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Alexandermerow
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Beitrag31.10.2010 15:31

von Alexandermerow
Antworten mit Zitat

Code:
"ich will garnicht schlank sein, ich fühl mich wohl so, ihr wisst doch nicht was geil ist".
  Cool

Ja, aber lasst die Leute doch einfach ihr Ding machen. Es kommt darauf an, was man als Autor geplant hat. Millionär werden? Oder einfach mal ein eigenes Buch rausbringen? Weiterhin geht es auch darum, über welches Thema man schreibt?
Fördert einen z.B. die Presse, wenn man Dinge schreibt, die in der medialen Öffentlichkeit nicht gerne gehört werden? Wohl kaum...
Es ist meiner Meinung nach immer besser, ein Buch zu veröffentlichen, als es nicht zu tun. Ob es jemand mag oder gut findet, wird man dann schon irgendwann feststellen.

http://www.amazon.de/Nichts-als-Wahrheit-Dieter-Bohlen/dp/3453861434

Von Heyne verlegt und von BILD gelobt - und deshalb auch gut oder gar "hochwertige Literatur"? Naja, da habe ich meine Zweifel...
Gleiches gilt vielfach für die Massenmedien in dieser BRD. Bin ich zwangsläufig untalentiert, wenn ich nicht in eine RTL-Talkshow eingeladen werde?


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pna
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Paterson
Beitrag31.10.2010 16:10

von pna
Antworten mit Zitat

Maria hat Folgendes geschrieben:
verstehe beide Argumentationen; ist einfach für jemanden der (noch) nichts vorzuweisen hat.

Und darum, in dieser bequemen mittigen Position, erinnern mich Deine Worte, pna, ein bisschen an 'Britt am Nachmittag', wenn schwerst übergewichtige Damen in Strapsen im Studio sitzen und sagen "ich will garnicht schlank sein, ich fühl mich wohl so, ihr wisst doch nicht was geil ist".

Das mag sein, dass sie sich wohl fühlt. Aber es fällt mir immer sehr schwer, das zu glauben.

VG


Du willst also damit sagen, dass ein Schriftsteller, der seinen Platz in der Literatur, und sein Publikum gefunden hat und sich damit zufrieden gibt, einer fetten Frau in Strapse gleicht, die sich selbst und das Publikum belügt und sich zum Gaudium einer beobachtungsgeilen Masse vorführen lässt?

Ich glaube beispielsweise, dass eine Elfriede Jelinek weiß, dass Stephen Kind weltweit mehr Bücher vertickt, als sie in ihrem ganzen Leben verkaufen wird. Peter Straub weiß, dass er von jedem seiner Romane bestenfalls dreihunderttausend Stück verkaufen kann und gegen Dan Brown absolut abstinkt. Hältst Du diese Autoren für Strapse tragende Hausfrauen, die dem Fernsehpublikum klar machen, wie toll sie sich fühlen dabei, wenn sie beim Stilettos anziehen fast einen Kreislaufkollaps bekommen?

Irgendwie scheint es mir folgerichtig, dass Deine Argumentation einen Vergleich aus der RTL Talkshowwelt heranzieht - einer Fernsehwelt, die die Vermarktung und das Herbeigeklingel von Sensationen und aufgeblasenen Scheinerfolgen zum Ideal erhebt.

Vielleicht aber auch hast Du bisher noch keinen guten Jazz in einem urigen Kellerlokal gehört, und Talkshows mit fetten Strapseladies als Kulturevent wahrgenommen.

Allerdings fällt es mir witrklich schwer zu glauben, dass literarisch interessierte Menschen auf einem solchen Niveau argumentieren - also täusche ich mich vermutlich.

lg/Peter


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(Terry Pratchett)
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pna
Geschlecht:männlichGrauzonenjunkie

Alter: 59
Beiträge: 1603
Wohnort: Wien, Ottakring


Paterson
Beitrag31.10.2010 16:25

von pna
Antworten mit Zitat

Merlinor hat Folgendes geschrieben:
pna hat Folgendes geschrieben:
... Das ist Betrug an sich selbst, an der Geschichte und am Leser. das klappt bei manchen eine Weile und kann mitunter finanziell ganz schön was bringen, allerdings muss man sich dann als Schriftsteller auch mit Nutten und Strichjungen auf ein Niveau heben lassen - und noch schlimmer, moralisch unter ihnen angesiedelt sein ...


