18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Uns ist gegeben auf keiner Stätte zu ruhen


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag16.10.2014 17:38
Uns ist gegeben auf keiner Stätte zu ruhen
von Ralf Langer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Uns ist gegeben auf keiner Stätte zu ruhen

Katja war die große Liebe meines Maschinenbaustudiums.
Sie, solide in der Buchhaltung von Möbel Unger, und ich ,ebenso brav, täglich unterwegs zwischen den Hörsälen der Schützenbahn,
dem Hauptsitz der Essener Maschinenbauabteilung und den fensterlosen Übungsräumen der Hochschule .
Alles war so wie es sein sollte.
Und so entschlossen wir uns einen gemeinsamen Hausstand zu gründen, um festzustellen, auf welch festem Fundament unsere Beziehung
tatsächlich stand. Es war am Tag vor der ersten gemeinsamen Nacht:
Das letzte Möbelstück, das Bett, stand endlich im Schlafzimmer. Die Monteure hatten das zwei Meter mal zwei Meter große Stück zusammen
geschraubt. Ich hatte von meinem spärlichen Geld nur dies eine Möbel für unsere erste Wohnung zur Verfügung stellen können, hatte zähneknirschend
die letzten tausend D-Mark in Bar dem Spediteur in die Hand gedrückt, und schaute nun ,mittlerweile wieder etwas entspannt, Katja dabei zu, wie sie mit gekonnten Kniffen die Tagesdecke und Tageskissen in Ordnung brachte. Dieses Bett.
Ich musste an unseren ersten gemeinsamen Besuch im Möbelhaus denken:
Ich hatte es schon von weitem erblickt. Und obschon es nur am Rande meiner Wahrnehmung gelegen hatte - eben eines von vielen Ausstellungsstücken
 - war mir intuitiv bewusst, dass dieses schwarze Stück Eisen mit der blutroten Tagesdecke und den ebenso roten Kopfkissen mit Rosenapllikationen, nicht in Fage kam.
Aber Katja hatte sich verliebt.
Was sollte ich machen?
Ihr Vater, ein zu ansehnlichem Reichtum gekommener Schrotthändler, hatte, wie selbstverständlich, die komplette Wohnungseinrichtung finanziert. Da wollte ich nicht mit kleinlichen Bedenken im Wege stehen, und versuchte also, während wir auf dem Stück Probe lagen, meiner Freude Ausdruck zu verleihen.
Immerhin, die Matratzen waren hart und so war entschieden auf welcher Ruhestätte ich die Zukunft verbringen sollte.

Im Türrahmen stehend lächelte ich leise vor mich hin.
„Lass gut sein Kati“, sagte ich, “wir können den endgültigen Platz für das Bett ja noch im Laufe der Nacht  herausfinden. Du weißt schon,  je nach dem, wo`s sich besser ….“
Katja hatte sich neben mich gestellt.
„Ganz schön düster“, sagte sie.
Ich erwiderte nichts. Sie hatte es gewollt.
Und so blickte ich nur schweigend auf das monströse Stück.
"Das wird schon", sagte ich sanft, " wart`s nur ab!"

Stunden später stand ich wieder im Türrahmen und meine Welt zerbröselte. Katja saß auf der Bettkante und weinte.
Taschentücher lagen verstreut auf dem Parkettboden und meine von mir so sorgfältig ausgedachte Zukunft lag ebenso zerknüllt dazwischen.
„Ich glaube, es ist einfach zu früh“, wiederholte sie sich, und sagte immer wieder: „Was soll ich denn tun?“
Ich sagte nichts.
Dachte nur die ganze Zeit an die stundenlangen vorbereitenden Gespräche mit ihr , ob wir diesen Schritt wagen sollten, dachte an ihre lächelnden Augen und ihre  stets bejahende Antwort, dachte an das viele Geld das ich für dieses schwarze Ungetüm bezahlt hatte, und dachte dann wieder an nichts.
Eigentlich wollte ich auch nur weinen. Aber es gelang mir nicht. So wartete ich im Türrahmen auf ein Wunder, auf einen schönen letzten Satz, auf irgendetwas, das geschehen könnte. Da aber nichts geschah, bin ich dann einfach gegangen.

