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Supermarktromantik Oder Der Kunde isst den König - [KuGe]


 
 
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Lesehoernchen
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 209
Wohnort: Thüringen


Beitrag20.06.2008 21:30
Supermarktromantik Oder Der Kunde isst den König - [KuGe]
von Lesehoernchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Supermarkt-Romantik oder Der Kunde isst den König

Verschwitzt und richtig übel gelaunt betritt Franz den Laden mit den fünf Großbuchstaben.
Er kennt weder den Chef noch die Mitarbeiter hier und das ist ihm auch egal, denn er hat einen Mordshunger. Seine Augen wandern suchend über die Regale, als er einen pickligen Jungen anrempelt, der eben Ware auspackt.
„'s tut mir leid“, murmelt dieser abwesend und Franz lacht kurz darüber auf, dass man sich in dem Laden schon dafür entschuldigt, überrannt zu werden.
 Die Bedienung an der Fleischtheke hat sich unter eben diese gebückt, um eine verunglückte Salamischeibe mit einem gezielten Handwurf in den Mülleimer zu verfrachten.
Franz missversteht die Aktion und brummelt schwarzzähnig. „Hier oben spielt die Musik.“
„Huch, sie haben mich erschreckt“, stammelt das ältere Fräulein, erinnert sich an ihre Wäscheklammerübung zu Hause und prompt erscheint ein Lächeln in ihrem Gesicht.
„Was darf's sein, der Herr?“
„Die Salami nun nich mehr. Ich nehm die Mortadella.“
„Wieviel?“
„Wie?,-Wieviel?“
Die Bedienung schaltet um zu Programm B: Der Kunde ist doof, nun folgen Vorschläge.
„Drei Scheiben?“ Üblicherweise bejaht dies der Kunde. Franz überlegt.
„Drei“, triumphiert er, als wär's seine Idee gewesen. Hinter Franz baut sich eine alte Frau zu einem tosenden Sturm auf. „Die Leberwurst war gestern noch im Angebot. Ich weiß das, mein Rolf war hier!“
Das bedienende Fräulein öffnet den Mund mit den dünnen Lippen und schreit: „Gerda! Die Leberwurst!“
„Einseinun'siebzich“, tönt es aus dem Lagerraum hinter der Theke. Die alte Frau grübelt nun und Franz hat seine drei Scheiben in einer milchigen Tüte mit Etikett.
Die Bedienung besinnt sich  nun auf Programm B. „Damit müssen 'se zur Kasse, hier könn' se nicht bezahlen!“, lehrt sie.
„Ich weiß, ich weiß“, erwidert Franz und denkt bei sich, dass er ja nicht doof ist.
Der Weg zur Kasse führt ihn an weiteren pickligen Auspackerjünglingen vorbei, allesamt in T-shirts mit witziger Aufschrift. Einer davon, tief gerötet im Gesicht läuft schnell ins Lager und hinterlässt am Alkoholregal einen merkwürdig riechenden roten Fleck. Schöne Weinverkostung, denkt sich Franz und ist nun an der Kasse.
„Der Herr Humpert!“, flötet die Kassiererin, als er vor ihr steht. Franz müht sich ein Lächeln ab und  grüßt zurück. In der gleichen Sekunde erinnert er sich an das dringende Gesuch seiner Frau.
„Noch eine Frage habe ich. Wo befinden sich die Rasierklingen für Damenrasierer?“
„Die gibt's nur an der Kasse da vorn. Moment.“ Die rundliche Frau erhebt sich aus dem Stuhl und schrillt. „Moni, die Rasierklingen!“
Die kleine schwarzhaarige an der besagten Kasse greift in ein Schubfach und reicht Rasierklingen.
„Für den Damenrasierer“, meint die Rundliche.
„Für meine Frau“, ergänzt Franz lautstark und bewundert die Schwarzhaarige dafür, dass sie im gleichen Moment mit den Augen rollen und eine Augenbraue hochziehen kann.
„So, das wär's“, bestätigt sich die Rundliche selbst und tippt mit äußerst flinken Fingern eine Zahlenkombination in ihre Kasse. Dem fünfzig Euro Schein von Franz begegnet sie mit giftigen Blicken aus reinstem neongrün und kratzt ihre letzten Centstücke zusammen.
„Aufwiedersehen.“, singt sie schließlich.
„Aufwiedersehen“, meint Franz und trollt sich.