Hallo Peter

Nichts dagegen, dass Du Dich lieber als Jazzmusiker in einem kleinen Club siehst, denn als - wie Du schreibst - "Superstar".
... Nun, ich selbst wäre ja lieber Solist in der großen Oper oder in einem erfolgreichen Musikal, wenn wir schon in Beispielen schwelgen ...

Mich stört aber an Deiner Argumentation, dass Du den Schreibern für den großen Markt per se unterstellst, sie würden dafür ihre Seelen opfern und das Publikum betrügen.
1) Mich stört auch Dein Bild von den großen Verlagshäusern, denen Du unterstellst, den Markt monolithisch diktieren zu wollen und Qualität grundsätzlich zugunsten eines stromlinienförmigen Massengschmacks zu opfern.

2) So einfach ist das nicht und es ärgert mich, dass gerade von Dir solche pauschalisierten Anschuldigungen kommen, denn die hast Du doch nun wirklich nicht nötig: Du schreibst gut, um nicht zu sagen hervorragend, aber eben in einer Nische, die Dein Leben spiegelt. Das ist doch gut und Du hast es selbst so gewählt.

3) Warum also dieser Groll?

4) Und wenn Du Dich über den immer härter und gnadenloser werdenden Markt beklagst, warum machst Du das an den Verlegern fest?


5) Es ist der Handel, der sich gewandelt hat und selbst den großen Verlagshäusern das Handeln diktiert. Es sind die Ketten, vor denen selbst Verlagsriesen den Kotau machen. Ihren Autoren wollen sie doch nichts Böses.
Die Verleger und ihre Leute bemühen sich auch heute noch redlich um ihre Schreiber und pflegen deren Seelen. So groß kann ein Verlagshaus gar nicht sein, dass dies nicht mehr geschieht.

Sie drängen denen auch nichts Unwürdiges auf, zwingen sie in keine ungewollte Konformität. Das wäre nämlich kontraproduktiv zu ihren eigenen Interessen.
Auch der Massenmarkt zieht seine wirklich großen Erfolge letztendlich aus dem Aussergewöhnlichen, daran führt kein Weg vorbei.
Massenware wird von den Schreibern geschrieben, die zum großen Wurf (noch) nicht fähig sind, aber wenigstens ihr Handwerk gut beherrschen. Diese Leute werden gebraucht und auch hofiert. Doch niemand wird den Schreiberling hindern, über sich selbst hinaus zu wachsen und die Grenzen seines Genres zu erweitern. Das wäre nämlich dumm.

6) Nein, ich muss mich ganz sicher nicht stromlinienförmig machen, wenn ich ein gutes Buch in einem breit aufgestellten Genre schreiben will. Ich muss gut schreiben. Das ist alles.
Ob als Neuling, oder als etablierter Schreiberling ist dabei egal.

7) Ich muss weder die Mentalität eines Strichers noch einer Nutte an den Tag legen, noch meiner Fantasie Zügel anlegen, oder mich gar einer "Zensur" anpassen, um das zu tun.
Mein Handwerk sollte ich allerdings schon beherrschen.
Aber das musst Du als Jazzer auch ...

LG Merlinor


1) Ich halte es durchaus für möglich, dass große verlagshäuser aufgrund ihrer nach dem Mark ausgerichteten Programme durchaus großen Einfluss darauf haben, wie sich die literarische Wahrnehmung mit der Zeit ändert.

2) Keine Anschuldigung. Ich glaube einfach, dass es so ist - oder so ungefähr.

3) Ich hege keinen Groll. Ich maße mir nur an, den Totalirismus nicht nur auf die Politik zu beschränken, sondern auch darauf, wenn der Markt reguliert, wie sich das kulturelle Bedürfnis der Menschen auszuprägen hat.
Ich grolle wirklich nicht. Die meiste Zeit laufe ich jauchzend über grüne Felder, trinke Bier und freue mich des Lebens. Und ich bin auch nicht eifersüchtig. Ich bin ein glücklicher Mann Smile

4) Ich beklage mich nicht, mit keinem Wort. Ich stelle meine Sicht der Dinge klar und all dies geschieht sehr emotionslos.

