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Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
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08.11.2011 16:49 Mein Mann und sein Nutellaglas von Belzustra
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Dort auf dem Küchentresen, gleich neben dem Kühlschrank, steht das Nutellaglas und schaut mich dumm grinsend an. Als wolle es mich verhöhnen, weil es die einzige Sünde im Haus ist, die ich mir selbst nicht gönnen will. Daher gehört dieses Glas meinem Mann.
Gefüllt mit brauner Verführung... Oh mein Gott, hört sich das schrecklich an.
Gefüllt mit süßer Geschmacksleidenschaft... Und das nun wieder, wie kitschig.
Nun, dann eben 440 Gramm kleingematschte Nussschokopampe. Schon besser.
Und wie mich diese 40 Gramm gratis ärgern, natürlich mit einem Grinsen im Gesicht. Auf halbe Hemden und halbe Gläser steht er nämlich nicht. Mein Mann denkt an mich und diese 40 Gramm Nutella, nun, die sind für mich, teilte er mir nach dem Kauf mit und seitdem verfolgt die Schokopaste mich.
Jeden Morgen werfe ich einen Blick in die Küche und dort steht sie und schaut mich herausfordernd an. Doch ich bleibe stark, nehme das Glas und, verdammt, rutscht es mir wieder fast aus der Hand.
Ich verschließe den losen Deckel und stelle es zurück in den Schrank.
Ich liebe Nutella, doch die Eigenarten meines Mannes liebe ich mehr.
Weitere Werke von Belzustra:
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Siebeneis Gänsefüßchen
Alter: 68 Beiträge: 18
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09.11.2011 00:20 Das halbe Hemd von Siebeneis
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Dann will ich es mal mit einer Antwort versuchen. Ich bin darin noch nicht sehr geübt, verzeih meine Unbeholfenheit.
Der Titel hat mich sofort neugierig gemacht.
Drum habe ich den Text gelesen, doch das ist mir anfangs gar nicht leicht gefallen.
Da war einiges, was mich beim ersten Lesen irritiert hat.
- Was ist das mit den halben Hemden?
- Wer grinst im dritten Absatz? Du oder die 40 Gramm? Wohl die 40 Gramm, da ja eingangs schon das Glas gegrinst hatte.
- Warum stellst du das Glas "zurück" in den Schrank? Es stand doch immer auf dem Küchentresen.
Nach drei, vier Durchgängen glaube ich, jetzt habe ich den Text auf der Reihe. Und jetzt gefällt er mir auch gut.
Ein Sonderlob, weil du dich an ein sprachliches Sonder-Phänomen heran gewagt hast. Widmet nicht der Bastian Sick in seinem Buch "Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod" ein ganzes Kapitel der Tatsache, dass dem Begriff "Nutella" kein eindeutiges Geschlecht zugeordnet werden kann? Drum wäre für den letzten Absatz zu empfehlen, dass "es" da steht und herausfordernd schaut, nämlich das Glas.
Abschließend noch der Hinweis, dass mich der zweite Satz neugierig gemacht hat, welche anderen Sünden es in deinem Haus gibt, die du dir gönnst.
(Wenn ich erst mal kapiert hab, wie man das hier mit dem Zitieren macht, geht das dann bestimmt noch besser mit der Rückmeldung.)
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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09.11.2011 00:31
von Harald
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@ Siebeneis
du hast eine PN
LG
Harald
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
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09.11.2011 02:50
von Belzustra
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Hallo Siebeneis,
lange bin ich auch noch nicht dabei, doch das mit dem Kritisieren hat man schnell heraus
Zitate machst du, indem du die Stelle im Text kopierst, in deine Antwort einfügst, markierst und auf QUOTE oben im Menü klickst.
Zitat: | Was ist das mit den halben Hemden? |
"Halbe Hemden" verwende ich als Synonym für wirklich dünne Menschen.