Ich kam bei Paul, einem Kommilitonen von mir, unter.
Er hatte etwas, das ich dringend benötigte: Ein freies Zimmer.
Eigentlich eher die Winzigkeit von einem Zimmer. Viel zu klein für das Bett. Für eine halbe Stunde nur stand es in diesem Raum.
Immer wenn ich hinein wollte, musste ich über das Stahlgestänge am Kopfende steigen, um dann mit einem kleinen Sprung an den Schreibtisch zu gelangen.
Also baute ich es wieder ab und entschloss mich davon zu trennen.
So kam es zu meinem Bruder.
Der hatte gerade sein Architekturstudium, das ihm von seiner Freundin Iris und ihrem Einkommen als Bankkauffrau wohlwollend finanziert worden war, beendet.
Jetzt kam auch er ins Geld und so hatten sie beschlossen in eine größere Wohnung zu ziehen.
„Wäre doch schade um das Bett“, sagte er, als wir zu dritt im Schlafzimmer standen, und uns überlegten, aus welchem der drei Fenster es sich am Morgen besser
herausschauen ließe. Gut zwei Jahre haben die beiden das Bett hin und her geschoben. Bei jedem meiner spärlichen Besuche stand es an einem anderen Platz.
Einen endgültigen Standort dafür hatten sie nie gefunden. Dann machten sie einen langen Urlaub in Übersee:
Transamerikanische Eisenbahn!
In der Hochebene Perus sprach Iris viel über die nächsten Schritte. Sprach von Hochzeit, von Kindern, von der biologischen Uhr, die in ihr tickte. Mein Bruder sprach
wenig. Er dachte an seine Kinder:
An all die Häuser, die er noch bauen wollte, und an Urlaubsziele, die zu zweit angenehmer zu bereisen waren.
Ihre letzten Weihnachten verbrachten die beiden in einem romantischen Hotel an der Magellanstraße. Der Wind stürmte, die See toste, als mein Bruder Iris zum
Fest einen einsamen Flug zurück in die Heimat schenkte.

So verließ auch das Bett, das nie einen richtigen Platz in ihrer Wohnung gefunden hatte, die beiden, und suchte sich einen neuen Schläfer.
Ich hatte zu dieser Zeit mein Studium geschmissen und schlug mich als Kellner durch die Gelsenkirchener Kneipenszene.
Ingo war mein neuer Seelenverwandter geworden. Existentialist.
Er schrieb wunderbar verschrobene Gedichte, die ich nur selten verstand, trank schwarzen Kaffee und liebte überhaupt und in allen Maßen das Unglück und das Alleinsein.
„Das Bett sieht doch noch aus wie neu“, sagte er, nachdem wir es in kleine Teile zerlegt, durch das enge Treppenhaus der Steigerwohnung hinauf in den dritten Stock
in seine Dachwohnung mit Schräge getragen hatten.
„Und außerdem ist es schwarz! Auf ihm werde ich an verregneten Sonntagen viele dunkle Poems schreiben.“
Ich wollte es glauben.
Dann lernte Ingo Susanne kennen. Eine Logopädin mit großen Brüsten, die ihn, wie er sagte, an die Urmutter erinnerte nach der wir Männer uns alle sehnten.
Er schrieb weniger und noch seltener bekam ich ihn zu Gesicht.
Irgendwann trank er keinen Kaffee mehr und sprach über die Gefahren des Rauchens und des Trinkens, bis er schließlich beides aufgab.
Zum Ende unserer gemeinsamen Zeit schulte er um und wurde Pharmareferent.
Einmal rief er mich noch an. Das war etwa ein halbes Jahr, nachdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten.
Er sprach von Hochzeit. Alles wäre schon geplant. Trauung auf der Schüngelberghalde. Ein Pastor wäre auch schon gefunden. Frei-evangelische Kirche. Die Beste von allem, sagte er.
Dann Flitterwochen in Donaueschingen.
„ Und“, erkundigte ich mich,“wo ist das Problem?“
Er lachte. Das Problem war, seine Zukünftige wusste noch nichts von ihrem Glück. Es lag an der richtigen Gelegenheit, die noch nicht gekommen sei, und ob nicht ich
vielleicht einmal mit Susanne…
Ich hatte aufgelegt. Zwei Wochen später habe ich Ingo dann zum allerletzten Mal gesehen. Er saß in unserer alten Stammkneipe am Tresen, war blau wie tausend Russen
und rauchte wie ein Schlot. Susanne hatte ihn verlassen. Sie hatte die Gelegenheit des Heiratsantrages genutzt um sich von Ingo zu trennen. Er hätte sich so sehr verändert.
Gar nicht mehr der Mann den sie geliebt hatte.
Also war sie zu ihrem Ex zurückgekehrt.
Die Woche drauf verschwand Ingo in die neuen Bundesländer. Wie ich hörte, soll er jetzt Schultornister von Scout verkaufen.

