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Die leere überfüllte Frau


 
 
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blueCat
Geschlecht:weiblichErklärbär


Beiträge: 1
Wohnort: Dresden


Beitrag06.07.2011 22:29
Die leere überfüllte Frau
von blueCat
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mein allererster Text, den ich hier reinstelle. Freue mich über jede produktive Kritik! smile


Die leere überfüllte Frau


Sie presste ihren Fuß auf das Gaspedal. Die Bäume links und rechts zogen immer schneller an dem smaragdgrünen Auto vorbei. Die Landstraße vor ihren Augen verlief relativ gerade und wurde wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit erneuert. Die Grenze zwischen Erde und Beton war ziemlich klar zu erkennen.
Der Motor wurde immer lauter, langsam stieß er an seine Grenzen. Doch das interessierte sie nicht. Es war ein Gefühl der Betäubung. Genau das richtige jetzt.

Nichts... Sie wollte ins Nichts gelangen...

Wollte sie wirklich?

Schneller und schneller! Das Geräusch des Motors war nun beißender denn je und jemand anderem hätte es vielleicht schon Angst bereitet. Doch sie war fest entschlossen und ließ sich nicht ablenken.

Wie es wohl wäre plötzlich einfach das Lenkrad nach rechts zu reißen?
Wie würde man einen Aufprall verspüren?
Wie fühlte sich der Tod an?
Was hielt sie eigentlich immer davon ab?
Es war doch so einfach...
Was bringt die Menschen dazu, immer das Vorgeschriebene und 'Richtige' zu tun? Dem zu folgen, was zu tun war. Immer geradeaus zu fahren.
Sie fixierte die Straße vor sich, die Bäume wurden von Sekunde zu Sekunde verschwommener. Es tat gut. Niemand war da. Die komplette Strecke war leer. Logisch. Alle anderen folgten ja auch nur den Richtlinien. Keiner würde auch nur auf die Idee kommen durch eine Absperrung einer Straße zu fahren.
Vorsichtig kurbelte sie mit der linken Hand die Fensterscheibe einen Spalt weit runter. Nur etwa einen Zentimeter. Auf einen Schlag war das laute Rauschen des Windes zu hören. Er schrie sie förmlich an. "Was tust du schon wieder? Das ist nicht richtig! Hör auf, das ist doch nicht normal. Du bist nicht normal! Was ist mit dir los? Das ist falsch!" Erschrocken über den Krach machte sie die Scheibe hastig wieder hoch. Doch die Stimme verschwand nicht aus ihrem Kopf.
Schreien. Das war ihr Wunsch.
Aber etwas hielt sie zurück.
Was war es? Keine Ahnung.
Sowieso hatte sie keine Ahnung.
Plötzlich fing etwas in ihrem Kopf an zu hämmern. Anfangs nur leicht, dann immer stärker.
Etwas wollte raus. Es war wie ein Insekt, gefangen unter einem auf dem Kopf stehenden Glas, das immer wieder gegen die dicke Wand flog und abprallte. Immer wieder, voll und gleichzeitig ohne Hoffnung.
Sie musste schreien. Sie wusste es. Sie konnte nicht. Der Schrei kam nicht raus. Wie das Insekt.
Mittlerweile beschleunigte der Wagen nicht mehr. Er war am Limit angekommen und hielt die ungewohnt hohe Geschwindigkeit.
Wie aus dem Nichts klatschte auf einmal etwas mitten auf die Frontscheibe und hinterließ nur einen riesig braunen Fleck. Da war es wieder. Dieses widerliche braun. Dieses braun, das farblich aus so vielen Tönen gemischt war. Vor allem aber getränkt mit Versagen und Hoffnungslosigkeit.
Dann passierte alles optisch so schnell wie in einem Film, den man vorspulte und gefühlsmäßig so langsam wie in Zeitlupe.
Vor Schreck wegen dem Fleck verlor sie die Kontrolle über ihren Körper und ihre Hände rissen das Steuer ein Stück weit nach links. Doch das genügte schon. Das Auto geriet ins schleudern. Teilnahmelos sanken beide Hände gefaltet in ihren Schoß und sie sah nur zu wie der Wagen wie durch Geisterhand durch eine winzige Lücke zwischen zwei Bäumen raus auf ein Feld ins Freie schoss. Qualmend kam er zum stehen. Ihr Fuß war vom Gaspedal zur Bremse gewandert. Warum auch immer.
Sie fühlte nichts. Keine Angst, Wut, Freude, auch keinen Schock. Nichts.

