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Ein kleines Experiment


 
 
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Humpenstemmer
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 53
Beiträge: 363
Wohnort: Bremen


Beitrag14.01.2011 21:05
Ein kleines Experiment
von Humpenstemmer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich würde gern mal etwas mit Euch ausprobieren und habe deswegen eine kleine Szene geschrieben, zu der ich Euch hinterher gern etwas fragen möchte (unter anderem natürlich, ob es Euch gefallen hat).

Der Minutenzeiger der großen Uhr am Bahnhofsgebäude rückte zuckend eine Minute vor. Es war 10.52 Uhr und es regnete in Strömen. Die junge Frau blieb stehen, hob ein Bein und schob einen Finger zwischen ihren Knöchel und dem lackglänzenden Leder ihrer High Heels.
Die Schuhe waren neu und drückten und scheuerten auf der Haut. Inständig hoffend, sich keine Blase gelaufen zu haben, stellte sie den Fuß zurück auf den feuchtglänzenden Straßenbelag und verlagerte ihr Gewicht auf dem Absatz von rechts nach links, um wieder einen angenehmen Stand zu bekommen. Sie machte zögernd ein paar Schritte und steigerte, mit dem Ergebnis zufrieden, ihr Tempo.
Um dem Regen zu entgehen und einem leichten Hungergefühl entgegenzuwirken, hielt sie Ausschau nach einem Fast Food Stand, oder Imbiss auf dem Bahnhofsvorplatz.
Ein paar Taxis standen bereit, um ankommende Reisende zu ihrem Ziel zu bringen. Die Leselampe eines Fahrzeugs leuchtete auf die Halbglatze des älteren Fahrers, der in einem dicken Buch versunken war.
Ein paar Meter war ein Knotenpunkt, wo sich verschiedene Straßenbahnlinien trafen. Dazwischen lockte ein Stehimbiss mit hellem Lichtschein und betörendem Duft.
Rund um den Stand befand sich ein kleiner Tresen, an dem ein paar abgerissene Gestalten standen und sich mit billigen Bierdosen zuprosteten.
„Eine Bratwurst, bitte.“, sagte die Frau und sah mit einer Mischung aus Furcht und Abscheu zu den Männern. Beißender Tabakgeruch schwebte zu ihr hinüber und zeugte erneut von der schlechten Qualität, mit der sich die Kerle zufriedengaben, oder es mussten.
„Senf?“, drang die gelangweilte Stimme der rundlichen Frau aus dem Inneren des Standes an ihr Ohr. Es machte den Eindruck, als schwitze sie Fett aus jeder Pore. Jetzt noch einen Apfel im Maul und das Spanferkel wäre fertig, dachte die junge Frau, aber sie sagte einfach nur: „Ja, bitte.“
Münzen gingen über die Glastheke, hinter der kalte Frikadellen und verschiedene Salate lagen, dann biss die junge Frau in die Wurst und kaute hastig.
Trotz des Regens wollte sie nur weg von hier. Die Männer waren ihr unheimlich, also beeilte sie sich mit der Wurst und warf die Pappunterlage mit der Serviette in den Mülleimer, der an der Seite stand, und hastete weiter.
