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U-Banane Wortedrechsler
Beiträge: 83
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29.11.2013 23:58 Nachtfahrten von U-Banane
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Fahrend im Auto bei Nacht, Sam Cooke singt aus den Lautsprechern. Lichter ziehen vorbei. Ortschaften so unbedeutend, dass man dort nie halten würde. Doch vorbeiziehend haben sie eine Bedeutung. Wir fahren wohin auch immer uns die Sehnsüchte treiben. Manchmal ist der Weg das Ziel, wie schon Konfuzius sagte. Doch das rede ich mir nur ein. Sam Cooke weicht Otis Redding, Pain in my Heart, genau so ist es. Der schlimmste Schmerz, neben Liebeskummer, ist das Nachhängen der Vergangenheit. Zumindest für mich. Es ist schwer zu akzeptieren, dass Vergangenes unwiederholbar verloren ist, nur existent in meinen Erinnerungen. Vielleicht bin ich auch nur übermäßig sentimental, doch der Schmerz ist real.
"Noch ein Bier?" fragt Andreas vom Fahrersitz aus.
Ich sitze in Gedanken versunken da und blicke aus dem Beifahrerfenster. Es dauert eine Weile, bevor ich die Frage realisiere.
"Klar", sage ich schließlich.
Andreas reicht mir ein Bier rüber und schweigt wieder. Das ist mir ganz lieb so. Mittlerweile singt Bo Diddley "Who do you love?" und ich frage mich dasselbe beim Öffnen der Bierdose. Sarah, denke ich. Wenn nur nicht alles so kompliziert wäre. Leben bedeutet leiden. Ich glaube, das ist irgendwie wahr. Besonders momentan. Wobei es auch seine schöne Seiten hat, fühlt man doch intensiv, dass man am Leben ist, ein ganzer Mensch ist. Das gehört wohl alles dazu. Das Bier schmeckt so bitter wie meine Empfindungen. Bald müssten wir in Frankfurt sein und nicht in Memphis Tennesse, wie Chuck Berry meint. Endlich zu Hause. Was immer das bedeutet.
Durch den Filter der Betrunkenheit wirkt alles auf melancholische Weise romantisiert. Heute ist Vollmond. Das erscheint mir aus irgendeinem Grund passend. Es soll ja Menschen geben, die schlecht schlafen bei Vollmond. Ich gehöre zum Glück nicht dazu. Als Kind hatte ich mal einen Traum, zumindest glaube ich, dass es ein Traum war, dass ich den Mond genau vor meinem Schlafzimmerfenster sah, ganz nah, riesengroß, sodass ich einzelne Krater erkennen konnte. Bis heute ist mir nicht klar, was es damit auf sich hatte, war es doch zu real, zu detailiert für einen Traum.
Ungeklärte Fragen. Die Supremes singen "Where did our Love go?" und ich kann die Frage auch nicht beantworten. Sie versank irgendwo, in einem undefinierbaren Treibsand. Baby, Baby.
Autofahren versetzt mich immer in eine Art Hypnose. Ebenso wie Bahnfahren. So als hätte ich Drogen genommen. Baby, Baby.
Irgendwann werde ich zu Hause ankommen und ich werde nicht einschlafen können. Ganz gleich, wie viel Bier ich noch trinke. Doch nun ist mir das egal. Es liegt eine Schönheit im Moment.
Riders on the Storm. Doch es stürmt nur im Inneren. Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, erschiene den Menschen alles, wie es ist: Unendlich. Schrieb William Blake. Was auch immer die Unendlichkeit ist. Ich glaube auch kaum, dass ich sie begreifen könnte. Kein Killer ist auf der Straße, nur Andreas und ich, betrunken, in einem schäbigem Wagen.
In meinen Gedanken taucht immer wieder Sarah auf. Wie sie damit wohl klar kommt? Vorhin hatte sie sich nicht viel anmerken lassen. Aber ich kenne sie gut genug. Es waren immerhin fast drei Jahre.
