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Angst > Leben


 
 
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Akiragirl
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Beitrag05.03.2012 17:02
Angst > Leben
von Akiragirl
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Angst > Leben

So lange sie denken konnte, hatte Angst ihr Leben bestimmt. Dieses allgegenwärtige Gefühl war so sehr mit ihr verschmolzen, dass sie sich einen Tag ohne es kaum mehr erträumen konnte.
Wenn sie erwachte, saß die Angst bereits wie ein fetter Kobold auf ihrer Brust, der sie in die Kissen drückte und am Aufstehen hinderte. Er flüsterte in ihr Ohr all die Dinge, die sie heute falsch machen könnte:
Zu spät kommen. Das Zimmer nicht finden. Eine Antwort nicht wissen. Zu laut sein – oder zu leise. Kein Wechselgeld haben. Eine Band nicht kennen. Durch den Walkman die Frau nicht hören, die sie nach dem Weg fragt. Einen Witz zu spät verstehen. Die Jacke verlieren. Den Zug verpassen. Kein Thema finden. Durch die Prüfung fallen.
Sie hatte Angst, jemanden falsch anzuschauen oder etwas Dummes zu sagen – Angst vor anderer Leute Blicken und Worten, ja selbst Gedanken. Angst vor Erwartung. Angst vor Ansprüchen. Angst davor, benutzt zu werden. Angst, ungeschriebene Regeln zu verletzen. Angst, das Zimmer zu betreten und zu spüren, dass man über sie geredet hatte.
Sie hatte Angst, dass es immer so bleiben würde und Angst vor Veränderung. Angst vor den Menschen und Angst vor der Einsamkeit. Angst vor dem neuen Morgen, der unendliche Möglichkeiten zu versagen vor ihr entfaltete.

Es tat weh so zu sein, wie sie war und es tat weh zu versuchen so zu sein, wie sie dachte, dass sie sollte, weil Amerika sie nie interessiert hatte, und auch nicht der Sex oder die Weltrevolution. Und das müsste es doch.

Um die Angst zu ertragen, spielte sie eine Rolle. Eine Person mit einem Panzer, durch den nichts und niemand dringen konnte. Eine Person, die über allem schwebt und nichts fühlt.
Sie zähmte die Angst, indem sie den Baum des Lebens weiter und weiter beschnitt; zuerst die feinen Zweige, dann auch dicke Äste. Sie blendete Möglichkeiten aus, blendete Menschen aus und ließ nur noch einen Stumpf zurück.
Obwohl sie nie an den Tod dachte, lebte sie auch nicht. Sie erduldete das Leben still.
Sie spielte diese Rolle und spielt sie weiter, bis zu dem Tag, an dem sie erkennen wird, dass sie längst keine Rolle mehr spielt.

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Gast







Beitrag05.03.2012 23:56

von Gast
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Hallo Ink.

Also. Jetzt weiss ich, dass sie Angst hat und wie lange schon. Ich erfahre, was für Ängste es sind. Sie hat, soweit ich sehen kann, ausschliesslich Angst vor etwas oder jemandem.
Fehlerlos und genau beschrieben, diese Sammlung der Ängste.

Was deine namenlose Figur von mir fernhält, mir die Empathie schwer macht, ist vielleicht die Tatsache, dass ich nichts erfahre über die Ursachen ihrer Angst, auch nichts über ein Bestreben, diese Ursachen zu verstehen oder ihnen und damit den Ängsten selbst zu begegnen.

Der Aufbau deines Textes ist dir durchaus gelungen (finde ich), er führt auf ein Finale zu, welches ich persönlich in seiner prophezeienden Art etwas dick aufgetragen finde, und dann ist da auch noch dieses:

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Sie zähmte die Angst, indem sie den Baum des (ihres?) Lebens weiter und weiter beschnitt; zuerst die feinen Zweige, dann auch dicke Äste. Sie blendete Möglichkeiten aus, blendete Menschen aus und ließ nur noch einen Stumpf zurück.

