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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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22.11.2018 18:36 Was ist für euch digitales Verlegertum? von lyrx
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Habe nun, ach! Mathematik,
Informatik und Wirtschaftswissenschaften,
Und leider auch Germanistik
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
[...]
Mich plagen Skrupel und Zweifel,
Fürchte mich vor Hölle und Teufel -
Es ist mir alle Freud’ entrissen,
[...]
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab’ ich mich dem Verlegertum ergeben,
Ob mir durch andrer Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu schreiben brauche, was ich nicht weiß;
[...]
Schau’ alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu’ nicht mehr in eignen Worten kramen.
So stehe ich also da, mit einer Domäne, zwei neuen Webseiten, beide nackt und bloß, und nur ich bin da, sie mit Inhalt zu füllen. Das wird nie funktionieren! Meine eigene Intuition verrät mir auch, das selbiges auch nicht unbedingt meiner Natur, meinem Wesen entsprechen würde. Ich liebe die Vielfalt, eine Vielfalt, die ich unmöglich alleine schaffen kann.
Deshalb hier die Frage, ob aus Eurer Sicht Bedarf an (yet another) Publikations-Platform besteht, mit einer besonders offenen und rein auf das Digitale zielenden Ausrichtung. Rein digital bedeutet für mich, dass kein bedrucktes Papier gehandelt werden soll, dass stattdessen überhaupt erst diskutiert und erarbeitet werden soll, wie und was veröffentlicht werden kann.
Ich liebe die Diskussion! Deshalb rufe ich hinaus in die Tiefen des Buchstaben-Universums:
Kann es eine Publikation geben, neben der konventionellen Publikation?
Digital Publishing ist nur ein Schlagwort. Ich will es für mich und für andere mit Leben füllen. Es soll machbar werden. Es soll näher an den Autor gerückt werden. Ein klassischer Verleger nimmt dem Autor die Last des Publizierens ab. Ein digitaler Verleger sollte ihm den Krampf mit der Technik auch noch abnehmen.
Die Möglichkeiten des digitalen Publizierens ändern sich ständig. Von einem Paradigmenwechsel zu reden, wäre ein Euphemismus. Blockchain-Technologie hat das Potential, eine ganze neue Form der Veröffentlichung über bezahlte bzw. bezahlbare einzelne Seiten hervorzubringen.
Wie wird das geschehen, und wann wird es geschehen?
Diese Fragen will ich mit anderen zusammen beantworten.
Ich habe die Werkzeuge. Habt Ihr das Material?
Etwas weniger blumig ausgedrückt:
- Zwei leere Websites
- Die Idee, daraus eine experimentelle Publikations-Platform zu machen.
Fühlt sich wer angesprochen?
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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22.11.2018 18:48
von Abari
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Hey,
mit Sicherheit besteht da Bedarf. Du könntest als Affiliate sogar daran partizipieren...
Ob Du da einen Goethe aus den Angeln heben kannst, weiß ich nicht. Das scheint Dir ja ein bisschen vorzuschweben, insofern Du den Faust heranziehst.
Ich wäre da schon interessiert. Denn nichts ist schwieriger geworden, als im überfüllten Netz gefunden zu werden.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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22.11.2018 20:03
von Lapidar
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im Prinzip besteht sicherlich Bedarf... wenn ich mir Digital Publisher angucke, sind die recht schnell gewachsen... Ich denke es ist ja nicht nur der Krampf mit der Technik, sondern auch noch das Marketing...
Lektorat, Design und und und... Welcher Autor wäre nicht glücklich, wenn er sich damit nicht rumärgern müsste.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5457 Wohnort: OWL
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22.11.2018 21:00
von Willebroer
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Abari hat Folgendes geschrieben: | Denn nichts ist schwieriger geworden, als im überfüllten Netz gefunden zu werden. |
Das Schwerste ist doch: Überhaupt gesucht zu werden.
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8672 Wohnort: Bayern
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23.11.2018 13:12 Re: Was ist für euch digitales Verlegertum? von Merlinor
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lyrx hat Folgendes geschrieben: | Digital Publishing ist nur ein Schlagwort. Ich will es für mich und für andere mit Leben füllen. Es soll machbar werden. Es soll näher an den Autor gerückt werden. Ein klassischer Verleger nimmt dem Autor die Last des Publizierens ab. Ein digitaler Verleger sollte ihm den Krampf mit der Technik auch noch abnehmen.
Die Möglichkeiten des digitalen Publizierens ändern sich ständig. Von einem Paradigmenwechsel zu reden, wäre ein Euphemismus. Blockchain-Technologie hat das Potential, eine ganze neue Form der Veröffentlichung über bezahlte bzw. bezahlbare einzelne Seiten hervorzubringen.
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Hallo lyrx
Digital Publishing ist mehr als ein Schlagwort. Es existiert in mannigfaltigen Formen: Es verbindet unterschiedliche Darstellungsformen, von der Schrift, über Bild und Ton, bis hin zum Film. Es umfasst verschiedene Bereiche wie zum Beispiel E-Books, sozial Media, Webseiten, Blogs und Videos. Es organisiert diese in unterschiedlichen sozialen oder Kommerziellen Netzwerken und Strukturen.
