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Tine G. Schneckenpost
Alter: 43 Beiträge: 6
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20.09.2023 09:13 Auszug aus einem meiner "Werke" von Tine G.
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Hier ist ein Auszug aus einer meiner kürzeren Geschichten. Sie ist im Stil des Urban Fantasy. Zur besseren Verständnis, die Hauptprotagonistin ist ein überirdisches Wesen, das nie menschlich war und nun in einem menschlichen Körper steckt.
Es wäre super nett, wenn ich ein paar Feedbacks zu dem Auszug bekommen würde.
Auszug aus "Todesengel"
Sie irrte in Gedanken durch die Straßen und irgendwann landete sie in einer Sackgasse. Ein alter Mann mit schmutziger Kleidung saß dort auf einem Stapel alter Zeitungen und kaute mit wenigen Zähnen auf einem harten Stück Brot. Er sah sie an und lächelte ein zahnloses Lächeln. "Mein Kind, du siehst so verloren aus. Setz dich doch und leiste einem alten Mann etwas Gesellschaft." sagte er und legte ein Stück saubere Pappe auf einen leeren Eimer. Louya setzte sich zu ihm und er reichte ihr einen verpackten Schokoriegel. "Der ist noch frisch, nicht so alt wie dieses Brot. Den hat mir heute erst ein junger Mann geschenkt. Schokolade hilft, wenn das Herz drückt." Louya drehte den Schokoriegel in der Hand. "Bist du nicht einsam, so alleine hier?" fragte sie ihn. "Früher, da war ich einsam. Ich hatte eine Frau zu Hause und war viel arbeiten um Geld zu verdienen. Meine Frau wollte so gerne Kinder, aber wir hatten keine Zeit für Kinder. Wir haben gearbeitet und sind gereist und wir dachte, wir wären glücklich. Dann wurde sie schwer krank und starb und wir hatten die ganzen Jahre damit verbracht Geld zu verdienen um später mit einer Familie in einem Haus zu wohnen. Aber die Zeit war uns davon gelaufen. Seit ich hier auf der Straße lebe und jeden Tag einfach lebe, habe ich so viel mehr Zeit. Wenn ich allein sein will, dann ziehe ich mich zurück. Wenn ich Gesellschaft möchte, gehe ich auf die Straße und schaue den Menschen zu. Irgend einer findet immer Zeit um mit mir ein paar Worte zu sprechen. Und manchmal verirren sich auch Menschen hier her. Menschen, deren Herz schwer ist und die reden möchten. Nein, ich bin nicht einsam." der alte Mann schaute sie gütig an. "Aber du bist es, ich spüre es. Dich bedrückt etwas. Erzähle es mir, vielleicht kann ich dir ja helfen." "Ich verstehe die Menschen nicht." fing sie an zu erzählen. "Sie streben nach Liebe, aber die, die sie lieben, die Lügen sie an. Warum tun sie das?" "Hast du schon einmal richtige Liebe gespürt? Ich meine, wenn du deinen Gegenüber anschaust und auch nach Jahren noch dein Herz vor Freude springt?" fragte er sie und sie überlegte. Hatte sie jemals Liebe gespürt? Nein. Ihr Herz, sofern man einem körperlosem Wesen ein körperliches Organ zuschreiben könnte, ist vor Freude gesprungen, wenn sie etwas erreicht hatte. Eine Schlacht gewonnen oder einen Wettbewerb. Manchmal ist es aus Wut gesprungen und auch oft aus Hass. Aber Liebe hatte sie nie gespürt. Sie schüttelte mit dem Kopf. "Du armes Kind. Liebe ist etwas wundervolles, aber sie kann auch genauso furchtbar sein. Trotzdem lohnt es sich, sein Herz für die Liebe zu öffnen." erklärte er und schaute versonnen. Sein faltiges und wettergegerbtes Gesicht wirkte auf einmal viel jünger. "Wie kann Liebe schön sein, wenn sie doch furchtbar ist? Und wieso lügt man aus liebe?" sie rutschte ungeduldig hin und her. "Ganz