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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig In Tangaroas Schuld


 
 
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Lila X
Geschlecht:weiblichLeseratte
L

Alter: 54
Beiträge: 150



L
Beitrag17.12.2021 13:52
In Tangaroas Schuld
von Lila X
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Klappentext:
Ellie hat als Londoner Waisenmädchen im Jahr 1870 keine Zukunft. Auf der Suche nach einem Ausweg gelingt es ihr, einen Platz auf einem Schiff zu ergattern, das Auswanderer nach Neuseeland bringt. Doch die aufregende Reise endet mit einem Schiffbruch vor der Küste der Südinsel Neuseelands. Ellie überlebt die Katastrophe durch die unglaubliche Hilfe von höchst unerwarteter Seite und entdeckt dadurch ein ganz besonderes Talent. Doch die damit verbundene Herausforderung kostet Ellie in ihrer neuen Heimat alles, was sie liebt. Nur John Langford hält zu ihr und hilft ihr in Zeiten größter Not. Mit seiner Hilfe macht sich Ellie auf den Weg herauszufinden, warum sie diese besondere Gabe besitzt,  welche Aufgabe damit verbunden ist - und welche Rolle er dabei spielt.


1. Kapitel
London 1870
Ellie schlängelte sich zwischen den vielen Leuten durch und hüpfte über die Pfützen auf ihrem Weg. Der Hafen von London erstreckte sich über viele Meilen am Themseufer entlang. Jetzt endlich ließ sie die Dampfschiffe hinter sich und entdeckte die ersten hoch aufragenden Segelschiffe.

Um sie herum wuselten Matrosen, Arbeiter, brüllende Vorarbeiter und wahrscheinlich auch Passagiere, die darauf warteten an Bord gehen zu können. Zumindest vermutete sie das, denn die Menschen trugen Taschen und Körbe oder standen herum und passten auf Kisten und Truhen auf. Die Straße war nass und glitschig von all dem Unrat, der im andauernden Nieselregen aufgeweicht war und stank wie immer und matschig zwischen ihren nackten Zehen hochquoll.

Konzentriert musterte sie die Namen auf den Schiffen. Sie konnte nicht lesen, das machte es schwer, das richtige zu finden. Die meisten hatten nur ein Wort an der Bugseite stehen. Die schieden schon mal alle aus. Ellie kaute auf ihrer Zunge. Eine Falte bildete sich zwischen ihren Augen. Da vorne, endlich, ein Schiff mit zwei Worten und sie konnte das L und das N am Wortanfang deutlich erkennen. Das musste die Lady Nurgent sein!

Ein Kran, der fest am Kai montiert waren, beförderte allerhand Zeug auf das Schiff. Aber auch ein steter Strom an Männern wankte schwer bepackt mit Taschen und Säcken auf das Schiff und kam zügig über die breite Holzplanke wieder nach unten, immer darauf achtend, auf dem nassen Holz nicht auszurutschen und ins brackig braune Wasser der Themse zu fallen, in dem allerhand Zeug schwamm, das Ellie lieber nicht genauer betrachtete. Erst letzte Woche hatte man eine aufgedunsene Wasserleiche aus dem Fluss gezogen. Der Mann musste unbemerkt vom Treiben drumherum ins Wasser gestürzt sein. Zumindest hatte ihr Cousin Michael das erzählt. Aber er tat alles, um sie zu schocken. Das kannte sie schon. Deshalb hatte sie zu seinem Verdruss mit keiner Wimper gezuckt, obwohl er bei der Beschreibung der Wasserleiche sehr ins gruselige Detail gegangen war.

Ellie musterte das Schiff und versuchte, bereits aus der Ferne die Gesichter der Männer zu erkennen, die die Planke herunter kamen. Sie hatte ihren Bruder schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. Eigentlich seit er das Waisenhaus verlassen musste und das war drei Jahre vor ihr gewesen. Aber es war ihr Bruder und sollte deshalb kein Problem sein, ihn zu erkennen.

Ellie spürte einen kräftigen Stoß von etwas großem und weichem in ihrem knochigen Rücken und an ihrem Kopf. Sie verlor das Gleichgewicht. Im Versuch sich zu fangen, kam sie der Kaimauer gefährlich nahe, während sie wie wild mit den Armen ruderte. Doch eine kräftige Hand erwischte ihren Arm, schloss sich darum mit festem Griff und zog sie an eine breite Brust. Sie hob den Kopf und schaute in die sturmgrauen Augen eines großen dunkelhaarigen Mannes mit kräftigem Bartwuchs, der wohl gut zehn Jahre älter war als sie. „Hoppla, Mädchen.“, meinte er mit tiefer, Stimme. „Immer gut aufpassen. Ist nicht ungefährlich hier.“ Ellie schlug das Herz vor Schreck schneller im Hals, vermutlich wegen dem Stoß, aber auch weil sie diesem Mann so nah war, dass sie fein gewebten Tweed unter ihrer Wange spürte. Sie war sich dessen bewusst, dass er kein Arbeiter war, denn sein gestärkter Kragen ragte steif bis zu seinen kantigen Kieferknochen auf.
Als er ihren Arm nicht gleich wieder los ließ, sah sie ihn ernst und eindringlich an und sagte energisch: „Ich kann jetzt wieder selber stehen.“ Er lachte und ließ ihren Arm wieder los. „Ist auch besser so. Ich würde ihnen sicher nicht hinterher springen.“ spottete er und blickte auf die dreckige Brühe vor der niedrigen Mauer. Ellie errötete, dann drehte sie sich um und hastete weiter, immer noch um Fassung ringend und diesmal darauf achtend, dass sie der Kaimauer nicht zu Nahe kam. Und dann sah sie ihren Bruder.

John schaute dem Mädchen nach. Sie vor dem Sturz in die Themse zu retten war ein automatischer Impuls gewesen. Ein riesiger Ballen hatte das zierliche Ding umgehauen. Auf den ersten Blick war sie klein und dürr, wie viele aus den Armenvierteln Londons - und auch genauso schmutzig. Trotzdem war er einen Moment fasziniert gewesen, als sie ihn angeschaut hatte. Ihre Augen waren strahlend blau und klar und blickten aus einem kleinen blassen Gesicht mit hunderten von Sommersprossen. Die paar Strähnen, die unter ihrer Haube hervorsahen, waren in einem hellen rot gefärbt. Besonders auffällig waren Ihre Mundwinkel, die nach oben gebogen zu sein schienen und den Eindruck vermittelten, dass sie ständig ein leichtes Lächeln im Gesicht hatte, obwohl ihr Blick, als er sie nicht gleich los ließ, alles andere als freundlich gewesen war. Das „Danke für die Rettung.“ hatte sie wohl vergessen. Aber John wusste, dass es Mädchen in den Armenvierteln nicht leicht hatten mit den Männern, leider auch schon in ihrem Alter. Er vermutete, dass sie keine 15 Jahre alt war. Insofern konnte er die Reaktion durchaus verstehen.

„Jonathan!“ Ellies Stimme war viel zu leise in dem Trubel. Sie versuchte es noch einmal etwas lauter. „Jonathan!“ Der Kopf ihres Bruders fuhr herum und suchte die Ruferin einen Moment, bis sein Blick sie fand. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Vorarbeiter, dann ging er die paar Schritte auf sie zu. Ellie sah sofort, dass viel schwere körperliche Arbeit ihm mittlerweile ein breites Kreuz verschafft hatte. „Ellie? Was machst du denn hier?“ fragte er völlig überrumpelt. Sie warf sich an seinen Hals. „Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.“ raunte sie ganz nah an seinem Ohr, während sie ihren schmächtigen Körper in dem zerlumpten braunen Kleid an ihn drückte. Jonathan ließ den Sack auf seinem Rücken fallen und drückte sie kurz an sich. Hinter ihm gab es anzügliche Pfiffe, so dass er sich schnell von ihr löste und zu den gaffenden Jungs hinter sich empört rief: „Das ist meine Schwester!“. Etwas leiser fügte er hinzu: „Idioten!“ „Ah, die Schwester!“ spottete einer und die anderen lachten. Doch da der Vorarbeiter ihnen grimmige Blicke zuwarf, drehten sie sich zügig wieder um und gingen weiter ihrer Arbeit nach. Nun traf der genervte Blick Jonathan, der sichtlich nervös wurde.
„Ellie, ich muss weiterarbeiten. Ist irgendwas Dringendes? Oder wolltest du nur mal vorbeischauen?“ Dabei fuhr er sich verlegen mit den Händen durch die etwas zu langen und strähnigen blonden Haare. „Vorbeischauen ist gut. Ich habe dich seit Jahren nicht gesehen. Und ja, es ist was dringendes. Ich brauche deine Hilfe.“ „Meine Hilfe?“ Da tönte die Stimme des Vorarbeiters herüber: „Hey, mach dass du wieder an die Arbeit gehst.“ Jonathan schaute sich zu ihm um und dann wieder auf Ellie.
„Hör zu Ellie.“ begann er zögernd, „Später hab ich ne kleine Pause. Wenn es so dringend ist, komm dann nochmal her.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um, schnappte sich seinen Sack, trabte eilig davon und lies sie einfach stehen. Ellie folgte ihm mit den Augen. Na dann würde sie eben warten.
 
Ellie schaute sich auf dem Kai um. Sie musste einen Platz finden, an dem sie warten konnte, ohne mitten im Weg zu stehen. Sie würde das Schiff einfach nicht aus dem Auge lassen, egal wie lange es dauerte. Zwischen zwei große Pollern entdeckte sie dicke Seile feinsäuberlich aufgerollt auf dem Boden. Auf die setzte sie sich und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Glücklicherweise hatte der lästige Nieselregen nachgelassen und an ein paar Stellen des braungrauen Himmels blitzte es blau auf. Nur wenige Sonnenstrahlen kämpften sich durch den Dunst. Aber Ellie kannte den Himmel nicht anders, denn London war fast immer von diesem bräunlichen Dunst bedeckt. Das kam von den vielen Fabrikschloten, die sich in den Himmel reckten und ihren Rauch ausstießen. Aber auch von den Häusern, die allesamt mit Holz oder Kohle heizten. Katie, die ihr im Waisenhaus eine gute Freundin gewesen war, hatte ihr erzählt, dass der Himmel auf dem Land an vielen Tagen strahlendblau war und die Sonne alles zum Leuchten brachte. Aber Ellie war nie auf dem Land gewesen so wie Kate, die aus einem kleinen Dorf in Cornwall kam. Ellie war in London geboren und kannte es nicht anders. Sie hatte schon seit sie denken konnte mit ihrer Mutter für andere Menschen gearbeitet, Wäsche gewaschen oder auch mal in der Küche geholfen.
Ihre ganze Familie hatte in zwei Zimmern gelebt, die ihr ein Zuhause waren. Dann war erst ihr Vater krank geworden und gestorben und dann ihre Mutter eines Tages nicht nach Hause gekommen. Es hieß, sie sei von einer Kutsche umgefahren worden. Jonathan war neun gewesen und sie sechs als sie beide ins Waisenhaus kamen. Und von da an hatte sie sowieso wenig Muse gehabt, über den Himmel nachzudenken. Aber es war schön gewesen, wenn Katie ihr Geschichten vom blauen Himmel und vom salzigen Meer erzählt hatte, während sie nachts im Bett lagen. Da sie sich das schmale Einzelbett geteilt hatten, hatte Katie ihr die Geschichten ganz leise ins Ohr geflüstert und Ellie war dabei immer irgendwann selig eingeschlafen.
Seit Katie das Waisenhaus ein Jahr vor ihr verlassen musste, weil sie die Altersgrenze von sechzehn erreicht hatte, hatte sie sich bei niemandem mehr so geborgen gefühlt. Aber sie hatte keine Möglichkeit gehabt, mit Katie Kontakt zu halten. Als sie vor drei Wochen ebenfalls das Waisenhaus verließ, hatte sie versucht, sie zu finden. Aber es war nirgends eine Spur von ihr. Ellie war schon froh, dass sie Michael über den Weg gelaufen war. Wobei er wirklich nervig und kein bisschen hilfreich war.

Ellie rieb sich fröstelnd über ihre Arme. Der Wind hatte aufgefrischt als es Abend wurde, denn es war erst Ende Mai. Und hier am Wasser war die Luft klamm und feucht und drang durch ihr dünnes Kleid. Sie saß immer noch auf den Seilen, die sich hart in ihren Hintern gruben. Aber wenigstens war sie niemandem im Weg und keiner hatte sie angemault, dass sie sich verziehen sollte. Schließlich sah sie, wie die Männer, die die ganze Zeit das Schiff beladen hatten, in einer losen Gruppe herunter kamen und sich in Richtung der Hafenkneipen bewegten. Jonathan war unter ihnen und sah ihr ein bisschen mißmutig entgegen. „Du bist ja immer noch da.“, sagte er wenig begeistert, als sie zu ihnen aufschloss und neben ihm herging.  „Ich muss mit dir reden, bitte!“ Jonathan sah sie an und wurde etwas langsamer. „Ich komme gleich nach.“ rief er seinen Kumpeln hinterher. Einer der Jungs, hochgewachsen und mit weißblonden Haaren auf dem Kopf, wandte sich zu ihm um: „Nimm sie doch mit. Sie sieht aus, als ob sie eine warme Stube und was zu essen vertragen könnte. Schließlich sind wir ab morgen weg.“ Jonathan sah zweifelnd zu ihr runter. „Na gut.“ brummte er schließlich, nickte ihr mit dem Kopf auffordernd zu und beschleunigte seine Schritte. Ellie hüpfte erleichtert neben ihm her. Sie war noch nie in einem Pub was Essen oder Trinken gegangen, insofern war sie wirklich froh über das Angebot, auch wenn Jonathans mangelnder Enthusiasmus etwas enttäuschend war.