Ein Zug rumpelte aus dem Bahnhof, direkt über die finstere Unterführung, die auf ihrem Heimweg lag und sie beobachtete, wie die erleuchteten Fenster der Abteile an ihr vorbei rauschten. Der Lärm unter der Brücke weckte Beklemmungen. Was, wenn die Brücke das schwere Gewicht nicht aushielt, wenn sie darunter war?
Schließlich verließ der Zug die Brücke und es kehrte eine gewisse Ruhe ein.
„He!“, rief jemand hinter ihr.
Ein riesiger Kerl mit langen Haaren winkte ihr zu. Die nassen Strähnen fielen ihm ins Gesicht und er trug dunkle Lederkleidung, darüber eine Jeansweste mit bunten Aufnähern.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. So ein Freak, ein Rocker oder so was, und er kam näher.
So schnell sie konnte, stolperte sie auf ihren Stöckelschuhen durch die Unterführung. Klack-Klack.
Der Mann hinter ihr erhöhte ebenfalls das Tempo und lief ihr mit dem Klang schwerer Stiefel nach, dabei schien er beständig aufzuholen. Vor ihr nahm sie das Ende der Unterführung und das Licht der Straßenbeleuchtung war, drehte sich um und sah sich zu ihrem Verfolger um.
Er war bedenklich nahe gekommen und schiere Panik griff nach ihrem Herzen.
Das schrille Tuten einer Autohupe ließ sie nach vorne Blicken. Sie befand sich mitten auf der Straße im Scheinwerferlicht eines Wagens, nur wenige Zentimeter von der Stoßstange entfernt.
„Bist du bescheuert, dumme Kuh?“, übertönte die Stimme des Fahrers die Beats der Techno-Musik, die aus dem Fahrzeug drang. Er hatte den Kopf aus dem Fenster gestreckt und zog diesen nun mit einem missbilligenden Blick nach oben wieder ins Innere zurück.
Geschockt blickte sich die junge Frau um, zum Fahrer des Wagens, der hinter dem Steuer wild gestikulierte. Ihrem Verfolger, der nur knapp zwanzig Meter entfernt auf sie zulief. Der weiteren Umgebung. Geschockt hetzte sie weiter. Noch ein paar Meter, dann war sie zu Hause. In Sicherheit.
Sie bewohnte ein Appartment in einem Mehrparteienhaus und bog außer Atem auf den Weg aus Waschbetonplatten ein. Eine kurze Treppe trennte sie von ihrer Haustür und sie warf einen Blick zurück.
Ihr Verfolger stand noch immer an der Straße und wartete auf eine Gelegenheit sie zu überqueren. Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Hausschlüssel und fühlte einen stechenden Schmerz im linken Fuß.
Sie stürzte, schlug mit dem Schienenbein gegen die Treppenstufe und brennender Schmerz durchfuhr sie. Ihr Hosenbein wurde kühl und feucht, wie es so in der Pfütze lag und sie fühlte sich außerstande, aufzustehen. Die Fenster des Hauses waren dunkel, außer beim Arbeitslosen, der oben wohnte.
„Hilfe!“, rief sie verzweifelt. Wahrscheinlich hörte der Kerl wieder laute Musik und bemerkte ihr Rufen gar nicht.
Der Hüne in der Lederkluft bog um die Ecke, er hatte es nicht eilig. Mit hektischen Bewegungen versuchte sie Abstand zu gewinnen und krabbelte rücklings von dem Mann fort.
„Warten sie doch.“, sagte der Mann und hob die rechte Hand, in der er etwas trug. „Sie haben ihr Portemonnaie vergessen.“