einfach: Wen du liebst, dem gibst du Macht. Die Macht das Beste in dir zu erwecken, aber auch die Macht dich zu verletzen. Liebe und Hass sind etwa gleich stark und sie können nur zusammen existieren. Wen du liebst, den willst du nicht verletzen und so kann es manchmal nötig sein, die Wahrheit zu verdecken oder zu verändern." er sprach mit so einer Überzeugung, dass es auch ihr fast logisch erschien und dennoch brannte diese Frage in ihr: "Warum lügt ein Vater seinen Sohn an? Warum sagt er, seine Mutter wäre im Himmel, obwohl sie in der Erde verottet?" "Genau das ist Liebe! Der Vater liebt seinen Sohn so sehr und will ihn vor der unschönen Wahrheit beschützen. Er möchte, dass sein Sohn in den Himmel schaut, der wunderschön aussieht, bei Tag und bei Nacht, und dass er weiß, seine Mutter ist dort, an einem der schönsten Orte, die er sich vorstellen kann und denkt an ihren Sohn, wie es eine Mutter tun würde, die noch auf Erden lebt. Unter der Erde ist es dunkel und muffig. Wer möchte da schon gerne sein?" er zeigte wieder ein zahnloses Lächeln. "Und was ist, wenn der Sohn irgendwann herausfindet, dass die Mutter nicht im Himmel ist?" sie hing förmlich an seinen alten Lippen. Er schien so viel zu verstehen, obwohl sie doch schon so viel länger lebte als er. Wie konnte das sein? Für einen Menschen schien er schon alt zu sein, aber verglichen mit ihrer Welt war sein Alter an Jahren nichts. "Wenn der Sohn herausfindet, dass sein Vater ihn belogen hat und seine Mutter nicht im Himmel ist, dann hat er begriffen, dass sein Vater es aus Liebe tat und wird ihm dankbar für diesen Traum sein. Dann macht es dem Sohn nichts mehr aus, dass der Körper der Mutter in der Erde ruht, denn dann trägt er sie in seinem Herzen und dieser Ort ist noch viel schöner, als der Himmel." der alte Mann starrte ins Leere, als würde er sich erinnern. Louya begriff, was er sagte und war beschämt, dass sie so grob zu Josh war. Nicht nur Billy hatte seine Mutter verloren, auch er hatte seine geliebte Frau verloren und wünschte sich für sie den schönsten Platz, den er sich vorstellen konnte. Eine Träne lief über ihr Gesicht. Dieser alte Mann wusste soviel mehr als sie, ein Wesen, das schon tausende von Jahren existierte. "Ich glaube, ich habe es verstanden. Ich danke dir. Ich möchte dir gerne einen Wunsch erfüllen." sagte sie und er schaute sie lächelnd an. "Mein Kind, ich bin ein alter Mann. Ich brauche nichts. Der einzige Wunsch, den ich noch habe, ist der, friedlich einzuschlafen und wieder mit meiner Rosa vereint zu sein, bis in alle Ewigkeit." er sah glücklich aus, als er das sagte. Sie stand auf und legte ihre Hand auf seine Schulter. Diese Stelle schien kurz aufzuleuchten und sie verabschiedete sich von ihm. Mit einem seeligen Lächeln auf den faltigen Lippen schlief er für immer ein.
Weitere Werke von Tine G.:
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HansGlogger Klammeraffe
H Alter: 65 Beiträge: 614 Wohnort: Bayern
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H 20.09.2023 09:33
von HansGlogger
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Nur kurz:
Bitte Zeilenumbrüche und Leerzeilen einfügen. Zum Beispiel vor Dialog-Sequenzen.
Sie irrte in Gedanken durch die Straßen und irgendwann landete sie in einer Sackgasse. Ein alter Mann mit schmutziger Kleidung saß dort auf einem Stapel alter Zeitungen und kaute mit wenigen Zähnen auf einem harten Stück Brot. Er sah sie an und lächelte ein zahnloses Lächeln.
