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Gemma Inc.


 
 
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KarlKaiser
Geschlecht:männlichSchneckenpost
K

Alter: 42
Beiträge: 11



K
Beitrag13.11.2022 23:03
Gemma Inc.
von KarlKaiser
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin Moin! Smile

Als Einstand hier der Anfang der Geschichte, an der ich gerade schreibe.
Ich hoffe das mit der Formatierung geht so in Ordnung.

Insgesamt ist der Text schon länger, über 3000 Wörter. Ich habe auch die Storybeats soweit fertig und im Backlog eine Erweiterung der Geschichte, die für einen Roman reichen würde. Ob es dazu kommen wird sei aber dahingestellt.

Hier nun der Anfang, vor allem verbunden mit den großen Fragen:
Taugt es etwas? Hat mein Schreiben Potential?

Wie gesagt, das hier ist lediglich der Anfang des ersten Kapitels, um nicht das Forum zuzuspammen.
Um eine Länge zu planen fehlt mir die Erfahrung, es ist der erste Text den ich anderen Menschen zeige und den ich nicht beim zweiten Mal anschauen weggeworfen habe.

KarlKaiser hat Folgendes geschrieben:
Ein leises Knistern erfüllte den Raum, untermalt von einem leichten Rauschen. Es
klickte, surrte mechanisch und der einem Grammophon nachempfundener
Schallplattenspieler begann die sanften Töne eines Klavierstücks abzuspielen.
Durch ein großes Fenster fiel das blaue Licht eines marsianischen
Sonnenuntergangs auf dicken Teppich, kleine Staubteilchen trieben glitzernd
durch den Raum. Aus einem Weinglas auf dem Beistelltisch neben einem ledernen
Ohrensessel stieg ein frischer, säuerlicher Geruch. In diesem Sessel saß Aurora,
eingewickelt in ein riesiges Handtuch, und hatte die Augen geschlossen. Ein
Tropfen Wasser lief aus einer nassen Haarsträhne ihre Wange hinab und
hinterliess eine kühle Spur.

Sie öffnete die Augen, nahm das Weinglas in die Hand und betrachtete das sich im
Wein spiegelnde Licht der untergehenden Sonne, das ihn lila erschienen ließ.
Heute war der letzte Abend. Sie versuchte, sich den Raum genau einzuprägen. Das
dunkle Holz der hohen Regale voller Bücher, die gläsernen Vitrinen mit den
fremdartigen Artefakten. Den schweren Teppich, in dem ihre nackten Füße
versanken. Die angenehme Weichheit des Ledersessels, in dem sie saß. Den großen
Schreibtisch des alten Mannes auf der anderen Seite des Zimmers. - "Aurora, es
ist Zeit zu Schlafen. Es verbleiben acht Stunden und dreißig Minuten bis zur
nächsten Weckzeit."

Die Hausintelligenz Sam schaffte es, den Moment der Ruhe zunichte zu machen. Mit
einem Seufzer stand sie auf, stellte das Glas zurück auf den Tisch, strich die
entflohene braune Locke zurück unter den Handtuchturban und verließ die
Bibliothek durch eine leise aufgleitende, automatische Tür gegenüber des nun
schon leicht fahl wirkenden Sonnenuntergangs.

Ihr Weg führte durch helle, warm erleuchtete Gänge in Richtung ihres
Hygieneraums. Das Geräusch ihrer nackten Füße auf dem makellos weißen Boden
brachte Aurora zum lächeln. Patsch, Patsch. Bald würde ein neues Leben für sie
beginnen. Falls alles so kam wie geplant, sogar ein gutes Leben. Die Hoffnung
stirbt bekanntlich zuletzt, dachte sie mit einem Anflug von Bitterkeit.

Als Aurora das Zimmer einige Zeit später wieder betrat trug sie ihren blauen
Mehrzweckoverall. Sie bemerkte ein Leuchten, mit dem die Projektion des
Holoschirms den Schreibtisch des alten Mannes in ein grünes Licht tauchte, das
in Kontrast zum nur noch schwachen türkis der untergehenden Sonne stand. Sie
zögerte kurz. Wer sollte dem alten Mann schreiben? Sie hatte Sam vor drei Tagen
angewiesen, die Nachricht über seinen Tod an die Behörde auf der Station im
Orbit zu melden. Hatte jemand vergessen, die Zustellung von Nachrichten an den
alten Mann zu deaktivieren? Unwahrscheinlich, so etwas würde automatisiert
ablaufen. Und das bedeutete, die Nachricht war für sie.

