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Warum – Ein Beitrag zur Kindererziehung.


 
 
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
H

Alter: 65
Beiträge: 614
Wohnort: Bayern


H
Beitrag12.03.2022 23:10
Warum – Ein Beitrag zur Kindererziehung.
von HansGlogger
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Drei Personen abends im Wohnzimmer. Vater, Mutter und Sohn, zwischen drei und vier Jahre alt. Im Fernseher läuft gerade die Tagesschau. Vater hält eine halbvolle Bierflasche in der Hand.
 


Sohn: Papa, ich will im Garten spielen.
Vater: Es ist doch schon dunkel.
Sohn: Warum?
Vater: Weil es jetzt Nacht ist.

Die Mutter seufzt leise.
 
Sohn: Papa, warum ist Nacht?
Vater: Weil die Sonne untergegangen ist.
Sohn: Wo ist die Sonne jetzt?
Vater: Weg, untergegangen halt. Sie scheint jetzt woanders.
Sohn: Warum?

Der Vater schaut auf den Bildschirm und sagt nichts.
 
Sohn: Papa, warum ist die Sonne weg?
Vater: Am Abend geht die Sonne immer weg und es wird dunkel.
Sohn: Papa, ist die Sonne jetzt in die Erde gegangen?
Vater, etwas erleichtert: Ja

Der Vater schaut wieder auf den Bildschirm.
 
Sohn: Ich will jetzt auch in die Erde gehen.
Vater: Das geht nicht!
Sohn: Warum kann die Sonne in die Erde gehen und ich nicht?
Vater: Ich weiß es nicht.
Sohn: Warum weißt du nicht?
Vater: Ich weiß es nicht. Frag doch Mama. Ich will jetzt die Nachrichten sehen.
Mutter: Na Bravo. Du erzählst dem Kind Unsinn. Und wenn du nicht mehr weiter weißt, schickst du ihn zu mir. Ein toller Vater bist du!

Der Vater seufzt.
 
Vater: Ich will jetzt die Nachrichten sehen.
Sohn: Papa, warum schimpft Mama dich?
Vater: Mama hat nicht geschimpft. Mama hat nur laut gesprochen.
Sohn: Warum hat Mama laut gesprochen?
Vater: Ich weiß es nicht.
Sohn: Warum weißt du es nicht?

Der Vater schweigt.
 
Sohn: Mama, warum hast du laut gesprochen?

Die Mutter gibt keine Antwort.
 
Sohn, lauter: Papa, warum?
Vater: Weil sie heute etwas nervös ist.
Mutter: Ja mein Lieber. Überlasse die Kindererziehung nur mir. Trink du am Abend eine Flasche Bier nach der anderen. Du musst ja den ganzen Tag so hart arbeiten im Büro und ich mach ja nur den Haushalt.
Sohn, strahlend: Papa, aber jetzt hat Mama geschimpft!

Der Vater schweigt.
 
Sohn: Papa, warum schimpft Mama dich? Warst du böse?

Der Vater nimmt eine Orange.
 
Vater: Also pass‘ auf ich erkläre dir das jetzt mal.

Er führt ihm die Orange im Kreis um den  Kopf. Der Sohn lacht.
 
Vater: Dein Kopf ist jetzt die Sonne und die Orange ist die Erde.

Der Vater führt nochmals die Orange um den Kopf des Jungen und versucht dabei die Orange um ihre eigene Achse zu drehen, was zu komischen Verrenkungen führt. Der Sohn lacht wieder.
 
Vater: So dreht sich die Erde um sich selbst und um die Sonne. Und deshalb geht auf der Erde die Sonne unter und wieder auf.
Sohn: Warum unter?
Vater: Weil die Menschen, die hinten auf der Orange sind, die Sonne nicht sehen.

Er hält die Orange nochmals vor das Gesicht des Jungen.
 
Sohn: Warum nicht sehen?

Der Vater sagt nichts.
 