"Mein Kind, du siehst so verloren aus. Setz dich doch und leiste einem alten Mann etwas Gesellschaft." sagte er und legte ein Stück saubere Pappe auf einen leeren Eimer.
Louya setzte sich zu ihm und er reichte ihr einen verpackten Schokoriegel.
"Der ist noch frisch, nicht so alt wie dieses Brot. Den hat mir heute erst ein junger Mann geschenkt. Schokolade hilft, wenn das Herz drückt."
Louya drehte den Schokoriegel in der Hand.
"Bist du nicht einsam, so alleine hier?" fragte sie ihn.
"Früher, da war ich einsam. Ich hatte eine Frau zu Hause und war viel arbeiten um Geld zu verdienen. Meine Frau wollte so gerne Kinder, aber wir hatten keine Zeit für Kinder. Wir haben gearbeitet und sind gereist und wir dachte, wir wären glücklich. Dann wurde sie schwer krank und starb und wir hatten die ganzen Jahre damit verbracht Geld zu verdienen um später mit einer Familie in einem Haus zu wohnen. Aber die Zeit war uns davon gelaufen. Seit ich hier auf der Straße lebe und jeden Tag einfach lebe, habe ich so viel mehr Zeit. Wenn ich allein sein will, dann ziehe ich mich zurück. Wenn ich Gesellschaft möchte, gehe ich auf die Straße und schaue den Menschen zu. Irgend einer findet immer Zeit um mit mir ein paar Worte zu sprechen. Und manchmal verirren sich auch Menschen hier her. Menschen, deren Herz schwer ist und die reden möchten. Nein, ich bin nicht einsam."
_________________ Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.
Lothar Zenetti, Was keiner wagt |
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Tine G. Schneckenpost
Alter: 43 Beiträge: 6
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20.09.2023 10:29
von Tine G.
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Ja, danke für den Tipp. Es ist beim rauskopieren wohl verloren gegangen. In meiner Datei sieht es etwas anders aus.
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HansGlogger Klammeraffe
H Alter: 65 Beiträge: 614 Wohnort: Bayern
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H 20.09.2023 11:18 Re: Auszug aus einem meiner "Werke" von HansGlogger
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Tine G. hat Folgendes geschrieben: |
"Ich verstehe die Menschen nicht. KEIN PUNKT " KOMMA fing sie an zu erzählen
...
Wahrheit zu verdecken oder zu verändern." SIEHE OBEN er sprach mit so einer Überzeugung, dass es auch ihr fast logisch erschien PUNKT Mit einem seeligen seligen Lächeln auf den faltigen Lippen schlief er für immer ein. |
Und dann bitte noch die Rechtschreibung gerade ziehen. Oben sind nur ein paar Beispiele. Zum Thema Satzzeichen und wörtliche Rede im Text gibt es viele Hilfeseiten. Manche Leser stört das so, dass sie sich erst gar nicht auf den Text einlassen.
_________________ Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.
Lothar Zenetti, Was keiner wagt |
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Dyrnberg Klammeraffe
Beiträge: 569 Wohnort: Wien
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20.09.2023 12:17
von Dyrnberg
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Unter "Urban Fantasy" hätte ich persönlich anderes erwartet. Etwas Düsteres. Daher irritierte mich der doch sehr kitschige Dialog mit dem Obdachlosen, um ehrlich zu sein.
Zugleich kann ich mir kaum vorstellen, dass ein vernunftbegabtes Wesen - auch wenn es bislang kein Mensch gewesen ist - keine These entwickelt, warum jemand aus Zuneigung lügen könnte. Das machte für mich die Sache irgendwie unrealistisch bzw. ich ärgerte mich über die Hauptfigur.
Wahrscheinlich bin ich schlicht nicht die Zielgruppe, da es mir zu spirituell erzählt ist.
_________________ Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman) |
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Tine G. Schneckenpost
Alter: 43 Beiträge: 6
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20.09.2023 14:58
von Tine G.
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Naja, Urban Fantasy ist ja praktisch unsere reale Welt, in die Wesen eingebaut sind, die es eben in der Wirklichkeit nicht gibt (Elfen, Feen, Magier, Hexen,...)