Das "Grinsen" im 3. Absatz ist dann doch auf den Ich-Erzähler bezogen. Kommt in der Tat etwas unklar rüber. Die Protagonistin ärgert sich über den Gratisinhalt, mit einem Grinsen im Gesicht, weil sie sich nicht wirklich darüber ärgert.
Zitat: | Warum stellst du das Glas "zurück" in den Schrank? Es stand doch immer auf dem Küchentresen. |
Ein Nutellaglas gehört in den Schrank, dort, wo sein Platz ist!!!
Das hat mit der Eigenart des Mannes zu tun, die die Protagonistin so sehr an ihm liebt. Er schmiert sich abends ein Nutellabrot, lässt das Glas auf der Küchenablage stehen, anstatt es wegzuräumen und da der Geliebte so gierig auf sein leckeres Nutellabrot ist, ist es ja verständlich, dass er zudem keine Zeit mehr hat, den Deckel zu schließen, nicht wahr?
Zitat: | und seitdem verfolgt die Schokopaste mich.
Jeden Morgen werfe ich einen Blick in die Küche und dort steht sie und schaut mich herausfordernd an. |
Das "sie" bezieht sich hier auf das Wort "Schokopaste" und kann daher nicht in "es" umgewandelt werden.
Zitat: | Abschließend noch der Hinweis, dass mich der zweite Satz neugierig gemacht hat, welche anderen Sünden es in deinem Haus gibt, die du dir gönnst. |
Hehe, das wüsstest du wohl gerne.
Vielen Dank für deine nette Kritik und weiterhin viel Spaß im Forum.
Frohes Schaffen
LG
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Siebeneis Gänsefüßchen
Alter: 68 Beiträge: 18
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09.11.2011 08:27
von Siebeneis
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Hallo Harald, vielen Dank für die PN.
Hallo Belzustra, auch dir vielen Dank für das Erläutern des Zitierens.
Jetzt kommt gleich einmal ein erster Versuch damit:
Zitat: | "Halbe Hemden" verwende ich als Synonym für wirklich dünne Menschen. |
Jetzt versteh ich auch die Sache mit dem halben Hemd.
(Den Begriff "a hoibads Hemad" kenn ich auch, entspricht dem Begriff "a laare Hosn". Hatte ich in deinem Text nur nicht diesem Sinn zugeordnet.)
Beste Grüße,
Wolfgang
_________________ "Ein Narr und ein Weiser im Verein,
die wissen mehr als ein Weiser allein."
(Wilhelm Müller, 1794 bis 1827) |
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wolfgang Leseratte
W
Beiträge: 121
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W 11.11.2011 14:12
von wolfgang
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Hallo Belzustra,
Dein Text hat mich gleich angesprochen. Du erzählst eine unkomplizierte Geschichte, aber doch gekonnt.
Gerade liegt Gustav Freytags Buch "Technik des Dramas" vor mir. Da ich mich selbst am Kurzgeschichten schreiben versuche, habe ich das Buch immer parat.
Daher fällt mir auf, wie genau Dein Text geschrieben ist.
Im ersten Absatz führst Du den Ort und die Heldin ein und erwähnst, welche Einstellung sie hat.
Der zweite Absatz bringt eine Wende, indem er ein Verlangen offenbart, das die Heldin sich versagen muss.
Der dritte Absatz stellt das Ergebnis dieses ringens vor: die Heldin fühlt sich verfolgt, gleichzeitig wird aber offenbar, dass sie auf andere "Sünden" zurückgreifen kann.
Der vorletzte Absatz endet beinahe in einer Katastrophe, als das Glas der Heldin fast aus der Hand rutscht. Denn ihr Mann mag ja keine halben Gläser. Zum Glück ging ja noch einmal alles gut!
Die Schlusszeile bringt das Fazit: die Heldin kann sich das Nutella verkneifen, weil sie genug andere Sünden genießen kann. Ich Mann steht halt nicht auf "halbe Hemden".
Gerne gelesen.