So kam ich letztlich doch noch zu meinem Bett.
Ich war inzwischen Geschäftsführer in einem Szene - Lokal, wohnte in der alten Wohnung meines Bruders und war glücklicher Single.
Ich hatte das Bett, auf einen Impuls hin, einfach aus Ingos ehemaliger Wohnung herausgeholt und mir ins Schafzimmer gestellt.
Es war eine unruhige Nacht. Im Traum sah ich immer wieder drei Frauen auf der Bettkante sitzen, die abwechselnd schimpften und weinten.
Gereizt stand ich mitten in der Nacht auf und legte mich zum Schlafen auf das Ledersofa im Wohnzimmer.
Am Morgen habe ich dann den Sperrmüll bestellt.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag16.10.2014 20:57

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Lieber Ralf,
ich habe es gerne gelesen und hatte meinen Spaß dabei. Hübsche Geschichte.
Die vielen unmotivierten Zeilenumbrüche sind sicher der Transkription zu verdanken, aus Deinem Schreibprogramm ins Forum. Kein Problem.
Bei den Hilfsverbien solltest Du Acht geben, ist manchmal etwas gehäuft. Auch kein wirkliches Problem.
Wo ich Schwierigkeiten hatte:
Das der Erzähler das Bett zu seinem Freund Paul mitnahm, wurde mir erst im zweiten Anlauf klar.
Ingo war Existenzialist, oder?
Zitat:
hinauf in den dritten Stock
in seine Dachwohnung

fand ich nicht so gelungen formuliert. Die kurz darauf folgenden "Poems" müssten, da englisch, klein geschrieben werden. Oder Du machst Poeme draus.
Zitat:
Die Beste von allem, sagte er

Entweder, ich begreife den Satz nicht, oder es heißt "Das", oder es heißt "allen".
Genug genörgelt. Der Schluss ist herzallerliebst, ein Knaller, einfach köstlich.
Danke fürs Einstellen und viele Grüße
Papa Schlumpf


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Saga
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 60
Beiträge: 44
Wohnort: Tønsberg


Beitrag16.10.2014 21:18

von Saga
Antworten mit Zitat

Köstlich!
Habe ich mit Genuss gelesen!

Kleines Randgenerve: Da stimmen an manchen Stellen die Leerzeichen rund um die Kommas nicht und die unmotivierten Zeilenumbrüche finde ich ... keine Ahnung ...unmotiviert eben ....
Außerdem:
Zitat:
Also baute ich es wieder ab und entschloss mich davon zu trennen.

Entweder "be-schloss" oder "entschloss mich, mich ...". Denke ich mal.

Danke für die pointierten Minuten! Besonders der Existenzialist hat mir gefallen.

Lg, Saga


_________________
Jede Geschichte kann erzählt werden - wenn man es richtig macht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag16.10.2014 23:07
Re: Uns ist gegeben auf keiner Stätte zu ruhen
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

nette Geschichte. Leider sprachlich etwas fern der sonstigen Qualität, die ich von einigen deiner Storys kenne. Vor allem tust du dich mMn etwas schwer mit den vielen Rückblenden in Rückblenden und den verwendeten Zeiten. Ich denke, da ließe sich z.B. noch das ein oder andere "hatte" und "war" überdenken.


Die Episode mit Ingo finde ich am Schwächsten. Er bekommt das Bett als glücklicher Existenzialist und Single und lernt dann Susanne kennen und verändert sich dann zum Nichtraucher und Nicht-Kaffeetrinker und Kaum-Poeten. Ich fände es passender, wenn Ingo sich bereits vor dem Kennenlernen von Susanne etwas verändert, um den Effekt des Bettes anzudeuten. So empfinde ich das Kennenlernen von Susanne als den Grund seiner Veränderung zum braven Mann.

