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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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D 31.05.2017 22:40 Sagte, fragte, ergänzte ... Wie geht ihr damit um? von Damelo
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Moin,
ich versuche mal zu formulieren, was ich mit der Überschrift meine.
Ich tue mir beim Dialogschreiben immer schwer mit den "Sprechverben" (gibts dafür nen eigenen Ausdruck), also:
"Schönes Wetter heute!", sagte Henriette.
"Ja da hast du recht", erwiderte Hermann.
Ich finde es oft irgendwie unschön immer wieder die gleichen Verben zu wiederholen, gleichzeitig macht es ja auch irgendwie wenig Sinn, sich krampfhaft verschiedene Sprachverben zu überlegen, nur, damit es sich nicht immer wiederholt.
Wozu ich aktuell neige ist, auf solche Sprechverben komplett zu verzichten und durch Kommentierungen, Gedanken etc. klar zu machen,w er spricht. Ich bin mir dabei aber auch nicht ganz so sicher, ob das die Sache besser macht.
Ich würde z.B. lieber schreiben
"Schönes Wetter heute!" Und wieder würde Henriette eine belanglose Unterhaltung mit ihm führen, während die wichtigen Dinge ungesagt blieben.
"Ja da hast du recht." Warum sah er sie schon wieder mit diesem treudoofen Blick an?
Was haltet ihr davon bzw. wie haltet ihr es bei Dialogen?
Das Beispiel ist jetzt auf die Schnell aus den Fingern gesaugt, also nicht unbedingt am konkreten Inhalt aufhängen.
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Corydoras Klammeraffe
Alter: 39 Beiträge: 751 Wohnort: Niederösterreich
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31.05.2017 22:48
von Corydoras
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Ich verstehe die Frage jetzt nicht. Ist das nicht eh die übliche Vorgehensweise?
_________________ I'm not a king. I am just a bard. |
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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31.05.2017 23:14
von nothingisreal
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Damelo hat Folgendes geschrieben: |
Oder meinst du, es quasi komplett zu vermeiden, ist ohnehin Standard und alles andere schlechter Stil? |
Wer sagt denn sowas?
"Was hältst du von der Inquit-Formel?", fragte Damelo.
Nir überlegte kurz. "Ich benutze sie oft, aber nicht zu oft."
"Wie meinst du das?"
"Na ja, mal benutze ich sie, mal benutze ich eine Beschreibung, damit der Leser weiß, was der Sprecher macht, mal auch Gedanken des Protas, aus dessen Sicht es geschrieben wurde. Wenn zwei Personen mit einander länger reden, kann man auch ab und zu auf alles verzichten."
"Und bei drei?"
Kann er sich das nicht selbst denken? "Da wird es natürlich schwieriger. Da muss man fast immer die Inquitformel oder eine Beschreibung oder einen Gedanken oder irgendwas in der Art benutzen."
Gast Eins kommt dazu. "Also wenn wir zum Beispiel alle drei mit einander sprechen würden?"
"Ja", sagte Nir. "Sonst wird es schwer für den Leser herauszufinden, wer was sagt. Es gibt einen Trick, den man aber sehr selten angewendet werden sollte. Weißt du, welchen ich meine, Damelo?"
"Die angesprochene Person beim Namen zu nennen?"
"Genau. Und hier noch einer: Ich hätte jetzt extra erwähnen können, dass die Nir die Antwort gegeben hat, aber da der Leser weiß, dass sie den Schlaumeier spielt, ist das nicht notwendig. "
"Und wenn ich ‘genau’ gesagt hätte?", fragte Gast Eins.
"Dann müsste man entweder die Inquitformel oder eine Beschreibung oder etwas Ähnliches hinzufügen. "
"Welche Tricks gibt es noch?", fragte Damelo.
"Zum Beispiel, wenn jemand in einer Szene immer das gleiche sagt."
"Alles Unsinn!" Gast Zwei betrat den Raum.
"Wenn jetzt Gast Zwei immer wieder ‘Alles Unsinn’ sagen würde, wüsste man als Leser eigentlich, dass Gast Zwei spricht, ohne dass der Autor das extra erwähnen muss."
"Alles Unsinn!"
"Aber wenn ich es plötzlich sage?", wollte Gast Eins wissen.
"Dann musst du gekennzeichnet werden!", sagte Damelo.
"Ganz genau. Übrigens: Da dieses Mal nicht ich den Schlaumeier gespielt habe, musste man ebenfalls erwähnen, dass es Damelo gesagt hat."
"Alles Unsinn!" Damelo schüttelte den Kopf. "Alles Unsinn."
"Du sagst es!", sagte Gast Zwei. "Alles Unsinn."