Sie hatte immer so eine bestimmte Art an sich. Wenn man sie neckte, tat sie erst so, als nähme sie es einem übel, doch dann, wenn sie sich nicht mehr beherrschen konnte, brach sie in ein Lachen aus. Nun würde ich gerne genau dieses Lachen sehen.
Es muss alles nur ein Missverständnis gewesen sein. Oh Lord, please don't let me be misunderstood singen die Animals. Erst mal eine Nacht darüber schlafen. Morgen sieht vielleicht alles ganz anders aus.
Weitere Werke von U-Banane:
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Mark_Brandis Wortedrechsler
M Alter: 52 Beiträge: 86 Wohnort: München
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M 07.12.2013 20:07
von Mark_Brandis
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Der erste Satz gefällt mir nicht: "Fahrend im Auto bei Nacht...". Das klingt wie der Beginn eines Gedichts, nicht wie der erste Satz eines Prosa-Textes.
Ansonsten gefällt mir der Text aber ganz gut. Die Sprache ist o.k., von ein paar kleinen Tippfehlern abgesehen.
Man könnte vielleicht noch etwas mehr Spannung erzeugen. Aber keine Ahnung wie, bin ja auch erst Anfänger.
Viele Grüße
M.B.
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Mark_Brandis Wortedrechsler
M Alter: 52 Beiträge: 86 Wohnort: München
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M 07.12.2013 20:12
von Mark_Brandis
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edit wegen Doppelpost
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Mark_Brandis Wortedrechsler
M Alter: 52 Beiträge: 86 Wohnort: München
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M 07.12.2013 20:14
von Mark_Brandis
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Mark_Brandis hat Folgendes geschrieben: | Der erste Satz gefällt mir nicht: "Fahrend im Auto bei Nacht...". Das klingt wie der Beginn eines Gedichts, nicht wie der erste Satz eines Prosa-Textes.
Mir ist hier im Forum überhaupt aufgefallen, wie wichtig der erste Satz doch ist. Wenn der irgendwie komisch rüberkommt, habe ich kaum noch Lust, weiterzulesen. Nach dem Motto: Schon wieder so ein komischer Anfang. Aber ich habe gut reden, habe ja selber noch keinen Erstversuch gepostet. Hehehe.
Ansonsten gefällt mir der Text aber ganz gut. Die Sprache ist o.k., von ein paar kleinen Tippfehlern abgesehen.
Man könnte vielleicht noch etwas mehr Spannung erzeugen. Aber keine Ahnung wie, bin ja auch erst Anfänger.
Vielleicht etwas mehr über das Objekt des Liebeskummers, also die tolle Frau, schreiben?
So klingt der Text wie ein gut formulierter Tagebuch-Eintrag.
Viele Grüße
M.B. |
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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07.12.2013 20:15
von Harald
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Mark_Brandis hat Folgendes geschrieben: | Der erste Satz gefällt mir nicht: "Fahrend im Auto bei Nacht...". Das klingt wie der Beginn eines Gedichts, nicht wie der erste Satz eines Prosa-Textes.
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Nur zur Info:
Ein Gedicht, was so beginnt, kann m. E. nichts "Gescheites" geben, also lese ich es erst gar nicht …
Zum Text selbst: Der Beginn ist eigentlich schon ein "Rauswerfer", später wird es deutlich besser, ohne mich voll zu überzeugen, ist einen Tick zu langatmig …
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Mark_Brandis Wortedrechsler
M Alter: 52 Beiträge: 86 Wohnort: München
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U-Banane Wortedrechsler
Beiträge: 83
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08.12.2013 15:26
von U-Banane
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Hi,
danke für die Kritik.
Bei dem Anfangssatz habt ihr wohl recht, auch danach sind wohl ein paar Sätze unglücklich (z.b. "Wir fahren wohin auch immer uns die Sehnsüchte treiben. Manchmal ist der Weg das Ziel, wie schon Konfuzius sagte.")