Aurora schluckte schwer. Sie wandte sich ab, ging zu dem Glas neben dem Sessel
stellte sich mit dem Rücken zum Tisch und nahm einen großen Schluck. Es
schmeckte wundervoll. Sie drehte das Glas in den Fingern. Lächerlich, dieses
eine Glas war mehr Credits wert als die meisten Arbeiter im Jahr verdienen
würden. Aber sie war auch nicht böse, ihn trinken zu dürfen. Sie trat an den
Schallplattenspieler, nahm den Tonarm und legte ihn auf die kleine Ablage neben
dem Plattenteller, stellte das Gerät aus. Drehte sich dann zu dem grünlichen
Leuchten um. Hinauszögern würde auch nichts helfen. Nun denn.

Code:
Neue Nachricht für: Aurora Tamra


Die Nachricht war wirklich für sie. Sie stellte das Glas ab und setzte sich auf
die Kante des antik wirkenden Schreibtischstuhls. Verflucht.
Nur eine offizielle Stelle würde ihr über den Computer des alten Mannes
schreiben, und ihr fiel kein einziger positiver Anlass ein, aus dem das
passieren sollte. Aurora wollte die Nachricht nicht lesen. Gab es Probleme mit
dem Shuttle in den Orbit? War der anschließende Transplanetarflug verspätet?
Oder sollte etwa... Nein, würde sie mit dem Tod des alten Mannes in Verbindung
gebracht hätte man ihr keine Nachricht gesendet. In dem Fall würde sie eine
Unterhaltung der unfreundlichen Art in irgendeinem Shuttle auf dem Weg zurück
zum orbitalen Gefängniscluster 22 führen.

Sie hatte es über ein Jahr in diesem riesigen Komplex ausgehalten, nur in
Gesellschaft des alten Mannes, und hatte sein Launen ertragen. Seine herrische
Art, die Demütigungen. Sie hatte es sich verdient, nun gehen zu dürfen. Sie
trank langsam den Wein aus, ließ sich Zeit. Er schmeckte weiterhin hervorragend.
Nur unbeschwert genießen konnte sie ihn nicht. Allein die Existenz einer
Nachricht an sie persönlich flösste ihr Angst ein.

Als sie das Glas wenige Minuten später leer auf den Tisch stellte war die Sonne
bereits so gut wie untergegangen. Sie beugte sich vor. Das grüne Licht des
Holoschirms ließ ihr Gesicht kränklich wirken. Sie tippte das Bedienfeld an und
eine Nachricht erschien.

Code:
Hallo Aurora Tamra,

vielen Dank für die Meldung über die Veränderung ihres Beschäftigungsverhältnisses.
Wir konnten unter Wahrung der vertraglich festgelegten Frist eine Wiederherstellung des Verhältnisses erwirken.
Die Wiederherstellung des Beschäftigungsverhältnisses beginnt mit Ablauf von 48 Sol-Stunden nach Versand dieser Benachrichtigung.
Eine Stornierung etwaiger von ihrer Seite aus im voraus bereits gebuchten Orbital- und/oder Interplanetartransfers wurde automatisch veranlasst.
Die Bestätigung hierüber erhalten sie in einer seperaten Nachricht.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg!

GemmaCorp Inc.


Aurora ließ sich im Stuhl zurückfallen, sackte zusammen und starrte auf den
Holoschirm. Sie atmete ein und stieß die Luft scharf aus. Ihr Gesicht und Finger
fingen an zu kribbeln. "Jetzt kein Panikanfall! Reiß dich zusammen!" befahl sie
sich in Gedanken selbst. Sie begann langsam und kontrolliert Luft in ihre Lungen
zu ziehen und wieder auszuatmen. Zwang sich, nach und nach ruhiger zu werden.
Tiefer atmen. Sie schloß die Augen, konzentrierte sich und wartete, bis der
erste Schock vorüber war.

