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Schicksalsverwalter


 
 
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elis
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
E


Beiträge: 19



E
Beitrag14.06.2010 12:28
Schicksalsverwalter
von elis
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine erste Kostprobe aus meinem Buch, aus der hervorgehen dürfte, womit ich mich beschäftige:


Innerhalb weniger Jahre mutierten die neuen Betreuer, die den Wünschen des Betreuten nach Möglichkeit entsprechen und dadurch zwangsläufig auch persönlichen Kontakt zu ihm halten mussten, zu Gewerbetreibenden, und zwar so nachhaltig, dass inzwischen selbst Anwaltskanzleien, die sich schwerpunktmäßig mit Betreuungen befassen, als Gewerbebetrieb eingestuft werden. Gewerbe haben allerdings die Absicht, Gewinne zu erzielen, während der Begriff Betreuung etwas suggeriert, bei dem die Forderung, überhaupt bezahlt werden zu wollen, schon fast unanständig klingt.
Dabei kann die gewählte Bezeichnung für das, was an die Stelle der früheren Vormundschaften trat, angesichts der Alternativen, die ebenfalls im Gespräch waren, zumindest unter dem Aspekt einer verhinderten Sprachvergewaltigung mit einer gewissen Dankbarkeit begrüßt werden. Man stelle sich vor, der Betreute würde, weil man sich für den Begriff Sachwalterschaft entschieden hätte, nun der „Besachwalterte“ genannt, eine Wortschöpfung, wie sie sich in Österreich, wo dieser Begriff Verwendung findet, tatsächlich eingebürgert hat. Nicht zuletzt wegen des phonetischen Wohlklangs aller Ableitungen von dem Wort „Betreuung“ – also Betreuter, Betreute, Betreuer, Betreuungsumfang usw. – nahm man es hin, dass das gewünschte künftige Nebeneinander von Hilfsbedürftigem und Helfer ebenso wenig durchklang wie der treuhänderische Aspekt der Interessenwahrnehmung, der in der Bundestagsdebatte so lobend erwähnt worden war.
Im Nachhinein erwies sich dann die Wahl der Bezeichnung „Betreuer“ für jemanden, der im Grunde organisieren soll, schon deshalb als Kunstgriff, weil wegen aller auftretenden Missstände verbal auf jene eingeprügelt werden kann, an die aufgrund der irreführenden Berufsbezeichnung Erwartungen gerichtet werden, die sie nach den Intentionen des Gesetzgebers nie erfüllen sollten.
Wäre es bei der Bezeichnung „Vormundschaft“ geblieben, hätte wohl niemand nach mehr Bevormundung gebrüllt. Die Begriffe Beistandschaft oder Sachwalterschaft wären zunächst erklärungsbedürftig gewesen und hätten mit Inhalt gefüllt werden können und müssen. Unter Betreuung und Betreuer konnte und kann sich aber jeder was vorstellen, wenn auch nicht das, was der Gesetzgeber als Aufgabe berufsmäßiger Betreuer vorsah. Suggeriert wird ein Rundum-Sorglos-Paket, nicht nur für den Hilfebedürftigen, sondern für alle, die das eigene soziale Gewissen, das sie zum Tätigwerden veranlassen könnte, damit beruhigen können,  dass ja eigens ein Betreuer bestellt sei, der sich um alles zu kümmern habe, was zu tun ist – oder genauer gesagt, was nach ihrer Überzeugung getan werden sollte. Wo nicht man selbst, sondern andere die Erwartungen zu erfüllen haben, sind der Phantasie kaum noch Grenzen gesetzt.
Angehöriger: Der Betreuer soll dem Wohl des Betreuten entsprechend, also nach seinen Bedürfnissen handeln. Dazu muss er aber auch erreichbar sein, wenn er gebraucht wird.
Betreuer: Und wie definieren Sie diese Bedürfnisse?
Angehöriger: Na zum Beispiel, dass er, wenn es ihm schlecht geht, vertraute Menschen um sich hat und nicht in irgendeiner Einrichtung untergebracht wird, wo er keinen kennt.
Betreuer: Vertraute Menschen wie zum Beispiel Sie als Angehöriger?
Angehöriger: Wieso ich? Sie sind doch der Betreuer. Wenn Sie ihre Pflicht tun und Ihre Betreuten regelmäßig besuchen, dann kennen die Sie auch.
Betreuer: Ich bin rechtlicher Betreuer, nicht das soziale Umfeld. Meinen Sie nicht, dass hier in erster Linie die Angehörigen gefragt sind?
Angehöriger: Es gibt aber doch auch Leute, die keine Verwandten und Freunde haben oder wo der Kontakt mit der Familie eher schädlich ist.
Betreuer: Ja, das ist wirklich traurig.
Angehöriger: Eine freundschaftliche Beziehung zu Ihren Betreuten könnte ja auch für Sie eine innere Bereicherung sein, oder geht es Ihnen nur ums Geld?
Betreuer: Warum probieren Sie das mit der inneren Bereicherung nicht mal selbst aus?
Angehöriger: Nun versuchen Sie doch nicht ständig, von Ihrer Verantwortung abzulenken.
Betreuer: Aber Sie schieben mir doch die ganze Zeit die Verantwortung für etwas zu, das gar nicht meine Aufgabe ist.
Angehöriger: Ich denke, Sie sind Betreuer?
Betreuer: Rechtlicher Betreuer, wie ich schon sagte. Und ich kann nicht rund um die Uhr im Einsatz sein.
Angehöriger: Ich weiß ja, dass in vielen Berufen Dienst nach Vorschrift gemacht wird, aber doch nicht, wo es um hilfsbedürftige Menschen geht.
Betreuer: Meinen Sie nicht, dass auch Betreuer ein Recht auf Feierabend und freies Wochenende haben?
Angehöriger: Na, es ist doch wohl klar, dass im Notfall private Interessen zurücktreten müssen. Ich vertrete hier ganz klar die Position der Hilfsbedürftigen.
Betreuer: Ja aber offensichtlich auf meine Kosten. Ich soll das leisten, was Sie für notwendig halten.
Angehöriger: Na wenn es Ihnen nur ums Geld geht, dann können Sie ja auch gleich eine Bank überfallen. Aber natürlich ist es ehrenwerter, Kranke und Behinderte abzuzocken.