Einige Anmerkungen im Text:
Ralf Langer hat Folgendes geschrieben:
Uns ist gegeben auf keiner Stätte zu ruhen

Katja war die große Liebe meines Maschinenbaustudiums während meiner Studienzeit.
Sie, solide in der Buchhaltung von Möbel Unger, und ich ,ebenso brav, täglich unterwegs zwischen den Hörsälen der Schützenbahn,
dem Hauptsitz der Essener Maschinenbauabteilung und den fensterlosen Übungsräumen der Hochschule .
Alles war so wie es sein sollte.
Und so entschlossen wir uns einen gemeinsamen Hausstand zu gründen, um festzustellen, auf welchem festem Fundament unsere Beziehung
tatsächlich stand. Es war am Tag vor der ersten gemeinsamen Nacht:
Das letzte Möbelstück, das Bett, stand endlich im Schlafzimmer. Die Monteure hatten das zwei Meter mal zwei Meter zwei mal zwei Meter große Stück zusammen
geschraubt. Ich hatte Von meinem spärlichen Geld nur dies eine das einzige Möbel, welches ich für unsere erste Wohnung zur Verfügung stellen können konnte, hatte ich zähneknirschend
die letzten tausend D-Mark [s]in Bar
dem Spediteur bar in die Hand gedrückt, und[/s] <-- im gleichen Satz schreibst du "spärlichen Geld" und "die letzten tausend D-Mark". Ich denke, du kannst den Satz etwas stutzen. schaute ich nun ,mittlerweile wieder etwas entspannt, Katja dabei zu, wie sie mit gekonnten Kniffen die Tagesdecke und Tages -kissen in Ordnung brachte. Dieses Bett.
Ich musste erinnerte mich an unseren ersten gemeinsamen Besuch im Möbelhaus denken:
Ich hatte es schon von weitem erblickt. Und obschon es nur am Rande meiner Wahrnehmung gelegen hatte - eben eines von vielen Ausstellungsstücken
 - war mir intuitiv bewusst, dass dieses schwarze Stück Eisen mit der blutroten Tagesdecke und den ebenso roten Kopfkissen mit Rosenapllikationen, nicht in Fage kam.
Aber Katja hatte sich verliebt.
Was sollte ich machen?
Ihr Vater, ein zu ansehnlichem Reichtum gekommener Schrotthändler, hatte, wie selbstverständlich, die komplette Wohnungseinrichtung finanziert. Da wollte ich nicht mit kleinlichen Bedenken im Wege stehen, und versuchte also, während wir auf dem Stück Probe lagen, meiner Freude Ausdruck zu verleihen.
Immerhin, die Matratzen waren hart und so war entschieden entschieden wir/entschied ich auf welcher Ruhestätte ich die Zukunft verbringen sollte.

Im Türrahmen stehend lächelte ich leise vor mich hin.
„Lass gut sein Kati“, sagte ich, “wir können den endgültigen Platz für das Bett ja noch im Laufe der Nacht  herausfinden. Du weißt schon,  je nach dem, wo`s sich besser ….“
Katja hatte sich neben mich gestellt.
„Ganz schön düster“, sagte sie.
Ich erwiderte nichts. Sie hatte es gewollt.
Und so blickte ich nur schweigend <-- mit "Ich erwiderte nichts" hast du mMn bereits sein "schweigend" in diesem Moment. auf das monströse Stück.
"Das wird schon", sagte ich sanft, " wart`s nur ab!"