Hatte sie es sich so vorgestellt?

Die Hoffnung lief eigentlich auf ein Gefühl der Befreiung hinaus.

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Micki
Geschlecht:weiblichVampirprinzessin

Alter: 44
Beiträge: 2241
Wohnort: mit dem Kopf in den Wolken


Beitrag08.07.2011 09:34

von Micki
Antworten mit Zitat

Hallo du blaue Katze!

Mir gefällt dein Text, die Wiedersprüchlickeit der beiden Verben in der überschrift. Das mutet so lyrisch an. Stimmt nachdenklich und spiegelt eine Taubheit die man selber schon mal gefühlt zu haben glaubt.

Ich finde nur die "Überfüllung" nicht so ganz. Oder ist es gerade diese Verwirrtheit die du äusserst, die die Fülle mit sich bringt?

Nur der oberste Absatz klingt für mich noch nicht ganz so rund.
Da komme ich noch nicht so rein. Ich denke nicht das es von Interesse ist das die Strasse vor kurzem erst erneuert wurde, zumal du weiter hinten erwähnst das die Frau durch eine Absperrung gerast ist, was eher die Vermutung aufkommen lassen würde, das die Strasse eher älter ist. Oder meinst du nicht?
Auch der Satz mit der Erde und dem Beton...hm....das passt noch nicht so ganz.

Der Rest ist in meinen Augen recht gut geschrieben. Hat mir gut gefallen!
Und da du dir Frau nicht näher beschrieben hast liegt das Hauptaugenmerkt auf dem Gefühl. Find ich wirklich gut!

LG
Micki


_________________
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Papagena
rara avis


Beiträge: 697
Wohnort: zwischen Kisten und Kartons
Ei 8


Beitrag09.07.2011 21:30

von Papagena
Antworten mit Zitat

Ich schließe mich meiner Vorrednerin an: das Ende ist stärker als der Anfang. Warum erwähnst du, dass der Wagen grün, smaragdgrün ist?

Ich bin selber keine geübte Kritikerin, deswegen nur eine inhaltliche Frage:

Wieso fragt sie sich, warum die Menschen immer geradeaus fahren? Kann sie sich nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die mit ihrem Leben zufrieden sind und dem kein Ende setzen wollen? Ob es das "Richtige" ist oder nicht, ist ja in diesem Zusammenhang nur die verkappte Frage danach, warum die anderen ihr Leben nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen wollen.
Wenn die Frau so "verrückt" ist... naja, ich nehme an, dass mir der Kontrast zwischen Beschreibung und dem was eigentlich passiert nicht stark genug ist, um als zynisch durchzugehen. Ich denke, ich hätte mir am Ende noch ein paar mehr Details gewünscht.

Aber mir gefällt dein Stil.

Ich hoffe, du kannst irgendwas mit meinem Feedback anfangen smile
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JGuy
Geschlecht:männlichMann spricht deutsch


Beiträge: 339
Wohnort: Saarpfalz
Ei 8


Beitrag11.07.2011 02:52

von JGuy
Antworten mit Zitat

Hallo blueCat

Du erwähnst ja leider nicht, ob es sich bei deiner Textprobe um einen Ausschnitt oder ein abgeschlossenes Stück handelt.
An sich ist das in meinen Augen was die Darstellung der Gedankengänge der Protagonistin angeht, ein recht gelungener Text, wenn es sich um ein Teil eines größeren Werks handelt. Steht er für sich alleine, sagt er für meinen Geschmack etwas zu wenig aus, außer dass eine Frau ausbrechen will.

Ansonsten gibt es ein paar Stellen im Text zu bemängeln, für die ich Verbesserungsvorschläge hätte.

Zitat:
Die leere überfüllte Frau
Die Überschrift gefällt mir nicht so gut. Der Widerspruch ist zwar interessant, jedoch sagt mir das Wort "überfüllt" im Zusammenhang mit der Beschreibung einer Person nicht allzuviel. Mir drängen sich hierbei eher Assoziationen wie: Abgefüllt oder körperlich überfüllt (sprich: vollgefressen) auf. Mir fällt allerdings spontan auch kein anderes Wort ein, welches diesen Widerspruch aufrecht erhalten würde.

Zitat:
Die Bäume links und rechts
Das ist so viel unnötig ausgesagt. Besser fände ich z.B.: "beiderseits"

Zitat:
Die Landstraße vor ihren Augen verlief relativ gerade und wurde wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit erneuert.
...war wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit erneuert worden.

