xXx oder der bittere Geschmack der Freude

[k.]

Letztens dachte ich an Anja, die ich traf
wie zwischen abfahrenden Zügen, sie war
vergeben, dann doch nicht, aber Abende
blieben Abende. Oft nur steckt der eine Satz mir in der Brust
und im Ohr,  dass Erfolg nichts ist
als die Zuflucht der Versager.

Oft gehe ich umher wie betrunken abends und vor allem
Nachts, rufe stumm
mir wieder ins Gedächtnis: Alex,
die gesagt hat, dass sie mich noch liebt,
aber nur zu 70% und der Rest gehört
jemandem. Eine Alexandra traf ich wieder, diesmal
war sie brünett und sprach von uns
bis Sie dann heimging mit einem Weinhändler.

Aber auch Glück hat es gegeben, dass mir das Herz fast
gesprengt wurde, sich verteilt hat an allen Stellen
wo deine Hände gewandert sind über meine Haut.
Letzlich aber würde ich wetten gegen mich,
wenn es heißt ist das der Mann
deiner Träume, der Mann für den man geht (wohin?), letzlich
bin ich einfach lieber zynischer Abschaum als wertloser Dreck.

[Nina]

lieber k.,

dein gedicht gefällt mir sehr, ich finds sehr, sehr gut. ich habe es gelesen und dachte: mal sehen, wohin es führt, wohin er es schreibt, wohin es sich selbst schreibt. ich finds gut, wie du es gemacht hast.
deine sprache wirkt natürlich, das mag ich gern, das ungekünstelte, und wie du es aus dem leben heraus (oder aus den gedanken darüber) in diese verse gepackt hast. "steckt der eine satz mir in der brust", das ist ein hammergeiler satz. danke dafür. klasse.
ich mag den blick auf das beschriebene, es ist "einfach runtererzählt", bzw. wirkt so. diese verwirrnisse von bindung und nichtbindung, und kommst zu interessanten deutungen des erfahrenen. ich finde, du hast das hier wunderbar in verse gebracht. danke dafür. die letzte zeile ist mir etwas zu hart, dennoch, wenn du es so haben möchtest, dann steht es so da, wie es da steht.

liebe grüße
nina

[finis]

hi k.

ich sehe das wie nina. an zwei stellen ist die grossschreibung etwas verrutscht, ist mir noch aufgefallen, ansonsten gefällt mir das - nur der letzte vers
der steht für mich etwas fremd im gedicht, durch die härte, die keiner der anderen beobachtungen innewohnt.

ist jetzt die frage: ob genau das den letzten vers wichtig macht, weil es die einzige stelle ist, an der das lyrische ich sich wortwörtlich (an bzw.) gegen sich selbst wendet, die einzige stelle unabhängig von einem du. ist natürlich deine entscheidung - wie nina auch sagte - dadurch verschiebt sich das verhältnis zwischen lyrischem ich und den wechselnden a.s noch einmal rückblickend, vielleicht ist gerade das gut, vielleicht ist es fremd.
nur ein paar gedanken.

wirklich schönes gedicht, die worte und szenen sind gut gewählt und erlauben einen blick unter das bild.

liebe grüsse
f.

[k.]

Liebe Nina,

vielen Dank für dein Lob, freut mich sehr, wenn es dir gefallen hat und die Ver- und Entwirrungen des Erzählten dich auf eine interessante Reise abgeholt und mitgenommen haben. Tatsächlich ist die letzte Zeile eine Art nachträglicher Einfügung, die eigentlich aus einem ganz anderen Text stammt. Ich habe nach einem Abschluss gesucht, der ein richtiger Tusch ist und da kam mir das wieder ins Gedächtnis, irgendwie schien es zu passen, 100% sicher bin ich mir aber auch nicht, ob es nicht zu hart ist.

liebe grüße
k.

[k.]

hi f.

vielen Dank, freut mich ebenfalls sehr. Du hast Recht, das Lektorat, leider nie meine Leidenschaft gewesen.

Absolut, der letzte Vers ist dem Gedicht fremd, bin allerdings auch sehr ambivalent, ob gerade dieser Bruch das Gedicht nochmal auf eine andere Ebene hebt, den Leser am Ende nochmal zurückgehen lässt in den Text, aber dann mit einem anderen Blick. Oder ob der Satz einfach etwas zu fremd wirkt, wie hingestückelt, ich denke der Text wird ruhen müssen und in ein paar Monaten kann ich das vielleicht entscheiden.

Danke dir nochmal, es freut mich, wenn meine Texte noch Anklang finden, da ich lange nicht geschrieben habe.

liebe grüße
k.