18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Benjamino Oktavio


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag05.10.2009 14:50
Benjamino Oktavio
von Ralfchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Benjamino Oktavio

Irritiert blicke ich über den Rand der International Herald Tribune.

Gerade lese ich, dass die Pharmaindustrie erstmals Erfolg mit einem Impfstoff für AIDS zu haben scheint. Von 16.000 Freiwilligen in Thailand, erhielt die eine Hälfte der Probanden ein Placebo und die andere einen Cocktail aus zwei, bis dato erfolglosen Impfstoffen. In der Placebogruppe erkrankten nach 3 Jahren 74 und in der mit dem Impfstoff nur 51 der Teilnehmer. Das heißt 31,2 Prozent Effektivität. Na ja - immerhin mal ein sonnigerer Blick in finstere Seuchenabgründe.

Ich lege die Zeitung auf die Marmorplatte und fixiere den Typen, der sich hinter dem kleinen runden Tisch vor mir aufgepflanzt hat und mich anglotzt. Ich muss dazu sagen: schon seit einigen Tagen, bemerkte ich augenwinkelnd, dass der Kerl mich beobachtete. Immer wenn ich ihn dann blank anstierte, senkte er seinen Blick oder wandte sich entweder zum Fenster oder irgendwo anders hin.

Ich mag dieses Kaffeehaus seitdem man einen separierten Nichtraucherbereich eingerichtet hatte. Und ich erspare mir sage und schreibe jährlich 468 Euros für das IHT-Jahresabo.

Der Mensch tritt von einem Bein auf das andere und räuspert sich. Ich höre, wie er den Schleim aus seinem Rachen raufwürgt. Als er den gleich darauf auch noch schluckt, kommt mir fast die Buttersemmel plus das 5-Minutenei hoch. Ich bin kein unhöflicher Mensch, aber wenn sich jemand schon am Vormittag derart bei mir einschleimt, möchte ich ihn am liebsten gleich mal zum Merkur aussiedeln. Dort bliebe ihm wenigstens die Spucke weg.

„Ich bin Benjamino Oktavio.“

„Hm – was sie nicht sagen - und?“

„Ich meine – ich hoffe ich - ich störe sie nicht?“

Dabei streift er sich ein paar Haarsträhnen, die ihm aus der Glatze in die Augen baumeln, zurück. Die bleiben auf seiner schwitzenden Rübe kleben und ich spüre wieder ein Gurgeln in meiner Speiseröhre. Frag’ mich, was das weiche Ei so hoch oben zu suchen hat.

„Stören? Ich lese gerade die Zeitung, wie sie vielleicht bemerkt haben – hm?“

„Ja – ja, hab ich. Ich geh auch gleich wieder, wollte sie nur was fragen, eigentlich, äh – ersuchen.“

„Und was wäre das?“

So was sollte mir mal mit ner Mieze passieren, dass die mich im Kaffeehaus anmacht und nicht so ein komischer Wirrer. Ich spüre blinde Ungeduld hochschäumen, so als hätte man mir etwas zu hastig Prosecco ins geöffnete Kranium gegossen.

„Darf ich mich kurz setzen?“

„Bitte? Sie wollten doch gleich wieder gehen – hm?

„Sie sind doch Ralf de Pennét, oder?“

„Wieso wollen sie das wissen? Und wenn sie’s eh wissen, warum fragen sie dann?“

Ich darf mich jetzt zu keiner Höflichkeit hinreißen lassen, sonst klebt der sich noch glatt an meinen Tisch.

Und genau das tut der Wichser auch in der nächsten Sekunde!

Er krallt sich mit gichtig aussehenden kleinen Pfoten an die abgerundete Kante der Marmorplatte und biegt seinen übergroßen Glatzkopf über den Tisch. Richtung meiner Großspurigkeit.

„Ich – ich brauche ihre Hilfe - bitte - es ist dringend!“

Sein Tonfall ist leise, fast konspirativ. Sein Adamsapfel geht mal rauf und runter. Ich lehne mich zurück und versuche noch abweisender dreinzuschauen.

„Bitte!“

Das klang flehentlich. Der Typ kommt rüber wie ein Ersaufender und irgendwie steigt so was wie eine menschliche Regung in mir auf. Das kenn ich nur, wenn ich bei meiner Mammi bin. Und auch dann nur, wenn sie mich nicht gerade sekkiert, indem sie sich pausenlos Sorgen um mich macht.

„Um was geht’s?“

„Ich möchte ihnen was anvertrauen.“

„Mir? Sie kennen mich doch überhaupt nicht.“

„Oh doch – ich hab eine ganze Menge von ihnen gelesen. Texte.“

„Texte gelesen? Sie meinen in Literaturforen – hm?“

Ich spüre links und rechts ein helles Aufhorchen in meinen Löffeln.

„Ja – genau.“

Aha - ein Fan aus den Weiten der realen Welt. Da darf er schon ein paar Worte mit mir quatschen.

„Sie sagten „anvertrauen“, was genau meinen sie damit, Herr…Ogg…?“

„Oktavio. Aber sagen sie einfach Benny zu mir.“

„Benny? Na ja – wir kennen uns genau drei Minuten und ich soll sie schon Benny nennen? Vielleicht wollen sie auch gleich Ralf zu mir sagen – hm? Nur ich sag’s ihnen gleich: soweit bin ich nicht!“

„Iss mir egal Herr Ralf.“

„Was heißt egal? Was ist ihnen egal?“

„Weil’s um Leben und Tod geht, Herr Ralf!“

„Was wollen sie damit sagen Benny? Ich will in nix hineingezogen werden, verstehen sie?“

„Ich zieh sie in nichts rein, wo sie nicht mitmachen wollen.“

„Mitmachen? Spinnen sie? Ich sitz da ruhig und will nur n’ bissi was über die täglichen weltweiten Gräuel lesen und sie wollen mich da in ihr privates Enigma reinziehen?