"Beschneiden" ist klar, warum fällst du mit "ausblenden" aus dem Bild heraus, um mit "Stumpf" wieder zurückzukehren?

Deine Figur hat Angst vor vielen Dingen, Situationen, Menschen. Hätte sie Angst um etwas, jemanden, so käme sie mir dadurch näher. Sorgt sie sich nur um sich selbst? Sie bleibt mir fremd.

Den Titel finde ich nicht schlecht, eine kurze und schmerzhafte Formel für so ein selbstbeschränktes Leben. Angst ist wohl die grösste Bremse im menschlichen Fortkommen, aber sie kann auch Flügel verleihen, gerade wenn wir um oder für jemand anderen Angst haben und so handeln, dass dieser Jemand unseren Schutz, unsere Sorge oder unsere Ermutigung erfährt. (?)

Gruss,
Lorraine
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
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Beitrag06.03.2012 12:00

von Akiragirl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lorraine,
danke für deine Gedanken.
Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Angst ist wohl die grösste Bremse im menschlichen Fortkommen, aber sie kann auch Flügel verleihen, gerade wenn wir um oder für jemand anderen Angst haben und so handeln, dass dieser Jemand unseren Schutz, unsere Sorge oder unsere Ermutigung erfährt. (?)

Damit hast du Recht. Man könnte sagen, es gibt konstruktive und unkonstruktive Ängste. In diesem Text stehen die unkonstruktiven Ängste im Vordergrund; diejenigen, die das Leben verstümmeln. Deshalb sind die Ängste um jemanden ausgeklammert, obwohl sie ebenso wichtig sind.
Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Was deine namenlose Figur von mir fernhält, mir die Empathie schwer macht, ist vielleicht die Tatsache, dass ich nichts erfahre über die Ursachen ihrer Angst, auch nichts über ein Bestreben, diese Ursachen zu verstehen oder ihnen und damit den Ängsten selbst zu begegnen.

Das ist wahr; wenn die Figur das versucht hätte/versuchen würde, hätte die Geschichte einen anderen Ausgang – vielleicht. So wird eben eine destruktive Einbahnstraße beschrieben, die letztlich in der Bedeutungslosigkeit mündet. Ich bin nicht sicher, ob Empathie wirklich nötig für den Text ist, denn er zeigt ja, wie das Leben nicht sein sollte; insofern sollte sich der Leser eher abwenden und denken: So möchte ich nicht sein/werden.
Lorraine hat Folgendes geschrieben:

 
Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Sie zähmte die Angst, indem sie den Baum des (ihres?) Lebens weiter und weiter beschnitt; zuerst die feinen Zweige, dann auch dicke Äste. Sie blendete Möglichkeiten aus, blendete Menschen aus und ließ nur noch einen Stumpf zurück.

"Beschneiden" ist klar, warum fällst du mit "ausblenden" aus dem Bild heraus, um mit "Stumpf" wieder zurückzukehren?

Es stimmt; das Verb bricht das Bild, das ist nicht gut. Ich werde das ändern – guter Hinweis. Vielleicht ganz simpel: „Sie schnitt Möglichkeiten ab, schnitt Menschen ab und ließ nur noch einen Stumpf zurück.“?
Ink.
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Gast







Beitrag07.03.2012 14:39

von Gast
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Guten Tag, Ink.,

Inkongnito hat Folgendes geschrieben:
So wird eben eine destruktive Einbahnstraße beschrieben, die letztlich in der Bedeutungslosigkeit mündet. Ich bin nicht sicher, ob Empathie wirklich nötig für den Text ist, denn er zeigt ja, wie das Leben nicht sein sollte; insofern sollte sich der Leser eher abwenden und denken: So möchte ich nicht sein/werden.