Stunden später stand ich wieder im Türrahmen und meine Welt zerbröselte. Katja saß auf der Bettkante und weinte.
Taschentücher lagen verstreut auf dem Parkettboden und meine von mir so sorgfältig ausgedachte Zukunft lag ebenso zerknüllt dazwischen.
„Ich glaube, es ist einfach zu früh“, wiederholte sie sich, und sagte immer wieder: „Was soll ich denn tun?“
Ich sagte nichts. <-- vielleicht hier das Schweigen verwenden: Ich schwieg.
Dachte nur die ganze Zeit an die stundenlangen vorbereitenden Gespräche mit ihr , ob wir diesen Schritt wagen sollten, dachte an ihre lächelnden Augen und ihre  stets bejahende Antwort, dachte an das viele Geld(Komma) das ich für dieses schwarze Ungetüm bezahlt hatte, und dachte dann wieder an nichts.
Eigentlich wollte ich auch nur weinen. Aber es gelang mir nicht. So wartete ich im Türrahmen auf ein Wunder, auf einen schönen letzten Satz, auf irgendetwas, das geschehen könnte. Da aber nichts geschah, bin ich dann einfach gegangen.

Ich kam bei Paul, einem Kommilitonen von mir, unter.
Er hatte etwas, das ich dringend benötigte: Ein freies Zimmer.
Eigentlich eher die Winzigkeit von einem Zimmer. Viel zu klein für das Bett. Für eine halbe Stunde nur stand es in diesem Raum.
Immer wenn ich hinein wollte, musste ich über das Stahlgestänge am Kopfende steigen, um dann mit einem kleinen Sprung an den Schreibtisch zu gelangen.
Also baute ich es wieder ab und entschloss mich, mich davon zu trennen.
So kam es zu meinem Bruder.
Der hatte gerade sein Architekturstudium, das ihm von seiner Freundin Iris und ihrem Einkommen als <-- da sie es ihm finanziert, ist mMn klar, dass sie es von seinem Einkommen tut und braucht nicht konkret erwähnt werden. , einer Bankkauffrau, wohlwollend finanziert worden war, beendet.
Jetzt kam auch er ins zu Geld und so hatten sie beschlossen in eine größere Wohnung zu ziehen.
„Wäre doch schade um das Bett“, sagte er, als wir zu dritt im Schlafzimmer standen, und uns überlegten, aus welchem der drei Fenster es sich am Morgen besser
herausschauen ließe. Gut zwei Jahre haben die beiden das Bett hin und her geschoben. Bei jedem meiner spärlichen Besuche stand es an einem anderen Platz.
Einen endgültigen Standort dafür hatten fanden sie nie gefunden. Dann machten sie einen langen Urlaub in Übersee:
Transamerikanische Eisenbahn!
In der Hochebene Perus sprach Iris viel über die nächsten Schritte. Sprach von Hochzeit, von Kindern, von der biologischen Uhr, die in ihr tickte. Mein Bruder sprach
wenig. Er dachte an seine Kinder:
An all die Häuser, die er noch bauen wollte, und an Urlaubsziele, die zu zweit angenehmer zu bereisen waren.
Ihre letzten Weihnachten verbrachten die beiden in einem romantischen Hotel an der Magellanstraße. Der Wind stürmte, die See toste, <-- woher weiß das der Erzähler? Den Urlaubsabschnitt mit dem Bruder und seiner Freundin finde ich etwas zu detailliert, weil der Erzähler nicht dabei ist und woher weiß er, was wer denkt? als mein Bruder Iris zum
Fest einen einsamen Flug zurück in die Heimat schenkte.