„Enigma?“

„Na ja – Rätsel oder Geheimnis oder was auch imma es iss!“

„Ja – äh ein geimnisvolles Gräuel – ja – das ist es.“

„Aha - Mann, ich wusste, vom ersten Moment, dass sie ein Spinner sind. Bitte können wir den Quargel hier und jetzt beenden?“

„Bitte eine Sekunde Herr Ralf – bitte!“

„Die iss um!“

„Ich möchte sie bitten meine – äh – Lebensgeschichte zu schreiben.“

„Ihre was?“

„Meine Lebensgeschichte.“

„Aha und die iss eine geheimnisvolles Gräuel – hm? Da gehen sie bessa zu den Bullen damit, ich will so was nur aus der Zeitung.“

„Ah so – sie verweigern sich der Realität?“

„Realität? Sie sind schief gewickelt Benny. Bitte - sie quälen uns beide da kreuz und quer. Warum gehen sie nicht zur Kronenzeitung, ich kann ihnen da ein zwei Leute nennen.“

„Neiiiin! Ich bitte sie Herr Ralf – ich brauche sie!“

Der Typ klingt so inständig, dass ich unsicher werde.

„Und warum gerade mich?“

„Ich weiß nicht. hab von einem ihrer Texte geträumt und seitdem bin ich – äh – überzeugt. Ich will mich nur ihnen anvertrauen, bevor ich…“

„Bevor sie was?“

„Ich mich der Polizei stelle!“

Ich muss ein bissi wie ne Weinbergschnecke geäugt haben, denn Benny schaut mich mit einer belustigten Miene an.

„Ich hab ihnen hier meine Handy-Nummer aufgeschrieben und die Uhrzeiten wann ich erreichbar bin.“

Ich nehme die Karte in die Hand. Es ist eine Visitenkarte mit dem Zirkus-Roncally-Logo. Eine Telefonnummer und die Zeitangaben sind in krakeliger Handschrift auf die Rückseite geschrieben:

Tel.: 0688 88 88 88, ab 8 Uhr 88 täglich 8 Stunden erreichbar.

Ich blicke Benny nach, wie er mit seinen krummen Beinchen zum Ausgang wankt: Ein geheimnisvoller Zwerg, der ein Gräuel in sich spazieren führt.



_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag05.10.2009 22:59

von Hoody
Antworten mit Zitat

Hallo Ralfchen.
Wollte eigentlich lieber Ralfchen schreiben...klingt aber falsch.
Und liebes Ralfchen würde dich sicher verärgern  Laughing
Jedenfalls dein Text:

Er ist gut. Du hast einen guten Schreibstil. Auch wenn mich solche Sätze stören:
Zitat:
So was sollte mir mal mit ner Mieze passieren, dass die mich im Kaffeehaus anmacht und nicht so ein komischer Wirrer.

In einen Dialog würde es passen, aber so nicht. Ist aber Geschmackssache.

Punkt zwei wäre: Die Geschichte straffen. Besonders den Mittelteil. Der besteht fast nur aus Wiederholungen. Geschichte heißt Bewegung - Bewegung heißt vorankommen und das muss auch die Geschichte. Wenn die Geschichte aber nach drei Sätzen immer noch am Anfang steht, dann steht sie still - ist nicht so gut.
Auch stört mich der schnelle Konflikt.
Du baust die Dialoge falsch auf. Ich würde den Konflikt langsam steigen lasen, was auch spannender ist. Und nicht einmal von 100 % Aggro auf 100% Neugier wechseln und dann wieder auf 80% Aggro...

AUch die Pointe - falls es die Pointe war:
Zitat:
„Bevor sie was?“

„Ich mich der Polizei stelle!“

Die beiden Sätze sollen wohl den Leser erschrecken/ überraschen.
Leider ist das nur ein kleiner Puff. Sie haut mich nicht um.
Aber das Grundgerüst der Geschichte ist gut, könntest auf jedenfall daraus was machen.

lg Hubi

Edit: Das Ende fand ich nicht gut. Da fällt dir sicher was kreativeres ein.


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag05.10.2009 23:15

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Jarda hat Folgendes geschrieben:
Er ist gut. Du hast einen guten Schreibstil. Auch wenn mich solche Sätze stören:
Zitat:
So was sollte mir mal mit ner Mieze passieren, dass die mich im Kaffeehaus anmacht und nicht so ein komischer Wirrer.

In einen Dialog würde es passen, aber so nicht. Ist aber Geschmackssache.



danke erst mal fürs lesen. ralfchen iss fein. der prot spricht wie er denkt. wienerisch und sitzt in einem kaffehaus in wien. ersteres ist mit den meisten menschen so und ich ertappe mich immer wieder dabei. denkst du anders als du sprichst?

nun wenn menschen miteinander reden und einander unbekannt gegenüberstehen, dann wiederholen sie ihre worte, fragende sätze etc., weil sie unsicher sind. das habe ich versucht zum ausdruck zu bringen. sage mir wo ich es straffen kann und ich folge dir straff und aufrecht.

ich sehe deinen ideen und vorschlägen mit neugier entgegen, denn ich bin ein anfänger und hier, um von euch großen etwas zu lernen. am ende des textes werde ich nicht sehr viel ändern, denn es ist der prolog zu einem kleinen roman. aber wenn du im konzept der sache mit der idee des abschlußes mitgehst, bin ich sehr an konstruktiven variationen interessiert.

