich schaute der Vater so, wenn er Udo gerade bei einer Mogelei ertappt hatte. Udo nahm dem Vater den Zettel aus der Hand und schrieb seine Handynummer darauf.
"Die gibst du Frau Haberland, in Ordnung!"
Udo bellte diesen Satz wie einen Befehl. Wenn er Glück hat, merkte sich Albrecht die Anweisung. Zumindest könnte er sich daran erinnern, wenn ihm der Zettel wieder in die Hände fällt.
"Dass du mir den Mann nicht ohne ordentlichen Mietvertrag in die Garage lässt ..."
"Versprochen."
"Am Besten machst du das mit dem Vertrag ..."
"Geht klar, Papa."
Udos Stimme klang wieder versöhnlich. Auch Albrecht war beruhigt. Er rührte in seinem Tee.
"Dann brauchen wir den Schlüssel jetzt gar nicht suchen ..."
Doch, der Schlüssel wird gebraucht. Vor allem der Schlüssel für die Kassette. Udo erwähnte ihn lieber nicht. Wie sollte er eine Suche für zwei Schlüssel erklären. Udo blätterte in dem Stapel mit den alten Mietverträgen.
"Bin schon froh, dass du das machst für mich ... hab mich immer gewundert bei meinem Vater ... wo der doch früher alles im Griff gehabt hat mit seiner Familie ... war immer genug zu essen im Haus ... vier Jungs und eine Tochter ... und immer ordentlich angezogen ..."
Albrecht kramte zwischen den Schlüsseln. Ein ganz alter mit einfachem Bart war dabei. Daneben baumelte ein zweiter, moderner. Unschwer erkannte Udo den Wohnungsschlüssel seiner Kinderzeit.
"Aber schön ist es nicht, das Altwerden ..."
Udo holte tief Luft. Lange konnte er nicht mehr warten, wenn er die beiden Schlüssel heute finden wollte, musste er anfangen bevor Albrecht sich in seinen Erinnerungen verlor. Nach und nach trug er alle verfügbaren Schlüssel zusammen. Albrecht kommentierte jeden einzelnen. Er bestand darauf, Briefumschläge zu beschriften und die Schlüssel einzutüten.
"Wenn ich mal nicht mehr bin weiß ja sonst keiner, wo die Dinger passen ..."
Interessiert auch keinen. Um ein Haar wäre Udo diese Bemerkung entfahren. Den Abend mit Eva hätte er abschreiben können. Tapfer half er Albrecht, die Schlüssel in die beschrifteten Umschläge zu verstauen. Wohin jetzt damit? Udo folgte Albrecht in die Kammer. Die Tür der alten Anrichte stand offen. Albrecht entnahm ihr einen Schuhkarton.
"Merk dir das, mein Junge, da sind sie alle drin, die Schlüssel ..."
Der Karton war leer bis auf einen Umschlag mit einem einzelnen Schlüssel. Auf den ersten Blick erkannte Udo den Schlüssel zur Kassette. Dem Himmel sei Dank!
"Haben wir den gesucht ..."
Nicht nur den. Aber egal, der Zugang zur Kassette war gesichert. Alles Weitere wird sich finden. Albert schloß die Kassette auf. Udo sollte sich vergewissern, dass alles drin ist. Ein paar Ausweise, die Krankenkassenkarte, die Mastercard. Und der Schlüssel zur Tiefgarage. Besser konnte es nicht kommen. Udo lobte den Vater für seine Ordnungsliebe. Der schrieb schon den nächsten Zettel. 'Kassette' stand darauf und 'Linker Nachttisch oben'. Udo half, den Zettel mit einem Klebeband zu versehen und an dem Schlüssel zu befestigen.
"Ich zeige dir gleich mal, wo der immer liegt ... damit du nicht suchen musst, wenn es mal soweit ist ..."
Erneut setzte Albert die Verschwörermiene auf und schlich in sein Schlafzimmer. Mit großer Geste deponierte er den Schlüssel im Schubkasten des Nachtschränkchens auf der Seite des breiten Bettes, die der Mutter gehörte hatte. Udo steckte den Garagenschlüssel in die Hosentasche. Es wurde Zeit zu gehen. Im Wohnzimmer nahm er den Stapel Mietverträge vom Tisch. Zum Vorschein kam der Schlüssel zur Kassette im Schlafzimmer.
"Da ist er ja ... den ganzen Tag habe ich ihn schon gesucht ..."
Albrecht stürzte zurück in das Schlafzimmer, holte die Kassette erneut hervor und probierte den Schlüssel.
"Wusste ich es doch ... ich habe noch nie einen Schlüssel verloren ..."
Zufrieden zog Albert die Schublade des Nachtschränkchens auf der Seite des breiten Bettes, die der Mutter gehörte hatte, auf.
"Was ist das denn für ein Schlüssel ..."
Udo atmete tief durch.
"Da steht 'Kassette' drauf und 'Linker Nachttisch oben' ... das ist meine Schrift ..."
Der Abend mit Eva geriet erneut in Gefahr.
"Der Ersatzschlüssel", rief Udo, "gut, dass wir den auch noch gefunden haben!"
Er nahm Albert den Schlüssel aus der Hand und trug ihn in die Kammer, in die Anrichte, in den Schuhkarton.
"Gut, dass du so ein ordentlicher Mensch bist!"
Wenn er jetzt losging, konnten sie es sogar noch ins Kino schaffen. Udo griff zum Mantel. Albert folgte ihm zur Wohnungstür. Im Flur blieb er neben dem schmalen Regal stehen, überflog die Zettel.
"Frau Haberland hat mich gefragt, ob der Stellplatz in der Garage noch zu vermieten ist ... ein Herr Kruse wohl ... der will ihn haben ..."
Udo war schon in den Schuhen.
"Gut, dass du es dir aufgeschrieben hast, Papa. Wir reden nächste Woche drüber."