Zitat:
Das Geräusch des Motors war nun beißender denn je

Beißend passt mir im Zusammenhang mit einem Geräusch nicht so gut.

Zitat:
Dem zu folgen, was zu tun war.
Ich finde den Ausdruck, etwas zu folgen, was zu tun ist, unpassend. Du meinst ja wahrscheinlich etwas, was vorgeschrieben ist, aber nicht unbedingt sinnvoll. Etwas "was zu tun ist" ist allerdings eher etwas was unbedingt notwendig ist, was wohl nicht deine Intention war. Auch dass man einer Tätigkeit "folgt" klingt unbeholfen.

Zitat:
Vorsichtig kurbelte sie mit der linken Hand die Fensterscheibe einen Spalt weit runter.
Die linke Hand ist die Erwähnung einer Selbstverständlichkeit, die der Satz eigentlich nicht braucht.

Zitat:
Auf einen Schlag war das laute Rauschen des Windes zu hören.
"Rauschen" ist in dem Zusammenhang viel zu sanft. Besonders wenn gleich darauf von schreien geredet wird. Du könntest vielleicht etwas wie "Brüllen" schreiben.

Zitat:
machte sie die Scheibe hastig wieder hoch
"Hochmachen" ist ganz unbeholfen.

Zitat:
Sowieso hatte sie keine Ahnung.
Der Satz steht für mich irgendwie so zusammenhanglos im Nichts. Ich kann nichts damit anfangen.

Zitat:
gefangen unter einem auf dem Kopf stehenden Glas
Auch hier ist die Erwähnung des Kopf stehen unnötig, weil selbstverständlich. Es verkompliziert den Satz unnötig.

Zitat:
voll und gleichzeitig ohne Hoffnung.
Das musste ich zweimal lesen, bevor ich verstand, was du sagen willst. Hier greift der Widerspruch in meinen Augen nicht. Besser fände ich etwas wie: "Voller vergeblicher Hoffnung."

Zitat:
Der Schrei kam nicht raus.
Auch das klingt so simpel und unbeholfen. Etwas bildhafteres wäre schöner.

Zitat:
und hinterließ nur einen riesig braunen Fleck
"riesigen" klingt hier besser.

Zitat:
Vor Schreck wegen dem Fleck
Auch das klingt platt, zumal  Genitiv angesagt wäre.

Zitat:
Die Hoffnung lief eigentlich auf ein Gefühl der Befreiung hinaus.
Auch dieser Schlusssatz, der ja eigentlich der wichtigste ist, lässt mich ein wenig ratlos zurück, denn ich werde mir nicht wirklich darüber klar, was er eigentlich aussagen soll.

Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben.
Gruß
JGuy


_________________
... on the other hand, a little knowledge and a vivid imagination can really make a person cuckoo.
-Wilson Wilson jr.-

Writer's block is a fancy term made up by whiners so they can have an excuse to drink alcohol.
-Steve Martin-
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hexsaa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 56
Beiträge: 1826
Wohnort: im Schneckenhaus
Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag27.07.2011 18:59

von hexsaa
Antworten mit Zitat

Die Grundidee der Geschichte finde ich gut. Sie zieht einen durchaus in ihren Bann. Es gibt allerdings ein paar Punkte, die mich stören. Ich habe versucht, sie aufzuzeigen. Vielleicht empfindest du sie als nützlich. Ich bin noch nicht so erfahren im kritisieren von Texten, also verzeih mir, wenn ich das ein oder andere mal über das Zielt hinausschieße.

Zitat:
Sie presste ihren Fuß auf das Gaspedal. (pressen klingt  in diesem Zusammenhang seltsam. Wie wäre es mit: Sie trat das Gaspedal durch?) Die Bäume links und rechts (finde ich unnötig zu erwähnen – wenn, dann vielleicht eher: Die Bäume am Straßenrand …) zogen immer schneller an dem smaragdgrünen Auto vorbei. Die Landstraße vor ihren Augen verlief relativ gerade und wurde wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit erneuert. Die Grenze zwischen Erde und Beton war ziemlich klar zu erkennen. (viele Füllwörter, die Du auch genauso gut weglassen könntest)
(Ich würde es vielleicht eher so schreiben: Die Landstraße war gerade, die Grenze zwischen Erde und Beton klar zu erkennen. Vielleicht wurde sie vor Kurzem erst erneuert.)
Der Motor wurde immer lauter, langsam stieß er an seine Grenzen. (an seine Grenzen stoßen klingt irgendwie unpassend. Beschreibe lieber das Geräusch, dass der überlastete Motor macht.) Doch das interessierte sie nicht (Doch das war ihr egal). Es war ein Gefühl der Betäubung. (Klingt für mich irgendwie komisch. Sie liebte das betäubende Gefühl, den Geschwindigkeitsrausch, die Gefahr…) Genau das richtige jetzt.

