Expose für Autobiografie

[Soundso]

Ich habe eine Autobiografie (mein erstes Manuskript) geschrieben Momentan bin ich am überlegen sie zu veröffentlichen. Ich würde das Ganze erstmal an eine Literaturagentur schicken (gute oder schlechte Idee?). Dafür bräuchte ich allerdings ein Expose. Ich habe im Internet bisher hauptsächlich Exposevorlagen für Romane gefunden. Eine Autobiografie ist allerdings ganz anders aufgebaut. Kann mir jemand einen Aufbau eines Expose für eine Autobiografie sagen? Ich hab auch gelesen, dass man die Figuren des Buchs vorstellen soll. In meiner Biografie gibts allerdings nur eine Hauptfigur, und das bin ich. Dafür hab ich sehr viele Nebenfiguren, die aber größtenteils eine untergeordnete Rolle spielen und oft nur nebenbei erwähnt werden. Soll ich trotzdem alle aufzählen? Wären halt ganz schön viele.

Danke im Voraus für eure Antworten.


EDIT: Eine Frage noch: Mein Text ist relativ kurz. Ich hab 100 Computerseiten und ca. 40000 Wörter. Meint ihr, das ist zu kurz für eine Veröffentlichung oder geht das auch so? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dem Ganzen noch hinzufügen könnte.

[kaspar]

Eine Autobiographie mit 24?
Warum?

Du bist berühmt, hast den Höhepunkt deiner Karriere aber schon hinter dir?
Dein Vater oder deine Mutter sind berühmt?
Du hast irgendeine seltene tödliche Krankheit?
Du bist ein Genie?
Du wurdest von deinen Eltern rund um den Globus geschleppt und hast schon so unglaublich viel erlebt, enorme Abgebrühtheit inbegriffen?
Du hast mehrere Jahre in einem Keller verbracht?
Du warst Ministrantin?
...

Nein, ich komme nicht darauf.

Erzähl es uns, dann erzählen wir dir auch dass dein Vorhaben vielleicht zu 99% pure Zeitverschwendung ist.
Lernprozess und Selbsterfahrung mal ausgenommen.

[Soundso]

Hab mir irgendwie schon gedacht, dass die Frage kommen wird. Das Alter sagt nicht unbedingt viel darüber aus, was man schon erlebt hat. Kurzfassung: Essstörung, Depressionen, selbstverletzendes Verhalten, viele Aufenthalte in der Psychiatrie (auch auf der Geschlossenen), und Suizidversuche. Denk schon, dass das vielleicht den ein oder anderen interessieren könnte. Immerhin haben die meisten Menschen keine Möglichkeit Einblick in das Leben auf einer Geschlossenen zu bekommen...und auch was in dem Kopf eines potentiellen Selbstmörders ab geht, können viele nicht nachvollziehen.

[Klemens_Fitte]

Hallo Soundso,

an dieser Stelle erstmal herzlich willkommen im Forum. Deine Frage nach einer Exposéform für Autobiographien kann ich leider auch nicht beantworten, falls du also nur daran interessiert bist, kannst du jetzt aufhören zu lesen.

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Falls du noch weiterliest:
Natürlich ist kaspars Kommentar etwas überspitzt formuliert, die Bedenken, wie erfolgsversprechend dein Unterfangen ist, kann ich aber nachvollziehen. Es geht jetzt auch nicht darum, deine Lebensgeschichte abzuwerten - ich bin mir sicher, dass es da genügend Stoff für ein interessantes Buch gibt - aber: Das Interesse an Autobiografien, wenn sie nicht von berühmten Leuten stammen oder eine wirklich einzigartige Geschichte erzählen (du hast auf dem Rücken einer einbeinigen Schildkröte den Mount Everest bestiegen) geht gegen Null; da ist der Markt doch eher der Fiktion, sprich der zugespitzten Romanform zugeneigt.
Okay, ich spiele hier ein wenig advocatus diaboli, da ich ja selbst kaum Romane lese und erst recht keine schreibe - aber dass die Chancen, mit deiner Autobiografie irgendwo unterzukommen, recht gering sind, darüber solltest du dir leider im Klaren sein.
Vielleicht sehe ich das auch ein wenig pessimistisch, und ich versuche ja nur, kaspars Kommentar ein wenig auszuführen. Die professionellen Schreiber hier im Forum können dir da sicher noch mehr erzählen.

Trotzdem wünsche ich dir natürlich viel Erfolg mit deinem Vorhaben und hoffe mal auf jemanden, der auch deine eigentliche Frage beantworten kann.

Liebe Grüße,
Klemens

[Soundso]

Naja, aber grad zum Thema Depressionen (und auch andere psychische Erkrankungen) gibt es doch schon einige Bücher auf dem Markt, die in der Regel nicht von Prominenten geschrieben wurden. Es geht bei meinem Text auch weniger um ein einfaches Abklappern meiner Lebensgeschichte, sondern mehr um das Leben mit Depressionen und allem was dazu gehört.

[Isabelle34]

Ja, wie du sagst: Es gibt schon einige Bücher über Depressionen und dergleichen. Ich schätze, das war mal mächtig in Mode, als das Thema durch die Presse rauf und runter ging.

Es gibt sicher auch den ein oder anderen den deine Geschichte interessiert, einem Verlag genügen ein paar potentielle Leser aber nicht. Also muss es in deinem Buch etwas geben, das dein Schicksal von dem so vieler anderer unterscheidet. Auch das Leben auf der Geschlossenen ist nicht unbedingt ein Thema, das die Leute vom Sessel reißt.