Mein Kommentar diente (auch) dazu, um eben heraus zu finden, ob du genau das beabsichtigt hattest, oder ob das "Mehr" dann einfach nicht ankam ...
Die Frage bleibt (bei mir) offen, ob es genügt, zu zeigen, wie das Leben nicht sein sollte ... . Wem genügt so etwas schon?
Umkehrschlüsse kann der Leser selbst ziehen? Klar, aber was hast du mir gesagt, was ich mir nicht selbst sagen kann, und wie hoffnungslos festgefahren ist diese Frau/dieses Mädchen?

Hierzu:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht ganz simpel: „Sie schnitt Möglichkeiten ab, schnitt (den Zugang zu ?) Menschen ab und ließ nur noch einen Stumpf zurück.“?

Finde "abschneiden" auch besser als "ausblenden", hier. Allerdings solltest du vorsichtig formulieren (?)

Noch eine Frage:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Es tat weh so zu sein, wie sie war und es tat weh zu versuchen so zu sein, wie sie dachte, dass sie sollte, weil Amerika sie nie interessiert hatte, und auch nicht der Sex oder die Weltrevolution. Und das müsste es doch.


Gibt es das wirklich? smile

LG
Lorraine
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lupus
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Beiträge: 3913
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Beitrag07.03.2012 19:17
Re: Angst > Leben
von lupus
Antworten mit Zitat

hallo Inko,

ja, schön wie du die Lähmung durch Angst thematisierst, nicht uninteressant, wie viele Facetten der Angst du aufzählst, inhaltlich auch treffend.

sprachlich halt ich diese Aufzählungen für nicht sooo gelungen, es liegt mE an der Anzahl der Ängste, die du unterbringst. Und das, ohne auch nur das geringste Angst-GEFÜHL erkennbar zu machen.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Angst > Leben

So lange sie denken konnte, hatte Angst ihr Leben bestimmt. Dieses allgegenwärtige Gefühl war so sehr mit ihr verschmolzen, dass sie sich einen Tag ohne es kaum mehr erträumen konnte.

ein bisserl verschwurbelt Wink

Wenn sie erwachte, saß die Angst bereits wie ein fetter Kobold auf ihrer Brust, der sie in die Kissen drückte und am Aufstehen hinderte.

den Kobold auf der Brust hab ich glaub ich schon mindestens 100x gelesen (und zwar nur hier im Forum)

Er flüsterte in ihr Ohr all die Dinge, die sie heute falsch machen könnte:
Zu spät kommen. Das Zimmer nicht finden. Eine Antwort nicht wissen. Zu laut sein – oder zu leise. Kein Wechselgeld haben. Eine Band nicht kennen. Durch den Walkman die Frau nicht hören, die sie nach dem Weg fragt. Einen Witz zu spät verstehen. Die Jacke verlieren. Den Zug verpassen. Kein Thema finden. Durch die Prüfung fallen.
Sie hatte Angst, jemanden falsch anzuschauen oder etwas Dummes zu sagen – Angst vor anderer Leute Blicken und Worten, ja selbst Gedanken. Angst vor Erwartung. Angst vor Ansprüchen. Angst davor, benutzt zu werden. Angst, ungeschriebene Regeln zu verletzen. Angst, das Zimmer zu betreten und zu spüren, dass man über sie geredet hatte.
Sie hatte Angst, dass es immer so bleiben würde und Angst vor Veränderung. Angst vor den Menschen und Angst vor der Einsamkeit. Angst vor dem neuen Morgen, der unendliche Möglichkeiten zu versagen vor ihr entfaltete.

abgesehen davon, dass es eine simple (wenn auch nicht schlecht formulierte) Aufzählung ist, kommt das Wort 'Angst' wahrscheinlich öfter vor, als in den gesammelten Werken von Stephen King Wink

Es tat weh so zu sein, wie sie war und es tat weh zu versuchen so zu sein, wie sie dachte, dass sie sollte, weil Amerika sie nie interessiert hatte, und auch nicht der Sex oder die Weltrevolution. Und das müsste es doch.