Sohn lauter: Papa, warum nicht sehen?
Vater: Weil es halt so ist.
Sohn laut: Papa, warum?
Vater: Ich weiß es nicht, lass mich jetzt in Ruhe! Ich erkläre es Dir morgen, okay.

Er trinkt die Bierflasche leer. 

Sohn: Mama, warum?
Mutter: Ganz toll, wie du dir Mühe gibst, deinem Sohn etwas erklären. Wirklich gut.
 
Sohn: Papa, warum dreht die Erde die Sonne?
Vater: Nein, die Erde dreht sich um die Sonne.
Sohn: Warum dreht sich die Erde die Sonne?
 
Vater, mit einem Seitenblick auf Mutter:
Weißt du, die allgemeine Relativitätstheorie besagt, dass die Masse der Sonne eine positive Raumkrümmung bewirkt und

Die Mutter seufzt.
 
Sohn: Warum wirkt ?

Der Vater: Also Einstein ist vielleicht doch etwas kompliziert. Bleiben wir bei Newton. Die Sonne übt auf die  Erde eine Gravitationskraft aus. Und

Die Mutter stöhnt.
 
Sohn: Warum die Sonne aus?
Der Vater: Und die Zentrifugalkraft der Erddrehung bewirkt

Die Mutter stöhnt nochmals.
 
Sohn: Papa, ist Mama jetzt sauer?
Vater: Frag sie doch!
Sohn: Mama, warum bist du sauer?

Die Mutter sagt nichts.
 
Vater: Willst du die Frage deines Sohn nicht beantworten?
Mutter: Ich bin nicht sauer.
Sohn: Warum nicht?

Mutter bleibt stumm.
Der Vater schüttelt den Kopf und grinst in sich hinein.

 
Sohn, diesmal laut: Mama, warum bist du nicht sauer?
 
Der Vater greift zur Fernbedienung und schaltet durch die Kanäle, bis ein
Zeichentrickfilm kommt.


Vater zum Sohn: Schau mal!

Der Sohn schaut kurz auf dem Bildschirm.
 
Sohn: Mama, warum jagt die Katze die Maus?

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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
M


Beiträge: 340



M
Beitrag13.03.2022 12:21

von Murnockerl
Antworten mit Zitat

Deprimierend. Zugleich hat mir der Dialog aber auch ein Schmunzeln entlockt. Ich mag den Rhythmus und Sog.
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Romy
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
R

Alter: 25
Beiträge: 22
Wohnort: Niederbayern


R
Beitrag13.03.2022 13:33

von Romy
Antworten mit Zitat

Hallo HansGlogger,

gerne probiere ich mich an einem Feedback:

Protagonisten: deine Personen wirken alle sehr real. Ihre Aussagen klingen echt und nicht gestellt. Beide Eltern kommen genervt herüber, was du wahrscheinlich auch beabsichtigt hast. Der Ehestreit wird sichtbar und bleibt auch realistisch, also nicht zu übertrieben oder so. Der Junge verhält sich wie Kinder in seinem Alter und man bekommt Mitgefühl für ihn. Einziges Manko an deinen Figuren ist, dass du dich an Stereotypen orientierst: das Klischee der zerstrittenen Eltern, mürrischer Vater, der lieber fern sieht und Bier trinkt, eingeschnappte Hausfrau usw. Dies kann aber durchaus auch von dir als Stilmittel beabsichtigt sein.

