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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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T 17.11.2021 12:13 Der Fisch von tllrbz
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Der Fisch
Er war ungefähr so lang wie meine Elle. Da ich ihn nicht zurück in den Bach setzte, starb er. Schwappend glitzerte die Wasseroberfläche, verzerrte Algen und Steine, kräuselte die Spiegelungen der Baumkronen und des Sommerhimmels. Der geschuppte Körper baumelte im Kescher und ich spürte, wie die Kühle meine Gummistiefel füllte. Flüchtige Unterhaltung bot noch das Sterben, das Zappeln und das Schnappen nach Luft. Doch mit dem Leben verflog die Spannung. Was hatte ich erwartet?
Versteckt, nahe der Böschung, watete ich durch den Bach, spürte den Wechsel von Licht und Schatten auf der Haut, pirschte durch Sträucher, die vom Ufer über das Wasser wucherten und wich den Brenneseln aus. Ich erinnere mich an das Geräusch meiner Schritte im Wasser, an den Geruch nach Grillfleisch aus den Gärten, an entferntes Lachen. Der Tag funkelte, er duftete, er summte. Ich hielt mich verborgen und beobachtete den Fußweg entlang des Bachlaufs, auf dem kleine Hunde an ungeduldigen Leinen ausgeführt wurden. Aufgeregt schnüffelte einer, weil er meine Nähe spürte, knurrte, schnellte in die Böschung und wurde an seiner Leine davongerissen. Spaziergänger trieben grußlos aneinander vorbei und verschwanden gesenkten Blickes im Nachmittag; Kinder, die zum Spielplatz strömten, ahnten nichts von meiner Unruhe, die hinterm Gestrüpp lauerte und auf Abenteuer aus war.
Während das Leben in der Schwüle kochte wie süßer Brei, dahinblubberte und zerschmolz, wuchs meine Spannung. Ich fühlte eine Leere in mir klafften, die gefüllt werden wollte. Mit nervösen Gliedmaßen kauerte ich im Zwielicht, schielte abwechselnd in das Netz und auf den Fußweg. Als die drückende Behaglichkeit schließlich alles zum Erliegen brachte und die letzten Fußgänger einfach verdunstet waren, preschte ich hervor, sauste über den Weg auf die Straße, verbrannte mir die Füße auf dem Asphalt, sprang über den Gartenzaun unserer Nachbarn, jagte eine kleine Treppe hinauf, stopfte den toten Fisch in den Briefkasten, blickte mich um und atmete die bleierne Luft in hastigen Zügen.
Abends spielte ich auf dem Hof. Eine Briese vertrieb den faulen Hitzezauber, raschelte durch die Blumenbeete und verfing sich in einem Sommerkleid, das durch unsere Einfahrt spazierte. Hallo, sagte meine Mutter. Hallo, sagte das Kleid. Dann wurde über nasse Fußabdrücke auf Asphalt gesprochen und ich nickte und nickte bis es vorbei war. Auf Wiedersehen. Bitte nochmals um Entschuldigung. An diesem Abend blieb ich lange draußen, um zuzusehen, wie rotes Licht über die Dächer schwappte und sich in der Einfahrt ergoss. Der Kescher lehnte mit gespielter Unschuld am Gartenzaun.
Weitere Werke von tllrbz:
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Gast
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17.11.2021 13:31 Re: Der Fisch von Gast
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Hallo tllrbz,
stimmungsvolle, atmosphärisch dichte kleine Geschichte, die mir auch sprachlich sehr gut gefallen hat.