Wie gesagt, es ist ein Fragment ...

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nothingisreal
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3994
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag09.02.2013 20:23
Re: Garagenschlüssel
von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Hallo Stift,

zuerst das, was mir gefallen hatte. Ich fand super, wie der ältere Herr redet. Jeder der einen älteren (typischen) Menschen kennt, wird sicherlich diese Situation nachvollziehen. Einerseits fühlt man Mitleid mit dem alten Menschen, vorallem wenn es ein Familienmitglied ist - man kommt den Tränen nahe -, andererseits, möchte man ihn auch endlich loswerden. So böse es auch klingt. Sehr gut gemacht!

Zitat:
Der Großvater war hoch betagt und dement vor fast zwanzig Jahren verstorben. An einer Lungenentzündung. Er war in einer Winternacht nur mit einem Schlafanzug bekleidet durch das Küchenfenster geklettert, um zum Bahnhof zu laufen. Er wollte dort seine Rente abholen. Am Schalter, bei dem netten Beamten, der dann doch nicht an seinem Platz saß.


Großartig. Erinnerte mich zwar an "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" - aber sehr gut. (An der Art des Erzählens sowie der Ähnlichkeit vom Inhalt her.)

HausmeisterIN - musste schmunzeln smile

Kommen wir zu den Dingen, die mir missfallen haben. Als ich den Anfang gelesen habe, fand ich ihn super, bis etwa

Zitat:
"Ich habe nie verstanden, warum er zum Schluss alles verdreht hat ..."


Irgendwie schweifte ich da ab, weil es für mich keinen Sinn mehr ergab. Ich habe die Geschichte, drei Mal zu lesen angefangen, und jedes Mal an derselben Stelle abgebrochen. Analysieren wir doch mal warum.
Wir haben eindeutig zwei Personen, der eine spricht, der andere hört zu und denkt sich die Sätze der ersten Person mehr oder weniger zu Ende, korrigiert sie aber und macht den Leser damit klar, wie die Dinge wirklich stehen. Eigentlich schön. Sehr witzig sogar. Nur sehe ich dabei kein Bild. Es sind Worte. Wer sind die Menschen, die sich unterhalten? Wo befinden sie sich? Das bleibt unklar. Man könnte sogar meinen, dass es der Erzähler ist, der da alles korrigiert.
Plötzlich kommt dieser Satz:

Zitat:
Irgend eine Unregelmäßigkeit musste den alten Mann aus der Monotonie gerissen haben.


Irgendeine fehlende Information musste mich da aus dem Text gerissen haben. lol

Ich habe mir den Absatz noch einmal durchgelesen und wusste nicht, was gemeint ist - vielleicht bin ich auch zu blöd smile

Dann kommt irgendwann plötzlich:

Zitat:
Es war Donnerstag Abend. Udo besucht seinen Vater jeden Donnerstag Abend.


AHA! Endlich. Wir wissen wovon die Rede ist. Ich habe sofort ein Bild vor den Augen und kann interessiert lesen. Wenn auch ich die beiden Männer nicht sehe. Eher den Alten als den Sohn. Der taucht vor meinen inneren Auge auf. Bei den Sohn musste ich schummeln und mir ihn selbst ein Aussehen geben.