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SchreibeOhneStift
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 213
Wohnort: Hannover


Beitrag20.06.2008 21:55

von SchreibeOhneStift
Antworten mit Zitat

Find es ganz witzig.
Mich spricht die Geschichte aber nicht besonders an, stilistisch bin ich nur überzeugt.

Das bisschen was mir aufgefallen ist:

Zitat:
„'s tut mir leid“, murmelt dieser abwesend und Franz lacht kurz darüber auf, dass man sich in dem Laden schon dafür entschuldigt, überrannt zu werden.


Geht das? Darüber auflachen?? Das hört sich in meinen Ohren seltsam an. Ich würde auch keinen dass-Satz bilden, sondern eine direkte Frage. Das macht die Aussage eindeutiger, hebt sie hervor.

Ausserdem bin ich beim ersten doof hängen geblieben. Das hat sich bei mir zuerst nicht nach dem blöd,dumm angehört, was es wohl eigentlich ausdrücken soll, sondern nach einem:"Du bist doof!" im Sinne von gemein(das passt vllt nicht richtig)

Ansonsten habe ich keine Fehler entdeckt.

Musste die ganze Zeit an die EDEKA Werbung denken (Kein Plan warum)
Zitat:
Laden mit den fünf Großbuchstaben
Lässt sich streiten, was das für ein Laden ist Laughing

_________________
Bei einem Hindernis ist der gerade Weg zwischen zwei Punkten oftmals der Längere
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MrMister7
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 68
Beiträge: 23
Wohnort: da drüben


Beitrag20.06.2008 22:18
Re: Supermarktromantik Oder Der Kunde isst den König - [KuGe
von MrMister7
Antworten mit Zitat

Lesehoernchen hat Folgendes geschrieben:

Er kennt weder den Chef noch die Mitarbeiter hier und das ist ihm auch egal, denn er hat einen Mordshunger. Seine Augen wandern suchend über die Regale, ... Die Bedienung an der Fleischtheke hat sich unter eben diese gebückt, ...


1. Ich frage mal kurz nach dem Zusammenhang von persönlichen Beziehungen zu Supermarktmitarbeitern und Hunger.  Muss man sich neuerdings im Normalfall erst irgendwo melden, wenn man Hunger hat?

2. Wenn der Blick suchend über Regale wandert kommt man nicht von jetzt auf gleich an die Fleischtheke. Da fehlt eine kleine Überleitung.  

3. Ich bin offenbar zu doof, den Titel der Story zu deuten. Kommt da noch etwas?


_________________
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8672
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag22.06.2008 18:10

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Lesehoernchen

Bezüglich des Titels geht es mir wie meinem Vorgänger. „Supermarkt Romantikalleine würde da wohl völlig reichen.
Die „fünf Buchstaben“ braucht es nicht: „Verschwitzt und übel gelaunt betritt Franz den Supermarkt“ genügt hier, denke ich.

Ein bischen irritiert mich die Aussage, dass Dein Protag hier Niemanden kennt. Er scheint ja Stammgast zu sein und zumindest die Kassiererin kennt sogar seinen Namen.
Also ist es wohl besser, darauf abzustellen, dass er hier niemand kennen WILL.

Zitat:
's tut mir leid“, murmelt dieser abwesend und Franz lacht kurz darüber auf, dass man sich in dem Laden schon dafür entschuldigt, überrannt zu werden.