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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag14.06.2010 15:57

von The Brain
Antworten mit Zitat

Liebe elis,

Zitat:
Innerhalb weniger Jahre mutierten die neuen Betreuer, die den Wünschen des Betreuten nach Möglichkeit entsprechen und dadurch zwangsläufig auch persönlichen Kontakt zu ihm halten mussten, zu Gewerbetreibenden, und zwar so nachhaltig, dass inzwischen selbst Anwaltskanzleien, die sich schwerpunktmäßig mit Betreuungen befassen, als Gewerbebetrieb eingestuft werden. Gewerbe haben allerdings die Absicht, Gewinne zu erzielen, während der Begriff Betreuung etwas suggeriert, bei dem die Forderung, überhaupt bezahlt werden zu wollen, schon fast unanständig klingt.



Zu viele Wiederholungen lesen sich sehr, sehr anstrengend. Manchmal sind sie gewollt, vom Autor bewußt als Stilmittel eingesetzt .... Ich glaube aber nicht, daß dies bei dir der Fall ist?
Gehe deinen Text einfach noch einmal durch und versuche andere Begriffe zu finden.

Ich hoffe nicht, dass ich dich zu sehr mit meiner Kritik frustriere.... Formuliere es doch einfach einmal um. Bin schon gespannt auf das Ergebnis.


Liebe Grüße

The Brain


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(Laotse)

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Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag20.06.2010 10:53

von derSibirier
Antworten mit Zitat

liebe elis,

dein Text ist sehr überarbeitungsbedürftig. Ich habe nur die beiden ersten Absätze gelesen und schon ist es mir verleidet. Es ist gewaltig, wie es dir gelingt, den Leser mit Informationen zu erschlagen. Schon nach den ersten paar Zeilen qualmte es aus meinem Gehirnsack.

Mach mal etwas langsamer, eines nach dem anderen und nicht alles auf einmal.
Ein Leser muss während des Lesens verarbeiten und hat keine Vorinformationen, denke immer daran.

derSibirier grüßt
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Sir Charles Blackwood
Gast






Beitrag20.06.2010 12:24

von Sir Charles Blackwood
Antworten mit Zitat

Hallo Elis,

leider muß ich mich meinen beiden Kommentatoren anschließen. Zwischendruch einen Schachtelsatz, vermessen, wenn ich sagen würde: ich liebe sie nicht, ist ganz gut. Nur, wenn man den Satz ein, zweimal lesen muß, um durchzukommen, dann ist es wahrlich schwere Kost.
Versuche hier etwas kürzer, lesbarer zu schreiben. Du wirst sehen, daß du dein Werk nicht mehr wieder erkennst.

Liebe Grüße

Sir Charles Blackwood
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elis
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
E


Beiträge: 19



E
Beitrag20.06.2010 20:02

von elis
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die Tips. Ich werde versuchen, die Sätze kürzer zu fassen und versuchen, ein paar Wiederholungen zu vermeiden. Anzumerken ist vielleicht, dass es sich um einen Auszug aus dem 3. Kapitel handelt und die Informationen da nicht alle neu sind, sondern dass weitgehend auf vorher schon dargestellte Fakten zurückgegriffen wird.