5) Du schreibst wie einer, der seit Jahren tiefe Einblicke in den Literaturbetrieb hat und genau beurteilen kann, wie Großverlage ihre Autoren gewinnen, bei der Stange halten und fördern. Oder stellst Du einfach nur Vermutungen an, die besser zu Deiner Argumentation passen?

6) Da bin ich ganz und gar bei Dir.

7) Du tust es nicht und ich auch nicht. Viele tuns. Braucht nur mal bei Montsegur mitlesen, mit welch betulicher Sorge die Leute sich dort gegenseitig fragen, wonach der Markt gerade verlangt und wie man den Markterfordernissen als Autor überhaupt nicht gerecht werden kann.

Diese Art von Denken würde in meinem literarischen Wunderland nur verbrannte Erde hinterlassen, und deshalb will ich persönlich mit dieser Art zu denken nichts zu schaffen haben.

lg/Peter


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Murmel
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Beitrag31.10.2010 16:27

von Murmel
Antworten mit Zitat

Maria hat Folgendes geschrieben:
verstehe beide Argumentationen; ist einfach für jemanden der (noch) nichts vorzuweisen hat.

Und darum, in dieser bequemen mittigen Position, erinnern mich Deine Worte, pna, ein bisschen an 'Britt am Nachmittag', wenn schwerst übergewichtige Damen in Strapsen im Studio sitzen und sagen "ich will garnicht schlank sein, ich fühl mich wohl so, ihr wisst doch nicht was geil ist".

Das mag sein, dass sie sich wohl fühlt. Aber es fällt mir immer sehr schwer, das zu glauben.

VG


Das sich-die-Situation-schön-reden?

Stimmt in den meisten Fällen.


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Akiragirl
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Beitrag31.10.2010 16:46

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Das heißt, glaube ich, kognitive Dissonanz. Um mit unserem Leben zufrieden zu sein und uns selbst nicht allzu mies zu finden, werten wir das, was wir vielleicht gerne hätten, aber nicht erreichen können, prinzipiell ab.
Gut zu beobachten ist das z.B. an der Aussage "Abiturschnitt sagt doch überhaupt nichts über die Intelligenz eines Menschen aus", die in der Regel nur von Menschen mit Abi-Schnitt schlechter 2,0 getroffen wird.
Oder das berühmte "Geld macht nicht glücklich und verdirbt nur den Charakter" mit dem wir uns das Reichsein schlecht reden.
Selbes Konzept hier: Die Bestseller-Autoren schreiben ja alle nur Mainstream und keine echte Kunst, sie haben ihre Seele verkauft und überhaupt ist es doch gar nicht so toll, als Schriftsteller erfolgreich zu sein.

Achja:
Zitat:
Vielleicht aber auch hast Du bisher noch keinen guten Jazz in einem urigen Kellerlokal gehört, und Talkshows mit fetten Strapseladies als Kulturevent wahrgenommen.

Allerdings fällt es mir witrklich schwer zu glauben, dass literarisch interessierte Menschen auf einem solchen Niveau argumentieren - also täusche ich mich vermutlich.

Das Herabsetzen der Menschen, die nicht dieselbe Meinung vertreten wie man selbst, gehört auch zum Phänomen. Die sind dann eben "eh ungebildete Vollidioten, deren Meinung nichts wert ist". So erspart man sich mühsames sich-selbst-Hinterfragen und Reflexion ...


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Nordlicht
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Beitrag31.10.2010 17:03

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

pna hat Folgendes geschrieben:
Braucht nur mal bei Montsegur mitlesen, mit welch betulicher Sorge die Leute sich dort gegenseitig fragen, wonach der Markt gerade verlangt und wie man den Markterfordernissen als Autor überhaupt nicht gerecht werden kann.

Diese Art von Denken würde in meinem literarischen Wunderland nur verbrannte Erde hinterlassen, und deshalb will ich persönlich mit dieser Art zu denken nichts zu schaffen haben.

lg/Peter


Leben und leben lassen. Ist doch normal für Leute, für die Schreiben eine Haupt- oder wichtige Nebeneinkommensquelle ist, sich Gedanken drüber zu machen, was ankommt. Geht doch allen Freiberuflern so - will keiner Dein Produkt, dann muss das Geld zum Leben woanders her kommen.