Ich hatte ja extra erwähnt, dass das Wesen nicht menschlich ist, es nie war. Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, dass es auch eigentlich nicht auf der Erde lebt.
Von der Zielgruppe her kann ich nichts dazu sagen, denn auch wenn ich über vierzig bin, zähle ich mich selbst eher zu Young Adult.
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6413 Wohnort: 50189 Elsdorf
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20.09.2023 16:35
von Ralphie
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Wäre es nicht besser, du würdest die Geschichte mit dem Namen der Protagonistin anstatt einem unpersönlichen Sie beginnen?
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Tine G. Schneckenpost
Alter: 43 Beiträge: 6
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20.09.2023 17:27
von Tine G.
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Ja, du hast recht, aber es ist ein Auszug und nicht der Beginn.
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Struwwelpeter Leseratte
Alter: 30 Beiträge: 157
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21.09.2023 16:11
von Struwwelpeter
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Es erinnert mich wirklich stark an spirituelle Kurzgeschichten. So viel Dialog (wobei es teilweise eher Monologe sind ) über ein Meta-Thema finde ich persönlich nicht sehr spannend. Obendrein war das Gesagte eher pauschal, als wäre sie ein kleines Mädchen. Geht es denn um Liebe? Und kann man sie das nicht lieber handelnd erfahren lassen? Und sie hat doch ein Konzept davon. Vor allem wenn sie schon so alt ist. Sie versteht nicht, warum Menschen derart anders sind. Weniger rein und wohlgesonnen, wenn ich das richtig lese.
Falls du gern spirituell schreibst, empfehle ich Paulo Coelho. Dann müssen die Figuren aber stark sein, nicht so betroffen, voller Scham (zu Unrecht, sie weiß es doch nicht besser) und hilflos.
Vielleicht hat diese Szene ja aber eine wichtige Funktion. Da müsste man den Kontext kennen. Und vielleicht hat sie nur einen schwachen Moment. Man muss mit deiner Hauptfigur sympathisieren. Gerade Jugendliche wollen sich identifizieren, aber dabei aufblicken. Wenn das die Zielgruppe ist.
Ich hatte letztens auch das Problem, dass man sich über meinen Protagonisten nur ärgern konnte, weil er zu charakterschwach war. Das fiel mir auf, als das Manuskript fertig war und die Testleser ihre Rückmeldung gaben. Blöd, dass es so spät war.
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Tine G. Schneckenpost
Alter: 43 Beiträge: 6
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21.09.2023 18:11
von Tine G.
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Dem Auszug ging eine Diskussion mit dem Vater des Jungen voraus, der von seinem Vater "angelogen" worden ist.
Die Hauptfigur selbst hatte vorher nicht viel mit Menschen zu tun und hatte sie nur als kurzlebige, schwache Kreaturen gesehen. Empathie ist ihr fremd. Und weil sie zu hochmütig war, war ihre Strafe, eben das menschliche Leben kennen und schätzen zu lernen.
Es ist vielleicht doch zu schwierig, das aus diesem Auszug zu lesen. Aber die eigentliche Geschichte umfasst knapp 20 DIN A 4 Seiten. 🤷♀️
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 391 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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22.09.2023 21:46 Re: Auszug aus einem meiner "Werke" von Drakenheim
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Tine G., aber in für Drakenheim leserlicher Form hat Folgendes geschrieben: |
Auszug aus "Todesengel"
Sie irrte in Gedanken durch die Straßen und landete in einer Sackgasse. Ein alter Mann mit schmutziger Kleidung saß auf einem Stapel alter Zeitungen und kaute auf einem harten Stück Brot. Er sah sie an und lächelte ein zahnloses Lächeln.
"Mein Kind, du siehst so verloren aus. Setz dich doch und leiste einem alten Mann etwas Gesellschaft."
Er legte ein Stück saubere Pappe auf einen leeren Eimer. Louya setzte sich zu ihm und er reichte ihr einen verpackten Schokoriegel.