Ich werde den Anfang mal neu schreiben.
Zitat: | Vielleicht etwas mehr über das Objekt des Liebeskummers, also die tolle Frau, schreiben? |
Ich weiß nicht, darum ging es mir ja eigentlich weniger. Der Grund für die melancholische Stimmung des Protas ist imo mehr oder weniger austauschbar. Es ging mir mehr um diesen melancholischen Vibe beim nachts herumfahren. Wenn das nicht richtig rüberkam, muss man daran vielleicht noch arbeiten.
Welche Tippfehler fielen dir auf?
Gruß
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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08.12.2013 15:52
von Harald
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U-Banane hat Folgendes geschrieben: |
Welche Tippfehler fielen dir auf?
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U-Banane hat Folgendes geschrieben: |
Fahrend im Auto bei Nacht, Sam Cooke singt aus den Lautsprechern. Lichter ziehen vorbei. Ortschaften so unbedeutend, dass man dort nie halten würde. Doch vorbeiziehend haben sie eine Bedeutung. Wir fahren wohin auch immer uns die Sehnsüchte treiben. Manchmal ist der Weg das Ziel, wie schon Konfuzius sagte. Doch das rede ich mir nur ein. Sam Cooke weicht Otis Redding, Pain in my Heart, genau so genauso ist es. Der schlimmste Schmerz, neben Liebeskummer, ist das Nachhängen der Vergangenheit. Zumindest für mich. Es ist schwer zu akzeptieren, dass Vergangenes unwiederholbar verloren ist, nur existent in meinen Erinnerungen. Vielleicht bin ich auch nur übermäßig sentimental, doch der Schmerz ist real.
"Noch ein Bier?" fragt Andreas vom Fahrersitz aus.
Ich sitze in Gedanken versunken da und blicke aus dem Beifahrerfenster. Es dauert eine Weile, bevor ich die Frage realisiere.
"Klar", sage ich schließlich.
Andreas reicht mir ein Bier rüber und schweigt wieder. Das ist mir ganz lieb so. Mittlerweile singt Bo Diddley "Who do you love?" und ich frage mich dasselbe beim Öffnen der Bierdose. Sarah, denke ich. Wenn nur nicht alles so kompliziert wäre. Leben bedeutet leiden. Ich glaube, das ist irgendwie wahr. Besonders momentan. Wobei es auch seine schöne Seiten hat, fühlt man doch intensiv, dass man am Leben ist, ein ganzer Mensch ist. Das gehört wohl alles dazu. Das Bier schmeckt so bitter wie meine Empfindungen. Bald müssten wir in Frankfurt sein und nicht in Memphis Tennesse Tennessee, wie Chuck Berry meint. Endlich zu Hause. Was immer das bedeutet.
Durch den Filter der Betrunkenheit wirkt alles auf melancholische Weise romantisiert. Heute ist Vollmond. Das erscheint mir aus irgendeinem Grund passend. Es soll ja Menschen geben, die schlecht schlafen bei Vollmond. Ich gehöre zum Glück nicht dazu. Als Kind hatte ich mal einen Traum, zumindest glaube ich, dass es ein Traum war, dass ich den Mond genau vor meinem Schlafzimmerfenster sah, ganz nah, riesengroß, sodass ich einzelne Krater erkennen konnte. Bis heute ist mir nicht klar, was es damit auf sich hatte, war es doch zu real, zu detailiert detailliert für einen Traum.
Ungeklärte Fragen. Die Supremes singen "Where did our Love go?" und ich kann die Frage auch nicht beantworten. Sie versank irgendwo, in einem undefinierbaren Treibsand. Baby, Baby.
Autofahren versetzt mich immer in eine Art Hypnose. Ebenso wie Bahnfahren. So als hätte ich Drogen genommen. Baby, Baby.