Ein paar Kleinigkeiten.
tllrbz hat Folgendes geschrieben: |
Ich erinnere mich an das Geräusch meiner Schritte im Wasser, an den Geruch nach Grillfleisch aus den Gärten, an entferntes Lachen. |
Hier stört mich das Ich erinnere mich.. Warum die Erinnerung bemühen? Warum nicht einfach: Ich vernahm/hörte..etc.
tllrbz hat Folgendes geschrieben: |
Ich fühlte eine Leere in mir klafften, die gefüllt werden wollte. Mit nervösen Gliedmaßen kauerte ich im Zwielicht, schielte abwechselnd in das Netz und auf den Fußweg. |
Wahrscheinlich soll es klaffen heißen. Ich würde das Verb hier weglassen. Und anstelle von Mit nervösen Gliedmaßen einfach Nervös .
Zum Inhalt, aber das fällt wahrscheinlich in die Kategorie Korinthenkackerei:
Die nassen Füße, die er sich auf dem Asphalt verbrennt und die dort Spuren hinterlassen? Vorher trug er Gummistiefel…
Sehr gerne gelesen!
LG
DLurie
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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Elisa Eselsohr
E
Beiträge: 276
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E 17.11.2021 13:48 Re: Der Fisch von Elisa
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Hallo Till,
herzlich willkommen im Forum und danke für deinen Einstandstext.
Ich habe ihn gern gelesen (danke, dass er so kurz ist! ),
das Thema hat mich gleich interessiert.
Unten habe ich ein paar Stellen blau markiert, die mir aufgefallen sind.
Nimm dir, was du brauchen kannst, oft ist es Geschmackssache.
Viel Spaß im Forum und bei der Textarbeit.
LG Elisa
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Der geschuppte Körper baumelte im Kescher und ich spürte, wie die Kühle meine Gummistiefel füllte.
"baumelte" finde ich hier unpassend, der Fisch hat Panik, zappelt wie verrückt, windet sich, schnappt nach Luft. Dann ein letztes Aufbäumen und ein letztes Luftholen bevor er stirbt. Die beiden Sätze würde ich neu formulieren und "baumeln" weglassen".
Flüchtige Unterhaltung (Ausdruck passt mMn nicht. Was genau möchtest du hier ausdrücken?) |
tllrbz hat Folgendes geschrieben: |
Versteckt, nahe der Böschung, watete ich durch den Bach, spürte den Wechsel von Licht und Schatten auf der Haut, pirschte durch Sträucher, die vom Ufer über das Wasser wucherten und wich den Brenneseln aus. (Schön, gefällt mir! Kleiner Tippfehler: Brennnesseln)
Ich erinnere mich an das Geräusch meiner Schritte im Wasser, an den Geruch nach Grillfleisch aus den Gärten, an entferntes Lachen. Der Tag funkelte, er duftete, er summte.
Hängt der Geruch von Grillfleisch nicht gerade in der Luft?
Vorschlag: Ich erinnerte mich an das Geräusch meiner Schritte im Wasser, nahm den Geruch von Grillfleisch aus den Gärten wahr, hörte entferntes Lachen. |
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Abends spielte ich auf dem Hof.
Ich war überrascht, dass es ein Kind ist. Hätte ich gern früher gewusst.
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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17.11.2021 14:28 Re: Der Fisch von hobbes
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Elisa hat Folgendes geschrieben: |
Ich war überrascht, dass es ein Kind ist. Hätte ich gern früher gewusst.
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Ich nicht. Aber ich war auch nicht überrascht. Wer sonst hat so viel Zeit, einfach nur nichts (oder na ja: wenig) zu tun und sich darüber zu wundern, dass vorbeitreibende Spaziergänger rein gar nichts bemerken?
Vielleicht rührt meine fehlende Überraschung auch daher, dass alles, oder nein, alles nicht, aber das Dinge so nüchtern beschrieben werden. Bestes Beispiel:
Zitat: | Da ich ihn nicht zurück in den Bach setzte, starb er. |
Ja, dann starb er. Aus, fertig. Für mich passt das zu einem Kind.
Und gleichzeitig ist dann auch gar nichts nüchtern, sondern absolut überschwänglich, überbordend. Ich mag überbordend normalerweise eher nicht, aber hier, vielleicht gerade durch diesen Gegensatz (und na gut, der Text ist kurz) dann doch.