Stil: Dein Text ließt sich flüssig und leicht. Ich konnte dir stets gut folgen, bis auf die Physik-Themen Smile

Geschichtenaufbau: Ich durfte bei deiner Geschichte schmunzeln, allerdings wurde sie mir zu lang. Aufgrund der Einfältigkeit wird vieles vorhersehbar und teilweise war ich selbst genervt von den Fragen des Jungen. Es gibt auch leider keinen Höhepunkt. Aus deiner Sicht würde ich etwas kürzen.
Zurück lässt mich noch die Frage, was du Aussagen möchtest. Soll es nur unterhalten? Dafür empfinde ich die Geschichte als zu deprimierend. Vielleicht baust du noch weitere Andeutungen ein z.B. deutet die Mutter eventuell an, dass der Vater fremdgeht oder ähnliches. Somit käme Spannung auf, ob sich die Situation weiter zuspitzt und es eventuell zur Trennung kommt. Aber das ist jetzt nur mein spontaner Einfall.

Liebe Grüße
Romy
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WSK
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1814
Wohnort: Rinteln
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Beitrag13.03.2022 13:44

von WSK
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Für einen 3-jährigen ist der Sohn viel zu schlau. Ich denke, er sollte mindestens vier sein.

In der Gesamtschau ist der Vater, abgesehen von der Sauferei, gar nicht so übel. Ich war echt überrascht, als er die Orange vorgeholt hat, ich dachte vorher er pfeffert ihm gleich eine. Die Mutter war dagegen eher zickiger und destruktiver.

Ich frage mich, was bei den beiden im Bett noch geht.
Entweder gar nix, oder er macht sich besoffen über sie her und sie erträgt es, damit er ihr nicht das Haushaltsgeld kürzt.
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
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Alter: 65
Beiträge: 614
Wohnort: Bayern


H
Beitrag13.03.2022 15:32

von HansGlogger
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@alle
zur Erklärung. Den  Text habe ich 1998 geschrieben, unser Großer war damals knapp vier, er hat später Physik studiert, dann abgebrochen und danach Maschinenbau (Mechatronik) und nun endlich abgeschlossen Smile
Natürlich hat ein solcher Abend nie stattgefunden. Das Klischeehafte mag auch dem Alter des Textes geschuldet sein.

Also deprimierend sollte die Geschichte nicht wirken, sondern aufheiternd und anregend. Der junge Mann erkennt fragend die Welt, er interessiert sich nicht nur für die Natur (Sonne) sondern will auch die Kommunikation zwischen den Eltern verstehen. Beim Weiterfragen:
"Warum ist das so?"
"Ich weiß es nicht."
"Warum weißt du es nicht?"
erreicht der erwachsene Verstand bald eine Grenze, an der er aufhört zu fragen, weil er weiß, dass es keine Antwort mehr gibt. Das Kind fragt weiter und weiter und stellt uns damit die Frage, ob wir vielleicht als Bequemlichkeit oder Resignation zu früh aufgehört haben mit unseren Fragen.
Einstein hat mal gesagt:
„Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. “
Zitat:
https://www.helles-koepfchen.de/artikel/1187.html


Das sollte dann der Höhepunkt oder Kern der Geschichte sein, den ich noch etwas ausbauen muss.
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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
M


Beiträge: 340



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Beitrag13.03.2022 15:53

von Murnockerl
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Zitat:
erreicht der erwachsene Verstand bald eine Grenze, an der er aufhört zu fragen, weil er weiß, dass es keine Antwort mehr gibt.


Ich glaube, der Punkt, weshalb das bei mir nicht ganz angekommen ist, ist der, dass es meiner Ansicht nach an den Stellen, an denen der Vater resigniert, schon noch vernünftige Antworten gäbe. Warum zB die Menschen auf der der Sonne abgewandten Seite der Erde diese nicht mehr sehen, ließe sich ja anhand der Orange relativ leicht demonstrieren.

Die deprimierende Komponente kommt für mich von der - gefühlten - Erschöpfung und Resignation der Eltern, die sie daran hindert, dem Wissensdurst ihres Kindes mit dem nötigen (großen) Elan zu begegnen und sie deshalb in ein gegenseitiges Angiften treibt, das vermutlich alle nicht wollen.
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John McCrea
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Beitrag13.03.2022 18:12

von John McCrea
Antworten mit Zitat

Hi Hans,

auf mich hinterlässt der Text ebenfalls einen eher deprimierenden Eindruck.