deinstens


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag05.10.2009 23:18

von Angst
Antworten mit Zitat

Guten Abend,

Ich finde die Geschichte gut. Aufgefallen ist mir, dass du die Höflichkeitsform klein schreibst. Die gehört sich aber gross, also: sie -> Sie, ihren -> Ihren, usw. Einige Kommas fehlen auch noch. Der Dialog gefällt mir, er liest sich sehr natürlich mit seinen Stutzern und Kanten, trotzdem schafft er es, pointiert zu sein. Es ist alles andere als leicht, einen zynischen Charakter glaubhaft rüberzubringen, aber hier funktioniert es, finde ich. Schön.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag05.10.2009 23:22

von Hoody
Antworten mit Zitat

Zitat:
danke erst mal fürs lesen. ralfchen iss fein. der prot spricht wie er denkt. wienerisch und sitz in einem kaffehaus in wien. das ist mit den meisten menschen so und ich ertappe mich immer wieder dabei.

ich sehe deinen ideen und vorschlägen mit neugier entgegen, denn ich bin ein anfänger und hier, um von euch großen etwas zu lernen. am ende werde ich nicht sehr viel ändern, denn es ist der prolog zu einem kleinen roman. aber wenn du im konzept der sache mit der idee des abschlußes mitgehst, bin ich sehr an konstruktiven variationen interessiert-


Wie gesagt Geschmackssache  Wink

Sind wir das nicht alle?  Laughing
Es gibt keinen profi Schriftsteller, man kann immer etwas dazulernen.
Außerdem sind die meisten hier nicht größer als 1, 60  Laughing
Ach ein Roman? Dann passt es.
Dann ist der kleine Höhepunkt gut eingebaut und stimmig und  der Schlusssatz ist dann auch recht gut. Scheint interessant zu werden.
Eins stört mich zwar noch: Die Geschichte wechselt mir zu oft zwischen ruhig und wild und die vielen gleichsagenden Sätze stören mich auch ein bisschen. Aber ansonsten macht es Lust auf mehr.

lg Hubi


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag05.10.2009 23:29

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Jarda hat Folgendes geschrieben:
Die Geschichte wechselt mir zu oft zwischen ruhig und wild und die vielen gleichsagenden Sätze stören mich auch ein bisschen. Aber ansonsten macht es Lust auf mehr.

lg Hubi


nun hubi -

wenn zwei menschen einander begegnen und sie kennen sich nicht und einer will den anderen in die tiefen seiner intimsten geheimnisse einweihen, was denkst du, wie die beiden mit einander reden? wie gesagt ich bin ein grundschüler am zehnten tag in der schule und erwarte hier von den lehrern, mir zu zeigen wo es lang geht. darauf freue ich mich wie ein unbekleideter und bin dankbar für jeden konkreten tip. etwa sowie die bezaubernde SCHEINHEILIGE (iss das dein avi, liebes wesen?) es mir mit der großschreibung der personae wissen lies. nur: soviel weiß ich schon nach dem zehnten tag und mache das bewusst, ohne auf die regel zu achten. das ist verzeihbar - denke ich.


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag05.10.2009 23:34

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
Guten Abend,

Ich finde die Geschichte gut. Aufgefallen ist mir, dass du die Höflichkeitsform klein schreibst.


danke liebes menschenkind -

bist du das auf deinem avi?  eine exquisite person. ich sage das als portraitmaler und nicht als anmacher.

ich habe die HF bewusst klein geschrieben, weil ich in der versalie einen bruch in der dialogtechnik sehe. liege ich da falsch, oder muss man sich sklavisch an die regel halten?

deinstens


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag05.10.2009 23:38

von Hoody
Antworten mit Zitat

Edit: Habe gerade erst deinen Edit gelesen. Also mich persönlich haben die Stellen bisschen gestört.

Zitat:
Das klang flehentlich. Der Typ kommt rüber wie ein Ersaufender und irgendwie steigt so was wie eine menschliche Regung in mir auf. Das kenn ich nur, wenn ich bei meiner Mammi bin. Und auch dann nur, wenn sie mich nicht gerade sekkiert, indem sie sich pausenlos Sorgen um mich macht.
rot markierte würde ich streichen.
Zitat:

„Iss mir egal Herr Ralf.“

„Was heißt egal? Was ist ihnen egal?“

„Weil’s um Leben und Tod geht, Herr Ralf!“

„Was wollen sie damit sagen Benny? Ich will in nix hineingezogen werden, verstehen sie?“

„Ich zieh sie in nichts rein, wo sie nicht mitmachen wollen.“

„Mitmachen? Spinnen sie? Ich sitz da ruhig und will nur n’ bissi was über die täglichen weltweiten Gräuel lesen und sie wollen mich da in ihr privates Enigma reinziehen?

„Enigma?“

„Na ja – Rätsel oder Geheimnis oder was auch imma es iss!“

„Ja – äh ein geimnisvolles Gräuel – ja – das ist es.“

„Aha - Mann, ich wusste, vom ersten Moment, dass sie ein Spinner sind. Bitte können wir den Quargel hier und jetzt beenden?“

„Bitte eine Sekunde Herr Ralf – bitte!“

„Die iss um!“

„Ich möchte sie bitten meine – äh – Lebensgeschichte zu schreiben.“

„Ihre was?“

„Meine Lebensgeschichte.“

„Aha und die iss eine geheimnisvolles Gräuel – hm? Da gehen sie bessa zu den Bullen damit, ich will so was nur aus der Zeitung.“

„Ah so – sie verweigern sich der Realität?“

„Realität? Sie sind schief gewickelt Benny. Bitte - sie quälen uns beide da kreuz und quer. Warum gehen sie nicht zur Kronenzeitung, ich kann ihnen da ein zwei Leute nennen.“

„Neiiiin! Ich bitte sie Herr Ralf – ich brauche sie!“

Der Typ klingt so inständig, dass ich unsicher werde.