Aber es zwingt Dich, Peter, doch rein gar niemand, Dich diesem Denken anzuschliessen.
Wo ist der Nachteil, den Du persönlich davon ziehst, dass andere Leute vom Schreiben leben? Von daher sei doch einfach zufrieden mit Deiner persönlichen Schreiberei und Kleinverlagen, und lass alle andern, die auf Großverlage und Geldeinnahme zielen, ihr Ding machen. Die brechen Dir doch keinen Zacken aus der Krone.


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pna
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Paterson
Beitrag31.10.2010 17:45

von pna
Antworten mit Zitat

Akiragirl hat Folgendes geschrieben:
Das heißt, glaube ich, kognitive Dissonanz. Um mit unserem Leben zufrieden zu sein und uns selbst nicht allzu mies zu finden, werten wir das, was wir vielleicht gerne hätten, aber nicht erreichen können, prinzipiell ab.
Gut zu beobachten ist das z.B. an der Aussage "Abiturschnitt sagt doch überhaupt nichts über die Intelligenz eines Menschen aus", die in der Regel nur von Menschen mit Abi-Schnitt schlechter 2,0 getroffen wird.
Oder das berühmte "Geld macht nicht glücklich und verdirbt nur den Charakter" mit dem wir uns das Reichsein schlecht reden.
Selbes Konzept hier: Die Bestseller-Autoren schreiben ja alle nur Mainstream und keine echte Kunst, sie haben ihre Seele verkauft und überhaupt ist es doch gar nicht so toll, als Schriftsteller erfolgreich zu sein.

Achja:
Zitat:
Vielleicht aber auch hast Du bisher noch keinen guten Jazz in einem urigen Kellerlokal gehört, und Talkshows mit fetten Strapseladies als Kulturevent wahrgenommen.

Allerdings fällt es mir witrklich schwer zu glauben, dass literarisch interessierte Menschen auf einem solchen Niveau argumentieren - also täusche ich mich vermutlich.

Das Herabsetzen der Menschen, die nicht dieselbe Meinung vertreten wie man selbst, gehört auch zum Phänomen. Die sind dann eben "eh ungebildete Vollidioten, deren Meinung nichts wert ist". So erspart man sich mühsames sich-selbst-Hinterfragen und Reflexion ...


Du meinst also, dass jede Form der kritischen Haltung im Grunde genommen nur eine Version der kognitiven Dissonanz darstellt? Wenn es Dich in Deinem Leben zufrieden macht, etwas schlecht zu reden, das Du nicht erreichen kannst, dann sei Dir das unbenommen - aber bitte stülpe Deine Milchmädchenphilosophie nicht über ein nicht näher erläutertes "wir", ok?

Die von Dir angeführten Beispiele für Deine Ansicht sind - wie die meisten dieser Aussagen - reines Geschwätz und fallen in die Rubrik: Wenns Arscherl brummt ist´s Herzerl g´sund. Klosprüche halt. Gibt ja Leute, die zu jeder Lebenssituation einen Klospruch bereit haben.

Geld macht übrigens glücklich, nunja, nicht unbedingt glücklich, aber es erleichtert das Leben an und für sich ungemein. Wer allerdings nur dann glücklich sein kann, wenn er Geld hat, wird stets unglücklich und unzufrieden sein, weil er immer sehen wird, dass er noch mehr haben könnte. Auch diese Verallgemeinerung als Schattenbeispiel für die kognitive Dissonanz ist also eine Schimäre.

Und auch die Behauptung (Die Du in meine Nähe rückst), Bestsellerautoren würden nur Mainstream schreiben und Erfolg würde nicht wirklich glücklich machen - das schießt mit unglaublicher Präzision am Ziel vorbei.
Ich weiß wie schön es ist, viele Bücher zu verkaufen, zu Lesungen eingeladen zu werden und nach dem dritten Glas Wodka mit dem hübschesten Jungen aus dem Publikum im Hotelzimmer zu verschwinden. Ich weiß, wie schön es ist, wenn man um das Halbjahrhonorars eines Buches nach Gran Canaria fliegen kann um dort zwei Wochen die Fetzen fliegen zu lassen - mir ist Erfolg (In bescheidenem Rahmen) durchaus bekannt. Dazu kommt, dass ich mit meinem Brotberuf sehr gut verdiene und finanziell nicht die geringsten Sorgen habe. Peter Straub verkauft mehr Bücher als ich, und trotzdem glaube ich, dass unser beider Freude über gute Buchverkäufe in den jeweils entsprechenden Dimensionen gleich groß ist.