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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31.05.2017 23:31
von nothingisreal
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Damelo hat Folgendes geschrieben: | Danke für die anschauliche Beschreibung! Wahrscheinlich macht man einige der Kunstgriffe schon automatisch beim Schreiben, aber ich denke, dass ich mir nochmal exemplarisch ein paar Dialoge von mir vornehmen werde. Ich hab den Eindruck, dass ich extrem oft Gedanken des Protagonisten einbaue, um Inquit-Formeln zu vermeiden und befürchte, dass das auf Dauer dann eher dem Lesefluss schadet. |
Das kann man nicht vom Weiten beurteilen. Stell doch mal eine dialoglastige Szene hier rein (zehn, fünfzehn Zeilen). Du kannst ja wichtige Infos, die sozusagen zu viel verraten von der Story, kürzen oder ersetzen durch unwichtige oder irgendwie anders verändern, falls du dich dabei unwohl fühlst, alles so wie es ist, hier zu posten. Aber wenn du uns ein Beispiel gibst, könnte man dir vielleicht sagen, wo du ansetzen könntest.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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01.06.2017 00:16
von Tjana
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben: |
"Was hältst du von der Inquit-Formel?", fragte Damelo.
Nir überlegte kurz. "Ich benutze sie oft, aber nicht zu oft."
"Wie meinst du das?"
"Na ja, mal benutze ich sie, mal benutze ich eine Beschreibung, damit der Leser weiß, was der Sprecher macht, mal auch Gedanken des Protas, aus dessen Sicht es geschrieben wurde. Wenn zwei Personen mit einander länger reden, kann man auch ab und zu auf alles verzichten."
"Und bei drei?"
Kann er sich das nicht selbst denken? "Da wird es natürlich schwieriger. Da muss man fast immer die Inquitformel oder eine Beschreibung oder einen Gedanken oder irgendwas in der Art benutzen."
Gast Eins kommt dazu. "Also wenn wir zum Beispiel alle drei mit einander sprechen würden?"
"Ja", sagte Nir. "Sonst wird es schwer für den Leser herauszufinden, wer was sagt. Es gibt einen Trick, den man aber sehr selten angewendet werden sollte. Weißt du, welchen ich meine, Damelo?"
"Die angesprochene Person beim Namen zu nennen?"
"Genau. Und hier noch einer: Ich hätte jetzt extra erwähnen können, dass die Nir die Antwort gegeben hat, aber da der Leser weiß, dass sie den Schlaumeier spielt, ist das nicht notwendig. "
"Und wenn ich ‘genau’ gesagt hätte?", fragte Gast Eins.
"Dann müsste man entweder die Inquitformel oder eine Beschreibung oder etwas Ähnliches hinzufügen. "
"Welche Tricks gibt es noch?", fragte Damelo.
"Zum Beispiel, wenn jemand in einer Szene immer das gleiche sagt."
"Alles Unsinn!" Gast Zwei betrat den Raum.
"Wenn jetzt Gast Zwei immer wieder ‘Alles Unsinn’ sagen würde, wüsste man als Leser eigentlich, dass Gast Zwei spricht, ohne dass der Autor das extra erwähnen muss."
"Alles Unsinn!"
"Aber wenn ich es plötzlich sage?", wollte Gast Eins wissen.
"Dann musst du gekennzeichnet werden!", sagte Damelo.
"Ganz genau. Übrigens: Da dieses Mal nicht ich den Schlaumeier gespielt habe, musste man ebenfalls erwähnen, dass es Damelo gesagt hat."
"Alles Unsinn!" Damelo schüttelte den Kopf. "Alles Unsinn."
"Du sagst es!", sagte Gast Zwei. "Alles Unsinn." |
Das ist genial, Nir! So sollten Schreibratgeber mal schreiben erklären!
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Corydoras Klammeraffe
Alter: 39 Beiträge: 751 Wohnort: Niederösterreich
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01.06.2017 00:45
von Corydoras
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Prinzipiell passt dein Beispiel, zwei Dinge nur:
"Ey voll geil, ich hab hier Wi-Fi." Sophie kramte in ihrer Handtasche nach dem Handy, fischte es mit zwei Fingern heraus und fuhr routiniert in einem Zickzack Muster über das Display. "Bestimmt will der wissen, ob wir schon gelandet sind."
"Der Nächste bitte!", rief eine der Figuren im Glaskasten. Sie griff ihre Reisetasche, ging auf den Uniformierten zu und reichte ihm Ausweis und den Zettel.
"Ihr erstes Mal hier?"Hier musst du einen Absatz machen. Sonst ist der Sprecher und der "Nicker" dieselbe Person. Sie nickte. Und hier der nächste Absatz.Er betrachtete sie einen Moment und warf dann einen Blick in ihre Papiere. Hier dafür dann keiner.
"Herzlich willkommen!"