Murnockerl hat schon darauf hingewiesen, dass es noch Antworten gibt, an der Stelle im Dialog.

Stilistisch ist die Szene, welche aufgebaut wird, überhaupt nicht ausgeschmückt und karg. Wenn Personen so sachlich und kurzsilbig miteinander reden, ist eher schlechte Stimmung angesagt. Daher deprimierend.

Eine harmonische Beziehung der Eltern wird auch nicht aufgebaut.

Das Kind wirkt, wie nihilistisch in die Eltern reingeworfen, wo es gerade Sprache gelernt hat.


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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
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Alter: 65
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Beitrag13.03.2022 20:07

von HansGlogger
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Murnockerl @John

Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass ein Autor seine Texte nicht verteidigen sollte. Wenn ich hier Stellung nehme, dann um Anregungen für Verbesserung zu erhalten.

zu fehlenden Antworten des Vaters:
Er weiß, dass sein putzmunterer Sohn nach jeder Erklärung immer weiter fragen wird, und will deswegen mit ihm nicht weiter sprechen. So wie wir im eigenen Denken ja oft auch aufhören, obwohl wir wissen, dass wir noch weitere Antworten finden könnten, wenn wir uns bemühen.
Natürlich ist es pädagogisch falsch, den Sohn so abzufertigen und er weiß es, deswegen auch der zweite, ironisch gemeinte Titel: Ein Beitrag zur Kindererziehung.

zu den mürrischen Eltern:
als ich den Text schrieb, war, dem Datum zufolge, das zweite Kind gerade ein paar Monate alt. Da sind genervte Eltern am Abend schon mal so drauf. Dass ein zweites Kind da ist, sollte ich vielleicht in den Text einbauen.

zum Dialog Vater / Mutter
wäre vielleicht besser diesen Handlungsstrang wegzulassen und sich auf eine Sache zu konzentrieren. Beide sind natürlich nach Nächten mit wenig Schlaf und anstrengenden Tagen genervt. Dass der Streit nicht eskaliert und beide dann einfach mal still sind und auf die Gegenrede verzichten, zeigt ja, dass die Ehe noch halbwegs funktioniert.

zu den kahlen Szenen.
Das Stück wäre eigentlich ein Theaterstück. Nachdem ich auf
Zitat:
https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=74163

keine Antwort erhalten habe, vermute ich, dass Theaterstücke in diesem Forum nicht gut ankommen. Andernorts habe ich gerade für das Hörspiel viel und positive Rückmeldung erhalten, ich habe die dsfo-Fassung leicht angepasst, weil es auch schon gut 20 Jahre alt ist.
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John McCrea
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 50
Beiträge: 152
Wohnort: OWL


Beitrag13.03.2022 20:25

von John McCrea
Antworten mit Zitat

@Hans
Danke für die Erläuterungen zum Text.

Ich habe auch schon andere Texte von Dir gelesen, welche ich recht zu schätzen weiß.
Du hast einen eigenen Stil, bist aber gut zu lesen. Dein Stil ist eher nüchtern, klassisch, weniger belletristisch ausgeprägt, was allerdings das Gewicht Deiner Worte verstärkt. Daher kann so ein erster Leseeindruck auch schnell einmal kippen.


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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beiträge: 340



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Beitrag13.03.2022 20:39

von Murnockerl
Antworten mit Zitat

Zitat:
Er weiß, dass sein putzmunterer Sohn nach jeder Erklärung immer weiter fragen wird, und will deswegen mit ihm nicht weiter sprechen. So wie wir im eigenen Denken ja oft auch aufhören, obwohl wir wissen, dass wir noch weitere Antworten finden könnten, wenn wir uns bemühen.
Natürlich ist es pädagogisch falsch, den Sohn so abzufertigen und er weiß es, deswegen auch der zweite, ironisch gemeinte Titel: Ein Beitrag zur Kindererziehung.

zu den mürrischen Eltern:
als ich den Text schrieb, war, dem Datum zufolge, das zweite Kind gerade ein paar Monate alt. Da sind genervte Eltern am Abend schon mal so drauf. Dass ein zweites Kind da ist, sollte ich vielleicht in den Text einbauen.