Er drehte den Kopf zu ihr, während sie den anderen hinterher schlenderten. „Wie hast du mich gefunden?“ fragte er. „Ich habe unseren Cousin Michael getroffen. Er hat mir erzählt, dass du auf der Lady Nurgent als Matrose angeheuert hast.“ Ellies Tonfall klang vorwurfsvoll. Michael hatte ihr auch erzählt, dass das Schiff schon morgen Abend auslaufen würde, deshalb hatte sie nicht viel Zeit gehabt, um nach Jonathan zu suchen.
„Warum weiß er wo du bist, ich aber nicht?“ konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. Jonathan warf ihr einen schnellen Blick zu. „Er war eben im selben Pub wie ich, was weiß ich. Ich habe mich sicher nicht bei ihm angemeldet, als unser Schiff hier eingelaufen ist.“ Ellie gab ihm einen Klaps gegen den Arm. „Aber bei mir hättest du dich melden können. Ich bin seit drei Wochen aus dem Waisenhaus raus und ich hätte wirklich etwas Hilfe durch meinen Bruder gebrauchen können.“ Jonathan grunzte nur. „Sie haben mich in ein Arbeitshaus gesteckt.“ Ellies Empörung darüber ließ ihre Stimme zittern. „Und? Was ist so schlimm daran?“ Ellie schnaubte.

—— Preisfrage: Gibt es jemanden, der weiterlesen würde? ——-

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Lila X
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Calvin Hobbs
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Beitrag18.12.2021 11:46
Re: In Tangaroas Schuld
von Calvin Hobbs
Antworten mit Zitat

Hallo smile
Lila X hat Folgendes geschrieben:


1. Kapitel
London 1870
Ellie schlängelte sich zwischen den vielen Leuten durch, die sich mit ihr im Hafen von London drängten.  und hüpfte über die Pfützen auf ihrem Weg. Der Hafen von London erstreckte sich über viele Meilen am Themseufer entlang. Jetzt endlich ließ sie die Dampfschiffe hinter sich und entdeckte die ersten hoch aufragenden Segelschiffe.
Um sie herum wuselten Matrosen, Arbeiter, brüllende Vorarbeiter und wahrscheinlich auch Passagiere, die darauf warteten an Bord gehen zu können. Zumindest vermutete sie das, denn Die Menschen trugen Taschen und Körbe oder standen herum und passten auf Kisten und Truhen auf. Die Straße war nass und glitschig von all dem Unrat, der im andauernden Nieselregen aufgeweicht war und stank wie immer und matschig zwischen ihren nackten Zehen hochquoll.
Versuche, das Bild einheitlicher zu gestalten. Du beginnst mit Ellie, dann der Hafen, dann das Treiben, dann die Menschen, die Straße und am Ende quillt Moder durch die Zehen der Passagiere?
Konzentriert musterte sie Elllie die Namen auf den der Schiffen. Sie konnte nicht lesen, das machte es schwer, das richtige zu finden. Die meisten hatten nur ein Wort an der Bugseite stehen. Die schieden schon mal alle aus. Ellie kaute auf ihrer Zunge. Eine Falte bildete sich zwischen ihren Augen. Da vorne, endlich, ein Schiff mit zwei Worten und sie konnte das L und das N am Wortanfang deutlich erkennen. Das musste die Lady Nurgent sein! Diese Sätze beschreiben keine Actionszene, deshalb empfinde ich sie als zu abgehackt. Das kann man geschmeidig zusammenfügen.
Z.B. Mühsam versuchte sie die Namen der Schiffe zu entziffern und kaute dabei, wie immer, wenn sie sich konzentrierte, auf ihrer Zunge. Da, diese Zeichen ähnelten denen am meisten, die man ihr auf den zerknitterten Zettel gekritzelt hatte.

Ein Kran, der fest am Kai montiert waren, beförderte allerhand Zeug allerlei Güter auf das Schiff. Aber auch ein steter Strom an Männern wankte schwer bepackt mit Taschen und Säcken auf das Schiff die Gangway hinauf. und kam zügig über die breite Holzplanke wieder nach unten, Immer darauf achtend, auf dem nassen Holz nicht auszurutschen und ins brackig braune Wasser der Themse zu fallen, in dem allerhand Zeug schwamm, das Ellie lieber nicht genauer betrachtete. Erst letzte Woche hatte man eine aufgedunsene Wasserleiche aus dem Fluss gezogen. Der Mann musste unbemerkt vom Treiben drumherum ins Wasser gestürzt sein. Zumindest hatte ihr Cousin Michael das erzählt. Aber er tat alles, um sie zu schocken. Das kannte sie schon. Deshalb hatte sie zu seinem Verdruss mit keiner Wimper gezuckt, obwohl er bei der Beschreibung der Wasserleiche sehr ins gruselige Detail gegangen war. Solche Einschübe bremsen die Geschichte, die auf der ersten Seite ins Rollen gebracht werden muss - oder Du verlierst den Leser!
Ellie musterte das Schiff und versuchte, bereits aus der Ferne die Gesichter der Männer zu erkennen, die die Planke herunter kamen. Sie hatte ihren Bruder schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. [s]Eigentlich seit er das Waisenhaus verlassen musste und das war drei Jahre vor ihr gewesen. Aber es war ihr Bruder und sollte deshalb kein Problem sein, ihn zu erkennen.[/s] Aufgeregt kaute sie auf ihrer Unterlippe. Würde sie (Namen) nach (Zahl) oder so vielen Jahren wiedererkennen?
Ähm, hier ist ein Problem in der Ertählstruktur. Oben warten Passagiere, hier betreten Passagiere ein Schiff. Gleichzeitig erwartet Ellie, dass ihr Bruder das Schiff verlässt. Das geht durcheinander. So ein Schiff ist kein Zug, der einfährt und zehn Minuten später wieder ablegt.
Ellie spürte einen kräftigen Stoß von etwas Großem und Weichem in ihrem knochigen Rücken und an ihrem Kopf. Sie verlor das Gleichgewicht und im Versuch sich zu fangen, kam sie der Kaimauer gefährlich nahe, während sie wie wild mit den Armen ruderte. Doch eine kräftige Hand erwischte ihren Arm, schloss sich darum mit festem Griff und zog sie mit festem Griff an eine breite Brust. Sie hob den Kopf und schaute in die sturmgrauen Augen eines großen dunkelhaarigen Mannes mit kräftigem Bartwuchs, der wohl gut zehn Jahre älter war als sie.
„Hoppla, Mädchen kein Punkt“, meinte er mit tiefer, Stimme. „Immer gut aufpassen. Ist nicht ungefährlich hier.“
Ellie schlug das Herz vor Schreck schneller im Hals, vermutlich wegen dem des Stoßes, aber auch weil sie diesem Mann so nah war, dass sie fein gewebten Tweed unter ihrer Wange spürte. Sie war sich dessen bewusst, dass er kein Arbeiter war, denn sein gestärkter Kragen ragte steif bis zu seinen kantigen Kieferknochen auf.
Als er ihren Arm nicht gleich wieder los ließ, sah sie ihn ernst und eindringlich an und sagte energisch: „Ich kann jetzt wieder selber stehen.“ Er lachte und ließ ihren Arm wieder los.
„Ist auch besser so. Ich würde Ihnen sicher nicht hinterher springen kein PunktKomma spottete er und blickte auf die dreckige Brühe vor der niedrigen Mauer. Ellie errötete, dann drehte sie sich um und hastete weiter, immer noch um Fassung ringend und diesmal darauf achtend, dass sie der Kaimauer nicht zu Nahe kam. Und dann sah sie ihren Bruder.
Hier sollte ein neues Kapitel beginnen, da die Perspektive wechselt.
John schaute dem Mädchen nach. Sie vor dem Sturz in die Themse zu retten war ein automatischer Impuls gewesen. Ein riesiger Ballen hatte das zierliche Ding umgehauen. Auf den ersten Blick war sie klein und dürr, vielleicht vierzehn, fünfzehn, wie viele aus den Armenvierteln Londons - und auch genauso schmutzig. Trotzdem war er einen Moment fasziniert gewesen, als sie ihn angeschaut hatte. Ihre Augen waren strahlend blau und klar und blickten aus einem kleinen blassen Gesicht mit hunderten von Sommersprossen. Die paar Strähnen, die unter ihrer Haube hervorsahen, waren in einem hellen rot gefärbt. Besonders auffällig waren Ihre Mundwinkel, die nach oben gebogen zu sein schienen und den Eindruck vermittelten, dass sie ständig ein leichtes Lächeln im Gesicht hatte, obwohl ihr Blick, als er sie nicht gleich los ließ, alles andere als freundlich gewesen war. Das „Danke für die Rettung.“ hatte sie wohl vergessen. Aber John wusste, dass es Mädchen in den Armenvierteln nicht leicht hatten mit den Männern, leider auch schon in ihrem Alter. Er vermutete, dass sie keine 15 Jahre alt war. Insofern konnte er die Reaktion durchaus verstehen.
Mädchen haben es in keinem Armenviertel leicht, also ist die Bemerkung überflüssig. Der Perspektivwechsel dient einzig zu Ellies Beschreibung und der Leser erfährt nichts über John. Von daher die Streichung.
Jetzt springt die Perspektive wieder in die Haupthandlung zurück.
„Jonathan!“ Ellies Stimme war viel zu leise in dem Trubel. Sie versuchte es noch einmal etwas lauter. „Jonathan!“ Der Kopf ihres Bruders fuhr herum und suchte die Ruferin einen Moment, bis sein Blick sie fand. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Vorarbeiter, dann ging er die paar Schritte auf sie zu. Ellie sah sofort, dass viel schwere körperliche Arbeit ihm mittlerweile ein breites Kreuz verschafft hatte.
„Ellie? Was machst du denn hier?“ fragte er völlig überrumpelt. Sie warf sich an seinen Hals. „Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.“ raunte sie ganz nah an seinem Ohr, während sie ihren schmächtigen Körper in dem zerlumpten braunen Kleid an ihn drückte. Das klingt eher nach Liebespaar.
Jonathan ließ den Sack auf seinem Rücken fallen und drückte sie kurz an sich. Wo kommt der Sack plötzlich her?
Hinter ihm gab es anzügliche Pfiffe, so dass er sich schnell von ihr löste und zu den gaffenden Jungs hinter sich empört rief: „Das ist meine Schwester!“Kein Punkt Etwas leiser fügte er hinzu: „Idioten!“
„Ah, die Schwester!“ Komma spottete einer und die anderen lachten. Doch da der Vorarbeiter ihnen grimmige Blicke zuwarf, drehten sie sich zügig schnell wieder um und gingen weiter ihrer Arbeit nach wieder an die Arbeit. Nun traf der genervte Blick Jonathan, der sichtlich nervös wurde.???
„Ellie, ich muss weiterarbeiten. Ist irgendwas Dringendes? Oder wolltest du nur mal vorbeischauen?“ Dabei fuhr er sich verlegen mit den Händen durch die etwas zu langen und strähnigen blonden Haare. Das ist alles nach dem man seine Familie jahrelang nicht gesehen hat? Auch wird nicht klar, arbeitet oder verlässt John das Schiff?
„Vorbeischauen ist gut. Ich habe dich seit Jahren nicht gesehen. Und ja, es ist was dringendes. Ich brauche deine Hilfe.“
„Meine Hilfe?“ Da tönte die Stimme des Vorarbeiters herüber: „Hey, mach Komma dass du wieder an die Arbeit gehst kommst.“ Jonathan schaute sich zu ihm um und dann wieder auf Ellie.
„Hör zu Ellie kein PunktKomma begann er zögernd, „Später hab ich ne kleine Pause. Wenn es so dringend wichtig ist, komm dann nochmal her.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um, schnappte sich seinen Sack, trabte eilig davon und lies sie einfach stehen. Ellie folgte ihm mit den Augen. Na Komma dann würde sie eben warten. Es wird nicht klar, was der Bruder da tut. Gleichzeitig sollte entweder John oder Jonathan einen anderen Namen bekommen, da Verwechslungsgefahr besteht.
Ellie schaute sich auf dem Kai um. Sie musste einen Platz finden, an dem sie warten konnte, ohne mitten im Weg zu stehen. Sie würde das Schiff einfach nicht aus den Augen lassen, egal wie lange es dauerte. Zwischen zwei große Pollern entdeckte sie dicke Seile feinsäuberlich aufgerollt auf dem Boden. Auf die setzte sie sich und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Sie setzte sich auf eine dicke Taurolle nahe der Kaimauer. Glücklicherweise hatte der lästige Nieselregen nachgelassen und an ein paar Stellen des braungrauen Himmels blitzte es blau auf. Nur wenige Sonnenstrahlen kämpften sich durch den Dunst. Aber Ellie kannte den Himmel nicht anders, denn London war fast immer von diesem bräunlichen Dunst bedeckt. Das kam von den vielen Fabrikschloten, die sich in den Himmel reckten und ihren Rauch ausstießen. Aber auch von den Häusern, die allesamt mit Holz oder Kohle heizten. Katie, die ihr im Waisenhaus eine gute Freundin gewesen war, hatte ihr erzählt, dass der Himmel auf dem Land an vielen Tagen strahlendblau war und die Sonne alles zum Leuchten brachte. Aber Ellie war nie auf dem Land gewesen so wie Kate, die aus einem kleinen Dorf in Cornwall kam. Ellie war in London geboren und kannte es nicht anders. Sie hatte schon seit sie denken konnte mit ihrer Mutter für andere Menschen gearbeitet, Wäsche gewaschen oder auch mal in der Küche geholfen.
Ihre ganze Familie hatte in zwei Zimmern gelebt, die ihr ein Zuhause waren. Dann war erst ihr Vater krank geworden und gestorben und dann ihre Mutter eines Tages nicht nach Hause gekommen. Es hieß, sie sei von einer Kutsche umgefahren worden. Jonathan war neun gewesen und sie sechs als sie beide ins Waisenhaus kamen. Und von da an hatte sie sowieso wenig Muse gehabt, über den Himmel nachzudenken. Aber es war schön gewesen, wenn Katie ihr Geschichten vom blauen Himmel und vom salzigen Meer erzählt hatte, während sie nachts im Bett lagen. Da sie sich das schmale Einzelbett geteilt hatten, hatte Katie ihr die Geschichten ganz leise ins Ohr geflüstert und Ellie war dabei immer irgendwann selig eingeschlafen.
Seit Katie das Waisenhaus ein Jahr vor ihr verlassen musste, weil sie die Altersgrenze von sechzehn erreicht hatte, hatte sie sich bei niemandem mehr so geborgen gefühlt. Aber sie hatte keine Möglichkeit gehabt, mit Katie Kontakt zu halten. Als sie vor drei Wochen ebenfalls das Waisenhaus verließ, hatte sie versucht, sie zu finden. Aber es war nirgends eine Spur von ihr. Ellie war schon froh, dass sie Michael über den Weg gelaufen war. Wobei er wirklich nervig und kein bisschen hilfreich war.