Nichts... Sie wollte ins Nichts gelangen...

Wollte sie wirklich?

Schneller und schneller! Das Geräusch des Motors war nun beißender denn je (Ein beißendes Motrorengeräusch? Ich kann mir ein beißendes Geräusch beim besten Willen nicht vorstellen. Ich würde eher schreiben, dass der Motor dröhnte o.ä.) und jemand anderem hätte es vielleicht schon Angst bereitet (Du musst dich nicht so schwülstig ausrücken, Angst gemacht klingt meiner Meinung nach besser). Doch sie war fest entschlossen und ließ sich nicht ablenken. ([i]Von was ablenken? Vom Fahren? Von ihrem Vorhaben, sich umzubringen? Eigentlich reicht es schon aus, dass sie fest entschlossen war.[/i])

Wie es wohl wäre plötzlich (Füllwort) einfach das Lenkrad nach rechts zu reißen?
(Wie - kann weg) Würde man  einen Aufprall verspüren? (Würde sie den Aufprall spüren?)
Wie fühlte sich der Tod an? (Wie fühlte sich Sterben an? Tat es weh?)
Was hielt sie eigentlich immer davon ab?
Es war doch so einfach ...
Was bringt die Menschen dazu, immer das Vorgeschriebene und 'Richtige' zu tun? Dem zu folgen, was zu tun war. Immer geradeaus zu fahren.
Sie fixierte die Straße vor sich, die Bäume wurden von Sekunde zu Sekunde verschwommener. (die Bäume verschwammen vor ihren Augen.  (Es tat gut. - kannst du auch weglassen) Niemand war da. Die komplette Strecke (Straße?) war leer. Logisch. Alle anderen folgten ja auch nur den Richtlinien. Keiner würde auch nur auf die Idee kommen durch eine Absperrung (einer Straße – kann weg) zu fahren.
Vorsichtig kurbelte sie (mit der linken Hand – mit welcher sonst?) die Fensterscheibe einen Spalt weit runter. Nur etwa einen Zentimeter. (Entweder einen Spalt breit oder einen Zentimeter. Beides finde ich zuviel.) Auf einen Schlag war das laute (ein Adjektiv, welches Du meiner Meinung nach entweder weglassen kannst oder durch ein Bildlicheres ersetzten solltest wie das Tosen des  Windes o.ä..) Rauschen des Windes zu hören. Er schrie sie (förmlich) an. "Was tust du schon wieder? Das ist nicht richtig! Hör auf, das ist doch nicht normal. Du bist nicht normal! Was ist mit dir los? Das ist falsch!" Erschrocken über den Krach machte (kurbelte) sie die Scheibe hastig wieder hoch. Doch die Stimme verschwand nicht aus ihrem Kopf.
Schreien. Das war ihr Wunsch. (Sie wollte schreien)
Aber etwas hielt sie zurück.
Was war es? (Was hielt sie zurück? (Sie hatte) Keine Ahnung (oder einfach: Sie wusste es nicht)
Sowieso hatte sie keine Ahnung (diesen Satz würde ich streichen)[/i].
Plötzlich fing etwas in ihrem Kopf an zu hämmern (was fing an zu hämmern? Oder fing einfach nur ihr Kopf an zu hämmern?). Anfangs nur leicht, dann immer stärker.
Etwas wollte raus, (Es war) wie ein Insekt, gefangen unter einem auf dem Kopf stehenden Glas das immer wieder gegen die dicke Wand flog und abprallte [i](dicke Wand passt nicht zu einem Glas. Ich würde den Satz weglassen)
. Immer wieder, (voll und gleichzeitig - was bedeutet voll in diesem Zusammenhang?) ohne Hoffnung.
Sie musste schreien. Sie wusste (spürte?) es. (Doch) Sie konnte nicht. Der Schrei kam nicht raus. Wie das Insekt (war er gefangen in ihrer Brust).
Mittlerweile beschleunigte der Wagen nicht mehr. Er war am Limit angekommen und hielt die ungewohnt hohe Geschwindigkeit. (Hielt der Wagen oder sie die hohe Geschwindigkeit?)
Wie aus dem Nichts klatschte auf einmal (Auf einmal sagt in diesem Satz dasselbe aus wie  aus dem Nichts, ist also unnötig) etwas mitten auf die Frontscheibe und hinterließ (nur) einen riesigen braunen Fleck. Da war es wieder. Dieses widerliche braun. Dieses braun, das farblich aus so vielen Tönen gemischt war. Vor allem aber getränkt mit Versagen und Hoffnungslosigkeit. (diese Mischung aus sämtlichen Farben, vereint zu einem unansehnlichen Schlamm aus Hoffnungslosigkeit und Versagen)
Dann passierte (alles optisch) es, so schnell wie in einem Film, den man vorspult (wie im Zeitraffer) und (gefühlsmäßig) gleichzeitig so langsam wie in Zeitlupe.
(kann weggelassen werden: Vor Schreck wegen dem Fleck verlor) Sie verlor die Kontrolle (kann auch weg: über ihren Körper) und ihre Hände rissen das Steuer (ein Stück weit nach links) herum.  (Doch das genügte schon). Das Auto geriet ins schleudern. (Teilnahmelos sanken beide Hände gefaltet in ihren Schoß und sie sah nur zu wie der Wagen wie durch Geisterhand durch eine winzige Lücke zwischen zwei Bäumen raus auf ein Feld ins Freie schoss. Qualmend kam er zum stehen. Ihr Fuß war vom Gaspedal zur Bremse gewandert. Warum auch immer.)
Ich würde es ungefähr so schreiben: Ihre Hände sanken in ihren Schoß. Der Wagen schoss zwischen den Bäumen hindurch. Sie bremste. Warum auch immer. Der Wagen holperte noch ein paar Meter über das Feld und kam dann abrupt zum Stehen.
Teilnahmslos blickte sie auf die qualmende Motorhaube. Sie fühlte nichts. Keine Angst, keine Wut, auch keine Freude (auch keinen Schock – würde ich weglassen). Nichts.