Ich kann beides sehr gut nachvollziehen und ich denke, es sind einfach Feinheiten, die es letztlich ausmachen, in welche Richtung der Text kippt. Einige Dinge, die für mich das Bild von genervten zu erschöpften Eltern und von deprimierter zu (positiv) überforderter Stimmung verschieben würden:

- Die Mutter reagiert auf die Bemühungen des Vaters nicht genervt/kritisch, sondern amüsiert sich heimlich darüber, dass nun er die Fragerei des Kleinen aushalten muss. Oder ist im Hintergrund schon vertieft in die Nachrichten oder ein gutes Buch, weil sie nun endlich Ruhe hat.

- Der Vater versucht die Fragerei des Kleinen nicht durch ein Machtwort ("Ich weiß nicht." "Frag Mama." "Weil es halt so ist.") beenden, sondern durch Ablenkung (wie er es am Ende tut).

- Es gibt mehr emotionale Momente zwischen Eltern und Kind. Im Moment wirkt alles sehr nüchtern und unpersönlich, die Fragen werden "abgearbeitet", ohne dass ich das Gefühl habe, da spricht jemand mit einem Kind, das er in seinen Eigenarten und Vorlieben sehr gut kennt. Eventuell kommt das beim fertigen Hörspiel auch anders rüber, wenn die Sprecher den Text interpretieren, aber beim Lesen ist das mein Eindruck.

Ich weiß natürlich nicht, ob das tatsächlich so funktionieren würde, wie ich es mir vorstelle.
Auch finde ich den Text, wie gesagt, in der derzeitigen Form nicht schlecht. Er scheint nur bei mir eine etwas andere Resonanz zu wecken, als du beabsichtigt hast.
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag14.03.2022 17:16

von Babella
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Ich finde das auch eher deprimierend. Zuerst dachte ich auch, der Vater hat eigentlich gar keine Ahnung, warum es nachts dunkel ist. Und er ist auch nicht stolz, dass sein Sohn so wichtige Fragen stellt, er hängt einfach nur mit Bier vor der Tagesschau und ist schlicht gestrickt. Warum nicht gleich Fußball mit der üblichen Herrenwerbung zwischendurch.

So kriege ich den Dreh auch nicht, Verständnis für die beschäftigten Eltern zu haben. Ich denke nur: Armes Kind.

Vielleicht die Ablenkungsmomente etwas deutliche reinbringen (Kind 2 badet gerade, Milch kocht über ...), um zu zeigen, dass das gerade der falsche Moment ist. Vielleicht ein bisschen mehr Situationskomik. So als Idee.
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Skatha
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 371
Wohnort: Alpenraum


Beitrag14.03.2022 18:30

von Skatha
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Hallo Hans,

spontan hat es mich an eine Art Kammerspiel erinnert. Mir fehlt noch ein wenig der Höhepunkt bzw. finde ich es schwer zu sagen, was im Vordergrund steht: die Eltern-Kind/Vater-Sohn Beziehung oder die Beziehung zw. den Eltern.

Teils hatte ich das Gefühl, die Fragen des Kindes wären eher ein Aufhänger oder Mittel zum Zweck - was auch zu deiner Aussage passen würde: "Das Kind fragt weiter und weiter und stellt uns damit die Frage, ob wir vielleicht als Bequemlichkeit oder Resignation zu früh aufgehört haben mit unseren Fragen." - und es geht vielmehr um die Beziehung der Erwachsenen. Ein wenig nehme ich auch eine sich langsam aufbauende Anspannung zw. den Eltern wahr. Da hätte ich erwartet, dass diese Anspannung irgendwann ‚eskaliert‘ und es womöglich völlig absurd endet, sie sich wegen etwas ganz anderem in die Haare kriegen, ihre Beziehung, ihr Leben oa zu hinterfragen beginnen..