Und schlussendlich: Wenn ich so ehrlich bin und mit der Äußerung: Ich würde mich eher als Jazzer in kleinen Clubs sehen und nicht als Star auf der Bühne, die Hose herunter lasse, und wenn ich dann lesen muss, dass meine Einstellung und Erkenntnis, dass ich einfach nie zu den Großen gehören werde, mit fetten Ladies in Strapsen in Talk Shows verglichen wird, dann fühle ich mich absichtlich und geradezu böswillig mißverstanden.

Was ich mit dem Jazzclub sagen wollte ist, dass ich meine Grenzen als Mensch und Autor erkannt habe und innerhalb dieser Maßstäbe das Beste draus machen will.
Da sind Vergleiche mit fetten Ladies eigentlich eine ziemliche Frechheit.

Aber wie schon erwähnt: Mit der talkshowgestählten Argumentation und Polemik kann und will ich nicht mithalten.

lg/Peter


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pna
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Paterson
Beitrag31.10.2010 17:55

von pna
Antworten mit Zitat

Nordlicht hat Folgendes geschrieben:
pna hat Folgendes geschrieben:
Braucht nur mal bei Montsegur mitlesen, mit welch betulicher Sorge die Leute sich dort gegenseitig fragen, wonach der Markt gerade verlangt und wie man den Markterfordernissen als Autor überhaupt nicht gerecht werden kann.

Diese Art von Denken würde in meinem literarischen Wunderland nur verbrannte Erde hinterlassen, und deshalb will ich persönlich mit dieser Art zu denken nichts zu schaffen haben.

lg/Peter


Leben und leben lassen. Ist doch normal für Leute, für die Schreiben eine Haupt- oder wichtige Nebeneinkommensquelle ist, sich Gedanken drüber zu machen, was ankommt. Geht doch allen Freiberuflern so - will keiner Dein Produkt, dann muss das Geld zum Leben woanders her kommen.

Aber es zwingt Dich, Peter, doch rein gar niemand, Dich diesem Denken anzuschliessen.
Wo ist der Nachteil, den Du persönlich davon ziehst, dass andere Leute vom Schreiben leben? Von daher sei doch einfach zufrieden mit Deiner persönlichen Schreiberei und Kleinverlagen, und lass alle andern, die auf Großverlage und Geldeinnahme zielen, ihr Ding machen. Die brechen Dir doch keinen Zacken aus der Krone.


Du hast aber schon verstanden, dass ich keine allgemein gültigen Aussagen treffen will sondern von meiner ganz persönlichen Meinung zum Thema berichte?

Und wenn Du das verstanden hast, warum versuchst Du dann mir zu unterstellen, ich würde die Thematik so emotionsgeladen und frustriert angehen, wie Du es durch Deine Antwort darzustellen versuchst?

Ich habe einen anderen Zugang zu Erfolg und Glück. Und ich erlaube mir, andere Methoden und Wege in Frage zu stellen. Für mich persönlich.

Hörts doch bitte auf, aus jeder Aussage, die irgendwer macht, einen Anlass zu strietzeln, eine Grundsatzdiskussion mit persönlichen Unterstellungen loszutreten.

Ich weiß, dass mich keiner zwingt - wie denn auch? Und wieso glaubst Du, ich könnte so etwas wie Zwang empfinden? Aus welcher meiner Aussagen liest Du das?

Ich bin nun mal ein Anhänger von Bazar und ein Gegner von Kathedral. das zeigt sich in meinem ganzen Lebensumfeld: Einkaufsgewohnheiten, Software am PC, Kleinverlage statt Großverlage, etc ...

lg/Peter


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Maria
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Beitrag31.10.2010 18:10

von Maria
Antworten mit Zitat

Da sieht man was ein falsches Bild anrichtet.