„Und warum gerade mich?“

„Ich weiß nicht. hab von einem ihrer Texte geträumt und seitdem bin ich – äh – überzeugt. Ich will mich nur ihnen anvertrauen, bevor ich…“

Der Textabschnitt stört mich am meisten.
Wenn du ihn dir noch einmal durchliest wirst du es sicher selber merken, einige Sätze hätte man streichen können. Auch die Wortwiedehrolung Gräuel würde ich ändern. Das Wort Gräuel wird nicht sehr oft benutzt - ist sowieso eher ein seltenes Wort. Daher wird sich der Leser das Wort besser merken, da es neu ist.

Zitat:
Mitmachen? Spinnen sie? Ich sitz da ruhig und will nur n’ bissi was über die täglichen weltweiten Gräuel lesen und sie wollen mich da in ihr privates Enigma reinziehen?

„Enigma?“

„Na ja – Rätsel oder Geheimnis oder was auch imma es iss!

„Ja – äh ein geimnisvolles Gräuel – ja – das ist es.“


Hier zum Beispiel: Würde ich ändern. Das Enigma würde ich ganz raustun. (Fremdwörter in Geschichten - besonders solche die nicht so läufig sind, sollte man immer ersetzen, der Autor soll nie mit seinen umfangreichen Wortschatz angeben.)
Das rot markierte würde ich streichen, für den letzten Satz dann eine passende Antwort suchen.

Zitat:
„Ich möchte sie bitten meine – äh – Lebensgeschichte zu schreiben.“

„Ihre was?“

„Meine Lebensgeschichte.

Würde das rot markierte auch rausstreichen. Ode rhinter den Ihre was noch einen Satz hinschreiben der die kleine Szene schön abrundet, weil so ist sie bisschen fad.

lg Hubi

Wollte den Teil hier eigentlich noch unter meinen anderen Post stecken, war aber schon zu spät-

Edit die xxxxx:
Mir sind noch paar Sachen aufgefallen. Zum Beispiel mit den "ihre was". Aber das mache ich morgen. Dann überlege ich mir morgen in der Schule was man noch verbessern könnte und was mich genau gestört hat, muss aber jetzt ins Bett, morgen gehts wieder zur Schule und ich schreibe einen Test  Laughing
Muss fit sein.
Also bis morgen, schlaf gut.
Ach ja, du musst natürlich selber entscheiden was du von meiner Kritik übernimmst. Ich schreibe nur das, was mich gestört hat. Jemand anderes findet die Geschichte vielleicht top.

lg Hubi


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag05.10.2009 23:53

von Angst
Antworten mit Zitat

Hi,

Sklavisch muss man sich an gar nichts halten. Wie sagt man so schön (oder so ähnlich, weiss nicht mehr): Der Anfänger lernt die Regeln, der Unfähige bricht sie und der Meister spielt mit ihnen. Das tust du ja, aber erreichst du dein Ziel auch? Ich weiss nicht. Mich lässt die Kleinschreibung nur an "Fehler!" denken. Liegt vielleicht an mir.

Die Dame auf meinem Avatar ist Louise Ebel, das einzige mir bekannte Fotomodel mit Stil.

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag06.10.2009 09:18

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

danke ihr beiden.

JARDA also erst mal ein besonderes danke für deine super-auseinandersetzung mit dem text.

ich werde noch auf die details deine vorschläge zurückkommen. nur schnell mal:

Gräuel und enigma habe ich bewusst gesetzt. ersteres wort ist nicht unbekannt - denke ich (man hört es sogar in den nachrichten) und zweiteres sollte den einen prot wichtig erscheinen lassen (und nicht mich als autor, denn das wäre wirklich dämlich von mir) indem er den anderen mit einem fremdwort konfrontiert und verunsichert. das geht doch aus dem dialog entsprechend hervor und wird nicht selten von zynischen menschen angewandt. der satz mit meiner mammi*) dient ebenfalls der ausleuchtung des ironischen verhaltens des prot 1.

ich versuchte beide prot fliessen zu lassen. aber mehr noch später.

aha - LOUISE EBEL. die dame kenne ich nicht. aber danke für die info. auf meinem avi bin ich selbst, habs im fotoshop ein wenig geschönt  - mit zartem roten mund und so - um den userinnen keine angst einzuflößen.


*) ich hab noch ein super-mum. sie ist 89 und top fit mit nem 10 jahre jüngerem mann. ihr fehlen sage und schreibe nur 2 zähne! und sie macht sich immer sorgen um ihr hasilein wie sie das alte ralfelchen nennt.


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag06.10.2009 09:59
Re: Benjamino Oktavio
von lupus
Antworten mit Zitat

Grüß' Sie, Herr Ralf!

Immer wieder schön zu sehen, dass sich Leuts aus meiner ersten Wahlheimat hier einfinden und dann auch noch entsprechendes Lokalkolorit verbreiten, zumal ja gerade das Wienerische zum Erzählen einlädt. Wenn dann auch noch mit der passenden (Selbst)Ironie - um so besser.

Dein Text is mE durch und durch gelungen. Und weil dem so ist, kann man ja durchaus ein bisserl pitzlater sein. Wie man pitzlert tatsächlich schreibt, weiß sicher der alte Wehle. I net.

blau .... gefällt sehr

Ralfchen hat Folgendes geschrieben:
Benjamino Oktavio

Irritiert blicke ich über den Rand der International Herald Tribune.


an sich ein perfekter Einstieg, der neugierig macht und einen so in die Geschichte reinzieht. Da outet sich also einer als IHT-Leser, hm, 'was is das für einer?' und er is auch noch irritiert. 'Warum das denn?'