Wolfgang
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Josh Gänsefüßchen
Beiträge: 24 Wohnort: Köln
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11.11.2011 14:32
von Josh
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Ich schließe mich den Vorschreibern an, gelungener Text, besonders für die Kürze, und auch ein Text, den man mit einem Lächeln verlässt. Wenn sich die Kritik auf kleine Ausdrucksunklarheiten beschränkt, muss man nicht mehr viel sagen, da hast du dein Lob ja schon
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MT Reißwolf
Alter: 52 Beiträge: 1090 Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)
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11.11.2011 15:00 Re: Mein Mann und sein Nutellaglas von MT
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Hi Belzustra,
ich schließe mich an: Toller Text.
Dennoch würde ich persönlich ein paar Dinge ändern. Schau mal, ob Du damit etwas anfangen magst:
Belzustra hat Folgendes geschrieben: | Dort auf dem Küchentresen, gleich neben dem Kühlschrank, steht das Nutellaglas und schaut mich dumm grinsend an. [Steht da, als wolle... Ich würde hier durchaus eine Wiederholung einsetzen, weil mir das "Als" an Satzbeginn im Zusammenhang mit dem Satz zuvor zu abgeschnitten wirkt.] Als wolle es mich verhöhnen, weil es die einzige Sünde im Haus ist, die ich mir selbst nicht gönnen will. Daher gehört dieses Glas meinem Mann. [Finde ich zu erklärend. Ausdrucksstärker (aus meiner Sicht): Das Glas gehört meinem Mann.]
Gefüllt mit brauner Verführung... Oh mein Gott, hört sich das schrecklich an.
Gefüllt mit süßer Geschmacksleidenschaft... Und das nun wieder, wie kitschig.
Nun, dann eben 440 Gramm kleingematschte Nussschokopampe. Schon besser.
[Der Absatz ist klasse!]
Und wie mich diese 40 Gramm gratis ärgern, natürlich mit einem Grinsen im Gesicht. Auf halbe Hemden und halbe Gläser steht er nämlich nicht. Mein Mann denkt an mich und diese 40 Gramm Nutella, nun, die sind für mich, teilte er mir nach dem Kauf mit [Komma] und seitdem verfolgt die Schokopaste mich [Satzbau wegen des Leseflusses: und seitdem verfolgt mich die Schokopaste].
Jeden Morgen werfe ich einen Blick in die Küche [Komma] und dort steht sie und schaut mich herausfordernd [schon wieder recht erklärend. Nimm vielleicht ein anderes Verb, "starrt" zum Beispiel. Dann kannst Du auf "herausfordernd gut verzichten] an. Doch ich bleibe stark, nehme das Glas und, verdammt, rutscht es mir wieder fast aus der Hand.
Ich verschließe den losen Deckel und stelle es zurück in den Schrank.
Ich liebe Nutella, doch die Eigenarten meines Mannes liebe ich mehr. |
Gern gelesen.
LGMT
_________________ Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.
Siegfried Lenz |
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 11.11.2011 15:06
von kskreativ
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Süß. Wirklich süß und hat mich zum Schmunzeln gebracht. Zwei Kleinigkeiten hätte ich zum bemäkeln:
Zitat: | steht das Nutellaglas und schaut mich dumm grinsend an. |
Vielleicht so: steht das Nutellaglas und grinst mich dumm an.
Zitat: | Auf halbe Hemden und halbe Gläser steht er nämlich nicht. |
Halbe Portion vielleicht?
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
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17.11.2011 00:04
von Belzustra
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Lieber Wolfgang,
ich würde lügen, würde ich behaupten, dass der Aufbau pure Absicht war.
Der Text entstand innerhalb von maximal 10 Minuten, wurde zwar circa zehn Mal von mir überlesen, aber korrigiert habe ich wenig.
Ich finde es irgendwie erstaunlich, dass man eine derartige Struktur entdecken und benennen kann.
Und was sagt das nun über den Text aus? Hat er im Grunde genommen die Struktur eines Dramas mit Happy End?
