Mittags in der Provence

[Hallogallo]

Die Kirchturmuhr geht nach
vermutlich schon seit Jahren
nur träge fließt die Zeit
durch enge Gassen

im Schatten des Feigenbaums
leckt eine Katze huldvoll ihre Pfoten
der Hund vom Bäcker nebenan
schläft vor der Ladentür

die Schaufenster sind verriegelt
die Markisen eingerollt
ein Ober gähnt in der Eingangstür zum Marktcafe

träge Hitze klebt an den Fassaden
glasig flimmert Luft über dem Asphalt
der Atem der Stadt geht nur noch flach

drei Espressi mindestens
und viel südliche Gelassenheit
wird es brauchen
bis abends zu überstehen

[Rübenach]

[Heerwisch]

Ach, das Stück fand ich jetzt mal total nett.
Ich bin eine lyrische Niete, also gib nicht zu viel auf das, was ich schreibe - aber ich kann dir wenigstens sagen, dass ich mich in die Szenerie gut einfühlen konnte. Trotz des eher pessimistischen Endes würde ich jetzt zu gern dort sein.

Auch ich bin allerdings über das "huldvolle" Pfotenputzen der Katze gestolpert, ich denke, das Bild wirkt auch ohne Adjektiv.

[Sean]

Hallo Hallogallo,

die Stimmung konnte ich mitvollziehen, das huldvolle Lecken ist angesprochen und auch für mich - die letzte Zeile  

Was mich aber am meisten gestört hat, ist der unregelmäßige Rhythmus, der mich weder wiegt, noch trägt in so einer schwebenden Stimmung. Metrum! Ein klein wenig mehr Musik! Also eigentlich: Hallo hallo Hallogallo -

z. B.

[firstoffertio]

Mir gefällt dieser Text. Obwohl ich beim ersten Lesen auch dachte: Warum ist das LI nicht froh, in der Provence zu sein, wie ich es wäre.

Es empfindet aber diesen Ort nicht als heimelig oder "gelassen", sondern als träge und zu heiss und daher anstrengend und langweilig? Das wird mit der vorletzten Strophe deutlich. Dazu passt auch der Rhythmus. Das LI fühlt sich eben nicht getragen oder gewiegt.

Ich mochte das huldvolle Lecken der Katze. Genau so sieht es aus, wenn sich eine Katze die Pfoten leckend putzt. Ausserdem erweist sie dem LI eine Huld, indem sie ihm etwas zum Betrachten bietet, wo sonst nicht viel passiert.