Verdunstete Fußgänger Das Kleid, das spricht. Ja, stell gern noch mehr Texte von dir ein
Einen Schreibfehler hätte ich aber auch noch:
(oh, sieht man schlecht -> da ist ein e zu viel -> Brise)
edit: Was ich auch noch mag: dass nicht lang und breit erklärt wird, was da jetzt genau passiert ist. Ist ja auch unnötig, man versteht es auch so.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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T 17.11.2021 14:32
von tllrbz
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Das ist die überarbeitete Variante mit gelöster Stiefelproblematik, aber noch ungelöster Kindheitsproblematik:
Er war ungefähr so lang wie meine Elle. Da ich ihn nicht zurück in den Bach setzte, starb er. Schwappend glitzerte die Wasseroberfläche, verzerrte Algen und Steine, kräuselte die Spiegelungen der Baumkronen und des Sommerhimmels. Der geschuppte Körper zuckte im Kescher und ich spürte, wie sich die Strömung an meine Knöchel legte. Flüchtige Unterhaltung bot noch das Sterben, das Zappeln und das Schnappen nach Luft. Doch mit dem Leben verflog die Spannung. Was hatte ich erwartet? Versteckt, nahe der Böschung, watete ich durch den Bach, spürte den Wechsel von Licht und Schatten auf der Haut, pirschte durch Sträucher, die vom Ufer über das Wasser wucherten und wich den Brennesseln aus. Da war das Geräusch meiner Schritte im Wasser, der Geruch nach Grillfleisch aus den Gärten, entferntes Lachen. Der Tag funkelte, er duftete, er summte. Ich hielt mich verborgen und beobachtete den Fußweg entlang des Bachlaufs, auf dem kleine Hunde an ungeduldigen Leinen ausgeführt wurden. Aufgeregt schnüffelte einer, weil er meine Nähe spürte, knurrte, schnellte in die Böschung und wurde an seiner Leine davongerissen. Spaziergänger trieben grußlos aneinander vorbei und verschwanden gesenkten Blickes im Nachmittag; Kinder, die zum Spielplatz strömten, ahnten nichts von meiner Unruhe, die hinterm Gestrüpp lauerte und auf Abenteuer aus war. Während das Leben in der Schwüle kochte wie süßer Brei, dahinblubberte und zerschmolz, wuchs meine Spannung. Ich fühlte eine Leere in mir, die gefüllt werden wollte. Mit nervösen Gliedmaßen kauerte ich im Zwielicht, schielte abwechselnd in das Netz und auf den Fußweg. Als die drückende Behaglichkeit schließlich alles zum Erliegen brachte und die letzten Fußgänger einfach verdunstet waren, preschte ich hervor, sauste über den Weg auf die Straße, verbrannte mir die Füße auf dem Asphalt, sprang über den Gartenzaun unserer Nachbarn, jagte eine kleine Treppe hinauf, stopfte den toten Fisch in den Briefkasten, blickte mich um und atmete die bleierne Luft in hastigen Zügen.
Abends spielte ich auf dem Hof. Eine Brise vertrieb den faulen Hitzezauber, raschelte durch die Blumenbeete und verfing sich in einem Sommerkleid, das durch unsere Einfahrt spazierte. Hallo, sagte meine Mutter. Hallo, sagte das Kleid. Dann wurde über nasse Fußabdrücke auf Asphalt gesprochen und ich nickte und nickte bis es vorbei war. Schönen Abend noch. Bitte nochmals um Entschuldigung. An diesem Abend blieb ich lange draußen, um zuzusehen, wie rotes Licht über die Dächer schwappte und sich in der Einfahrt ergoss. Der Kescher lehnte mit gespielter Unschuld am Gartenzaun.