Um die Angst zu ertragen, spielte sie eine Rolle. Eine Person mit einem Panzer, durch den nichts und niemand dringen konnte.dafür sind Panzer da Eine Person, die über allem schwebt und nichts fühlt.

der Panzer ... auch schon tausendfach gelesenes Bild

Sie zähmte die Angst, indem sie den Baum des Lebens weiter und weiter beschnitt; zuerst die feinen Zweige, dann auch dicke Äste. Sie blendete Möglichkeiten aus, blendete Menschen aus und ließ nur noch einen Stumpf zurück.
Obwohl sie nie an den Tod dachte, lebte sie auch nicht. Sie erduldete das Leben still.
Sie spielte diese Rolle und spielt sie weiter, bis zu dem Tag, an dem sie erkennen wird, dass sie längst keine Rolle mehr spielt.

und damit tu ich mir ein bisserl schwer ... das is wirklich alles gut formuliert, aber leider dominieren Allgemeinplätze


Fazit: auch wenn's nicht so ausschaut, find ich den Text ziemlich gut. Ich glaub halt einfach, dass die Angst-Flut ein bisserl reduziert gehört, die Allgemeinplätze durch kreative Bilder ersetzt gehören (zu mindest teilweise) und irgendwie ein Gefühl transportiert gehört. Das sind weniger Veränderungen als es ausschaut, aber es is natürlich gar nicht einfach.

allerdings is da auch ein Zwiespalt in mir: durch die Angst-Wiederholungen entsteht natürlich ein Gefühl, es wird einem regelrecht eingehämmert und das fühlt man. Also: nicht leicht zu beurteilen. Kann sein, dass es Leser gibt, die ganz leicht und gern auf diesen Zug aufspringen.

lgl


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Akiragirl
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Beitrag07.03.2012 21:12
Re: Angst > Leben
von Akiragirl
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Die Frage bleibt (bei mir) offen, ob es genügt, zu zeigen, wie das Leben nicht sein sollte ... . Wem genügt so etwas schon?
Umkehrschlüsse kann der Leser selbst ziehen? Klar, aber was hast du mir gesagt, was ich mir nicht selbst sagen kann

Ja, der Gedanke war, aus dem Gezeigten (vielleicht) den eigenen Schluss zu ziehen: Ich möchte nicht, dass mein Leben von Ängsten bestimmt wird. (Oder so ähnlich)
Vielleicht ist das inhaltlich zu wenig; mich beschäftigte der Gedanke.
Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Noch eine Frage:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Es tat weh so zu sein, wie sie war und es tat weh zu versuchen so zu sein, wie sie dachte, dass sie sollte, weil Amerika sie nie interessiert hatte, und auch nicht der Sex oder die Weltrevolution. Und das müsste es doch.

Gibt es das wirklich? smile

Da stellst du eine Frage … Keine Ahnung, wie ich das beantworten soll Laughing

Lupus,
der Kobold und der Panzer sind abgegriffen – damit hast du Recht. Ich werde nach anderen Bildern suchen; sie werden nicht umsonst oft strapaziert, aber es gibt sicher noch andere Möglichkeiten, das darzustellen.
Die Angst-Wiederholungen sind schon beabsichtigt; hatte mich schon gefragt, ob es eher nervt oder eher den Effekt verstärkt. Vielleicht gibt es dazu noch andere Meinungen?
Danke für deine Anregungen.

Ink.


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Akiragirl
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Beitrag07.03.2012 21:16

von Akiragirl
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Merke, dass die Maske mir nicht liegt. Ich kann nicht so mit euch reden, wie ich es normalerweise würde. Außerdem wird hier gerade kollektiv aufgedeckt ...


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Fichtenmoped
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Beitrag07.03.2012 22:18

von Fichtenmoped
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Dein Text gefällt mir. Du hast wunderbar sämtliche Ängste, die mir im Alltag so begegnen oder begegnet sind beschrieben.