So ab da kommt das Suchen des Schlüssels. Eine nette Hintergrundstory. Aber auch nicht mehr. Und das ist das Problem. Was haben wir? Wir haben einen alten Mann, der ständig klagt, einen jünger Mann, seinen Sohn, der mit Eva, wer auch immer sie für ihn ist (Ehefrau, Freundin...), für heute Abend verabredet. Du hast ein wunderbares Gerüst für eine wirklich spannungsvolle Szene: Kein Schlüssel - kein Treffen. Nur ziehst du es in die Länge. Hier ist weniger mehr.
Ich verstehe zwar, dass Udo sich mit Eva treffen möchte, aber zum Teufel warum? Natürlich weiß ich warum, aber aus rein menschlichen Verständnis. Schreib doch, dass er beim letzten Mal zu spät kam und es sie verärgert hatte, schreib doch, dass beim letzten Mal es überhaupt nicht geklappt hatte, was auch immer. Außerdem erwähnst du Eva in einen Nebensatz, so plötzlich aus dem Nichts. So funktioniert das nicht. Klar, er will auch seinen Vater entkommen, aber der Hauptgrund sollte, zu mindestens sollte das der Udo selbst glauben (so habe ich es interpretiert), eben das Treffen mit Eva sein.

Und du beschreibst zu wenig. Ich habe mir wirklich sehr schwer getan, die Wohnung des Vaters vorzustellen. Ich gehe davon aus, dass deine Vorstellung sich bei Weitem von meiner unterscheidet. Es ist neuerdings sehr in Mode einfach mal nichts zu beschreiben - der Leser ist nicht dumm, wird sich schon was zusammenreimen. Ich finde so etwas zu lesen fürchterlich anstrengend. Wenn du "Herr der Ringe" gelesen hast, wirst du wissen, was maßlose Übertreibung an Beschreibung ist. Da kann eine Landschaft innerhalb von zwei Seiten beschrieben sein und alles was dabei passiert ist, die Sonne ist aufgegangen - muss nicht sein. Aber etwas mehr ist doch hier besser.

Ein sehr wichtiger weiterer Punkt, der die Spannung nimmt, ist die Tatsache, dass man manchmal wirklich nicht weiß, wer spricht und wer wo sich dabei befindet. Das Problem liegt hier, dass der Vater von Udo über seinen Vater spricht. Das heißt an und für sich sind drei Personen an der Geschichte beteiligt (mindestens). Natürlich sagt heutzutage keine Mensch "Mein Vater..." zu seinen eigenen Vater. Aber aufgrund der Tatsache, dass es eben in der Geschichte um einen (lebenden) Vater geht, kann man durcheinander geraten.
Schreib ruhig ab und zu einmal, wer was sagt. Als Leser überließt man das zwar, aber man bekommt es dennoch mit und weiß daher, wer was sagt.

Weiterer Punkt: Die Gedanken von Udo. Natürlich weiß man, wann er was denkt. Aber mach es noch deutlicher. Nein, setze nicht nach jedem Denken "dachte er". Schreibe es kursiv. Hier ein Beispiel:

"Dann brauchen wir den Schlüssel jetzt gar nicht suchen ..."
Doch, der Schlüssel wird gebraucht. Vor allem der Schlüssel für die Kassette. Udo erwähnte ihn lieber nicht.

Stilistische Dinge:

Zitat:
Jetzt nur keinen Fehler machen. Wenn sich Albrecht einmal in Rage geredet hat, kann er die Suche nach den Schlüsseln für Kassette und Garage für heute vergessen.


Erstens, dass Wort Garage, kommt sage und schreibe 11 Mal vor. Das kann man umschreiben. Das Problem, dass ich aber ansprechen möchte, ist die Verwendung des Wortes Rage in selben Satz vor dem Wort Garage. Ein absoluter Stolperstein.

Das Wort Schlüssel kommt 45 Mal vor. Das trägt zur Monotomie bei. Es ist nicht mehr Anapher, sondern einfach zu viel des Guten für so einen kurzen Text.

So, das war meine Kritik. Kritisieren ist leichter als etwas zu machen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass mir dein Text über die Frau mit dem Mann deutlich mehr gefallen hatte. Es war viel lebendiger und übersichtlicher.

Liebe Grüße
nothingisreal


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"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
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