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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Eulenbaum Klammeraffe
E
Beiträge: 867
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E 18.11.2021 20:19 Re: Der Fisch von Eulenbaum
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tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Der Fisch
Er war ungefähr so lang wie meine Elle. Da ich ihn nicht zurück in den Bach setzte, starb er. Schwappend glitzerte die Wasseroberfläche, verzerrte Algen und Steine, kräuselte die Spiegelungen der Baumkronen und des Sommerhimmels. Der geschuppte Körper baumelte im Kescher und ich spürte, wie die Kühle meine Gummistiefel füllte. Flüchtige Unterhaltung bot noch das Sterben, das Zappeln und das Schnappen nach Luft. Doch mit dem Leben verflog die Spannung. Was hatte ich erwartet?
Versteckt, nahe der Böschung, watete ich durch den Bach, spürte den Wechsel von Licht und Schatten auf der Haut, pirschte durch Sträucher, die vom Ufer über das Wasser wucherten und wich den Brenneseln aus. Ich erinnere mich an das Geräusch meiner Schritte im Wasser, an den Geruch nach Grillfleisch aus den Gärten, an entferntes Lachen. Der Tag funkelte, er duftete, er summte. Ich hielt mich verborgen und beobachtete den Fußweg entlang des Bachlaufs, auf dem kleine Hunde an ungeduldigen Leinen ausgeführt wurden. Aufgeregt schnüffelte einer, weil er meine Nähe spürte, knurrte, schnellte in die Böschung und wurde an seiner Leine davongerissen. Spaziergänger trieben grußlos aneinander vorbei und verschwanden gesenkten Blickes im Nachmittag; Kinder, die zum Spielplatz strömten, ahnten nichts von meiner Unruhe, die hinterm Gestrüpp lauerte und auf Abenteuer aus war.
Während das Leben in der Schwüle kochte wie süßer Brei, dahinblubberte und zerschmolz, wuchs meine Spannung. Ich fühlte eine Leere in mir klafften, die gefüllt werden wollte. Mit nervösen Gliedmaßen kauerte ich im Zwielicht, schielte abwechselnd in das Netz und auf den Fußweg. Als die drückende Behaglichkeit schließlich alles zum Erliegen brachte und die letzten Fußgänger einfach verdunstet waren, preschte ich hervor, sauste über den Weg auf die Straße, verbrannte mir die Füße auf dem Asphalt, sprang über den Gartenzaun unserer Nachbarn, jagte eine kleine Treppe hinauf, stopfte den toten Fisch in den Briefkasten, blickte mich um und atmete die bleierne Luft in hastigen Zügen.
Abends spielte ich auf dem Hof. Eine Briese vertrieb den faulen Hitzezauber, raschelte durch die Blumenbeete und verfing sich in einem Sommerkleid, das durch unsere Einfahrt spazierte. Hallo, sagte meine Mutter. Hallo, sagte das Kleid. Dann wurde über nasse Fußabdrücke auf Asphalt gesprochen und ich nickte und nickte bis es vorbei war. Auf Wiedersehen. Bitte nochmals um Entschuldigung. An diesem Abend blieb ich lange draußen, um zuzusehen, wie rotes Licht über die Dächer schwappte und sich in der Einfahrt ergoss. Der Kescher lehnte mit gespielter Unschuld am Gartenzaun. |
Ich finde, der Text muß nicht überarbeitet werden.
Er gefällt mir.
Gruß,
Eulenbaum
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Nachtvogel Leseratte
Alter: 32 Beiträge: 117 Wohnort: Münster
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18.11.2021 22:06
von Nachtvogel
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Hallo tllrbz,
ich habe eben in deinem Vorstellungsthread gelesen, dass du dir sehr unsicher bei deinen Texten bist, und habe dann aus Neugier mal hier reingeschaut. Und ich kann dir aus vollster Überzeugung sagen, dass du überhaupt keinen Grund hast, unsicher zu sein! Ich habe deinen Text sehr gerne gelesen. Hier noch ein paar Anmerkungen zu einzelnen Textstellen (aus der überarbeiteten Version):
tllrbz hat Folgendes geschrieben: |
Flüchtige Unterhaltung bot noch das Sterben, das Zappeln und das Schnappen nach Luft. Doch mit dem Leben verflog die Spannung. Was hatte ich erwartet?