Naja und genau das stellt sich beim Weiterlesen als kleiner (!) Haken heraus. Denn: wenn der Ich-Erzähler das ja schon seit TAgen beobachtet, wieso ist er dann noch immer irritiert? Denkbar wäre ein 'Immer irritierter', das mE die Stimmung noch ein bisserl besser einfangen, den zugegeben kleinen Widerspruch auflösen würde.

Zitat:
Gerade lese ich, dass die Pharmaindustrie erstmals Erfolg mit einem Impfstoff für AIDS zu haben scheint. Von 16.000 Freiwilligen in Thailand, erhielt die eine Hälfte der Probanden ein Placebo und die andere einen Cocktail aus zwei, bis dato erfolglosen Impfstoffen. In der Placebogruppe erkrankten nach 3 Jahren 74 und in der mit dem Impfstoff nur 51 der Teilnehmer. Das heißt 31,2 Prozent Effektivität. Na ja - immerhin mal ein sonnigerer Blick in finstere Seuchenabgründe.

schön, da wird der Leser gleich einmal gekonnt und nur für kurze Zeit in die Irre geführt. Im letzten Satz des Absatzes hätte ich mir eine etwas ironischere Formulierung erhofft. Es handelt sich um den Beginn einer laaangen Untersuchungsreihe, erste stichhaltige Ergebnisse sind nicht vor 3-4 Jahren zu erwarten (lt BBC), so sonnig is der Blick also nicht.
--> ironischer wäre ein Bezug zu den Tiefen der Statistik gewesen.

Zitat:
Ich lege die Zeitung auf die Marmorplatte und fixiere den Typen, der sich hinter dem kleinen runden Tisch vor mir aufgepflanzt hat und mich anglotzt. Ich muss dazu sagen: schon seit einigen Tagen, bemerkte ich augenwinkelnd, dass der Kerl mich beobachtete. Immer wenn ich ihn dann blank anstierte, senkte er seinen Blick oder wandte sich entweder zum Fenster oder irgendwo anders hin.

ganz korrekt scheint mir hier die Zeitenfolge nicht daher zu kommen.
Präsens -> Perfekt
Imperfekt -> PQP

Die Kombination Präsens -> Imperfekt is nicht ganz state of the art.

der rot markierte Teil mag mir gar nicht gefallen, weil im Prinzip mindestens ein Teil redundant is. Irgendwie doppelt gemoppelt
--> wandte sich ab
würd reichen und weniger verwirren.

Zitat:
Ich mag dieses Kaffeehaus seitdem man einen separierten Nichtraucherbereich eingerichtet hatte. Und ich erspare mir sage und schreibe jährlich 468 Euros für das IHT-Jahresabo.

wieder zeitenfolge --> eingerichtet hat

Zitat:
Der Mensch tritt von einem Bein auf das andere und räuspert sich. Ich höre, wie er den Schleim aus seinem Rachen raufwürgt. Als er den gleich darauf auch noch schluckt, kommt mir fast die Buttersemmel plus das 5-Minutenei hoch. Ich bin kein unhöflicher Mensch, aber wenn sich jemand schon am Vormittag derart bei mir einschleimt, möchte ich ihn am liebsten gleich mal zum Merkur aussiedeln. Dort bliebe ihm wenigstens die Spucke weg.
Laughing


Zitat:
Dabei streift er sich ein paar Haarsträhnen, die ihm aus der Glatze in die Augen baumeln, zurück. Die bleiben auf seiner schwitzenden Rübe kleben und ich spüre wieder ein Gurgeln in meiner Speiseröhre. Frag’ mich, was das weiche Ei so hoch oben zu suchen hat.

hm, möglicherweise lieg ich ja falsch, aber:
Glatze = haarlose Fläche am Plutzer.
haarlos = keine Haare, auch keine Strähnen

entweder keine Glatze oder spezifizieren 'Fast-Glatze', 'Möchtegern-Glatze', ....


Zitat:
So was sollte mir mal mit ner Mieze passieren, dass die mich im Kaffeehaus anmacht und nicht so ein komischer Wirrer. Ich spüre blinde Ungeduld hochschäumen, so als hätte man mir etwas zu hastig Prosecco ins geöffnete Kranium gegossen.

'und ... Wirrer' würd ich weglassen, nimmt dem Satz die Wirkung, is einfach zu viel erklärt. Das kann sich der Leser selber denken.



Zitat:
Er krallt sich mit gichtig aussehenden kleinen Pfoten an die abgerundete Kante der Marmorplatte und biegt seinen übergroßen Glatzkopf über den Tisch. Richtung meiner Großspurigkeit.


Edit: doch nicht blau.
Grund: zu offensichtlich. Die Großspurigkeit sollte über indirekte Charakterisierung gelingen. Is ja auch so. Insofern is mir dieser Satz zu aufdringlich und nimmt gewissermaßen, dem an sich gelungenen Versuch, die Großspurigkeit implizit zu transportieren die Wirkung

Zitat:
Sein Tonfall ist leise, fast konspirativ. Sein Adamsapfel geht mal rauf und runter. Ich lehne mich zurück und versuche noch abweisender dreinzuschauen.


die Formulierung : 'mal rauf und runter' passt so nicht
--> mal rauf, mal runter
--> einmal ruf und runter
(die Verkürzung von einmal zu mal funktioniert so nicht, weil sie falsche sprachliche Erwartungen weckt)

das 'geht' is auch nicht grad schön, aber naja


Zitat:
Ich spüre links und rechts ein helles Aufhorchen in meinen Löffeln.


