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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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13.02.2011 22:49
von Mardii
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Hallo Perry,
fast fugenlos windet sich der Text durch die Verse. Die fehlenden Satzzeichen lassen das Leserauge über die Zeilen gleiten, wie ein Windhauch übers Geäst. Auch die Kleinschreibung unterstreicht den Eindruck eines lauen Luftzugs, der das Gefieder der Wildtaube streift. Da kommt denn ihre traurige Geschichte unvermittelt daher: so beschleunigt fliegen die Leseraugen über die Zeilen, dass sie erst beim Lesen des Schlussverses innehalten und mit einem Zwinkern und Augenwischen verstehen. Zurück zum Anfang, nochmals gelesen, stocken sie hier
Zitat: | an kalten tagen steht sie wie gulliver |
verstehen beim Weiterflug dieses
Zitat: | unter den sperlingen pickt nach streu
futter ignoriert störenfriede wie immer |
und klappen nach diesem
Zitat: |
dessen federn verstreut im schnee liegen |
die Lider zu.
Sehr schöner Text!
Gruß von Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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14.02.2011 10:27 Re: Hallo Mardii, von Jocelyn
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Perry hat Folgendes geschrieben: | schön, dass du dich von dieser kleinen Taubengeschichte mitnehmen hast lassen, steht sie doch für Verhaltensweisen, die so manchem Menschen auch gut zu Gesicht stehen würden, denn leider gibt es immer noch Unterdrückung von Schwachen und Vergeltung (Zahn um Zahn) statt Aufarbeitung.
LG
Perry |
Die Stimmung des Gedichts war für mich eine andere. Ich habe das Verhalten der Wildtaube als eine grausame Teilnahmslosigkeit interpretiert. Sie will ihre Ruhe, sie will Futter, und lässt die Spuren von gestrandeten Gefährten links liegen. Damit arbeitet sie noch lange nichts auf.
Du hältst deshalb hier mit gelungener Leichtigkeit den wesentlichen Unterschied zwischen manchem Tier und den Menschen fest. Diesen Tieren fehlt - nur nach unseren durchschnittlichen Möglichkeiten der Beobachtung - das Mitgefühl. Gefühle sind nun einmal auch "negativ", das ist so.
Mir hat dein dichterischer Moment aber gut gefallen.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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15.02.2011 00:43
von Nihil
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Hallo Perry.
Ich mag Sprache vor allem wegen ihres Klangs und mag es deshalb auch, wenn sie auf sich aufmerksam macht. Bei der zweiten Zeile habe ich deshalb aufgehorcht:
Zitat: | da ist das nest
windgeschützt
das geäst |
Mit dem Binnenreim, den Zäsuren vor und nach „windgeschützt“ und seinen perkussiven Konsonanten ist das für mich der stärkste Teil des Gedichts. Alles andere finde ich in Ordnung, aber nicht hervorstechend.
Ich habe ebenfalls eher Emotionslosigkeit und Desinteresse herausgelesen. Das „Sanfte“ an der Wildtaube war für mich daher auch Ironie. Geduldig trauern klingt sehr stoisch. Man weiß schon, dass die Trauer nicht ewig halten wird und wartet daher einfach ab, bis sie von selbst verschwindet, möglichst ohne sich groß um sie zu kümmern. Ihr Nest ist vor Blicken geschützt, sie ist eine Eigenbrötlerin, die sich nicht um andere kümmert, nur das eigene Vorsichhinleben im Sinn hat. Als Naturbild verstehe ich das nicht, sondern als Abziehbild für einen bestimmten Menschentypus. Inhaltlich, finde ich, ist das eine interessante Idee mit Potenzial.
Solltest du allerdings wirklich ein Stimmungsbild und das „Sanfte“ einzufangen gesucht haben, finde ich das Gedicht misslungen. Die Interpretationsweise oben könnte dagegen noch etwas stärker ausgebaut werden.
Tschau,
Nihil
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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16.02.2011 02:42
von Mardii
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Eine „übertragene Aussage“ geht mir für meine eigene Textrezeption schon viel zu weit. Rein sprachlich hatte er die Wirkung des Beobachters und seiner Wahrnehmung eines Hinterhofgeschehens auf mich. Die Interpretation, das Verhalten der Taube auf menschliches übertragen zu sehen, geht mir schon zu weit. Das ist mir zu einfach, eins zu eins.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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