Kurz: Es ist sehr lebendig und facettenreich aufgegliedert und es wächst in rasanter Geschwindigkeit. Auf die eine oder andere Weise hat jeder von uns bereits seinen persönlichen Anteil daran, sei es als Konsument oder als Mitwirkender. Alleine die Tatsache, dass ich hier einen Beitrag verfasse und absende, macht mich zum Mitwirkenden in einem bestimmten Bereich digitalen Publizierens.
Mit Sicherheit sind in diesem weiten Feld aber auch neuartige Organisations- und Vertriebskonzepte denkbar. Es schreit förmlich nach Innovation, nach neuen Ideen, Technologien und Methoden.
Du schreibst: "Blockchain-Technologie hat das Potential, eine ganze neue Form der Veröffentlichung über bezahlte bzw. bezahlbare einzelne Seiten hervorzubringen."
Das Thema "Blockchain" ist derzeit in aller Munde, Bitcoin und andere Kryptowährungen feiern große Erfolge. Ich kann mir durchaus vorstellen, dieses Prinzip auf die eine oder andere Weise für den Bereich digitalen Publizierens anwendbar zu machen. Allerdings sehe ich als Laie nicht, welche Denkmodelle sich hier anbieten. Es ist Deine Aufgabe als Fachmann, auf Basis dieser Technologie das Modell einer Plattform zu entwickeln und dann konkret vorzustellen, welche Inhalte über diese Plattform auf welche Art und Weise verteilt bzw. vertrieben werden können.
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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23.11.2018 17:31
von lyrx
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(Seitenbemerkung: Das Zitat von Max Planck finde ich genial!)
Die Spezies IT-Experte ist recht ungeeignet, ihre Technologie in die Anwendungen hinein zutragen. Das wird mit der Blockchain laufen, wie es seinerzeit mit dem Atom gelaufen ist: Die zu tief ins Atom geschaut haben, sind am Ende hinein gefallen. Heute haben wir die Atombomben und die Atomkraftwerke, aber wir haben längst begriffen, dass wir nicht die physikalischen Formeln begreifen müssen, um die Dimensionen und die Auswirkungen zu erfassen.
Wer denkt schon dran, dass vielleicht irgendwo in einem AKW grade Atome gespalten werden, während er den Stecker seines Föns in die Steckdose steckt, um sich die Haare zu föhnen?
Die Anhänger der Blockchain-Technologie befinden sich alle grade in der Ausnüchterungszelle. (Hype-Phase: Ernüchterung) Wenn sie wieder raus kommen, werden sie vielleicht etwas Nützliches zustande bekommen.
An dieser Stelle muss ich erneut die Analogie zur Steckdose bemühen: Damit der Föhn seine Arbeit tut, ist der Stecker in die Steckdose zu stecken. Das ist eine recht einfache Tätigkeit. Sie erfordert wenig intellektuelle Fähigkeiten. Einen ähnlichen Anspruch sollte man auch an die Blockchain-Technologie stellen, wenn es darum geht, Texte zu veröffentlichen und sich dafür bezahlen zu lassen. Leider sind wir davon noch ein gutes Stück entfernt. Ich denke aber trotzdem, dass es sich lohnt, sich mit dem Thema zu beschäftigen und insbesondere darüber zu diskutieren.
Die Internet-Recherche zum Thema liefert immer wieder einen neuen status quo. Was zum Teufel hat es beispielsweise mit dem Basic Attention Token auf sich? Wer deren FAQ liest, dem sträuben sich die Haare, weil er so wenig versteht, und er wird sich wünschen, er hätte sie diese Haare nicht so lange und ausgiebig trocken geföhnt …
(Zweite Seitenbemerkung: Auch die Innovation macht manchmal kleine Schritte. In diesem Forum zum Beispiel ist die Foren-Software veraltet, womöglich auch überteuert. Wäre da nicht vielleicht schon Vieles möglich, würde auch nur in diesem Bereich Neues gewagt werden?)
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 23.11.2018 17:56
von Rübenach
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lyrx hat Folgendes geschrieben: |
(Zweite Seitenbemerkung: Auch die Innovation macht manchmal kleine Schritte. In diesem Forum zum Beispiel ist die Foren-Software veraltet, womöglich auch überteuert. Wäre da nicht vielleicht schon Vieles möglich, würde auch nur in diesem Bereich Neues gewagt werden?) |
sorry für off-topic, aber da geht mir jetzt der Hut hoch. Uahlst du irgendwas für die Benutzung dieses Forums? Wirst du durch aufdringliche Werbung genervt? Wird von dir verangt, dich ständig beim Forenbetreiber für sein Engagement zu bedanken?
Nein?