Zitat:
Ich blicke Benny nach, wie er mit seinen krummen Beinchen zum Ausgang wankt: Ein geheimnisvoller Zwerg, der ein Gräuel in sich spazieren führt.


super Dialog, besonders gelungen die Charakterisierung der beiden über Wortwahl und Sprachweise. Der Wirre sprciht 'hochdeutsch' versteht aber Enigma nicht, der prota fremdwörtelt, redet aber 'gehobenes wienerisch' und liest IHT, ist ein bisserl selbst verliebt, weiß es und wirkt dadurch auch wieder selbstironisch. sehr gelungen

Zwei Anmerkungen hab ich noch:
das 'bissi' klingt mir so sehr nach Schickeria-blabla und ist mE auch nicht originär wienerisch --> bisserl wär mE authentischer

warum das reduzierte ist zu einem Imperativ zur Nahrungsmittelaufnahme wird - iss - will sich mir nicht erschließen. Is wär korrekt, außer es handelt sich um eine Angewohnheit des Prota dem 's' besondere Schärfe zu verleihen. DAnn aber gehörte das irgendwie erwähnt. So wie es da steht, is es ein Fehler.

als Prolog für einen Roman sehr viel versprechend. allerdings würd ich mir doch den hint von Jarda durch den Kopf gehen lassen und Erzählstimme und Dialoge sprachlich trennen. Wenn du das nur im Prolog machst is es (noch) kein Problem. Ein ganzer Roman in dieser Art wird wohl ein bisserl mühsam. außerdem stellst du mit der undifferenzierbaren Erzählstimme dem Leser ein Hax'l. Das Erfassen 'wer is jetzt grad dran' wird unnötig erschwert.

Das 'nen' is übrigens ganz sicher nicht wienerisch, sondern erinnert eher an die Freunde nördlich des WWÄ  Wink

Also, hat Spaß gemacht deinen Text zu lesen, sind ein paar echte Schmankerln drin. Bis dato gibst du dich ja recht beratungsresistent, macht aber nix, sind ja alles nur Anregungen.

Schön, dass du hier her gefunden hast.
Viel spaß noch
LGL


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag06.10.2009 11:51

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo lieber LUPUS -

danke für deinen super-beitrag.

beratungs-resisten iss echt kühl. nein bin ich nicht. nuir wenn derart viele anregungen kommen, muss ich die erst mal dechiffrieren und mich neu in den text eindenken. in deinem komm sind einige bemerkenswerte anregungen drin, ebenso im komm von JARDA.

aber zu deinem erstmal ganz kurz: der prot1 ist irritiert, weil der knabe plötzlich vor ihm steht. und wenn wir dann am ende erfahren, was für ein menschenwesen das ist, entschlüsselt es sich ein wenig. ja sprache: ich mische da einiges, weil mein prot ein cosmopolitischer mensch ist. ob man das korrigieren sollte ist zu überlegen. was die glatze betrifft, bedeutet das (in wienerisch) nicht immer totale kahlheit, sondern eben extrem gelichtetes kopfhaar.

mehr später

deinstens


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag06.10.2009 14:12

von lupus
Antworten mit Zitat

Ralfchen hat Folgendes geschrieben:
hallo lieber LUPUS -

danke für deinen super-beitrag.

beratungs-resisten iss echt kühl. nein bin ich nicht. nuir wenn derart viele anregungen kommen, muss ich die erst mal dechiffrieren und mich neu in den text eindenken. in deinem komm sind einige bemerkenswerte anregungen drin, ebenso im komm von JARDA.


nana, war ja nicht bös gemeint Wink wenn du auf jeden Einwand eine antwort weißt, könnte das - positiv - ja auch bedeuten, dass du dir wirklich über jeden strich Gedanken gemacht hast. Dann kannst du halt erkennen, ob deine Gedanken beim Rezipienten entsprechend ankommen. Also, nix für ungut.

Zitat:
aber zu deinem erstmal ganz kurz: der prot1 ist irritiert, weil der knabe plötzlich vor ihm steht. und wenn wir dann am ende erfahren, was für ein menschenwesen das ist, entschlüsselt es sich ein wenig.


mein Fehler, schlampig gelesen Embarassed

Zitat:
ja sprache: ich mische da einiges, weil mein prot ein cosmopolitischer mensch ist. ob man das korrigieren sollte ist zu überlegen.


kommt darauf an, für wen du schreibst.

Und: Bin mir da - wieder einmal - nicht so ganz sicher, aber mein Eindruck: gerade Cosmopoliten können sich sprachlich super anpassen und mischen wenig. aber, naja

wichtiger scheint mr die Trennung zwischen Erzähler und Prota, auch wenn's ein Ich-Erzähler is. Oder aber, du schlägst überhaupt einen anderen Erzählton an: 'schaun S', ich erzähl ihnen einmal was passiert is, damals, als der Kleine aufgetaucht is.' ....Is aber sauschwer, die Balance zu halten, denn eigentlich müßt es da schon fast 'auf'taucht' heißen und das wird mühsam, o.k. lass ma das, ...

Zitat:
was die glatze betrifft, bedeutet das (in wienerisch) nicht immer totale kahlheit, sondern eben extrem gelichtetes kopfhaar.


20 Jahre Wien und ich hätte diese idiomatische Nuance nie erkannt? O.k. geschenkt, aber glauben tu ich's nicht. Wink


LGL, gesapnnt wie's weiter geht


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag06.10.2009 15:03

von Hoody
Antworten mit Zitat

Hallo Ralfchen. Also ich habe lupus Kommi extra nicht gelesen. Aber er hat wohl schon alles gesagt - so wie ich ihn kenne.
Trotzdem schreibe ich jetzt alle Gedanken nieder, die mir über deinen Text einfallen:

Zitat:

Ich lege die Zeitung auf die Marmorplatte und fixiere den Typen,

Welche Marmorplatte?Wo genau steht die Marmorplatte?

