Geruchs Neurosen

[duluoz]

was tropft da aus der Dusche
bitterer Geschmack auf der Zunge
meine Kopfschmerzen laufen am See entlang
liege auf einer saftigen Wiese
mein Blick ist starr auf das Wasser gerichtet

dort räkeln sich blutunterlaufene Seejungfrauen

höre leise Geräusche von spielenden Kindern
sehne mich nach Fleisch und Erfüllung
will jetzt Liebe und Sünde

doch farblose Katzen behindern mich am Luftholen
am Denken
am Fühlen

es regnet und ein rosa Flamingo verendet
drei weiße Pferde schleppe den Vogelsarg

horche in mich hinein
und öffne nur widerwillig dem Schmerz die Venen
würde so gerne mal wieder tanzen mit Gefühl

aber auf einer Oberfläche
voll deprimierender Klarheit
ist es mir verboten

weiterleben
schreiben
atmen

atmen

[Ralf Langer]

hallo duluoz,

„Geruchsneurosen“

du schreibst den Titel  in zwei Worten. Vielleicht ist dies schon
das erste Anzeichen der Neurose, der Spaltung des Lyrich?!.

Du scheinst als Autor ein Freund der adjektivischen Zurseitestellung
von Substantiven zu sein.
Ich selbst ginge sparsamer mit dieser Wortfamilie um.

Insgesamt finde ich die Art der figürlichen Darstellung deines Gedichtes
gelungen. Das Gedicht macht auch durch die vielen Zeilenumbrüche, die Zerrissenheit von Lyrich deutlich.
Metaphorisch macht dieses Stück auf mich einen eher hermetischen
Eindruck. Viele der Bilder bleiben für mich nicht deutbar, oder ich verstehe sie nicht in ihrem Kontext.
Z.B. die Zeile mit den farblosen Katzen.

Was mir gefiel:

„ meine Kopfschmerzen laufen am See entlang“

„horche in mich hinein
und öffne nur widerwillig dem Schmerz die Venen“

Wenn ich die erste Strophe geschrieben hätte, läse sich das in etwa so:


„was aus der Dusche tropft
 ist eine Zungenbotschaft
 ist bitterer Geschmack.
 er läuft mir aus der Nase
 läuft mit meinem Kopfschmerz
am See entlang liegt ein ich
von mir auf dieser grünen Wiese
ein Anderes ist starr
auf Wasser hin gerichtet.“


Aber ich bin nicht du, und du bist nicht ich...

Werde in den nächsten Tagen weitere
Stücke von dir Lesen, vielleicht begreife ich dann mehr.

Lg
Ralf

[duluoz]

Hallo Ralf !
Vielen Dank für deinen Kommentar, obwohl ich gestehen muss, einiges überhaupt nicht verstanden zu haben.
WAS ist ein Lyrich?
Sorry, aber über deine...adjektivischen Zurseitestellung von Substantiven...musste ich ein bisschen schmunzeln.
Die Verbindungen einzelner oder mehrerer Substantiven und/oder die Zurseitestellung find ich sehr reizvoll. Ich mag den Leser ein wenig irritieren, um dann "umarmt" zu werden, im geistigen Sinne...hoffe und wünsche, das die Leser mir folgen, egal was ich für absurde Momente einfließen lasse. Sehe das so,wie Salz oder Pfeffer in der Buchstabensuppe.
Und das mit dem Begreifen ist so ne Sache. Schau dir n Bild von Picasso an. Begreift keiner, will der alte Pablo auch nicht...es zieht aber einen in seinen Bann...so wie FREE JAZZ auch...die " gefühlten " Augen oder Ohren sind des öfteren viel weiter als Hirn und Gefühl...BEST ..duluoz