Wieso mutmaßt du dann irgendeinen Unsinn über die Kosten?
zum anderen Punkt:
Natürlich ist die Forensoftware überaltert. Das ist das Problem jeder Software, die über einen längeren Zeitraum an die besonderen Bedürfnisse eines doch recht speziellen Zwecks angepasst wird. Ich vernute, dass hier im Forum so viele selbstgestrickte Features stecken, dass es nur im erheblichstem Aufwand gelingen kann, eine modernere Software zu benutzen. Zumal es keinen Anlass dafür gibt, da die vorhandene ja funktioniert.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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23.11.2018 18:14
von Murmel
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Ach, überaltet ist so ein Wort in der IT …
Zu deiner Frage: Ich habe keinen Bedarf nach noch einer Digitalen Platform. Vielleicht hätte ich sie, wenn sie mir deutliche Gewinne garantierte. Ich bin mir sicher, dass sich die Lesegewohnheiten und das passende Angebot weiter entwickeln werden, aber ob man das alles noch fördern muss ist die zweite Frage. Ich überlasse das den Jungen, denen, die sich noch für Unbezwingbar halten.
PS: Die Forensoftware erfüllt ihren Zweck. Ihr Besitzer hat mit Software Entwicklung zu tun, weiß, was er macht. Er verlangt kein Geld von uns, nicht wie andere. Er kann, wenn wir ihm zu sehr auf die Nerven gehen, auch den Laden dicht machen.
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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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23.11.2018 18:14
von lyrx
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Nein, ich fühle mich durch die Werbung nicht gestört, und mir ist bewusst, dass in einem über zehn Jahre alten Forum eine unglaubliche Menge an Arbeit steckt, und womöglich umfangreiche Anpassungen, deren Wert kaum zu überschätzen ist. Und schon gar nicht wollte ich irgendwelche Arbeit, die hier andere aus idealistischen Gründen und unentgeltlich geleistet haben, kritisieren.
Ich kann mir gut vorstellen, wie viel Arbeit dahinter steckt!
Ich habe gelesen, es geht für das Forum zunächst um Fixkosten von um die 260 Euro. Ist das die Foren-Software, oder das Hosting, oder beides zusammen?
Dennoch: In meinem Beitrag geht es ja um digitales Publizieren, und da ist eine Forensoftware natürlich auch interessant. In wie weit kann die Forensoftware neue Entwicklungen aufnehmen und fördern? Darf man diese Frage stellen?
P.S.: Mir ist auch klar, dass die Migration der Forensoftware ein riesiger Aufwand wäre, es wäre teuer, sehr arbeits- und zeitintensiv und gefährlich. Also wäre es kaum machbar. Das ist klar. Dennoch finde ich, Ihr solltet in eurem eigenen Interesse immer wieder überlegen, wie es weiter gehen könnte ...
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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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23.11.2018 20:24
von lyrx
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Wenn mir langweilig ist, mache ich zum Beispiel folgendes: Ich greife mit dem Mauszeiger die rechte unter Ecke des Browsers und ziehe das Fenster kleiner. Beim dsfo werden dann die Zeilen automatisch neu umgebrochen, aber nur bis zu einem Minimum. Offenbar gibt es eine Minimalbreite, in der das Forum noch vernünftig dargestellt werden kann. Danach haben die Zeilen eine fixe Länge. Ohne diese Begrenzung würde vermutlich das Seitenlayout durcheinander gewürfelt werden.
Am Desktop und am Laptop ist das kein Problem. Was ist mit dem Mobiltelefon?
Das Mobiltelefon ist ein nicht zu unterschätzendes Lesegerät. Durchaus empfehlenswert für kurze Texte aller Art. Mobile first! heisst das Schlagwort.
Wer also im Forum schreiben will, wird sich nicht groß stören, denn der braucht ja eine Tastatur. Schreiben am Mobiltelefon geht nicht (Obwohl dem Vernehmen nach schon ganze Romane am Mobiltelefon geschrieben worden sind. In Chinesisch!)
Würden wir aber das Forum auch als ein mögliches Medium für digitales Publizieren sehen – würden wir es dahingehend weiter entwickeln wollen – würden wir auf diesem Wege Text anbieten oder gar vermarkten wollen – was dann?
Für jede Form des digitalen Publizierens wäre doch ein Forum ein guter Einstieg. Ich versuch’s doch auch gerade. Was aber tun, wenn die Forensoftware nicht mitspielt?
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8672 Wohnort: Bayern
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24.11.2018 16:39
von Merlinor
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Hallo lyrx
Ich stimme Dir zu, dass die *Blockchain-Technologie* ihren Weg machen wird. Der grundsätzliche Denkansatz ist ja überaus sinnvoll. Viele Entwickler arbeiten an Anwendungen und ich gehe davon aus, dass Blockchain-Systeme bereits heute (neben den Kryptowährungen) auch in einigen "konventionellen" digitalen Verwaltungs- und Bezahlsystemen ihren Dienst tun. In Entwicklerkreisen scheint die Blockchain ein Mega-Thema zu sein und Startups mit Anwendungsideen sprießen zur Zeit wie Pilze ans Licht. Zumindest habe ich diesen Eindruck gewonnen. Eine „Phase der Ernüchterung“ sehe ich da eigentlich nicht, es sei denn, jemand erhofft sich, mittels Blockchain schlagartig eine grundsätzliche Revolution der digitalen Organisationsstrukturen auszulösen. Die grundlegende Idee funktioniert und ein mächtiger Trend zur Dezentralisierung digitaler Architekturen ist angeschoben. Das sollte genügen.