@pna
Zitat:
Ich glaube beispielsweise, dass eine Elfriede Jelinek weiß, dass Stephen Kind weltweit mehr Bücher vertickt, als sie in ihrem ganzen Leben verkaufen wird.


Frau Jelinek hat bei rororo auch keinen Grund sich Gedanken um ihre Figur zu machen.

Zitat:
Peter Straub


…auch nicht, mit Heyne dürfte er Bestätigung genug erfahren.

Zitat:
Hältst Du diese Autoren für Strapse tragende Hausfrauen,...


Siehe oben, natürlich nicht wink Wobei Dan Brown die Strapse gut zu Gesicht stehen, um Dein Bild von Nutten und Strichern noch mal aufzunehmen.


Zitat:
Irgendwie scheint es mir folgerichtig, dass Deine Argumentation einen Vergleich aus der RTL Talkshowwelt heranzieht - einer Fernsehwelt, die die Vermarktung und das Herbeigeklingel von Sensationen und aufgeblasenen Scheinerfolgen zum Ideal erhebt.


Ich hab nichts zu argumentieren; denn ich bin nur ein Beobachter der beliebtesten Diskussion von Welt und habe meinen persönlichen Eindruck wieder gegeben. Betrachte die unterschiedlichen Ansichten, die Argumente und Für und Wider zu Groß- und Kleinverlag. Perlen im Kleinverlag, Scheinerfolge bei den Publikumsverlagen, Gut und Böse, schwarz und weiß, Pauschalurteile, ist was ich sehe. Diesen Straps musst Du Dir allerdings auch nicht anziehen.

Zitat:
Vielleicht aber auch hast Du bisher noch keinen guten Jazz in einem urigen Kellerlokal gehört, und Talkshows mit fetten Strapseladies als Kulturevent wahrgenommen.

Der Jazzliebhaber und die Kulturbanausin. Ich bin überrascht, wie einfach die Welt sein kann. Wäre ein guter Titel für einen Dienstags-Weltpremieren-Spielfilm im Privaten, sicherlich auch genauso gehaltvoll, wie der obige Zusammenhang wink

Zitat:
Allerdings fällt es mir witrklich schwer zu glauben, dass literarisch interessierte Menschen auf einem solchen Niveau argumentieren - also täusche ich mich vermutlich.

Freilich täuscht du Dich. Wie gesagt – ich habe keine Argumente ausgepackt, das klingt mir ein wenig zu herablassend; ich lese lediglich mit und ziehe meine Schlüsse. Ob die falsch oder richtig sind, werden wir dann sehen, wenn's für mich soweit ist. Oder auch nicht. Dass Du keine fette Dame in Dessous bist und auch keine Ausreden für deine Karriere benötigst, musst du nicht betonen. Warum so spitz werden.

Was Deine Anmerkungen montsegur betreffend angehen, stimme ich zu: auch ich habe meine Probleme mit dem 'Warum', aber das hat tatsächlich jeder selbst zu entscheiden, denn auch die, die "Scheinerfolge" anstreben arbeiten hart an sich und ihren Dingen. Im Gegensatz zu manch anderem, der mal eben übers Telefon seine erste Auflage bei einem Anbieter bestellt, wie es u.a. auch wie beim betreffenden Verlag möglich ist. DAS z.B. war mein Motivator zu meinem polemischen, vermutlich auch politisch unkorrekten Beitrag.

Solltest Du Dich bedrängt fühlen, tuts mir leid, meine fette Aussage war allgemeinerer Natur, als du das wohl gelesen hast, das ging nicht namentlich an Dich.

Lg, Maria


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Nordlicht
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Beitrag31.10.2010 18:13

von Nordlicht
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pna hat Folgendes geschrieben:
Ich habe einen anderen Zugang zu Erfolg und Glück. Und ich erlaube mir, andere Methoden und Wege in Frage zu stellen. Für mich persönlich.


Okay. Das klang für mich nur so, als würdest Du diese andern Methoden und Wege für andere in Frage stellen smile


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Harald
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Beitrag31.10.2010 18:16

von Harald
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pna hat Folgendes geschrieben:

Was ich mit dem Jazzclub sagen wollte ist, dass ich meine Grenzen als Mensch und Autor erkannt habe und innerhalb dieser Maßstäbe das Beste draus machen will.