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Diesen Teil mag ich sehr, schön formuliert. Ich würde den Absatz nach dem Fragesatz lassen, wie in der ersten Version. Dann wirkt das noch ein bisschen mehr nach.
Zitat: |
Als die drückende Behaglichkeit schließlich alles zum Erliegen brachte und die letzten Fußgänger einfach verdunstet waren, preschte ich hervor, sauste über den Weg auf die Straße, verbrannte mir die Füße auf dem Asphalt, sprang über den Gartenzaun unserer Nachbarn, jagte eine kleine Treppe hinauf, stopfte den toten Fisch in den Briefkasten, blickte mich um und atmete die bleierne Luft in hastigen Zügen.
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Dieses Bild mit den verdunsteten Fußgängern ist toll! Du schaffst es auch hier sehr schön, die Schnelligkeit der einzelnen Handlungen im Text abzubilden. Und die Selbstverständlichkeit, mit der der Fisch einfach in "den" Briefkasten gestopft wird, herrlich
Zitat: |
Abends spielte ich auf dem Hof.
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Hier ist mir klar geworden, dass der Erzähler ein Kind ist. Und das ist meiner Meinung nach die perfekte Stelle. Für mich war das ein richtiges Überraschungsmoment, aber dann habe ich mir gedacht: Natürlich. Er stopft Fische in Briefkästen anderer Leute. Er berichtet so unglaublich neutral über den Tod des Fisches. Natürlich ist er ein Kind.
Ich mag das und finde ganz und gar nicht, dass es eine "Kindheitsproblematik", wie du es formuliert hast, gibt. So ist es gut!
Zitat: |
Der Kescher lehnte mit gespielter Unschuld am Gartenzaun. |
Meiner Meinung nach ein sehr starker Abschlusssatz!
Der Text hat insgesamt Eindruck auf mich gemacht, obwohl ich solche Texte sonst eigentlich gar nicht lese. Großes Kompliment!
Liebe Grüße
Nachtvogel
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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FaithinClouds Leseratte
F
Beiträge: 158 Wohnort: Südlich vom Norden
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F 19.11.2021 14:43
von FaithinClouds
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Hey @tllrbz, deine Geschichte hat mir sehr gefallen. 😄
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Er war ungefähr so lang wie meine Elle. Da ich ihn nicht zurück in den Bach setzte, starb er. |
Diesen einleitenden Teil finde ich wohl am gelungensten. Ganz einfach, ohne viele Füllwörter, aber trotzdem haben die Worte eine Kraft, die einen sofort an der Geschichte interessiert macht.
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Flüchtige Unterhaltung bot noch das Sterben, das Zappeln und das Schnappen nach Luft. Doch mit dem Leben verflog die Spannung. |
Da fand ich diese Substantivkonstruktionen (keine Ahnung, wie ich es sonst nennen soll) irgendwie nicht so gut. Vielleicht lieber: "Es war interessant, zu sehen, wie er zappelte, nach Luft schnappte."
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Während das Leben in der Schwüle kochte wie süßer Brei, dahinblubberte und zerschmolz, wuchs meine Spannung. |
Das Bild wiederum finde ich echt stark.
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Der Kescher lehnte mit gespielter Unschuld am Gartenzaun. |
Das "mit gespielter Unschuld" finde ich auch too much. Das brauchen deine Leser*innen gar nicht. Das Abschlussbild des Keschers macht auch ohne diese Erklärung Sinn.
Danke fürs Reinstellen deiner Geschichte und hab ein schönes Wochenende!