Ob und wann dieser Trend auch einfache Strukturen wie die Software unseres Forums verändern wird, ist derzeit schwer abzusehen. Hier würde es vordringlich darum gehen, einen Weg zu finden, Blockchain-Elemente nahtlos in die bestehende Softare-Achitektur einzufügen. Für kleine nichtkommerzielle Foren wie das DSFo sehe ich allerdings zur Zeit nur eine geringe Notwendigkeit, diesbezüglich überhaupt tätig zu werden.
Im Bereich des Affilate-Marketing in sozialen Netzwerken, auf Webseiten, Blogs oder Video-Plattformen sehe ich hingegen eine große Zukunft für die Blockchain. Ich denke allerdings, wie oben bereits angedeutet, dass daran von den großen Playern am Markt und darüber hinaus von unzähligen in den Startlöchern stehenden Newcomern bereits intensiv gearbeitet wird. Einige Ideen sind wohl schon umgesetzt und weitere Implementierungen sind in naher Zukunft zu erwarten. Von den meisten werden die Anwender aber nur wenig Konkretes bemerken, weil sie überwiegend im organisatorischen Untergrund wirken.
Ob und in welchem Ausmaß Blockchain-Lösungen die kommerziellen Verteilwege des digitalen Publizierens verändern werden, bleibt abzuwarten. Hier sind durchaus Lösungen denkbar, die in eine Umgehung der großen Verteilplattformen münden könnten. Das verspricht also spannend werden.
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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24.11.2018 18:59
von lyrx
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Genau!
Vielleicht ist Blockchain eines Tages so weit, dass gewissermaßen "von außen" eine Bezahlfunktion in ein Forum wie dieses eingebettet werden kann, ohne dass die Software hierzu verändert werden muss. Ich könnte mir das schon vorstellen.
Aber leider ist das noch Zukunftsmusik, und es kann auch keiner voraus sagen, wie so eine Lösung künftig aussehen wird.
Was den momentanen Reifegrad angeht, Merlinor, da hast Du noch etwas unrealistische Vorstellungen: So weit sind wir noch nicht, dass das in vielen Bezahlsystemen oder gar im Banking schon einen festen Platz hätte. Hat es nicht. Wir sind im Hype-Zyklus gerade auf dem Weg nach unten, ins Tal der Enttäuschungen. Ich warte gespannt darauf, wenn es wieder nach oben geht, denn das wird bestimmt passieren. Nur leider kann niemand genau sagen, wann das sein wird, und wie die Welt dann aussehen wird.
Ich persönlich bin (Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust) zwischen zwei Polen hin- und hergerissen: Einerseits die Technikbegeisterung, die ja leicht in all zu naiven Technikoptimismus umkippen kann. Andererseits die Freude am Kreativen und an der Sprache. Für euch ist letzteres vermutlich das Eigentliche: Es geht darum, Geschichten zu erzählen und die dann zu verkaufen. Auch diese Welt finde ich unglaublich spannend.
Also kann es für mich nur darum gehen, beides zu verbinden.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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24.11.2018 21:44
von Abari
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OT!: Hey,
ich kann für mich nur sagen, dass ich die Arbeit, die in das Forum gepumpt wird, sehr, sehr schätze. Die Möglichkeiten einer 12 Jahre alten Software abzuschätzen obliegt mir nicht; aber die Arbeit, die von den Betreibern, allen voran Boro, geleistet wurde und wird, ist in Zeiten großer CyberspaceAngriffen nicht hoch genug einzustufen. Natürlich hätte ich "Wünsche" genug, habe auch schon meine Mitarbeit anderswo angeboten, aber meine Mittel dbzl. sind denkbar klein.
Mir bietet das Forum eine Arbeitsatmosphäre in Laborsituation an, die mir sicher erscheint. Fernab von nervigen Bannern, aufploppenden Fenstern etc. kann ich hier vor allem an Texten arbeiten, was ja letztlich Sinn und Zweck des Ganzen ist. Ich denke zwar, dass irgendwann eine mobilphonefähige Seite vor mir steht, aber ich werde bestimmt nicht mich hinter den Entwicklern mit einem Spamwall verschanzen und dann sie dazu auffordern, schneller zu werden/ zu machen. Denn wie schrieb Boro sinngemäß irgendwo? Hier sitzt niemand mit der Knarre am Kopf da und wird zum Schreiben gezwungen. Auch die Entwickler nicht.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2009 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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24.11.2018 23:29
von agu
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Servus,
auch noch mal off-topic - zum Forum, bzw. der Software:
Nachdem ich beruflich auch aus einer Ecke komme, in der man es a) enorm fancy findet, alle Naselang eine neue Webtechnologie als Rettung der Welt auszurufen (bei der es sich meistens unter der Oberfläche doch wieder nur nur um alten Sch*** neu aufgeschäumt und mit ein paar neuen Klicki-Bunti-Gimmicks handelt) und b) totaaaaal fasziniert von den tollen, neuen, bunten, voll responsive designten Websites ist, die deshalb programmierseitig so komplex sind, dass sie auf der Hälfte aller Devices nicht oder nur bescheiden laufen, weshalb inzwischen alle gleich aussehen (nämlich wie ne iPhone Standard-App), weil alle die gleichen Templates wiederverwenden (da sich sonst kein Mensch mehr das Webdesign leisten kann) und dabei Traffic erzeugen, dass einem schlecht wird, weil sie von 25 verschiedenen Google, Github und sonstwo Servern Schriften, Icons, Kommentarkomponenten, Analytics-Tools und weiß der Teufel noch was dynamisch ziehen (doof das, wenn einer dieser Server mal ausfällt, oder das Zeug runternimmt) ... tja, deshalb finde ich dieses Forum, rein technisch gesehen, absolut geil.