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versbrecher
Eselsohr

Alter: 58
Beiträge: 350
Wohnort: Düsseldorf


Beitrag17.01.2011 12:07

von versbrecher
Antworten mit Zitat

Grüezi Humpenstemmer,

du schreibst einleitend, es handele sich bei diesem Text um ein Experiment, zu der du die anderen UsrInnen gerne etwas fragen möchtest.

Da diese Frage noch nicht gekommen ist, geb' ich einfach man so meinen mittelscharfen Senf hinzu. Sollte, was nun folgt, völliger Kokolores sein, an deiner Intention vorbeizielen, einfach mein Gesülze ignorieren  wink

Gänzlich ahnungslos vermute ich also das Experiment hinter dem Spannungsbogen, der eine Erwartungshaltung bei den LeserInnen hervorrufen soll - bedrohliche Szenerie, potentielles Opfer nebst passendem potentiellen Tätercharakter - sowie der Auflösung, welche die Befürchtungen der LeserInnen um das leibliche Wohl der Protagonistin zerstreut.

(Off-Topic: Erinnert mich an den TV-Spot einer britischen Tageszeitung, den ich vor Jahren mal gesehen habe: Businesstyp (Anzug, Krawatte, Aktentasche) geht die Straße entlang//[Schnitt]//Ihm entgegen kommt ein Skinhead (Bomberjacke, Boots, Hosenträger in den Kniekehlen, grimmige Miene)//[Schnitt]//Businesstyp schaut besorgt, als der Skinhead seine Schritte beschleunigt//[Schnitt]//Businesstyp wird immer nervöser, da ersichtlich wird, das die Eile des Skinheads ihm gilt//[Schnitt]//Skinhead schnappt sich den konsternierten Businesstypen, zerrt ihn in einen Hauseingang ...//[Schnitt auf die Totale]//... rettet dem Businesstypen so das Leben, da Baumaterial von dem Gerüst niedergeht, das sich am Haus emporrankt. (Botschaft des Spots: man kann die Dinge von der einen Seite betrachten oder von der anderen - erst, wenn man die Einzelfaktoren in ihrer Gesamtheit betrachtet, ergibt sich ein Bild [o. so ä.].)

Grundsätzlich funktioniert dieser Spannungsbogen auch in diesem Text, wirkt allerdings auf mich rasch durchschaubar (hab' auf die Handtasche der Protagonistin getippt anstelle der Geldbörse). Ist ja nun auch keine sooo neue Idee  Rolling Eyes   

Nur ein erster Eindruck, ohne näher auf den Inhalt einzugehen (ich habe mir z.B. die Frage gestellt, warum die Protagonistin nicht auf die Bratwurst verzichtet, wenn ihr die Gestalten am Imbißstand von vornherein Furcht einflößen?).

Weiterhin viel Vergnügen im DSFo,


_________________
lg

der versbrecher
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
Wohnort: BY


G
Beitrag17.01.2011 15:54

von Gast3
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Hallo Humpenstemmer,

also, wenn deine Frage darauf abzielt, ob die Geschichte vorhersehbar ist, dann muss ich diese mit ja beantworten.
Sprachlich holpert es (mir) stellenweise ein wenig, z. B. hier:
Geschockt blickte sich die junge Frau um, zum Fahrer des Wagens, der hinter dem Steuer wild gestikulierte. Ihrem Verfolger, der nur knapp zwanzig Meter entfernt auf sie zulief. Der weiteren Umgebung.

Wenn dein Experiment jetzt auf etwas völlig anderes hinauslief, dann wäre ich durchaus neugierig, zu erfahren, worauf genau smile

Liebe Grüße
schneestern


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Sich vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag17.01.2011 16:18

von Schmierfink
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Hey Humpenstemmer,

bis du die Frage stellst, sag ich auch einfach mal was dazu.

Was mir ergänzend noch aufgefallen ist, ich weiß nicht, ob das mit dem Schuh richten wirklich nötig ist, oder ob das nicht ein bisschen langweilig ist.
Dann finde ich gut, dass du versuchst die Gedankenwelt der Protagonistin wirklich bildlich darzustellen, aber würde eine, doch eher "feine" junge Dame auf Highheels wirklich die Imbissfrau mit einem Spanferkel vergleichen? Ich hab sowas noch nie gedacht,  gut ich bin auch keine junge Dame. Razz Ich will jetzt nicht sagen, der Text wäre ungelungen, wollte nur zwei Stellen nennen, bei denen ich denke das geht besser. Auch finde ich könnte der Einstieg etwas knackiger werden, mag mein persönlicher Geschmack sein, aber ich finde den Einstieg bis die wirkliche Handlung einsetzt, jetzt nicht unbedingt fesselnd.  Ich glaube das liegt einfach daran, dass du zwar schön erzählst, wie es an dem Bahnhof aussieht, aber mir doch nicht wirklich in eindringlichen Bildern näher bringst wie es dort ist.

Versbrecher würd ich Recht geben, dass das Ende erwartbar ist, dachte mir auch schnell, er trägt ihr bestimmt nur was nach, dass sie in der Eile verloren hat.

Insgesamt finde ich den Text keineswegs schlecht, aber umhauen kann er mich leider auch noch nicht .

lg
Schmierfink


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"Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine

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Max Frisch

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Georg Büchner
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag17.01.2011 16:28

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo Humpenstemmer,


na, dann bin ich mal auf deine Auflösung gespannt?

Senftube auf :

Der Taxt "klappert" ein wenig - das Ende ist leider vorhersehbar. Da steckt noch Arbeit drin!

Senftube zu.