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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tscheims Leseratte
T
Beiträge: 106
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T 23.11.2021 23:15
von tscheims
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Deine Erzählung gefüllt mir, gerade wegen den schönen Bildern. Bloss ein Satz ist mir negativ aufgefallen:
...auf dem kleine Hunde an ungeduldigen Leinen ausgeführt wurden. Die Personifizierung der Leine passt für mich nicht -auch nicht aus der Sicht eines Kindes, sie wirkt für mich zu künstlich, zu hervorgehoben im Gegensatz zum Rest.
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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24.11.2021 17:24
von hobbes
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Über die Stelle habe ich auch schon nachgedacht Zuerst dachte ich nämlich auch so etwas wie "na ja, das ist jetzt schon ein bisschen arg", aber als ich dann überlegt habe, ob ich es erwähnen soll, dachte ich wiederum "nö, es passt schon so."
Ich vermute, das hilft dir jetzt kein bisschen weiter
edit: Wenn man die ungeduldigen Leinen einfach weglässt und den Satz ansonsten nicht verändert, geht es jedenfalls nicht. Dann fehlt nämlich eindeutig was.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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Elisa Eselsohr
E
Beiträge: 276
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E 24.11.2021 19:11
von Elisa
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tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Ich hielt mich verborgen und beobachtete den Fußweg entlang des Bachlaufs, auf dem kleine Hunde an ungeduldigen Leinen ausgeführt wurden. Aufgeregt schnüffelte einer, weil er meine Nähe spürte, knurrte, schnellte in die Böschung und wurde an seiner Leine davongerissen. |
Ich habe mir den Satz mit "... ungeduldige Leinen ..." auch noch einmal angesehen.
Ich finde den Ausdruck originell und er passt super zum nachfolgenden Satz.
Ich würde nichts ändern.
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Nachtvogel Leseratte
Alter: 32 Beiträge: 117 Wohnort: Münster
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24.11.2021 20:19
von Nachtvogel
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Elisa hat Folgendes geschrieben: | Ich habe mir den Satz mit "... ungeduldige Leinen ..." auch noch einmal angesehen.
Ich finde den Ausdruck originell und er passt super zum nachfolgenden Satz.
Ich würde nichts ändern. |
Sehe ich auch so, ich mag den Ausdruck. Das hilft dir jetzt wahrscheinlich auch nicht viel weiter, ist einfach sehr subjektives Empfinden
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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Tigerle Schneckenpost
T Alter: 68 Beiträge: 9 Wohnort: Wuppertal
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T 11.12.2021 13:55 Was möchtest Du mir mit Deiner Geschichte sagen? von Tigerle
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Hallo tllrbz,
erst mal finde ich es toll, dass Du uns hier Deine Geschichte vorstellst. Aber ich persönlich habe mich schwer damit getan, sie zu Ende zu lesen - schlussendlich habe ich es aus Respekt Dir gegenüber getan und weil sie so schön kurz war.
Denn für mich waren die vielen Stimmungsbilder nicht im Zusammenhang mit dem toten Fisch vom Anfang erkennbar - oder im Widerspruch zu ihm. Du schilderst zwar sehr schön Atmosphären, Stimmungen, aber mit welchem Ziel? Weil Du es kannst? Ich vermisse den Bezug zum toten Fisch und schlussendlich zur Geschichte. Die kurz so zusammengefasst werden kann: Kind stopft an heißem Sommertag toten Fisch in Briefkasten des Nachbarn.
Über einige sprachliche Verbesserungsmöglichkeiten haben andere Mitglieder schon genug gesagt, aber ein paar Punkte möchte ich doch noch aufgreifen:
Du schreibst von "kleinen Hunden an ungeduldigen Leinen" - das ist mir zu bemüht lyrisch. Oder sollte es heissen "ungeduldigen kleinen Hunden an Leinen"?