Es ist auf angenehme Weise minimalistisch, konzentriert sich auf das, worum es beim Schreiben geht, nämlich Text, funktioniert super, egal auf welcher Platform. Man findet alles, was man braucht, auf einen Klick. Wird nicht genervt durch zig blinkende, in Footern, Headern oder Marginal-Spalten durchlaufende Widgets, die einen darüber informieren, welcher der DSFO-Freunde gerade on- oder offline ist, oder einen Beitrag über grün getüpfelte Eichhörnchen kommentiert hat, oder das Bedürfnis verspürt, ein Foto von der Katze auf seinem Schreibtisch zu posten.
Und zum Thema "die Zeilen brechen nach einem Drittel der Browserfenstergröße nicht mehr um". Oh Gott!! Das ist sehr schlimm! Katastrophe!! Der User könnte spontan erblinden, und dann hat er nicht mal das richtige animierte GIF zum Einfügen, um seinen Unmut hinreichend multimedial auszudrücken! Sorry, aber who the f*** cares. Ich lese dieses Forum am PC, am iPad und auf dem Handy, und habe mich bisher noch nicht durch veraltete User-Experience abgeschreckt gefühlt.
Hiermit möchte ich eine Lanze brechen für den funktionalen Minimalismus dieses Forums. Ich liebe das. Ich finde es toll. Kudos für die, die es technisch am Laufen halten, sowieso.
Liebe Grüße,
Andrea
PS. Entschuldigung für den spontanen Gefühlsausbruch, ich will niemandem zu nahe treten.
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2009 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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25.11.2018 00:32
von agu
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Ich gleich noch mal (dieses Mal in-topic) :
Zum Thema digitale Publikations-Plattformen - wie Merlin schon schreibt, gibt es in diesem Bereich unglaublich viel. In den letzten 5-7 Jahren sind gefühlt tausende digitale Plattformen aus dem Boden geschossen, die das komplette Spektrum des bezahlten und unbezahlten Publizierens in allen möglichen Facetten abdecken.
Um ganz oben anzufangen - es gibt inzwischen eine gigantische Infrastruktur des digitalen Bücherverkaufs (aka eBooks und Print on Demand), auf der sich sowohl die digitalen Imprints der Verlage als auch hunderttausende von Selfpublishern tummeln. Amazon und die Tolino-Buchshops sind dabei die größten; daneben gibt es zig kleinere Digital-Shops, die sich alle mit den unterschiedlichsten Strategien um die Futtertröge drängeln. Manche versuchen sich als Leser-Forums-Plattform mit angebautem Shop zu etablieren, andere über besonders gut aufgemachte Leseproben, wieder andere über allerlei Algorithmen, die ihre Nutzer mit mal mehr, meistens weniger treffenden Leseempfehlungen zu beglücken. Bezahlmöglichkeiten: vielfältig, von konventionell bis experimentell. Pro Buch, pro gelesener Seite, pro Kapitel, bei Gefallen... ernüchternde Erkenntnis: Die Masse der zahlungswilligen Leserschaft ballt sich bei den großen Anbietern, und zwar vornehmlich da, wo der Preis billig ist. Kindl spricht alle Geiz-ist-Geil-Anhänger an und bei Tolino kaufen die, denen das Kindle-Angebot zu schrottig ist.
Dann gibts die große weite Welt der der wenig oder gar nicht bezahlten Publikationen, wo auch wieder zig Autoren versuchen, eine Leserschaft für ihre Texte zu finden.
Die bezahlen dann meistens mit Likes oder freundlichen Kurzrezensionen. Von reinen Publikationsplattformen bis zum gemischten Autoren-Leser-Forum mit direktem Feedback bis hin zu Textarbeit ist alles vorhanden. Es gibt auch experimentelle Formate, bei denen die Texte in kleinen Schnipseln veröffentlicht werden - populär bei jungem Zielpublikum mit Smartphones. Oder Formate, bei denen die Leser per Abstimmung entscheiden, wie die Story weitergeht. Oder wo mehrere Autoren Fortsetzungen aneinanderreihen, immer kapitelweise.
Ich will niemanden in seinem Elan bremsen, aber mir fällt fast nichts mehr ein, was es nicht schon gibt. Etwas ernüchternd (gleichwohl nicht überraschend) ist außerdem, dass in diesem bunten Wildwuchs letztlich die gleichen Mechanismen wirken, wie in jedem anderen Markt auch.