Wieder bleibt die Geschichte stehen und der Erklärbär erzählt Ellies Vergangenheit. Das kann man später und eingedampft immer noch einflechten.
Ellie rieb sich fröstelnd über ihre die Arme. Es wurde Abend und der Wind frischte auf. Der Wind hatte aufgefrischt als es Abend wurde, denn es war erst Ende Mai. Und hier am Wasser war die Luft klamm und feucht und drang durch ihr dünnes Kleid. Sie saß immer noch auf den Seilen, die sich hart in ihren Hintern gruben. Aber wenigstens war sie niemandem im Weg und keiner hatte sie angemault, dass sie sich verziehen sollte. Schließlich Endlich sah sie, wie die Männer, die die ganze Zeit das Schiff beladen hatten, in einer losen Gruppe herunter kamen das Schiff verließen und sich in Richtung der Hafenkneipen bewegten. Jonathan war unter ihnen und sah ihr ein bisschen mißmutig entgegen.
„Du bist ja immer noch da kein Punkt“, sagte er wenig begeistert, als sie zu ihnen aufschloss und neben ihm herging.  
„Ich muss mit dir reden, bitte!“
Jonathan sah sie an und wurde etwas langsamer. „Ich komme gleich nach.“ rief er seinen Kumpeln hinterher. Einer der Jungs, hochgewachsen und mit weißblonden Haaren auf dem Kopf, wandte sich zu ihm um: „Nimm sie doch mit. Sie sieht aus, als ob sie eine warme Stube und was zu Essen vertragen könnte. Schließlich sind wir ab morgen weg.“ Jonathan sah zweifelnd zu ihr runter. „Na gut kein PunktKomma brummte er schließlich, nickte ihr mit dem Kopf auffordernd zu und beschleunigte seine Schritte. Ellie hüpfte erleichtert neben ihm her. Sie war noch nie in einem Pub was Essen oder Trinken gegangen, insofern war sie wirklich froh über das Angebot, auch wenn Jonathans mangelnder Enthusiasmus etwas enttäuschend war.

Er drehte den Kopf zu ihr, während sie den anderen hinterher schlenderten. „Wie hast du mich gefunden?“ Komma fragte er.
„Ich habe unseren Cousin Michael getroffen. Er hat mir erzählt, dass du auf der Lady Nurgent als Matrose angeheuert hast.“ Ellies Tonfall klang vorwurfsvoll. Michael hatte ihr auch erzählt, dass das Schiff schon morgen Abend auslaufen würde, deshalb hatte sie nicht viel Zeit gehabt, um nach Jonathan zu suchen.
„Warum weiß er wo du bist, ich aber nicht?“ Komma konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. Jonathan warf ihr einen schnellen Blick zu. „Er war eben im selben Pub wie ich, was weiß ich. Ich habe mich sicher nicht bei ihm angemeldet, als unser Schiff hier eingelaufen ist.“
Ellie gab ihm einen Klaps gegen den Arm. „Aber bei mir hättest du dich melden können. Ich bin seit drei Wochen aus dem Waisenhaus raus und ich hätte wirklich etwas Hilfe durch meinen Bruder gebrauchen können.“ Jonathan grunzte nur. „Sie haben mich in ein Arbeitshaus gesteckt.“ Ellies Empörung darüber ließ ihre Stimme zittern. „Und? Was ist so schlimm daran?“ Ellie schnaubte.

—— Preisfrage: Gibt es jemanden, der weiterlesen würde? ——-


Also, Rechtschreibung und Grammatik sind okay, Satzbau und Formulierungen auch. Den Schreibstil würde ich bei einer recht jungen Frau verorten und wahrscheinlich bin ich nicht die Zielgruppe für die Abenteuer von 15-jährigen Mädchen.
Leider wird in dem kurzen Abschnitt nur davon gesprochen, wie dringend Ellie ihren Bruder sehen muss, aber die Spannung reicht bei weitem nicht aus. Dazu kommt der Einschub mit John, den ich als Auszug aus einem schnulzigen Liebesroman empfand.
Warum beginnt die Geschichte nicht mit dem Schiffbruch? Dafür, dass Ellie aus dem Waisenhaus kommt reichen zwei Sätze, denn damals haben viele arme Menschen ihr Glück in Übersee gesucht. Und, wenn der das Unglück nicht auf der Lady Nurgent stattfindet und der Bruder wieder in der Versenkung verschwindet, dann ist dieser Anfang eher ungeeignet.
Alles kann, nichts muss.
MfG


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Beitrag18.12.2021 17:40

von Lila X
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Hallo Calvin Hobbbs
vielen Dank für deine ausführliche Kritik - die erste ernstzunehmende, die ich je erhalten habe.
Ich sehe, was du meinst und kann wirklich viel damit anfangen. Die letzten Stunden habe ich damit verbracht, den Anfang meiner Lieblingsbücher mit neuen Augen zu betrachten. Und es ist wohl noch schlimmer als von dir dargestellt, denn offensichtlich konnte man einiges von dem, was ich geschrieben habe, nicht mal verstehen.
Ich schüttel mich gerade noch, und bis ich meine Krone richte und wieder aufstehe, wird es noch einen Moment dauern. Aber dann werde ich definitiv einige Verbesserungen umsetzen können.
Dir noch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße von


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Beka
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Beitrag18.12.2021 20:10

von Beka
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Lila X hat Folgendes geschrieben:
Die letzten Stunden habe ich damit verbracht, den Anfang meiner Lieblingsbücher mit neuen Augen zu betrachten.

Das ist eine gute Idee. Und schauen, was dich fesselt und warum.

Du hast da ein interessantes Thema. Smile

Handwerklich ist noch ein bisschen was zu tun, Calvin hat dir ja schon einiges aufgezeigt.
Wobei ich den Anfang mit Ellie und dann die Beschreibung des Hafens durch ihre Augen schon passend finde. Auch das mit dem Matsch zwischen ihren Zehen ( igitt) passt für mich. Du bist in ihrem Kopf und da passt auch diese Sequenz bis auf das blau markierte. Da rutscht du aus der Perspektive, denn sie selbst kann diese Falte nicht sehen. Lass sie die Brauen zusammenziehen, dann passt es.



Zitat:
Konzentriert musterte sie die Namen auf den Schiffen. Sie konnte nicht lesen, das machte es schwer, das richtige zu finden. Die meisten hatten nur ein Wort an der Bugseite stehen. Die schieden schon mal alle aus. Ellie kaute auf ihrer Zunge. Eine Falte bildete sich zwischen ihren Augen. Da vorne, endlich, ein Schiff mit zwei Worten und sie konnte das L und das N am Wortanfang deutlich erkennen. Das musste die Lady Nurgent sein!


Der Einschub aus Johns Sicht reißt mich aus dem Lesefluss und er ist auch hier gar nicht nötig. Man erfährt, außer ihrem Aussehen, nicht wirklich etwas.

Bei der wörtlichen Rede sollte jeder Sprecher einen eigenen Absatz bekommen. Nach den Anführungszeichen am Ende und vor  dem Redebegleitsatz steht ein Komma, auch wenn vorher Ausrufe- oder Fragezeichen stehen.

Zitat:
„Jonathan!“ Ellies Stimme war viel zu leise in dem Trubel. Sie versuchte es noch einmal etwas lauter. „Jonathan!“ Absatz
Der Kopf ihres Bruders fuhr herum und suchte die Ruferin einen Moment, bis sein Blick sie fand. Das passt wieder nicht in ihre Perspektive. Sie sieht nur, dass er herumfährt, der Rest ist seine Wahrnehmung, nicht ihre. Du bist aber in ihrem Kopf. dieRuferin passt auch nicht, weil sie sich nicht so nennen würde.
Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Vorarbeiter, dann ging er die paar Schritte auf sie zu. Ellie sah sofort, dass viel schwere körperliche Arbeit ihm mittlerweile ein breites Kreuz verschafft hatte.  Absatz
„Ellie? Was machst du denn hier?“, Komma fragte er völlig überrumpelt.
Sie warf sich an seinen Hals. „Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe., Komma raunte sie ganz nah an seinem Ohr, während sie ihren schmächtigen Körper in dem zerlumpten braunen Kleid an ihn drückte.
Jonathan ließ den Sack auf seinem Rücken fallen und drückte sie kurz an sich. Hinter ihm gab es anzügliche Pfiffe, so dass er sich schnell von ihr löste und zu den gaffenden Jungs hinter sich empört rief: „Das ist meine Schwester!“. Etwas leiser fügte er hinzu: „Idioten!“ „Ah, die Schwester!“, Komma spottete einer und die anderen lachten. Doch da der Vorarbeiter ihnen grimmige Blicke zuwarf, drehten sie sich zügig wieder um und gingen weiter ihrer Arbeit nach. Nun traf der genervte Blick Jonathan, der sichtlich nervös wurde.
„Ellie, ich muss weiterarbeiten. Ist irgendwas Dringendes? Oder wolltest du nur mal vorbeischauen?“ Dabei Wobei? Beim Reden? Ich würde einfach "Er fuhr sich ... schreiben  fuhr er sich verlegen mit den Händen durch die etwas zu langen und strähnigen blonden Haare. Absatz
 „Vorbeischauen ist gut. Ich habe dich seit Jahren nicht gesehen. Und ja, es ist was dringendes. Ich brauche deine Hilfe.“
„Meine Hilfe?“
Da tönte die Stimme des Vorarbeiters herüber: „Hey, mach dass du wieder an die Arbeit gehst.“
Jonathan schaute sich zu ihm um und dann wieder auf Ellie.
„Hör zu Ellie.,begann er zögernd. „Später hab ich ne kleine Pause. Wenn es so dringend ist, komm dann nochmal her.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um, schnappte sich seinen Sack, trabte eilig davon und lies sie einfach stehen. Ellie folgte ihm mit den AugenNein mit dem Blick, die Augen bleiben brav in ihren Höhlen, wo sie hingehören. Das ist ein klassischer Anfänger"Fehler". Wandernde Körperteile. Habe ich in meinem ersten Lektorat gelernt.. Na dann würde sie eben warten.


Soviel fürs erste. Wie gesagt, das Thema interessiert mich, wobei der Klappentext sehr vage ist und nicht wirklich was verrät. Aber ich habe ein Faible für Seefahrergeschichten.


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hobbes
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Beitrag18.12.2021 21:45

von hobbes
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Ich fand die ersten Absätze eher zäh, aber das kann auch gut daran liegen, dass ich mit Beschreibungen nichts anfangen kann. Mit Fantasy und Historischem eigentlich auch nicht (was unter anderem mit ersterem zu tun hat) Laughing Ich habe dann trotzdem bis zum Ende gelesen und das lag hauptsächlich an Ellie. Die hast du gut getroffen. Ich mag sie, ich finde sie interessant, ich würde gern mehr von ihr lesen.
Ansonsten hat mich spontan nichts weiter gestört, abgesehen von den fehlenden Absätzen bei der wörtlichen Rede, die Beka schon erwähnt hat.
Oder doch, beim Auftauchen des Typen mit der breiten Brust musste ich unwillkürlich die Augen verdrehen, aber das liegt nur daran, dass ich diese Geschichte mittlerweile wirklich einmal zu oft gelesen habe. Und deshalb eigentlich auch nicht mehr lese, denn so sind sie halt, diese Geschichten, von daher muss der Typ natürlich da sein und mit breiter Brust auftauchen und ach, ich sollte diesen Absatz einfach löschen, weil es viel mehr mit "was ich nicht lesen will" zu tun hat als mit deiner Geschichte.


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lia88
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Beitrag18.12.2021 22:22

von lia88
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Mir gehts ähnlich, ich fand die erste Hälfte vom Text etwas holprig.
Ab folgender Stelle mochte ich die Geschichte dann, da wurde es meiner Meinung nach flüssiger smile

'„Jonathan!“ Ellies Stimme war viel zu leise in dem Trubel.'

