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Zeth Jin Leseratte
Alter: 39 Beiträge: 141
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31.01.2012 03:07
von Zeth Jin
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Ich nehm keine Rücksicht auf meine Gedanken; sagen wir es mal so.
So ziemlich jeder Text hat in gewisserweise etwas autobiografisches und man kann wirklich Jahre damit verbringen, sich eventuelle Reaktionen seiner Mitmenschen auszudenken, die dann sowieso nicht eintrefen.
Oma meinte: "Du guckst den Leuten nur vorm Kopp." Recht hat sie. Deine Vorgedanken werden dir nicht verraten können, ob die Meute mit Messern oder Blumen auf dich zu geht. Genauso wenig, wie dein Verstand dir ausrechnen kann, wie die Lottozahlen nächste Woche werden (heiter bis wolkig ^^).
Ein wichtiger Effekt dieser Gedanken: Sie behindern dich. Mach dein Ding und keine Fantasien drum ^^
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Miss Havisham Leseratte
M
Beiträge: 102
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M 05.02.2012 23:05 Re: Künstlerische Freiheit??? von Miss Havisham
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Borrelie hat Folgendes geschrieben: | Wie geht ihr damit um? Steht die Geschichte über allem oder denkt ihr auch darüber nach, ob ihr die Geschichte so nicht schreiben könnt, weil sich jemand verletzt fühlen könnte oder etwas dann falsch versteht? Man kann als Schriftsteller aber doch nicht auf Eltern, Geschwister oder Ehepartner Rücksicht nehmen? |
Wie soll sich jemand verletzt fühlen, der nicht mal davon weiß, dass er die Inspiration für einen bestimmten Charakter war?
So einzigartig sind die meisten Leute nicht. Jede Macke kommt zigtausendfach vor. Und wenn du nicht damit hausieren gehst, ein Buch veröffentlicht zu haben (gesetzt den Fall, du bringst es überhaupt an einen Verlag), dann werden es die Betroffenen wahrscheinlich nie lesen.
Das Risiko, dass sich jemand verletzt fühlt, ist vernachlässigbar. Ich gehe natürlich davon aus, dass du Name, Wohnort, Aussehen der Person etc. veränderst.
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Borrelie Gänsefüßchen
B
Beiträge: 19
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B 09.02.2012 23:42
von Borrelie
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Ich habe bei Claus Vainstain (Erfolgreich schreiben. Von der Kunst und Technik literarischen Schreibens. 2001) einen schönen Abschnitt gelesen, der bissl meine Frage berührt. Auf Seite 13 steht der folgende Text, auch das Zitat von Stephen King noch:
"Stellen Sie sich vor, die Geschichte, die Sie erzählen wollen, reift in Ihnen heran wie ein Kind. Natürlich braucht dieses Kind Sie: Aber ob es groß oder klein wird, sportlich und wild oder eher nachdenklich und zurückgezogen, ob es laut oder leise ist oder was auch immer - das zu entscheiden liegt nicht in Ihrer Hand. Sie können nicht darauf achten, was den Nachbarn gefällt und welche Haarfarbe Ihre Familie bevorzugen würde. Sie können nur in sich horchen, was das Kind möchte, was es braucht - und gespannt darauf warten, wie es sich wohl entwickeln wird. In diesem Sinne auch der Erfolgsautor Stephen King:
Manchmal spreche ich vor Menschen, die an der Schriftstellerei oder an Literatur interessiert sind, und bevor das "Bitte stellen Sie jetzt dem Autor ihre Frage" vorbei ist, steht immer jemand auf und stellt die Frage: "Warum haben Sie sich entschieden, über solche grauenvollen Dinge zu schreiben?"
Normalerweise antworte ich darauf mit der Gegenfrage: "Warum nehmen Sie an, ich hätte mir das frei aussuchen können?""
Also das passt nur zum Teil auf das Thema, aber ich fand den Abschnitt sehr schön ...
