Kurze grammatikalische Frage

[Splatterpunk]

Hallo liebe Schreibende,

ich habe ein Problem mit folgendem Satz:
"Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als wolle verhindern, daß ihm der Speichel aus den Mundwinkeln lief."

Ist das so korrekt?

Oder müsste es vielleicht heißen: "Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als wollte verhindern, daß ihm der Speichel aus den Mundwinkeln lief."

Oder aber: "Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als wollte verhindern, daß ihm der Speichel aus den Mundwinkeln läuft."

???

Gruß

[Leon]

[Merlinor]

Hallo Splatterpunk

Ich würde die zweite Version nehmen, also konsequent in der Vergangenheit bleiben.
Allerdings sind die Präsens-Varianten in meinen Augen durchaus zulässig.
Ist wohl eher eine Geschmacksfrage.
Zum Sinn der Aussage schließe ich mich Leon an.
Vielleicht besser: "Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als wollte er verhindern, dass ihm Speichel über die Mundwinkeln lief."

LG Merlinor

[anuphti]

Also abgesehen von der Frage, ob man sich präventiv über den Mund wischen kann, würde ich es folgendermaßen formulieren.

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, um zu verhindern, dass ihm Speichel aus den Mundwinkeln läuft.

Wenn das "wollte" unbedingt drin sein muss, eventuell auch möglich, aber holprig:

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, so als ob er verhindern wollte, dass ihm Speichel aus den Mundwinkeln läuft.

Meines Erachtens nach (rein subjektives Gefühl) kann der Nebensatz im Präsens stehen.
Hat mal jemand eine Grammatik da????

Liebe Grüße
ein völlig verwirrter Schneehase

[Gast]

Hallo Splatterpunk,

grundsätzlich wäre die erste Version (lief) korrekt. Stilistisch ist der Satz ab „als wolle“ unsinnig. Die Geste ist so toll nicht, dass man sie erklären, oder gar mit einem Gleichnis in Szene setzen sollte! Wohin soll das führen, wenn es um einen wirklich komplizierten Vorgang handelt, wenn du solche Nichtigkeiten bereits erklärst? Vermeide es den Lesern Selbstverständlichkeiten oder uninteressante Dinge zu erklären. Sie fallen eh dem Rotstift zum Opfer.

Grüße
Bobbi

[DasProjekt]

Merli, dein Satz geht ja mal gar nicht!  

Generell würde ich aber vermuten, dass dies so ein Satz ist, den jeder Lektor dem Autoren gnadenlos um die Ohren haut (und eine Sinnfreiheit, die eine Ablehnung wahrscheinlich macht). Unbedingt rausnehmen und komplett die Szene neu angehen. Mit so einem Satz bist du unten durch - klassisch!

[Murmel]

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als ob ihm der Speichel aus dem Winkel liefe.

Schön ist er tatsächlich nicht.

Viel besser:

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

[Splatterpunk]

Erstmal danke ich allen für die vielen hilfreichen Antworten, der letzte Tipp ist vermutlich der sinnvollste, denn in der Kürze liegt die Würze.  

(Der Hintergrund  des Ganzen ist der, daß jemand im Türrahmen steht und ein nacktes Mädchen ansieht.)

[DasProjekt]

Lass ihn mit dem Handrücken über den Mundwinkel fahren (ohne nähere Erläuterung warum) und sie dabei lauernd ansehen (oder gierig oder erregt, wie es passt   ). Dann denkt der Leser sich die Spucke ganz bestimmt. Manchmal ist weniger mehr, und ein bisschen Spielraum für Fantasie muss bleiben, der Leser soll nicht bevormundet werden. Leser können sich oft genug denken, was eine Geste bedeutet, wenn das Drumherum entsprechend aufgebaut ist.

[jyqq]

Schreib es einfach komplett anders.

Niemandem den ich kenne läuft beim Anblick einer Nackten Speichel aus dem Mund. Und es besteht auch nicht mal annähernd die Gefahr.

Leute, weniger Comics gucken.

[DasProjekt]

Das mit dem Handrücken übern Mund ist allerdings eine häufige Reaktion. Die allerdings weniger mit Speichel zu tun hat, sondern meistens mit entweder Nachdenklichkeit oder Unbeholfenheit - denn er weiß nicht, was er als nächstes tun soll.
Muss ja nicht gleich in Sabberattacken ausarten ...

[Möwe]

Vielleicht hilft das weiter:

http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Verb/Modi/Komparativsatz.html?MenuId=Word212314

http://www.uzh.ch/latinum/utzinger/pdf/Z45_Zur_deutschen_Gramm.pdf
Seite 3:
Das Tempus des Konjunktivs wird weder vom Tempus des übergeordneten Verbs noch von der Zeitstufe beeinflusst.
Entscheidend ist allein das Zeitverhältnis!

http://www.teachsam.de/deutsch/d_lingu/synt/redewie/indir_rede/indired_3.htm

http://www.teachsam.de/pro/uba_pro/schule_ub/benimmunt_ub/pro_benimmunt_txt_sac_4_ub_1.htm


Danach wäre es egal, ob "wolle" oder "wollte". Allerdings glaube ich, dass hier dann auch bei "laufen/lief" der Konjunktiv von "wollen" entsprechend weitergeführt werden müsste:

[Gabi]

Es gibt Menschen, bei denen schäumt bei Nervosität die Spucke in den Mundwinkeln.
Lustigerweise habe ich bei meinem aktuellen Projekt auch so etwas geschrieben. Er beobachtet zwar keine nackte Frau, hegt aber Gedanken ... und ist ein ziemlich fieser Kerl.
Achtung, es ist ein historischer Roman!
Er wischte sich mit dem Handrücken den Geifer aus den Mundwinkeln.

In einem Gegenwartsroman würde ich den Geifer durch Speichel ersetzen.

L.G.
Gabi

[Splatterpunk]

@Möwe: Das ist doch mal eine sehr konkrete Antwort auf meine Frage!  

@DasProjekt: Da hast Du Recht. Ich werde weiter unten mal den Satz in seinen Zusammenhang bringen.

@Gabi: Lustiger Zufall!

@jyqq: Der Kontext ist hier entscheidend. Es geht um einen pädophilen Vater, der betrunken ins Schlafzimmer seiner Tochter geht und von dieser noch provoziert wird, indem sie nackt auf ihrem Bett liegt (um ihn zu täuschen, da sie ihn umbringen will).

"Ihr Vater stand im Türrahmen und starrte sie an. Sie kannte diesen Blick. Seine Augen hafteten gierig auf ihrem Körper. (Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund...)"