Im ersten Satz hab ich auch das Gefühl, dass das mit dem schlängeln und hüpfen gleichzeitig nicht so gut funktioniert. Ich hab dazu irgendwie kein Bild hinbekommen, da man in meiner Vorstellung beim Schlängeln nicht hüpfen kann. Ich denke, es müsste besonders der Anfang überarbeitet werden.
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Lila X
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Beitrag19.12.2021 11:00
Re: Eins noch….
von Lila X
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Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:
  Und, wenn das Unglück nicht auf der Lady Nurgent stattfindet und der Bruder wieder in der Versenkung verschwindet, dann ist dieser Anfang eher ungeeignet.


Das Unglück findet auf der Lady Nurgent statt und die Beziehung zu ihrem Bruder wird zu einem ganz wesentlichen Handlungsstrang. Schließlich ist er als Bruder alles andere als herzlich zu seiner Schwester. Tatsächlich reitet er Elli auf dem Schiff immer wieder rein.


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Calvin Hobbs
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Beitrag19.12.2021 11:21
Re: Eins noch….
von Calvin Hobbs
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Lila X hat Folgendes geschrieben:
Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:
  Und, wenn das Unglück nicht auf der Lady Nurgent stattfindet und der Bruder wieder in der Versenkung verschwindet, dann ist dieser Anfang eher ungeeignet.


Das Unglück findet auf der Lady Nurgent statt und die Beziehung zu ihrem Bruder wird zu einem ganz wesentlichen Handlungsstrang. Schließlich ist er als Bruder alles andere als herzlich zu seiner Schwester. Tatsächlich reitet er Elli auf dem Schiff immer wieder rein.


Sehr gut. Dann würde ich aber Ellie das Schiff in ein, zwei Sätzen bewundern lassen und damit ein Foreshadowing auf einen Haupthandlungsplatz legen.
Dir ist klar, dass Du, falls es in der Hauptsache nicht um politische, religiöse oder geographische Konflikte geht, Du ein Jugendbuch schreibst? Zumindest machen Klappentext und erstes Kapitel diesen Eindruck auf mich.


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Lila X
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Beitrag19.12.2021 18:55
Re: Eins noch….
von Lila X
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Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:

Dir ist klar, dass Du, falls es in der Hauptsache nicht um politische, religiöse oder geographische Konflikte geht, Du ein Jugendbuch schreibst? Zumindest machen Klappentext und erstes Kapitel diesen Eindruck auf mich.


Hmmm. Mein Eindruck bei Urban Fantasy ist, dass es - wie du sagst - in der Regel Jugendbücher sind. Wobei Jugend ab 10 oder Jugend ab etwa 15 sich sehr unterscheidet. Letzteres wird auch viel von Erwachsenen gelesen, hängt ein bisschen von der Sprache ab.
Andererseits, Harry Potter ist ja auch ein Jugendbuch, das hat aber hunderttausende Erwachsene nicht davon abgehalten, es zu lesen. (Nicht missverstehen, ich vergleiche mein Buch nicht mit Harry Potter, und schon garnicht mit dessen Erfolg Kopf an die Wand). Insofern wäre für mich die Einordnung als Jugendbuch nicht unbedingt falsch. Und ich bin eben eine Freundin von feel-good stories - das haben ja auch alle gleich gemerkt (und verurteilt Rolling Eyes )

Tatsächlich geht es in dem Buch aber auch um die problematische Ko-Existenz von Britischer Besatzungsmacht/Siedlern und Maori, um Naturschutz, Naturkatastrophen und das empfindliche ökologische Gleichgewicht Neuseelands. Aber nicht als Kernthema, sondern als Rahmenhandlung für Ellies besonderes Talent: Das könnte man als dramatisch übersteigerte Empathie für die Natur, alle Lebewesen und ihre Beziehungen untereinander bezeichnen.

Im ersten Schritt führt dieses Talent dazu, dass sie von Informationen erschlagen wird als es sich zum ersten Mal in vollem Ausmaß manifestiert. Mit Hilfe der sehr viel naturverbundeneren Maori und nach einem abenteuerlichen ‚Roadtrip‘ von der Süd- zur Nordinsel lernt sie, das Talent zu interpretieren und zu nutzen. Am Ende von Buch eins versteht sie, warum sie dieses Talent erhalten hat: Sie hat damit die Verantwortung übertragen bekommen, die Auswirkungen eines gigantischen Vulkanausbruchs für Briten und Maori abzuwenden. Wie sie das macht, wäre dann der Inhalt von Buch 2 Embarassed

Ich habe sehr genau verstanden, dass dich auch mein simpler Schreibstil den Schluss ziehen lässt, dass es ein Jugendbuch sein muss. Das möchte ich ändern. (Meine Mutter hat sich bei meinen Aufsätzen früher immer aufgeregt, wenn ich so komplizierte Sätze gemacht habe. Das habe ich, insbesondere am Anfang des Buches, vermeiden wollen. Aber ich falle gerne mal von einem Extrem ins andere.)

Tja, und dann ist da noch das andere Problem, das du messerscharf erkannt und sofort benannt hast, und auf dem ich selber schon eine Weile intensiv herumkaue:
Sollte ich besser mit dem Schiffbruch anfangen?
Als ich mit dem Buch angefangen haben, wollte ich unbedingt über ihre Reise mit dem Schiff berichten. Dafür habe ich viel recherchiert und fast 30% des Buches darauf verwendet. In dieser Phase passiert auch allerhand. All die Protagonisten und ihre Beziehungen werden deutlich, die dramatischen Klassenunterschiede der englischen Gesellschaft in der viktorianischen Zeit werden aufgegriffen, und wie sehr die sich im Laufe so einer Reise nivellieren, zumindest bei den meisten. Warum Ellies Bruder so ein Problem mit ihr hat, wird erklärt. Und der Leser bekommt einen ersten Eindruck, dass sie über Dinge bescheid weiß, von denen ihr selbst  nicht klar ist, warum.
Aber - in Bezug auf die Quintessenz des Buches reicht das womöglich nicht aus und macht es viel zu langatmig. Schließlich ist die ja, dass Ellie ihr Talent akzeptiert, lernt es zu beherrschen und schlussendlich den damit verbundenen Auftrag erkennt. Und diese Erkenntnis gefällt mir leider nicht wirklich….


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Beitrag19.12.2021 19:08
Danke
von Lila X
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Beka hat Folgendes geschrieben:
Wobei ich den Anfang mit Ellie und dann die Beschreibung des Hafens durch ihre Augen schon passend finde. Auch das mit dem Matsch zwischen ihren Zehen ( igitt) passt für mich. Du bist in ihrem Kopf


Du hast mir sehr geholfen. Zum einen, hast du mir die Hand aus dem Tief gereicht, in das Calvin Hobbs mich mit seinen deutlichen Worten geschubst hat, auch wenn er mit vielem durchaus richtig liegt und mich zu paar Erkenntnissen gezwungen hat.

Beka hat Folgendes geschrieben:
Bei der wörtlichen Rede sollte jeder Sprecher einen eigenen Absatz bekommen.

Danke für die Info. Das habe ich nicht gewusst.

Beka hat Folgendes geschrieben:
Nach den Anführungszeichen am Ende und vor  dem Redebegleitsatz steht ein Komma, auch wenn vorher Ausrufe- oder Fragezeichen stehen.

Das habe ich eigentlich gewusst, aber irgendwo auf dem Weg wohl vergessen. Kopf an die Wand Very Happy

Beka hat Folgendes geschrieben:
Soviel fürs erste. Wie gesagt, das Thema interessiert mich, wobei der Klappentext sehr vage ist und nicht wirklich was verrät. Aber ich habe ein Faible für Seefahrergeschichten.

Damit, was man in einem Klappentext verrät und was nicht, muss ich mich wohl nochmal beschäftigen. Da liest man im Laufe seines Lebens so viele und hat doch keine Ahnung wie das geht. Rolling Eyes


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Beitrag20.12.2021 08:22
Re: Eins noch….
von Calvin Hobbs
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Lila X hat Folgendes geschrieben:

Hmmm. Mein Eindruck bei Urban Fantasy ist, dass es - wie du sagst - in der Regel Jugendbücher sind. Wobei Jugend ab 10 oder Jugend ab etwa 15 sich sehr unterscheidet. Letzteres wird auch viel von Erwachsenen gelesen, hängt ein bisschen von der Sprache ab.
Insofern wäre für mich die Einordnung als Jugendbuch nicht unbedingt falsch. Und ich bin eben eine Freundin von feel-good stories - das haben ja auch alle gleich gemerkt (und verurteilt Rolling Eyes )


Mit Urban Fantasy kann ich als alter weißer Mann nicht viel anfangen, was rein subjektiv ist.
Mein Hinweis mit dem möglichen Zielpublikum kam eher daher, dass das erste Posting keine "Jugendbuch"-Markierung hatte und ich den Text als "Erwachsenenbuch" eingeordnet habe. Nichts für ungut.

Lila X hat Folgendes geschrieben:
Tatsächlich geht es in dem Buch aber auch um die problematische Ko-Existenz von Britischer Besatzungsmacht/Siedlern und Maori, um Naturschutz, Naturkatastrophen und das empfindliche ökologische Gleichgewicht Neuseelands. Aber nicht als Kernthema, sondern als Rahmenhandlung für Ellies besonderes Talent: Das könnte man als dramatisch übersteigerte Empathie für die Natur, alle Lebewesen und ihre Beziehungen untereinander bezeichnen.


Ich gebe gern meine Überraschung zu, dass Deine Geschichte weitaus vielschichtiger und bunter zu sein scheint, als die Leseprobe vermuten ließ. Deine Erläuterungen zeigen ein interessantes Konzept und damit könntest Du Dich sehr gut im Fahrwasser der Reihe "Alea Aquarius" bewegen.

Lila X hat Folgendes geschrieben:
Ich habe sehr genau verstanden, dass dich auch mein simpler Schreibstil den Schluss ziehen lässt, dass es ein Jugendbuch sein muss. Das möchte ich ändern. (Meine Mutter hat sich bei meinen Aufsätzen früher immer aufgeregt, wenn ich so komplizierte Sätze gemacht habe. Das habe ich, insbesondere am Anfang des Buches, vermeiden wollen. Aber ich falle gerne mal von einem Extrem ins andere.)


Nun, sicherlich hast Du seit den Bemerkungen Deiner Mutter eine Entwicklung durchgemacht. Und komplizierte Sätze sind kein Merkmal eines bestimmten Genres des U-Literatur. Aber das hast Du selbst bereist erkannt.

Lila X hat Folgendes geschrieben:
Tja, und dann ist da noch das andere Problem, das du messerscharf erkannt und sofort benannt hast, und auf dem ich selber schon eine Weile intensiv herumkaue:
Sollte ich besser mit dem Schiffbruch anfangen?
Als ich mit dem Buch angefangen haben, wollte ich unbedingt über ihre Reise mit dem Schiff berichten. Dafür habe ich viel recherchiert und fast 30% des Buches darauf verwendet. In dieser Phase passiert auch allerhand. All die Protagonisten und ihre Beziehungen werden deutlich, die dramatischen Klassenunterschiede der englischen Gesellschaft in der viktorianischen Zeit werden aufgegriffen, und wie sehr die sich im Laufe so einer Reise nivellieren, zumindest bei den meisten. Warum Ellies Bruder so ein Problem mit ihr hat, wird erklärt. Und der Leser bekommt einen ersten Eindruck, dass sie über Dinge bescheid weiß, von denen ihr selbst  nicht klar ist, warum.
Aber - in Bezug auf die Quintessenz des Buches reicht das womöglich nicht aus und macht es viel zu langatmig. Schließlich ist die ja, dass Ellie ihr Talent akzeptiert, lernt es zu beherrschen und schlussendlich den damit verbundenen Auftrag erkennt. Und diese Erkenntnis gefällt mir leider nicht wirklich….


Nun, ich gebe zu ein ungeduldiger Leser zu sein. Deshalb beginnen meine Geschichten zum Großteil immer mit Dialog oder Action. Daher meine Anmerkung mit dem Schiffbruch als Beginn. D.h. nicht, dass die Geschichte erst dort beginnen sollte, sondern das Buch ab Kapitel Zwei in einer Rückblende auf diesen Moment hinarbeitet. Dort kannst Du all Deine Recherchen u.ä. unterbringen, wenn Du meinst, dass das Deine Geschichte ist.
Dazu möchte ich folgendes erwähnen: Im Moment lese ich die Bounty-Trilogy von Nordhoff/Hall und war erstaunt, wie wenig christliche Seefahrt, in Bezug auf Tagesablauf, Tätigkeiten u.ä. in diesem Buch vorkommt. Eben, weil sich die Autoren auf die Charaktere und Ereignisse konzentrieren, trotzdem aber nicht den historischen Kontext ausblenden.
MfG


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Beitrag20.12.2021 16:38

von Lila X
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Du weißt schon, dass ich genauso alt bin wie du? Aber vielleicht bin ich ja im Herzen jünger geblieben. Oder auch nur in meinem kulturellen Anspruch. Wie auch immer….

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Calvin Hobbs
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Beitrag20.12.2021 18:56

von Calvin Hobbs
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Lila X hat Folgendes geschrieben:
Du weißt schon, dass ich genauso alt bin wie du? Aber vielleicht bin ich ja im Herzen jünger geblieben. Oder auch nur in meinem kulturellen Anspruch. Wie auch immer….


Ich wünsche Dir alles Gute.