"Der ist noch frisch, nicht so alt wie dieses Brot. Den hat mir heute erst ein junger Mann geschenkt. Schokolade hilft, wenn das Herz drückt."
Louya drehte den Schokoriegel in der Hand. "Bist du nicht einsam, so alleine hier?" fragte sie ihn.
"Früher, da war ich einsam. Ich hatte eine Frau zu Hause und war viel arbeiten, um Geld zu verdienen. Meine Frau wollte so gerne Kinder, aber wir hatten keine Zeit. Wir haben gearbeitet und sind gereist und wir dachten, wir wären glücklich. Dann wurde sie schwer krank und starb und wir hatten die ganzen Jahre damit verbracht, Geld zu verdienen um später mit einer Familie in einem Haus zu wohnen. Aber die Zeit war uns davon gelaufen.
Seit ich hier auf der Straße lebe und jeden Tag einfach lebe, habe ich so viel mehr Zeit. Wenn ich allein sein will, dann ziehe ich mich zurück. Wenn ich Gesellschaft möchte, gehe ich auf die Straße und schaue den Menschen zu. Irgend einer findet immer Zeit um mit mir ein paar Worte zu sprechen. Und manchmal verirren sich auch Menschen hier her. Menschen, deren Herz schwer ist und die reden möchten. Nein, ich bin nicht einsam." Der alte Mann schaute sie gütig an. "Aber du bist es, ich spüre es. Dich bedrückt etwas. Erzähle es mir, vielleicht kann ich dir ja helfen."
"Ich verstehe die Menschen nicht", fing sie an zu erzählen. "Sie streben nach Liebe, aber die, die sie lieben, die lügen sie an. Warum tun sie das?"
"Hast du schon einmal richtige Liebe gespürt? Ich meine, wenn du deinen Gegenüber anschaust und auch nach Jahren noch dein Herz vor Freude springt?", fragte er sie und sie überlegte.
Hatte sie jemals Liebe gespürt? Nein. Ihr Herz, sofern man einem körperlosem Wesen ein körperliches Organ zuschreiben könnte, ist vor Freude gesprungen, wenn sie etwas erreicht hatte. Eine Schlacht gewonnen oder einen Wettbewerb. Manchmal ist es aus Wut gesprungen und auch oft aus Hass. Aber Liebe hatte sie nie gespürt. Sie schüttelte mit dem Kopf.
"Du armes Kind. Liebe ist etwas wundervolles, aber sie kann auch genauso furchtbar sein. Trotzdem lohnt es sich, sein Herz für die Liebe zu öffnen", erklärte er und schaute versonnen. Sein faltiges und wettergegerbtes Gesicht wirkte auf einmal viel jünger.
"Wie kann Liebe schön sein, wenn sie doch furchtbar ist? Und wieso lügt man aus Liebe?" Sie rutschte ungeduldig hin und her.
"Ganz einfach: Wen du liebst, dem gibst du Macht. Die Macht das Beste in dir zu erwecken, aber auch die Macht dich zu verletzen. Liebe und Hass sind etwa gleich stark und sie können nur zusammen existieren. Wen du liebst, den willst du nicht verletzen und so kann es manchmal nötig sein, die Wahrheit zu verdecken oder zu verändern."
Er sprach mit so einer Überzeugung, dass es auch ihr fast logisch erschien und dennoch brannte diese Frage in ihr: "Warum lügt ein Vater seinen Sohn an? Warum sagt er, seine Mutter wäre im Himmel, obwohl sie in der Erde verottet?"
"Genau das ist Liebe! Der Vater liebt seinen Sohn so sehr und will ihn vor der unschönen Wahrheit beschützen. Er möchte, dass sein Sohn in den Himmel schaut, der wunderschön aussieht, bei Tag und bei Nacht, und dass er weiß, seine Mutter ist dort, an einem der schönsten Orte, die er sich vorstellen kann und denkt an ihren Sohn, wie es eine Mutter tun würde, die noch auf Erden lebt. Unter der Erde ist es dunkel und muffig. Wer möchte da schon gerne sein?" Er zeigte wieder ein zahnloses Lächeln.