Hatte sie es sich so vorgestellt? (was hatte sie sich vorgestellt?)

Die Hoffnung lief eigentlich auf ein Gefühl der Befreiung hinaus. (Die Hoffnung auf was? Überkam sie ein befreiendes Gefühl?)



Lg
hexsaa
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Scritoressa
Geschlecht:weiblichGraue Hexe

Alter: 29
Beiträge: 686



Beitrag27.07.2011 21:15

von Scritoressa
Antworten mit Zitat

Hallihallo Blue Cat!

interessanter Text, sag ich erst mal, auch eine gute Idee, wenn ich mir auch icht ganz sicher bin, was du damit sagen willst. Ich hab es jetzt einfach irgendwie interpretiert, kann auch mal gut sein.

meine Vorschreiber haben ja schon eifrig markiert und korrigiert, dann lass ich das mal, sie werden schon wissen, was sie tun smile

...einfach zum Text inhaltlich und zum STil in dem Falle:

am Anfang beschreibst du zu viel in kurzen Sätzen, die Geschichte kommt nicht ins Laufen, stockt. Kürze das entweder ab oder verbinde einige Sätze. Allgemein finde ich, dass du zu viele gleich aufgebaute Sätze verwendest, das wird schnell mal etwas langweilig.

die Idee mit dem Insekt gefällt mir gut, der Inhalt der Geschichte ist etwas nebulös, es wird mir persönlich fast zu wenig erklärt.
Wieso rast sie einfach so dahin? Gibt es da keine anderen Autos? Keine Kurven? Was will sie?
...das Ende, also den letzten Satz, finde ich gut. Die Abschnitte, die darauf hinführen, würde ich ausbauen.

lg Scrito


_________________
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Gast







Beitrag27.07.2011 22:07

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich springe direkt in den Text, mit Vorgeplänkel habe ich es nicht so.
Rolling Eyes

Du hast dir etwas verdammt Schweres aufgeladen. Solch kleine Szenen, in denen wenig passiert und die stark Prota-Innensicht sind, die müssen geschliffen sein bis sie funkeln. Sonst funktionieren sie nicht.

Detailkritik hast du gute und treffende bekommen. Ich kratze ein wenig am Grundsätzlichen.

Eine Frau, ein Auto und ein Spiel mit dem Tod. Oder auch nicht. Es gibt keinen Halt für den Leser - wer die Frau ist, warum sie das tut, wohin sie will. Nur das hier und jetzt. Das ist schwierig, denn der Leser muss mitfühlen. Was interessiert ihn sonst die Hoffnung und die Leere deiner Protagonistin?