Satzanfang immer groß. Das „'s“ braucht's eh nicht.  Über etwas auflachen“ geht nicht.
Also vielleicht besser: „Tut mir leid“, murmelt dieser abwesend und Franz lacht kurz auf, weil man sich in dem Laden offenbar schon dafür entschuldigt, überrannt zu werden.

Die restliche Handlung ist schön gezeichnet, allerdings benutzt Du gelegentlich eine etwas bemüht flapsige Sprache.
So etwas ist eine Gratwanderung, die Dir aber in den meisten Fällen glückt.
Zitat:
Die Bedienung an der Fleischtheke hat sich unter eben diese gebückt, um eine verunglückte Salamischeibe mit einem gezielten Handwurf in den Mülleimer zu verfrachten.

Hier nicht, finde ich: Wenn, dann bückt sie sich „hinter“ die Theke und „eben diese“ klingt einfach zu „aufgesetzt“ in meinen Ohren.

Zitat:
Franz missversteht die Aktion und brummelt schwarzzähnig. „Hier oben spielt die Musik.“

So etwas ist schon ziemlich „knapp“, denke ich ... aber geht noch, denn der Begriff „schwarzzähnig“ hat etwas.
Ich nehme diese Beispiele, um Dir zu zeigen, wie hart am Rande des erträglichen Du hier jonglierst.

Die Sache mir dem „Plan B“ ist als Idee recht nett. Den braucht man wohl wirklich als Verkäuferin, besonders in Fällen wie diesen.
Jedoch:
Zitat:
Die Bedienung besinnt sich nun auf Programm B.

Das steht da plötzlich ein bischen alleine und die Wiederholung des Begriffs nimmt dem Gag von vorhin die Würze.

Generell kommt gut rüber, dass die Mitarbeiter ihren Pappenheimer schon kennen und richtig zu nehmen wissen.
Wirkt ziemlich aus dem Leben gegriffen.

Bei aller Kritik in einzelnen Punkten: Eine Episode aus dem alltäglichen Wahnsinn, gut beobachtet und lebendig wiedergegeben.
Gefällt mir.

Deshalb: Gerne gelesen ...

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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yt
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 703
Wohnort: Sittensen
DSFo-Sponsor


Beitrag23.06.2008 07:29

von yt
Antworten mit Zitat

Moin moin,

Merlinor hat Folgendes geschrieben:


Ein bischen irritiert mich die Aussage, dass Dein Protag hier Niemanden kennt. Er scheint ja Stammgast zu sein und zumindest die Kassiererin kennt sogar seinen Namen.
Also ist es wohl besser, darauf abzustellen, dass er hier niemand kennen WILL.


exakt.
Die Geschichte verliert. Sie ist nicht mehr ein Guss, und die Aussage wird hier unkenntlich. Also Fleisch oder Fisch wäre angesagt. Entweder er ist ein niemand, oder ein Stammkunde.

Inhaltlich gibt es mehrere Möglichkeiten diese Beziehung weiter auszuarbeiten, und ich vermute es würde der Geschichte gut tun.

So in der Art:

Zitat:
Seit 14 Monaten arbeitet Mona nun hinter der Käsetheke und 2 mal die Woche verkauft sie Franz 180 Gramm Edammer.  Sein Körper scheint sich an den Käse zu erinnern, Franz an Mona jedoch nicht.


Das ist jetzt mal so aus dem Stehgreif, denke aber es verdeutlicht welche Möglichkeiten der Beziehungen es noch geben kann. Kunde die stets mit dem nicht abgewogenen Gemuese an der Kasse stehen, keinen Warenbegrenzer benutzen, nach Zigaretten Fragen weil sie sich nicht getrauen den Automaten zu bedienen, usw... Ebenso haben auch Angestellte ihre Marotten, die es Wert wären in deine "Kaufhausromantik" aufgenommen zu werden. Die Idee von dir gefällt mir.

Mit konsumfreudigen Grüßen,
yt
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