Liebe Grüße


Brain


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Humpenstemmer
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 53
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Beitrag17.01.2011 21:38

von Humpenstemmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja, der Text hat mit Sicherheit eine Menge Schwächen. Mir fiel vor allem, das Lackglänzend/feucht glänzend am Anfang auf.
Auch einige Beschreibungen sind eher mau.  
Den Text habe ich auch nur in knapp zwei Stunden hingeschrieben, die Story ist eher beliebig austauschbar.
Worauf es mir ankam war/ist das Kopfkino. In welcher Stadt hat die Geschichte gespielt?
Schmierfink schrieb dazu: Ich glaube das liegt einfach daran, dass du zwar schön erzählst, wie es an dem Bahnhof aussieht, aber mir doch nicht wirklich in eindringlichen Bildern näher bringst wie es dort ist.
Ich habe es ganz bewusst vermieden, den Ort näher zu beschreiben. Ich selbst habe da vielleicht den Bremer Hauptbahnhof im Sinn, aber das kann durchaus anders sein.
Jemand aus Köln, hat sich möglicherweise den Bahnhof in Köln vorgestellt.
Das Experiment besteht daraus, was IHR dabei denkt.
Plot hin oder her, mache ich mir ein Bild von einer Szene und in meinem Kopf erschaffe ich dabei Bilder, die ich meinen eigenen Erfahrungen entleihe.

Die Frage dabei ist, ob so etwas ein sinnvolles Stilelement sein könnte.
Ich hatte vor Jahren eine Idee zu einer Geschichte, die so allgemein gehalten wurde, dass die Arbeit ganz beim Leser lag. Egal, ob er nun in Europa, in Cuxhaven wohnte, oder in Amerika in Mississippi.
Das habe ich jetzt mit diesem Text versucht, zu übertragen.
Das Experiment besteht jetzt eigentlich darin, eine möglichst spannende Geschichte zu spinnen, ohne sich auf einen Ort zu konzentrieren und vielmehr das Kopfkino zu aktivieren.
Ist es besser, die Fantasie des Lesers einzuschalten, oder lieber alles haarklein zu beschreiben?
Beim Buch würde ich ganz klar ersteres sagen. Das Vorstellungsvermögen des Lesers sprengt jede noch so gute Verfilmung.
Jeder macht sich seine eigenen Bilder.
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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag17.01.2011 22:13

von Schmierfink
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Hey nochmal,

denke mal genau bei den 2 Stunden liegt das Problem, bin selber kein Freund von langem arbeiten, aber man muss doch anerkennen, dass man viel Zeit braucht, nicht nur für einen guten Plot, sondern gerade auch für "guten" Stil. Haarkleine Beschreibungen mag ich auch nicht, aber packende Bilder schon. Ich will ja nicht das du mir in Details jede Häuserkulisse näherbringst, sondern das du die einzigartige Atmosphäre, die der Moment hat, mich als Leser spüren lässt. Vielleicht, gerade wenn du es allgemeinhalten willst, würden ein paar lyrische Methoden dir nicht schaden, ein paar Metaphern vielleicht, einfach etwas bildlicher werden.

lg
Schmierfink


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versbrecher
Eselsohr

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Beitrag18.01.2011 10:26

von versbrecher
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Hallo nochmal Hupenstemmer,

zwei Doofe, ein Gedanke (oder, britisch höflich: Great minds think alike)  wink

Von einer ähnlichen Idee wie du getrieben, verzichte ich in meinem aktuellen Prosaprojekt bewußt darauf, den Ort der Handlung durch allzu genaue Benennung (Orts-, Straßenangaben) einzuengen; eben aus dem Gedanken heraus, den LeserInnen eine Möglichkeit geben zu wollen, durch eigene Ergänzungen (wo? wann?) aktiver in das Lesegeschehen eingebunden zu werden.

Kommt natürlich mMn immer darauf an, ob eine detaillierte Topographie für die jeweilige Geschichte vonnöten ist.

Ich bin gespannt & interessiert, wie's bei dir weitergeht.