Die große Masse ballt sich bei wenigen Platzhirschen, die übrigen 98% der Plattformen teilen sich ein paar abgefallene Krümel vom Kuchen. Die Platzhirsche wiederum sind in der Regel Angebote, hinter denen große, finanzkräftige Konzerne stehen, die die Sichtbarkeit mit ausreichend Werbeetat auf eine kritische Masse pushen, und dann dreht sich das Rad von selbst. Mir fällt keine einzige kleine Plattform ein, die da mithalten könnte. Und zwar schon allein, weil sie nicht gefunden werden. Die, die das erste Jahr überleben, sichern sich kleine Nischen, die haben dann ein paar hundert User oder Besucher, und die Hälfte davon sind die Autoren. Von denen wiederum vier Fünftel Texte anbieten, bei denen man den Lesern keinen Vorwurf machen kann, dass sie sie nicht lesen möchten.
Und zum Thema Blockchain und neuen Möglichkeiten der Veröffentlichung:
Da sehe ich nur sehr bedingt einen Zusammenhang.
Diverse Bezahlmethoden, auch für sehr kleinteilige Transaktionen, gibt es jetzt schon - PayPal & Co. sind mittlerweile ausreichend verbreitet und sehr komfortabel in der Bedienung. Trotzdem kauft kaum ein Leser einzelne Seiten. Das Konzept wurde immer wieder mal (erfolglos) ausprobiert, aber es scheitert nicht an der Bezahlmethode, sondern am Unwillen der Käuferschaft, Geld für kurze Schnipsel zu bezahlen. Amazon, mit ihrer gigantischen Kundenbasis, hatte mal testweise die Möglichkeit im Angebot, eBooks nach gelesenen Seiten zu bezahlen. Sie dachten, es wäre eine super Idee, weil dann ja die Leute Geld sparen würden, wenn ihnen ein Buch nach 10 Seiten nicht gefällt und die Kunden ihnen deshalb die Bude einrennen müssten. Ist aber nicht passiert. Wollte keiner. Flatrate dagegen (also Abo mit Zugriff auf den ganzen Buchpool) funktioniert, und jetzt werden im Hintergrund die Autoren der Bücher nach gelesenen Seiten über die Ausschüttungen aus einem entsprechenden Fonts bezahlt. Ohne dass der Leser überhaupt was davon mitbekommt.
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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preusse Reißwolf
Beiträge: 1292 Wohnort: Bayern
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25.11.2018 13:00
von preusse
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Murmel hat Folgendes geschrieben: |
PS: Die Forensoftware erfüllt ihren Zweck. Ihr Besitzer hat mit Software Entwicklung zu tun, weiß, was er macht. Er verlangt kein Geld von uns, nicht wie andere. Er kann, wenn wir ihm zu sehr auf die Nerven gehen, auch den Laden dicht machen. |
Und das wäre echt schade.
_________________ Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
Das Banner des Löwen, 11/2015
Der Pirat - ein Francis-Drake-Roman, 07/2016
Der Herr der Bogenschützen, 08/2017
Der Sohn des Löwen, 03/2019
Der Herzog von Aquitanien, 11/2019
Die geteilten Jahre, 09/2019
Der englische Löwe, 12/2020
Sie nannten ihn Cid, 11/2021
Jack Bannister - Herr der Karibik, 11/2022 |
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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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25.11.2018 14:37
von lyrx
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Ich habe mir insbesondere den Beitrag von @agu mit Interesse durchgelesen, freue mich und lerne neues.
Die Situation stellt sich also "unübersichtlich" dar: Es gibt ein paar global player, insbesondere wohl Amazon. Die anderen picken die Brosamen auf, trotz vieler neuer Ideen. Das erinnert mich an Marx: Akkumulation des Kapitals. Wenige haben das Szepter in der Hand und kontrollieren den Markt. Wir haben also eine Monopolisieriung. (Aber nein, ich bin kein Kommunist.)
Mit der Cloud-Infrastruktur von Amazon habe ich mich übrigens anlässlich des Aufsetzens meiner Wordpress-Seiten beschäftigen müssen. Diese Cloud hat ja zunächst nichts direkt mit dem Publishing-Sektor zu tun, aber sie ist in jeder Hinsicht äußerst beeindruckend. Amazon hat hier neben der Shopping-Platform ein gigantisches Backbone des Internet geschaffen. Bedienung und Konfiguration sind alles andere als einfach, erfordern eine Menge Wissen und Einarbeitung. Das ist also nichts für jedermann, der schnell mal dies oder jenes auf die Beine stellen möchte.
Es ist aber offensichtlich, dass hier einer gigantische Heerschar von Softwareentwicklern am Werk war, um ein eine äußerst mächtige Infrastruktur zu schaffen. Also hat Amazon sehr, sehr viel vom Gewinn auf diesem Weg reinverstiert. Ich habe mal gelesen, dass dieser hohe Anteil an Reinvestition Teil der Strategie ist. Unmöglich für kleinere Player, hier auch nur ansatzweise mitzuspielen. Die Cloud hat der Mammon geschaffen, und der Mammon herrscht alleine darüber.