Während er dies sagte, Würde ich streichen, unnötig.ließ er schwungvoll den Stempel auf eine der noch leeren Seiten ihres Ausweises knallen. Sie warf dem Mann am Schalter ein breites Lächeln zu und griff ihre Tasche.
"Der Nächste bitte!"
_________________ I'm not a king. I am just a bard. |
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1270 Wohnort: Wiesbaden
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Ruyi Leseratte
Beiträge: 149 Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt
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01.06.2017 12:55
von Ruyi
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Nothingisreal hat das aber schön zusammengefasst
Rainer Prem hat Folgendes geschrieben: | a) Dialogbeiträge der Figuren nicht zu Monologen werden lassen sollte. Spätestens nach dem zweiten Satz wird wohl immer einer der anderen Anwesenden etwas zu bemerken haben. |
Ich muss dabei meistens aufpassen, dass die Einwürfe der Anwesenden nicht nur Fragen sind, sonst liest sich das schnell wie ein nerviges Verhör. Ansonsten können Bemerkungen auch generell irgendwelche nonverbalen Reaktionen sein wie stummes Nicken.
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stift01 Gänsefüßchen
S Alter: 51 Beiträge: 24
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S 01.06.2017 15:40
von stift01
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Interessantes Thema da lese ich mal mit.
Wolfgang
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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D 01.06.2017 15:54
von Damelo
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Corydoras hat Folgendes geschrieben: | Prinzipiell passt dein Beispiel, zwei Dinge nur:
"Ey voll geil, ich hab hier Wi-Fi." Sophie kramte in ihrer Handtasche nach dem Handy, fischte es mit zwei Fingern heraus und fuhr routiniert in einem Zickzack Muster über das Display. "Bestimmt will der wissen, ob wir schon gelandet sind."
"Der Nächste bitte!", rief eine der Figuren im Glaskasten. Sie griff ihre Reisetasche, ging auf den Uniformierten zu und reichte ihm Ausweis und den Zettel.
"Ihr erstes Mal hier?"Hier musst du einen Absatz machen. Sonst ist der Sprecher und der "Nicker" dieselbe Person. Sie nickte. Und hier der nächste Absatz.Er betrachtete sie einen Moment und warf dann einen Blick in ihre Papiere. Hier dafür dann keiner.
"Herzlich willkommen!"
Während er dies sagte, Würde ich streichen, unnötig.ließ er schwungvoll den Stempel auf eine der noch leeren Seiten ihres Ausweises knallen. Sie warf dem Mann am Schalter ein breites Lächeln zu und griff ihre Tasche.
"Der Nächste bitte!" |
Danke, das leuchtet ein! Ich bin grad froh nachgefragt zu haben. Ich muss immer wieder feststellen, dass ich intuitiv manche Sachen mache, ohne mir genauere Gedanken zu den Konzepten dahinter gemacht zu haben. Das klappt dann oft einigermaßen gut, aber wäre wahrscheinlich noch besser und vielleicht auch einfacher, wenn ich mir die Konzepte klarer machen würde (so wie jetzt hier )
Das mit den Monologen und Fragen finde ich auch ne wichtige Anmerkung. Ich bin ein Fan von kurzen Einwürfen, Reinreden etc. weil mein Eindruck ist, dass das sehr häufig in realen Dialogen/Diskussionen passiert
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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01.06.2017 22:50
von nothingisreal
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@Tjana udn Ruyi: Danke
Rainer hat Folgendes geschrieben: |
a) Dialogbeiträge der Figuren nicht zu Monologen werden lassen sollte. Spätestens nach dem zweiten Satz wird wohl immer einer der anderen Anwesenden etwas zu bemerken haben. |
Das würd ich so nicht unterschreiben. Das wäre ja schrecklich. Dann wären Fantasybücher doppelt so lang
Ich finde, es hängt von der Situation ab. Wenn eine Figur beispielsweise ihre Lebensgeschichte erzählt, dann dauert es nun mal länger. Der Zuhörer darf, muss sogar unterbrechen, aber bitte nicht nach jeden zweiten Satz, sondern bei wichtigen Dingen. Das können auch ruhig Gedanken sein.
Ich finde es ganz schrecklich, wenn der eine einen Monolog hält und die Figur, aus dessen Sicht es geschrieben ist, keinerlei Emotionen zum Gesagten hat.
Zitat: | b) die Inquit-Formel (oder eine andere Variante) nicht zu spät kommen lassen darf. Wenn man sich als Leser durch einen langen Satz wühlen muss, um zu erfahren, wer denn nun spricht, leidet der Lesefluss. Meine persönliche Regel: Wo würde ich als Sprechender Luft holen? |
Das ist ein wichtiger Punkt, gebe ich dir absolut recht. So früh wie möglich, vor allem, wenn mehrere Personen in der Szene drin sind.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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