Irgendwann werde ich zu Hause ankommen und ich werde nicht einschlafen können. Ganz gleich, wie viel Bier ich noch trinke. Doch nun ist mir das egal. Es liegt eine Schönheit im Moment.
Riders on the Storm. Doch es stürmt nur im Inneren. Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, erschiene den Menschen alles, wie es ist: Unendlich. Schrieb William Blake. Was auch immer die Unendlichkeit ist. Ich glaube auch kaum, dass ich sie begreifen könnte. Kein Killer ist auf der Straße, nur Andreas und ich, betrunken, in einem schäbigem Wagen.
In meinen Gedanken taucht immer wieder Sarah auf. Wie sie damit wohl klar kommt (besser klarkommt)? Vorhin hatte sie sich nicht viel anmerken lassen. Aber ich kenne sie gut genug. Es waren immerhin fast drei Jahre.
Sie hatte immer so eine bestimmte Art an sich. Wenn man sie neckte, tat sie erst so, als nähme sie es einem übel, doch dann, wenn sie sich nicht mehr beherrschen konnte, brach sie in ein Lachen aus. Nun würde ich gerne genau dieses Lachen sehen.
Es muss alles nur ein Missverständnis gewesen sein. Oh Lord, please don't let me be misunderstood(Komma) singen die Animals. Erst mal eine Nacht darüber schlafen. Morgen sieht vielleicht alles ganz anders aus.
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Das habe ich nun mal schnell gemacht, einige "Fehlerchen" aufgezeigt …
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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U-Banane Wortedrechsler
Beiträge: 83
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08.12.2013 16:04
von U-Banane
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Ok, danke
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MosesBob Gehirn²
Administrator Alter: 44 Beiträge: 18339
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09.12.2013 15:23
von MosesBob
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Hallo U-Banane!
So kann es gehen: Mich hat ausgerechnet der Anfang in die Geschichte hineingezogen. Wie du die Sätze formst, wie du schreibst, die Schwermütigkeit der Gedanken, denen du nachhängst. Das fand ich zunächst einmal so interessant, dass ich weiterlesen musste. Das erste Mal habe ich dann den Mund verzogen bei dem Wörtchen "Sehnsüchte". Das Wort ist zu schwer und zu pathetisch für meinen Geschmack, zu klebrig-süß. Aber gut, sowas entscheidet nicht über Gefallen und Nichtgefallen deines Textes. Also weiter im Programm. Letzten Endes bin ich enttäuscht, weil deine Geschichte im Grunde keine Handlung hat. Es ist ein sentimentaler Liebeskummerkasten zum akustischen Paradelauf ausgewählter Songs, eine Herzschmerzballade in Kurzgeschichtenform. Inhaltlich trifft das überhaupt nicht meinen Geschmack. Dazu hat der Text einfach zu wenig zu bieten, was mich überrascht, mitreißt oder in einen empathischen Zustand versetzt. Das einzige, was ich aus dieser Geschichte mitnehme, ist der Eindruck, dass du im Grunde ganz gut schreiben kannst. Sprachlich wirkt das schon sehr selbstbewusst.
Viele Grüße,
Martin
_________________ Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)
Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
(Sir Peter Ustinov)
Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse) |
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U-Banane Wortedrechsler
Beiträge: 83
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10.12.2013 11:19
von U-Banane
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Hi,
Schade, dass dir der Text als solcher nicht gefallen hat. Bei "Sehnsüchte" hast du Recht, das war auch etwas, das ich nun mit etwas Abstand streichen würde. Bei der Sache mit dem Plot bzw. der Handlung: Das finde ich immer irgendwie zwiespältig. Ich z.B. denke, dass auch eine reine Stimmungsbeschreibung einen fertigen Text ergeben kann, der "gut"(was auch immer das heißt) und komplett ist. Es deutet für mich eher darauf hin, dass ich darin gescheitert bin, überzeugend eine Momentaufnahme zu erzählen.
Aber Übung macht auch da vielleicht den Meister.
Gruß
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