So verließ auch das Bett, das nie einen richtigen Platz in ihrer Wohnung gefunden hatte, <-- redundant. die beiden, und suchte sich einen neuen Schläfer. <-- da Ingo das Bett bekommt, würde ich diesen Satz umformulieren. So finde ich es zu distanziert und verwirrend, denn der Erzähler berichtet als Rückblende, so weiß er ja, wer das Bett bekommt.
Ich hatte zu dieser Zeit mein Studium geschmissen und schlug mich als Kellner durch die Gelsenkirchener Kneipenszene.
Ingo war mein neuer Seelenverwandter geworden. Existentialist.
Er schrieb wunderbar verschrobene Gedichte, die ich nur selten verstand, trank schwarzen Kaffee und liebte überhaupt und in allen Maßen das Unglück und das Alleinsein.
„Das Bett sieht doch noch aus wie neu“, sagte er, nachdem wir es in kleine Teile zerlegt, und durch das enge Treppenhaus der Steigerwohnung hinauf in den dritten Stock
in
seine Dachwohnung mit Schräge getragen hatten.
„Und außerdem ist es schwarz! Auf ihm werde ich an verregneten Sonntagen viele dunkle Poems poems oder Poeme schreiben.“
Ich wollte es glauben.
Dann lernte Ingo Susanne kennen. Eine Logopädin mit großen Brüsten, die ihn, wie er sagte, an die Urmutter erinnerte(Komma) nach der wir Männer uns alle sehnten.
Er schrieb weniger und noch seltener bekam ich ihn zu Gesicht.
Irgendwann trank er keinen Kaffee mehr und sprach über die Gefahren des Rauchens und des Trinkens, bis er schließlich beides aufgab.
Zum Ende unserer gemeinsamen Zeit schulte er um und wurde Pharmareferent.
Einmal rief er mich noch an. Das war etwa ein halbes Jahr, nachdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten.
Er sprach von Hochzeit. Alles wäre schon geplant. Trauung auf der Schüngelberghalde. Ein Pastor wäre auch schon gefunden. Frei-evangelische Kirche. Die Beste von allem allen, sagte er.
Dann Flitterwochen in Donaueschingen.
„ Und“, erkundigte ich mich,“wo ist das Problem?“
Er lachte. Das Problem war, seine Zukünftige wusste noch nichts von ihrem Glück. Es lag an der richtigen Gelegenheit, die noch nicht gekommen sei, und ob nicht ich
vielleicht einmal mit Susanne…
Ich hatte aufgelegt. Zwei Wochen später habe sah ich Ingo dann zum allerletzten Mal gesehen. Er saß in unserer alten Stammkneipe am Tresen, war blau wie tausend Russen
und rauchte wie ein Schlot. Susanne hatte ihn verlassen. Sie hatte die Gelegenheit des Heiratsantrages genutzt(Komma) um sich von Ingo zu trennen. Er hätte sich so sehr verändert.
Gar nicht mehr der Mann(Komma) den sie geliebt hatte.
Also war sie zu ihrem Ex zurückgekehrt.
Die Woche drauf verschwand Ingo in die neuen Bundesländer. Wie ich hörte, soll er jetzt Schultornister von Scout verkaufen.

So kam ich letztlich doch noch zu meinem Bett.
Ich war inzwischen Geschäftsführer in einem Szene - Lokal, wohnte in der alten Wohnung meines Bruders und war glücklicher Single.
Ich hatte Das Bett holte ich, auf einen Impuls hin, einfach aus Ingos ehemaliger Wohnung herausgeholt und stellte es mir ins Schafzimmer gestellt.
Es war eine unruhige Nacht. Im Traum sah ich immer wieder drei Frauen auf der Bettkante sitzen, die abwechselnd schimpften und weinten.
Gereizt stand ich mitten in der Nacht auf und legte mich zum Schlafen auf das Ledersofa im Wohnzimmer.
Am Morgen habe ich dann den Sperrmüll bestellt.


Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.
Gerne gelesen.

LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag16.10.2014 23:14

von Ralf Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ersteinmal recht herzlichen dank für die hilfreiche auseinandersetzung
mit dieser kurzen Geschichte.

werde von den vorschlägen eingiges verarbeiten.

melde mich auch noch für details

lg
ralf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Trash
Stricken ist so ein schönes Hobby
von Inkognito
Inkognito Trash 1 24.04.2024 19:11 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Diskussionen zu Genre und Zielgruppe
Was ist New Adult?
von Chandrian
Chandrian Diskussionen zu Genre und Zielgruppe 15 23.04.2024 21:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Eure Gewohnheiten, Schreibhemmung, Verwirrung
Was ist euer Prozess für den zweiten...
von Algernon
Algernon Eure Gewohnheiten, Schreibhemmung, Verwirrung 11 22.04.2024 21:21 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Wie lange wartet ihr auf Antwort von ...
von Nezuko
Nezuko Agenten, Verlage und Verleger 14 17.04.2024 16:20 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Trash
Es ist nie zu spät!!!
von Wenigschreiber
Wenigschreiber Trash 0 16.04.2024 16:44 Letzten Beitrag anzeigen

BuchBuchBuchBuchEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungBuchEmpfehlung

von Beka

von Beka

von hexsaa

von hexsaa

von Rosanna

von Fistandantilus

von DasProjekt

von Einar Inperson

von Theresa87

von Constantine

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!