Und die "verdunsteten Fußgänger" haben mich nicht überzeugt sondern eher gestört - Flüssigkeiten verdunsten, Körper nicht. Wenn schon ein Bild bemüht werden muss, warum dann keine Fatamorgana?
Schließlich finde ich auch das "Sommerkleid, das durch unsere Einfahrt spazierte" zu unbegründet, zu sehr bemüht, da wäre meiner Meinung nach weniger sehr viel mehr gewesen.
Aber, wie gesagt, das ist nur meine ganz persönliche Meinung! Vermutlich ticken wir einfach zu unterschiedlich, als dass ich die Bilder, die Du verwendest, nachvollziehen kann. Ich werde dieser Tage etwas von mir hier einstellen, wenn Du magst, kannst Du ja erzählen, wie es Dir mit meinem Textbeispiel ergangen ist.
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tllrbz Gänsefüßchen
T Alter: 37 Beiträge: 20
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Lila X Leseratte
L Alter: 54 Beiträge: 150
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L 17.12.2021 12:50
von Lila X
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Hallo tllrbz,
ich finde deinen Schreibstil sehr schön und alles andere als trivial. Ich finde auch, du hast tolle Sätze drin, die mich echt beeindrucken. Sowas wie das:
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Flüchtige Unterhaltung bot noch das Sterben, das Zappeln und das Schnappen nach Luft. Doch mit dem Leben verflog die Spannung. Was hatte ich erwartet? |
Aber ohne deine Erklärung und die ganze Diskussion hätte ich nicht wirklich verstanden, was du los war. Aber vielleicht habe ich es immer noch nicht verstanden?
Also: der Fisch ist tot und das damit verbundene Abenteuer jetzt langweilig. Weil du mehr willst, steckst du den Fisch der Nachbarin in den Briefkasten. Typischer Kinderstreich.
Für mich war es als Kind immer so, dass der Streich erst dann seine ganze Spannung entfaltet hat, wenn du auf die Explosion wartest: Regt sich jemand auf? Gibt es Geschrei? Die Suche nach dem Schuldigen? Findet man dich überhaupt? Und das warten darauf - o mein Gott. Das hat einen doch umgebracht! Diese Mischung aus Spannung und Angst.
Dieses ‚bis die Bombe platzt‘ bzw. ‚als die Bombe platzt‘ wird leider mit keinem Wort erwähnt - scheint keinen Gedanken wert.
Du schreibst:
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Abends spielte ich auf dem Hof. Eine Brise vertrieb den faulen Hitzezauber, raschelte durch die Blumenbeete und verfing sich in einem Sommerkleid, das durch unsere Einfahrt spazierte. |
Ich spaziere immer nur, wenn es mir gut geht und alles in Ordnung ist.
tllrbz hat Folgendes geschrieben: | Hallo, sagte meine Mutter. Hallo, sagte das Kleid. Dann wurde über nasse Fußabdrücke auf Asphalt gesprochen und ich nickte und nickte bis es vorbei war. Schönen Abend noch. |
Das vermittelt, dass du und alle Beteiligten völlig unbeeindruckt sind. Keiner schreit. Keiner streitet sich. Alles kein Drama. Das lässt nur einen Schluss zu: Doch kein Abenteuer gehabt, oder?
Um das zu betonen: Deine Bilder sind supertoll. Deine Schreibe voll auf den Punkt. Aber ich denke, du hättest mich noch mehr abgeholt, wenn du im Moment der höchsten Spannung (Stopft der Fratz an einem heißen Tag einen Fisch in den Briefkasten - Ach du lieber Gott!) nicht völlig die Luft rausgenommen hättest.
Aber irritieren kann ja auch ein Stilmittel sein - und ist ja nur meine wirklich liebgemeinte Meinung. Aber - vielleicht motiviert dich das, die Geschichte auszubauen? Ich würde sie definitiv lesen….
_________________ Lila X |
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