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Beitrag24.12.2021 11:01

von Lila X
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Klappentext:
London 1870
Ellie hat ihr Leben im Arbeitshaus satt. Als sie erfährt, dass ihr Bruder auf einem Schiff nach Neuseeland angeheuert hat, setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung, um mitzufahren - und sie hat Glück. Sie gewinnt mit Mary Jane eine Freundin und mit John Langford einen Beschützer und hofft auf der Farm von Mary Janes Onkel endlich ein Zuhause zu finden.
Bereits auf der ereignisreichen Überfahrt entwickelt Ellie eine außergewöhnliche Verbindung mit der Natur, durch die sie bei einer Katastrophe vor der Küste Neuseelands ihr Leben rettet. Doch die mit der Gabe verbundene Herausforderung kostet Ellie in ihrer neuen Heimat alles, was ihr lieb und teuer ist. Deshalb macht sich Ellie mit ihren Freunden auf den langen Weg zu den Maori des ersten Kanus. Mit ihrer Hilfe muss sie herausfinden, warum sie diese besondere Gabe besitzt, welche Aufgabe damit verbunden ist - und welche Rolle John Langford dabei spielt.


1. Alles auf eine Karte
Ellie flocht hektisch ihre roten Locken zu einem unordentlichen Zopf, schnappte sich den Blecheimer mit dem Kehrbesen aus der Ecke, drehte den geleerten Eimer um und stieg leise darauf. Sie musste sich strecken, um das winzige Fenster zu öffnen, das ziemlich weit oben an der Wand angebracht war. Mit festem Griff um den Fensterrahmen zog sie sich kraftvoll hoch, gleichzeitig suchte sie mit ihren nackten Füßen Halt an der Wand. Ihr entfuhr ein leises Ächzen als sich die Kanten des Fensterrahmens in ihre Handflächen bohrten. Sie zog, mobilisierte alle Kraftreserven ihrer Arm- und Schultermuskulatur - und landete laut scheppernd wieder auf dem Eimer, als ihre Muskeln schlagartig den Dienst verweigerten.
Die Tür des Abstellräumchens wurde heftig aufgestoßen und Ellie fuhr erschrocken herum.
„Ellie? Was machst du hier?“ Michaels Stimme vermittelte Verblüffung, während er leise die Türe schloss. Ellies Kopf fing an zu glühen.
„Wonach siehts denn aus?“, fauchte sie. Wenn sie verlegen war, wurde sie gern angriffslustig. Er starrte sie nur verständnislos an.
„Ich hau ab.“, erklärte sie leise aber entschieden.
„Was?“, Michaels Stimme war zu einem heißeren Zischen geworden.
„Etwa durch dieses Fenster? Da passt du niemals durch. Und wo willst du überhaupt hin?“
„Ich will Steven endlich wiedersehen. Er ist schließlich meine einzige Familie. Und ich passe da durch, du wirst schon sehen.“, beschied sie, drehte sich um und machte sich bereit für einen neuen Versuch. Michael hielt ihren Arm fest und hinderte sie daran.
„Wie willst du deinen Bruder denn finden? Der Hafen von London ist riesig.“ Ellie riss an ihrem Arm und flüsterte ungeduldig:
„Du hast doch gesagt, dass er auf der Lady Nurgent angeheuert hat. Das ist ein großes Schiff und wird ja wohl zu finden sein. Und wenn er morgen Abend ablegt, werde ich dabei sein.“ Michael lachte auf.  
„Wie stellst du dir das vor? Gehst einfach heute hin und schon darfst du morgen aufs Schiff?“
Ellie ignorierte seine Einwände.
„Ich habe es satt, im Arbeitshaus zu leben. Die Arbeit ist grässlich, die Leute sind es auch und ich kann überhaupt nicht mehr zählen, wie vielen Männern ich gerade noch entwischt bin, bevor sie mir unter die Röcke sind. Ich kann und will nicht hierbleiben. Also hilfst du mir jetzt?.“
Sie sah, wie er erst die winzige Öffnung kritisch musterte und dann ihre magere Gestalt.
„Du bist vollkommen verrückt geworden.“, beschied er ihr, bückte sich jedoch und bot ihr seine Hände als Räuberleiter an. Ellie verbiss sich ein triumphierendes Grinsen, stieg mit einem Fuß auf seine verschränkten Hände und zog sich erneut am Fenster hoch. Michael hob ihren Fuß mit seinen Händen nach oben, so dass sie es tatsächlich schaffte, ihren Oberkörper aus dem Fenster zu quetschen, das zu einer abgelegenen Hinterhofgasse hinausging. Als sie bis zur Brust aus dem Fenster hing, ging ihr auf, dass sie sich kopfüber auf den schlammigen Boden gleiten lassen musste, weil es keine Möglichkeit gab, sich umzudrehen und mit den Füßen zuerst aufzukommen. Das würde definitiv schmerzhaft werden.
„Michael.“, flüsterte sie über ihre Schulter.
„Ja?“, hörte sie dumpf seine Stimme aus dem Inneren.
„Du musst meine Füße festhalten und mich langsam rauslassen.“
Ellie spürte, wie er seine Hände mit festem Griff um ihre Knöchel legte und hörte ihn liederlich fluchen, und seine Schimpfworte galten eindeutig ihrer Person. Stück für Stück glitt sie mit mittlerweile nach unten gekipptem Oberkörper und, angesichts des drohenden Aufpralls, mit ausgestreckten Armen aus dem Fenster, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Michael war glücklicherweise kräftig, so dass Ellie langsam am rauen Steinzeug nach unten rutschte, nur überholt vom Saum ihrer Röcke, die ihr die Aussicht raubten, dafür spürte sie brennende Schürfwunden auf ihren Beinen. Auf dem letzten Meter beschleunigte sich ihr Fall, so dass ihre Hände etwas zu schwungvoll auf dem Boden aufkamen und sie es nur mit Mühe schaffte, nicht wegzuknicken. Auf ihre Hände gestützt wie im Handstand ruckte sie mit ihrem rechten Bein, um ihrem Cousin klarzumachen, dass er ihre Füße jetzt loslassen konnte. Kaum löste er seinen Griff, rutschte sie seitlich an der Wand ab, bis sie unelegant der Länge lang und mit keuchendem Atem im feuchten Dreck der Straße lag. Doch sie hatte keine Zeit zum Ausruhen und beeilte sich, ihre Röcke wieder auf die richtige Seite ihres Körpers zu befördern und sich aufzurappeln.
„Alles okay?“, raunte es von drinnen.
„Ja, alles okay.“, flüsterte sie zurück, „Danke. Und lass dich jetzt ja nicht erwischen.“, schob sie noch hinterher, damit ihr niemand zu schnell auf den Fersen war.  Energisch rieb sie ihre aufgeschürften Hände an ihrem völlig verdreckten Rock ab und sah sich forschend um, bevor sie ihre zerkratzten Beine musterte, den Rock wieder fallen ließ und sich auf den Weg machte.

Im Hafen herrschte reger Betrieb. Matrosen, Arbeiter, brüllende Vorarbeiter und Passagiere bevölkerten mit ihren Kisten und Körben die Kais. Ellie schlängelte sich zwischen den Leuten hindurch und ließ die zahllosen Dampfschiffe unbeachtet hinter sich, während sie die Namen der großen Segelschiffe so konzentriert musterte, dass sie den Gestank der Themse genauso ausblendete wie den Matsch, der zwischen ihren nackten Zehen quoll. Alle Schiffe mit nur einem Wort an der Bugseite schieden schon mal aus. Ellie kaute auf ihrer Zunge und zog ihre Brauen zusammen. Sie konnte nicht wirklich lesen, aber wenigstens ein paar Buchstaben hatte sie im Waisenhaus gelernt. Es dauerte ewig, bis sie den riesigen Dreimaster mit gerefften Segeln fand, der mit zwei Worten beschriftet war und sie konnte das L und das N am Wortanfang deutlich erkennen. Das musste die Lady Nurgent sein!

Ein am Kai montierter Kran beförderte allerlei Güter auf das Schiff und mehrere schwer bepackte Männer wankten zügig über die vom Nieselregen feuchte Holzplanke hinauf und wieder hinunter. Ellie musterte die Gesichter der Männer. Sie hatte ihren Bruder schon seit fünf Jahren nicht mehr gesehen, eigentlich seit er das Waisenhaus verlassen musste, und er hatte sich seitdem sicher verändert.

Ein kräftiger Stoß von etwas Großem und Weichem riss Ellie aus ihrer Musterung und mit Schwung von den Füßen. Im Versuch sich zu fangen, ruderte sie wild mit den Armen und kam der Kaimauer gefährlich nahe, doch eine Hand erwischte ihren Arm und zog sie mit festem Griff zurück in die Senkrechte. Sie hob den Kopf und starrte in die sturmgrauen Augen eines großen Mannes.
„Hoppla, Mädchen.“, meinte er mit mokantem Unterton. „Immer gut aufpassen. Ist nicht ungefährlich hier.“
Ellie schlug das Herz vor Schreck bis in den Hals. Als Wasserleiche in der Themse zu landen, war das letzte was sie gebrauchen konnte. Der fein gewebte Tweed seiner Weste und der gestärkte Kragen, der steif bis zu seinen Kieferknochen aufragte, lies sofort erkennen, dass er keiner der Arbeiter war.
„Ich kann jetzt wieder selber stehen.“, erklärte sie betont forsch und zog ihren Arm los.
„Ist auch besser so. Ich würde Ihnen sicher nicht hinterher springen.“ erklärte er mit feinem Spott angesichts der dreckigen Brühe vor der niedrigen Mauer. Doch Ellie hatte sich schon abgewandt und hastete weiter, so sehr sie auch innerlich noch um Fassung rang. Und dann entdeckte sie ihren Bruder.

„Steven!“, Ellies Stimme war viel zu leise in dem Trubel. Sie versuchte es noch einmal etwas lauter.
„Steven!“ Der Kopf ihres Bruders fuhr suchend herum. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als sein Blick sie fand. Er schaute prüfend auf seinen Vorarbeiter, bevor er ihr mit dem Sack auf dem Rücken entgegen kam, den er wohl gerade an Bord bringen sollte. Ellie sah sofort, dass die schwere körperliche Arbeit ihm in den letzten Jahren ein breites Kreuz verschafft hatte.
„Ellie? Was machst du denn hier?“, fragte er sichtlich überrumpelt.
„Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.“ Sie warf sich an seinen Hals, so dass er den Sack fallen lies und sie kurz an sich drückte, sonst hätte sie ihn wohl umgerissen. Doch unter den anzüglichen Pfiffen seiner gaffenden Kumpels löste er sich schnell wieder von ihr.
„Das ist meine Schwester!“, rief er empört über seine Schulter und etwas leiser fügte er hinzu: „Idioten!“
„Ah, die Schwester!“, spottete einer und die anderen lachten. Doch unter den grimmigen Blicke des Vorarbeiters wendeten sie sich eilig wieder ihrer Arbeit zu.

„Ellie, ich muss weiterarbeiten.“, meinte Steven abwehrend und warf dem Vorarbeiter einen nervösen Blick zu. „Ist irgendwas Dringendes? Oder wolltest du nur mal vorbeischauen?“ Mit einer verlegenen Geste fuhr er sich durch die etwas zu langen und strähnigen blonden Haare.
„Vorbeischauen ist gut. Ich habe dich seit Jahren nicht gesehen. Aber ja, es ist was dringendes. Ich brauche deine Hilfe.“
„Meine Hilfe?“
Da tönte die Stimme des Vorarbeiters herüber:
„Hey, mach, dass du wieder an die Arbeit gehst. Ich zahl dich nicht fürs Rumstehen und Quatschen.“ Steven wand sich sichtlich.
„Hör zu Ellie,“ erklärte er unruhig, „Später hab‘ ich ne kleine Pause. Wenn es so wichtig ist, komm dann nochmal her.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um, schnappte sich seinen Sack, trabte eilig davon und ließ sie einfach stehen. Ellie folgte ihm mit ihrem Blick. Na dann würde sie eben warten.
 
Suchend schaute sie sich auf dem Kai um. Sie musste einen Platz finden, an dem sie den Leuten aus dem Weg war, ohne das Schiff  aus den Augen zu lassen, egal wie lange es dauern würde. Zwei große Poller mit mehreren Rollen dicker Seile dazwischen schien ihr ein gutes Plätzchen für eine längere Wartezeit. Halb auf den Seilen liegend starrte Ellie in den braungrauen Himmel. Sie war  froh, dass der Nieselregen nachgelassen hatte, auch wenn sich nur wenige Sonnenstrahlen durch den Dunst kämpften. Sie dachte an ihre Freundin Katie aus dem Waisenhaus und ihre Geschichten von einem strahlend blauem Himmel und dem salzigen Meer. Sie hatte weder das eine noch das andere je gesehen und das war es, wonach sie sich sehnte, doch sie war aus London nie herausgekommen.
Erst hatte sie mit ihrer Familie in zwei Zimmern gelebt, die ihr ein Zuhause waren. Doch dann war ihr Vater erkrankt und gestorben und eines Tages auch ihre Mutter nicht mehr nach Hause gekommen. Es hieß, sie sei von einer Kutsche umgefahren worden. Steven war neun gewesen und sie sechs, als sie beide ins Waisenhaus kamen.  

Sie dachte gern an Katie, mit der sie sich ein schmales Einzelbett geteilt hatte. Ihre Freundin hatte ihr nachts ganz leise Geschichten aus ihrer Heimat Cornwall ins Ohr geflüstert und Ellie war dabei immer irgendwann selig eingeschlafen. Katie war für Ellie die Familie gewesen, die Steven nicht ersetzen konnte oder wollte.
Seit Katie das Waisenhaus ein Jahr vor ihr verlassen musste, weil sie die Altersgrenze von sechzehn Jahren erreicht hatte, hatte sie sich bei niemandem mehr so geborgen gefühlt. Aber sie hatte keine Möglichkeit gehabt, mit ihr Kontakt zu halten. Als sie vor zwei Jahren ebenfalls das Waisenhaus verließ, hatte sie versucht, sie zu finden, doch es gab keine Spur von ihr. Ellie war schon froh, dass sie wenigstens ihrem Cousin Michael über den Weg gelaufen war, wobei er meistens wirklich nervig und kein bisschen hilfreich war.