Sie blendete Möglichkeiten aus: hier würde mich interessieren, welche Möglichkeiten

Es tat weh so zu sein, wie sie war und es tat weh zu versuchen so zu sein, wie sie dachte, dass sie sein sollte, weil Amerika (warum Amerika? War das ihre Heimat? sie nie interessiert hatte

Sie zähmte die Angst, indem sie den Baum des Lebens weiter und weiter beschnitt Ängste kann man nicht zähmen, nur irgendwie versuchen mit ihnen umzugehen...mir würde ein Satz, der zeigt, wie sie erfolglos/erfolgreich versucht mit den Ängsten umzugehen. Denn ihr scheint ja bewußt, dass diese Ängste ihr Leben zur Last gemacht haben und leidet. Oder zähmt sie ihre Ängste tatsächlich durch Ausblenden?

Kommentieren ist gar nicht so einfach. Ich hoffe, es ist verständlich.

Leider habe ich keine Ahnung, wie man den ganzen Text oder Passagen einfügt. Idea
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Akiragirl
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Beitrag08.03.2012 02:21

von Akiragirl
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Hallo Fichtenmoped,

wenn du aus dem Text zitieren willst, musst du oben rechts vom Text-Beitrag auf den Button „zitat“ klicken smile

Zu deinem Kommentar: Das Ausblenden der Möglichkeiten bzw. das Zähmen der Ängste ist so gemeint: Wenn man Angst hat, sich auf einer Party möglicherweise zu blamieren, dann geht man eben nicht mehr zu Partys. Wenn man Angst hat, in der Schule zu versagen, schwänzt man. Man vermeidet die Ängste, indem man es vermeidet, zu leben.

Das mit Amerika bezieht sich darauf, dass ein Großteil der jungen Leute eben davon träumt, dorthin ein Auslandssemester oder eine Sprachreise zu unternehmen – Land der Freiheit, unbegrenzte Möglichkeiten etc. Gerade solche Freiheiten sind es aber, die die Protagonistin ängstigen, sodass sie sich nicht mit anderen Personen ihrer Generation identifizieren kann.

Hoffe, das ergibt irgendwie Sinn (es ist spät ^^)

LG
Anne


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Gast







Beitrag08.03.2012 09:02

von Gast
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Akiragirl hat Folgendes geschrieben:
Verstecken
Merke, dass die Maske mir nicht liegt. Ich kann nicht so mit euch reden, wie ich es normalerweise würde. Außerdem wird hier gerade kollektiv aufgedeckt ...


Hey smile extra

Beim Stichwort "Angst" habe ich natürlich an dich gedacht, nur hätte ich bei einem Text von dir erwartet, dass ich sie fühle, und in dem Moment wäre Empathie dagewesen, und ja, ich glaube, dass ich einem Text dieser Art nicht viel abgewinnen kann, im Wortsinn ...
Es bleibt ein Gefühl der Unvollständigkeit, ich kann mir hier vorstellen, dass dies Teil einer Charakterstudie werden könnte ...

Einen lieben Gruss von
Anja
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Fichtenmoped
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Beitrag08.03.2012 21:21

von Fichtenmoped
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Hi Anne,

erstmal danke für den Tipp mit dem Zitat einfügen.

Die Aufzählungen reizen mich in jedem Fall. Ich mag das Thema. Deshalb hab ich auch die Kritiken der anderen gleich gelesen und mir gedacht "Kann ich sie fragen, ob sie die Frau nochmal unter Berücksichtigung der Kritikpunkte in ihr Leid schickt, oder kommt das blöd"?

LG
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Akiragirl
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Beitrag08.03.2012 21:25

von Akiragirl
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Hi Fichtenmond,

fragen kannst du natürlich immer wink
Ich glaube aber, die Kritikpunkte haben mir klar gemacht, dass mir hier einfach die Distanz zur Geschichte fehlt und ich paradoxerweise gerade deswegen mit viel Distanz erzählt habe. Um das hier wirkungsvoll zu Überarbeiten, müsste ich es wahrscheinlich erstmal ein paar Jahre liegen lassen ... Aber dann; mal sehen - wenn ich es dann noch dafür wert empfinde.
Sorry für diese, für dich sicher etwas unbefriedigende, Antwort.