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lg

der versbrecher
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Aknaib
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Beitrag18.01.2011 21:10

von Aknaib
Antworten mit Zitat

Hallo Humpenstemmer,

herzlich willkommen im Forum.
hoffentlich ist das nicht dein Markenzeichen, nur zu stemmen. Laughing
Nun, da klar ist, dass es ein gestemmtes Werk von zwei Stunden ist, weiß ich warum dein Text an einigen Ecken schwächelt.
Auf der anderen Seite ist das für einen zwei Stundentext ohne Bearbeitung ganz ordentlich -
im Sinne des FFF- Wettbewerbes.

Da ich beim Lesen nichts Experimentelles bemerken konnte, habe ich abgewartet, wie du das auflöst.

Was du für ein Experiment hältst, ist für mich vollkommen normal und gleichzeitig genau die Kunst: Den Leser in einen örtlich und zeitlich neutralen Text zu ziehen und ihn seine eigenen Bilder erzeugen lassen.
Insofern hätte es die genaue Uhrzeitangabe nicht gebraucht. Sie stört mich sogar. Wozu diese Zeit, wenn sie keine Rolle im Text spielt. Es ist vollkommen egal ob es 1:27 oder 16: 09 ist. Im Gegenteil du hast die Uhrzeit sogar noch falsch gesetzt.
Zitat:
Vor ihr nahm sie das Ende der Unterführung und das Licht der Straßenbeleuchtung war, …

Sie befand sich mitten auf der Straße im Scheinwerferlicht …
Hier signalisierst du es ist Abend/Nacht, dann kann es nicht 10:52 sein, sondern es wäre 22:52.

Die ersten zwei Sätze sind sowieso zu lahm, um mich als Leserin, in die Geschichte ziehen zu wollen. Fange mit dem dritten an und bringe den Ort des Bahnhofs später unter.
 

Inhaltlich ist für mich unlogisch, dass der Mann die Frau so lange verfolgt.
Wenn er der harmlose Finder ist und das schreibst du am Ende, dann verfolgt er sie nicht ewig.
Spätesten in der Unterführung hätte er ihr hinterher rufen können: „He, nun bleib doch stehen, du hast dein Potmonaie vergessen.“ oder so ähnlich.

Ein Problem sehe ich auch darin, dass deine Protagonistin nicht besonders sympathisch daher kommt, deswegen hat mich ihre Angst nicht sonderlich berührt. Wenigstens einen Namen hättest du ihr verpassen können. „Junge Frau“ damit kann ich mich nicht identifizieren.  

Zitat:
Jetzt noch einen Apfel im Maul und das Spanferkel wäre fertig, dachte die junge Frau, aber sie sagte einfach nur: „Ja, bitte.“
Spätestens hier ist sie mir vollkommen unsympathisch.
Das passt dann zum Bild der High Heels und der Angst, sich Blasen gelaufen zu haben. Rolling Eyes


Zitat:
„Eine Bratwurst, bitte(.)“, sagte die Frau ...

„Warten sie doch(.)“, sagte der Mann ...
In der wörtlichen Rede die ohne „?“ oder „!“ mit einem Sprechverb weiter geführt wird gehört generell kein Punkt.


Zum Schluss noch etwas erfreuliches, dass deinen "Experimentier"gedanken bestätigt.
Ich hatte sofort eine Vorstellung eines Großstadtbahnhofs in meinem Kopfkino- ohne daran zu denken, um welchen Bahnhof es sich dabei handelte. Jetzt im Nachhinein weiß ich, es ist der Bahnhof von Ulm. Smile

Herzliche Grüße
Bianka

Edit:
Versbrechers "Hupenstemmer" finde ich Klasse  lol
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Humpenstemmer
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Beitrag19.01.2011 21:05

von Humpenstemmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Äh, ja...
Ich bin ein aufgeschlossener junger Mann (in der midlife crisis), der offen für neue Ideen ist.
Hupen stemmen stelle ich mir auch sehr interessant und möglicherweise entspannend vor. Auf jeden Fall wäre ich bei einem Feldversuch dabei.  Laughing
Aber mal im Ernst. Das sich doch unterschiedliche Orte in der Vorstellung einiger Leser manifestiert haben, bestärkt mich in der These, dass das Kopfkino doch keine unerhebliche Rolle spielt und vor allem, warum das Buch fast immer besser ist, wie der Film.  Cool

mfg
Niels
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Humpenstemmer
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beitrag19.01.2011 21:16

von Humpenstemmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Huch, jetzt wo ich das noch einmal lese, könnte durchaus eine mißverständliche Interpretation vorgenommen werden.
Deswegen betone ich einfach nochmal: *Mööp, Mööp*  Razz
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Neopunk
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Wohnort: Realität