Mir gefällt es aber nicht, dass der Mammon im digitalen Publishing alleine regiert. Muss das so sein?
Ich glaube nicht! Ich hatte schon von den Hype-Phasen gesprochen. Dann wissen wir ja auch, dass viele scheinbar gute Ideen im Laufe der Zeit auf der Strecke bleiben. Das gilt natürlich auch im Blockchain-Umfeld. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir hier in einer Phase leben, in der sich etwas herauskristallisieren wird. Und dabei wird es nicht nur, kam Ende womöglich überhaupt gar nicht mehr um Technologie gehen.
Zurück zu dem, von dem wir ursprünglich ausgegangen sind. Will ich ein Buch kaufen, gehe ich in einen Buchladen und kaufe es. Eventuell gehe ich in eine Leihbibliothek. Womöglich bekomme ich auch ein Buch von jemandem geschenkt oder geliehen, der es selbst gekauft hat.
Das alles sind seit Jahrhunderten erprobte und bewährte Geschäftsmodelle. (Allerdings sind die Verdiener wohl im seltensten Fall die Autoren gewesen)
Was haben wir nun heute im digitalen Umfeld? Einen Wust unausgereifter Ideen, von denen keiner weiß, ob sie funktionieren werden.
Und die global players, die Wale, was haben die gemacht? Die haben letztlich versucht, die altbewährten Geschäftsmodelle rund um das Produkt Buch in die digitale Welt zu übertraben. Schon der Begriff eBook ist fragwürdig. Was soll das sein, ein eBook? Ist es viel mehr als der ungelenke Versuch, einen Begriff aus der physischen Welt ins Digitale zu übertragen. Was geschieht denn dabei mit all den Unterschieden zwischen einer Datei und einem über einen Buchrücken verbundenen Stoß gedruckten Papiers? Kann man diese Unterschiede wirklich so einfach in den Begriff eBook zusammen fassen und dann damit arbeiten, als sei nichts geschehen.
Nein, es wird etwas ganz anderes passieren. Da ich aber kein Hellseher bin, kann ich nicht sagen, wann und was.
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2009 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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25.11.2018 15:38
von agu
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lyrx hat Folgendes geschrieben: |
Was haben wir nun heute im digitalen Umfeld? Einen Wust unausgereifter Ideen, von denen keiner weiß, ob sie funktionieren werden. |
Das würde ich etwas differenzierter sehen.
Die letzten zehn Jahre wurde praktisch alles ausprobiert, was man sich überhaupt nur vorstellen kann. Zu Beginn dieser Phase war der Markt mitnichten von den Global Playern dominiert, sondern es herrschte eine gewisse Demokratie und Kleinteiligkeit. Danach passierte das, was immer passiert: Konsolidierung. Die erfolgreichsten Angebote haben überlebt, der Rest ist gestorben oder fristet ein Nischendasein.
Am Ende ist es nicht der große Monopolist, der der Leserschaft seine Geschäftsmodelle aufzwingt. Sondern es liegt an der Entscheidung der großen Masse, also der Käufer, was sich letztendlich durchsetzt. Und man muss sich leider bewusst machen, dass die Mehrheit nicht aus experimentierfreudigen, vielseitig interessierten und aller Innovation aufgeschlossenen Personen besteht, sondern aus Leuten, die den Weg des kleinsten Widerstands bevorzugen, mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne ausgestattet sind und deshalb Innovation nur in kleinen Dosen akzeptieren, und möglichst getarnt als nur minimale Verbesserung einer bereits etablierten Sache.
Es gab und gibt praktisch alle nur denkbaren Formen, Text an den Leser zu bringen. Manche davon haben sich als massentauglich erwiesen (eBook, Hörbuch), andere überleben in Nischen (Blogs, gemischte Autoren-Leser-Foren und alle möglichen Platformen zur schnipselweisen Konsumierung von Text), wieder andere sind so schnell gestorben, wie sie aufgetaucht sind, entweder weil sich kein interessierter Käufer fand, oder weil die Content Produktion so aufwändig und teuer ist, dass es sich nicht lohnt - das gilt vor allem für diverse Multimedia-Formate, wo Texte noch mit visuellen Elementen angereichert werden, aka animierte Multimedia-Bilderbücher, manchmal noch mit Ton. Aber jemand muss das alles produzieren, und dieser jemand will dafür bezahlt werden - was nur funktioniert, wenn anschließend Leute das Werk kaufen wollen. Wollten sie aber nicht.
So komplett disruptiv anders ist Textrezeption durch Digitalisierung aber nicht geworden, das ist richtig. Vor allem nicht bei Fiktion.
Bei wissenschaftlichen Texten, im Sachbuch-Bereich usw. sieht das anders aus. Allein die kleine Möglichkeit, Schlagworte auf andere Dokumente zu verlinken, hat das Recherche-System revolutioniert. Heute ist es so einfach wie nie zuvor, alle verfügbaren Informationen zu einem Thema zusammenzusuchen, miteinander zu vergleichen usw. ... die Herausforderungen sind nun eher, die schiere Menge der daraus resultierenden Infos wieder soweit einzudampfen, dass der Rechercheur nicht vier Jahre braucht, um sie alle zu lesen.