LG
Anne


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Fichtenmoped
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Beitrag08.03.2012 21:51

von Fichtenmoped
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Käse, ist doch Deine Geschichte. Wir schreiben ja, damit wir uns in unserer Welt herumdrücken können und zwar ohne Zwänge und Ängste. Also, keine Angst, dem Sympathiepegel tut´s keinen Abbruch  Daumen hoch
Habe selbst man ein Horrorszenario schreiben wollen....keine Chance. Zu viele  fiese Emotions, die mich belasten. Ich bekam meine Geschichte von meiner Freundin zurück mit den Worten "Liest sich wie ein Unfallbericht", hehe
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Merlinor
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Beitrag09.03.2012 14:18

von Merlinor
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Hallo Akiragirl

Dein Text ist in einer sauberen Sprache sehr ordentlich geschrieben, mehr allerdings leider auch nicht.
Weder reißt er mich mit Hilfe einer besonderen stilistischen Finesse mit, noch finde ich ihn inhaltlich überzeugend.

Du definierst das Leben dieser Frau ausschließlich über ihre Ängste und listest diese der Reihe nach auf.
Das ist als Ansatz sogar durchaus legitim, allerdings von der Dramaturgie her etwas eintönig.
In einer solchen inhaltlichen Konstellation müsstest Du meiner Meinung nach die Abwechslung mit sprachlichen Mitteln schaffen, müsstest hier und dort durch überraschende Vergleiche, besondere Metaphern und sprachliche Feinheiten glänzen, um das Lesevergnügen deines Publikums zu erhöhen.
Das ist Dir meinem Gefühl nach zu wenig gelungen, der Text liest sich zwar flüssig, aber langweilig. Hoffnungsvoll warte ich auf ausgefallenen Formulierungen oder hier und dort einen besonders glanzvollen Vergleich, doch die kommen nicht und so bleibt alles ein bisschen blass für mich.

Zum Inhalt: Ich habe Deinen Ansatz, das Lebensgefühl Deiner Protagonistin auf die Summe ihrer Ängste zu reduzieren, zwar legitim genannt, zufriedenstellend oder gar überzeugend finde ich diese Beschränkung allerdings nicht.
Kein Leben und somit auch kein Mensch lässt sich in der tatsächlichen Realität auf so vereinfachte Weise beschreiben oder gar überzeugend erklären.
Dein Modell vermittelt in meinen Augen deshalb eine unzulässige Vereinfachung, die sich so nicht auf wirkliche Menschenbeobachtung stützen lässt und in einer derartigen Linearität ganz sicher auch von keinem Psychologie-Lehrbuch beschrieben wird.

Insofern finde ich Deinen Text inhaltlich leider konstruiert und wenig lebensnah.
Versuche doch bitte, ein deutlich variantenreicheres Bild Deiner Protagonistin zu zeichnen, ein Bild, das auch Brüche und Ungereimtheiten enthält, wie sie in jedem Menschenleben zu findend sind.
Eine neurotische Ansammlung von Ängsten darf durchaus bestimmendes Element einer derartigen Persönlichkeitsstruktur sein, aber die erdrückend eindimensionale Einseitigkeit Deiner bisherigen Beschreibung solltest Du meiner Ansicht nach schon aufzubrechen versuchen.

Das alles ist natürlich nur meine ganz persönliche Einschätzung.
Andere Menschen mögen durchaus mehr Vergnügen oder Gewinn aus Deiner Darstellung ziehen, als ich es gerade vermag.
Ich hoffe dennoch, dass Du auch aus meinen sehr kritischen Anmerkungen ein klein wenig Gutes für Deine weitere Arbeit ziehen kannst.

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Akiragirl
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Beitrag09.03.2012 16:53

von Akiragirl
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Hi Merli!