Ich bin noch auf der Suche nach guten Büchern, die sich mit dem Schreiben von Romanen, Drehbüchern oder Theaterstücken beschäftigen.
Kannst du Gustav Freytags Buch empfehlen?
LG
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Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
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17.11.2011 00:12
von Belzustra
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@Josh:
vielen Dank für das Kompliment. Freut mich zu hören, wenn ich jemanden zum Lachen bringe.
@Kskreativ:
Zitat: | Süß. Wirklich süß und hat mich zum Schmunzeln gebracht.
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Zitat: | Zwei Kleinigkeiten hätte ich zum bemäkeln:
Zitat:
steht das Nutellaglas und schaut mich dumm grinsend an.
Vielleicht so: steht das Nutellaglas und grinst mich dumm an.
Zitat:
Auf halbe Hemden und halbe Gläser steht er nämlich nicht.
Halbe Portion vielleicht? |
Ich werde schauen, was ich machen kann.
"Halbe Portionen" gefällt mir. Das werde ich vielleicht abändern.
LG
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Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
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17.11.2011 00:20
von Belzustra
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Lieber MT,
zuerst einmal möchte ich auch dir danken für deine überaus schmeichelhafte Kritik.
Mit derart positiven Rückmeldungen hätte ich niemals gerechnet.
Deine Anmerkungen, wie auch die unserer Forumskollegen und Leidensgenossen werde ich mir zu Herzen nehmen und mich sogleich an die Arbeit machen.
Zitat: | teilte er mir nach dem Kauf mit [Komma] und seitdem verfolgt die Schokopaste mich |
Zitat: | Jeden Morgen werfe ich einen Blick in die Küche [Komma] und dort steht sie |
Ja, also die Kommas und ich stehen, wir stehen auf Kriegsfuss. Ich kann mich noch ganz genau an den Deutschunterricht damals erinnern, als wir die Kommaregeln lernten, doch es sind nicht die Regeln, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Eher das pubertäre Herumgekicher in der letzten Bankreihe
LG
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Belzustra Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 344 Wohnort: Belgien
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17.11.2011 00:39
von Belzustra
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Anhand eurer Anmerkungen habe ich meinen kurzen Text nun überarbeitet.
Allerdings stolpere ich persönlich noch über den dritten Absatz. Stören die vielen "Reime" nicht?
Ich habe vier Mal "mich" verwendet, einmal "nicht" und einmal "Gesicht". Klingt das nicht zu gleich?
Könnt ihr mir da vielleicht noch den einen oder anderen Tipp geben?
Mein Mann und sein Nutellaglas
Dort auf dem Küchentresen, gleich neben dem Kühlschrank, steht das Nutellaglas. Dumm grinsend schaut es mich an, als wolle es mich verhöhnen, weil es die einzige Sünde im Haus ist, die ich mir selbst nicht gönnen will. Dieses Glas gehört meinem Mann.
Gefüllt mit brauner Verführung... Oh mein Gott, hört sich das schrecklich an.
Gefüllt mit süßer Geschmacksleidenschaft... Und das nun wieder, wie kitschig.
Nun, dann eben 440 Gramm kleingematschte Nussschokopampe. Schon besser.
Und wie mich diese 40 Gramm gratis ärgern, natürlich mit einem Grinsen im Gesicht. Auf halbe Portionen und halbe Gläser steht er nämlich nicht. Mein Mann denkt an mich und diese 40 Gramm Nutella, nun, die sind für mich, teilte er mir nach dem Kauf mit, und seitdem verfolgt mich die Schokopaste.
Jeden Morgen werfe ich einen Blick in die Küche, und dort steht sie und starrt mich an. Doch ich bleibe stark, nehme das Glas und, verdammt, rutscht es mir wieder fast aus der Hand.
Ich verschließe den losen Deckel und stelle es zurück in den Schrank.
Ich liebe Nutella, doch die Eigenarten meines Mannes liebe ich mehr.
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