Sie rast.
Der Wind brüllt sie an. (Der Wind brüllt sie an?)
Ein Insekt klatscht auf die Scheibe.
Kontrollverlust.
Sie bremst doch.
Und dann?

Das ist wenig Handlung. Dafür wackelt es aber tüchtig.
1. Erscheint mit die Beschleunigungsphase für das Auto zu lang. Was sie so vor sich hin grübelt und schneller wird, schneller wird ... ich bin jetzt nicht der Fachmann für KfZ. Aber für mein Gefühl stimmt das nicht.

2. Das Insekt klatscht auf die Scheibe. Sie (nagut, der Erzähler) betrachtet das Braun, die Farbnuancen, sinniert über die Farbtöne des Versagens ... und dann erschrickt sie? Wegen dem Fleck. (Wieso wegen dem Fleck, es ist doch das 'Patsch' was einen erschrecken lässt?)
Ich weiß, du versuchst das zu verankern mit:

Zitat:

optisch so schnell wie in einem Film, den man vorspulte und gefühlsmäßig so langsam wie in Zeitlupe


aber das funktioniert nicht. Das ist dieser 'der Autor ist Gott und sagt, es ist so, weil ich es will'-Trick. Aber ich als Leser kann dem emotional nicht folgen. Ich nehme die Szene schlicht nicht ab.

Noch eines: ich glaube vieles, aber nicht das irgendein Mensch auf der Welt in einer solchen Situation die Hände teilnahmslos sinken lässt. Dafür müsste er sämtliche Reflexe ausschalten. Das können vielleicht Kung fu Meister und Psychotiker. Aber sonst niemand.

Unterm Strich ist es so: die Story ist konstruiert und man liest es ihr an. Du willst ein Gefühl erfassen und baust einen Rahmen drumherum. Es ist aber gar nicht so einfach, einen solchen, scheinbar schlichten Rahmen zu zimmern. Stimmig. Glaubwürdig. Authentisch. Das ist elend schwer.

Weshalb mein Rat ist: bleib bei Dingen, die du kennst. Gut kennst, dir vertraut sind. Dann kannst du deine Konzentration auf das legen, worum es dir geht. Das Gefühl überfüllt und zugleich leer zu sein.

Das kommt zu kurz. Da sind nur ihre Gedanken, Überlegungen und das ist gleich die nächste Hürde, die du dir auferlegst: Einen Prota zu erschaffen, dem man gespannt beim Denken zuhört ...
Im Prinzip winkst du mit den Fahnen: Versagen, Hoffnungslosigkeit, Betäubung, normal sein, das Richtige tun.
Hm.

Hier müsste es tiefer gehen. Das Insekt im Glas ist ein guter Ansatz, aber hier scheitert es leider ein wenig an der Wortgewalt. Das kann man aber lernen.

So, langer Rede kurzer Sinn:
Lass das ganze Drama mit dem Auto, das ist keine Actionstory und wird auch keine mehr. Du bekommst in die kurze Zeitspanne Gas geben, Straße lang rasen - erschrecken - überleben - nie und nimmer die emotionale Zwiespältigkeit hinein, die du, wenn ich nicht irre, gern haben willst.

Da ist kein Raum zum Denken. Das heißt nicht umsonst Kurzschlusshandlung.

Entweder ein ruhigerer Rahmen, der dir allen Raum lässt, Insekten in Gläsern tanzen zu lassen - oder aber du nimmst die Kurzschlusshandlung - dann aber muss das Zwiespältige vorweg. z.B. in dem du da eine weitere Handlung davor strickst. (Wäre vielleicht auch keine schlechte Idee, denn wie gesagt, nur über Innenwelt etwas zu erzählen ist hart)

Der letzte Satz:
Zitat:
Die Hoffnung lief eigentlich auf ein Gefühl der Befreiung hinaus.


Ich mag ihn gar nicht. Eigentlich ist eigentlich immer inakzeptabel.
Der Rest ist 'huah' - soll heißen, das ist kommt recht mit Schmackes daher, aber wenn man genau liest:
Die Hoffnung lief hinaus? Hrm.
Ein Gefühl der Befreiung - warum das Verschwurmeln?

Du musst gar nicht so dicke auftragen. Wozu denn? Sag es schlicht. Das kommt stärker.

*

Oh. Bis zum Sternchen waren das genau 666 Wörter. Ich nehme das  als Zeichen, dass es reicht. Falls du Fragen hast, gern.

debruma
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