Und die Diskussionen um Bezahlsysteme, Speichersysteme usw. ... das sind technische Nebenkriegsschauplätze.
Die unterliegen wie alles andere auch einem beständigen Wandel, aber für die digitale Publikation ist es Jacke wie Hose, ob ich nun mit PayPal, Bitcoins, AmericanExpress, digitalen Kauri-Muscheln oder Nachbarschaftshilfe-Credits bezahle. Es ist auch wurscht, ob der digitale Text nun auf einer Amazon-Cloud liegt, oder auf dem Zuhause-Server von Onkel Hermann, der früher mal Systemadmin war (außer, dass der Download von Timbuktu aus dann vielleicht seeehr langsam ist).
Entscheidend ist hier das "Front End" - also wie der Text dem Leser präsentiert wird, und da sind die Möglichkeiten eben endlich.
Vielleicht gibt es in dreißig Jahren mal vollautomatisierte Trickfilm-Erstellungssoftware für den amitionierten Hobby-Autor, die aus einem Text mittels Inhaltsanalyse anschließend einen voll vertonten Animationsfilm macht. (Technisch wäre so was denkbar - aber da sind wir noch ein paar Jahre oder vielleicht auch Jahrzehnte von entfernt, damit da nicht nur dilettantischer Schrott rauskommt). Oder in hundert Jahren Text-to-Holodeck-Software. Wer weiß.
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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preusse Reißwolf
Beiträge: 1292 Wohnort: Bayern
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25.11.2018 17:38
von preusse
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agu hat Folgendes geschrieben: | |
Hat hier eigentlich schon mal jemand geschrieben: Welcome back, agu?
Ich jedenfalls freue mich, wieder fundierte Beiträge von dir zu lesen.
_________________ Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
Das Banner des Löwen, 11/2015
Der Pirat - ein Francis-Drake-Roman, 07/2016
Der Herr der Bogenschützen, 08/2017
Der Sohn des Löwen, 03/2019
Der Herzog von Aquitanien, 11/2019
Die geteilten Jahre, 09/2019
Der englische Löwe, 12/2020
Sie nannten ihn Cid, 11/2021
Jack Bannister - Herr der Karibik, 11/2022 |
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lyrx Schneckenpost
Alter: 58 Beiträge: 10 Wohnort: Zürich
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25.11.2018 19:28
von lyrx
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Salut agu,
ich hab mir mal Deine Homepage angesehen. Demzufolge gehörst Du genau zu meiner Zielgruppe, aber nicht in dem Sinne, dass ich Dir und anderen Autoren/Autorinnen etwas zu verkaufen versuche, was ich als Produkt in der Tasche habe.
Worum es mir vielmehr geht, ist, herauszufinden, was Ihr euch wünscht, was euch fehlt, welche Möglichkeiten ihr gerne hättet, die ihr momentan vielleioct noch nicht habt, die ihr aber für möglich haltet. Ich habe mich ja nicht ganz zufällig in der Rubrik Agenten, Verlage und Verleger einsortiert.
Vermutlich ist diese Frage schwer zu beantworten, und deshalb finde ich solche Diskussionen sehr spannend. Sie führen zu mehr Klarheit. Da haben mir die bisherigen Beiträge in diesem Thread schon geholfen.
Deine Homepage zum Beispiel enthält Buchvorstellungen, ein Autorenporträt, weiterführende Links und Leseproben. Kaufen kann man bei
(Dann gibt es noch bol.de, aber das kann ich von dsfo.de aus offenbar nicht verlinken)
Die Seite fungiert also als Einsteiger und verweist auf Shops und weiter führende Informationen. Ich will das auf keinen Fall in irgend einer Weise kritisieren. Es ist professionell gemacht und ich kann nicht beurteilen, wie weit es funktioniert. Ich vermute stark, dass es funktioniert, dass man vielleicht sogar davon leben kann.
Auf der anderen Seite sacken natürlich immer die Shops das Geld ein, und der Autor steht dann ganz am Ende der Verwertungskette. Er kriegt, was übrig bleibt. Oder sehe ich das falsch?
Ich kann nur fragen, versuchen, mein Wissen zu erweitern. Ist das alles gut, so wie es ist, oder hast Du/habt ihr eine Idee, wie das besser sein, wie es mehr zu Deinem/Eurem Vorteil sein könnte?
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2009 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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25.11.2018 19:40
von agu
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preusse hat Folgendes geschrieben: | agu hat Folgendes geschrieben: | |
Hat hier eigentlich schon mal jemand geschrieben: Welcome back, agu?
Ich jedenfalls freue mich, wieder fundierte Beiträge von dir zu lesen. |
Dankeschön
Ich freue mich auch, wieder hier zu sein, und über den Willkommensgruß gleich doppelt!
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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25.11.2018 20:00
von Lapidar
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hin Lyrix,
nun... wenn du deine Bücher dirket an den Leser bringst, dann musst du dich steuerlich anders aufstellen. Oder hast du was anderes im Sinn?
Da gibt es zum Beispiel das Autorenprogramm
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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