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Gast
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11.02.2012 18:23
von Gast
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Borrelie hat Folgendes geschrieben: | Darauf kannst du einen lassen ... |
Ja, bei dieser Wortwahl kann das wohl nur einer der größten Schriftsteller aller Zeiten sein. Meine Güte.
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Borrelie Gänsefüßchen
B
Beiträge: 19
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Sabine A. Eselsohr
Beiträge: 385
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13.02.2012 10:33
von Sabine A.
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Borrelie hat Folgendes geschrieben: | Jaja, ich weiß, ich finde die Wortwahl aber meinem damaligen Zorn angemessen ... aber vielleicht hätte ich es nur denken und nicht schreiben sollen. |
Passt irgendwie zum Thema "künstlerische" Freiheit...
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Fao wie Vendetta
Alter: 33 Beiträge: 1994
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13.02.2012 21:56
von Fao
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Nachdem ich eine Weile nachgedacht habe (manchmal mache ich das), kam mir jener Gedanke, einfach mal allgemein zu diesem große-Autoren-kleiner-dsfoler-Vergleich ...
Das Problem sehe ich darin, dass hier unter falschen Gesichtspunkten verglichen wurde. Ein Autor der Unterhaltungsliteratur schreibt, dem es hauptsächlich darauf ankommt, gelesen zu werden, der möchte, dass er verlegt wird und dass der Leser Spaß am Lesen hat schreibt unter anderen Bedingungen als etwa ein Fontane, Novalis oder Thomas Mann, denen es um Philosophische/Gesellschaftliche Thesen/Denkansätze/Kritik/Darstellung geht, wage ich einmal zu behaupten.
Ich möchte jetzt einem Frank Schätzig oder Andeas Eschenbach diese Motivationen nicht absprechen! Allein zeitlich lägen jetzt solche Vergleiche näher...meine ich, oder? Gegenmeinungen erwünscht, finde das interessant, es kam mir eben ins Hirn, diese Gedanken.
Ich würde sagen, als (Hobby-) Maler schaut man auch nicht unbedingt zu einem Barnett Newman.
_________________ Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst. |
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Borrelie Gänsefüßchen
B
Beiträge: 19
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B 14.02.2012 15:25
von Borrelie
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Ich würde dir zustimmen, bei deinen Überlegungen geht es ja auch darum, ob etwas am Ende Kunst ist, oder nicht. Die Unterhaltungsliteratur beispielsweise, gab es schon immer, ist in der Gegenwart immer populärer, gerät aber mit der Zeit in Vergessenheit. Um 1800 war auch Schiller viel unbekannter als Iffland, letzterer wurde in vielen Theatern gespielt, verdiente viel mehr Geld usw., weil er dem Massengeschmack entsprach. Heute will ihn kaum noch jemand lesen, ich find ihn öde. Kunst aber bleibt. Obwohl auch die Unterhaltungsliteratur ihre kurzfristige Berechtigung hat!
Und natürlich gilt der Umkehrschluss nicht: Nur wenn ich gehaltvolle Literatur produziere, heißt das nicht, dass die kommenden Generationen mein Zeug unbedingt lesen wollen.
Aber darum geht es in deinen Gedanken meiner Meinung nach: Ist etwas bloße Unterhaltung, eine nette Geschichte, mit etwas Liebe, Spannung, für den Feierabend, oder will hier jemand umstürzen, wird politisch, wälzt gesellschaftliche Probleme. Gute Kunst ist immer subversiv, reibt sich an dem Ungenügen der Welt. Und wird damit oft zeitlos, weil die Leute etwas zu sagen hatten, die großen Probleme des Lebens verarbeitet haben und damit interessant bleiben. Ich lese letzteres zumindest lieber, als immer wieder das gleiche Zeug in abgewandelter Form, das mir aber bei meiner Todesangst und bei vielen anderen Problemen, die mein Leben als Mensch ausmachen, nicht weiterhilft.
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