Ihr war fast schlecht. Sie hatte so lange daran gearbeitet, endlich frei zu
sein. Hatte Stunden im Labor verbracht, in aller Heimlichkeit Zeit bei den ihr
aufgetragenen Arbeiten eingespart und für ihre eigenen Zwecke genutzt. Mehr als
einmal hatte der alte Mann Verdacht geschöpft, mehr als einmal wäre ihr Plan
fast aufgedeckt worden und doch hatte sie es bis hierhin geschafft. Hatte es
geschafft ihn... Der Gedanke fiel ihr immer noch schwer. Aber es zu beschönigen
half auch nicht. Selbst wenn sie moralisch gesehen im Recht war, selbst wenn
jeder andere Mensch in ihrer Situation genauso gehandelt hätte. Aurora flüsterte
zu sich selbst: "Ich habe den alten Mann getötet."

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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag15.11.2022 18:06

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo
Ich habe deinen Text gerne gelesen. Dein Schreibstil ist gut und lässt sich flüssig lesen. Schon in dem kurzen Textteil stellen sich Fragen, die Interesse erzeugen und zum Weiterlesen motivieren.

Ein paar Anmerkungen habe ich trotzdem.
Dein Text ist SF (Mars, etc.), allerdings kommt für mein Gefühl die SF etwas zu kurz. Eher wird das Gefühl eines klassischen Krimis erzeugt.
Warum:
Das "luxuriös altertümliche" Zimmer wir ausführlich beschrieben, aber vom Mars nur etwas blaues Licht.
Ein riesiger Komplex, nur mit 2 Mitarbeitern auf dem Mars wirkt etwas unglaubwürdig.
Duschen nach alter Art im 23. Jahrhundert auf dem wasserlosen Mars?
Kommunikation wirkt auch altertümlich. Schreibtisch mit Bildschirm.
Der Mord wird nicht bemerkt und obwohl sie widerrechtlich? im Direktionszimmer wohnt, bekommt sie auch die Mail dorthin.
Sie ist in einer Art Sklavenvertrag?, der nur durch Mord beendet werden kann?
Diese Punkte stören mich etwas.
Ist nur mein persönlicher Eindruck als jahrzehntelanger SF Leser.

Viel Spass bei der weiteren Ausarbeitung.

Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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KarlKaiser
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K

Alter: 42
Beiträge: 11



K
Beitrag16.11.2022 09:30

von KarlKaiser
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Vielen Dank für Deine Anmerkungen Werner, das hat mich wirklich sehr gefreut!

Ich habe auf alle Deine Fragen eine Antwort und freue mich, dass Du sie stellst. Sie sollen auch alle im Laufe der Geschichte beantwortet werden.
Gerade die Frage nach dem "Sklavenstatus" ist eine zentrale Frage und der eigentliche Treiber der Geschichte.
Nichts daran ist rechtlich in Ordnung, es ist eigentlich eine Form der Zwangsarbeit.

Nachdenklich macht mich, dass es störend wirken kann "alte Welt" und SciFi zu mischen. In meinem Kopf spukte hier die Fernsehserie Firefly herum, die eine Mischung aus Western und Science Fiction ist.
Der Hintergedanke ist, dass wenn auch das meiste sehr modern ist viele das was man heute wohl Retro oder Vintage nennen würde schick finden und es in einigen gesellschaftlichen Kreisen In ist.

Meinst Du es ist zu verwirrend, damit anzufangen? Ist es abschreckend für dich?
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag16.11.2022 12:19

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo,

Dieses Retro Szenario ist ja auch OK. So etwas wird gerne benutzt, z.B. in den Hyperion Gesängen von Dan Simmons.
In deinem Text kam mir nur der SF Teil etwas zu kurz. Ev. etwas mehr Beschreibung der Mars Umgebung, um das Szenario für den Leser fühlbarer werden zu lassen.