So wiederholt sich der Dialog teilweise, zwar schon auch amüsant, aber trotzdem stagnierend.
Die Idee ist in jedem Fall interessant und hätte mE durchaus Potenzial für ein unterhaltsames Stück.

LG Skatha


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It is not despair, for despair is only for those who see the end beyond all doubt. We do not.
(J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings)
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
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Alter: 65
Beiträge: 614
Wohnort: Bayern


H
Beitrag16.03.2022 15:04

von HansGlogger
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@alle

Eure wertvollen Rückmeldungen sind angekommen. Ich arbeite sie in eine neue Version ein. Die Wendungen müssen deutlicher werden, die Emotionen sichtbarer. Ob ich mich auf einen Handlungsstrang (Vater/Sohn) konzentrieren werde, weiß ich noch nicht, momentan neige ich, dazu es nicht zu tun.
Zuerst werde ich das Stück etwas ruhen lassen.
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weltverbesserer
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 63
Beiträge: 215
Wohnort: Dänemark


Beitrag18.03.2022 21:17

von weltverbesserer
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HansGlogger hat Folgendes geschrieben:
Warum – Ein Beitrag zur Kindererziehung Drei Personen abends im Wohnzimmer. Vater, Mutter und Sohn, zwischen drei und vier Jahre alt. Im Fernseher läuft gerade die Tagesschau. Vater hält eine halbvolle Bierflasche in der Hand.


Mir hat der Beitrag gefallen und ich habe ihn anders wahrgenommen, als viele andere hier.
Ich sehe nichts Depressives, sondern eine ganz normale Alltagsszene, die mir selbst nicht fremd ist. Intelligente Kinder sind zuweilen (meistens) recht anstrengend. Die Eltern versuchen (meist vergeblich) natürlich auch ihren Freiraum ein Stück weit zu verteidigen, was auch nötig ist, aber halt nicht einfach (gar nicht) umzusetzen ist.

Der Junge ist natürlich etwas überzeichnet, aber doch realistisch dargestellt.
Der Vater gibt sich zumindest Mühe und hat eine Engelsgeduld, er hat übrigens nur eine halbe Flasche Bier in der Hand. Die Frau behauptet, er trinke regelmäßig, was sich nicht beweisen lässt. Die Mutter macht dem Vater auch im weiteren Verlauf nur Vorwürfe, anstatt dem jungen ein einziges Mal eine Erklärung zu geben.
Schließlich fragt der Junge, ob die Mutter sauer ist. Er hätte auch fragen können, ob der Vater sauer ist, also ist die Mutter wohl öfter sauer. (Mutmaßung). Kinder wenden sich oft dem Elternteil zu, von dem sie am meisten das bekommen, was sie brauchen. In diesem Fall ist das der Vater.

Insofern auch realistisch, weil die Eltern ihren Beziehungskonflikt (Unzufriedenheit mit der Rollenverteilung und Erwartungshaltungen) vor dem Kind austragen, ohne sich Gedanken zu machen, wie sich das auf die Entwicklung des Kindes auswirken könnte. Das ist schade, aber realistisch.

Ich wollte hier eigentlich nur schreiben, wie der Beitrag auf mich gewirkt hat Laughing

Liebe Grüße
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
H

Alter: 65
Beiträge: 614
Wohnort: Bayern


H
Beitrag20.03.2022 21:42

von HansGlogger
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Hallo Weltverbesserer,
dass du trotz deiner anstrengender Tätigkeit in Moskau Zeit für meinen Text gefunden hast freut mich.
Ich denke den Handlungsstrang Vater/Mutter werde ich drin lassen.

Viele Grüße
Hans
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