Ellie rieb sich fröstelnd über die Arme. Der Wind hatte aufgefrischt als es Abend wurde, denn es war erst Ende Mai, und hier am Wasser war die Luft klamm und feucht und drang durch ihr dünnes Kleid. Sie saß immer noch auf den Seilen, die sich hart in ihren Hintern gruben, aber wenigstens war sie niemandem im Weg und keiner hatte sie angemault, dass sie sich verziehen sollte. Endlich sah sie, wie die Männer in einer losen Gruppe das Schiff verließen und sich in Richtung Hafenkneipe aufmachten. Steven war unter ihnen und sah ihr wenig begeistert entgegen.
„Du bist ja immer noch da.“, sagte er missmutig, als sie zu ihnen aufschloss und neben ihm herging.  
„Ich muss mit dir reden, bitte!“ Steven wurde etwas langsamer. „Ich komme gleich nach.“, rief er seinen Kumpeln hinterher.
Einer der Jungs, hochgewachsen und mit weißblonden Haaren, wandte sich zu ihm um:
„Nimm sie doch mit. Sie sieht aus, als ob sie eine warme Stube und was zu Essen vertragen könnte. Schließlich sind wir ab morgen weg.“
Steven sah zweifelnd zu ihr runter.
„Na gut.“, brummte er schließlich, nickte ihr mit dem Kopf auffordernd zu und beschleunigte seine Schritte wieder. Ellie hüpfte erleichtert neben ihm her. Sie war noch nie in einem Pub was Essen oder Trinken gegangen, insofern war sie wirklich froh über das Angebot, auch wenn Stevens mangelnder Enthusiasmus etwas enttäuschend war.

Er drehte den Kopf zu ihr, während sie den anderen hinterher schlenderten.
„Wie hast du mich gefunden?“, fragte er.
„Michael hat mir erzählt, dass du auf der Lady Nurgent als Matrose angeheuert hast.“ Ellies Tonfall klang vorwurfsvoll. „Warum weiß er wo du bist, ich aber nicht?“, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. Steven reagierte ungeduldig.
„Er war eben im selben Pub wie ich, was weiß ich. Ich habe mich sicher nicht bei ihm angemeldet, als unser Schiff hier eingelaufen ist.“
Ellie gab ihm einen Klaps gegen den Arm.
„Aber bei mir hättest du dich melden können. Ich bin seit zwei Jahren aus dem Waisenhaus raus und mutterseelenallein. Ich hätte wirklich etwas Hilfe durch meinen Bruder gebrauchen können.“ Steven grunzte nur.
„Sie haben mich in ein Arbeitshaus gesteckt.“ Ellies Empörung darüber ließ ihre Stimme zittern.
„Und? Was ist so schlimm daran?“ Ellie schnaubte.


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Beitrag24.12.2021 12:36

von lia88
Antworten mit Zitat

Huhu smile Ich find den neuen Anfang richtig gut, es liest sich jetzt von Beginn an sehr flüssig!
Ein paar kleinere Anmerkungen:

Lila X hat Folgendes geschrieben:


1. Alles auf eine Karte
Ellie flocht hektisch ihre roten Locken zu einem unordentlichen Zopf, schnappte sich den Blecheimer mit dem Kehrbesen aus der Ecke, drehte den geleerten Eimer um und stieg leise darauf. Sie musste sich strecken, um das winzige Fenster zu öffnen, das ziemlich weit oben an der Wand angebracht war. Mit festem Griff um den Fensterrahmen zog sie sich kraftvoll (entweder mit festem Griff oder kraftvoll, beides auf einmal wirkt ein bisschen gedoppelt) hoch, gleichzeitig suchte sie mit ihren nackten Füßen Halt an der Wand. Ihr entfuhr ein leises Ächzen als sich die Kanten des Fensterrahmens in ihre Handflächen bohrten. Sie zog, mobilisierte alle Kraftreserven ihrer Arm- und Schultermuskulatur - und landete laut scheppernd wieder auf dem Eimer, als ihre Muskeln schlagartig den Dienst verweigerten.
Die Tür des Abstellräumchens wurde heftig aufgestoßen und Ellie fuhr erschrocken herum.
„Ellie? Was machst du hier?“ Michaels Stimme vermittelte Verblüffung, während er leise die Türe schloss. Ellies Kopf fing an zu glühen.
„Wonach siehts denn aus?“, fauchte sie. Wenn sie verlegen war, wurde sie gern angriffslustig. (Das merkt man, das musst du nicht erklären wink ) Er starrte sie nur verständnislos an.
„Ich hau ab.“, erklärte sie leise aber entschieden.
„Was?“, Michaels Stimme war zu einem heißeren Zischen geworden.
„Etwa durch dieses Fenster? Da passt du niemals durch. Und wo willst du überhaupt hin?“
„Ich will Steven endlich wiedersehen. Er ist schließlich meine einzige Familie. Und ich passe da durch, du wirst schon sehen.“, beschied sie, drehte sich um und machte sich bereit für einen neuen Versuch. Michael hielt ihren Arm fest und hinderte sie daran.
„Wie willst du deinen Bruder denn finden? Der Hafen von London ist riesig.“ Ellie riss an ihrem Arm und flüsterte ungeduldig:
„Du hast doch gesagt, dass er auf der Lady Nurgent angeheuert hat. Das ist ein großes Schiff und wird ja wohl zu finden sein. Und wenn er morgen Abend ablegt, werde ich dabei sein.“ Michael lachte auf.  
„Wie stellst du dir das vor? Gehst einfach heute hin und schon darfst du morgen aufs Schiff?“
Ellie ignorierte seine Einwände.
„Ich habe es satt, im Arbeitshaus zu leben. Die Arbeit ist grässlich, die Leute sind es auch und ich kann überhaupt nicht mehr zählen, wie vielen Männern ich gerade noch entwischt bin, bevor sie mir unter die Röcke sind. Ich kann und will nicht hierbleiben. Also hilfst du mir jetzt?.“
Sie sah, wie er erst die winzige Öffnung kritisch musterte und dann ihre magere Gestalt.
„Du bist vollkommen verrückt geworden.“, beschied er ihr, bückte sich jedoch und bot ihr seine Hände als Räuberleiter an. Ellie verbiss sich ein triumphierendes Grinsen, stieg mit einem Fuß auf seine verschränkten Hände und zog sich erneut am Fenster hoch. Michael hob ihren Fuß mit seinen Händen nach oben, so dass sie es tatsächlich schaffte, ihren Oberkörper aus dem Fenster zu quetschen, das zu einer abgelegenen Hinterhofgasse hinausging. Als sie bis zur Brust aus dem Fenster hing, ging ihr auf, dass sie sich kopfüber auf den schlammigen Boden gleiten lassen musste, weil es keine Möglichkeit gab, sich umzudrehen und mit den Füßen zuerst aufzukommen. Das würde definitiv schmerzhaft werden.
„Michael.“, flüsterte sie über ihre Schulter.
„Ja?“, hörte sie dumpf seine Stimme aus dem Inneren.
„Du musst meine Füße festhalten und mich langsam rauslassen.“
Ellie spürte, wie er seine Hände mit festem Griff um ihre Knöchel legte und hörte ihn liederlich fluchen, und seine Schimpfworte galten eindeutig ihrer Person. Stück für Stück glitt sie mit mittlerweile nach unten gekipptem Oberkörper und, angesichts des drohenden Aufpralls, mit ausgestreckten Armen aus dem Fenster, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Michael war glücklicherweise kräftig, so dass Ellie langsam am rauen Steinzeug nach unten rutschte, nur überholt vom Saum ihrer Röcke, die ihr die Aussicht raubten, dafür spürte sie brennende Schürfwunden auf ihren Beinen. Auf dem letzten Meter beschleunigte sich ihr Fall, so dass ihre Hände etwas zu schwungvoll auf dem Boden aufkamen und sie es nur mit Mühe schaffte, nicht wegzuknicken. Auf ihre Hände gestützt wie im Handstand ruckte sie mit ihrem rechten Bein, um ihrem Cousin klarzumachen, dass er ihre Füße jetzt loslassen konnte. Kaum löste er seinen Griff, rutschte sie seitlich an der Wand ab, bis sie unelegant der Länge lang und mit keuchendem Atem im feuchten Dreck der Straße lag. Doch sie hatte keine Zeit zum Ausruhen und beeilte sich, ihre Röcke wieder auf die richtige Seite ihres Körpers zu befördern und sich aufzurappeln.
„Alles okay?“, raunte es von drinnen.
Das Grün markierte finde ich insgesamt ein bisschen zu ausführlich, ich denke, ich würde es wohl auf die Hälfte reduzieren.
„Ja, alles okay.“, flüsterte sie zurück, „Danke. Und lass dich jetzt ja nicht erwischen.“, schob sie noch hinterher, damit ihr niemand zu schnell auf den Fersen war.  Energisch rieb sie ihre aufgeschürften Hände an ihrem völlig verdreckten Rock ab und sah sich forschend um, bevor sie ihre zerkratzten Beine musterte, den Rock wieder fallen ließ und sich auf den Weg machte.

Im Hafen herrschte reger Betrieb. Matrosen, Arbeiter, brüllende Vorarbeiter und Passagiere bevölkerten mit ihren Kisten und Körben die Kais. Ellie schlängelte sich zwischen den Leuten hindurch und ließ die zahllosen Dampfschiffe unbeachtet hinter sich, während sie die Namen der großen Segelschiffe so konzentriert musterte, dass sie den Gestank der Themse genauso ausblendete wie den Matsch, der zwischen ihren nackten Zehen quoll. Alle Schiffe mit nur einem Wort an der Bugseite schieden schon mal aus. Ellie kaute auf ihrer Zunge und zog ihre Brauen zusammen. Sie konnte nicht wirklich lesen, aber wenigstens ein paar Buchstaben hatte sie im Waisenhaus gelernt. Es dauerte ewig, bis sie den riesigen Dreimaster mit gerefften Segeln fand, der mit zwei Worten beschriftet war und sie konnte das L und das N am Wortanfang deutlich erkennen. Das musste die Lady Nurgent sein! Ich würde das mit dem Lesen und ihren Plan, nach dem L und N zu suchen, noch vor 'Im Hafen regte' beschreiben. Dann versteht mans beim Lesen von Beginn, was ihr Plan ist.

Ein am Kai montierter Kran beförderte allerlei Güter auf das Schiff und mehrere schwer bepackte Männer wankten zügig über die vom Nieselregen feuchte Holzplanke hinauf und wieder hinunter. Ellie musterte die Gesichter der Männer. Sie hatte ihren Bruder schon seit fünf Jahren nicht mehr gesehen, eigentlich seit er das Waisenhaus verlassen musste, und er hatte sich seitdem sicher verändert.

Ein kräftiger Stoß von etwas Großem und Weichem riss Ellie aus ihrer Musterung und mit Schwung von den Füßen. Im Versuch sich zu fangen, ruderte sie wild mit den Armen und kam der Kaimauer gefährlich nahe, doch eine Hand erwischte ihren Arm und zog sie mit festem Griff zurück in die Senkrechte. Sie hob den Kopf und starrte in die sturmgrauen Augen eines großen Mannes.
„Hoppla, Mädchen.“, meinte er mit mokantem Unterton. „Immer gut aufpassen. Ist nicht ungefährlich hier.“
Ellie schlug das Herz vor Schreck bis in den Hals. Als Wasserleiche in der Themse zu landen, war das letzte was sie gebrauchen konnte. Der fein gewebte Tweed seiner Weste und der gestärkte Kragen, der steif bis zu seinen Kieferknochen aufragte, lies sofort erkennen, dass er keiner der Arbeiter war.
„Ich kann jetzt wieder selber stehen.“, erklärte sie betont forsch und zog ihren Arm los.
„Ist auch besser so. Ich würde Ihnen sicher nicht hinterher springen.“ erklärte er mit feinem Spott angesichts der dreckigen Brühe vor der niedrigen Mauer. Doch Ellie hatte sich schon abgewandt und hastete weiter, so sehr sie auch innerlich noch um Fassung rang. Und dann entdeckte sie ihren Bruder.
Ich weiß nicht, ob es die Szene braucht. Mich hat sie ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen. Ich denke, ich würde das weglassen und den Protagonisten später vorstellen, damit sie erst mal ihren Bruder trifft und nicht zu viel auf einmal passiert.

„Steven!“, Ellies Stimme war viel zu leise in dem Trubel. Sie versuchte es noch einmal etwas lauter.
„Steven!“ Der Kopf ihres Bruders fuhr suchend herum. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als sein Blick sie fand. Er schaute prüfend auf seinen Vorarbeiter, bevor er ihr mit dem Sack auf dem Rücken entgegen kam, den er wohl gerade an Bord bringen sollte. Ellie sah sofort, dass die schwere körperliche Arbeit ihm in den letzten Jahren ein breites Kreuz verschafft hatte.
„Ellie? Was machst du denn hier?“, fragte er sichtlich überrumpelt.
„Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.“ Sie warf sich an seinen Hals, so dass er den Sack fallen lies und sie kurz an sich drückte, sonst hätte sie ihn wohl umgerissen. Doch unter den anzüglichen Pfiffen seiner gaffenden Kumpels löste er sich schnell wieder von ihr.
„Das ist meine Schwester!“, rief er empört über seine Schulter und etwas leiser fügte er hinzu: „Idioten!“
„Ah, die Schwester!“, spottete einer und die anderen lachten. Doch unter den grimmigen Blicke des Vorarbeiters wendeten sie sich eilig wieder ihrer Arbeit zu.