Gruß Werner


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Gruß, Werner am NO-Kanal
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Dyrnberg
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Beitrag16.11.2022 12:49

von Dyrnberg
Antworten mit Zitat

Zitat:
"Ein leises Knistern erfüllte den Raum, untermalt von einem leichten Rauschen. Es klickte, surrte mechanisch und der einem Grammophon nachempfundener Schallplattenspieler begann die sanften Töne eines Klavierstücks abzuspielen. Durch ein großes Fenster fiel das blaue Licht eines marsianischen Sonnenuntergangs auf dicken Teppich, kleine Staubteilchen trieben glitzernd durch den Raum. Aus einem Weinglas auf dem Beistelltisch neben einem ledernen Ohrensessel stieg ein frischer, säuerlicher Geruch.


Ich geh mal stilistisch rein und stelle die Frage: Warum so viele Adjektive? Und warum so schwache Adjektive wie "leichtes" Rauschen? Soll heißen - und sehr subjektiv: Mir würde der erste Satz wie folgt besser gefallen:

"Ein leises Knistern erfüllte den Raum, untermalt von einem Rauschen."

Nicht falsch verstehen: Manche Lesenden lieben diesen Stil. Mir persönlich sind es in diesem Absatz zu viele. Vielleicht könnte man ein paar streichen? Statt "großem Fenster" etwa "Panoramafenster". Oder: Staubteilchen sind wahrscheinlich immer klein, oder? etc.

Das Retro-Setting sehe ich als unproblematisch, denn: Sci-Fi-Leser kennen diese Art von Setting aus zig Büchern und Serien. Man denke an den bereits genannten Dan Simmons. An Andreas Brandhorst. Oder auch an Captain Picard und sein Teetrinken in beschaulicher Ruhe - mitten auf einem Raumschiff.


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Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman)
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finest.fire
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Beitrag16.11.2022 14:32

von finest.fire
Antworten mit Zitat

Tut mir leid, ich muss mich meinem Vorredner anschließen.
Ich selbst kann Adjektive gar nicht gut leiden, aber wenn, dann bitte nicht solche beliebigen, sondern plastische Adjektive, die machen, dass man es sich vor seinem inneren Auge genau vorstellen kann. Ich habe nicht bis zum Ende gelesen, kann also über die Story nichts sagen.

Zum ersten satz (Bitte als konstruktive Kritik aufnehmen)
"leises" und "leichtes" in einem Satz - klingt nicht gut. Wenn du eine Alliteration machen möchtest, dann muss die wirklich etwas betonen. Überhaupt, ich sage es immer wieder, der erste Satz muss BÄÄÄÄMMM.
Wenn die Klangkulisse wirklich so wichtig ist, dann musst du sie anders beschreiben.
Vorschlag:
Zuerst war da ein erwartungsvolles Knistern. Es erfüllte den ganzen Raum und überdeckte das beinahe unhörbare Rauschen. Beides wurde schließlich vom klickenden, surrenden Geräusch einer Mechanik durchschnitten. Der Apparat erinnerte ....

Irgendwie habe ich das Gefühl du hast eine Story und hast auch eine Szenerie vor Augen, die du zu beschreiben versuchst,  aber du hast den Zugang zu deiner eigenen Sprache noch nicht gefunden. Sei ruhig etwas mutiger und individueller!
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KarlKaiser
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Beiträge: 11



K
Beitrag23.11.2022 15:22

von KarlKaiser
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Vielen Dank für eure Antworten.

Ich habe mir ein wenig Zeit genommen um darüber nachzudenken und ja, ihr habt Recht. Gerade das Finden der eigenen Sprache ist so eine Sache.
Ich mag es wenn Geschichten sich leicht und fließend anfühlen, aber viele blumige bunte schöne leichte besondere Adjektive bringen es wohl nicht. Mr. Green

Ich bin noch nicht sicher, was ich damit mache, umschreiben oder wegwerfen und neu anfangen. Mal sehen. Vielen Dank für das Feedback!
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kioto
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Beitrag23.11.2022 15:36

von kioto
Antworten mit Zitat

KarlKaiser hat Folgendes geschrieben:
Ich bin noch nicht sicher, was ich damit mache, umschreiben oder wegwerfen und neu anfangen.


Wenn du von der Geschichte insgesamt selber überzeugt bist, dann versuche auf jeden Fall, sie zu Ende zu bringen.
Egal, wie ausgefeilt der Stil im Augenblick ist, eine vollendete Geschichte ist immer besser als eine abgebrochene.
Und beim Überarbeiten kannst du viel an Stil und Ausdruck feilen, wenn das Grundgerüst tragfähig ist.