Zitat:
. Immer wenn ich ihn dann blank anstierte, senkte er seinen Blick oder wandte sich entweder zum Fenster oder irgendwo anders hin.

Unnötig lang.
, wich er meinen Blick aus.
Würde es auch tun. Ist aber Geschmackssache.



Zitat:
Ich mag dieses Kaffeehaus seitdem man einen separierten Nichtraucherbereich eingerichtet hatte. Und ich erspare mir sage und schreibe jährlich 468 Euros für das IHT-Jahresabo.

Würde ich schon etwas früher erwähnen. Sonst passt die Überleitung nicht so gut. Vorher beschreibst du das der eine Mann vor deinen runden Tisch steht und dann schreibst du das er dir schon öfters aufgefallen war.
Dann kommen auf einmal diese zwei Sätze und dann gehts wieder mit den Mann weiter. Würde das früher einbauen, dann hat man auch von anfang an ein besseres Bild im Kopf über den Ort.


Zitat:
„Ich meine – ich hoffe ich - ich störe sie nicht?

Das dritte ich stört mich und lässt mich stolpern.
Auch das "ich meine" gefällt mir nicht so. Mir fällt nichts ein wie der Satz mit "ich meine" weitergehen könnte.

Zitat:
Dabei streift er sich ein paar Haarsträhnen, die ihm aus der Glatze in die Augen baumeln, zurück. Die bleiben auf seiner schwitzenden Rübe kleben und ich spüre wieder ein Gurgeln in meiner Speiseröhre UND Frag’ mich, was das weiche Ei so hoch oben zu suchen hat.

Würde da ein und reinsetzen, kommt besser.

Zitat:
„Stören? Ich lese gerade die Zeitung, wie sie vielleicht bemerkt haben – hm?“

ich lese gerade die Zeitung ist für mich zu schwammig. Irgendwie stört mich das auch.  Es ist nur eine Zeitung und nicht DIE Zeitung aller Zeitungen.
Vielleicht könnte man es so schreiben: Ich lese gerade in der Zeitung wie sie vielleicht bemerkt haben, hm?

Oder, was auch den Charakterzug noch mehr unterstreichen würde:
Ich lese gerade den Inhalt der Zeitung, wie sie vielleicht bemerkt haben, hm?

Zitat:
So was sollte mir mal mit ner Mieze passieren, dass die mich im Kaffeehaus anmacht und nicht so ein komischer Wirrer. Ich spüre blinde Ungeduld hochschäumen, so als hätte man mir etwas zu hastig Prosecco ins geöffnete Kranium gegossen.

RAUS!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Raus damit. Das kommt billig und schlecht rüber. Dein Prota ist interessant, aber das hier versaut alles. Streich das rot markierte, das passt ned zu ihm. Das mit den Prosecco ist wieder gut, viel stilvoller, aber das mit der Mieze...ne du.

Zitat:
Ich spüre links und rechts ein helles Aufhorchen in meinen Löffeln.

Sehr schön  Laughing

Zitat:
„Benny? Na ja – wir kennen uns genau drei Minuten und ich soll sie schon Benny nennen? Vielleicht wollen sie auch gleich Ralf zu mir sagen – hm? Nur ich sag’s ihnen gleich: soweit bin ich nicht!“

„Iss mir egal Herr Ralf.“

„Was heißt egal? Was ist ihnen egal?“

„Weil’s um Leben und Tod geht, Herr Ralf!“

Da ist für mich irgendwie einunsichtbarer Fehler. Mir gefällt die Stelle nicht, kann aber nicht genau sagen weshalb.

Zitat:

„Ich möchte sie bitten meine – äh – Lebensgeschichte zu schreiben.“

„Ihre was?“

„Meine Lebensgeschichte.“

ENdlich habe ich rausgefunden warum die kleine Pointe für mich nur ein kleiner Puffer war.
Die Power fehlt ihr. Du musst nur ein Satzzeichen einfügen und schon bekommt die ganze Szene mehr Kraft.
Achtung:
"Ihre was?!"
Das Ausrufezeichen hat mir gefehlt.
Es passt da so gut rein und du hast es anscheinend vergessen.
Ohne Ausrufezeichen wäre der Satz auch unlogisch.
Unser guter Herr Oktavio bittet den Prota seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Daraufhin antwortet unser Prota mit "ihre was?" mit einem stinknormalen Fragezeichen. Oktavio wiederholt den Satz wieder und diesmal versteht der Prota ihn. Wieso hat unser Prota ihn dann nicht schon vorher verstanden.
Das ihre war ist natürlich eine Reaktion. Wenn ich dich Fragen würde, könntest du bitte meine Lebensgeschichte aufschreiben, würdest du auch so reagieren. Mit einem "ihre was?!" Natürlich mit Ausrufezeichen, sonst hat es keinen Sinn.


Zitat:
„Neiiiin! Ich bitte sie Herr Ralf – ich brauche sie!“

Würde ich so schreiben.
Neiiiin. Ich brauche sie...ich bitte sie Ralf.
Vertausch die beiden Sachen und lass das herr Ralf weg, klingt dramatischer, man merkt das Oktavio unbedingt seine Hilfe braucht.


Zitat:
„Und warum gerade mich?“

„Ich weiß nicht. hab von einem ihrer Texte geträumt und seitdem bin ich – äh – überzeugt. Ich will mich nur ihnen anvertrauen, bevor ich…

Und das hier stört mich. Hier ist der Typ auf einmal wieder ganz normal. Vorher hat er gebettelt und jetzt so etwas. Versuch die Traurigkeit, Hilflosigkeit von Oktavio noch beizuhalten. Ich weiß nicht stört mich auch. Genauso wie: Ich habe von ihren Texten geträumt. Ich träume von nackten Frauen trotzdem gehe ich nicht in einen Strip-Club und vertraue einer Frau meine Sorgen an. Da musst du noch einmal rüber.