„Ellie, ich muss weiterarbeiten.“, meinte Steven abwehrend und warf dem Vorarbeiter einen nervösen Blick zu. „Ist irgendwas Dringendes? Oder wolltest du nur mal vorbeischauen?“ Mit einer verlegenen Geste fuhr er sich durch die etwas zu langen und strähnigen blonden Haare.
„Vorbeischauen ist gut. Ich habe dich seit Jahren nicht gesehen. Aber ja, es ist was dringendes. Ich brauche deine Hilfe.“
„Meine Hilfe?“
Da tönte die Stimme des Vorarbeiters herüber:
„Hey, mach, dass du wieder an die Arbeit gehst. Ich zahl dich nicht fürs Rumstehen und Quatschen.“ Steven wand sich sichtlich.
„Hör zu Ellie,“ erklärte er unruhig, „Später hab‘ ich ne kleine Pause. Wenn es so wichtig ist, komm dann nochmal her.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um, schnappte sich seinen Sack, trabte eilig davon und ließ sie einfach stehen. Ellie folgte ihm mit ihrem Blick. Na dann würde sie eben warten.

Suchend schaute sie sich auf dem Kai um. Sie musste einen Platz finden, an dem sie den Leuten aus dem Weg war, ohne das Schiff  aus den Augen zu lassen, egal wie lange es dauern würde. Zwei große Poller mit mehreren Rollen dicker Seile dazwischen schien ihr ein gutes Plätzchen für eine längere Wartezeit. Halb auf den Seilen liegend starrte Ellie in den braungrauen Himmel. Sie war  froh, dass der Nieselregen nachgelassen hatte, auch wenn sich nur wenige Sonnenstrahlen durch den Dunst kämpften. Sie dachte an ihre Freundin Katie aus dem Waisenhaus und ihre Geschichten von einem strahlend blauem Himmel und dem salzigen Meer. Sie hatte weder das eine noch das andere je gesehen und das war es, wonach sie sich sehnte, doch sie war aus London nie herausgekommen.
Erst hatte sie mit ihrer Familie in zwei Zimmern gelebt, die ihr ein Zuhause waren. Doch dann war ihr Vater erkrankt und gestorben und eines Tages auch ihre Mutter nicht mehr nach Hause gekommen. Es hieß, sie sei von einer Kutsche umgefahren worden. Steven war neun gewesen und sie sechs, als sie beide ins Waisenhaus kamen.  

Sie dachte gern an Katie, mit der sie sich ein schmales Einzelbett geteilt hatte. Ihre Freundin hatte ihr nachts ganz leise Geschichten aus ihrer Heimat Cornwall ins Ohr geflüstert und Ellie war dabei immer irgendwann selig eingeschlafen. Katie war für Ellie die Familie gewesen, die Steven nicht ersetzen konnte oder wollte.
Seit Katie das Waisenhaus ein Jahr vor ihr verlassen musste, weil sie die Altersgrenze von sechzehn Jahren erreicht hatte, hatte sie sich bei niemandem mehr so geborgen gefühlt. Aber sie hatte keine Möglichkeit gehabt, mit ihr Kontakt zu halten. Als sie vor zwei Jahren ebenfalls das Waisenhaus verließ, hatte sie versucht, sie zu finden, doch es gab keine Spur von ihr. Ellie war schon froh, dass sie wenigstens ihrem Cousin Michael über den Weg gelaufen war, wobei er meistens wirklich nervig und kein bisschen hilfreich war.

Ellie rieb sich fröstelnd über die Arme. Der Wind hatte aufgefrischt als es Abend wurde, denn es war erst Ende Mai, und hier am Wasser war die Luft klamm und feucht und drang durch ihr dünnes Kleid. Sie saß immer noch auf den Seilen, die sich hart in ihren Hintern gruben, aber wenigstens war sie niemandem im Weg und keiner hatte sie angemault, dass sie sich verziehen sollte. Endlich sah sie, wie die Männer in einer losen Gruppe das Schiff verließen und sich in Richtung Hafenkneipe aufmachten. Steven war unter ihnen und sah ihr wenig begeistert entgegen.
„Du bist ja immer noch da.“, sagte er missmutig, als sie zu ihnen aufschloss und neben ihm herging.  
„Ich muss mit dir reden, bitte!“ Steven wurde etwas langsamer. „Ich komme gleich nach.“, rief er seinen Kumpeln hinterher.
Einer der Jungs, hochgewachsen und mit weißblonden Haaren, wandte sich zu ihm um:
„Nimm sie doch mit. Sie sieht aus, als ob sie eine warme Stube und was zu Essen vertragen könnte. Schließlich sind wir ab morgen weg.“
Steven sah zweifelnd zu ihr runter.
„Na gut.“, brummte er schließlich, nickte ihr mit dem Kopf auffordernd zu und beschleunigte seine Schritte wieder. Ellie hüpfte erleichtert neben ihm her. Sie war noch nie in einem Pub was Essen oder Trinken gegangen, insofern war sie wirklich froh über das Angebot, auch wenn Stevens mangelnder Enthusiasmus etwas enttäuschend war.

Er drehte den Kopf zu ihr, während sie den anderen hinterher schlenderten.
„Wie hast du mich gefunden?“, fragte er.
„Michael hat mir erzählt, dass du auf der Lady Nurgent als Matrose angeheuert hast.“ Ellies Tonfall klang vorwurfsvoll. „Warum weiß er wo du bist, ich aber nicht?“, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. Steven reagierte ungeduldig.
„Er war eben im selben Pub wie ich, was weiß ich. Ich habe mich sicher nicht bei ihm angemeldet, als unser Schiff hier eingelaufen ist.“
Ellie gab ihm einen Klaps gegen den Arm.
„Aber bei mir hättest du dich melden können. Ich bin seit zwei Jahren aus dem Waisenhaus raus und mutterseelenallein. Ich hätte wirklich etwas Hilfe durch meinen Bruder gebrauchen können.“ Steven grunzte nur.
„Sie haben mich in ein Arbeitshaus gesteckt.“ Ellies Empörung darüber ließ ihre Stimme zittern.
„Und? Was ist so schlimm daran?“ Ellie schnaubte.
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Ralphie
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Beitrag24.12.2021 15:47

von Ralphie
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Ich würde die Satzgirlande ganz am Anfang noch entschärfen.
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Lila X
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Beitrag24.12.2021 17:16

von Lila X
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lia88 hat Folgendes geschrieben:
Huhu smile Ich find den neuen Anfang richtig gut, es liest sich jetzt von Beginn an sehr flüssig!


Vielen Dank. Das freut mich wirklich sehr.

lia88 hat Folgendes geschrieben:

Ellie spürte, wie er seine Hände mit festem Griff um ihre Knöchel legte und hörte ihn liederlich fluchen, und seine Schimpfworte galten eindeutig ihrer Person. Stück für Stück glitt sie mit mittlerweile nach unten gekipptem Oberkörper und, angesichts des drohenden Aufpralls, mit ausgestreckten Armen aus dem Fenster, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Michael war glücklicherweise kräftig, so dass Ellie langsam am rauen Steinzeug nach unten rutschte, nur überholt vom Saum ihrer Röcke, die ihr die Aussicht raubten, dafür spürte sie brennende Schürfwunden auf ihren Beinen. Auf dem letzten Meter beschleunigte sich ihr Fall, so dass ihre Hände etwas zu schwungvoll auf dem Boden aufkamen und sie es nur mit Mühe schaffte, nicht wegzuknicken. Auf ihre Hände gestützt wie im Handstand ruckte sie mit ihrem rechten Bein, um ihrem Cousin klarzumachen, dass er ihre Füße jetzt loslassen konnte. Kaum löste er seinen Griff, rutschte sie seitlich an der Wand ab, bis sie unelegant der Länge lang und mit keuchendem Atem im feuchten Dreck der Straße lag. Doch sie hatte keine Zeit zum Ausruhen und beeilte sich, ihre Röcke wieder auf die richtige Seite ihres Körpers zu befördern und sich aufzurappeln.
„Alles okay?“, raunte es von drinnen.
Das Grün markierte finde ich insgesamt ein bisschen zu ausführlich, ich denke, ich würde es wohl auf die Hälfte reduzieren.


Ich wollte unbedingt, dass beim Leser ein Bild im Kopf entsteht und hab die Befürchtung, wenn ich das kürze, könnte man es wieder nicht verstehen wie die ein oder andere Szene in der ersten Version.
Deshalb würde mich interessieren: Sieht das noch jemand wie Lia?

lia88 hat Folgendes geschrieben:

Im Hafen herrschte reger Betrieb. Matrosen, Arbeiter, brüllende Vorarbeiter und Passagiere bevölkerten mit ihren Kisten und Körben die Kais. Ellie schlängelte sich zwischen den Leuten hindurch und ließ die zahllosen Dampfschiffe unbeachtet hinter sich, während sie die Namen der großen Segelschiffe so konzentriert musterte, dass sie den Gestank der Themse genauso ausblendete wie den Matsch, der zwischen ihren nackten Zehen quoll. Alle Schiffe mit nur einem Wort an der Bugseite schieden schon mal aus. Ellie kaute auf ihrer Zunge und zog ihre Brauen zusammen. Sie konnte nicht wirklich lesen, aber wenigstens ein paar Buchstaben hatte sie im Waisenhaus gelernt. Es dauerte ewig, bis sie den riesigen Dreimaster mit gerefften Segeln fand, der mit zwei Worten beschriftet war und sie konnte das L und das N am Wortanfang deutlich erkennen. Das musste die Lady Nurgent sein! Ich würde das mit dem Lesen und ihren Plan, nach dem L und N zu suchen, noch vor 'Im Hafen regte' beschreiben. Dann versteht mans beim Lesen von Beginn, was ihr Plan ist.


Das ist eine supertolle Idee. Vielen Dank, das mach ich.

lia88 hat Folgendes geschrieben:

Ein kräftiger Stoß von etwas Großem und Weichem riss Ellie aus ihrer Musterung und mit Schwung von den Füßen. Im Versuch sich zu fangen, ruderte sie wild mit den Armen und kam der Kaimauer gefährlich nahe, doch eine Hand erwischte ihren Arm und zog sie mit festem Griff ….. Doch Ellie hatte sich schon abgewandt und hastete weiter, so sehr sie auch innerlich noch um Fassung rang. Und dann entdeckte sie ihren Bruder. Ich weiß nicht, ob es die Szene braucht. Mich hat sie ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen. Ich denke, ich würde das weglassen und den Protagonisten später vorstellen, damit sie erst mal ihren Bruder trifft und nicht zu viel auf einmal passiert.

Das fällt mir sehr schwer, weil ich später das erneute Aufeinandertreffen verarbeitet habe. Da muss ich drüber nachdenken….

Auf jeden Fall vielen Dank, liebe Lia, dass du mir so schnell eine so motivierende Rückmeldung gegeben hast. Ich freu mich wirklich sehr, wenn du meinen Text anschaust.

Hast du auch eine Meinung zum Klappentext? Nachdem es letztes Mal zu wenig Info ist, ist es jetzt zu viel oder genau richtig? Und klingt es für dich interessant?


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Beitrag24.12.2021 17:19

von Lila X
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Ich würde die Satzgirlande ganz am Anfang noch entschärfen.


Was ist denn eine Satzgirlande - zu viele Teilsätze in einem Rutsch?

Hast du einen Vorschlag, was du vom ersten Satz dann weglassen oder anders schreiben würdest?


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Beitrag24.12.2021 17:29

von Ralphie
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Ellie flocht ihr flammrotes Haar zu einem Bauernzopf, der bis zu ihren Schulterblättern hinunterreichte. Sie angelte mit dem Sorgobesen den Zinkeimer aus der Ecke und stellte ihn auf den Kopf. Dann stellte sie sich darauf.
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Beitrag24.12.2021 17:50

von Ralphie
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Statt Sorgobesen kannst du auch Reisstrohbesen nehmen, das ist noch anschaulicher,
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Beitrag25.12.2021 11:19

von lia88
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Lila X hat Folgendes geschrieben:


Hast du auch eine Meinung zum Klappentext? Nachdem es letztes Mal zu wenig Info ist, ist es jetzt zu viel oder genau richtig? Und klingt es für dich interessant?


Ich fand den ersten Klappentext eigentlich nicht schlecht. Es hat vll ein bisschen gefehlt, wo genau der Fantasy Teil beginnt. Das ist im neuen besser mit drin. Trotzdem hat der erste eventuell neugieriger gemacht. Bin hier aber unentschlossen, vll können andere den Klappentext besser beurteilen.
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Beitrag03.01.2022 19:03

von Lila X
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Sie erinnerte sich nicht gern daran, wie sie das Waisenhaus verlassen hatte und sich alleine durchschlagen musste. Täglich hatte sie auf dem Markt nach Arbeit gesucht, aber entweder hatte man sie fortgejagt oder hart arbeiten lassen und ihr dann lediglich einen Apfel oder ein altes Brot in die Hand gedrückt. Und nachts war es ein Alptraum gewesen, auf der Straße zu schlafen. Deshalb war sie erst nicht unglücklich gewesen, von Constables der Londoner Polizei zusammen mit anderen armen Schluckern aufgegriffen und ins Arbeitshaus gebracht worden zu sein. Doch das Haus bot leider keinen Schutz, war verdreckt und überfüllt und dazu büßte man seine Freiheit ein.
Alle Bewohner des Arbeitshauses wurden in aller Frühe geweckt und in eine Manufaktur gebracht, in der sie 16 Stunden arbeiteten. Das nannte sich dann ‚Arbeitserziehung’. Zurück im Arbeitshaus wollte man nur noch ein Bett zum Schlafen finden, gleichgültig wie viele andere schon darin lagen.