"Und was ist, wenn der Sohn irgendwann herausfindet, dass die Mutter nicht im Himmel ist?" Sie hing förmlich an seinen alten Lippen. Er schien so viel zu verstehen, obwohl sie doch schon so viel länger lebte als er. Wie konnte das sein? Für einen Menschen schien er schon alt zu sein, aber verglichen mit ihrer Welt war sein Alter an Jahren nichts.
"Wenn der Sohn herausfindet, dass sein Vater ihn belogen hat und seine Mutter nicht im Himmel ist, dann hat er begriffen, dass sein Vater es aus Liebe tat und wird ihm dankbar für diesen Traum sein. Dann macht es dem Sohn nichts mehr aus, dass der Körper der Mutter in der Erde ruht, denn dann trägt er sie in seinem Herzen und dieser Ort ist noch viel schöner, als der Himmel."
Der alte Mann starrte ins Leere, als würde er sich erinnern. Louya begriff, was er sagte und war beschämt, dass sie so grob zu Josh war. Nicht nur Billy hatte seine Mutter verloren, auch er hatte seine geliebte Frau verloren und wünschte sich für sie den schönsten Platz, den er sich vorstellen konnte. Eine Träne lief über ihr Gesicht. Dieser alte Mann wusste soviel mehr als sie, ein Wesen, das schon tausende von Jahren existierte.
"Ich glaube, ich habe es verstanden. Ich danke dir. Ich möchte dir gerne einen Wunsch erfüllen", sagte sie und er schaute sie lächelnd an.
"Mein Kind, ich bin ein alter Mann. Ich brauche nichts. Der einzige Wunsch, den ich noch habe, ist der, friedlich einzuschlafen und wieder mit meiner Rosa vereint zu sein, bis in alle Ewigkeit."
Er sah glücklich aus, als er das sagte. Sie stand auf und legte ihre Hand auf seine Schulter. Diese Stelle schien kurz aufzuleuchten und sie verabschiedete sich von ihm. Mit einem seligen Lächeln auf den faltigen Lippen schlief er für immer ein. |
So, sorry, ich wühle mich nicht gern durch Textmauern. Ich habe deinen Auszug in eine (für mich) besser lesbare Form gebracht. Falls die Schreibfehler Absicht waren, bitte wieder einbauen
Ja, also ... Es ist ein Auszug, also fehlt einfach das Drumherum. Reicht mir das, was darin steht? Ich muss gestehen, mich reißt das nicht vom Hocker. Für ein Wesen, das tausend Jahre alt ist, bringt sie erstaunlich wenig eigene Perspektive mit sich. Und das Verhalten des Obdachlosen entspringt weniger seiner Motivation sondern mehr den Bedürfnissen der Prota an dieser Stelle der Geschichte. Damit wirkt das Treffen arrangiert und unglaubwürdig. Zumindest in diesem Auszug. Vielleicht gibt es zu ihm auch eine Hintergrundinfo (z. B. er ist ein Agent der strafenden Instanz), die sein wenig natürliches Verhalten erklärt.
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IngoK75 Gänsefüßchen
I Alter: 48 Beiträge: 15 Wohnort: Hamburg
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1241 Wohnort: An der Elbe
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29.09.2023 21:13
von Arminius
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Aus dem Zusammenhang herausgelöste Textfragmente sind leider meist schwer zu bewerten. Mir geht es ähnlich wie den anderen RezipientInnen.
Der Dialog hat etwas von einem Gespräch zwischen Lehrer und Schüler in einer antiken Philosophenschule. Am Ende gleitet er ins Mystisch-Esoterische ab. Die überirdische Sterbehilfe ist nicht so mein Fall.
Noch ein Tipp: nach dem Hochladen des Textes hast Du die Möglichkeit, ihn - falls nötig - neu zu formatieren. Das kostet ein wenig Zeit, aber das sollte uns ein flüssig lesbarer Text wert sein.
_________________ A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa) |
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