Schicke deinen inneren Kritiker erst mal in die Wüste und schreibe weiter, der Rest kommt mit der Zeit.


_________________
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Gruß, Werner am NO-Kanal
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KarlKaiser
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Beiträge: 11



K
Beitrag23.11.2022 18:43

von KarlKaiser
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Das ist gar nicht so einfach, der Kritiker hat sich irgendwann in meiner Wade festgebissen. Aber ich gebe mir Mühe, danke für die Schubsung. smile
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finest.fire
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Beitrag23.11.2022 21:43

von finest.fire
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Ich wollte nochmal betonen, dass ich durchaus glaube, dass du eine (gute) Geschichte zu erzählen hast.
Es gibt viele gute Schreibratgeber mit Übungen. Du könntest zB alle Adjektive mal streichen. Oder kürzen, oder aus einer anderen Perspektive erzählen oder oder

Nur Mut! Das kann noch gut werden, vllt sehr gut!
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etcetera
Leseratte


Beiträge: 157



Beitrag12.12.2022 16:24

von etcetera
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Hi,
Retro? Altertümliche Accessoires etc.?
Diese Fragen halte ich für irrelevant und spielen nur für einen kleinen Kreis unter den SF-Anhängern eine größere Rolle. Auch der Alternativ-Welten-Roman gehört zur SF und muß keineswegs in einer technisierten Zukunft spielen. Ein Beispiel wäre auch der Klassiker Ubik von Ph. K. Dick, in welchem der Protagonist immer tiefer in die Vergangenheit zurückfällt. Ich könnte mir auch einen SF vorstellen, in dem sich die Menschen vom Technologie- und Fortschrittswahn befreit haben und ein Leben im Schoße der Natur vorziehen. Der moderne SF muß sich nicht mehr strikt an den vorherrschenden Wissenschaftsmodellen orientieren, er kann völlig spekulativ sein, um dennoch als SF allgemein Anerkennung zu finden.
Entwickelt sich die Zivilisation tatsächlich in der gleichen und ständig beschleunigten Art und Weise weiter? Kann es nicht auch Rückschläge geben, Kehrtwendungen und Umbrüche? Was, wenn Klimawende und kosmische Strahlung die Zivilisation bis auf einen kleinen Rest zerschlagen und die Menschen ganz von vorn anfangen müssen? Was könnte ein echter Kontakt bewirken? Wie groß wird der Einfluß von Mikroorganismen auf die Entwicklung, kann der Mensch überhaupt die Kontrolle behalten?
Wozu also solche Fragen nach Stilkonformität und scheinbarer Plausibilität? Gute Science Fiction-Autoren erweitern, verändern und hinterfragen die Realität, und damit auch die Vorstellungen von Fortschritt und Entwicklung!
mfg

Übrigens: ich finde Deinen Text ganz ordentlich und habe ihn gern gelesen!
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KarlKaiser
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K

Alter: 42
Beiträge: 11



K
Beitrag20.12.2022 22:39

von KarlKaiser
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etcetera hat Folgendes geschrieben:
Übrigens: ich finde Deinen Text ganz ordentlich und habe ihn gern gelesen!


Vielen Dank! Smile

Im Moment baue ich den Anfang um, soweit ich es zeitlich schaffe.
Das "altertümliche" wird bleiben, und es freut mich, dass es Dir gefällt.

Es gibt dazu auch einen Hintergrund der mehr ist als nur Stimmung, ein wenig Worldbuilding habe ich schon betrieben, auch wenn es keine "Hard SciFi" wird versuche ich doch, alles in sich logisch zu gestalten.

Im Prinzip basiert die Gesellschaft aufgrund technologischer und medizinischer Errungenschaften auf zwei Klassen, die aber im Grunde zufrieden sind, also keine Geschichte über Unterdrückung. Naja, nicht vordergründig und nicht so direkt zumindest.