 Ellie straffte sich, als Steven fragte:
„Also, was willst du von mir?“
„Ich will, dass du mir hilfst hier wegzukommen. Ich will nicht mehr ins Arbeitshaus und ich will auch nicht allein auf der Straße leben.“ Flehend sah sie ihn an. Er verdrehte die Augen.
„Wie soll ich dir da helfen? Ich gehe morgen an Bord dieses Schiffes und bin dann weg.“ Ellie nickte.
„Ich weiß, das hat Michael mir erzählt! Und deshalb bin ich hier.“ Verständnislos sah er sie an.
„Ich will mitfahren.“ Steven lachte.
„Ellie, das Schiff fährt nach Neuseeland.“ Er schüttelte den Kopf über ihre naive Vorstellung. „Weißt du wie teuer so eine Passage ist? Und was willst du dann dort machen?“

Ellies Herz sank angesichts Stevens Reaktion.
Neuseeland. Das sagte ihr wenig. Sie hatte keine Vorstellung wo es lag und wusste nur, dass es eine von Großbritanniens Kolonien war. Aber andererseits - ihr war es doch völlig egal wohin das Schiff fuhr. Sie wollte einfach nur weg aus London und sich irgendwo mit harter Arbeit ein Zuhause schaffen.
Der weißblonde Kerl drehte sich um:
„Die suchen doch junge Frauen, die bereit sind in die Kolonien zu reisen. Ich dachte, die müssen nichts bezahlen.“ Ellie merkte auf.
„Mensch George, spinnst du?“, meinte Steven. „Die kommen doch alle nicht mehr zurück!“
„Aber das ist perfekt.“, jauchzte Ellie. „Was soll ich auch hier? Ich habe doch niemanden, der mich hier hält. Schlechter kann das nicht werden.“
„Genau“, meinte George, „und vielleicht heiratet dich dort sogar jemand. Mit deinen hübschen Sommersprossen fällst du sicher bald jemandem auf. Musst halt mit viel Arbeit rechnen. Aber das geht den anderen Weibern, die dort hinfahren, auch nicht anders.“
Steven wirkte genervt. Mittlerweile hatten sie den Pub erreicht und drängten mit den anderen durch die Tür. Ihnen kam warme, feuchtigkeitgeschwängerte Luft entgegen, die würzig nach Bier und Essen roch. Ellies Magen knurrte laut und vernehmlich und George grinste sie an.
„Hast wohl Hunger, was?“ Ellie nickte inbrünstig. „Wenn du mir auf dem Schiff meine Wäsche wäschst, geb’ ich dir eine Portion aus.“ flachste er.
„Einverstanden.“, platzte Ellie heraus. Sie hatte kein Geld. Und fremde Wäsche waschen schreckte sie nicht wirklich, wenn sie sich dafür mal in Ruhe sattessen konnte, zumal sie ja nicht wusste, ob sie es jemals auf dieses Schiff schaffen würde. Doch diesen Gedanken verdrängte sie schnell.
„Setz dich schon mal. Ich bring dir was rüber.“, meinte George gutmütig und deutete auf einen großen freien Tisch in einer Nische neben der Tür, während Steven stumm daneben stand. Ellie setzte sich und spürte die Wärme in ihre verkrampften Muskeln und ihre Wangen steigen. Sie wusste aus Erfahrung, dass sie glühte wie ein Streichhölzchen. Kurz darauf saß sie zwischen Steven und George an einem großen Tisch mit sämtlichen Arbeitern des Schiffs, eine dampfende Schüssel mit Stew vor sich und konnte sich keinen besseren Ort vorstellen. Die Männer stießen mit ihrem Bier an und prosteten sich zu. Die meisten hatten sich ebenfalls eine Schüssel des herzhaften Eintopfs geholt und stürzten sich hungrig darauf.
Nachdem der erste Hunger gestillt war, wendete sich Ellie an George:
„Was muss ich machen, damit die mich mitnehmen?“, George zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung. Ich kann morgen mal den Käpt’n fragen. Ich weiß auch nicht, ob auf unserem Schiff noch ein Platz frei ist, schließlich brechen wir morgen schon auf.“
„Wie lange fährt man denn nach Neuseeland?“
„Drei bis vier Monate wird es schon dauern. Und das auch nur, wenn wir keine Flaute kriegen.“, antwortete ein Junge von der anderen Seite des Tisches.
„Und wie ist Neuseeland so?‘“
„Das wissen wir alle nicht so genau.“, antwortete Steven mißmutig. „Irgendjemand hat gesagt, es ist dort ein bisschen so wie in Schottland. Ist halt ´ne Insel und weit und breit nix in der Nähe.“
Ellie hatte keine Vorstellung davon, was das bedeutete. England war auch eine Insel und trotzdem hatte sie noch nie das Meer gesehen. Aber vielleicht war das Meer auch nicht viel anders als die Themse. Viel braunes Wasser eben. Langsam stieg ihr das Bier zu Kopf.  Sie trank immer einen Schluck von Stevens Glas, wenn er nicht hinsah, aber sie war es nicht besonders gewöhnt.
„Sei morgen um sechs am Kai, dann kann ich dir sagen, wo du dich hinwenden musst.“, meinte George gerade. „Vielleicht schaffst du es ja doch noch aufs Schiff.“
Stevens Aussprache war schon ein bisschen schleppend, als er fragte:
„Wo verbringst du denn heute die Nacht, wenn du aus dem Arbeitshaus abgehauen bist?“ Das hatte sich Ellie auch schon gefragt.
„Wir können sie ja aufs Schiff schmuggeln. Dann ist sie morgen wenigstens pünktlich da.“, schlug George grinsend vor. Steven sah ihn zweifelnd an.
„Ich hab’ keine Lust, wegen ihr meinen Job zu verlieren.“, wandte er ein.
„Willst du sie allein auf der Straße lassen?“ Offensichtlich schien George ihr Wohlergehen eher am Herzen zu liegen als Steven. „Und ich hab auch schon eine Idee, wie wir das machen.“ Georges Augen bekamen einen verschmitzten Ausdruck und Ellie machte sich ein bisschen Sorgen, ob ihr die Idee wohl gefallen würde. Aber schließlich stimmte sogar Steven brummend zu.

Die Männer tranken einiges und die Stimmung wurde immer ausgelassener. Als sie schließlich den Pub verließen, um zum Schiff zurückzukehren, ließen George und Steven die anderen vorausgehen. Die Planke war eingezogen und der Kai war schummrig bis auf zwei Lichter an Deck. Die einzige Verbindung zum Schiff waren die Taue, die am Kai vertäut waren. George musterte sie grübelnd.
„Ich vermute mal, du kannst nicht hochklettern?“, raunte er leise. Ellie schaute nach oben zur weit entfernten Reling. Das Schiff lag dank der ganzen Ladung zwar tiefer im Wasser als heute Mittag, aber sie würde da niemals hochklettern können, schließlich schwangen schwere Röcke um ihre Beine und ihre Hände und Beine waren verkratzt und voller blauer Flecken. Steven kicherte leise:
„Du kannst sie ja hochwerfen. So schwer ist sie nicht.“
„Sehr witzig.“ schoss Ellie zurück.

George schaute sich um.
„Keine Sorge, wir benutzen den da.“, flüsterte er und deutete auf den einfachen Handkran neben dem Schiffsheck. Steven fing wieder an zu kichern. Er musste weit mehr Bier getrunken haben, als Ellie mitbekommen hatte.
„Au ja, wir verschnüren sie als Paket und ziehen sie hoch.“
Die beiden schnappten sich ein Seil und wickelten es mehrfach um Ellies Taille und quer über Brust, Schultern und Rücken, wobei sie das Ganze mit einem kompliziert aussehenden Seemannsknoten fixierten. George erteilte ihr derweil Anweisungen im Flüsterton: „Wenn du auf dem Heck ankommst, löst du das Seil, indem du hier ziehst und legst es aufgerollt nah an die Reling, damit es aufgeräumt aussieht. Aber du musst leise sein. Die Mannschaft schläft im Bug des Schiffes. Eine Wache ist auf Deck. Im Heckaufbau sind Kabinen, aber die solltest du auf keinen Fall benutzen, das fällt hinterher auf. Links und rechts der Brücke mit dem großen Steuerrad geht eine Treppe runter auf Deck. Von dort führt eine weitere Treppe nach unten ins Zwischendeck. Dort ist gerade niemand, allerdings liegen noch Werkzeuge und Material rum, weil die Zimmermänner noch nicht alle Kojen fertig gebaut haben. Pass also auf, wo du hintrittst.“, erklärte er leise.
„Und wie komm ich an der Wache vorbei?“ George lächelte ihr beruhigend zu.
„Das kannst du uns überlassen.“
George ging zum Kran, löste die Verriegelung und zog den Haken zu Ellie. Dann hakte er ihn geschickt unter das Seil vor ihrer Brust, während  Steven untätig daneben stand.
Wahrscheinlich verdankte sie es dem Alkohol, dass sie die Idee gleichzeitig witzig und gruselig fand.
„Und wenn er sich löst?“ konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen.
„Ach was, das machen wir dauernd. Du darfst nur nicht so zappeln.“, und schon bediente George die Winde, so dass Ellie den Boden unter den Füßen verlor und ein unterdrücktes Kieksen nicht vermeiden konnte. Ihr Oberkörper kippte nach vorne und das Seil drückte sich hart in ihren Bauch.
„Schschschsch!“, raunte Steven. „Nicht dass uns jemand hört.“ Dann kicherte er wieder. Ellie bemühte sich verzweifelt, ihren Oberkörper zurück in die Senkrechte zu ziehen, während sie durch die Luft schwebte. George bediente den Kran schnell und geschickt, schwenkte sie zum Schiff und gab dann wieder Seil nach, so dass sie sanft auf den Planken landete. Sie befreite sich eilig von dem Haken, als plötzlich Rufe ertönten.
„Hey, was macht ihr da?“, erklang eine Stimme vom Schiff. Ellie presste sich auf die Planken und hielt die Luft an. George hatte den Kran schon wieder fixiert und ging mit Steven dem Rufer entgegen.
„Hab nur den Kran gescheit vertäut, war locker.“, hörte sie ihn mit gelangweilter Stimme sagen. Wie konnte er so gelassen sein, während ihr Herz raste?
„Lass uns an Bord.“, ergänzte George, während Steven schon wieder kicherte. Sie hörte Schritte an Deck. Schnell drehte sie sich auf den Rücken und löste mit fliegenden Fingern den Knoten des Seils, so wie George es ihr gezeigt hatte, rollte es auf und warf es zu den anderen Seilen an der Reling, während sie sich die ganze Zeit so dicht wie möglich am Boden hielt.
 Der Himmel hatte ein bisschen aufgeklart und sanftes Mondlicht schien auf die Planken des riesigen Schiffs. Sie war auf einer Art Aufbau im Heck des Schiffs gelandet. Seitlich sah sie das riesige Steuerrad und links und rechts Treppen, die zum Deck hinunter führten. Von ihrem Standort konnte sie den Wachmann sehen, wie er unter Gerumpel die Planke ausfuhr. Ellie kam geduckt auf die Füße und schlich flink zu der linken, vom Wachmann abgewandten Treppe. Während George und Steven an Deck kamen und die Wache ihnen mit dem Blick folgte, hastete Ellie die Treppe hinunter und fand unten sofort die zweite Treppe, die unter Deck führte. An deren Fuß gab es eine Türe, die sie vorsichtig öffnete. Ein Flur tat sich auf, direkt gegenüber eine weitere Tür. Während George irgendwas auf die Wache einredete, schlüpfte Ellie dort hinein.
Im stockdunklen Zwischendeck ließ sie sich erschöpft gegen die Tür sinken und nach unten rutschen, bis sich ihr Puls wieder etwas beruhigte. Sie hatte es tatsächlich geschafft.  
In dem Raum, in dem Ellie gelandet war, roch es nach frischem Holz und sie spürte Sägespäne unter den Füßen. Als sie ihren Puls nicht mehr in den Ohren spürte, schob sie sich an der Wand entlang. Eingedenk Georges Warnung lies sie sich aber gleich darauf auf alle Viere nieder, um sich vorsichtig voran zu tasten, die Wand immer zu ihrer Rechten. Nicht dass sie mit dem Fuß in eine Säge oder in Nägel trat, die die Zimmermänner vielleicht hiergelassen hatten. Tatsächlich musste sie einen Stapel Bohlen umrunden. Aber schließlich stieß sie im Dunkeln auf eine Vertiefung in der Wand mit etwas, das eine Strohmatratze sein müsste. Nachdem sie mit der Hand nochmal geprüft hatte, dass in der Koje keine Überraschungen auf sie warteten, krabbelte sie hinein und streckte sich auf dem Rücken aus. Die Koje war kurz. Sie spürte die Wand am Kopf und den Füßen und sie war wirklich nicht groß gewachsen. Es dauerte ein bisschen, bis ihr Atem ruhig und gleichmäßig wurde, aber dann spürte sie ihre Müdigkeit. Die Strohmatratze hatte weder Laken noch Bettzeug, aber das würde sie aushalten. Sie rollte sich ein, so gut es ging und schlief schließlich ein, während das Wasser gegen die Schiffswand plätscherte und sich das Schiff sanft hin und her bewegte.

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