Es sei denn, es wurde versucht, dir den Teufel auszutreiben. Dann könnte sich ein kirchenkritischer Kleinverlag dafür interessieren.

Oder der Heilige Geist hat dich an der Hand genommen und dich erlöst. Wenn du dann noch ein Bild von ihm geschossen hast, könnte das wirklich ein Bestseller werden.

Ich möchte damit das von dir Erlebte keinesfalls kleinreden. In meiner Familie gibt es Fälle von psychischer Erkrankung und ich weiß, wie ernst und belastend das ist. Nur: Um eine breite Leserschaft zu erreichen - und darum geht es einem Verlag - muss da schon etwas Besonderes sein, damit es für einen Verlag interessant wird.

[Fjodor]

Okay, mal einfach ein Rat:

Die Agenturen haben unterschiedliche Vorstellungen, wie sie ein Exposé wünschen. Meist schreiben sie das auf der Homepage. Orientiere Dich von der Länge an der jeweiligen Vorgabe.

In der Autobiografie gehts um Dich.
Stell vor allem Deine Person vor und die Meilensteine Deines Wegs, die dramatischen Höhepunkte, die Wendepunkte. "Nebenfiguren" nur insoweit, wie sie starken Einfluss auf dich hatten und nur reduziert auf ihre Funktion. Charakterisierungen wie bei Romanfiguren wären deplaziert.

Und sag etwas dazu, was Deine Geschichte unverwechselbar macht bzw. inwiefern ein Leser davon profitiert, wenn er deine Geschichte kennenlernt.

Dass du dazu etwas Überzeugendes Sagen kannst ist ausschlaggebend dafür, ob deine Geschichte Veröffentlichungschancen hat.

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Evtl. hat man Dir gesagt, dass das was du durchgemacht hast, Stoff für ein Buch sei - aber die Skepsis meiner Vorredner  halte ich für berechtigt. Es ist allein schon stark, dass du deine Geschichte auf 100 Seiten erzählt hast. 40.000 Worte ergeben sogar eher 200 Buchseiten. Teste einfach mal aus, ob du Resonanz bekommst, vermeide unseriöse Angebote. Als Plan B ist es beim Stand der Technik möglich, ohne große Kosten auch ein Buch aus deinen Aufzeichnungen zu machen, um sie Interessierten zugänglich zu machen. Wie das geht und was man für die Qualität des Textes tun kann - dazu gibt es hier viele Anregungen im Forum.  LG. F.

[Soundso]

Ich hab irgendwo gelesen, man müsste ein Expose in dritter Person und im Präsens schreiben. Da es allerdings eine Autobiografie ist, müsste ich ja über mich selbst in dritter Person reden - was mir ein bisschen schizophren vorkommt. Und da die Dinge alle in der Vergangenheit liegen, fällts mir auch schwer durchgängig im Präsens zu schreiben.
Also dritte Person und Präsens: ja oder nein?

[kerze]

Hallo erst einmal
Zu deiner letzten Frage kann ich dir eine Antwort geben.

Ich habe schon Exposés in der Ich-Form eingereicht, die genommen wurden, und das obwohl es sogar fiktive Geschichten waren.

Mein Buch Toy, Toy, Toy zum Beispiel... Buch in Ich-Form, Exposé und Plot ebenfalls

Es ist bestimmt nicht üblich, aber wenn es der Text erfordert... dann probier es aus.

LG Greta

[Gurke]

Du hast richtig gelesen Soundso! Präsens und dritte Person wird verlangt.

Das ist aber nicht so schwer und es sind ja auch nur vier oder fünf Seiten!

Du brauchst:

ein Anschreiben 1. Seite

eine weitere Seite, in der du kurz und tabellarisch, in der oberen Hälfte die Daten wie: Genre, Titel, Autor, Protagonist, Erzählperspektive, Ort/Zeit, Seitenzahl, Texterstellung und Fertigstellung etc. vorstellst.

Auf der selben Seite noch einen kurzen Handlungsstrang, darunter die Angabe der Zielgruppe, Aufteilung des Buches, Zusammenfassung. Alles zusammen, nicht mehr als zwei bis drei Seiten. Je kürzer desto besser.

Und eine halbe Seite für die Kurzvita, das war es schon im Groben. Dann hängst du dem Exposé ca. 20 Seiten Text an. Den Rest übernehmen die Agenten!


Gruß
Gurke

[hwg]

In den rund 50 Jahren, die ich hauptberuflich im
Schreibergewerbe tätig bin, habe ich noch nie ein
Exposé verfasst, da es vom Verlag nicht verlangt
worden ist. Ich schreibe auch keine 500-Seiten-
Wälzer .

@ Soundso:  Da das Manuskript einen geringen
Umfang hat, ist eine Kurzfassung wahrscheinlich
gar nicht zweckmäßig. Überlege Dir ein kurzes Vor-
wort auf der ersten Ms.-Seite, das auf den Inhalt
neugierig macht.

[Biografie3]

Was macht dein Buch? Ich habe deinen Beitrag gelesen über deine Frage, wie man ein Exposee zu einer Autobiographie schreibt. Ich habe gerade das gleiche Problem! Allerdings hast du schon vor vielen Jahren geschrieben 2014. Es würde mich interessieren, was aus deinem Projekt geworden ist. Vielleicht möchtest du ja auch schreiben, wie es dir gesundheitlich geht. Mein Buch befasst sich auch mit der Psychiatrie.

[Pickman]

Soundso war zuletzt online am 29.05.2014.