Ich lese hier im Forum hauptsächlich mit, vor allem da ich ja wirklich blutiger Anfänger bin  und zusehen und lernen manchmal eine gute Wahl ist. Umso mehr freut es mich, wenn Menschen sich die Mühe machen meine Texte zu lesen und dazu sogar etwas zu schreiben. Smile
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etcetera
Leseratte


Beiträge: 157



Beitrag21.12.2022 06:19

von etcetera
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Karl, es ist sehr wichtig, selbst zu schreiben, nur das bringt dich wirklich voran und erzeugt die nötige Disziplin (das allerwichtigste beim professionellem Schreiben), lesen bringt da sehr wenig.

Du hast es sicher schon erfahren: Achte auf den sparsamen Gebrauch der Adjektive, z.B. ist Knistern immer leise, braucht man also nicht erwähnen, nur wenn es ein ungewöhnlich lautes Knistern ist, dann sollte man es sagen. Schau auch mal, was du mir geschrieben hast, dort schreibst du ja auch nicht: nette kleine Geschichte oder einen feinen, sensiblen Hintergrund oder possierliche Menschen etc. Versuche also, diese natürliche Sachlichkeit zu bewahren.
Im Erzählmodus übermannt es einen eben, ich weiß nicht genau warum, vielleicht, weil man etwas ganz besonderes erschaffen möchte oder die Inspiration mit einem durchgeht? Ein wirkliches Problem erkenne ich bei Dir aber nicht. Ich weiß auch, daß nicht jede Erzählung sachlich klingen muß. Adjektive helfen bei vielen Dingen, z.B. wenn man Feinheiten darlegen möchte, oder bestimmte Formen von Humor oder Ironie. Trotzdem: Aufpassen, es ist eine Gradwanderung.

Was mich persönlich ein klein wenig stört, sind plumpe Phrasen wie: die Hoffnung stirbt zuletzt, würde ich persönlich nicht verwenden. (Es stimmt ja auch nicht, was hier aber wurscht ist)
Für mich unverständlich ist der Satz:  
Zitat:
Sie bemerkte ein Leuchten, mit dem die Projektion des Holoschirms den Schreibtisch des alten Mannes in ein grünes Licht tauchte

Soll es heißen, daß die Projektion des Holoschirms ein Leuchten erzeugte? Oder steht da etwas herum, nämlich ein sogenanntes „Leuchten“, das da etwas undefinierbares mit Holoschirme und Schreibtische anrichtet? Ich ahne natürlich was du meinst, aber es bringt mich ganz schön aus dem Konzept. Ich glaube, daß es dir ähnlich ging, denn beim Nachfolgendem muß man auch erst ein wenig überlegen, was Du gemeint hast, man entschlüsselt es, aber es stoppt für einen Moment den freien Lesefluß (und das schon dann, nachdem man sich aus der ersten Verhedderung gerade befreit hat).
Zitat:
Ihr Gesicht und Finger fingen an…
sag, klingt es nicht auch für dich ein wenig seltsam? Laß das erzählende „Ihr“ dort weg, verlagere es: Gesicht und Finger fingen ihr an zu kribbeln. Finger und fingen beißen sich, warum nicht Hände? Oder besser: Sie spürte im Gesicht und an den Händen ein Kribbeln
Zitat:
"Jetzt kein Panikanfall! Reiß dich zusammen!" befahl sie sich in Gedanken selbst.

Es ist ein innerer Monolog, keine wörtliche Rede (oder sitzt sie da und sagt es laut? Wenn, dann muß es aber klar zu ihrer Person passen und solche Selbstgespräche öfters vorkommen, sonst wäre es eher eine etwas groteske Szene). Um einen inneren Monolog darzustellen, gibt es unterschiedliche Methoden, ich löse es so:
Sie zwang sich zur Ruhe. Jetzt bloß kein Panikanfall, ich muß mich zusammenreißen. Wie ging das noch? Langsam und kontrolliert atmen, ja, war es. Langsam und tief hinein und langsam wieder hinaus. Sie schloß die Augen, konzentrierte sich und wartete, bis der…
Aber mach weiter, ich sehe, du hast eine ansprechende, kreative Ausdrucksweise, noch nicht geschult, aber du kannst daraus ein echtes Werkzeug machen, jedoch nur durch praktisches Engagement!
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