Beitrag20.01.2011 14:28

von Neopunk
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Humpenstemmer: Naja, ist ja alles schön und gut, aber du solltest nicht vergessen, dass du kein Knobelbuch schreibst. Du gibst als Autor einen Rahmen; Charakter, Handlung und Ort des Geschehens sind dieser Rahmen. Wenn der Rahmen zu drünn wird, bricht er und das Buch verliert seine Form ... und der Leser die Lust.
Ich denken am besten eignet sich die ganze Sache für Kurzgeschichten oder Romane, in denen es ganz oder abschnittsweise nicht auf den Ort ankommt. Ein Beispiel dafür ist "Wellum" von Hal Duncan in denen der Ort natürlich nicht egal, sondern an manchen Stellen unwichtig wird oder nicht klar ist, weil die Handluing dich zu sehr einnimt.

lg Nod (it)
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Humpenstemmer
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 53
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Beitrag21.01.2011 22:59

von Humpenstemmer
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Genau darum geht es ja. Ein Handlung zu spinnen, die sich auf andere Beschreibungen konzentriert und trotzdem fesselt.
Und am Ende sagt der Eine: "Die Böse Ziege war eine rothaarige Tussi, wie die Gabi aus der dritten Klasse" und der nächste sagt: "Quatsch, die hatte schwarze Rastarzöpfe, wie Ulla"
Oder halt solche Beschreibungen, wo sich jeder ein Stadtbild zurechtlegt, wo er schonmal war und wo es relativ egal ist, ob New York, Bremerhaven oder Hong Kong gemeint ist.
Das Ziel ist dabei, eine persönliche Bindung zwischen Plot und Leser aufzubauen und die Story mit anderen Mitteln voranzutreiben.
Da steckt aber noch viel Arbeit drin.

mfg
Niels
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Aknaib
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 64
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Wohnort: Dresden
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Beitrag21.01.2011 23:57

von Aknaib
Antworten mit Zitat

Hallo Niels,

ich habe noch etwas für deine Stemmübungen ohh

Humpenstemmer hat Folgendes geschrieben:

Aber mal im Ernst. Das sich doch unterschiedliche Orte in der Vorstellung einiger Leser manifestiert haben, bestärkt mich in der These, dass das Kopfkino doch keine unerhebliche Rolle spielt und vor allem, warum das Buch fast immer besser ist, wie der Film.  Cool
Selbstverständlich lebt oder stirbt ein geschriebener Text vom Kopfkino; dies ist nichts Neues, das richtet sich nach dem Geschick des Autors, das Kopfkino anspringen zu lassen oder nicht.
Doch etwas anderes ist unabhängig vom Geschick des Autors; die Verwendung von "als" und "wie" bei Vergleichen.
Wenn ein Buch besser ist, dann heißt es "als" der Film.
Sorry, dass muß jetzt sein, weil es unerlässlich ist, "als" und "wie" richtig anzuwenden.

Eine Eselsbrücke die mir hilft:
Etwas ist anders -in diesem Fall besser -dann heißt  es als. Beides beginnt mit a".
... dass das Kopfkino doch keine unerhebliche Rolle spielt und vor allem, warum das Buch fast immer besser ist als der Film.

Etwas wiederholt sich ist gleich, dann heißt es wie. Beides beginnt mit "w".
... wenn das Buch genauso gut ist wie der Film.

Liebe Grüße
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Humpenstemmer
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Alter: 53
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Wohnort: Bremen


Beitrag23.01.2011 16:30

von Humpenstemmer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wirklich schade, dass 1-Wort Kommentare hier verpönt sind. Sonst würde ein simples "kt" hier ausreichen. Was aber nicht "kein Text" bedeutet, wie manche vielleicht annehmen würden, sondern das Kürzel ist für: Kopf -> Tischplatte.
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