Ich füge noch mal eine Passage aus dem 1. Kapitel ein:

„Lassen Sie es langsam angehen“, sagt der Richter zu mir, als er mir die Betreuung überträgt, und ich kündige ihr telefonisch einen ersten Besuch an. Frau Specht macht zunächst mal gute Miene zum bösen Spiel, zelebriert meinen Besuch wie ein Treffen mit einer alten Freundin und hat den Tisch zum Kaffeetrinken gedeckt. Die Kuchenberge würden allerdings für eine größere Gesellschaft reichen und stellen ihre Ernährung für die gesamte nächste Woche sicher. Frau Specht wirkt sehr gepflegt und macht einen durchaus kompetenten Eindruck. Früher einmal war sie in leitender Funktion tätig, und eingeübte Verhaltensmuster ermöglichen die Aufrechterhaltung einer noch exzellenten Fassade. „Ich brauche keine Hilfe“, wehrt sie ab, als ich auf Mietrückstände und Kontoüberziehungen zu sprechen komme. Wieder werden die Belege hervorgekramt, die sie nicht aus der Hand geben will. „Das regele ich selbst!“, versichert sie mir im Brustton der Überzeugung.
Hätte sie das in den vergangenen Monaten geschafft, säße ich nicht hier, denke ich und versuche, bei ihr Verständnis für meine prekäre Situation zu wecken. „Wissen Sie, Frau Specht, der Richter verlangt von mir, dass ich mich jetzt darum kümmere, und wenn Ihr Vermieter weiter so hartnäckig behauptet, dass Sie seit Monaten die Miete schulden, und Ihnen die Wohnung kündigt, dann denkt der Richter, dass ich daran schuld bin.“ „Der kann doch gar nicht kündigen“, trumpft sie auf, „ich zahle ja regelmäßig meine Miete, sogar mit Dauerauftrag“. „Das bestreitet der aber“, kontere ich. „Darf der doch gar nicht“, insistiert sie. „Macht er aber“, entgegne ich, „und wir müssen doch herausfinden, woran das liegt.“ Das sieht sie zwar nicht ein, aber nach längerem Hin und Her gelingt es mir wenigstens, ihre Kontonummer und den Namen ihres Vermieters festzustellen; ihre Unterlagen gibt sie immer noch nicht aus der Hand.
Ich beschaffe Zweitschriften der Kontoauszüge und nehme mit dem Vermieter Kontakt auf. Ihre Selbstständigkeit will ich so wenig wie eben möglich beschneiden. Deshalb versuche ich gemeinsame Absprachen zu treffen, durch die sie sich nicht bevormundet fühlt. „Wie viel Geld brauchen Sie denn so im Monat für Essen, Kosmetika, Putzmittel und ähnliches?“ frage ich sie. „Ach wenn ich nur einen festen Betrag habe, mit dem ich rechnen kann, ist alles in Ordnung“, entgegnet sie mir, ohne sich bezüglich der genauen Höhe festzulegen. Wir einigen uns auf ein monatliches Haushaltsgeld in Höhe von 500 €.  „Ja, damit komme ich locker aus“, meint sie, und weil ich ihr, wie gesagt, nicht ihre Eigenständigkeit nehmen will, mache ich zunächst keinen Versuch, ihre Verfügungsmöglichkeit über ihr Konto einzuschränken.
Am nächsten Tag hebt sie 500 € ab, vier Tage später dann sicherheitshalber noch einmal. Ein weiterer Nachschlag erfolgt nach einer Woche. Ich versuche, mit ihr darüber zu reden. „Das ist mein Geld, und von irgendetwas muss ich ja leben“, lässt sie mich wissen und ist tief verletzt, als ich ihr mitteile, dass sie künftig nicht mehr über ihr Konto verfügen kann und ich ihr das Haushaltsgeld persönlich vorbei bringe.
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Rheinsberg
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Beitrag21.06.2010 13:00

von Rheinsberg
Antworten mit Zitat

Gefällt mir erheblich besser.
Vielleicht könntest du das optisch noch weiter auflockern: mehr Absätze, eventuell jede wörtliche Rede auf einen neuen Zeilenanfang. Es hilft beim Lesen.

Gibt es einen bestimmten Grund, dass du im Präsens erzählst?


_________________
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"Books are written with blood, tears, laughter and kisses. " - Isabel Allende

"Die größte Gefahr ist die Selbstzensur. Dass ich Texte zu bestimmten Themen gar nicht schreibe, weil ich ahnen kann, welche Reaktionen sie hervorrufen." - Ingrid Brodnig
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elis
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 19



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Beitrag21.06.2010 13:31

von elis
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das mit den Zeiten stellt für mich ein Problem dar. Da habe ich mehrfach gewechselt, weil ich mich nicht so recht entscheiden kann, ob ich eine Geschichte - mit real erlebten Fällen - scheinbar chronologisch erzähle oder ob ich sie als Fälle, wie sie immer und jederzeit im Berufsalltag geschehen, als typisch und daher gegenwärtig darstelle. Eine echte Chronologie gibt es nicht. Ich verwende Fälle, um sie mit grundsätzlichen Informationen und Kritik zu mischen.

Ich werde noch mal darüber nachdenken, ob und wie ich einen einen sauberen Wechsel der Zeiten zwischen Fallschilderung und Informations-/Kritik-Vermittlung hinbekomme.
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