Zitat:
Ich muss ein bissi wie ne Weinbergschnecke geäugt haben, denn Benny schaut mich mit einer belustigten Miene an

Warum auf einmal den Vornamen? Wieso nicht weiter Oktavio.
Wenn dein Prota den anderen auf einmal Benny nennen würde, würde er seine Charakterzüge verlieren. Lass das Oktavio ruhig so stehen.

Mir haben noch die fünf Sinne gefehlt. Du hättest ganz am Anfang vielleicht zwei-drei Sätze dafür verwenden können.
Das stört mich auch immer noch:

Zitat:
Ich muss ein bissi wie ne Weinbergschnecke geäugt haben, denn Benny schaut mich mit einer belustigten Miene an

Wenn es ein komisches Buch werden soll, würde das passen, aber so nicht. Dein Buch wird wohl etwas ernster sein oder? Würde das ändern und nur vielleicht bei Dialogen so etwas einsetzen.

lg Hubi


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag06.10.2009 22:11

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

nun ihr seid wirklich toll. und es wird eine mordsarbeit diese vorschläge/korrekturen/ideen zu verarbeiten. nur soviel JARDA:

das buch wird ironie mit bizarrem drama vermischen.

und wenn man eine zeitung in wien auf eine marmorplatte legt, weiß man es ist der kleine kaffeehaustisch und das wird auch in der folge erläutert.

Zitat:
Ich lege die Zeitung auf die Marmorplatte und fixiere den Typen, der sich hinter dem kleinen runden Tisch vor mir aufgepflanzt hat und mich anglotzt.


man sollte auch nicht jedes mobiliar ausufernd beschreiben sondern den leser bild für bild heranführen. mag sein, ich bin zu sehr maler und sicher kein autor oder gar poet. aber ich denke mich in einen plot hinein und versuche mit meinen winzigen voraussetzungen was zu schreiben.


Zitat:
Und das hier stört mich. Hier ist der Typ auf einmal wieder ganz normal. Vorher hat er gebettelt und jetzt so etwas. Versuch die Traurigkeit, Hilflosigkeit von Oktavio noch beizuhalten. Ich weiß nicht stört mich auch. Genauso wie: Ich habe von ihren Texten geträumt. Ich träume von nackten Frauen trotzdem gehe ich nicht in einen Strip-Club und vertraue einer Frau meine Sorgen an. Da musst du noch einmal rüber.


der zwerg (man denke sich in den armen hinein) ist in panik, er ist stimmungen unterworfen und schwankt zwischen manisch und depressiv. man kann ihn nicht in einem tempi reden lassen - denke ich. und den traum eines neurotsichen menschen bez. eines bizarren textes mit nackten frauen und einem puff zu vergleichen wäre mir mit dem blick auf die psychologischen hintergründe viel zu gewagt und holprig. denk bitte mal darüber nach. ich persönlich träume eher weniger von nackten frauen (die hab ich zur genüge im real life) als von bizarren dingen, die das subliminale zu einem cocktail vermischt. es gibt i. ü. da ein neues buch von C.G. JUNG, dessen werke ich von vorne bis hinten gelesen habe: DAS ROTE BUCH. hab die kritiken in der N.Y.T. gelesen, muss ein wahnsinn sein.

die kritiken sind ein wesentliche beiträge um zu lernen. und ihr scheint hier tatsächlich wesentlich mehr zu verstehen als user anderer foren.

danke und gute nacht ihr lieben -
mrogen weiter


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag10.10.2009 13:21

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo ihr lieben -

ich hab mir jetzt eure diversen ideen und korr-vorschläge angesehen und wollte diese teilweise in den original-text eibnfügen. nur das ist nicht möglich ich muss anscheinend den text all ÜBERARBEITETE VERSION neu einstellen, oder gibt es da eine andere möglichkeit?

eurerseits
ralfchen


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Michael
Geschlecht:männlichAnti-Lyriker


Beiträge: 734



Beitrag10.10.2009 13:52

von Michael
Antworten mit Zitat

Hallo ralfchen,

ich würde vorschlagen, die überarbeitete Version einfach als Antwort zu meinem Kommentar zu posten. Einfach rein in den selben Thread.

Gruß
Michael
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag29.10.2009 18:08

von Ralfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

das mache ich demnächst. war nur anderwertig ziemlich im einsatz. bis bald.

der deinigste


_________________
Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
SylviaB
Geschlecht:weiblichSchnupperhasi

Alter: 58
Beiträge: 6332
Wohnort: Köln
DSFo-Sponsor


Beitrag30.10.2010 19:28

von SylviaB
Antworten mit Zitat

Ich finde den Text durchaus gelungen.

Hallo Ralfchen,

ich glaube, die Kleinschreibung der Höflichkeitsform ist sogar sehr bewußt geschrieben. Denn, wenn ich in einem solchen Café sitzen würde und ein mir völlig Fremder käme um mir sein Lebensgesülz anzuschmieren, wäre ich trotz aller Höflichkeit, die ich normalerweise besitze, ziemlich unhöflich. Damit paßt es für mich als Stilmittel sogar richtig gut in den Text.

Was mich z. B. stört ist das ständige "bissi". In der wörtlichen Rede paßt es aber nicht in den Erzählsätzen. Dort wirkt es fehl am Platz.

Mehr kann ich da gar nicht zu schreiben, denn ich bin in der Prosa gar nicht so bewandert.

Lieben Gruß
Sylvia


_________________
Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. wink
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

EmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von last-virgin

von Uenff

von JT

von EdgarAllanPoe

von Gefühlsgier

von Ruth

von fancy

von BerndHH

von MoL

von EdgarAllanPoe

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!