Vielleicht sollte man hier wieder zum Ursprungsthema zurückkommen.

Es gibt viele Schreibende, die ihre Grenzen sehr genau kennen, wissen, dass nie ein Buch von ihnen auf dem Bestsellermarkt erscheinen könnte, die ein Thema haben, das ihnen am Herzen liegt und das sie als Buch in den Händen haben wollen - als richtiges Buch, mit ISBN und Listung!

Und genau diese Leute sind in solchen Veragen gut aufgehoben, bekommen dort für überschaubares Geld einen Traum erfüllt und haben, wenn sie einiges davon verkaufen können, am Ende sogar ein wenig geldlich davon profitiert.

Und ob nun Autoren nur auf den Supererfolg reflektieren und alles, was nicht im Großverlag mit über fünfstelligen Verkaufszahlen aufwarten kann als minderwertig abtun, das geht Leuten wie diesen und mir selbst auch irgendwie ... vorbei.

Ich freue mich, wenn ich ohne irgendwelche Kosten ein Buch verlegt bekomme und (Nische Lyrik) davon einiges verkaufen kann, Leute treffe, die mir sagen, dass sie ab und an darin lesen und sich immer wieder an den Gedichte erfreuen und mir sogar darin enthaltene Gedichte vortragen, die ich selbst so nicht rezitieren könnte, man kann ja nicht alle eigenen Sachen kennen.

Wenn ich nicht dieses, auch hier gesammelte. Hintergrundwissen hätte, ich wäre mit Sicherheit ein Nutzer dieses Verlages, wenn ich auf der Suche nach Veröffentlichung auf ihn gestoßen wäre! Und ich hätte inzwischen unter dem Strich mehr als einen Tausender nur durch Eigenverkäufe eingenommen, so viel zu Autorenexemplaren!

LG

Harald


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Beitrag31.10.2010 18:17

von Heidi Christina Jaax
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Aber letztendlich kann jeder frei entscheiden, welchen Weg er gehen möchte.
Meine Zielsetzung wäre sicher eine andere, wenn ich mich nicht zwischen  zwei stressigen Jobs zerreißen müsste und mehr Zeit für das Schreiben, die Recherche und ein wenig Management hätte, um aus dem Hobby einen Beruf werden zu lassen.
Da dies in absehbarer Zeit nicht möglich ist, bin ich mit der derzeitigen Situation sehr zufrieden.


LG Heidi


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Alexandermerow
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Beitrag31.10.2010 21:52

von Alexandermerow
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Nun, es ist auch Glücksache, wenn man als Autor eines Tages von den Medien entdeckt wird. Ohne die Gunst der Medien wird man kaum ein Millionenpublikum erreichen. Es gibt viele unbekannte Autoren, die an die Qualität eines Stephen King heranreichen, aber nicht gefördert werden. King wurde entdeckt (und ich will ihn auch nicht schlecht reden) und andere eben nicht.
So lange ein Autor jedenfalls mit seiner Tätigkeit zufrieden ist, ist das meiner Meinung nach der größte Teil der persönlichen Miete. Ich freue mich z.B. bei Beutewelt, wenn ich mal wieder den Amazon-Rang hinaufklettere und dazu beitrage, dass einige mir unbekannte Leser unterhalten werden und auch über die uns umgebenden politischen Verhältnisse nachdenken.
Es könnten immer noch mehr Leser sein und gegen eine Verfilmung der Beutewelt-Reihe hätte ich auch nichts, aber das wird wohl nicht geschehen.
(Dafür kommen die Medien in den Romanen auch viel zu schlecht weg  Very Happy )

Zitat:
Irgendwie scheint es mir folgerichtig, dass Deine Argumentation einen Vergleich aus der RTL Talkshowwelt heranzieht - einer Fernsehwelt, die die Vermarktung und das Herbeigeklingel von Sensationen und aufgeblasenen Scheinerfolgen zum Ideal erhebt.


Große Verlage und Fernsehsender wollen nun einmal in erster Linie Geld verdienen. Am Ende des Jahres müssen die Bilanzen stimmen, sonst rollen im Unternehmen Köpfe. Es ist so und wird wohl noch schlimmer werden, hohe Literatur und Kunst hin oder her...


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