Dass du den Text als eintönig und somit langweilig empfunden hast, ist natürlich nicht Sinn der Sache gewesen ... Andererseits war die einfache, klare Sprache natürlich auch Mittel zum Zweck, die zunehmende Eintönigkeit ihres Lebens darzustellen. Die Sprache soll ja den Inhalt tragen, und jetzt ganz blumig zu schreiben, um Eintönigkeit und Traurigkeit zu vermitteln - naja. Schwierig.

Natürlich zeigt der Text nicht die komplette Persönlichkeit einer Figur mit allen Facetten, sondern einen Auszug. Es kommt nicht zur Sprache, wie sie so wurde, warum, was sie ändern könnte etc. Das hatte Anja auch schon kritisiert. Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass permanente Angst das Leben zerdrücken kann. In diesem Fall geht es, wie Anja auch schon bemerkte, vor allem um Ängste vor etwas, die bremst. Es ist ein eindimensionaler Text, der eine Einbahnstraße beschreibt. Vereinfachung; ja, sicher. Aber wenn Ängste das Leben so richtig im Würgegriff haben, dann bestimmen sie auch wirklich alles und lassen kaum noch andere Facetten zu.

Okay, ich fürchte, ich klinge gerade total kritikresistent. Wie ich fichtenmoped schon schrieb; vielleicht fehlt mir hier einfach die Distanz.
Dank dir auf jeden Fall für die viele Zeit, die du dir für mich genommen hast und für deine Gedanken! smile

LG
Anne


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Rufina
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Beiträge: 693



Beitrag09.03.2012 18:31

von Rufina
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Hallo Anne,

für mich rührt die Distanziertheit zur Prota nicht daher, dass ich ihre Ängste nicht nachvollziehen kann. Du lässt mich eher nicht nah genug ran, um mitzufühlen. Ich erfahre, dass sie vor Alltäglichkeiten Angst hat, aber sie hat eben nur Angst. Es gibt so viele Arten von Angst, vom unwohlen Gefühl bis zur Panik und ich wüsste gerne, welche Art von Angst sie fühlt. Ist es die Art von lähmender Angst, die einen den gleichen Gedanken immer wieder wälzen lässt, sich zur Panik steigert? So wie es jetzt ist, werden einige Leser das Ausmaß an Angst in ihren Köpfen automatisch an die Situation anpassen, die eben für den Durchschnittsmenschen nicht besonders angsteinflößend ist: Die Prota hat ein bisschen Angst? So what? Ich denke es ist deine Aufgabe, das nicht zuzulassen, sondern dem Leser von Anfang an klar zu machen, dass es eben nicht nur "ein bisschen" Angst ist. Das fehlt mir noch, denn die Wiederholungen alleine können das nicht leisten.

Viele Grüße
Rufina


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Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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Akiragirl
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Beitrag09.03.2012 19:33

von Akiragirl
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Hey Rufina!

Vielen Dank, das ist ein echt guter Hinweis. Ich dachte, dass das Bild am Anfang; dieses Erdrückende der Angst, bereits impliziert, dass es schon sehr große Angst ist, nicht nur "ein bisschen" und eben auch unnormal starke Angst vor Kleinigkeiten.
Aber klar, jetzt wo du es so sagst, kommt es vielleicht im Text einfach viel harmloser rüber, als es gemeint war. Das ist halt immer blöd, wenn man selber tief drin steckt und alles selbstverständlich nimmt; dann vergisst man, es auch an die Leser weiterzugeben.
Das hilft mir sehr weiter!

LG
Anne


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Prunkbold
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Alter: 35
Beiträge: 177



Beitrag20.03.2012 19:44

von Prunkbold
Antworten mit Zitat

Hallo Akiragirl,

schwere Kost, du du hier auftischst, aber gelungene Kost.
Die allgegenwärtige Angst vor fast allem,
stellst du beklemmend dar. Da wird beim Lesen die Atmung schwerer.


mit Grüßen, Dummbold
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