Übung [Dialog] - Von Kulis und Elektrokardiogrammen

[Liskalein]

Eine kleine Übung zum lebendigen Dialog. Bitte verzeiht:

a) die Komma und Zeichensetzung (Das war noch nie meins..)
b) dass die Verteilung vielleicht nicht ganz 70% 30% ist; sondern eher 58% 42%


Louise brauchte seit einiger Zeit beide Arme um sich aufzurichten und stopfte sich - um besser sitzen zu können - ein dickes Kissen in den Rücken. Bis auf ihren Atem, der schwer ging, war es ganz ruhig im Zimmer. Die Sonne malte kleine Rechtecke aus Sonnenlicht auf den hässlichen PVC-Boden, weil die Schwester die Gardinen heute ausnahmsweise nicht zugezogen hatte. Louise hatte einen ihrer guten Tage, an denen ihr das Sonnenlicht nichts ausmachte
"Noah?", fragte sie dann leise und hustete.
"Hm?", entgegnete dieser, ohne wirklich zugehört zu haben und blätterte lustlos in einer Fernsehzeitschrift, während er mit seinem Kuli den Takt des Elektrokardiogramms mit klopfte. Piep, Piep, Piep.
Es war zum verrückt werden, fand Louise und murmelte: "Kannst du mir was versprechen?"
"Äh, klar." Endlich hob Noah den Kopf.
"Wenn ich sterbe ..."
Der Kuli hörte auf, auf den Tisch zu klopfen, weil Noah in der Bewegung innegehalten hatte. "Hör damit auf, Louise.", sagte er leise aber bestimmt.
"Warte, lass mich ausreden!"
"Nein, wir werden die ganze Scheiße jetzt nicht nochmal durchkauen! Du wirst verdammt nochmal nicht sterben!" Noahs Stimme brach an der falschen Stelle und er wünschte die Schwester wäre hier.
"Nie lässt du mich ausreden!"
"Es gibt nichts mehr auszureden, Louise, das ist alles."
"Aber nur davon, dass wir die Sachen nie aussprechen, werden sie nicht weniger wahr!" Noah wusste, dass Louise recht hatte und begann wieder mit dem Kulliklopfen.
" ... Okay.", setzte Louise dann erneut an, leise, vorsichtig, abwartend ob Noah sie dieses Mal auch wieder unterbrechen würde. Aber er tat es nicht, deswegen sprach sie weiter, "Also, falls ich sterben sollte – irgendwann mal wegen eines tragischen Unfalls oder wenn ich hundertneunzig Jahre alt bin – wirst du von da an … wirst du auf MJ aufpassen?"
Sie schwiegen kurz, bis Noah sprach.
"Das ist jetzt nicht wirklich, was ich erwartet habe."
"Machst du es? Noah, bitte?"
"Äh ... falls MJ mich lässt."
"Das wird er! Ich bin sicher wenn … falls ich sterben, würde er am liebsten bei dir bleiben. Also die Nachbarin käme natürlich zuerst und sein Katzensitter und sämtliche andere Personen auf dieser Erde, aber du warst direkt danach. Ich schwöre es." Louise lachte, aber Noah fand es nicht komisch. Nicht ein bisschen.
"Louise ...", setzte er an, als Louise vom Lachen plötzlich so heftig husteten musste, dass Noah am liebsten aus dem Raum gegangen wäre. Aus dem Krankenhaus.
"Bitte", flüsterte Louise, als sie sich beruhigt hatte.
Noah entgegnete: "Okay." und Louise strahlte
"Du machst es?"
"Bleibt mir etwas anderes übrig?"
"Eigentlich nicht, nein."
"Dann ..."
"Siehst du Noah, jetzt haben wir die wichtigen Sachen schon mal geklärt und wenn es dann zum Fall der Fälle kommt ..."
"Es wird nicht ..."
"Falls es zum Fall der Fälle kommen sollte, haben wir es jetzt dadurch dass wir es gesagt haben auch nicht schlimmer gemacht. So."
Sie verhakten ihre Finger miteinander und Louise strahlte und Noah merkte wie kalt Louises Hände waren und sie hustete kurz. Er sagte ihr nicht, dass er fand, dass sie unrecht hatte, sondern stand auf und küsste sie vorsichtig auf den Mund.
"Ich liebe dich, Noah, das weißt du doch oder?"
"Ja"
"Gut."
"Und ich liebe dich auch."
Sie lächelte kurz.
"Schlaf jetzt, du brauchst deine Ruhe.“, sagte Noah noch, bevor er in Richtung Tür ging und als er diese schon fast wieder hinter sich zu gemacht hatte, hörte er noch einmal Louises Stimme
"Noah?", sagte sie
"Ja?"
"Ziehst du die Vorhänge zu bevor du gehst? Die Sonne brennt in meinen Augen."
"... Sicher."
Mit einem halben Lächeln ging Noah zum Fenster und schloss die schweren Vorhänge, bevor er Louises Zimmer verließ und die Tür so leise schloss, dass sie es fast nicht bemerkt hätte.


ps: und mal wieder mitten in der Nacht, wow [/b]

[Ithanea]

Hallo Liskalein,

Übung absolut gelungen, finde ich. Das ist eine spannende Unterhaltung, obwohl man genau merken kann, wie ruhig und bedrückend es im Krankenzimer ist. Dass es ein bisschen mehr Beschreibung ist, als die Übung aufgibt, finde ich gar nicht schlimm, für meinen Geschmack ist die Verteilung an der Stelle genau richtig.

Sehr schöner Text!
(Was Louise wohl hat? Und ob der Kater und Noah in Zukunft wohl wirklich alleine miteinander auskommen müssen? ...)

Liebe Grüße,
Itha

[Leseloewin]

Hallo Lisa,

ich finde deine Übung auch sehr gelungen.

Die Unterhaltung zwischen Louise und Noah könnte auch aus einem Roman von Nicholas Sparks entsprungen sein.

Lieben Gruss

[Liskalein]

Erstmal vielen Dank ihr Beiden
Das ist wirklich lieb von euch!

Ich hab noch nie ein Buch von Nicholas Sparks gelesen, sollte ich?

Herz,
Liskalein